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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140706010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-06
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 337. Morgen-Nusysve faßbare »«statt anzunehmen. Ihre Stärke wird etwa 2000 Mann betragen. Auch die Einzelheiten der Organisation sind ausgearbeitet, da sie aber noch der Sanktion de» Fürsten und sonstiger Faktoren unter» liege», hat ihre Wiedergabe jetzt keinen Zweck. Die grösste Schwierigkeik wird die Unterkunst bereiten. Die Kosten werden aus 2 Millionen berechnet. Italienisch« Freiwillige. Aus Durazzo wird telegraphisch gemeldet: Am Sonnabend langten fünf Unteroffiziere des 10. italienischen Linien-Insantcrieregiments in voller Uniform hier ein, um sich der albanischen Regierung zur Verfügung zu stellen, und als Offi ziere Kommandos zu übernehmen. Sie wollen aus Skutari sein. Sie erhielten in Italien ihre mili tärische Ausbildung. Morgen sollen sieben weitere italienischen Unteroffiziere eintresfcn. Die rumänischen Freiwilligen. In Budapest trafen am Freitag abend etwa 80 rumänische Freiwillige aus Bukarest hier ein, die nach Durazzo geben und sich dort den Truppen des Fürsten Wied auschliegen. Die Freiwilligen werden von drei Offizieren und der entsprechenden Anzahl Unteroffizieren geführt. Am Sonnabend vormittag wurden die Truppen militärisch ausgerüstet, d. h. sie bekamen einen weißen Militärrocl. Hosen und einen weißen Fes, der den albanischen Adler trägt. Eine Kokarde in den albanischen und rumänischen Farben dient als Abzeichen. In einigen Tagen sollen noch etwa weitere fünfhundert rumänische Frei willige hier auf der Durchreise nach Durazzo ein treffen. Der Mangel an Geld. Aus Durazzo wird gemeldet: Die Kontroll kommission hat den Finanzminister Nogga ausge- fordert, bis Mittwoch vollständige Rechnung zu legen, da die Staatskassen vollkommen leer sind, obwohl vor drei Wochen erst ein Vorschuß von 1fr Millionen an die albanische Negierung be zahlt wurde. Fahnenflucht der Miriditen. Nach Depeschen des „Sccolo" aus Durazzo hat sich die dortige Lage auis neue geändert. Die er folgte Aufstellung einer Kanone großen Kaliber'- und die bevorstehende Ankunst von fast 600 öster reichischen Freiwilligen hat den Mut der Nationalisten wieder gehoben. Major Kroon ist »oller Kampscsmut. Die Negierung sandte elf tausend Kronen für die Reisekosten der Freiwilligen. Leider ist auf die Miriditen kein Verlaß. Jede Nacht kommen Fälle von Fahnenflucht vor. Tags zuvor sind vier mit einen, Maschinen gewehr zum Feinde übergegangen. Ahmcdy Math» Bei, der Kruja besetzt hat, forderte Geld; sonst sei er gezwungen, sich den Aufständischen anzu- schließcn. Die Regierung ist ohne Geld und macht bedeutende Schulden. Anwerbung von Freiwilligen in Berlin. In Berlin hat sich ein Komitee gebildet, um ausländische ausgediente Soldaten aller Waffengattungen als Freiwillige nach Durazzo zu senden. Den Vorstand des Komitees bilden Konsul a. D. Richard Wackerow und Hauptmann a. D Hans Walter. Die Kosten für den Transport der Freiwilligen einschließlich Verpflegung bis Du- razzo übernimmt das .Komitee und gewährleistet Rückfahrtlostcn. Auf eine telegraphische Anfrage nach Durazzo, daß die Freiwilligen nach Ankunft die weitere Verpflegung