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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140624018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-24
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen'Ausgabe ft-r Leip,»« un» Vorort» »urch unser» kr«a»r vrAUgSprei^e: u»»Sp»»tt»ur»rmalta»ll»in»kau«,»drochtr »onatNch 1.« M„ »i»»1»YSHritch S.75 M. 0»t »»r S»ichSf!«st»U», unser» ZlUalen un» Nu»gad»g»U»a ab,»hott: monatlich IM., vtrrtrljShrttch S M. vurch »t» Post: Innrrhalb drutschtan»» ua» »»r üeutsch»« «»tont»» nwnotltch I.S4 M., »»«rtrljührttch ».5» M., auoschUrhltch postd»st»Ug«I». Va» Leipziger «a,»blatt »rsch»tnt wrrttag» Lmal, Sonn. u. ;»l»rtagstmal. S» Letpzlg, »em Nachbarort»« un» »»n <vrt»n mit »la»n,a Zlllal»» wir» »l« sld«a»auogab» »och am ftb»n» »»» «rschrlnen» la» Hau» g»U»s»rt. Hertiner Ne-aktion: Sn »en Zelten i7. Zirasprich-slnschluh: Moabit Nr. 447. Nr. 315. WS. Jahrgang Mittwoch, üe» 24. 3uni 1S14 /irntsblLtt des Rates und despolireüuntes der Stadt LewZW N»»aktion un» Seschästostelle: )oha»at»gaffr Nr. I. » Zernsprech-ttnschlu- Nr. I4»4r, »»45 un» 1454». kür Sasrrat« au» Leipzig UN» Umgebung »i» /»nzeigeapreife. Ispauta»p»tit,»tl,r5p,.,s>»n»kiam«,eii»,m.. »an auowärt» so Pf.. N»Nam»a 1.24 m., Klein, s>n,»l,«n »tepetitzeti» nur rops.d.wI,»«rh»l.Nad..Sns,rat« von S»HSr»en Im amtlichrnKelt »ir p»tit» zeil, 5» ps. S,schäst»a»z»lg»n mit plabvorschrlst im Preis» »rhöht. Nabott noch roris. S»ilag»n: S»lamtausi.5M.»a»raus«n» au»schl.postg»dühr. Hnz»lg»n»Nnnahm»: lohanniogass»«, bei sämtlich»» Zillal»» S». Leipzig»» Sag»blatt»» un» allen -tnnonc«n-<xp»»ition«n »»» Sn» un» /tuelonSe». Seschäst»st«U» für Srrlin u.»l» pr.Vraa»»ndurg: dlr»ttlonwalt»r §liegrl, 0«rUu w. >», MargarrthrnstraZ» ». Zrrnsprech.flnichluZ: Lühow »4/i. Das wichtigste. * König Friedrich August hat aus der Rückreise von Petersburg dem Hauptgestüt iu Trakehnen einen Besuch abgestattct. (L. Dtschs. Reich.) * In der am Dienstag abend in Leipzig abge haltenen Sitzung des Deutschen Kampfspiel bundes teilte Geh. Hosrat Clemens Thieme mit, daß der Deutsche Patriotenbund IZH Millionen Mark zum Bau des Leipziger Stadions bereitstellt. (Siehe Letzte Sportnachrichten.) * Der Verband von Ortskranken kassen im Königreich Sachsen beschloß, seine nächste Tagung in Dresden abzuhalten. (S. bes. Art.) * Die asthmatischen Beschwerden des Her zogs von Meiningen haben sich erheblich verschlimmert. (S. Dtschs. Reich.) * Prinz Heinrich von Preußen hat dem Ches des in Kiel eingetroffencn engli schen Geschwaders einen offiziellen Besuch abgestattet. (S. Pol. Uebers.) * Aus Balon« wird gemeldet, daß sich El bassan bereits in den Händen der Aufständi schen befinde. (S. bes. Art. u. Letzte Nachr.) Zum Msen-Cage. Don Vizeadmiral z. D. Hermann Kirchhoff. Am 27. Juni wird in Sonderburg durch den Her zog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein die Düppel- Gedächtnisausstellung, die von allen Seiten her mit Gegenständen der Erinnerung an den großen Tag reich bedacht ist, feierlich eröffnet. Am darausfolgen den Tage, dem Sonntage, findet die fünfzigjährige Düppelsturmgedenkfeier am Düppeldenkmal vor mittags, sowie am Nachmittag auf dem Ringreiter platz von Sonderburg die Huldigungsfeier der Jugend vor den Veteranen des Krieges 1864 statt; es gehen ihr Provinzialwettkämpfe der schleswig-holsteini schen Jugend voraus. Am 2b. Juni werden die Denk mäler und Gräber der Gefallenen bei Arnkiel auf Alfen aufgesucht, wo am selben Tage vor .">0 Jahren der ruhmreiche Uebergang des preußischen Heeres vom Festland, der Halbinsel