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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140702026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-02
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Leipziger Tageblatt. Seue 2. Nr. 331. Nvenü-Nusgabe. Grossgrundbesitzern und dcn Pächtern, der die Schwierigkeiten herbeiführt. Wir geben folgende Meldungen wieder: Verstärkung der internationalen Truppen in Durazzo. Wie au» Durazzo gemeldet mied, haben aus die Befürchtung der Regierung vor eine« Nacht angriff der Rebellen die Kommandante» der Krieg»« schisse die Ausschiffung von SN0 Mann be schlossen, aber nur in dem Falle, dass die Europäer und das Fürstenpalais G e f a h r laufen sollten. Bauernunruhen im Süden. Wie aus Durazzo gemeldet wird, treffen dort täglich Nachrichten über wachsende Schwierigkeiten aus dem Süden ein. Jetzt wird aus dem non Tosken bewohnten, südalbanischcn Gebiet über Zunahme der Agrarunruhen berichtet. Die Dauern halten überall Versammlungen ab. in denen gefordert wird, dass die Pächter nach dem Tode des Beis lGrossgrundbesitzcrsj das Pachtland als Besitz erhalten. In den Bezirken gegen Epirus zu wollen die Dauern von dcn Beis überhaupt nichts mehr wissen Die Bewegung ist dortzulande nicht gegen die Person des Fürsten, aber da das Kabinett sich aus Beis zusammcnsctzt, gegen die Regierung gerichtet. Die Heimfahrt des Obe.sten Thomson. Durazzo, 2. Juli. Die sterblichen Uebcrrcste des Obersten Thomso n wurden gestern früh durch albanische Gendarmen zum Hafen gebracht. Die holländischen Offiziere sowie Vertreter der Kontroll kommission und die Minister gaben dem Zuge das Geleit. Beim Konak schloss sich Fürst Wilhelm an. Hauptmann Thomson, der Bruder d«s Ge fallenen, dankte für die Ehrenbezeigungen. — Der Fürst hat sämtlichen ne r mundeten Kombat tanten, die im englischen Hospital untergebracht und zum Teil wiederhergestellt sind, die Tapfer keitsmedaille verliehen. Die Zustimmung der ivrostmächte. Athen, 2. Juli. Die Gesandten der Grossmächte haben gestern dem Minister des Acussern Dr. Streit folgende Kollektivnote überreicht: Die Unter zeichneten haben die Ehre, dem Minister des Aeusscrn davon Kenntnis zu geben, dass die Regierungen Deutschlands, Oesterreich « Ungarns, Frankreichs, Englands. Italiens und Russlands der in Korfu durch die Internationale Kommission und die Delegierten von Epirus ge schlossenen Uedereinkunft betreffend die zu künftige Stellung von Epirus ihre Zustim mung erteilen. politische Ueberlicht der neue Gberhofmeifter -er Kaiserin. Neber die Persönlichkeit des neuen Ober- Hofmeisters -er Kaiserin, General der Kavallerie Eugen v. Falkenha h n , und seinen inili- uirischen Entwicklungsgang wird uns von nnli- lärischer Seite geschrieben: General der Kavallerie Eugen v. Fas sen ha hu, der neue Oberhofmeister der Kai serin, ist ein B rüde r des preussischen K rieg s - Ministers und wie dieser auf Burg Bclchan. am 4. September 18.79 als Sohn Fedor von Falkeuhahns und seiner Gemahlin Franziska geb. Freiin v. Rosenberg geboren. Er gehört der Armee seit dem 2. August 1870 an, wo er als Fähnrich in das Kürasfierregiment Köniain iPommersches> Ar. 2 in Pasewalk eintrat. Be reits am 8. Dezember 1870 rückte er zum Leut nant aus. Im Fahre 1876 wurde er zum Regi- mentsadjutanten ernannt und zwei Fahre spä ter in das Kürassierregiment v. Driesen lWcst- fälischesi Ar. 4 in Münster verseht. Aicht lange darauf rückte er zum Adjutanten der 1'1. Ka- valleriebrigade ans. Das Fahr 1888 brachte ihm das Kommando zur Dienstleistung beim (Krossen Gcneralstab. 