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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140623015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-23
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Seile 8. Nr. 313. Morgen»nusgsve. Leipziger Tageblatt Dienstag, 23. Juni 1S14. Hur Leiprig una Umgebung Leipzig, 22. Juni. Der Dräutigam örunhttöe wil-ens. Er ist tot und sein Name aus der Liste der Lebenden gestrichen. Seine einstmalige Verlobte ist von der Anklage des Mordes sreigesprochen und der Vorhang könnte über dem letzten Akte dieses forensischen Dramas fallen, das, so will es uns scheinen, mehr und mehr zu einem Volksdrama, einen» internationalen Volksdrama sich gestalten wird. Hedwig Müller und Brunhilde Wilden sind nur die Trägerinnen der Hauptrollen in den Dramen gewesen, die eine gewisse Sensation im instinktiven Begreifen und Erfassen eines nicht alltäglichen Milieus besonders „in Szene gesetzt" hatte, die aber durchaus nichts Neues oder gar Originales mitzuteilen wissen. Denn hinter der Berliner Schustertochter und der Düsseldorfer Bc- amtentochter stehen Hunderte gleichartiger Mädchen, die den Revolver besser als den Kochlöffel zu hand haben wissen und in der „Ars amandi" des Ovid besseren Unterricht empfangen haben als im Kate chismus und den Büchern für die Heranwachsende Weiblichkeit. Und doch hat der Elberfelder Mordprozeß, wenn er auch dem Kennerder Verhältnisse tatsächlich nichts Neues gebracht hat, das Gute ge habt, daß er erneut gelehrt und bewiesen hat, wie skrupellos heute unter Umständen die Ehre und damit die bürgerliche, soziale und moralische Existenz eines Mädchens nur gar zu oft vernichtet wird. Brunhilde Wilden war des Mordes an geklagt, aber nicht sie hätte auf die Anklagebank gehört, sondern, wäre er am Leben geblieben, ihr ehemaliger Verlobter, der Eerichtsassessor Nettel- beck, der auch zugleich den Platz des Dr. Nölten hätte einnehmen können, denn der intellektuelle Ur heber zum Verbrechen war er allein gewesen. Es wird sicherlich von vielen Leuten dem Elberfelder Mordprozeß ein Epilog in Gestalt der Frage angehängt werden, ob das frei gewährte Recht der Liebe überhaupt Anspruch hat aus volle ethische Wertung. Man wird erneut daraus hi n- weisen, welche Gefahren die „Freie Liebe", auch wenn sie später vor dem Standesamt in die allge mein gültigen Anschauungsformeln umgegohcn wird, im Gefolge haben kann. Eine müßige Philippika, so dünkt es, denn der sreie Eelbst- beitimmungsdrang in jeder Beziehung und um jeden Preis ist im Charakter gewisser Meirichen fest und logisch begründet. Nur sind es gemeinhin Persön lichkeiten, an deren sittlicher Individualität auch der Gegner ihrer Anschauungen und Handlungen kein Recht zum Zweifeln hat. Nettelbeck gehörte nicht zu ihnen. Er war nicht einmal ein guter Jurist, sofern man von einem Ausleger der Gesetze verlangt, das; er auch zwischen den Zeilen zu lesen versteht und auch Schwächen und Fehlendes als ein trotzdem Vorhandenes in den Kreis seiner Betrachtungen zu ziehen versteht. Sonst hätte er in dem langen und doch gewiss zwanglosen,natürlichstenVerkchr mitBrun- hilde Wilden erkennen müssen, da» er hier eines jener unglücklichen Geschöpfe vor sich hatte, denen das Geschick zwar kein Kainsmal an die Stirn geheftet