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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.06.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140624021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-24
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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/ INittwoq. 24. Junl lSl^. Braunschweig, Düsseldorf und Breslau. Sine ähn liche Notiz wurde schon einmal Anfang dieses Jahre« von Braunschweig au« verbreitet. Di« eingesessene Aerzteschaft der drei genannten Städte gehört aber geschlossen zum Leipziger Verbände, es kann sich also deshalb nur um solche Aerzte handeln, die während der Bertragsstveittgkeiten am Ende des letzten Jah re» nach diesen Städten von auswärts als sogenannte Nothelfer zugezogen waren. Dies« Nothelfer können aber nach dem zwischen den großen Organisationen der Krankenkassen und der Aerzte abgeschlossenen Vertrage, dem sogenannten Berliner Abkommen, als Kassenärzte so lange nicht zugelassen werden, bis sie sick» zu einem annehmbaren Betrage haben abfinden lassen. Der ganze Zweck des Verbandes unabhängi ger Kassenärzte kann deshalb nur der sein, im Gegen satz zu den Verbänden der Krankenkassen und Aerzte- verbände die Interessen der Nothelfer nach der Rich tung zu wahren, daß die Abfindungssummen mög lichst hoch ausfallen. Wie wir übrigens aus bester Quelle erfahren, handelt es sich bet dieser Gründung nur um einige wenige Aerzte, nicht etwa um alle Nothelfer." Ausland. Zrankrslch- * Die Verteilung der Plätze in der Kammer. Dio infolge des Antrags Groussier notwendig ge wordene N e u e i n t e i l u n g der Plätze in der Kammer hat bet zahlreichen Deputierten lebhafte Unzufriedenheit hervorgerufen. Insbesondere haben mehrere LinksrepubUkaner, Radikale und so zialistische Wilde, wie Briand, Millerand, Klotz, Barthou usw., Einspruch dagegen erhoben, das; die Kammerquästur ihnen Sitze auf der rechten Seite des Hauses angewiesen hat. * Der Streik der französischen Postangestellten. Unter den Pariser Postangestellte» herrschte schon seit einiger Zeit ein: Erregung, da der Senat die Erhöhung der Wohnungsentschädigung für Briefträger abgelehnt hatte. Diese ver anstalteten daher heute mehrere Kundgebun gen, die ziemlich leidenschaftlich wurden. Die Briefträger versammelten sich, mehrere hundert Mann stark, um ^7 Uhr abends am Hauptpostamt, wo sie die Abfahrt der Postwagen verhinder ten. Als Polizei einschritt, kam es zu einem Auf lauf. Zwei Briefträger wurden verhaftet, ein Po lizeiinspektor wurde geprügelt, die Polizei beamten mutzten sich zurückziehen. Etwa 000 Brief träger verbarrikadierten sich dann im Jnnenhofe des Hauptpostamts und liegen sich durch ein Gitter hindurch Lebensmittel bringen. Die Post nach der Provinz wie nach dem Auslande konnte nicht abgehcn. Um 's/,11 Uhr abends erschien der Postminister Thomson. Als er sprechen wollte, wurde er durch Lärmen und Pfiffe unterbrochen. Als endlich etwas Ruhe cintrat, setzte der Minister den Briefträgern auseinander, datz sie keinen Grund hätten, den Postdienst zu stören, da Las Parlament bereits einen großen Teil ihrer Forderungen be willigt habe. Für die Bewilligung der anderen Forderungen verspreche er. sich einzu setzen. Da der Lärm andauerte, zog sich der Mi nister zurück. Um Mitternacht verließen die Brief träger das Haue. — Der seit 5 Uhr nachmittags unterbrochene Postdienst wickelte sich