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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.06.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140623029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-23
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Oteustas, 23. Juni 1914.Leipziger Tageblatt.Nr. 314. Sdenü-Llusgave. Seite 3. marschieren und so einem sehr fühlbaren plötzlichen Klimawechsel ausgesetzt werden. Unter diesen Ver hältnissen darf man also mit Fug und Recht un gewöhnlich interessante Gebirgsübunaen erwarten, deren Kriegsmäßiakeit nur noch durch ihre ungeheure Schwierigkeiten übertroffen werden. Deutsche» Reich. * Ein neuer -andelssachverständt-er siir Kanada. Die Retchsregierung hat soeben einen Handelssach» verständigen für Kanada ernannt, der im Herbst diese» Jahre» seine Tätigkeit beginnen wird. Er wird dem neuen Generalkonsulat in Montreal zu» geteilt werden. Die steigende Bedeutung Kanadas auf dem Weltmarkt und die von Jahr zu Jahr wachsenden deutschen Handelsinteressen haben es not» wendig erscheinen lassen, einmal das bisherige Kon sulat in Montreal in ein Generalkonsulat umzu wandeln und diesem außerdem einen Handelssachver» ständigen beizugeben. Damit steigt die Zahl der Handelssachverständigen bei Kaiserlichen Konsular» behörden auf 14; es sind gegenwärtig Handelssach verständige bereits tätig in New Park (2 Herren), Rio de Janeiro, Buenos Aires, Caracas, Johannes burg, Jokohama, Kalkutta, Petersburg, Schanghai, Singapore, Sydney und Tientsin. Ferner wirken bei den Konsulaten in Buenos Aires, Chicago, Kapstadt, Petersburgs Rom und Stockholm land- und forstwirt schaftliche sachverständige. Und schließlich ist noch ein technischer Sachverständiger für China berufen. * Der deutsche Botschafter Fürst Lichnowsky verläßt laut „B. T." am Donnerstag London für zehn Tage, um als East des Kaisers an der Kieler Woche teilzunehmen. * Der VIII. Deutsche Arbeitsnachwetskongreß findet am 2. und 3. Oktober d. I. in Stuttgart statt. An Vorträgen sind vorgesehen: „Berufs beratung und Lehrstellenvermittlung, Vermittlung Mindererwerbsfähiger wie aus Heilstätten und Straf anstalten Entlassener, Arbeitsvermittlung und Be rufswechsel" und als Hauptthema des zweiten Tages „Arbeitsnachweis und Arbeitslosigkeit. Am 1. Ok tober findet die Mitgliederversammlung des Ver bandes Deutscher Arbeitsnachweise statt. — Die erste Generalversammlung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit (deutsche Abteilung der internationalen Vereinigung) findet am 1. Ok tober d. I. in Stuttgart statt. Beigeordneter Dr. Most-Düsseldorf wird einen Vortrag über ver schiedene Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit halten. * Der Wirkt. Geh. Rat Hamm in Köln, früher Oberreichsanwalt in Leipzig, vollendet morgen sein 75. Lebensjahr. Hamm erfreut sich trotz seines hoben Alters noch großer körperlicher und geistiger Frische und greift gern in alle juristischen und politischen Streitfragen des Tages ein. Hamm ist Mitglied der nationalliberalen Partei. * Der Wehrbeitrag der deutschen Städte. Die „Rhein.