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Morgen »Ausgabe Srzug,pr«Is«: LK'.'.N" mo«otlich1.r3 M., »IrrteyahrUch 3.73 M. Set -er a«ghSN»st»Ur, unser« Malen u«t»«»sodeftelle« adgehoU: m»na«lch 1M., »ierteyahkUch 3 M. Durch -l« Post: innerhalb Veutschlaoü» und Ser deutschen Kolonie» monatlich 1.3« M., vierteljährlich e.rs M., auoschlleßllch pofid,stell,«lS. Da» Leipziger ro,»dlatt erscheint Werktag» »mal, Sonn» u.Zelertagsimal. 2« Leipzig, -en Nachbarorten und -en ivrten mlt eigenen Filialen wir- Sl« fld««-au»gad» noch am ^ldrn- -c» «rscheinrn» in» yau» geliefert. Verliner Ne-aktio«: sn-eaZeUe« 17. rrrnsprech.stnschlug: MoadltNr.»»7. hmrdelsFeitung /lrntsbstM des Rates und des polireüuntes der Stadt Leipzig NeSaktlon uu- Seschllftastellrr 1»honol»gass« Nr.«, o Zernsprech-sinschlu- Nr. 14»»r. 1SSS3 an- 1SSS«. ISS. Jahrgang » klir Inserat, au« Leipzig an- Umgebung Sie /inzelgenpreife. ispam^p»»ttz»n,ups..-i,««rlam.»>l,,M, »»« au»würt» 3» Pf., Neklamrn l.»0 M., Klein» ftn-eigen -iepetitzell« mm ropf.b.wteö»rhol.Nod.,2ns«rate v»nSehSr-»a im amtltchenaetl -I« Petit zeil« 3» Pf. ch»schSft»anz«ig»n mit piatzoorschrtft im Preis« «rhSht. Nabatt nach Larif. Srtlagen i chesamtaufl. 3 M. Sa» Lausen- au»schl. Postgebühr, fiuzeigen-fianadm,: )»banni»goss«3, bei sämtlichen Molen -»» Leipziger Lagedlattr» uni alle» Nnnonrea-rxpeüitlonen -,» 3n- un» siueian-e». S»schSft»st,ll« für Srrtin u. -le pr.Sran-endurg: Direktion Wolter ZUegel, Serlt» w. 10. Maraaretdenslrog« «. Zernsprech-flnschlug: Lützo« »»71. Nr. 326. Dienstag, üen 30. Juni. 1914. Vie vpter einer grsss-serbizchen verscdivörung. »Rache für -ie Unterdrückung -er Serben!" — Neue aatyerbljche Kundgebungen un- Erklärung -es Stan-rechts in Serajewo. — Die Einbalsamierung Ser Leichen. — Kaiser Zranz Joseph wohlbehalten in Vien. — „Gesterreichs Ge-ul- ist erschöpft." Die Gründe, die zu der schmachvollen Tat tn Serajewo geführt haben, liegen jetzt klar zutage. Was gestern mit großer Wahrscheinlich keit vermutet wurde, ist heule schauerliche Ge wißheit: das Grzherzogspaar ist einer groß serbischen Verschwörung zum Opfer gefalle«. Serben und Serbenfreuude werden diese Fest stellung zn bestreiten suchen, in Belgrad glanbt man durch auffällige Trauerkuudgevungen jeden Verdacht einer moralischen Mitschuld ableuken zu können: aber der Beweismittel sind zu viele, als daß Leugnen hier etwas nützte. Die Mör der haben selbst zugestanden, Rache für die Un terdrückung Serbiens nehmen zu wollen. Ihre Beziehungen nach Belgrad hin sind bekannt. Die Täter wollten in dem Erzherzog-Thronfolger den österreichischen Staat treffen. Man darf sich nun nicht wnndern, wenn sich der ganze Groll und Grimm eines aufs tiefste empörten Vol kes rücksichtslos gegen jene verantwortungolosen nationalistischen Treiber und Hetzer richtet, die als die geistigen Urheber dieser er bärmlichen Mordtat zu betrachten sind, gegen die Propagandisten eines allserbischen Großstaates. Mt diesen Leuten wird sich Oesterreich-Ungarn ernstlich auseinanderzusetzen haben. Vie großferbijche Verschwörung. Serajewo, 29. Zuni. Der Mörder Cabrinovic erklärte, seine Tat sei die Rache sür die Unterdrückung der Serben gewesen. Der Mörder hatte sich schon seit längerer Zeit der politischen Polizei ver dächtig gemacht und war auch schon des Landes verwiesen worden. Auf Veranlassung des sozial demokratischen Abgeordneten Drebinje wurde ihm jedoch dieRückkehr