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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140623015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-23
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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14. Sodann Wüsten, enbahn. Meßend der die enbahn- ruck der mittags i. N<Ä alteder- an träge and zur >rt ver Heute en vor- ßerdem »sea. " von >dewort stdliche ab und uf dem ktwirt- chl um s an ächt igt freilich en nur en zu >r dem um- chneter chlietz- e man Musik- > son- yläsisig sollte was um so >e zu s Ge- Kon- sse. :de in Ein tagen t, die hatte, iggia. anan« denen Auf. igen Zinsel solge- zum rinen beit- nens iung, zer- ere r zu, rden Hier :den, man rssen icher dem der t. Morgen »Ausgabe G» Leipzig und Vorort, »urch uns«, erSgrr «pe»>»»r» rmaltSgilch in» Hau» gedracht, monatlich,.« M., »,ert»y»hrUch,.7rM. Sri »er «egtzüftosteU», unser» Zllial,« »»»Nu»S»drst«U»a ad,»holt: monatlich,M.,vi»rt»l>ahrUch Z M. ^ur» »>, Post: lnnrrhald veutschian»» un» »,r »rutschen Kolonie» monatlich ,^» M., »«»rt.ljührUch ».so M., auoschll»stlich postd»st«llg«l». va» Leipziger Tageblatt »rsch»int Werktag« rmal, Sonn-u.Z»lrrtag» »mal. EesprlS, »en Nachbarort»» un» »en chrtrn mit »la»n»n Zlllal»« wir» öt» ^brn-ausgabr noch am Hben- -es Erscheinen-ms tzaus geiiofert. verlinm «»»aktlour 2«»«nL»lt»u>7. Zernspre-K.Nnsckiv»: Nr.e»7. ^curdelsFeiturrs /trntsbloL des Rackes und despollseüuntes der Stadt Leipzig »«»akttoo uu» ch»schLft«st»U»r Zokanai.qasf» Nr. S. 0 Zrrnsprrch-Naschluk Nr. >4004, ,»»»r un» 14b»«. ISS. Jahrgang kür Snsrrat« au» Leipzig UN» Umgebung »l« /NIAulAuktp»elf»» >svaltig»p«tltz»il«rspf., »>» Neklameertiei M-, von auowart» so Pf., Nrklamra 1.20 M., Klein« Anzeigen »iepetltzelle n«I S0pf.b.Wir»«rboi.Nab.,0ns»rat» oon0»hör»»n lm amtlichen Veil »l« Petit» zeil« so Pf. 0»fchaft»onz»tg«n mit plahoorschrlft im Preis» »rhSht. Nabatt nach Larif. vetlagen: 0»samtaufl.SM.»a»Kaus»nS auoschl-postgedüh«. stazeigen-stnnabm»: lohannlogasfe«, brl sämtlichen jiliaien»«« Leipzig« Kageblatte» un» allen stnnon<e»-<xp»»iti»n«n »es 0n- un» ftuoto»»«. cheschästostell« für Serlin u.»l« pr.Sranüendurg: VirektiouWalterZllegel, Verlin w. >0, Margarethenstra-e ». Zernsprech-stnschlust« Lütz»« «71. Nr. 3l3. Dienstag, üen 23. Juni. 1914. Vas wichtigste. * Der Reichsverband der deut schen Presse wühlte Posen zum Ori seiner nächstjährigen Tagung. (S. Per.) * In Meißen trat am Montag der Ver band von Ortskrankenkassen im Königreich Sachsen zu seiner jährlichen Ta gung zusammen. (S. bes. Art.) * Der 9. Kongreß der Freien Ge werkschaften Deutschlands trat in Mün chen zusammen. (S. Ber.) * Aus Wien wird dementiert, daß der englische Admiral vor Durazzo gegen die Bem ung der „Herzegowina" als alba nisch, s Kriegsschiff Einspruch erhoben habe. (S. bes. Art.) < * Das englische Geschwader ist in Kronstadt ein gelaufen. * Die Vorhut der Truppen Villas hat bei Zacatecas eine empfindliche Nie derlage erlitten. (S. Pol. Uebers.) Zranzöstfthe Zinanzpolltik. '^ie schwere Finauzkrisis in Frank reich gehr endliey ihrer Lösung entgegen. Zur Deckung oer Ausgaben für die Heeresvermey- rung wird nicht wie im Deutschen Reiche und bald auch in Schweden eine besondere Wehcsteuer, sondern — wir wiesen bereits in der Sonntags nummer darauf hin — eine Anleihe aus genommen, und zwar in einer Höhe, wie sie unseres Wissens bisher weder in Frankreich nvcy sonst in einem Lande an den Marrr gekommen ist. Aber nicht nur die Größe per Anleihe, sondern auch deren Zinsfuß ist für die jüngste französische Finanzpolitik sehr charakteristisch. ^)ie Regie rung hat mit dem bisherigen Grundsatz, nur dreiprozentige Anleihen zu begeben, gebrochen und zahlt für die geliehenen 800 Millionen Franken noch Vu Prozent mehr Zinsen, lieber die Aufnahme der Anleihe in den Kreisen der französilchen Parlamentarier unterrichtet folgen der Brief unseres Pariser I-.