-Westf. Ztg." veröffentlichte dieser Tage eine Liste der Wehrbeitragsleistungen deutscher Großstädte und knüpfte daran einige allgemeine finanzpolitische Erwägungen. Da diese Liste nur 28 von den 48 Groß städten enthält, läßt der Aufsatz keinen durchaus ein wandfreien Schluß zu. Wir werden auf den Wehr beitrag der deutschen Städte näher eingehen, wenn die endgültigen Ergebnisse aus sämtlichen Groß städte vorliegen. * Vertagung des ersten Luxemburg-Prozesses. Der gegen Frau Dr. Rosa Luxemburg aus den 27. Juni vor dem Reichsgericht anberaumte Termin ist auf den 22. Oktober vertagt worden. * Nochmals vom „Kaufe" des Großglockner. In den unter vieler Ueberschrift in der heutigen Morgen nummer veröffentlichten Aufsatz hat sich ein Druck fehler eingeschlichen. Auf der vorletzten Zeile des letzten Abschnittes muß es statt „Paß wege natür lich „Pasterze" heißen. Ausland. Gefterreich-Ungarn. * Die böhmischen Ausgleichsverhandlungen. Bei der zweiten Besprechung der deutschen und der tschechischen Vertreter im Palais Nostiz in Prag erklärten sich die deutschen Parteien bereit, zur Beratung einer Abänderung der Landes ordnung Vertreter zu ernennen und auch die Sprachenfrage zur Verhandlung zu ziehen. Dies sollte in einem Ausschüsse geschehen, der aus Vertretern der beiden Nationalitäten Böhmens im Reichsrate zusammenzusetzen sei. Zur Ernennung dieses Ausschusses müßte der Reichsrat alsbald ein» berufen werden. Die Vertreter der Tschechen nahmen die Erklärung zur Berichterstattung an ihre Parteien entgegen. Zrankreich * Ein Unterstaatssekretär für die französischen Kolonien in Afrika. Auf Grund des Vorschlages des Ministerpräsidenten und des Ministers des Aeußern Vioiani wird der neuernanntc Unter staats sekret är Abel Ferry sich u. a. mit allen inter nationalen Fragen zu befassen haben, die die afri kanischen Besitzungen und die Schutz gebiete Frankreichs betreffen. Abel Ferry gilt insbesondere als ein guter Kenner der ma rokkanischen Verhältnisse. In kolonialen Kreisen hofft man, daß der Vorschlag Vivianis der erste Schritt zur Schaffung eines eigenen Ministeriums für Nordafrika lein wird, das die Angelegen heiten von Tunis, Algerien und Marokko umfassen würde. * Der Besuch de» russischen Admirals Russin. Nach einer Meldung aus Toulon wird sich der Ches des russischen Marinegeneralstaües Russin morgen in Begleitung des französischen Marincgeneralstabschefs Pivet an Bord des Panzerschiffes „Courbet" ein schiffen, um insbesondere den Schießübungen der Kriegsflotte an der Küste von Korsika und sodann mehreren Flottenmanövern in der Nähe von Toulon beizuwohnen. Es heißt, daß auch der frühere Botschafter in Petersburg und ehemalige Marineminikter Delcasl« an Bord des Panzer schiffes „Voltaire" den Manöver» beiwohnen wird. * Da» böse Beispiel der Frau Caillaux. Der Deputierte von St. Mihiel (Maasdepartement), Tihöry, hat gegen einen Gymnasiallehrer der Stadt Strafanzeige erstattet, weil dieser in einem Drohbriefe erklärt hatte, er habe seine Gattin nur mit Mühe davon abhalten können, Tihery dasselbe Schicksal zu bereiten, welches dem Direktor des „Figaro", Gaston Lalmctte, zuteil wurde. * Eine Interpellation über die geflüchteten Fremdenlegioniire. Der Deputierte für Algier, Houb6, teilte dem Ministerpräsidenten und Mi nister des Aeußercn mit. daß er ihn über die Flucht zweier F r c in d c n l c g i o n ä r c an Bord eines deutschen Postdampfers interpellieren werde. Mr-arttiaiaa. * Der Kri«g»»i»ister Goneral Beltz ist von feine« U«t< »nrLEOetretrn. Sitzung -es llreisausschusse». Leipzig. 