sodann wieder normal ab. Der Syndikatsausschutz der Postbeamten faßte einen Bcschlutzantrag, in dem er erklärt, datz er diese Kundgebung nur billigen könne und entschlossen sei, die Protestkundgebungen so lange fortzusetzen, bis die Postbeamten Genugtuung er langt hätten. Man glaubt, datz die Postbeamten keinen regelrechten Ausstand unternehmen und sich mit dem passiven Widerstand begnügen werden. Es heißt, datz infolge der gestrigen Ruhestörungen über eine Million Briefe nicht zugestellt werden konnten. Von den gemätzigten und konservati ven Blättern wird es als lehr bedauerlich dez-nch- net, datz sich der Handelsminister Thomson dar auf eingelassen habe, mit den meuternden Brief trägern zu parlamentieren. Diese seien da durch zu ihrer Streikdrohung geradezu gezwungen worden. England» * Der Verein Berliner Kaufleute in London. Der Kaiser!, deutsche Botschafter Fürst Lich- nowsky gab am Dienstag abend einen Emp fang, zu dem die Mitglieder des Vereins Ber liner Kaufleute und Industrieller sowie Mitglieder der Deutschen Kolonie geladen waren. Auf das Huldtaungstelegramm der Lon doner Handelskammer und des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller ist folgende Antwort des Deutschen Kaisers ein getroffen: „Meinen besten Dank für die gemeinsamen Grütze der Londoner Handelskammer und des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller. Ich hoffe, datz die persönlichen Berührungen -wi schen Vertretern des Welthandels zur Förderung de» guten Einvernehmens und besse rer Beziehungen zwischen den beiden Län dern beitragen!" Auch von König Georg ist ein Telegramm eingegangen mit dem Ausdruck des Dankes für die Versicherung loyaler Gesinnung und die Glück wünsche zu seinem Geburtstage. Rußlaa-. * Russische Rüstungen. Die Reichsduma hielt, wie bereits kurz gemeldet, eine geschlossene Sitzung ab, in der 14 Vorlagen, u. a. folgende, angenommen wurden: Geldmittel für den Bau einer neuen Pulverfabrik, Verlängerung der akti ven Dienstzeit de» unteren Militärs des Land heeres um 3 Monate, Geldmittel zum Bau strate gischer Chausseen an der Westgrenze, Geldmittel zur schleunigen Verstärkung der Schwarzen-Meer-Flotte in der Periode 1914/17, Ergänzungskredite für die Anschaffung von Minen, Geldmittel für den Unterhalt des Flug- wesen» und für di« Bildung und den Unterhalt einer besonderen Garnison in der Festung Peters de« Trotzen sowie ein Ergänzungskredit von 100OOV Rubel für geheime Ausgaben des Marineministe riums im Laufe de, Jahre, 1914; ferner ein zeit weiliges Verbot der Pferdeausfuhr über die euro päische und Schwarze-Meer-Grenze. Spanien. * Kopf zwischen Marokkanern und Spaniern. Wie au» Melilla gemeldet wird, ist es zu einem äußerst lebhaften Kampfe in der Nähe zwischen marokkanischen Rebellen und den Spa. niern gekommen. Die Spanier mutzten mehrfach mit aufgepflanztem Bajonett vorgehen, bis es ihnen endlich gelang, die Stellungen der Aiffstänvischen zu nehmen. Wrf spanisch», «»Na find sieben Lata Leipziger Tageblatt. zu beklagen. Die Anzahl der Verwundeten ist noch nicht genau festgestellt. Die Nachricht von dem Zu sammenstoß der spanischen Truppen und den marokka nischen Rebellen hat in Madrid große Erregung her- vorgerufen, da man bisher nicht wußte, Latz die No vellen bereits bis Melilla oorgedrungen war^n. Leipziger Hauptverein -er -ustav'K-olstStistuag. Meerane, 23, Juni. Das 05. Jaqresfest des Leipziger Hauptvereins der