nach Serajewo wieder gestattet. Die bei dem Attentat verwendeten Bomben stammen nach seinen Angaben aus einer serbischen Geschütz fabrik. Unter den Verhafteten befinden sich drei Montenegriner. Allem Anschein nach handelt es sich bei der Ermordung um die Tat einer weitverzweigten Berschwörerbande. Der Polizeikommissar, dem die Bewachung der Person des Erzherzogs anvertraut war, hat einige Stunden nach dem Attentat Selbstmord begangen. Er schoß sich mit seinem Dienstrevoloer eine Kugel in den Mund und war aus der Stelle tot. * Nach Wiener Meldungen der „Voss. Ztg." ist der Zusammenhang des letzten Serajewoer Anschlags mit den Belgrader Hintermännern bereits f e st g e st e l l t. Er überrascht niemand. Die seit dem Fahre 1909 m südslawijchen Ländern begange nen Morde können auf Belgrader Einflüsse zurück geführt werden. 1909 wurden in Belgrad dem Slo- vensri Ink die im serbischen Militärarsenal in Krakujewic fabrizierten Bombenan die Attentäter Zulascic und Najewic ausgefolgt, die mit ihnen nach Estin je fuhren, dort aber vor Verübung des Attentats auf König Nikolaus und Prinz Da nilo festgenommen wurden. Ein anderer Anschlag geschah durch Zerajic in Serajewo, der im Jahre 1910 auf den General Verressanni genau an der selben Stelle, an der Cabrinowic die Bombe warf, drei Schüsse abfeuerte, die jedoch ihr Ziel verfehlten. Auch Zerajic ist vorher in Belgrad gewesen. Dann schoß im Jahre 1911 Lukkajukic in Ag^am, ein aus Belgrad gekommener Bettel student, auf den damaligen Königliä)en Kommissar (Bonus) Cuoaj, traf ihn jedoch nicht, verletzte aber den neben ihm im Wagen sitzenden Kanalrat Hroojic tödlich. Auch Lukkajukic hatte eine Bombe und ge stand, dieselbe von einem serbischen Major und in einem anderen Geständnis von einem ser bischen Bänder sichrer in Belgrad erhalten zu haben. Zerajic und Lukkajukic wurden damals durch die Belgrader Presse als nationale Hel den verherrlicht. Namentlich das Blatt des ser bischen Osfiziervereins, .Piemont", brachte Hymnen auf die von Zerajic und Lukkajukic verübten Morde und feierte sie als Märtyrer der südsla wischen Bewegung und forderte die südsla wische Jugend in Oesterreich-Ungarn zur Nachabmung auf. Wiederholt brachten in den letzten Jahren und besonders in der letzten Zeit Belgrader Blätter Hin weise. daß durch den politischen Mord der Fortschritt der grokserbischen Bewegung in der östcrreichisckf- ungarischen Monarchie am besten ermöglicht werden könne. In diesen Hinweisen ist auch wiederholt auf den ErzherzcgFranz Ferdinand alsden größten Gegner der großscrdischen Be wegung hinqewiestn woroen. Denn in Belgrad wußte man, daß Erzherzog Franz Ferdinand kein Freund der Süvslawen sei. Unter den Blättern, die den ErGerwg in der letzten Zeit in Belgrad in hef tigster Weise angegriffen haben, so daß sogar einmal aus Wunsch de» österreichischen Gesandten bas Amts blatt „Samouprowa" eine Erklärung abaab, befinden sich „Piemont", „Mali Journal" und „Balkan". Noch ein bericht eines Augenzeugen. Serajewo, 29. Juni. Ueber den Hergang des Mordes berichtet ein weiterer Augenzeuge: Graf Har rach, der den Thronfolger auf seiner Fahrt vom Nathause nach dem Konak begleitete, hatte nicht, wie gemeldet, neben dem Chauffeur Platz genommen, sondern sich auf dem linken Wagentritt- brett postiert, um im Falle einer Gefahr den Erz herzog schützen zu können. Als man an der Ecke der Franz-Joscph-Strasze und dem Appelkai