23. Juni. Unter Vorsitz des Geheimen Regierungsrates Dr. Ayrer als Vertreter des beurlaubten Kreis- Hauptmannes v Burgsdorfs wurde heute mittag im Sitzungssaale der Kgl. Kreishauptmannschaft eine öffentliche Sitzung des Kreisausschusses abgehaltcn und mir der Genehmigung der Uebernahme des Vorsitzes im Landespensionsoerbande sächsischer Ge- metnden durch Bürgermeister Schicke rt in Leisnig eingcleitet. Hierauf wurde die Wahl eines weiteren Mitgliedes und Stellvertreters für den Verwaltungs ausschuß für die Mobiliarversicherung bei der Brand- versichcrungskammcr vorgenommen. Die Bezirks grenzenveränderung zwischen der Amtshauptmann- schast Leipzig und der Stadtgemeinde Leipzig und den Amtshauptmannschaften Döbeln und Meißen wurde befürwortet, ebenso die Errichtung einer Freibank für Canitz mit Rittergut und Schwarzroda, Pochra mit Vorwerk ohne Bedenken genehmigt. Weiter lagen dem Kreisausschuß die Gesuche des Bernhard Stöhn um Genehmigung zur Abhaltung öffentlicher alltäglicher Tanzmusik im „Tanzpalast" auf dem Gelände der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914, des Restaurateurs Ernst Winkler — Parkrestaurant — in Wolkenburg um Genehmigung zur Abhaltung öffentlicher Tanzmusik am 2. und 4. Sonntag jedes Monats im Sommerhalbjahr, des Gastwirts Robert Büttner — Tivoli — in Leipzig um Genehmigung öffentlicher Tanzmusik an allen Sonn- und Mon tagen, des Schankwirts Fritz Hey de in Leipzig um Genehmigung zur Abhaltung öffentlicher Tanzmusik auf der Sonderausstellung „Der Student" der Bugra an jedem Freitag, des Gastwirts Otto Schumann in Leipzig um Genehmigung zur Abhaltng täglicher Tanzveranstaltungen in Verbindung mit Trocadero- Vorstellungen in seiner Wirtschaft Hotel Pologne, des Schankwirts Hermann Arndt — Ausstellungs- warte — in Leipzig um Genehmigung zur Ab haltung öffentlicher Tanzmusik an einem Werk tage der Woche, des Schankwirts Heinrich Dümpel — Terrasse — in L.-Kleinzsckwcher, um Genehmigung zur Abhaltung öffentlicher Tanz musik an allen Freitagen an Stelle der für die Mon tage erteilten Erlaubnis vor. Von diesen wurden die Eingaben Winkler, Arndt abgelehnt, das Gesuch Schumann bedingungsweise für Val2 bis ^4 Uhr auf die Zeit der Dauer der Bugra gutgeheißen. Ein Gesuch der Theaterdirektorin Lina verw. Richter in Kamenz um Erlaubnis zur Veranstal tung theatralischer Vorstellungen im Leipziger Re gierungsbezirk fand die Genehmigung des Kreisaus schusses, zumal da die Antragstellerin bereits von der Amrshauptmannschaft Bautzen eine Genehmigung für den Bezirk bis Ende 1914 besitzt. Wegen der vom Kupferschmied Karl Sittner in Borna geplanten Errichtung einer Kupferschmiedewerkstätte in der Nähe der Kirche faßte der Kreisausschuß nach 8 27 der Gewerbeordnung dahin seine Entschließung, daß der zur Werkstatt umgebaute Holzschuppen nur bei geräuschvoller Arbeit in Türen und Fenstern geschlos sen sein muß. Weiter wurde der Gemeindesteuerordnung der Stadt Oschatz, die allen Erfordernissen genügt, zu gestimmt. Die Stadt Mittweida gedenkt zur Deckung der Kosten für den Technikumneubau (140 000 Ut), Regulierung des Marktes (00000 .lt) und zur Errich tung einer Automobillinie nach Freiberg (40 000 -«) eine Anleihe von 250 000 gegen 4,2 Prozent Ver zinsung und 1,25 Prozent Tilgung aufzunchmen. Sie fand Genehmigung. Es schloß sich eine nichtöffent liche Sitzung an. Kerbt uns gepicht. —o Gera, 22. Juni. Jahrhundertfeier als Schulunterricht. Eine wich tige Entscheidung gab das Oberlandesgericht in Jena. Das Landgericht in Gera hatte acht Triedeser Einwohner in Geldstrafen genommen, weil sie ihre Kinder von der in Triebes am 18. Oktober 1913 veranstalteten Jahrhundertfeier, die die Schul behörde in Triebes angeordnet batte, zurückgehalten hatten. Gegen das Urteil hatten die Verurteilten bei der letzten Instanz, dem Oberlandesgericht, Re vision eingelegt. Das