Sundewitt, nach der Insel Alsen in den frühen Morgenstunden stattgefunden hatte. Zum Begehen der gemeinsamen Gedenk feiern des Düppel- und Alsentages ist diese Jahreszeit und sind diese Tage gewählt worden, weil für eine größere Beteiligung, in erster Linie von Veteranen und Jugend, der Tag des 18. April — des Düppelsturms — zu ungünstig war. Die allgemeine politische und insbesondere die kriegerische Lage hatte sich im Laufe des Krieges 186 l zu einer besonders für die beiden Vormächte des Deutschen Bundes, Preußen und Oesterreich, geradezu unwürdigen und recht schwierigen gestaltet. An Heeresmacht als kleiner Inselstaat unendlich unter legen, hatte Dänemark es jedoch mit Hilfe der neutralen Mächte fertiggebracht, seinen starken Geg nern weiter ernsten Widerstand zu bieten, obwohl ihm sein Festlandsbesitz bereits von den feindlichen Heeren fortgenommen war. Nach dem Dllppclsturm und der Wegnahme der nordsriesischen Wattenmeer inseln hatten die internationalen Einflüsse den ersten Waffenstillstand eingeleitet, der Ende Juni, nach drei- . tägiger Verlängerung, seinem Ende nahte. Däne mark hatte dauernd voll Trotz auf die Friedens bedingungen seiner Gegner einzugehen sich geweigert und war dazu besonders durch die große diplomatische und moralische Unterstützung des deutschfeindlichen neutralen England veranlaßt worden. In Eng land ahnte oder fürchtete man das Erstarken Preußen-Deutschlands im Norden und an der See, drum war man dort vor allem darauf bedacht, das meerumschlungene Schleswig-Holstein für Dänemark zu sichern. Englands Regierung war in ihrer An maßung sogar so weit gegangen, daß sie der öster reichischen Regierung das bestimmte Versprechen ab genötigt hatte: Oesterreichs Nordseegeschwader solle nur in der Nordsee bleiben und nur dort die deutsche Küste und die deutsche Schiffahrt schützen. Tegett - hoff, der die österreichische Flottenvorhut nach dem Norden geführt hatte, mußte beim Passieren des Kanals sich vor dem Einlaufen in die Nordsee per sönlich in London verpflichten, mit seinen Schiffen nicht nach der Ostsee zu gehen! Da nun die kleine preußisch« O st seeflotte, die nur aus drei größeren Schiffen und etwa IZH Dutzend kleinerer Dampfkanonenboote bestand — ferner aus der rühmlich beteiligten, noch jetzt im Dienst befindlichen früheren Königlichen Jacht „Grille", dem Hauptmarineoeteranen von 1864 —, von der größeren und stärkeren dänischen Flotte in den Gewässern bei Rügen festgehalten wurde und ihre verschiedenen Versuche, weiter nach Westen zu dampfen, durch die Ungunst der Witterung immer vereitelt worden waren, so hatten die verbündeten Großmächte für ihr weiteres Vorgehen gegen die dänischen Inseln ganz allein da» Heer zur Verfügung. Selbst Moltke, der sich zu wiederholten Malen stark für das Mittun der Flotte eingesetzt, ja selbst den Sturm aus Düppel ohne Mithilfe der Flotte nicht für ratsam gchalren hatte, war schließlich der An sicht geworden, daß man jetzt die Inseln Alsen und Fünen ohne Beihilfe der Marine dem Gegner fort nehmen müsse. So wurde denn im preußischen Haupt quartiere alles vorbereitet, um mit Ablauf dec Waffenruhe Alsen zu erobern. Gleichzeitig planten die österreichischen Heerführer den Uebergang nach Fünen, nachdem inzwischen die dänischen Truppen das belagerte Fredericia geräumt hatten. Wie bei dem Plan des Uebergangs nach Alsen zu Ende März und Anfang April svon Balleguard aus im Nordosten der Halbinsel Sundewitt), so waren auch diesmal in der Stille die vielen nötigen Vor bereitungen allseits getroffen worden. Vor allem hatte man es oeim preußischen