ankam, wollte das Automobil, das dem fürstlichen Auto voranfuhr, nach der Seite abbiegen. Auf seinen Irrtum auf merksam gemacht, lenkte der Chauffeur zurück, so daß der fürstliche Wagen nach der rechten Seite auf das Trottoir zu gedrängt wurde. Graf Harrach rief dem Chauffeur zu, daß ergeradeausf"hren sollte, und während dieser dem Befehl nachkommen wollte, sielen zwei Schüsse, worauf das Auto stand. Die Fürstlichkeiten saßen noch aufrecht im Wagen. Der Chauffeur wollte nun den Wagen zurückschieben, um nach dem Konak zu fahren, aber noch während des Zurückschiebens sank die Erzherzogin über ihren Gatten. Zuerst glaubte man an einen leichten Ohnmachtsanfall, zumal da die Herrschaften noch einige leise Worte wechselten. Dann bemerkte man plötzlich im Gesicht des Erzherzogs Blut, und bald darauf brach auch er zusammen. Weitere Einzelheiten über den Mord. Serajewo, 29. Juni. Ueber bas Attentat werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Der Mörder schoß ans unmittelbarer Nähe, was die unheilvolle Wirkung der beiden wohlgezielten Schüsse erklärt. Obwohl der Landeschef den Eindruck hatte, daß nichts geschehen fei, wollte er die Fahrt durch die Stadt unter keinen Umständen fortsetzen. Er befahl dem Chauffeur, nach dem Konak zu fahren. Die Herzogin sank gegen ihren Ge mahl, und zwar gegen den rechten Arm. Der Landes chef Potiorek glaubte, daß die Herzogin infolge eines Nerven choks in Ohnmacht falle und wurde in seiner Meinung dadurch bestärkt, daß der Erz herzog und die Herzogin leise einige Worte mit einander wechselten. Erst als der Landcschef, der den ortsunkundigen Chauffeur dirigieren mußte, sich den Hoheiten wieder zukehrte, bemerkte er in dem offenen Munde des noch immer aufrecht sitzenden Erz herzogs Blut. Als das Automobil vor dem Konak hielt, war die Herzogin vollständig bewußt los. Als sie aus dem Automobil gehoben wurde, sank auch der Erzherzog im Automobil zusammen. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle, aber vergeb lich. Beim Erzherzog wurde nach ungefähr Stunde der eingetretene Tod festgestellt, wenig Minuten später starb dis Herzogin, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Bei der Einbalsamierung zeigte sich, daß beim Erzherzog die rechte Schlagader und die Luftröhre vollkommen zerstört waren. Bei der Her zogin war die große Bauchhöhlenoene vollkommen zerrissen. Der Tod ist bei beiden durch Ver blutung innerhalb kürzester Zeit erfolgt. Bei der Herzogin wurde das vollkommen intakt gebliebene Geschoß in der Bauchhöhle gefunden; es wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Beim Erzherzog fand man kein Geschoß; es ist wahrscheinlich in der Hals wirbelsäule steckengeblieben. Der Mörder Princip erklärte dem Unter suchungsrichter, seine Tat sei die Rache sür die Unter, drückung der Serben. Vie letzten Worte -es Erzherzogs. Die Wiener Blätter, vorzugsweise die „Neue Freie Presse", bringen noch Einzelheiten über die Tat und ihre Folgen in Serajewo. Danach waren die letzten Worte des Erzherzogs Franz Ferdinand: »Sophie, bleibe lebe» für unsere Kinder". Der Erzherzog hatte noch gestern, bevor er die Fahrt von Jlidze nach Serajewo antrat, an seine Kinder ein Telegramm aufgesetzt, in denen er ihnen die Ereignisse des Sonnabends schilderte. Das Telegramm schloß ckit den Worten: „Grüße und Küsse von Pappi!" Au der Bahre der Ermordeten. Serajewo, 29. Juni. Die Leichname des Erz herzogs und der Herzogin