hat, die aber psychisch viel schlimmer gekennzeichnet sind. Unsichtbar für den Laien, aber genau erkennbar für den, dem die Seele des Menschen ein nicht ver schlossenes Buch sein sollte, also auch für den Juristen. Nettelbeck hat sich keine Mühe gegeben, hier zur Klarheit zu kommen. Er hat das Mädchen genommen, wie er eine andere genommen haben würde. Er hat ihr die Heirat in einem zärtlichen Augenblick versprochen und sich im übrigen damit begnügt, sie, das hübsche Fräulein aus guter Fa milie, als sein „Verhältnis" betrachten zu können, dessen er sich entledigte, als es ihm überdrüssig wurde, dessen Wert ihm erst wieder erkennbar wurde, als ein anderer an der Seite Brunhilde Wildens durch die Straßen Düsseldorfs ging. Als dann aber die neuen Annäherungsversuche miß langen, als die einstige Geliebte für ihn nur noch die Bitte übrig hat: „Schone meine Ehre", da kann er nur die Achsel zucken. An der Ehre dieses Mädchens, die er selcht mit vernichtete, hat er kein Interesse mehr. Wie er auch dem Vater nur kurz erklärt hat, zu Auseinandersetzungen fehle ihm die Zeit. 18 Ge richtsurteile warteten auf Erledigung! Was zuletzt geschah ist bekannt und auch nicht bekannt. Selbstmordversuch, Verzweiflungstat — die Geschwo renen haben es nicht entschieden. Sie haben nur über die Tat einer Schwerkranken zu Gericht gesessen, die sie als nicht geschehen zu betrachten hatten. Hätte der verstorbene Nettelbeck den Mut gehabt, den einst ein anderer bewies, als er sich, um die Ehre seiner Dame zu schone», wegen Meineids in das Zuchthaus schicken ließ, vielleicht wäre manches anders gekommen. Sicherlich wäre er e. i. exkludiert worden, wenn die Wahrheit an den Tag gekommen wäre, aber ebenso sicher hätte ihm die Gesellschaft in gerechter Würdigung seiner Beweggründe ihre Achtung nicht versagt. So aber wird sein Name nur mit dem Empfinden ge nannt werden können, daß hier ein Mann, der selbst richten sollte über Gute und Böse, ohne Gewissens bisse das Böse wählte, um nach außen hin die Rolle des Guten, d. h. des Korrekten, weiter spielen zu können. . . . * Zur Frage der Einheitskurzschrift. Wie wir bereits mitteilten, ist der Entwurf zu einer nationa len Ei nheits sie nograp hie angenommen und zu weiterer Uebcrarbeitung an den Unterausschuß zurückgewiesen worden. Damit ist aber dieses System noch keineswegs c i n g c f ii h r t. Die Beratun gen des Unterausschusses werden sich noch bis zum Herbst und länger hinzichcn. Wie sich dann die R e- gierungen zu dieser Einheitskurzfchrift stellen werden, ist noch recht zweifelhaft und die An nahme von feiten Sachsens und Bayerns sehr in Frage gestellt. Aber selbst bei Annahme des letzten Entwurfes würde die Einhcitsstcnographie erst im Laufe des Jahres ISIS zur Einführung kommen können. * Tie Förderung des Baues von Kleinwohnungen ist die Abiicht einer bemerkenswerten Verfügung des Regierungspräsidenten von Düsseldorf, die im Interesse der Volksgesundheit lebhaft zu begrüßen ist Darin werden die Landräte und Oberbürgermeister ersucht, ihr Augenmerk auf die Unterbringung der Arbeiter familien bei ihrem Zuzug infolge Ausdehnung der großen Werke und des Bergbaues besonders zu richten. Nachdem nunmehr die Anspannung des Geldmarktes nachgelassen habe, dürfe man erwarten, daß die mit der Errichtung von