Oberlandesgericht verwarf die Revision als unbegründet und führt dabei aus, daß nachgewiesen sei, daß die Schulfeier den Angeschul- digten rechtzeitig bekannt gegeben worden sei, sie hätten die Kinder nicht ohne genügende Entschuldi gung von der Schule fern halten dürfen, weil die Jahrhundertfeier als Schulunterricht aufzufassen war. Der Schulunterricht sei nicht örtlich auf die Schul stube und auch nicht zeitlich auf die festgesetzten Schulstunden beschränkt. So sei z. B. der Besuch eines Museums oder andere Veranstaltungen, für die Gesamtheit der Kinder von der Schulleitung veran staltet, als Schulunterricht gleich zu achten. «k. München, 22. Juni. Den Vater getütet. Unter der Anklage des Mordes an seinem eigenen Vater hatte sich vor dem hiesigen Schwurgericht der 25 Jahre alte Michael Sim et zu verantworten. Der Angeklagte lebte mit seinem Vater in der letzten Zeit im Streit, und zwar aus dem Grunde, weil der 47 jährige Vater die Absicht hatte, noch einmal zu heiraten. Er hatte sich auch schon mit einer 27 Jahre alten Buch halterin in München verlobt. Der Sohn, der das Anwesen des Vaters in Perchting übernehmen wollte, sollte dem Vater eine größere Abstandssumme zahlen, über die sich beide nicht einigen konnten. Eines Tages im Rovember vorigen. Jahres wurde der alte Timet in seiner Scheune erhängt auf gesunden. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß der Mann freiwillig in den Tod gegangen sei. Die Leichenöffnung ergab jedoch, daß Simet erdrosselt und erst dann aufgehängt worden sei Als vermut- licher Täter wurde der Sohn in Haft genommen. Er legte auch bald ein Geständnis dahin ab, daß er mit dem Vater in Streit geraten und in Notwehr, um dessen Angriffe abzuwehren, den Vater am Halse ge packt habe. Als er dann von ihm abließ, habe er zu seinem Schrecken sehen müssen, daß er sich nicht mehr rübrte. Um einen Selbstmord vorzutäuschen, habe er dann den Vater nusgehängt. Bei dieser Darstellung blieb der Angeklagte bei feiner Vernehmung, obwohl er bei einer jpäterenVernehmung inderUntersuchungs- haft eingestanden hatte, den Vater vorsätzlich und mit Üeberlegung getütet zu haben. Die (beschworenen sprachen den Angeklagten nur des Totschlags schuldig, worauf ihn der Gerichtshof zu lebenslänglichem Bucht haus und dauerndem Verlust der bürgerlichen Ehren rechte verurteilte. M. Gladbach, 23. Juni. Zu lebenslänglichcm Zuchthaus verurteilt. Tas hiesige Schwurgericht verurteilte den Metzgergesellen Hahn aus Hülscheid zu lebenslänglichem Zuchthaus. Hahn hatte in Gemeinschaft mit dem flüchtigen Schriftsetzer Völkers nach einem Einbruch in die Wohnung des Kaplan» Rondholz dessen Haushälterin ermordet. KetzteUachrichlrn Ein Danktelegramm des König». Dresden, 23. Juni. Der Könighat von Eydt - kühnen aus folgendes Telegramm an den Zaren gerichtet: Im Begriffe, den Biden Rußlands zu veklassen, drängt es mich, Eurer Majestät nochmal» von gan zem Herzen für den glänzenden Empfang und die ebenso großartige wie liebenswürdige Gast freundschaft, die Eure Majestät mir in so gnädiger Weise bereiter haben, zu danken, Ich nehme unvergeßliche Eindrücke an die Tage in Rußland mit mir, die mir eine der schönsten Er innerungen meines Lebens bleiben werden. Friedrich August. General ». Horn f. München, 23. Juni. Der frühere Kommandie rende General des lll. Armeekorps, Frhr. von Horn, ist im Alter von 60 Jahren gcstorben. Das englische Geschwader in Kiel. (Eigener Drahtbericht.) Kiel, 23. Juni. Das unter dem Kommando des Vizeadmirals Warrender