-Mrt- arb eite rs: Paris, 21. Juni. Das „Journal officiel" veröffentlicht heute mor gen das Dekret der Anleihe zu 3)4 Proz. für die Deckung der außerordentlichen Heeresaus- gaben. Der Senat hatte gestern einstimmig nach ganz kurzer Debatte für die von der Kammer mit ge ringer Sympathie angenommene Gesetzesvorlage notiert. In dem Oberhaus, wo man der Einkommen, steuer abhold ist, war man für jede Anleihe zu haben, weil das große Defizit im Budget der Hauptvorwand für die Radikalen ist, im Eiltempo die Finanzreform durchzuführen. Es gelang Len alten Herren, deren Wähler sich aus Delegierten aller Art Körperschaften zusammensetzen und die somit unmittelbarer die be sitzenden Klassen vertreten, von der Regierung einige wertvolle Zugeständnisse zu erlangen, die auch weiter hin der Staatsrente einige Vorrechte gegen direkte Besteuerung erhalten sollen. Zunächst klagte der Be richterstatter Aimond, daß Frankreich, das sich rühmte, über den prächtigsten Kredit in der Welt zu verfügen, jetzt auch gezwungen sei, von dem bis herigen 3prözentigcn Anleihetypus zum öjHprozen- tigen überzugehen. Senator Touron behauptete, man hätte unbedingt bei dem Zinsfuß von 3 Prozent verbleiben müssen. Die Rente stehe jetzt aus 84,50, ergebe also ein Einkommen von 3,55 Prozent. Die neue 3i/2prozentige Anleihe, die obendrein der di rekten Steuer unterworfen sei, also nur ein Ein kommen von 3,36 erbringe, werde im Vergleich mit den früheren Renten aus der Börse zwischen 00 und 91 Frank erreichen. Trotzdem würden die 3prozen» tigrn Anleihen unter der Konkurrenz der neuen leiden. Diese Ansicht teilte Ribot nicht. „Ver gessen Sie nicht, daß wir 22 Milliarden 3prozent,ge Renten haben! Daneben spielt di: neue Emission keine große Rolle, und der Erfolg der Anleihe ist ge sichert." Touron fragte darauf, ob die Stempel- und Verkaufsadgaben, falls sie später in einer Ein kommensteuer ausgehen sollten, ebenfalls auf die neuen Staatsrenten angewandt werden könnten. Dann würden nämlich von den Coupons nicht mehr 4, sondern 12 Prozent weggenommen werden. Fi nanzminister Nou le ns erwiderte, die Regierung wünsche sich die Freiheit zu wahren, auch von den Einkommen aus Staatspapieren eine Einkommen, steuer zu fordern, aber Stempelgebühren sollten in Zukunft nicht den neuen Renten auferlegt werden. Dies Zugeständnis an die Gegner der Ein kommensteuer tm Senat wird auf die fortschritt liche Mehrheit in der K a m m e r, die noch nicht sehr zufrieden mit Viviani ist, keinen guten Ein druck machen. Zwar hatte das Unterhaus mit 452 gegen 108 Stimmen ebenfalls die unvermeidliche Anleihe von 805 Millionen Frank bewilligt. Der Sozialist Bctouce meinte, die Regierung gleiche jenen Familiensöhnen, die sagen: „Nach uns die Sint flut". Warum habe man die Anleihe auf 800 Mil lionen festgesetzt? Weil der Schatzhaushalt gerade dieser Summe dringend bedürfe und sie nur so neben- bet als eine Deckung der Militärausgaben bezeichne. Schon 1914 sehe das Militärprogramm 616 Mil lionen Ausgaben vor, man verlange nur 600, das Marvttoprogramm sehe 240 Millionen vor, und man verlange nur 200. Indem man für Marokko eine Anleihe ausschreibe, stelle man ein gefährliches Prin- Up auf, da das Protektorat in den folgenden Jahren Menfalls hohe Zuschüsse brauche, die dann wieder durch Anleihen gedeckt werden müßten. Insgesamt werde man mindestens noch 900 Millionen dafür zu verausgaben haben. Rechne man hinzu, daß die voll ständige Summe, die für die Heeresvermehrung und die Rüstungen benötigt werde, 1820 Millionen er reicht, dann gibt dies zusammen 