Kleinwohnungen sich befassenden Baugenossenschaften, Aktiengesell schaften usw. ihre Tätigkeit wieder in weiterem Umfange ausnehmen. Da die Unterbringung tinder- reicher Familien bei ungenügendem Wohnungsvorrat besondere Schwierigkeiten bereite, müsse dahin ge wirkt werden, daß die im Besitze oder unter Aussicht der Gemeinden befindlichen Wohnungen in erster Linie kinderreichen Familien zur Verfügung gestellt werden. Ferner fei zu empfehlen, daß di, Gemeinde bei Uebernahme von Bürgschaften kür Darlehen der Landesversichcrungsanslaltcn an Baugenossenschaften und bei Hergabe von Hypotheken an Unternehmer und Private die Bedingung stellen, daß von den mit den jeweiligen Mitteln herzustellenden Wohnungen ein gewisser Prozentsatz an ktnderreiche Familien zu vermieten ist. * Der Kirchenchor zu St. Johannis sang am Sonn tag srüh 0.9 9 Uhr in Naumburg <St. Wenzel) und '/Fl-11 Uhr in SchulpsortalKlosterkirchej als Morgen- Motette einen „Melodienstrauß von Bachs Grabe". Trotz der ungewohnten Stunde waren die Auffüh rungen äußerst stark besucht. Den tiefsten Eindruck machte neben der Bachschen Kunst auf dem langsamen Zuge durch den Kreuzgang der Fürstenschule die ur alte Melodie „Christ ist erstanden". * Landsmannschaften in Leipzig. Die Vorstand«. Mitglieder aller hier bestehenden Landsmannschaften werden zu einer gemeinschaftlichen Sitzung für Donnerstag, den 25. Juni, abends '/,9 Uhr nach dem Restaurant,.Metropol", Gottschedstraße, eingeladen. Es sollen in ihr die verschiedenen Ausschüsse zur Nachfeier des Sachsentages (12. Juli) gebildet werden. * Morgenandacht. Am Johannisfest wird auf dem Nordfriedhose früh 7 Uhr eine Morgenandacht abge halten werden. Die Ansprache hält Pastor Weickert von der Michaeliskirche. Choralgesang mit Posaunen begleitung wird die Feier einleilen und beenden. " Auslieferung der Gebrüder Kohnheim an Deutschland? Vor einigen Tagen waren, wie be kannt, die Inhaber knr hiesigen Zellhandlung Leo Kohnheim unter Hinterlassung einer großen Schul denlast von Leipzig nach Pest geflüchtet, wo sie als bald nach ihrer Ankunft festgenommen wurden. Bei ihrer Verhaftung erklärten sie, daß sie vor längerer Zeit von einem ungarischen Staatsbürger adoptiert seien und nicht an Deutschland ausgeliefert werden könnten. Man ließ sie daraufhin wieder frei, hat sie aber am Montag wieder verhaftet, da die Adoption siir nichtig erklärt werden soll. Ueber diese Wendung der Angelegenheit wird uns drahtlich gemeldet: P e ft, 22. Juni. Die Leipziger Fellhändler Kohnheim sind, nachdem sie verhört worden sind, heute verhaftet worden. Das Verhör ergab die Bestätigung der de» Brüdern vorgeworsenen betrügerischen Handlungen. Der Minister des Innern hat ein Verfahren eingeleitet, um die Adoption durch einen ungarischen Grundbesitzer für nichtig zu erklären. * Der Reichsoerband der Schreibmaschinen- und Veroielsältigungsbureaus hielt am Sonntag im Saale des Künstlerhauses seinen ersten Verbands tag ab. Nach vierstündiger Beratung wurden die Satzungen angenommen. Abgeordnete waren er schienen aus Berlin, Dessau, Dresden und Leipzig. Der Verband setzt sich zusammen aus Landesgruppen, Ortsgruppen, Vereinen und Einzelmitgliedern. In den Vorstand wurden gewählt: v. Jaduczynski, Berlin, 1. Vorsitzender. Johannes Götz, Frank furt a/M„ 