stehende englische Geschwader ist heute morgen 9s,4, Uhr im hiesigen Hafen angekommcn. Es begrüßte die deutsche Flagge mit 21 Salutschüssen, die von den Strandbatterien er. widert wurden. Die Schiffe werden einige Tage im Hafen verweilen. Einigkeit zwischen Oesterreich und Italien, Wien, 23. Juni. Das „Fremdenblatt" bespricht die jüngsten Ausführungen der „Tribuna" und sagt: Die Versicherungen von derllebereinstimmung der Ansichten der Lonsulta und des Ballplatzes werdxn in Oesterreich-Ungarn gewiß überall an genehm berühren. In unserer Monarchie herrscht der rückhaltlose Wunsch, daß Albanien sich in vollster Unabhängigkeit und Freiheit nach seinen eigenen Bedürfnissen entwickeln möge. Jedermann ist hier davon überzeugt, daß das Einvernehmen zwischen unserer Monarchie und Italien die Vor aussetzung der Erfüllung dieses Wunsches ist. Wir begreifen daher, daß dort, wo man ein unab hängiges Albanien nicht will, Kundgebungen mit großer Freude ausgenommen wurden, die so lauteten, als ob Oesterreich-Ungarn und Italien uneins werden müßten. Ebenso klangen jene Stimmen natürlich allen wie Musik, die immer wieder auf einen Riß im Dreibund warten. Die Wirklichkeit zerstört, wie schon so oft, alle solche Hoffnungen. Oesterreich-Ungarn und Italien werden auch weiter hin in Albanien einig Vorgehen. Der Fürst hat bewiesen, daß Stürme seinen Mut nicht beugen. Oesterreich-Ungarn und Italien treten für ihn ein und finden dabei, wie sich gezeigt hat, auch das Wohl wollen anderer Mächte. Daß diese Grundtatsachen auch in der italienischen Presse konstatiert werden, wird dazu beitragen, Mißverständnisse zu verhindern und kühne Hoffnungen innerhalb und außerhalb Albaniens niederzudrücken. Die Befestigung von Durazzo. Durazzo. 23. Juni. Tie Regierung hat gestern eine Bekanntmachung erlassen, in der alle männlichen Personen von 14 bis 50 Jahren auf gefordert werden, sich heute zu stellen, um an der Vervollkommnung der Befestigung der Stadt mitzuarbeiten. Waffenschmuggel aus Montenegro nach Albanien. Wien, 23. Juni. Aus Skutari wird gemeldet: Da in der letzten Zeit festgestellt worden ist, daß aus Montenegro umfangreicher Waffen schmug gel nach Albanien zugunsten der albanischen Auf ständischen getrieben wurde, sind strenge Grenz maßnahmen gegen Montenegro verfügt worden. Serbische Unfreundlichkeiten gegen den österreichischen Thronfolger. Belgrad, 23. Juni. Die serbischen Konsu- latsvertrrter in Bosnien und der Herzego wina haben ihre Beteiligung an den Emp- sangsfeierlichkeiten des österreichischen Thron folgers bei dessen bevorstehenden Reise durch Bosnien abgelehnt. Mehrere serbische Konsu latsvertreter haben sich ihrer Repräsentationspflicht durch eine Reise nach Altserbien entzogen. Auch die in Bosnien ansässigen serbischen Geschäftsleute haben, wie aus Serajevo gemeldet wird, eine Beflaggung ihrer Häuser anläßlich der Landes- reise des österreichischen Erzherzogs abgelehnt. Einberufung serbischer Offiziere. Berlin, 23. Juni. Wie die Belgrader Zeitung „Odjel" erfährt, wurden die sich im Ausland auf haltenden serbischen Offiziere zu ihren Truppenteilen einberufen. Dasselbe Blatt er- fährt, daß an die serbischen Konsulate des Aus landes in den nächsten Tagen allgemeine Anweisung ergeht, den Heerespflichtigen der drei Jahrgänge 1888, 1889 und 1890 Gestellungsbefehle zu Heeres- übungen auszuhändigen. Abberufung der südamerikanischen Vermittler? Paris, 23. Juni. Einer Heraldmeldung au» New Port zufolge erhielten die Vertreter der drei