188.7 wird er in dieser Tätigkeit Hauptmann, um schon im Mai 1886 in den Generalstab des X. Armeekorps in Hannover verseht zu werden. Auch hier blieb er nicht lange tätig, sondern kam schon im Fahre dar auf zum Gcneralstab der 19. Division. Fm Fahre 1887 finden wir ihn als Militärattachö an der deutschen Botschaft in Parks, eine Stel lung, die er bis zum Fahre 1889 innrhalte, um sic mu der eines Mttitärgouvcrncurs des Kronprinzen und des Prinzen Eitel Friedrich zu vertauschen. 1894 wiederum zum Grossen Ge- ncralstab versetzt, wurde er 189.7 mit der Füh rung des 1. Gardc-Dragonerreguncnts beauf tragt. Fm Fahre 1896 erhielt er die Charge eines Oberstleutnants und die Stellung des Regimentstvmmandeurs. 1898 rückte er zum Ebes des Generalstabes des IX. Armeekorps in Altona auf. Aachdem er 1899 Oberst geworden war, erhielt er im Fahre 1901 das Kommando der 19. Kavalleriebrigadc und wurde 1902 zum Generalmajor befördert. Eitere Etappen sei ner militärischen Laufbahn bilden die Fahre 1ltz)6, wo er znm Inspekteur der 8. Kavallerie inspektion in Münster ernannt wurde, ferner 1908, wo er Has Kommando der 11. Division in Breslau unter Beförderung zum General leutnant übernahm. Ain 8. April 1910 trat Erzellenz von Falkenhahn als General der Ka vallerie in den Ruhestand. Er ist seit dem 7. September 1898 mit Luise geb. Freiin von Dörnberg vermählt und hat aus dieser Ehe drei Kinder. Eine reichsgesetzttche Regelung -es Hebammenwesens, die auf dem deutschen Aerztetag vor kurzem gewünscht wurde, wird, wie eine offiziös bediente Berliner Korrespondenz schreibt, nicht in Frage kommen, da die Bundesregierungen in ihren Antworten auf ein eutsvrechendes Rundschreiben des Reichskanzlers hin eine solche nicht für zweck mässig erachtet haben. Dagegen sind seitens der Rcichsregierung Grundsätze ausgestellt worden, die der Reichsgesundheitsrat befürwortet hat, und die der einheitlichen Regelung des Heb- ammenwcsens im Reich dienen sollen. Diese Grundsätze sind vor kurzem der preussischen Re gierung übermittelt wordeui Die Bundesregie rungen können auf Grund dieser einheitlichen Grundsätze eine landesgesetzliche Regelung wich tiger Fragen des Hebammenwesens vornehmen. Es dürfte sich vornehmlich um die Ausbildung der Anwärterinnen des Hebammenbcrufes han deln, deren Bedingung zur Zulassung sestzulcgcn sind, ferner aus die Art und Dauer des Unter richts, die Prüfungen und Nachprüfungen sowie die Einführung von Wiederholungslehrgängen. Auch Grundsätze für die Pslege von Müttern und Säuglingen gehören hiecher, sowie Regeln für die Beaufsichtigung und Wartung der Kinder. Ferner Vorschriften über das Verhalten bei Todesfällen und bestimmten Krankheiten sowie über das Verbot der Behandlungen in bestimm ten Fällen, die dem Arzt überlassen werden müssen. Die Einrichtung einer Zwangsversiche- rung für Hebammen, welche Angelegenheit einer Prüfung unterzogen wurde, kommt deshalb nicht in Frage, weil es sich bei ihnen um einen freien Beruf handelt nnd eine Beschränkung der Niedcr- lassungsfreiheit nicm staunnden kann. Dem gemäss