2. Vorsitzender, Frl. Rewald, Berlin, 1. Schriftführerin, Frl. Carstens, Berlin, 2. Schrift führerin, Hermann Hornig, Leipzig, Schatzmeister, Beisitzer: Emil Mehlhorn, Dresden, Richter, Dessau. Der nächste Verbandstag findet 1915 in Berlin statt. * Turn und Spielunterricht als Pflichtfach. Turn- und Spielunterricht als Pflichtfach an Fort bildungsschulen wird, wie wir in Berlmer Blättern lesen, in einem Erlaß des preußischen Handels ministers an die Regierungspräsidenten und den Oberpräsidenten in Potsdam empfohlen. Die plan mäßige Pflege der Leibesübungen bei dem Heran wachsenden Geschlecht wird allenthalben gefordert und ««gestrebt. Die Fortbildungsschulen lassen aber vielfach diese Bestrebungen ungenutzt. Dabei gehört ihnen die gewerblich tätige Jugend in dem Lebensalter zwischen 14 und 18 Jahren an, das für die geistige und die leibliche Entwickelung so wichtig ist Die Freiwilligkeit bewirkt, daß gerade die jungen Leute sich drücken, die es am nötigsten hätten. Sie lernen die Freude an turnerischen Hebungen und jugend lichem Spiele in freier Luft überhaupt nicht kennen. Die Aufnahme des Turnens und der Jugendspiele unter die Pflichtfächer der Fortbildungsschule soll deshalb mit Nachdruck gefördert werden. Sie sollen auch in allen Klassen der ungelernten Arbeiter ein geführt werden. Dort soll das vorgeschriebene Mindestmaß an Pflichtstunden in der Regel nicht ge kürzt werden. Die Kosten können in die Etats der Fortbildungsschulen eingestellt werden. * Johannis-Motette im Johannistale. Mittwoch, den 24. Juni, abends 8'/,—9 Uhr singt der Kirchenchor zu St. Johannis im Johannistale von der Terrasse des Zohannishospitals aus. Der Zutritt ist für jedermann frei. Programme mit Text zu 19 werden in den Gängen des Johannistals unterhalb der Stiftsterrasse ausgegeben. Durchs Johannisstift findet ein Zugang nicht statt. * Böhlitz-Ehrenberg, 22. Juni. Aus der letzten Gemeinderatssitzung ist zu berichten: Für die Ermittlung der Baumfrevler, die die Bäume am Bahnhofsfußwege arg beschädigt hatten, bewilligte der Gemeinderat dem Schutzmann Wenzel hier die ausgesetzte Belohnung von 25 ./L Auf den Sächsischen Nachrichtendienst aus Gemeinden soll abonniert werden. Dem Droschkenbesitzer Julius Frank hier ist die Ausführung gewerbsmäßiger Lohnfahrten mittels Krastdroichke zwischen Waldmeister und Leipzig auf sichtsbehördlich gestattet worden. Für die Gewährung eines Beitrages von 50 an die m errichtende Horst-Wolff-Stiftung ist ein Dankschreiben einge gangen. * Knautkleeberg, 22. Juni. Der Allg. Turn verein feiert am 27. und 28. Juni sein 50jähriges Vereinsjubiläum, verbunden mit Fahnenweihe. Am Sonnabend findet Festkommers statt. Am Sonntag vormittag ist ein Vereinsschauturnen, nachmittags 2 Uhr Festzug nach dem Festplatze; Hierselbst allge meine Freiübungen und Wetturnen (Sechskampf). Sonntag, den 5. Juli, findet ein Kinderschauturnen und Kinderfest statt. * Großdölzig, 22. Juni. Die Verhandlungen über die Nereinigung der beiden bisher selbständigen Gemeinden Groß- und Kleindölzig sind von beiden Gemcinderäten in gemeinschaftlicher Sitzung we'tergcführt worden und haben bisher im wesent lichen zu folgenden Beschlüssen geführt: Die Ver einigung erfolgt am 1. Januar 1915. Die neue Ge meinde führt den Namen Dölzig und übernimmt am