südameritanischen Staaten den Befehl ihrer Regierungen zur Rückkehr von der Frie denskonferenz in Niagara Fall», sofern Nord amerika auf der Besetzung weiterer mexi» kanischer Häsen bestehe. Schwere Gewitter. Freiberg, 23. Juni. Gestern sind hier mehrere schwere Gewitter niedergeganaen. In der Stadt hat dec Blitz nachts mehrfach eingcschlagen. jedoch ohne zu zünden. In Hetzdorf bei Nieoer- fchöna wurde durch Blitzschlag das Anwesen des Wirtschafte ksitzers Keßler vollständig eingeäschert. Inventar und Vieh konnten gerettet werden. Abend» gegen 10 Uhr schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Heinrich Richter in Niederkolm- nitz und äscherte das Anwesen vollständig ein. Brandeuburg a. d. Havel, 23. Juni. In der vergangenen Nacht schlug bei einem äußerst hef tigen Gewitter der Blitz in die Kirche des Dor fes Ketzin a. d. Havel. Tas Gotteshaus brannte vollständig nieder. Sondershausen, 23. Juni. Von dem gestern nach mittag niedergegangenen Gewitter wurde auch die hiesige Stadt schwer betroffen. Besonders durch die starken Regengüsse wurden die Straßen überschwemmt Der Planplatz wurde völlig unter Wasser gesetzt. Gerstungen, 23. Juni. Im Werratal, in der Rhön und im Thüringer Wald ging gestern nachmittag nach vorhergegangenem Gewitter schwerer wolken- bruchartigcr Regen nieder, wodurch an den Feldern großer Schaden angerichtet wurde. Berndurg, 23. Juni. In der Nähe von Nienburg wurde gestern abend ein 40 Jahre alter Arbeiter von hier vom Blitz getroffen und getötet. Festnahme russischer Taschendiebe. (Eigener Drahtbericht unseres b.-Mitarbeiters.) Dresden, 23. Juni. Durch die Aufmerksamkeit eines Verkäufers auf dem hiesigen Hauptbahnhofe wurde die Verhaftung zweier russischer Taschendiebe hcrbeigesührt. Dem Verkäufer fiel es auf, daß seit mehreren Tagen zwei Russen und eine Russin sich häufig im Restaurant des Haupt, bahnhofes trafen unc» sich bei der Ankunft von V-Zügen Bahnsteigkarten lösten. Er machte die Polizei auf seine Wahrnehmungen aufmerksam und diese beobachtete, daß die drei wahrend des Aussteigens der Passagiere aus den Zügen die Gelegenheit benutzten, um Taschendieb stähle auszusührcn. Leider gelang cs nur. zwei von ihnen, die Frau und einen der Männer, sestzunebmen, wäh rend der Dritte im Bunde entkam. Unglück bei einer Feuerwehrübunq. Zwickau, 23. Juni. Beim 10jährigen Stiftung? fest der Freiwilligen Feuerwehr in Cainsdorf ereignete sich ein schwerer Unfall. Aus dem Festprogramm stand auch «ine Uedung der Wehr, u. a. Sturmangriff auf ein Haus. Als die Spritze angefahren kam, verlor sie die Deichsel. Da» Gefährt rollte, steuerlos geworden, die abschüssige Straße herab. Die Mannschaft stürzte herab. Zwei Mann, der Malermeister Kraft und der Signalist Meier, wurden erheblich verletzt. Kraft so schwer, daß er sofort ins Zwickauer Krankenstift ge bracht werden mußte. Die Festlichkeiten wurden so» fort abgebrochen. Ein grausiger Fund. (Eigener Drahtbericht) Berlin, 23. Juni. Das gestern in der Spree ge fundene Fraucnbein gehört, wie sich jetzt herausstcllt, zu dem Körper der vor einiger Zeit ermordeten Prostituierten Ehrhardt. Durch Anpassung des Beines an den Rumpf der Toten hat sich dies er-« geben. Der Tob des Schriftstellers Kräh«. (Eigener Drahtbericht.) Berlin, 23. Juni. Bei dem plötzlichen Tod des hiesigen Schriftstellers Krähe hanelt es sich nicht um Selbstmord. Die polizeiliche Untersuchung hat ergeben, daß Krähe einer Unvorsichtigkeit zum Opfer gefallen ist. Der neue Höllische Theaterdirektor. (Eigener