seitens der albanischen Regie rung verbürgt erhalten müßten, drahtete der Flügel adjutant des Fürsten Ekrcm-Bei Libohova aus Castelnuovo, daß alle weiteren Verhandlungen mit dem albanischen Gesandten in Wien, Exzellenz Eu- rcya gepflogen werden möchten. Auf eine an diesen gerichtete Anfrage kam die Nachricht, daß dtc Freiwilligen nach Ankunft in Durazzo die weitere Verpflegung erhalten würden und daß Koch kessel, Menagcschalen und womöglich auch Zelte er wünscht seien. Neue Pläne in Durazzo? (Eigener Dr a h 1 b e r i ch 1.) Paris, 3. Juli. Der „Malin" meldet aus Durazzo: Die albanische Negierung I)at die für die Absendung der östcrrerchisck>cn Freiwilligen nöti gen Gelder erhalten, llcbcrall fehlt es jedoch an Geld, und man glaubt, daß die Malissorcn mit ihren Forderungen des Fürsten Wilhelm bald über drüssig werden. Etwas seltsam klingt cs, daß im albanischen Ministerrat angeregt wurde, ein Korps für Militärluftschisfahrt (?) in Al- Leipziger Tageblatt- banien zu ul-affen. Der Vorschlag wurde abgclehnt. Ferner wurde im Mlnistcrrat bctanntgegcben. daß der Fürst Turkhan Pascha bcanstragt habe, auf seiner Reise bei den europäischen Fürstenhöfen Vahrn zu wirken, daß Albanien in ein Königreich (?) um gewandelt würde. Die internationale Kontroll kommission wird sich jedenfalls noch mit dieser neuesten Konstellation zu beschäftigen haben. Die Hilfe des Nordens. Durazzo, 5. Juli. Prcnk Bibdoda ist hier eingetroffcn, um vor dem Fürsten fein Verhalten zu rechtfertigen. Auch der Malissorenfürft Beiram Kurl aus Kossowo ist hier an^ekommen, um dem Fürsten seine Dienste zur Verfügung zu stellen. Skutari, 5. Juli. 1000 Mali fs 0 ren sind nach Alessio marschiert, um von dort gegen die Auf ständischen zu ziehen. Aus dem Stamme Kastrodi und von Skutari sind KOO Mann unter eigenen Führern in den Kamps gezogen, die sich nicht mehr dem Befehle Prenk Bibdodas, der seine Autorität eingebüßt hat, unterstellen wollen. Skutari, 5,. Juli. Die Malissorcn haben am ver gangenen Donnerstag den Aufständischen eine Nie derlage beigcbracht. Diese verloren 60 Tote und 100 Gefangene. politisette Uetterliettt Der deutsche Stä-tetag zur Nealkreüit- frage un- zur Zrage -er gemischtwirt schaftlichen Unternehmungen. Die von der Hauptversammlung des Deut schen StädtctageS in Köln am 15. u. 16. Juni angenommenen Leitsätze und vom Vorstand cndgülti g in folgender Form fcftgcstcüt worden: 1. Zur R c a l k r e d i t f r a g e: 1. Zur Erreichung besonderer, innerhalb des Ansgabenkreises der Städte Hegender Ziele — namentlich zur Förderung des Kleinwahnungs- wesens — find in einer Reihe von deutschen Städten städtische Mittet für L. Hypothcten be- rcitgcstcllt worden. Insoweit bestehen gegen die mittelbare oder unmittelbare Einsetzung des städtischen Kredits auf diesem (Gebiet keine grundsätzlichen Bedenken. Jedoch muß sich diese Betätigung innerhalb der finanziellen Krästtc der einzelnen Stadt halten. II. Es ist niemals als allgemeine Ausgabe der Städte betrachtet worden, in Kreditschwierig- kcile», die auf wirtschaftlichen Ursachen bernhen, mit ihrem Kredit helfend ein.zngrcisen. Ebenso wenig kann als allgemeine Aufgabe der Städte anerkannt werden, der zurzeit bestehenden Reat- krcditnot durch Einsetzung ihres Kredits abzu helfen. Sollten in einzelnen Städten die