Tage der Verschmelzung sämtliche bisher bestehen den Verbindlichkeiten sowie das vorhandene Ver mögen. Die beiden Gcmeinderäte werden mit Ende 1914 aufgelöst. Der neue Gemeinderat ist aus Grund der neuen Bestimmungen im Ortsgcsetz spätestens im Dezember zu wühlen. Die Zahl der Ausschußpersonen wurde auf zwölf festgesetzt, so daß dann der neue Gemeindcrat, einschließlich der beiden Gemeinde ältesten und des Gemeindevorstandes, 15 Personen zählt. Neun Ausschußpersonen sollen ansässig sein. Die Wahl des Gemeindevorstandes und der beiden Gemeindeältestcn hat vorher zu erfolgen. Die beiden Gemeindeoorstände müssen aus die Dauer ihrer jetzigen Amtszeit mit ihren jetzigen Gehaltsbezügen entschä digt werden, für den Fall, daß keiner von beiden als Vorstand der neuen Gemeinde gewählt wird. Die Gemeindediener werden als Gemeinoebeamte über- nommcn. Der Hebammen-, Leichenfrau- und Impf bezirk bleiben unverändert. Die Ficischschaubezirke sollen neu geregelt werden. Kirch- und Schulbezirk bildeten bisher in beiden Gemeinden schon ein Ganzes. DieDeltsuLsleüung fukDuctzgewerbe unü Graphik. * Saal der Mufikverleger. Am Dienstag abend '/.7 Uhr findet im Vortragssaal der Halle „Deutsches Buchgewerbe" (Konzertsaal) ein Konzert statt, in dem Ena Ludwig - Howorka und Franz Ludwig Vorträge auf zwei Klavieren bieten. Mittwoch, den 24. Juni, abends '.',7 Uhr, geben Marie Schlesinger (Sopran) und Lucy Jngeborg Rickemann (Alt) einen Lieder- und Duettenabend mit außerordentlich inter essantem Programm. Am Klavier begleitet Fried- bert Sammler. Der Eintritt zu diesen Veranstal tungen ist frei, nur für Programm und Garderobe wird eine Gebühr von 20 erhoben. Programme sind in der Verkaufsstelle der Musikalienhändler er hältlich. * Vortrag im französischen Pavillon der Bugra. Der Cercle des Annales veranstaltet Mitt woch, den 24. Juni, abends 8 Uhr im Konferenzsaals des französischen Pavillons auf der Ausstellung seinen nächsten Vortragsabend. Dr. C. Laooipiöre, Lektor an der Universität zu Halle, wird über „Le mouve- ment symboliste" sprechen: danach findet eine Auf führung des bekannten Vaudevilles von Tristan Ber- nard „L'anglais tel yu'on le parle" statt. Die Ver anstaltung ist öffentlich und für Ausjiellungsbesucher unentgeltlich Eintrittskarten sind nur in der Buch handlung A. Lorentz, Kurprinzstraße 10, zu haben. SScbsisrhe NackrittMn * Dresden, 22. Juni. Wasserstände der Moldau und der Elbe: Budweis plus 28, Pardubitz — 58, Brandeis 0, Melnik plus 57, Leiimeritz plus 24, Aussig plus 40, Dresden — 114. ur Frankenberg, 22. Juni. Als am Sonntag nach mittag der 52jährige Gutsbesitzer Robert D i e tz e mit seinem Sohne Heu einfahren wollte, scheute plötz lich das Pferd. Beide Männer suchten das Tier zu hatten, wobei Dietze «ou. zu Fall kam. Dabei gingen dem Bedauernswerten 2Räder über den Leib. Durch hilfreiche Personen zu seiner schwer leidenden Frau nach Hause gebracht, konnte er dieser und dem Sohne noch letztwillige Verfügungen an geben, wurde aber dann vom Tode abberufen. — Am Freitag konnten hier die beiden Ehepaare Schneidermeister Iacker und Kolorist Wiedemann in Frankenberg und am Sonntag der Waldarbeiter Uhlig und seine Gattin im nahen Dittersbach das Fest der goldenen Hochzeit begehen. rrv. Zwickau, 22. Juni. Im benachbarten Cains