kann unr eine freiwillige Versicherung in Frage kommen. Zn der wichtigen Frage der Abnahme der Geburten, in der die Hebammen anstlärend wirten sollen, Hal die neue preussi sche Dienstanweisung bereits Fingerzeige für die Hebammen gegeben, und beabsichtigt ist, erfordere Uchcnsalls noch weitere Anweisungen zu erlassen. Die Folgen der Abnahme der Geburten haben sich bei der Tätigkeit der Hebammen bereits fühlbar gemacht, so dass es erklärlich erscheint, dass sic die Anstellung als Organ des öffent lichen Gesundheitsdienstes erstreben. Diesen Wünschen steht aber ebenso wie einer Zwangs versicherung ihr freier Beruf entgegen. Serbien, Montenegro un- Rußlan-. Die Pariser Meldung, dass die Vereini gung Serbiens mit Montenegro ge plant sei, ist von halbamtlicher serbischer Seite bestritten worden. Mag dieser Widerruf für den Augenblick und für die nächste Zeit berechtigt sein, so ändert er doch nichts au den Bestrebungen, die Russland seit ge raumer Zeit in der fraglichen Richtung ver folgt. Der in Sofia erscheinende „D newni k" hat schon im März d. F. die russischen Be mühungen beleuchtet, die die Vereinigung Monte negros mit Serbien zu dem Zweck vorbereiten, auf solche Weise Serbien den freien Ausweg an das Adriatische Meer zu verschaffen. Im „Dncwnit" ist damals ein Brief vcrüfscntluht worden, dcn der russische Journalist Kosfa unter dem 18. Februar aus Belgrad an einen Bericht erstatter russischer Blätter in Sofia namens Wladimir Wiktorofs Toporoff gerichtet hatte. In diesem Briefe heisst cs wörtlich: „Die Angelegenheiten in M ontcnegro nehmen ihren Lauf. Die Stellung des Kö nigs wird jeden Tag schlechter. Die Er folge unserer Agitation hinsicht lich der Angliederung des kleinen Königsreichs an Serbien sind ein fach unglaublich, ohne Rücksicht auf die Gegeuwirtung von selten der österreichischen Geheimagenten. Meiner tiefen Uebcrzcugung nach wird König Ailita bald entthront und die Annexion eine vollendete Tatsache werden." Ein derartiges Zeugnis wird man zumal dann nicht in den Wind schlagen, wenn es von Paris aus bestätigt wird. Deutsches Reich. * Nachklang zur Düppelfeier. An dcn Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, dem Pro- t.ktor der Düppel-Gedächtnis-Ausstellung in Sonder burg, der zu Beginn der Sondcrburger Festtage ein« grössere Anzahl von Veteranen und Festteilnehmern aus Schloss Gravenstein zum Frühstück einge laden und gelegentlich des Festessens am 28. Juni in Sondcrburg im Namen der zahlreichen Teilnehmer auch dein Kaiser Franz Joseph ein Huldigungstele- gramm übersandt hatte, ist non Kaiser Franz Joseph folgendes Tel«grammm «ingcgangen: Die mir von Eurer Hoheit, dem Feldmarschall Grasen Hacssler und dem General von Pod- bielski übermittelte Begrüssung der Veteranen und Düppelstürmer hat mir grosse Freude be reitet. Ich dank« aufs herzinnigste für dieses Zeichen treuen Gedenkens der historischen Tage non 1861. Wien, 30. Juni. Franz Joseph. * Eine irreführende Nachricht über dieDarlehns- sätze der Versicherungsanstalt für Angestellte. Die „Kölnische Zeitung" ineloer. dass die Kreise Bieden kopf und Dillenburg zur Ausdehnung der Elektrizi tätsversorgung .von der Reichsversicherungsanstalt für Angestellte ein Darlehen im Betrage von einer Million Mark zu einem Zinssatz von 2'/r°/» erhalten hätten. Diese Mitteilung ist, wie