Expeditionshecre ver standen, ohne Wissen der Dänen die erforderlichen Fahrzeuge für das Uebersetzen der Truppen zu sammeln. Als Uebergangspunkt war die schmale Halbinsel Alsen bei Arnkiel, nördlich von Sonder- bürg, gewühlt worden, nm östlichen Nordufer des dort etwa 1200 Meter breiten Alsensundes. Das große Wagestück gelang glänzend, zum Staunen und Aerger des gesamten Auslandes. In Dänemark war damit der Widerstand lahmgelegt, und cs begannen die Friedensocrhandlunzen bald von neuem. Abgesehen von den geschickten und umfassenden Vorbereitungen sowie der großen Kühnheit des gan zen Unternehmens, den Alsenjund nur mittels Ruder booten angesichts einer stark besetzten und verschanz ten Küste zu überschreiten, war noch das Glück den tapferen preußischen Truppen insofern günstig ge wesen, als die dänischen Seestreitkräfte nicht zeitig zur Stelle kamen. Besonders das kleine neue und gefürchtete dänische Panzerturmschiff erschien zu spät, weil es zwischen den dänischen Land- und Seestreit kräften an der erforderlichen Übereinstimmung ge fehlt hatte. Einen gemeinsamen Oberbefehl gab er nicht, trotz der schlimmen ähnlichen Erfahrung bei Düppel. Was bei Alsen erreicht war, erschien nun bei Fünen noch leichter ausführbar, Dänemark sah ein, daß cs selbst be>. England keine Unterstützung mehr fand und gab nach. Schleswig-Holstein wurde wieder dauernd unser und wird es bleiben. Land und Wasser im Norden der Nordmark, dort, wo die deut schen Kriegsschiffe täglich angesichts der großartigen Anlagen unserer Marine (bei Flensburg-Warwik und vor Sonderburg) sowie zu Füßen der hohen Warte des Bismarckdenlmals auf dem Kniosberg vor Apen- rade üben, Land und Wasser im Norden Schleswig-Holsteins, sie waren deutsch, sie sind deutsch, sie bleiben deutsch immerdar! Wie anders sonst und jetzt! Damals herrschte deutsche Ohnmacht zur See, jetzt beherrscht die deutsche Flotte die Ostsee, jetzt kann ohne ihren Willen im Kriege kein Gegner in di« letztere herein oder aus ihr hinaus. — In dielen Tagen begrüßen Englanos stolze Kriegsschiffe im deutschen starken Kriegshafen Kiel zur Kieler Woche den Deutschen Kaiser Wil helm II., den Schöpfer der neuen, mächtigen, starken deutschen Kriegsflotte, dre von ihren Stützpunkten Wilhelmshaven, Helgoland, Kuxhaven aus auch die deutsche Bucht der Nordsee zu beherrschen imstande ist. Kein Verbot Neutraler hat sie zu gewärtigen, um dort einzujchrciten, wo sic will und wann sie will. Ilm eine nahe feindliche Insel zu nehmen, oder um an gegnerischer Küste das starke deutsche Heer zu landen, dazu haben wir jetzt eine kraftvoll empor geblühte, geachtete deutsche Kriegsflotte. Ein Alscn- tag ohne Mithilfe der Flotte, das erscheint uns jetzt wie eine Fabel, eine schiere Unmöglichkeit. Wünschen wir der Feier des Düppcl-Alscn-Tagcs, die unter dem Protektorat sowie im Beisein unseres Prinzen-Eroßadmirals, des Prinzen Heinrich von Preußen, dort ooen im Norden des geeinten Deut schen Reick>cs in würdiger, die tapferen Gegner von damals ehrender Form am nächsten Sonntag statt findet, ein schönes Gelingen, danken auch wir den dort versammelten Veteranen für ihre Heldentaten. Sonst und jetzt! Deutschlands Stärke zur See neben der zu Lande; unseres allen friedlich gesinnten Vaterlandes wirtschaftlich.'s Aufblühen auf allen Ge bieten; Deutschland eine Seemacht, eine Kolonial macht, eine Weltmacht! Welche Aussichten für die Zukunft, wenn die sachliche Stärke durch kriegerischen, jederzeit zum Kampf bereiten Geist des Volkes ge stärkt wird. ver Vormarsch prenk Sid-o-as. Während Major Kroon, wie wir