2720 Millionen, die gesunden werden müssen, oder wenn die Emissions kosten hinzugcrechnet werden, rund 3 Milliarden. Betouce fragte, warum man nicht mit einem Schlage die 3 Milliarden als Anleihe zu fordern wage. Die französischen Sparer hätten den französischen und ausländischen Emissior.en 1908 3 Milliarden bezahlt, 1909 4294 Millionen, 1910 5611 Millionen, 1911 4,696 Millionen und 1912 5 941 Millionen. Der Sozialist beklagt es, daß man nicht das Beispiel der deutschen Bourgeoisie befolge; durch eine Kriegs st euer der Reichen würde man in 7 Jahren die 1820 Millionen aufbringen, was der französischen Bürgerschaft nur ein jährliches Opfer von 261 Millionen auserlvgen würde, statt der 212 Mil lionen, die 25 Jahre lang für die Amortisierung und Verzinsung der neuen Anleihe gezahlt werden müssen. Diese „revolutionäre" Rede wurde von einem großen Teil der Kammer mit Beifall aus genommen, aber die verschiedenen Wünsche, man möge sparen und mit der Zurückführung der Abge- ordnctenbezüge von 15 000 auf 9000 Franken be ginnen, kühlten gleich merklich die tugendsamen Regungen der Volksvertreter ab. Den bösesten Streich spielte die Linke der kapita listischen Presse und den Großbanken, als sie forderte, vor Jahresende alle Publizitäts- und Emissionsaus gaben für die Anleihe zu veröffentlichen. Das ist ein Novum, das der neuen Kammer völlig die Sym pathien der Finanzleute und ihrer Liebediener ver derben wird. Die Regierung hatte sich schwach dem sozialistischen Vorschlag widersetzt, der aber mit 449 gegen 110 Stimmen angenommen wurde! VMSLL0. In Durazzo muß es jetzt in sanitärer Be ziehung furchtbar anssehen, da die große Hitze den Mangel an allem Sanitätspersonal und Krankenhäusern nur noch fühlbarer macht. Augenblicklich sind Verhandlungen zwischen der Regierung und den Aufständischen im Gange, deren Erfolg aber sehr zweifelhaft ist. In Ber lin wird die Auffassung vertreten, daß nur kriegstüchtige Soldaten dem Fürsten Hilfe brin gen können, und es soll damit vielleicht auf ein bevorstehendes Eingreifen europäischer Truppen hingedcutet werden. Ob Prenk Bibdoda gegen die Aufständischen Erfolge erzielen wird, bleibt abzuwarten; seine Bitte um eine Kanone und die Meldungen, wie die paar Geschütze des Fürsten bald dahin, bald dorthin transportiert werden, zeigen jedenfalls, irr welch einfacher Art der Kampf geführt wird. Im Süden ist der Vor marsch der Regierungstruppen zum Stocken ge kommen. Aus Wien werden einige Nachrichten der letzten Zeit dementiert, so vor allem die, daß der engtische Admiral vor Durazzo gegen die Verwendung der „Herzegowina" als albani sches Kriegsschiff Einspruch erhoben habe. Wie wir bereits gestern mitteilten, sind auch die Ver luste der Regierungstruppen bei dem kürzlichen Vorstoß nicht so bedeutend gewesen, als unmittel bar nach feinem Mißglücken gemeldet wurde. Im einzelnen liegen folgende Nachrichten vor: Furchtbare Zustände in Durazzo. Nach einem Telegramm der Mailänder „Stampa" leidet die Bevölkerung von Durazzo unter furcht barer Hitze, die zudem aefährliche Aus- dünst ungen erzeugt, da die Leichen der in den jüngsten Kämpfen Gefallenen nur notdürftig bestattet wurden. Es wimmelt von Verwundeten, die keine Pflege finden, und es herrscht Mangel an Wasser und Desinfektionsmaterial.Jm Spital zu Tarent wurden auf Befehl des italienischen Marineministers 260 Betten für albanische Verwundete bereitgestellt. Der Berichterstatter der „Italia" nimmt an, es be stehe angesichts der Stärke der jetzigen Verteidiger keineswegs eine Gefahr für die Stadt, während der Berichterstatter der „Stampa" die Lage in den düstersten Farben schildert; zahlreiche Mohamme daner seien unter der Anklage des Hochverrats verhaftet worden, da in ihren Wohnungen Munition und aufreizende Schriften gefunden wurden. Der Bormarsch Prenk BibdodaS. Durazzo, 22. Juni. Prenk Bibdoda ver langte von der Regierung eine zweite Kanone, um mit seinen Truppen seine Stellungen vier Stunden nördlich von Durazzo verlassen und den Vormarsch gegen die Aufständischen antreten zu können. Das gewünschte Geschütz ist bereits von Ingenieur Häßler an Bord der „Gisela" zu der Stellung Prenks gebracht worden. Gestern und heute gingen Leute ab, um bis zu der vorgeschobensten Stellung gegen Rastbul nach Gefallenen zu suchen. 