inan uns mitteilt, vollkommen unzutrefsend. Die Reichsversicherungs anstalt geht grundsätzlich auch bei derartigen Ver bänden nicht unter den üblichen Prozentsatz von gegenwärtig ungefähr 4'/« bis herab. Damit erledigen sich auch alle von der „Kölnischen Zeitung" an die falsche Meldung weiter geknüpften Be trachtungen * Tie Erntevorschätzungen Der Reichskanzler hat die Bundesregierungen erjucbt, ein einheitliches Ver fahren für die Berichterstattung über den voraus sichtlichen Ernteertrag zur Anwendung zu bringen, und zwar soll versucht werden, die preussische Schätzungsweise auch in den anderen Bun desstaaten anzumenden. Durch Bundesratsverord- uung vom Jahre 1911 ist die Berichterstattung über Saatenstand und Ernte in der Weise geregelt, dass von April bis Dezember jeden Jahres die Saaten standsberichterstatter dcn Saatenstand durch Be- gutachtungszifsern beurteilen. Daneben machen sie Bemerkungen über die Witterung, das Wachstum und etwaige Schäden bei den Früchten. Im Monat November jeden Jahres haben dieselben Bericht erstatter schätzungsweise Angaben darüber zu machen, wieviel Frucht in Kilogramm im Durchschnitt vom Hektar von jeder Fruchtart geerntet worden ist. Neben diesen beiden Arten von Berichterstattung ist der Versuch gemacht worden, und zwar auf Anregung des Internationalen landwirtschaft lichen Instituts in Rom, schon vor der Einbringung der Ernte solche Schätzungen des Er trages in Kilogramm für den Hektar vornehmen zu lassen. Die im Deutschen Reich bisher übliche Beurtei lung des Saatenstanbes der Feldfrüchte nach Saaten standsnoten ist wenig geeignet, eine Vorstellung von den voraussichtlichen Ernteerträgen zu bieten. Sie genügt nicht den Bedürfnissen des Handels, der mit testen Grössen rechnen muss und bisher genötigt war, die zu erwartenden Erträge durch eigene Organe schätzen zu lassen. Das Preussische statistische Landes amt hatte deshalb Versuche gemacht, die Voraussicht Donnerstag, 2. Juli lSl4. lichen Erträge der wichtigsten Feldsrüchte direkt nach Kilogramm auf den Hektar schätzen zu lassen und diese Angaben so schnell wie möglich zu veröffent- lichen. Dieser Versuch kann al» gelungen bezeichnet werden, da die Zigern der Schätzun, und der endgültigen Ergebnisse im wesentlichen Uebereinstimmung ergaben Die Angelegenheit ist sodann auf der Veriammlung der amtlichen Sta tistiker des Reichs und der Bundesstaaten erörtert worden. Da eine Reform der deutschen Bericht erstattung über den voraussichtlichen Ernteertrag unbedingt notwendig, ein einheitliches Vorgehen aber dringend erwünscht ist, sind die Bundesregie- rungeu vom Reichskanzler ersucht worden, die preu ssische Schätzungsweise zur Anwendung zu bringen. - Auffällig. Die sozialdemokratische „Rheinische Zeitung" veröffentlicht auf ihrer ersten Seite die Bilder des ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Gemahlin. Das Kölner Sozialistenblatt unterscheidet sich darin, soweit wir sehen, von der übrigen sozialdemokratischen Presse, und es wäre nicht wunderbar, wenn sein Verhalten als rollen widriger monarchistischer Seitemprung innerhalb der Partei angegriffen werden würde. Ausland. Frankreich * Nur eine französische Monarchie. Infolge eines kürzlich erschienenen Jmcrvicws, in dem behauptet wurde, dass cs eine recptsro Halistische Regie rung unter drr