dorf ereignete sich bei der Feier des zehnjährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr ein be dauerlicher Vorfall. Nachdem das Fest bis Sonntag mittag programmäßig verlaufen war, sollte am Nachmittag ein Sturmangriff ausgeführt werden. Als die Wehr mit der Spritze die abschüssige Haupt straße hinunterfuhr, löste sich auf bisher unaufgeklärte Weise der Stecker von der Deichsel, so daß die Spritze auf die Seite geschleudert und umgeworfen wurde. Dabei erlitt Malermeister K r a f t, der unter die Spritze zu liegen kam, einen doppelten Beinbruch sowie innere Verletzungen, während dem Signalisten Meier der Backenknochen eingedrückt und die Zähne eingestoßen wurden. Außerdem wurden noch 4 Mann leicht verletzt. Der Malermeister wurde ins hiesige Krantenstift gebracht. Das Fest wurde sofort ab gebrochen Zwickau, 22. Juni. (Eigener Drahtbericht.) Der Vorsteher des Amtsgerichtes Zwickau, Geheimer Justizrat Kautzsch, wird am 1. Oktober als Präsi dent an das Amtsgericht Chemnitz versetzt. An seine Stelle tritt, wie bereits gestern abend berichtet, der Landgerichtspräsident von Einsiedel in Plauen. — Aus der Untersuchungshaft zu entweichen versuchte heute gelegentlich eines Verhörs der berüch tigte Einbrecher Pelz, indem er durch das Fenster springen wollte. Durch die anwesenden Beamten tonnte er aber noch rechtzeitig zurückgehalten werden, so daß die Flucht mißlang. lm. Hainichen, 22. Juni. Nachdem vorigen Freitag ein Veteran von 1870 71, der Gartenarbetter Karl Julius Fischer, ein Teilnehmer des Todesrittes bei Mars-la-Tour, beerdigt worden ist, wurde nun wieder ein alter Veteran der Kriege von 1866 und 1870/71, der Eutsauszllgler Johann Christian Voigt in Riechberg bei Hainichen, zur großen Armee abgerufen. bix. Annaberg, 22. Juni. Komme^ienrat Stadt rat Schmidt hat der Stadt eine Stiftung in Höhe von 10000 als Kommerzienrat-Carl-Schmidt- Stiftung überwiesen. 5000 ./X sind für das Hospital St. Trinitatis, 5000 .Xl sür Zwecke eines künftigen Bürgerheims bestimmt. Bis zur Schaffung eines solchen sind die Zinsen jedes Jahr an 10 arme Anna- berger Einwohner zu verteilen. — Eine weitere Stiftung von 10 000 .XL überwies Stadtrat Schmidt dem Verein sür Innere Mission in der Ephorie Annaberg für das von diesem erbaute Bethlehemstift in Neudorf, eine Pflegestätte für arme schwächliche Kinder. -c>- Pirna, 21. Juni. Zu Beratungen hatten sich heute die Abgeordneten des Sächsischen Wag ner- und Stellmacher-Verbandes hier eingefunden. Man beschäftigte sich dabei mit ver schiedenen Berufsangelegenheiten, wobei u. a. be schlossen wurde, an die Staatsregierung mit der Bitte heranzutreten, bei den Holzversteigerungen die Lose kleiner zu machen, damit auch den kleineren Meistern Gelegenheit gegeben werde, das Holz ohne den Händler direkt zu erwerben. Den jährlichen Mit gliedsbeitrag wollte man von Chemnitz aus auf 75 Pf. erhöht wissen, zur Annahme gelangte dann aber der auf 50 Pf. lautende Leipziger Antrag. Viel läßt sich mit einem solchen Beitrag heutzutage allerdings nicht ansangen. Von Leipzig aus empfahl man noch besonders das Hatten der Verbandszcitschrift, um in Berufssnchen gut orientier! zu sein. Die Lage des Crellmachergewcrbes wurde im allgemeinen als miß lich dargestcllt. Als Ort für den nächsten Verbands tag wählte