eoangeliiaM Gustav-Adolf-Ltiftung bot am Montag abend eine sehr gut besuchte Volksversammlung in Härtels Hotel. In dem Eröffnungswort wies der Vorsitzende des Leipziger Hauptoeretns auf die Ausstellung des Gustav-Adolf-Vereins auf der Leip ziger Bugru hin und ließ die Zahlen reden, z. B. 1033 Schulen und 844 Konfirmanden- und Waisenhäuser standen und stehen in der Pflege des Gujtav-Adols- Vereins. Die Ansprachen der Diaiporageistlichen, die von Steiermark, Böhmen und Spanien kamen, ,zeigten in oft erschütternder Weile, wie dort die Evangelischen auf der Vrenzwacht stehen als vor- geschobene Posten des Deutschtums, von fanatischem Hatz, von slawischem Fanatismus, von Unduldsamkeit aller Art täglich bedrängt, aber dennoch furchtlos und treu. Ehrenpflicht der Evangelischen in üer Heimat sei die Bruderhilfe, deren Kommen in der Zeit höchster Not oft wie ein Gotteswunder draußen erfahren werde. Auch dieser Abend wurde durch gute musikalische (haben verschönt. Am nächsten Morgen weckte Festgeläute die Teilnehmer. In frischem, buntem Zuge zog die riesige Kindcrschar zum Fest-Kindergottesdirnst in die Kirche', den Pfarrer Parigger in Wei perl hielt. Dem Beispirl der Kleinen folgten auch di« Großen. Ein sehr stattlicher Festzug mit vielen Fahnen, in dem die Abgeordneten der Vereine und Verbände zahlreich vertreten waren, zog vom schmucken Wettiner Platz über den Markt zur ge schmückten Kirche. Kraftvoll klang das „Wir treten zum Beten . . Kirchenmusik, Ehor- und Solo gesang waren feierlich und festlich. Die Predigt des Superintendenten Jentsch aus Cyemnltz sprach auf Grund des Epheserworts von der Ehristenrüstung. bestehend aus dem Schild des Glaubens, dem Schmuck des Wortes Gottes und dem Halm des Heils. Einer, der die Zeitnöte kennt, aber auch die Mittel zu ihrer Heilung, hatte da das Wort, und seine Rede war voll heiligen Eifers um die große Sache und von überzeugender Kraft! Die Worte des Konsistorialvertretcrs von Zimmermann umfaßten die Bckcnntnisstclle: ..Ich glaube an eine Gemeinde der Heiligen", deren teilweise Verwirklichung er in der Gegenwart in den Diaspora- und MissionsgemeinLen sah. Seine Gedanken hatten oft geradezu prophetischen Klang. Festgaben von verschiedener Höhe wurden hierauf überreicht. Besonders wertvoll war die der Mee- raner Kirchgemeinde, die über 7000 .<( betrug. Ein Dankcswort des Vorsitzenden kam aus dem Herzen und ging zu Herzen. Am Nachmittag erfolgte noch die Besichtigung der stattlichen Web- und Handelsschule und des interessanten Eewerbemuseums. ttecbt uncl gepicht. Königliches Gberlan-esgericht. —u. Dresden, 22. Juni. Nötigung. Der Arbeiter St. in Oberpfannenstiel bei Schwarzenberg besatz in der Nähe seines Grund stücks eine Wiese, die jetzt seinem Bruder gehört, der ihn angeblich mit der Ueberwachung des Wiesen grundstücks beauftragt hat. Nachdem der Kaufmann M. schon einmal im Sommer 1913 unbefugt die Wiese betreten und dadurch den Unwillen des früheren Be sitzers hervorgerufen hatte, wurde er im November wieder von St. gesehen, als er über die Wiese ging. St. rief ihm Schimpf- und Drohworte zu und hatte sich deshalb wegen Beleidigung zu verant worten. Während das Schöffengericht die Verurtei lung des Angeklagten aussprach, erkannte die Be rufungsinstanz auf Einstellung des Verfah rens. Das Landgericht sagt, der Angeklagte sei als streitsüchtiger und gewalttätiger Mensch bekannt. Der Privatkläger habe selbst