ört lichen Verhältnisse ein HinanSgchen über den eigentlichen AnfgabenkrciS der Städte veranlaßt haben oder veranlassen, so ist jedenfalls äußerste Vorsicht und Rücksichtnahme ans die Gesamt heit der Steuerzahler am Plast; in der Regel wird nur eine vorübergehende Hilfe von feiten der Städte begründet sein, um die Ent stehung von Unternehmungen privater Art zur Abhilfe der Kreditscbwierigkeiten zu erleichtern. UI. Dagegen liegt eS innerhalb der städtischen Ausgaben, wenn die Städte je nach den örtlichen Bedürfnissen ohne Gefährdung ihres Kredits durch organisatorische Maßnahmen, z. B. im Gebiet des Schätzungswesens oder der Hypo- thckcnvermittlung, den Nealkredit fördern. 2. Zur Frage der gemischtwirt- s ch a f tli ch e u Un t e r n e h mu n g e n: Soweit ein kommunaler Betrieb für wirt schaftliche Unternehmungen der Städte nicht an gängig ist, wird an Stelle der früher üblichen KonzessionSverträge eine Verbindung von Städten und Privattapital zu wirtschaftlichen Unternehmungen für die deutschen Stadtverwal tungen bei solchen Betrieben in Frage kommen, deren Leitung vorwiegend nach kaufmännischen oder industriellen Gesichtspunkten zu erfolgen hat. Besonders geeignet ist solche Verbindung bei Unternehmungen, die den Umkreis einer Einzelgemeinde überschreiten. Auf jeden Fall erscheint es wünsck-enswert, daß die Kommunalverbünde in den gemeinsamen Unternehmungen die Führung behalten. Not wendig ist dies in allen Fällen, in denen die gemeinsamen Unternehmungen ern rechtliches oder tatsächliches Monopol haben. Die nähere Ausgestaltung der rechtlichen Beziehungen zwi schen Städten und Pr'vatkapnal hängt von der Lage des Einzelfalls ab. Der Deutsche Slädtetag spricht sich aber dagegen aus, daß auf dem Wege der Reichs oder Landcsgesestgcbung bestimmte Rcchtsformen oder -normen für die Verbindung von Gemein den und Privattapital geschaffen werden. Deutsches Reich. * Gegen eine Reichsarbeitslosenversicherung spricht sich die amtliche „Bayrische Staats zeitung" aus: „In der letzten Zeit ist eine Mit teilung durch die Presse gegangen, daß die bayrische Staatsrcgierung bei der Reichsleitung Schritte zur Herbeiführung einer reichsgesetzlichen Arbeitslosen versicherung unternommen habe. Diese Mitteilung ist vollständig aus der Luft gegriffen. Wie sich schon aus Len Ausführungen der bayrisclzen Denkschrift zur Frage der Arbeitslosenfürsorge und der Arbeitslosen versicherung und aus den Erklärungen der Staats regierung im Landtage ergibt, erachtet auch die bayrische Staatsrcgierung die Einführung einer reichsgesetzlichen Arbeitslosenversicherung aus mehr fach zwingenden Gründen zurzeit für undurch führbar. Ein Wechsel in dieser Auffassung ist nicht cingctrctcn; es wurden deshalb auch keinerlei Schrite in der gedachten Richung unternommen." * Wechsel in, Oberschulrat für Elsah-Lothringen. Der Präsident des Obcrschulrats Dr. Albrecht ist um seine Entlassung eingekommcn, die ihm auch bewilligt wurde. Mit ihm tritt die letzte hervor ragende Persönlichkeit aus der vorigen Regierung Schritte in der gedachten Richtung unternommen." Ausland. Italien. * Die italienische Kammer wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Griechenland. * Ein neutraler Schiedsrichter für die griechisch türkischen Streitfragen. Aus Athen wird ge drahtet: Die Türkei