Führung des Herzogs von Orlens und eine linksroyalistische Regierung unter der Führung von dessen jüngeren Bruder, des Her zogs von Montpensier, gebe, veröffentlicht das Press bureau des Herzogs von Orleans eine Rote, in der diese Behauptung entschied-M zurückgewiesen und zum Schluss erklärt wird, dass es unter dem Herzog von Orlc-ans weder eine Monarchie der Rechten, noch eine Monarchie der Linken, sondern nur eine fran zösische Monarchie geben könnte. * Zum Prozess Caillaux. Das Pariser Zucht- polizeigericht verurteilte den „Figaro" wegen Veröffentlichung der Anklageschrift des Staats anwalts gegen Frau Eaillanx zu ZOO Franken Geldstrafe. * Das Präsidium des Heeresausschusses. Die Wahl des radikalen Deputierten Generals PLdoya zum Obmann und dessen Parteigenossen Girod, Treignier und Pasqual zu Obmannstellvertretern des Heeresausschusses hat unter dcn An hängern des Dreijahr sgesetzcs lebhafte Asberraschung und Verstimmung hervorgerufen. Sie trösten sich zwar damit, dass dieses Wahlergebnis sür die dreijährige Dictzstzeit leine Gefahr bilde, La die Regierung sich verpflichtet habe, Las Dreijahrs- gcsctz ungeschmälert durchzuführen, aber sie befürch ten, in der Bevölkerung könnte der Eindruck ent stehen, dass die Gegner dieses Gesetzes in L«r Kam mer die Mehrheit bejässcn. Sie erklären deshalb, es sei unerlässlich, dass jene 22 Deputierten, die als An hänger des Dreijahrsgesetzcs in den Heeresausschuss entsandt wurden, inteiner einzigen Sitzung fehlen dürsten, damit eine Uebcrrumpclung wie die am Mittwoch vermieden werde. General P<-doya werde vorläufig eine gewisse Zurückhaltung beobachten und sich in seiner Antrittsrede damit begnügen, die Hoff nung auszusprcchcn, dass die militärischen Lasten eine Verminderung erfahren würden. * Zum Obmann des Wahlreformausschussrs wurde, wie aus Paris gemeldet wird, der republi kanisch-sozialistische Deputierte Breton gewählt, der ein entschiedener Gegner des Verhältniswahl systems ist. Nie-erlan-e. * Eine Auszeichnung der Königin der Nieder lande. Bei der Drei Hundertjahrfeier der Universität, der die Königin und der Prinzgemahl beiwohnten, gab der Rektor der Universität bekannt, dass der Königin die Würde eines „ckoetour ckes lottre» neorlanllaiLvi," verliehen worden sei. Die .Königin dankte für die ehrenvolle Aus zeichnung, wodurch die Universität die Anhäng lichkeit der Königin an die holländische Sprache hcroorhcbcn wolle. Italien. * Zur Beseitigung der sozialistischen Obstruktion. Aus Rom wird berichtet: Während der Kammer sitzung am Mittwoch, die bis nach 10 Uhr abends dauerte, wurden zehn Abändcrungsanträae der Sozialisten zum Finanzgesetz mit überwäl tigender Majorität abgclchnt. Inzwischen be mühten sich in dcn Gängen hervorragende Paria- Vie Liebe Ser ürei Kirchlein. 17j Roman von E. Stieler-Marshall. (Lap-'rij-dl NU t dx L Lo.. O. m t>. tt. i.siprisr.) Ordentlich warm halte er gesprochen, Frau Alix horchte verwundert. DaS war ein Ton, den sie «sonst nicht kannte an ihm. Was sollte denn das? Kirchlein sah nachdenklich in den Abend hin aus. „Ich bin Ihnen tief dankbar sür Ihre gute Meinung von mir", sagte cr, „cch hasse, Sie werden sie niemals ändern müssen. Aber ich würde dann doch gern über so manches mit Gisclius Rücksprache nehmen. Es ivill mir sehr unkollegial nnd überhaupt nicht fair er