angegeben, datz er schon ein mal vom Angeklagten mit Gewalttätigkeiten bedroht worden sei und daß der Angeklagte auch keinen Zweifel daran gelassen habe, datz er den Prioatkläger eventuell unter Anwendung von Gewalt am Betreten der Wiese hindern werde. Nach Ansicht des Land gerichts liegt somit Nötigung in Tateinheit mit Beleidigung vor. Da nur eine Entschei dung möglich sei und im Privatklageoerfahren eine Bestrafung des Angeklagten wegen Bedrohung aus geschlossen sei, bleibe nichts anderes übrig, als die Einstellung des Verfahrens, was auch zur Folge habe, datz dem Privatkläger alle Kosten auf zuerlegen seien. Hiergegen richtete sich die Revi sion des Prioatklägers. Die Annahme, datz Nöti gung vorliege, sei nicht richtig, denn bei der Be schimpfung habe es sich um keine Drohung gehandelt, sondern um leere Rederei. Ts wird also die Fort setzung des Privatklagverfahrens angestrebt. Vor allem wird es als eine Unbilligkeit bezeichnet, dem Privatkläger alle Kosten aufzuerlegen, denn wenn wirklich der Tatbestand der Nötigung erfüllt sei, wäre es Pflicht der Staatsanwaltschaft gewesen, so fort einzugreifen. Selbst wenn er sich dem Offizial verfahren als Nebenkläger anschlietze, so komme er doch nicht um die Kosten des Privatklageverfahrens herum. Da, Oberlandesgericht hat das Rechtsmittel kostenpflichtig verworfen. Der Begriff der Nöti- gung sei nicht verkannt. Ob die subjektiven Voraus- setzungen vorlägen, sei Sache der tatsächlichen Fest stellungen und von der Revisionsinstanz nicht nach- zuprüfen. Das Privatklageverfahren sei also mit Recht nach tz 429 des Strafgesetzbuches etnzustellen gewesen. Das Weitere sei der Staatsanwaltschaft zu überlassen. Nachrichten vom Lage. * Ei« fetter Prozeß. Aus Paris wird gemeldet: Vor dem Handelsgericht in Epernay gelangte gestern «in sensationeller Thampaaner-Proze^ zur Verhandlung, bei dem es sich dem „Berliner Tage blatt" zufolge um eine Schadenersatzklage von nicht weniger als 15 Millionen Franks handelt. * Auf ein Riff gerate«. Lloyds Agentur meldet aus London, datz nach einem von Kap Lizzard eingetroffenen Telegramm der belgisch« Dampfer „Gotland" nachmittag» zwei Meilen nordöstlich vaa vishop auf ein Riff gerattn ist. Zwei Dampfer sind zu seiner Rettung ausgelaufen. Das Schiff ist nach Rotterdam bestimmt und bat Montreal am 12. Zuni verlassen. — Zu dem Unglück wird noch aus Scilly gemeldet: Der belgische Dampfer „Got land", oer bet dichtem Nebel auf eine Klippe geraten war, sitzt noch immer fest. Die zur Bergung Les Schiffes ausgelaufenen Dampfer und Schaluppen bleiben in der Nähe des Schiffes. * Die Pest in der Kalmückenlteppe. Aus Astra chan wird gemeldet: Durch barterioskopische Unter suchung wurde in einem Zeltlager in der Kalmücken steppe die Pest festgestellt. Furchtbare Ueberschwemmung in Sndchina. Aus Kanton wird gemeldet: Bei den Ueberschwem- mungen in Kwaul n n g sollen über 10 000 Menschen ertrunken sein. Die Reisernte ist beinahe vernichtet. " Schwere» Unglück. Beim Bau der New Porter Untergrundbahn nach Brooklyn stürzte infolge zu großer Belastung eine Decke ein und rin eine große An-ahl Arbeiter mit in die Tiefe. 