50 Leichen wurden ge funden und heute beerdigt. Die Verluste der fürsten treuen Truppen bei dem letzten Vorstoß gegen di« Aufständischen dürften demnach etwa 80 Tote und 120 Verwundete betragen. Von dem 20 Mann starken Gendarmerieposten bei Porta Romana wur- den vier Mann getötet und die übrigen gefangen genommen; nur zwei entkamen. Augenzeugen des letzten Vorstoßes berichten, daß die Rebellen Ver wundete ohne Pardon niedermachten. Line Niederlage der Regierungstruppen im Süden. Durazzo, 22. Juni. Nach einer dem holländischen Kommando überbrachten Meldung befanden sich vor gestern abend die von Süden vordringenden Truppenabteilungen, insgesamt tausend Mann, bei Karabunar und Luschina in heftigem Kampfe mit etwa sechshundert Aufstän dischen, welche die dortigen Anhöhen besetzt hielten. Der rechte Flügel der Regierungs truppen stand unter der Führung des Majors Besim Bey und des holländischen Offiziers De Jongh, das Zentrum unter dem Befehl Nurruddin Bey Vloras und Sohischmid Tostas, der linke Flügel unter Betthasch Bey. Die Negierungstruppen wurden zurückgeworfen und gegen Fieri am Semenie- flusse zurückgedrängt, wo sie gegenwärtig stehen. Vie fiuffajfung in Serlin. Berlin, 22. Juni. In hiesigen amtlichen Kreisen wird die Lage in Durazzo nicht für günstig angesehen. Man bezweifelt, daß die Unterhand lungen zwischen dem Fürsten und den Aufständischen zum Frieden führen werden. Hier ist man der Ansicht, daß, solange dem Fürsten und den holländischen Offizieren keine kriegstüchtigen Truppen zur Verfügung gestellt werden, sich die Lage nicht bessern wird. Eine Reihe von Dementis. Wien, 22. Juni. Das „Fremdenblatt" erfährt von informierter Seite, daß die in ausländischen Zeitungen veröffentlichten Gerüchte, wonach öster reichisch-ungarische Marineoffiziere in Uni form an den letzten Kämpfen in Durazzo teil genommen hätten, wonach ferner die von den Aufständischen an die Kontrollkommission enifandten Parlamentäre von den Offi zieren zurückgewiejen worden seien, vollkommen aus der Luft gegriffen sind. Parla mentäre, die als Legitimation nur ein anonymes türkisches Schreiben hatten, sind mit Offizieren der österreichisch-ungarischen Armee gar nicht in Berüh rung gekommen und konnten schon aus diesem Grunde Nicht abgewieien werden. Die etwaigen Verhand lungen mit Parlamentären der Aufständischen werden selbstredend vom Fürsten bzw. von der albanesischen Regierung geleitet. Die Kontrollkommission könnte gegebenenfalls nur auf das Ersuchen dieser Faktoren intervenieren. Ebenso ist die Meldung, daß der englische Admiral in Durazzo g e - droht hätte, den vom Fürsten gecharterten Dampfer „Herzegowina" in Grund zu bohren, falls er weiter aus die Aufständischen schießen würde, frei erfunden. Der englische Admiral hat gegen diese Verwendung des Dampfers „Herze gowina" keine Bedenken der Neutralitätsver letzung geltend gemacht, auch sonst keinen Protest gegen die weitere Benutzung des Dampfers zur Be kämpfung der Insurgenten erhoben. Ein solches Vorgehen ist schon deshalb ausgeschlossen, weil in dem vorliegenden Falle seitens der albanesischen Regierung nicht die geringste Verletzung des Völkerrechts begangen worden ist. Die unschuldig verhafteten