hat den Vorschlag Griechenlands angenommen, wonach die beiden Länder einem neu tralen Staat die Wahl eines Schiedsrichters übertragen, der sich nach Smyrna begeben wird, um über die Streitfragen, die ihm von der türkisch hellenischen Untersuchungskommission unterbreitet werden, zu entscheiden. Mexiko. * Huerta erschlagen? Telegramme aus El Paso lvsagen, daß dort verschiedene Gerüchte im Umlaufe seien, denen zufolge Präsident Huerta bei den in der Hauptstadt Mexiko ausgebrochenen schweren Un ruhen erschlagen worden sein soll. 23. Hauptversammlung -es Deutschen Vereins für Knabenh an-- arbeit. 11. * Leipzig, 6. Juli. Die gestrige Hauptversammlung im Saale des Städtischen Kaufhauses galt ganz be sonders der Ehrung des verdienstvollen Begrün ders des Deutschen Vereins für Knabenhand arbeit, Dr. v. S ch e n cke n d 0 r f f, in Görlitz. Mit dem Gesänge „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" wurde der Akt eingeleitet. Treff lich wurde das unvergängliche Lied Beethovens von Mitgliedern des Leipziger Lebrergesang- vercins unter Leitung des Prof. Sitt zum Vie Liebe üer drei Kirchlein. 24s Roman von E. Stieler-Marshall. (Lopvriftkr WI i l>v OrelN l.-rn L Oo., 0. m d. U. Uslinix.) Karl und Matthias, von ihren Mitschülern Linus uuo Schleiden genannt, kamen mit ihren Botaunierbüchsen näher. Und wahrhaftig, die seltsame, hübsche Blume war unter allerlei ande ren Pflanzen in einigen recht schönen Exemplaren vertreten. Der Geheimrat suchte sie hervor zu einem winzigen Sträußchen. „Gerade sieben Stück," sagte er stolz, „(ch'pripcäium eulcoolus, unter dem vulgären Na men Frauenschuh in weiteren Kreisen bekannt. Matthias, Karl, was meint ihr, wollen wir unserem lieben Professor ein Stänglein ver ehren? Uns bleibt dann genau ein halbes Dutzend." „Nicht doch, nicht doch — ich null Sic nicht berauben, Herr Geheimrat," wehrte Kirchlein lächelnd ab. Aber der alle Herr halte schon eine ocr Blumen abgesondert und reichte sie dem Kollegen. Es war keineswegs eines der schönsten Exemplare, wie dieser beruhigt bei sich seststellle. Giselius sprach es auch ans. „Nur eines der Bescheidensten," sagte er, „aber das fühlen Sie mir wohl nach. Lieber Professor, ein glücklicher Zufall, daß wir Sie treffen. Meine Fran hat allerlei Wünsche, die Sie erfüllen sollen. Sie hat mich schon mit lausend Fragen an Tie bcanstragt, ich suche seit Tagen im JnfUtut Ihrer Habhast zu werden. Aber vergeblich — es ist gerade, als ob wir miteinander Versteck spielten." „Ja," rief die Frau Geheimrat, froh, auch endlich zu Worte zu kommen, „ich habe Sie wich tige Dinge zu fragen, bester Herr Kirchlein. Gehen Sie jetzt auch zur Stadt zurück? Das wäre sehr schön, dann hätten wir einen Weg." Kirchlein konnte wohl nicht gut anders, als der Geheimratssarnilic sich anznschlicßcn. Er tat »es mit heimlichem Zähneknirschen. Wie wäre es lieblich gewesen mit seinen sehnenden Ge danken allein im Ftny:al dem Abend cntgcgen- zugehen! Die Geheimratin, die weniger majestätisch als die meisten ihrer Kollegenfrauen, sondern eine recht muntere, mollige, kleine Dame war, be gann lebhaft auf ihn einzurcden. „Also was ist mit Ihrem Töchterchen, Herr Professor? Sic ist doch nun ein junges, holdes Mädchen geworden. Hören Sie, bringen Sie sie mir doch einmal, wir wollen sic ein bißchen ein