Drahtbericht unseres Mitarbeiters.) Halle, 23. Juni. In geschlossener Sitzung stimmte heute das Höllische Stadtvcrordnetenkollegium dem Magistratsantrage zu, Leopold Sachse, den bisherigen Direktor des Stadttheaters in Münster, für fünf Jahre zum Direktor in Halle zu wählen. Sachse wird voraussichtlich die Sachsc-Oper in Berlin mit dem Hattischen Stadttheater, das nur im Winter spielt, verschmelzen. Ein Pariser Lheaterprozek. (Eigener D rah t be r i ch t.) Paris, 23. Juni. Mit großem Interesse sieht man in hiesigen Theaterkreisen dem Ausgang eines Pro zesses entgegen, den ein Impresario gegen den Baron Henri de Rothschild angestrengt hat. Der Impresario behauptet, von dem Baron das Älleinaufführungsrecht des von ihm ver faßten Stückes „Krösus" für England und die Bereinigten Staaten erworben zu haben. Der Baron de Rothschild soll aber dem daran geknüpften Ver trage nicht nachgekommen fein, und infolgedessen verlangt der Impresario eine Entschädigung von 500 000 .8. Der Prozeß wird vor der Pariser Zivil kammer zur Verhandlung kommen. Dav Urteil i't in etwa einer Woche zu erwarten. Der Untergang der „Empreß" vor Gericht. London, 23. Juni. Sunmeldungen aus Montreal zufolge beantragte der staatliche Vertreter der Unter suchungskommission in Sachen des Untergangs der „Empreß of Jreland" auf Grund der Tatsache, daß fast das gesamte S ch i f f s p e r s o n a l der „Empreß" sich gerettet hat, während Frauen und Kinder nicht zuerst in die Boote ausgenommen wurden, die Abgabe des Untersuchungsaktes an die Straf behörden des Kanadischen Staates. — Die Unter suchungskommission beschloß, zunächst die Aussagen der Geretteten einzuholen und die gerettete Mann schaft der „Empreß" als Zeugen vorzuladen. Daö Minennnflliick in Kanada. Quebec, 23. Juni. Die ra st losen Bergungs arbeiten in der von der furchtbaren Gruben katastrophe heimgesuchten Hillcrest Mine haben zu dem Erfolg geführt, da« fast alle Leichen ans Tageslicht geschafft werden konnten. Nach den noch fehlenden Opfern wird eifrig weiter gesucht. Nach träglub wird noch bekannt, daß 9 weitere Arbeiter gerettet werden konnte». Während der Bergungsarbeiten fand man eine Gruppe von 9 Bergleuten voll- ständig bewußtlos am Boden liegen. Man hielt sie für tot und schaffte sie zutage. Oben gab aber plötzlich einer von ihnen noch Lebenszeichen von sich, worauf sofort eine ärztliche Unter suchung sämtlicher Leute angeordnet wurde. Diese führte denn auch zu dem glücklichen Ergebnis, daß alle Bergleute wieder ins Leben zurück- gerufen werden konnten. Der Jubel ihrer Angehörigen war unbeschreiblich, die rührendsten Szenen spielten sich ab. Durch die wun derbare Rettung der neun Bergleute hat sich die Zahl der Todesopfer auf 18 9 ermäßigt. Im Montag fand unter ungeheurer Be- teiligung der Bevölkerung die Beerdigung von 150 Minenarbeitern statt. Die vorliegeude Ausgabe umsaßt 8 Seite». dauptschristleiter: Lr. V«r»tz SeUeatzer»«« (verreist). Verantwortlich« Schriftleiter: für Politik 4r. Ar«» Gii«ttz«r: für die Landellreitung tzöalttzer Gchimtzler: für Lei»»i,er und ':'-'ische 2ln^',- r-^itcn Arnold Aiinke: für «tunst und Aissru- ichair Er. Friedrich Lrdrecht: für Musik Sranitz: Sport und -diel i. V. ktto -atzm: Gericht g. H»ark«ltz: für die Siris»-, Bwcr» und Derkedr«;eiiu»n Lnvwi» Metzer. — tzstr den Ln»ei,enteil Veinr. Balser. Verla,: L«itzti»«r L«tze»la»t, chesellfckast mit deschrLnkter vastWK , Dmck: N»" * »Er»» - > GM, Ach b, LeßAt»
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