scheinen, ihn erst mit der fertigen Tatsache zu überraschen. „Nein." Es klang sanft, aber sehr bestimmt. Merkel legte seine Hand ganz leicht ans des Pro fessors Arm. „Verzeihen Sic, mein lieber Professor aber das wäre die einzige Bedingung, die ich stellen würde: Geheimhaltung! Sonst kommen sie doch und wollen alle hercinrcden und die Führung an sich reisten." „Es gibt da vieles," sprach Kirchlein sin nend, „worüber man gern die verschiedenen Mei nungen hören würde. Besonders wegen der An- tage. Man kann nach zwei Systemen verfahren, indem man entweder die Pflanzen nach Arten und Familien gruppiert oder sic nach ihrer geo- graphischen Verbreitung ordnet, was mir bei diesem austerordentlich günstigen Terrain zweck mäßiger erscheinen will — —" „Lehen Sie!" rief der Bankier, „Sie sind schon fertig mit Ihrer Meinung, Sie brauchen die anderen nicht. Damil das Geheimnis sickicr ist, will ich mir einen Gärtner von auswärts kommen lassen, den ich ganz ins Haus nehme — und darüber möchte ich einmal mit Ihnen reden " Frau AliL erhob sich mit leisem Seufzer. iLi^Ueg die Treppe -um Mrk hinab und schritt langsam über die Wiesen. Wie das blühende Gras duftete, und was unter all der bunten be weglichen Pracht die Grillen für Lärm macksten! Wo mochten die Zwillinge geblieben sein? Fran Alix erstieg den Tannenhngel nnd liest sich dort auf der Bank nieder. Von dort aus sah sie unten am Flust die Kinder sitzen, dicht nebeneinander, das Schwcstcrlein von Brüdcr- IcinS Arm umschlungen, der ihm eine Lehne bot. Sie hatten layge Gerten, mit denen sie ins Wasser schlugen, nnd dazu sangen sic zwei stimmig irgendein schwermütiges Volkslied, dessen Melodie Alix wohlbekannt war, ohne dast sie des Textes sich erinnerte. Der Gesang schallte leise, verhallend nur herauf, die Worte wurden ihr nickst verständlich. Tie beiden da unten schienen so weltentrückt glücklich in dieser Stunde, dast sie nicht zu ihnen gehen nnd sie aufweckcn wollte. Ihr Herz wurde traurig. Einsam — — einsam! — Würde das immer so bleiben? Die Augen wurden ihr feucht, sic sah hinauf zum Himmel, der über dieses Hügclchcn so herrlich klar und weit sich spannte. Vom kräftigen Blau des Tages war seine Farbe jetzt in ein zartes, mildes, grünliches Dämmern übcrgegangen, Sternchen wachten auf mit schwachem Glanz, sic licstcn sich noch kaum recht unterscheiden. Die warme, geheimnisvoll bewegte Luft, die vor der Nacht herging und all dieses Duften! Der sinnverwirrende schrille Hochzcitsgcsang im Grase „Ach, ich sehne mich — ich sehne mich," dachte Frau Alix. „Schicksal, schenke mir einen Freund! Last diesen Mann meinen Freund wer den, last seinen starken Geist den meinen wecken, beleben und wärmen — daß er mich lehre, daß er mich bilde schenke mir diesen-Freund!" Unter einem plötzlicl-cn Einfall stand sic auf und eilte leichten Fuges nach dem Hause zurück, umging die Terrasse, von der die weittragende Stimme Kirchleins herabklang: „Ich müßte mir die verschiedenen Gärten noch einmal eingehend ansehen, Heidelberg, Berlin, Breslau " „Ach du Tor!" Sie lachte vor sich hin. „Närrischer Mann. Wirst du heute abend an gar nichts denken können als an deinen Garten ?" Im Hause lief sie die tcppichbclegte breite Treppe hinauf — irgendwo da oben lag ein kleiner Raum, den sie besonders liebte, dcn sie nicht dem Darmstädter Künstler