bereits in der gestrigen Abendausgabe meldeten, alle Bewohner Durazzos zu den Verteidigungs maßregeln heranzieht, beginnt Prenk Bibdoda wieder vorzurücken und die Aufständischen an zugreifen. Allerdings soll er auf Befehl des Fürsten, der den LLaffcnstillstand einhalten will, den Angriff schon wieder eingestellt haben. Cs liegen folgende Meldungen vor: Kampf trotz de« Waffenstillstandes. Durazzo, 23. Juni. Trotz des Waffenstillstandes unternahm der Feind gestern abend II Uhr An» griffsvcrsuche und eröffnete ein lebhaftes Feuer gegen die in ihren Stellungen verschonten Regierungsmannschaften, die da» Feuer lebhaft er- widerten. Bald griffen auch die Kanonen in den Kampf ein, der jedoch nach einer halben Stunde wieder verstummte. (Lin Angriff Prenk Bibdodas. Durazza, 22. Juni, 10 Uhr 30 Min. abends. „Agenzia Stefani." Der Tag ist ruhig verlaufen. Nachdem die Aufständischen die Truppen Prenk Bibdodas umzingelt hatten, zogen sie sich wegen des Waffenstillstandes zurück. Darauf griff Bibdoda die Aufständischen an, die auf Schiak zogen. Der Bürgermeister von Schiak protestierte in Durazzo gegen diese Verletzung des Waffenstillstan des, worauf die Regierung Prenk befahl, die Feind seligkeiten e i n z u st e l l e n. Durazzo, 22. Juni, f l« Uhr abends.) Wiener k. k. Tel.-Korr.-Bureau. Heute früh bemerkte man in der Ferne nördlich von Durazzo Rauchsäulen. Wie später bekannt wurde, rührten diese von brennenden Dörfern her, welche Prenk Bibdoda auf seinem Bormarsche in Brand gesteckt hatte. Auch will man in Durazzo Kanonendonner vernommen haben. Am Bormittag traf ein von de» Aufständischen entsandter Parlamentär in Durazzo ein und überbrachte die Bitte der Aufständischen, der Fürst möge dem Bombardement Prenk Bibdodas Einhalt gebieten, da dieses unter der Bevölkerung des Ausstandsgebietes, das er vom Morgengrauen ab bis >/^8 Uhr vormittags mit Geschützen beschoß, fürchterliche Berheerungen angerichtet hätte. Der Parlamentär zog jedoch unverrichteter Dinge wieder ab. — Der Waffenstillstand ist bis Mittwoch früh verlängert worden. Reue Berteidigungsmaßregeln. Durazzo, 22. Juni, 10 Uhr abends. Wiener Korr.- Bur.-Me-dunqen aus dem Süden besagen, daß d e Regie cungstruppcn am Seminifluß von den Aufständischen geschlagen wurden, wobei sie ein Geichütz und ein Maschinengewehr verloren. — Ter Platzkommandant Major Kroon beabsichtigt, das gesamte buschige Gelände zwischen der Stadt und dem Rastbul, durch welches der Feind sich vor acht Tagen an die Stadt heranschle.chen tonnte, durch die Stadtbewohner planieren zu lassen, um einen freien Ueb-erblick bis über die Sümpfe zu gewinnen und dem Feinde jede Möglichkeit zu einer aber maligen Ueberraschung zu nehmen. — Gestern ist hier Hauptmann Thomson einget, offen, nm die Leiche seines Bruders, des Obersten Thomson, in die Heimat zu befördern. Ein albanischer Generalkonsul in Beigrad. Wien, 23. Juni. Wie die „Albanische Korrespon denz" aus Durazzo meldet, hat der Fürst den ehe maligen türkischen General Fasil Pascha Toptani zum Generalkonsul in Belgrad ernannt. Der Schwager des Fürsten auf der Reise nach Durazzo. Wien. 23. Juni. Der Bruder d.e r Fürstin von Albanien, Prinz Günther von Schönburg- Waldenburg, ist gestern aus Bukarest hier eingetroffcn und« abends nach Durazzo weiter gereist. Während seines Aufenthalts empfing der Prinz den Besuch des albanischen Gesandten. Mitteilungen über die Rebellen. Durazzo, 22. Juni, 10 Uhr nachts. Wiener Korr - Bureau. Dem schwer verwundet gefangengenom menen Kaimakam von Schiak, Scheich Hamdi Rubieka, wurde d-ic Nachricht überbracht, daß