wurden nachts ein balsamiert; dann wurde vom Erzherzog eine Totenmaske abgenommen. Der Zeitpunkt der Ueberführung der sterblichen Ueberreste nach Wien ist noch nicht bestimmt. An den Bahren werden zahllose Kränze niedergelegt. Der am Hinter haupte verletzte Flllgeladjutant Oberstleutnant Merizzi befindet sich außerGefahr, Graf Boos-Waldeck wurde nur geringfügig verletzt. Ein schmerzlicher Weg. Karlsbad, 29. Juni. Der Schwager der Her zogin von Hohenberg, Graf Wuthenau in Dresden, der hier zur Kur weilt, hat sich nach Schloß Chlumetz begeben, um die Kinder des Erzherzogspaares von dem schrecklichen Tode ihrer Eltern zu verständigen. Die weiteren Opfer. Wien, 29. Juni. (Eigener Drahtber.) Das „Bolksblatt" meldet aus Serajewo: Bei dem Attentat sind nach den neuesten Feststellungen 31 Personen verletzt worden. Neue antiserdische Kundgebungen in Serajewo. Serajewo, 29. Juni. Die antiserbischen Kundgebungen erneuerten sich heute in größerem Umfange. Kroatische und moslemitische Jugend durchzog, von einer großen Volksmenge gefolgt, die Straßen unter Vorantragen des Kaiserbildes, Ab singen der Bolkshymne und Hochrufen auf die Mon archie und Dynastie. Die Teilnehmer zertrüm merten unter antiserbijchen Rufen die Fenster scheiben beim Hotel „L E u ro p a", beim Hause des Serbischen Kulturvereins, bei der serbischen Schule und mehreren ser bischen Geschäftshäusern. Wachtmann- schaften sowie Militärpatrouillen stellten die Ruhe wieder her. Standrecht in Serajewo. Serajewo, 29. Zuni. Ueber die Stadt und den Bezirk Serajewo ist das Standrecht verhängt worden. Serajewo, 29. Juni. Die am Vormittag von der Polizei und dem Militär auseinandergctriebenen Demonstranten sammelten sich immer wieder an anderen Punkten der Stadt. Die Kundgebungen nahmen, da sich zu den Demonstranten der Pöbel hin zugesellte, einen immer bedrohlicheren Charakter an. Serbische Kaufläden wurden gestürmt und geplündert. Infolge des bedrohlichen Cha rakters der Demonstrationen und du die Erregung in der Stadt immer mehr wuchs, wurde, wie gemeldet, das Standrecht verhängt. Sämtliche Punkte der Stadt sind militärisch besetzt. Ein junger Bursche warf am Vormittag an einer Straßenecke eine Bombe, die explodierte; ein Moslem wurde ver letzt. Der Bursche wurde verhaftet. Serajewo, 29. Juni. lEigener Drahtb.) Die serbischen Geschäfte, die bei dem Einzug des Thronfolgers sich von der allgemeinen Häuser, ausschmückung ausgeschlossen hatten, haben aus Furcht vor Angriffen des Volke» ihre Läden und Basare geschlossen. Das serbische Konsulat erhielt zum Schutz vor De- monftrationeu der erregten Bevölkerung noch am Sonntag abend polizeiliche Bewachung. Pest, 29. Zuni. (Eigener Drahtbericht.) Das „Tageblatt" meldet aus Serajewo, daß die Behörden aus dem Postamt lagernde Anweisun gen und Briefe des Belgrader Omladin- Hubs konfisziert haben, die an di« Adresse Princips gerichtet waren. Der Herzog von Cumberland beim Kaiser Franz Joseph. Am Cumberland-Hofe in Gmunden hat die Trauernachricht von der Ermordung -es Thron folgerpaares tiefe Erschütterung hervor gerufen. Der Herzog von Tumberland reiste sofort nach Empfang der Kund- nachIschl ab, um dem greisen Kaiser in der schweren Stunde beizustehrn. Die patriotische und dynastische Gesinnung der Wiener. Das „W iencr Fremden blatt" schreibt am Montag zu dein Mord in Serajewo: „Unter dem ersten Eindruck des blutigen Er- eignisses durchbebt uns das