führen. Und dann werden Sie mit ihr zu un serem Nojenfest kommen, nicht wahr, das ver sprechen Sie mir?" „Das Nosenfcst? Ach ja — gewiß doch, meine Gnädige — und wenn Sie erlauben, bringe ich Ihnen das Mädel vorher einmal." Es war eine alte Sitte im Städtchen, daß die Damen der Universität alljährlich für den den ersten Juli zu einem großen Svmmcrfest einluden, dem sogenannten Rosenfcst, das irgend wo im Walde oder auf den Hügeln in einer Försterei oder Waldschcntc gefeiert wurde. Ach ja, Willi Kirchlein! Da war ihm eben eine neue Jugend beschert worden, und nun mußte er erfahren, daß er zum Ballvater reif war. „Abgemacht, bester Professor. Und ich werde die Kleine bemuttern. Zwar hat sie ja schon eine eb»in-r-»nnv — und hören Sie mal, lieber Herr Professor, darüber muß ich Sie auch be fragen. Was sind diese Merkels für Lcntc?" „Diese Merkels? Diese Merkels? Und was das für Leute sind? Jawohl —" da sah er eine blonde Fran Kirchlein hatte das Ge ¬ fühl, daß er bei der Plötzlichkeit dieser Frage rot wie ein Mädchen wurde. Der Geheimrat und seine Gattin, die ihn neugierig und er wartungsvoll betrachteten, mnfttcn sich doch dar über wundern. „Sie sollen nachbarlich befreundet sein," sagte der alte Herr — „und darnm hat meine Frau ihrem Kränzchen versprochen, mit Ihnen darüber zu reden — — —" „Jawohl —" fuhr seine Frau fort. — „Die Sache ist nämlich die: Die Leutchen haben Be- such gemacht, soll man sie nun heranuehen, wird es eine Bereicherung unseres Kreiser» werden? ! Der Herr Mertel lebt wohl schon lange hier — hat aber vordem nicht zur Gesellschaft gehört —" s . - „Sozusagen —" fiel der Geheimrat ein. „Er war Junggeselle und lebte sehr zurück gezogen, hat kernen Anschluß gesucht —" „Wir nannten ihn immer den Juden Mer tel," sagte lachend die Frau — „und machten uns ein bißchen lustig über ihn. Und sehen Sie mal, das ist's, cs ging ihm der Ruf nach, ein Knallprotz zu sciu, üocrall mit seinem Reich tum dick aufzutragcn —" „Ec ist rm ganzen so übel nicht —" sprach Kirchlein sinnend — „und Frau Alix Merkel —" Es tat so gut, ihren Namen zu nennen, sie däbei sich vor die Augen zu rufen, hock>aufge- richtet, schlank, mit dem kühlen Ausdruck in dem stolzen, schönen Gesicht Die Frau Geheimrat rief lebhaft: „Ja ja, Professor, nun sind Sie, wo ich Sie haben wollte. Frau Alix Merkel, geborene Jrciin von Planka — — — wes Geistes Kind ist sie? Sehen Sie, nun kommt dieser bisher unbeachtete Jnde Merkel und kauft sich den prachtvollsten Besitz in der ganzen Gegend — kommt daher mit einer dermaßen auffallenden Frau — —" „Meine Frau meint anfsallend in durchaus gutem Sinn," schaltete der milde alte Gelehrte ein — „auffallend durch Schönheit, auffallend durch Vornehmheit —" „Ja, ja, ja — unterbrich mich nicht immer, liebster Heinrich. Nnn also machen sie Besuche — im kostbarsten Auto, das man sich denken kann, goudeln sie in unseren engen Sträßchen Haus bei Haus — kein Mensch hat sie ange nommen, rein instinktiv, wissen Sie, aus Ab wehr gegen das Protzcntum, cs wußte keiner etwas vom anderen. Aber eine Dummheit war's, denn nun kennt sie keiner. Nur zwei: Frau Bürgermeister und Frau Abcndroth. Und nun kommt das Merkwürdige: Frau Bürgermeister, die alte, schlichte, gute Dame ist entzückt von der Frau — — „ein frisches, natürliches, be