man Döbeln. * Bischofswerda, 21. Juni. Die Stadtver ordneten beschlossen, die «chankgewerbesteuer, für die bisher der Satz von 20 bis 150 .XL bestand, auf 20 bis 60 ./L zu ermäßigen, dagegen eine Biersteuer neu einzuführen, und zwar in Höhe von 40 für den Hektoliter Doppelbier und 2o für den Hekto liter Einfachbier. Freiberg, 22. Juni. In Gegenwart des Kultus Minister; O. Dr. Beck und.zahlreicher anderer Ehren gäste wurde heute vormittag 11 Uhr die Einweihung des Städtischen Museums für Schule und Heimat vollzogen. Das Museum ist aus Ausstel lungsgegenständen der Erzgebirgischen Ge werbe- und Industrieausstellung Frei berg 1912 heroorgegangen. Es baut sich aus vier Dioramen auf, die in der Form der vier Jahres zeiten das Leben der erzgebirgischen Heimat ver anschaulichen, und gliedert sich in zwei Hauptabtei- lunßen: Der Mensch und die Natur. Damit soll den Schülern ein Anschauungsunterricht geboten werden, wie er bisher noch nirgends in Sachsen in ähnlicher Weise zusammengestellt wurde. Oberbürgermeister Haupt hieß die Gäste, insonderheit den Kultus minister, willkommen und schloß mit einem Hoch auf König Friedrich August. Darauf übernahm Bürger schullehrer Böttger das Museum in die Verwal tung des Pädagogischen Vereins. Nach einem Rundgang durch das Museum versammelten sich die Teilnehmer zu einem Festessen. Freiberg, 22. Juni. Die Kgl. Bergakademi« Freiberg wird die Feier ihres 150jährigen B e - stehens Ende Juli 1916 begehen. Sie ist die älteste Technische Hochschule denn sie eröffnete ihre Vor lesungen Ostern 1766. Die Vorbereitungen für das Jubiläum hat zunächst ein aus Professoren gebildeter Arbeitsausschuß in die Hand ge nommen. Die Bildung des Hauptausschusses unter Zuziehung von Vertretern der Alten Herren und der Studentenschaft steht unmittelbar bevor, ebenso die Veröffentlichung eines Aufrufs zur Beteiligung an dem Feste mit näheren Angaben über die geplanten Veranstaltungen. Thüringen und Provinz Sachsen. * Friedrichroda, 22. Juni. Auf die Ende Mai an das Herzog!. Landratsamt Waltershausen gerichtete, von etwa 200 hiesigen Bürgern unterzeichnete Eingabe, betr. die kommissarische Verwaltung unserer Stadt, ist jetzt Bescheid dahin ergangen, daß das Herzog!. Staatsministerium am 15. Juni 1914 die Berufung gegen die Entscheidung des Landratsamtes vom 11. April 1914, in welcher der Protest gegen die Wahl des Bürgermeisters Küstner als unbe gründet zurückgewiesen wurde, als unzulässig ver worfen hat. Die Bestätigung der Wahl des Bürger meisters Küstner ist deshalb am 18. Juni vom Herzog!. Landratsamt ausgesprochen worden. Damit ist die Angelegenheit, die die hiesige Bürgerschaft seit Monaten in Aufregung erhalten hat, in dem Sinne erledigt, wie es nach dem Ausfall der Wahl erwartet werden mußte. * Lobenstein (Reuß j. L.), 22. Juni. In dem etwa zwei Stunden von hier entfernten Röttersdorf ist heute früh eine schwere Bluttat verübt worden. Die 50 Jahre alte Eutsbesitzersfrau Lipfert schlug ihrem Ehemann im Bett mit einer Axt die Hirnschale ein. Darauf begab sie sich zu ihrer in der Bodenkammer schlafenden 16jährigen Tochter und schlug dieser ebenfalls mit der Axt den Schädel ein. Beide waren sofort tot. Die Frau machte so dann auf dem Trockenboden ihrem Leben durch Erhängen ein Ende. in. Gera, 22. Juni. Am