Empfinden, daß es nur möglich fei zu klagen. Aber neben der Verzweiflung meldet sich auch flammend« Entrüstung gegen den abscheulichen Missetäter. Die Untersuchung wird die Motive des ruchlosen Mordes fesistellen; ob sie politische, ob sic anarchistische sind, sie bleiben gleich verdammenswert. Erhebend ist die Einmütigkeit, die sich schon jetzt in ganz Oester reich Ungarn kundgibt. Uebcrall die gleiche tief gehende Erregung, überall einmütiges Auflodern der patriotischen und dynastische» Gesinnung. Wenn der Kaiser heute hier wieder eintrifft, wird er aus den Blicken der Bevölkerung lesen können, daß sic sich mit ihm durch das neue Unglück noch enger vereint fühlt, und daß ein neues Band geknüpft wurde, welches fester ist und weit fester hält als das von Glück und Freude geflochtene." Diese Erwartung har sich in ergreifender Weise bei der Ankunft Kaiser Franz Josephs in Wien erfüllt. Huldigung für Kaiser Zranz Joseph. Wien, 29. Juni. Als der Kaiser Franz Joseph vom Bahnhöfe durch die Traucrjchmuck tragenden Straßen zum Schlosse Sclsiinbrunn fuhr, tonnte das massenhaft angesammelte Publikum trotz des Ernstes der Stunde sich nicht zurückhalten, durch brausende Hochrufe, Hüte- und Tücherjchweukea dem Kaiser eine rührende Huldigung darzubringrn, wofür der Monarch, der ungemein ernst und er griffen aussah, gerührt dankte. Wien, 29. Juni. Bald nach Ankunft des Kaisers in Schönbrunn wurden die obersten Hof chargen vom Kaiser in Audienz empfangen. Fast sämtliche Mitglieder des Kaiserhauses sind hier ein getroffen. Ministerpräsident Graf Stürgkh hat für morgen eine Sitzung des Ministerrates einberufen, in der über die infolge des Attentates erfordcrcichen Maßnahmen Beschluß gefaßt werden soll. Morgen werden auch die gemeinsamen Minister zu einer Beratung zusammentreten. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, ist eine Einberufung des Parlaments zur Veranstaltung einer Traucrkundgebung nicht zu erwarten. Das Testament des Erzherzogs Franz Ferdinand ist in einem Safe einer Prager Bank deponiert. Wie hier verlautet, wird die Aufbahrung und Einsegnung der Leichen Les Erzherzogs und der Herzogin in ungewöhnlich feierlicher Weise erfolgen, und zwar wahrscheinlich im Stcphansdom, um nach dem Hofzeremoniell zu ermöglichen, die Tranerfeier für den Erzherzog und seine Gemahlin gemeinsam zu veranstalten. Wien, 29. Juni. Die auswärts verbreiteten Gerüchte von dem Tode Kaiser Franz Josephs werden hier als vollkommen unbegründet bezeichnet. Vie zukünftige Politik Oesterreichs. (Eigener Drahtbericht.) Wien, 29. Juni. Von verantwortlicher Stell« wird bekanntgegeben: Die in Serajewo verübte Tat weist den Umständen nach auf ausländisch« Einwirkung zurück. Die Bevölkerung Bosniens ist loyal und hat das auch in diesem Moment de- wiesen. Es liegt keine Veranlassung vor, die bisher den neuerworbenen Ländereien gegenüber geübte Politik zu ändern. Dagegen zeigt sich, daß die bisherige gutmütige Haltung der Monarchie an Stellen, die für europäische Art kein Berständ» ni» haben, mißverstanden oder als Schwachheit ge deutet wird. Davon nimmt di« österreichische Regie rang Kenntnis und weiß sich in Uebereinstimmung mit den Kultnrmächten, wenn sie feststellt, daß ihre Geduld nunmehr erschöpft ist Die nächsten Tage un» Wochen müssen zeigen, ob man überall die Pflichten anerkennt, die eine solch« Schandtat den answärtigen Re» gierungei» gegenüber de» -etzereien und Spe»