ansgelicfcrt batte, sondern dessen „Interieur" ihrem Eige nen entsprach und worin sie kunterbunt allerlei angehänft und aufgestapelt hatte, was durch Erinnerung oder Liebhaberei ihr ivcrt war. Sie ging an das ivcit offenstehcndc kleine Fenster und beugte sich hinaus. Die Terrasse lag gerade unter ihr, da sagen sie nnd redeten, Mertel bewegte die Hände, der Professor das Haupt, sic sah gerade in seinen dichten, raben schwarzen Schöps. — Da unten am Flüßchen? Acti, da stiegen jetzt Nebctfraucn aus dem Grund nnd tanzten ihren Schleicrreigcn. Von den Kin dern war nichts zu sehen. Alix wandte sich in das kleine Gemach zu rück und liest das Licht anfstammcn. Was wollte sie doch ? Ach ja, richtig. Zwischen allerlei Tand und kindischem, bescheidenem Besitz hing an grünem, gesticktem Band eine Laute an der Wand, ein kleines, dürres, längst gestorbenes Sträußchen steckte am Griff. Wie lächerlich! Alix riß das Sträußchen los und zerpflückte es. Einmal, als tindjunges Mädchen, auf dem einzigen Ball, dcn sic je erlebte, als ihr schöner, wilder Bruder noch ein stolzer Leutnant war, da hatte ein flüchtiges Glück, nicht länger als eines Walzers Dauer, sie leise, ganz leise und scheu gestreichelt. Wie lächerlich! Mit einem kühlen, stolzen Lächeln nahm sie die Laute, versuchte die Saiten, stimmte daran — — Diese Laute war einmal ein Ge schenk des Bruders gewesen, der sie sehr lieb gehabt lstttte. Wahrscheinlich war sie niemals bezahlt worden. „Mann, Mann," dachte Alix, „wärest du früher gekommen mit deinem vielen Geld, hättest mir meinen armen Günter vor dem Tode be wahrt, dann wäre ich bedingungslos dein ge worden." Nein, was fuhr ihr nur heute alles durch dcn Sinn. Da kam die alte häßliche Mumie Ver gangenheit und griff mit verschrumpftcn, ver dorrten Händen nach ihrem weißen Hals. Alix floh eilig aus diesem Erinncrungsstüb- chcn. Die Herren begrüßten sie lebhaft. „Alixchcn, meine Schöne, wir haben dich vertrieben mit unseren langweiligen Gesprächen, verzeih nur, Kind," sagte ihr Mann in seinem gewöhnlichen trockenen Ton. der oft so gar nicht mit seinen Worten in Einklang zu stehen schien. „Aber nun komm, trink, stoß mit uns an aus ein gutes Gelingen unseres Planes wo sind denn nun die jungen Herrschaften? Die kom men ja gar nicht zu ihrem Recht " „O doch, die kommen zu ihrem Recht. Lassen Sie sie nur schwärmen, die jungen Falter, da ist ihnen am wohlstcn," lachte der Professor. Merkel erhob sich. „Wir müssen noch was Besseres trinken, Professor. Ich steige selbst einmal in dcn Keller hinunter. Heute abend — im Schwanen — wissen Sie noch — da hatten Sie Sehnsucht nach dem Rhein, wollten in wcinumranktcn Lauben sitzen und den schönen Abend geniesten und zechen und singen. Singen Sic, zechen Sic, genießen Sic dcn Abend. Das können Sie auch bei uns, nicht wahr, Alixchcn ? Aber der Abend ist wirklich schön." Er trat an die Rampe und blickte in den Park hinaus. Dann ging er ins Haus. Alix hatte sich aus ihren Platz gesetzt, Kirch lein gegenüber. Der stete weiße Schein des Windlichtes, das dcn Rauchern zuliebe auf dem Tische brannte, sandte einen silbernen Streifen gerade über ihr schimmerndes Haar, denn sie hielt den Kopf gesenkt und klimperte auf der Laute. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.^
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