Sonntag fand hier z u m Besten des Roten Kreuzes ein Wohitätig- keitsfest statt, zu dem ansehnliche Geschenke (Brillant ring, eine seidene Damenrobc u. a.) gestiftet wurden, die zur Verlosung kamen. In dem geräumigen Garten des Tinzer Parkrestaurants, wo das Fest abgehalten wurde, entwickelte sich dank des günstigen Wetters am Nachmittag ein äußerst reges Leben. Abends fand ein „B u n t e r A b e n d" in der Festhalle statt, der ein zahlreiches Publikum angelockt hatte, das durch humoristische und gesangliche Dar bietungen aufs beste unterhalten wurde. Der E r - trag dieses Festes ist über Erwarten groß. — Der Preis der Carl-Friedrich-Stif tung sür die von der medizinischen Fakultät Jena gestellte Aufgabe wurde dem Dr. med. Friedrich Werner von hier zuerkannt. * Rastenberg, 22. Juni. Im Februar reiste ein fremder Herr hier zu. gab sich als Geheim polizist aus und erwarb sich durch sein elegantes Auftreten sehr bald eine größere Anzahl Freunde, die aber schon nach kurzer Zeit an gepumpt wurden. Nach einiger Zeit wurde aber dem „Herrn Detektiv" der Boden zu heiß, und er verschwand unter Hinterlassung größerer Schulden. Die Polizei ging natürlich den Spuren des Flüchtigen nach und vor kurzem gelang es, ihn in Nordhausen dingfest zu machen. Es ist ein vorbestrafter Schwindler, der Fritz Wei «reich heißt und aus einem Orte bei Artern stammt. Kirchliche Nachrichten. Adrudmotctte in dcr Stirchr zu L-Plagwitz: am Vorabend des Johannistages, Dienstag, den 23. Juni, abends Zrv Uhr, ausgesiihrt ooni Kirchenchor das. Solo- und Chor gesängc sowie Borträg« sür Cello und Orgel. Eintritt frei. — Texte 10 Pf. an den Kircheingängen. Waldkapclle aus dem 2üdsrie»hos. Mittwoch, vor- mittags Z,8 Uhr, Morgcnandacht: Past. Krug. 2t. Aohannio Mittwoch, abends 7 Uhr, religiöse Feier aus dem 8>cn>r.l Iohannissrieoho'c, Ansprache: Pf. 0. Rüling. 2t. Michaelis. Mittwoch, vormittags 7 Uhr, Morgen- andachk aus dem Aordsriedhose: Past. Weickert. L »lLutritzjch. Mittwoch, abends ' ,!> Uhr, JohanniSsestseier aus dem Friedhöfe. I» dcr Frirdrnsvarochir zu L -Gohlis fallt am Mittwoch abend die Bibelstnndc wegen der Fahannisicier auf dem Kapellen» sriedhosc aus. P.»Gohlis-Hord. Tienslag, abends 8 Uhr, Porscicr des Johannissestcs aiij dem Gohmer Kapeltciifriedbojc: Past. Strauß. P.«Kleinzschocher. Mittwoch, abends t> Uhr, Zohanuis- scicr auf dem A'cuen Friedhöfe: Pf. Lohse. L.-Pindcuau. Tienslag, abenos '»8 llhr, gottesdienstliche Feier aus dem Friedhöfe: Past. vemsch. P.-Lö^uig. Tienslag, abends Uhr. Abendandacht aus dem Friedhose. P.-Miickcrn. Mittwoch, abends 8 llhr, JohanniSsesiseicr auf dem Neuen Friedhöfe: Pf. Lorenz. L.»Stötteritz. Tienslag, abend» '-8 Uhr, Friedhofs audacht: Past. Krömer. -Kahren. Mittwoch, abends 8>« Uhr, Zohannisfeier dem Friedhöfe: Pf. Vierling. Mockau. Dienstag, abends 8 Uhr, Johannisseier aus dem hiesigen Friedhöfe: Past. .Holstein. Porsdors. Mittwoch, abends 8 Uhr. JohanniSseier auf dem Gottesacker: Pas». Mühring. öuUus vlütlmor, Kalgerl. »nck liöultxl. Ik»k-I'iuvokortek»d rlli»»t riüKvt M kiLllivvs. ttlktttittiel ml «l enl'i sleiluultlliiflßktiltl. nltlll II Lrüssel 1910 mir ä«m „Qraiiä krix" I-eiprlx IV13 (later». V»us»ek»u»tel1u»r) siönixl. 8liei>8. 8l<t.ilMM '-L-H.'
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