Italiener. Durazzo, 22. Juni. Der Ministerpräsident Turkhan Pascha hat gestern abend dem italienischen Gesandten folgendes Schreiben überreicht: „Ich bin glücklich, feststellen zu können, daß in den bei dem Obersten Muricchio und Professor Chinigo beschlagnahmten Sachen nichts Belastendes gefunden worden ist. Da die Unschuld der beiden Herren erwiesen ist, wurde ihnen das Bedauern der albanesischen Regierung über den beklagenswerten Vorfall, der eine Verletzung der Kapitulationen darstellte, ausgedrückt. Es ist über flüssig, hinzuzufügen, daß die Regierung alles tun wird, um die Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse zu vermeiden." — Der italienische Gesandte ist der Ansicht, daß man den Zwischenfall mit dieser Er klärung als erledigt ansehen kann. Nochmals vom .kaufe' »es Großglockner. Man schreibt uns: Schon in Ihrer Nummer 284 haben Sie über den geradezu ungeheuerlichen Plan eines einzelnen be richtet, das Eroßglocknergebiet anzukaufen und es „kaufmännisch" auszubeuten. Jetzt druckt der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein den Briefwechsel zwischen ihm und jenem Herrn aus Bochum ab. Als ein Dokument der Zeitgeschichte sollten Sie diese Briefe den Lesern des L. T. nicht oorenthalten. Sfl lauten: „An den Hauptausschuß des D. u. Oe. Alpenvereins, Wien. Der Großglockner nebst einem Gebiet bei dem selben ist in meinen Besitz übergegangen. Da ich beabsichtige, dort oben Steinwild auszusctzen, bin ick gezwungen, das Gebiet für den Turistenverkchr ab 1. August d. I. zu sperren. Jedoch bin ich bereit, einige Wege zum Glöckner freizugeben, und bitte ich den Alpenoerein, mir umgehend Vorschläge und Wünsche zu unterbreiten, da ich meine Dispositionen bald treffen muß. Es wird dies ja ein harter Schlag für den Verein sein, doch bin ich gewillt, weitestes Ent gegenkommen zu zeigen, und hoffe, damit einen friedlichen Vergleich herbciZUfüyren. Hochachtungsvoll H. Willers, Bochum, Kanalstraßc, Deutschland." Darauf antwortete der Alpcnoerein, Lessen Vor sitzender zurzeit bekanntlich der preußische Handel». Minister Sydow, selbst ein rüstiger Steiger, ist, mit erfrischender Deutlichkeit, wie folgt: Wien, 28. Mai 1914. Herrn H. Willers jun. Bochum. Nach Ihrem Schreiben vom 18. d. M. soll der Großglockner nebst einem benachbarten Gebiete in Ihren Besitz übergcgangen sein. Da Sie sich an geblich gezwungen sehen, das Gebiet für den Turistenvertehr mii 1. August ,u sperren, jedoch be reit sind, einige Wege zum Glöckner freizugeben, wünschen Sie, daß der Alpenoerein Jbnen um gehend Vorschläge und Wunsche uuterbtecke. Indem wir bei Beantwortung Ihres schreibens von dem fehlenden Nachweis, daß das erwähnte Gebiet tatsächlich in Ihren Besitz bereits über gegangen sei, absehen, geben wir unserer An schauung dahin Ausdruck, daß wir für die von Ihnen beabsichtigte Absperrung von Wegen, die teils seit alters her begangen sind, teils zu Hütten führen, die auf eigenem Grunde der Besißer stehen, weder eine rechtliche noch eine physische Möglichkeit erblicken. Wir wollen daher zuwarten, ob Sie tat sächlich in die Lage kommen werden, irgendwelche den freien Zugang zu dem Glocknergebiet behin dernde Vorkehrungen zu treffen, möchten Ihnen aber in Ihrem eigenen Interesse raten, solche Vor kehrungen überhaupt nicht ins Auge zu fassen, da Sie — abgesehen von zu erwartenden Besitz- störungstla^en — mit der schon durch die bloße An kündigung Ihrer Absicht entfachten Entrüstung der Alpinisten und sonstigen öffentlichen und privaten Interessenten sowie mit dem Widerstand der ge samten Bevölkerung des Elocknergebietes rechnen müssen. Unter solchen Umständen sind wir nicht in der Lage, die von Ihnen erbetenen Vor chläge und Wünsche Ihnen zu unterbreiten. Der