Turkhan Pascha und die übrigen Mitglieder des Kabinetts für ihn die Todesstrafe durch den Strang forderten, wogegen Major Kroon energisch Stellung nahm. Aus Dankbarkeit für die Haltung Kroons machte Scheich Hamdi dem albanischen Hauptmann folgende Mitteilungen aus dem R e b e l l e n l a g e r: Die Aufständischen rekrutierten sich aus dem Gebiet von Dibra. Tirana, Pekini, Kawaja und Schiak. Ihre Gesamtzahl betrage 5500 Mann; davon seien wahre Anhänger der Bewegung nur etwa 3000 Mann, während die übrigen, darunter zahlreiche Christen. durch Drohungen zur Solidarität gezwungen worden seien. Er selbst war, wie er zugebe, die Seele der Bewegung; er verfüge über l.,00 Leute, auf deren unbedingten Gehorsam er rechnen könne. Diese ständen unter der Führung des früheren Konstan tinopeler Polizeibeamten Scheiket und des früheren türkischen Oberleutnants Kicmil bei Elbassani. Ueber die übrigen Führer der Ausstandsbewegung enthielt sich Scheich Hamdi jeder Acußerung. Im weiteren Verlaufe der Unterredung erklär e der Scheich, seine Leute auffordern zu wollen, die Waffen be dingungslos auszuliese.it und sich dem Fürsten zu unterwerfen. Der Scheich schrieb einen ent sprechenden Brief an seine Leute, in dem er die Auf forderung zur Unterwerfung damit begründet, daß er, aus seinem früheren Milieu herausgerzssen, mehr Zeit und Gelegenheit habe, die Lage objektiv zu be urteilen. Er kommt zu dem Schluß, daß der beste Ausweg die Unterwerfung sei. Seine Leute möchten, wie er selbst, auf die Gnade des Fürsten rechnen. Scheich Hamdi ließ diesen Brief nach Schiak zu den Aufständischen bringen. Wilson ua- üie griechisch» türkische Spannung. Wie wir bereits in der gestrigenAbend- ausgade meldeten, hat die Pforte in Washing ton wegen des geplanten Verkaufs der beiden Schlachtschiffe „Idaho" und „Mississippi" Protest er hoben. Dabei kam es zu erregten Szenen im 2veißen Hause. Der griechische Geschäftsträger Kouror hatte eben dem Präsidenten Wilson den griechischen Marineattach- Tsouklos als den bevollmächtigten Unterhändler Griechenlands vorgestellt, als der neue türkische Botschafter Rustem Bey sich melden ließ, um gegen den Verkauf Ein spruch zu erheben. Präsident Wilson erklärte, die griechische Regierung habe versichert, daß die beiden Kriegsschiffe nicht zu einem Angriffs krieg gegen die Türkei verwendet werden sollen, sondern die griechische Flotte nur zum Zwecke der Erhaltung des Friedens verstärken sollen. Der Botschafter erwiderte, daß dem Frieden besser gedient sei, wenn der Verkauf nicht stattfinde. Anderen Besuchern gegenüber hatte sich Präsident Wilson vorher geäußert, daß er zu dem Verkaufe geneigt sei, aber nicht einwilligcn würde, wenn er dächte, daß die Schiffe in einem unmittelbar bevorstehenden Kriege Verwendung finden sollen. Eine zweideutigere Stellung konnte Wilson unmöglich einnehmen, denn die Möglichkeit eines Krieges ist noch längst nicht ausgeschlossen, sondern es kommt immer wieder zu Zusammen stößen. So berichten türkische Blätter über Kämpfe mit griechischen Banden, die von Chios und Mytilene kommend in Karaburun und Burla gegen Phokaea zu landen versuchten. Die Banden wurden zurückgefchlagen, ein Banvenführer ist gefallen. s. Kongreß -er Gewerkschaften veutschlanüs. Ilx. München, 23. Juni. Der 9. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands setzte am heutigen Dienstag seine Beratungen fort. Aus dem Bericht der Mandatsprüfungskommisjion ergab sich, daß rund 450 Delegierte anwesend sind. Zunächst nahm der Kongreß ein Referat der Leiterin des Arbeiterinne nsekretariats Gertrud Hanna entgegen über die Tätigkeit dieses Sekre tariats in den letzten drei Jahren. Die Tätigkeit wurde von Jahr zu Jahr größer, weil die Arbeit der Frau im Erwerbsleben ständ-ig zugenommen hat. Die Agitation unter den Frauen ist deshalb schwerer als die Agitation unter den Männern, weil die Erwerbs» arbeit der Frau durch die Heirat eine Unterbrechung er fährt, ja meistens ganz eingestellt wird. Aus diesem Grunde schließen sich die Frauen in viel geringerem Umfange den Gewerkschaften an. Bei den letzten Krantenkassenwahlen haben sich die Frauen als ein wichtiger Faktor erwiesen. — In der Debatte wurde von mehreren Rednerinnen vom Verband L«er Textil arbeiter und der Hausangestellten die Notwendigkeit einer erhöhten Agitation unter den Arbeiterinnen betont. Im Mittelpunkt der heutigen Verhandlungen stand ein großes Referat des Reichstagsabgeordneten Robert Schmidt über den Stand der deutschen Sozialpolitik. Der Redner faßte seine ausführlichen Darlegun gen in folgender Resolution zusammen: „Die Förderung der sozialen Gesetzgebung wird immer in den von kapitalistischen Interessen beherrsch ten Staaten auf starken Widerstand stoßen. Von eng herzigen materiellen Gesichtspunkten geleitet, glaubt die Kapitalistenklassc in jeder Einengung ihrer herrschenden Stellung gegenüber de» Arbeitern die Schädigung ihrer unantastbaren Interessen zu er blicken. Selbst der unbedeutendste Eingriff in ihr freies Schalten und Walten wird nicht selten als mit dem Staatswohl und dem gesamten wirtschaft lichen Interesse im Widerspruch stehend hingestellt. Das Eesamtintcrcsse ist nicht das Kapi tal i st e n i n t e r e s s e. Volksgesundheit und wirt schaftliches Wohlergehen der Volksmassen muß höher stehen als die Förderung des Anhäufens der Riesen vermögen und der wirtschaftlichen Machtentfaltung einer verhältnismäßig kleinen Gruppe kapitalistischer Interessenten. Wenn gegenwärtig von einfluß reichen Unternehmerverbänden lauter als je der Ruf nach einem Stillstand der Sozialpolitik ertönt, so hat dafür nicht die angeblich hohe Entwicklung der sozialen Gesetzgebung den Anreiz gegeben, sondern das Drängen jener Kreise nach politischer und wirtschaftlicher Machtentfaltung und Un terdrückung der Arbeiterklasse. In die. scm Ringen um die Gleichberechtigung der Arbeiter klasse fordert der Kongreß die Arbeiterschaft auf, ihre Kräfte in der Organisation zu sammeln, in der Ee» werkschaft die Position zu stärken, von der aus die Abwehr reaktionärer Maßnahmen möglich ist und dem Fortschritt aus eigener Kraft der Weg geebnet wird. Hier kann die Arbeiterschaft als Dränger und Mahner erscheinen: nicht Stillstand, sondern Fortschritt in der Sozialpolitik soll unser Kampfruf sein." Ferner liegen zu diesem Punkt der Tagesordnung noch drei Entschließungen des Hauptvorstandes des Deutschen Buchbinderverbandcs vor, und zwar auf verausgabe einer Korrespondenz als Matcr'alsomm- lung für die Funktionäre, auf Herausgabe von Denk schriften bei wichtigen Tagesfragcn und auf An stellung einer Enquete über die Gc'?hr:n. welchen die Arbeiterschaft aller Berufe durch d e immer stär kere Einführung der Maschinen ausgesetzt ist. Hieran schloß sich eine ausgedehnte Diskussion. verdau- von Ortskrankenkassen im Königreich Sachsen. II. (Eigener Bericht.) ?. Meitze». 23. Juni. Die Verhandlungen des heutigen zweiten Tage» wurden eingeleitet durch einen Vortraq über Zahn» krankbeitcn und ihre Verhütung, der vom Chefarzt der Allgemeinen Ortskrankenkasse Dresden, Hofzahnarzr Dr. Richter, gehalten wurde. Der
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