scheidenes, liebenswürdiges Menschenkind!" Und ihr Widerspiel, die vornehm tuende Frau Abend- rorh, dieses gezierte, geschraubte, kalte wan delnde Lineai — — ist begeistert — — „dieser unnahbare Stolz, diese unerreichbare Höl-e adliger Vornehmheit —"!! Ja, wenn das aber so ist, ich bitte Sie, lisbstcr Herr Professor, Montag, S. Juli 1914. M Vortrag gebracht, und der alte schöne Konzert saal erwies aufs neue seine wunderbare Akustik. Die aus allen Teilen Deutschlands stack - besuchte Versammlung, der auch viele Vertreter deutscher Regierungen beiwohnten, wurde so dann vom Vorsitzenden des Vereins, Oberbürger meister Geh. Regierungsrat Dr. Wilms-Posen, eröffnet. Nach Begrüßung der Anwesenden wies der Vorsitzende auf die gesteckten Ziele und die bisherigen Erfolge hin. Die letzteren seien in hervorragendem Maße der unermüdlichen Tätig leit Dr. v. SchenckendorffS zu danken, der nahezu 30 Jahre den Verein geleitet habe. In Aner kennung seiner hohen Verdienste habe der Verein ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt. (Lebhafte Zustimmung.) Im Anschluß hieran verlas der Vorsitzende ein Schreiben des Kgl. Preußischen Kultusministeriums, in dem gleich falls der Tätigkeit Dr. v. Schenckendorfss die vollste Würdigung zuteil wird. Geheimrat Dr. K ü h n - Dresden entbot der Versammlung den Gruß des Kultusministers Dr. Beck und dankte sodann im Namen der säckui schen Unterrichtsverwaltung wie auch im Namen der Vertreter anderer deutscher Regierungen für die ihnen zuteil gewordene Einladung. In voll- eudcrer Beherrschung des Gegenstandes besprach daun der Redner die Frage des Handarbeits unterrichts, gedachte mit anerkennenden Worten des deutschen Seminars für Kuabcuhaudarbeit in Leipzig, das schon mehr als 2000 Lehrer methodisch und technisch für ihr Wirken daheim ausgebildet habe, und schloß mit dem Wunsche, daß die Bestrebungen des Vereins in alten deut schen Landen von Segen sein mögen. Hierauf teilte er mit. daß der König dem langjährigen bisherigen Vorsitzenden des Vereins, Dr. von Schenckendorff, in Anerkennung seiner Bemühun gen auf dem Gebiete der gesamten Jugend pflege den Komtur II. Klasse zum Al- brechtsordcn verliehen habe, welche Aus zeichnung er ihm hiermit überreiche. (Lebhafter Beifall.) Stadtrat Dr. .Ackermann überbrachte den Gruß der Stadt Leipzig und hob hervor, daß gerade von Leipzig aus, wo 1887 das Seminar für Knabenhandarbeit errichtet wurde, der maß gebende Einfluß ausgegangen sei zur Ueber- lcitung der Handarbeit in wirkliche pädagogische und erzieherische Bahnen. Die Stadtgcmeinde werde diese Bestrebungen stets unterstützen. Oberschulrat Dr. Pr i e tz e l-Dresden gab davon Kenntnis, daß der Sächsische Landesvercin : für erziehliche Knabenhandarbeit und Werknntcr richt den heute Gefeierten zum Ehrenmitglied« ernannt habe. Nachdem noch Geh. Regierungsrat Doktor Schmedding- Münster eine Schenckendorff- Ptakettc überreicht und Prof. Dr. Zöllner namens der Vereinigung der Lehrer an den höheren städtischen Schulen Leipzigs und Lehrer Vogel namens des Leipziger Lehrcrvereins den Sympathien mit den Bestrebungen des Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit Aus druck gegeben hatten, ergriff Dr. v. Schencken dorff selbst das Wort. In seinem Danke be tonte er, daß das Erreichte nicht sein Werk, sondern das