Hauptausschuß des D. u. Oe. Alpenoereins. Dr. R. Sydow. Dr. R. Erienberger. Zugleich erläßt der Alpcnverein eine „Erklärung", wonach er es als seine Pflicht bezeichnet, mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln diesen Eingriff in be stehende Verhältnisse und wohlerworbene Rechte ab zuwehren. Er wendet sich „an die Behörden des Staates und der Länder, an die Gebirgsbewohner und an alle Freunds der Alpen" mit der Bitte, ihn in feinem Vorgehen mit Nat und Tat nachdrücklich zu fördern und zu unterstützen. Man wird der weiteren Entwicklung der Dinge mit Ruhe entgegensehen dürfen. Vielleicht. ist es ganz gut — so wird in der gleichen Nummer der Alpenvereinsmittcilungen von einem österreichischen Reichsratsabgeordnetcn bemerkt —, daß einmal ein recht krasse: Fall geschaffen wurde. Auch sonst ist di« Wegefreiheit in den Bergen bedroht, wie man weiß. Nicht alle Touristen sind Musterknaben. Allein eine vernünftig geregelte Bergfreiheit ist notwendig für die Städte, für die Jugend, für die Erhaltung der Rasse und den Fremd«nverkehr, der jährlich Mil lionen in Gegenden mit sehr bescheidenem Wohl stände bringt. Es kommen jetzt die Tage, wo so manchem von uns Scheffels „Ausfahrt" durch Herz und Sinn zuckt: „Ich fahr in die Welt!" Da schaut man nach den Nägeln der Bergschuhe und nach dem getreuen Pickel, der wintersüber in der Ecke stand. Beinahe möchten wir sagen: „Auf zum Großglockner!" Man müßte eigentlich dabei sein, wenn sie ihn „abspcrren" wollen. Im österreichischen Hause auf der Bugra sieht man einen schönen Druck, den sich jeder sür wenige Kroneir erwerben kann: zwei Bergführer auf der Elocknerspitze bei Aufgang der Sonne zu Füßen jenes riesigen Kreuzes, das je nach den Schneever hältnissen Heuer hoch und fr«i in die Lüfte ragt, im nächsten Jahre aber tief im Schnee steckt, so daß man auf dem Querbalken sitzend sein Frühstück verzehren kann. Dort droben war auch vor wenigen Jahren unser geliebter König. „Ganz nur ein Mensch." Was würben wohl jene beiden Naturkindcr dort oben am Kreuze sagen, wenn sic am Morgen des 1. August sähen, wie unten, einige tausend Meter tiefer, so ein Menschenknirps di« Paßwege abzuspcrrcn anfängt? Wie gesagt: da müßte man dabei sein! Deutscher Gewerkschafts kongreß. 8. ä. U. München, 22. Juni. Unter Beteiligung von ca. 500 Delegierten aus allen Teilen des Reiches traten heute vormittag hier im Münchner Kindl die Freien Gewerkschaften Deutschianos zu ihrem 9. Kongreß zusammen. Reichstagsabgeordneter Legien (Berlin) er öffnete die Tagung mit Begrügungswvrten an die Teilnehmer sowie an die zahlreich erschienenen Ver treter aus dem Auslande und stellte mit Genug tuung fest, daß heute zum ersten Male ein Vertreter des Englischen Gewerkschaftskongresses erschienen sei. Als wir vor drei Jahren den letzten Kongreß in Dresden schloffen, glaubten wir, daß ein« bessere Zeit für uns kommen werde, daß von der Gesetzgebung das anerkannt werden würbe, was wir sür richtig hielten. In dieser Hoffnung sind wir leider arg ent täuscht worden. Eine verheerende Wirkung übte die wirtschaftliche Krise aus. Dazu kommt die unglaub liche Hetze gegen die Gewerkschaften, die man zu politischen Vereinen stempeln möchte, ferner der Schutz der sogenannten Arbeitswilligen. Trotzdem haben die Gewerkschaften gute Fortschritte gemacht. Während aus dem Dresdner Kongreß 2 276 000 Ar beiter und Arbeiterinnen vertreten waren, sind es auf dem diesjährigen 2 546 000. Man kann nun viel leicht meinen, man hätte bei der Festsetzung der Tagesordnung etwas vorsichtiger oorgehen sollen, man hätte meinen können, daß wir alle di« Politik berührenden Punkte hätten ausschetden sollen. Wir haben das nicht getan, wir haben e»
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