10 Arbeiter sind dabei zerschmettert worden. * Die Lage der gesunkenen „Empreß". Aus Quebec wird gemeldet: Der Untersuchungskom- mijjion über den Untergang der „Empreß of 2re- land" ist folgendes Ergebnis der Taucher arbeiten vorgelegt worden: Die „Empreß of 2re- land" liegt auf der S t e u e r b o r d s e i t e in 14.5 Faden Tiefe im Schlamm in der Richtung mit dem Bug nach 'Nordosten. Der Anwalt der Besitzer der „storstad" betonte, baß diese Angaben die Aus sage des Kapitäns der „Storstad" bestätigten. LetzteMchrichten Pom süchsijchen Hose. Dresden, 2 t. Juni. Dec K ' u i g ist heute vor mittag 9,40 Uhr auf dem hiesigen Haupt bahn - hofe wieder eingelroffen. — Der König »ahm heute vormittag im Rcsidcnzschloß die Vorträge der Staatsminister und des stellvertretenden Kabinetts sekretärs entgegen und begab sich darauf nach Villa W achwitz. Vie Eröffnung -es erweiterten Kaifer-Wtthelm-Kanals. Brunsbüttelkoog, 24. Juni. Die „Hohcnzoll«rn" mit dem Kaiser an Bord ist heute morgen ti Uhr nach Kiel weitcrgegangen. Kiel, 24. Juni. Heute nachmittag Is/^ Uhr lief die „H ohenzoller n" mit dem Kaiser an Bord, von Brunsbüttel kommend, in die neue Hol tenau er Schleuse ein, um diese und damit zu gleich den in seinen wesentlichen Teilen nun mehr sertiaaejtellten Erweiterungsbau des Kaiser-Wilhelm-Kanals de Nl Betriebe zu übergeben. Auf der Mittelmaucr der Schleusenanlagen hatten Staatssekretär Dr. Del brück, die Spitzen der Kaiserlichen Marine und der städtischen Behörden sowie die an der Ausführung des Erweiterungsbaues beteiligten und aus diesem Änlaß mit allerhöchsten Auszeichnungen belichenen Per sonen, sowie eine größere Anzahl geladener Zuschauer Aufstellung geiiominen. Auch die nördliche Seite der Mauer mar mit zahlreichen geladenen Damen und Herren besetzt. Die Tochter des Präsidenten des Kanalamts, Fräulein Hildegard Kautz, überreichte dem Kaiser einen Blumenstrauß, den dieser huldvollst entgegennahm. Sodann richtete Staatssekretär Dr. Delbrück an den Kaiser folgende Ansprache: „Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät melde ich alleruntertänigst, datz der Erweiterungs bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals so weit fertig- ae(tellt ist, daß die Groß kampfschiffeEuerer Majestät den Kanal fortan passieren können. Damit sind langwierige und schwierige Arbeiten zum Abschluß gelangt, die den Kanal den Anforde rungen der heutigen Zeit, und, wie wir hoffen, der weiteren Zukunft anpassen sollen. Annähernd breitzig Jahre sind vergangen, seit diese Schiff fahrtsstraße zwischen 'Nord- und Ostsee von dem hochjeligcn Kaiser Wilhelm dem Großen begonnen worden ist. Dor 19 Jahren konnte sie dem Betrieb übergeben werden. Damals ahnte niemand, daß die Entwickelung unseres Schiffbaues in verhältnismäßig kurzer Zeit ihre durch greifende Erweiterung und die Vervoll kommnung ihrer Betriebseinrichtungen erfordern würde, die fast einem Neubau gleichtommen. Das Profil des Kanals und die Abmessungen seiner Kunstbauten sind erheblich vergrößert, oie neuen Schleusen sind doppelt so groß als die alten, und die die Schiffahrt hindernden Eisen bahn-Drehbrücken sind durch eiserne Hoch brücken ersetzt worden. Die Hochbrücke bet Levensau, an deren Projektierung Eure Ma jestät allerhöchst persönlichen Anteil genommen hüben, konnte wie diejenige bei Grünenthal trotz der Erweiterung des Kanalprofils dank der Kunst unserer Tiefbauer erhalten bleiben. Durch die Einführung des elektrischen Betrie bes und möderner Motoren ist nicht nur die Sicherheit und Schnelligkeit des Kanalbetriobes erhöht, sondern auch die Verbesserung des Verkehrs Mer den Kanal von einem Ufer zum anderen und der wasserwirtschaftlichen Ver hältnisse