gemeinsame Werk des ganzen Deut schen Vereins sei, an dem jeder kräftig mitgcwirkt habe. Auch der Mithilfe der Presse gedachte er und sprach dann die Ucberzeugung aus, daß die heutige Jugenderziehung ganz andere Er folge haben müsse als die frühere, denn das jetzige Zeitalter der Weltwirtschaft verlange nicht nur eine geistige, sondern auch eine körperliche Durchbildung des Menschen. Mit einem be geistert anfgenommenen Hoch auf den Deutschen Verein für Knabenhandarbeit schloß der greise Vorkämpfer seine mit allseitigem Beifall auf genommenen Ausführungen. Es folgte nunmehr der Vortrag des Privat dozenten Dr. A. Fischer- München über „D i e Psychologie der Handarbei t". In ein gehender Weise zergliederte der Vortragende alle psychologischen Momente, die bei der handarbeit- lichen Tätigkeit zur Geltung kommen, sei es bewußt oder unbewußt, und stellte daran an- wenn zwei so verschieden geartete Menschen zwei so verschiedene Urteile fällen, dann muß doch diese Frau — das reine Chamäleon muß doch das sein, in allen Farben spiegeln, die gewünscht werden -- —" „Meine Frau will damit durchaus nichts Schlechtes sagen —" milderte wieder der Ge heimrat, der einen leisen Zug des Mißbehagens auf Kirchleins Antlitz zu bemerken glaubte. Der Professor brannte innerlich. Am lieb sten hätte er mit den Fäusten dreingcschlagcn. Aufgeblasenes Weibervolk! Ihr — und Fran Alix! Eine Herde Gänse und ein weißer «chwan! Ein wenig unmutig klang seine Antwort doch: „Von ihrer Chamälconnatur konnte ich allerdings noch nichts bemerken, verehrte gnä- > dige Frau. Mir schien Fran Merkel eine lic- , bcnswürdige, geistig sehr hochstehende Dame zu ' sein!" „Weit über euch andern allen!" sollte das heißen. Frau Geheimrat blinzelte vielsagend ihrem Gatten zu. „Also das freut mich, mein lieber Herr Professor," sagte sie — „das ist nun das dritte überaus günstige Urteil. Ich werde sorgen, daß verschiedene von uns jetzt noch den Merkclschcn Besuch erwidern, und dann werden wir die Schimmelrciterin zu unserem Rosenfcst ein laden." „Die Schimmelrciterin?" Frau Giselius lachte. „Ja so. Sie müssen wissen, Herr Professor, wir lieben es im Kränzchen, fremden Erschei nungen irgendeinen kennzeichnenden Bei namen zu geben, wenn wir den richtigen Namen nicht wissen. So hieß Frau Merkel bei uns die Schimmelreiterin, ehe wir wußten, wer sie ist. Und weil uns für diese Gestalt die Bezeich nung „Frau Merkel" zu nüchtern und nichts sagend ist, haben wir es bc,behalten, sic die Scyimmelrcitcrin zu nennen. Das klingt geheim nisvoll — besonders — paßt zu ihr — juiden Sie nicht'?" (Fortsetzung in der Abendausgabe.). schließ chen-c gebnij nutzbc Unter famm den, z richt , führe: T Semi handc „Ta- Wer Auf d richt, Jahrc Erziel beson! man kannt zu str nur 0 rend Norm angex dem Ganz nunft ren Mate feien. kenn» sitzen! laufe: samm gesell der 2 Si D< bilder am S stellu, sitzend Teiln darur das 3 Ebm regier Stadl steher Arnd: Händl verei: man in L< aus i dann digc Kai abgeß D< Buch! unger 4 Der « ein h Handl dezeic frühe 14. I diene zum archa Zeit hatte, lich 0 seine alsda Rcdn über gehilj lassen S manu trag behar die r eines dcutr Buch! kennz fache: (Schil die F Buch! Hcbu seien nehm in ei werb senbc das : da l Nach über beruj Ansa man:
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