in den angrenzenden Gemarkungen möglich gewesen. Alles das ist» statt wie geplant in acht, in allen wesentlichen Punkten in sieben Jahren entworfen und fertiggestellt worden, ohne daß die Betriebssicherheit des Kanal» auch nur für einen Tag in Frage gestellt gewesen wäre. Diese Arbeiten, deren Fortschreiten Eure Majestät unablässig mit regstem Interesse verfolgt haben, verdanken ihr Gelingen der Kunst unserer In genieure, der Leistungsfähigkeit unserer Unterneh mer, der Pflichttreue und dem Können einer Be amtenschaft aus fast allen deutschen Bundesstaaten und dem Fleiß und Geschick der zahlreichen Ar beiterschaft, deren aller Vertreter Eure Majestät heute hier zu sehen die Gnade haben wollen. So wird der Kanal den kommenden Geschlechtern ein Denkmal sein für das Können unserer Zeit. Vor allem aber wird er Zeugnis ablegen von Eurer Majestät nie rastender Fürsorg« für die Wehrhaftigkeit de» Reiches und von der Opferwilltgkeit de, deutschen Volke», di« noch nie versagt hat, wenn es die Sicherbeit und Größe des Vater landes gilt. Eure Majestät bitte ich allerunter« tänigst, die vollendeten Schleusen al» Erster zu durchfahren und damit den erweiterten Kanal dem Verkehr zu übergeben!" Der Kaiser ließ sich hierauf die Dekorierten verstellen und richtete an einzelne kurze Ansprachen. Sodann kehrte er mit Gefolge an Bord der „Hohen- -ollern" zurück, die nunmehr an» der neuen Schleus« in den Kieler Hafen einfuhr und dabet ein quer Nr. 316. Nvenü-Nusgsbe. Seite 3. Uber die Schleuse gespanntes Band durchfchnitt. Als das Kaiserschiff die Schleuse verließ, brachten die dort Versammelten ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät aus. Nach der Feier sand ein gemeinsames Frühstück der Beamten der Kanalverwaltung und der beteiligten Unternehmer statt, an dem auch Staatsfekretär Dr. Delbrück teilnahm. Kiel, 24. Juni. D«r Kaiser hat nachstehende Auszeichnungen verliehen: die Brillanten zum Königl. Kronenorden 2. Klasse dem Geh. Oberbaurat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Eich-Berlin: den Roten Adlerorden 3. Klasse mit der Königl. Krone und Schleife dem Geh. Baurat Schultz-Kiel; den Roten Adlerorde» 3. Klasse mit Schleife dem Hasenkapitttn Kapitän zur See n. D. Fuchs-Holtenau; die Kgl. Krone §um Noten Avlerorden 4. Klasse dem Direktor der Gute-Hoffnungshütte Dr.-Jng. Bohny- Sterkrade; mitzerdem eine ganze Anzahl weiterer Orden und Auszeichnungen. Das Frauenverdienst- kreur in Silber erhielt Fran Präsident Kautz-Kiel; die Rote Kreuz-Medaille 3. Klasse Frau Regierungs baurat L ütj oh a n n - Kiel und Fran Regierungs baurat Mayer-Berlin. Der Ehrakter als Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz wurde ver liehen dem Direktor im Reicheamt des Innern von Jon quiü res-Berlin; der Charakter als Wirkt. Geh. Ober-Regierungsrat mit Sem Range eines Rates 1. Klasse dem Präsidenten des Kaiser!. Kanal amts Dr. Kautz-Kiel; der Charakter als Konter admiral dem Betriebsdirektor Kapitän zur See a. D. Piraly - Kiel. Tagung des Berliner Zweckoerbands Berlin, 24. Juni. Die Vollversammlung des Z w e ck v e r b a n d e s, die heute im Berliner Rat hause unter den, Vorsitz Les Oberbürgermeisters Wermuth tagte, bat gegen die Stimmen der So zialdemokraten den Ankauf der Groß-Ber liner Wälder im Prinzip genehmigt. Dem Bau der Schöneberger und Charlottenburger Schnellbahn und der damit verbundenen Um gestaltung des Bahnhofes N o l l e n d o r f p l a tz und des Gleisdreiecks wurde zugestimmt. Italienisch-österreichische Verhandlungen über Albanien. lEigener Drahtbericht.) Wien, 24. Juni. Der italienische Botschafter Herzog von Avarna hat gestern eine lange Unterredung mit tvm Minister des Aeußern, Grafen Berchtold, über albanische Angelegen heiten gehabt. Keine inneren Verletzungen des Fürstbischofs von Krakau. Krakau, 24. Juni. Fürstbischof Sapieha hat, wie die Aerzte festgestellt haben, bei dem Unfall keine inneren Verletzungen erlitten. Der Ausstand der Pariser Briefträger. Paris, 24. Juni. Der Ausstand der Brief träger dauerte heute früh noch fort. Um 5 Uhr kamen die Unter beamt en an, die die Bestellun gen, die gestern abend hätten stattfindcn müssen, aus führen sollten. Ferner wurden drei Hilfskolon nen herbeigeholt. Trotzdem konnte der Dienst nicht gemacht werden, da die Briefträger, di« sich im Saale des Hauptpostamts befanden, die Arbeitswilli gen daran hinderten. Postminister Thomson hatte mit den höheren Beamten der Verwaltung eine Besprechung. Fleischvergiftung. (Eigener Drahtbericht unseres d.-Mitarbeiters.) Dresden. 21. Juni. Wie in Berlin, so sind auch in der Umgegend von Dresden Fleischver giftungen vorgekommen. In Klein- Zschachwitz allein sind in den letzten Tagen nach dem Genuß von Fleisch, das auf Eis gelegen hatte, 3 0 Personen erkrankt. Soweit bisher zu er mitteln war, ist die Vergiftung auf Paratyphus bazillen zurückzuführen. Todesfälle haben sich glück licherweise noch nicht ereignet. Vom Zug überfahren. Reichenbach, 24. Juni. Auf der Göltzschtal- brücke wurde gestern abend von einem aus Plauen kommenden Persone nzug eine noch unbekannte Frauensperson überfahren und ihr der Kopf vom Rumpfe getrennt. Wahrscheinlich liegt Selbstmord vor. Tot im Grabe seiner Eltern aufgefunden. Rom, 24. Junk. In Porto d'Anzio wurde der 25jährige Bauunternehmer Grolsi in dem Grabe seiner Eltern tot aufgefunden. Er hatte sich nach Beerdigung seiner Mutter in der Gruft nieder gelegt und so den Tod erwartet. Die Leiche wurde aufgefunden, als Krolfis Brautder Polizei meldete, sie hätte ihren Geliebten im Traume tot neben dem Grabe seiner Mutter gesehen. Tot aufgefunden. (Eigener Drahtbericht.) London, 24. Juni. Eine furchtbare Entdeckung hat gestern ein Bediensteter in einem Hotel in Dundee gemacht. In seinem Zimmer wurde eines der hervorragendsten Mitglieder der englischen Gesellschaft, der 85 Jahre alte Forbes, erster Lord von Schottland, mit durchschnittener Kehle tot aufgcfunden. Bisher ist noch nicht festgestellt, ob es sich um Selbstmord oder um ein Ver brechen handelt. Lord Forbes gehörte 1897 dem 'Parlament als Mitglied an. Der Verhaftung durch die Flucht entzogen. (Eigener Drahtbericht.) Mailand, 24. Juni. An den „Avant i" hat der bekannte Anarchist Malatesta, gegen den von der Polizeibehörde ein Haftbefehl erlassen worden war. einen Brief gerichtet, in dem er mitteilt, daß er sich seiner Verhaftung durch die Flucht entziehe und sich auf dem Wege nach England befinde. Malatesta hat besonders an den letzten Vorgängen in Ancona regen Anteil genommen. Letzte Sportnachrichten. 18 Stunden in der Luft. Johaaaisthal. 24. Juni. Der Flieger Basser, der gestern nachmittag 3,50 Uhr aufgesticgen war, ist heute vormittag 10 Uhr gelandet. Er hat da mit einen neuen Rekord aufgestellt. Die vnUeLe«-e Ausgabe rurlsatzt 8 Sette».
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