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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140706010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-06
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe säe Leipzig unü Vororte Surch unser» TrSaer unü Spediteure rmaltagN» In» hau» grbracht: monatlich 1.23 M., viertetzührüch 3.73 M. Sei Ser <VeschöN»strUe, unsern Ziiioien unS stuogadesteUen adgehott: monatlich lM.,virrt«i)Shriich 3M. vur» -I« Post: Innerhalb deutschianü» unS Ser Seutschen Kolonien monatllch I.3S M., »irrteliührlich 4.3» NI., auoscbließlich postdesteUgelS. va» Leipziger Lagedlatt erscheint Werktag» rmai, Sonn- u. Zeiertagolmol. Zn Leipzig, Sen Nachbarorten unS Sen Meten mit eigenen Ziiiaien wirS Sie stdenSau»gade noch am stdenS Se» Erscheinen» in» hau» geliesert. V criiner Neüaktion: Zn Sen Zeiten 17, Zernsprech-stnschlug: Moabit Nr. 4»7. hcurdels-^eiturrs /Irrrtsblolt desRate» urrd des polrzeuurrtes derEtLdtLewZrs NeSaNion unS S«schSst»st»U«: Z»hanni»gasse Nr. I. o Zernsprech-stnschlug Nr. 14S«, I4S»3 unS >4044. Nr. 337. Montag, Sen ö. 3uü. ISS. Jahrgang kür Znserat» au» Leipzig un» Umgebung »i« /INAriALNpreije. ,spal«ig»p»tit,»il.rLps. Si»N»Nam»,»il»IM.. von au»wSrt» so ps., Neklamen 1.2» M., Klein«Anzeigen üiepetitzeiienur rops.d.wieSerhol.Nab., Znserat« von SekörSen im amtiichenkeii Sie Petit» zeit» SS ps. SrschSst»an,eigen mit piayvorschrist im Preis« «rkkkt. Nobatt nach Laris. Seilagen: Sesamtausi.SM.Sa»Lausenü ou»schl.postg«dui»r. flnzeigen-stnnakme: Zohonnisgasse», bei siimtii^en Ziiiaien S«, Leipzig«« Tageblatt«» unS allen flnnoneen-SnpeSltionen Se» Zn- un» stuslanSe». cheschSstosteUefürVeriin u.üle pr.Sranüendurg: virektionwaltrrZliegel, Vertin S l4. vre«»enerStraK«»7. Lernsprech-stnschlutz: M»ri»plal, 1S721. IS 14. Vas wichtigste. * Der Vertretertag der Nationallibera- len Lanüesoereine im Königreich Lachsen beschloß am Sonntag in Dresden die Genehmi gung des Wahlabkommens mit der Fort schrittlichen Volkspartei. (S. Leitart.) * Zn Dresden fand gestern anläßlich des Sachsrntages ein großer Festzug statt, dem auch der König mit den Mitgliedern des Königlichen Hauses beiwohnte. (S. bes. Art.) * Am Sonntag fand in Leipzig die Fest oersammlung des Allgemeinen Buchhand- lungsgehilfen-Tages statt. (S. bes. Art.) * Im Verlaufe der 23. Hauptversammlung des Deutschen Vereins für Knabenhand arbeit, die gestern in Leipzig stattfano. wurden dem Begründer des Vereins, Dr. v. Schenken dorff, vielfach Ehrungen zuteil. Der König ver lieh ihm das Komturkreuz 2. Klasse zum Albrechts- crden. sS. bes. Art.) * Die Bildung der albanischen Fremden legion hat gute Fortschritte zu verzeichnen. sS. bes. Art.) * Das Radrennen um den Preis der Stadt Leipzig kommt erst heute zum Austrag. iS. Sp. u. Sp.) * Der Leipziger Max Schüler bleibt Sieger des Dreieckiluges. (S. Sp. u. Sp.) * Der Stafettenlauf Z w e n k a u—L e i p- z i g wurde vom Sportklub Marathon gewonnen. sS. Sp. u. Sp.) Vas Wahtabkommrn -er liberalen Parteien in Sachsen. Tör am Lountag in Dresden ab- gehaltene Vertrctertag des Natio nalliberalen Landesvereins für das Königreich Lachsen beschloß die Ge nehmigung des W a h l a b t o m m e n s mit der Fortschrittlichen Bolkspartei rn der von der Kommission vor geschla gen en Fassung. Die Verhandlungen fanden im Künstlerhause statt, unter sehr lebhafter Beteiligung aus allen Leiten des Landes. Es waren über 120 Vertreter erschienen. Zunächst tagte der Geschäftsführende Ausschuß, dann der Gesamivorstand und schließ- lich der Vcrtretertag, dem nach den Satzungen die Entscheidung oblag. Der Vorsitzende Geh. Hofrat Prof. Dr. Brandenburg- Leipzig er öffnete den Vertretertag mit einem Berichte über die seitherigen Verhandlungen mit der Leitung der Fortschrittlichen Volkspartei, die zu einem dem Sertretertage vorliegenden Entwürfe ge führt hatten. Auf bcideu Seiten war die Ab sicht maßgebend, eine Verständigung in dem Sinne zu erzielen, daß unter allen Umständen Gpser. Von Hanns Zohst, Berlin. In der reichen und leider recht oft wahllosen Fruchtbarkeit unserer literarischen Gegenwart auf dem Gebiete der Novelle bedeuten diese drei strengen und klugen Geschichten, die Harry Kahn eben im jungen Hyperionverlag unter dem Sammel namen „Opfer" zum Drucke brachte, das starke Versprechen eines Neuen. In den Anfang des 15. Jahrhunderts führt uns seine erste Geschichte. Die seltsame Sage der nor mannischen Küste erzählt von vicrundzwanzig Männern, die aus ihrer Vaterstadt zum Strande :ehen, als Opfer eines fanatischen Mönches, als r Opfer der Angst einer Stadt vor dem eiternden Elend der Pest, und die als Sühneopfer mit ihrem Tode das Leben der Heimat retten wollen. Sie stehen Hand in Hand am Felsen vor dem Meer und erwarten die Flut, die sie zerschmettern wird. Das Meer ist gnädig; die vierundzwanzig schrei ten heil den Mauern der Stadt wieder zu. Die Menge aber, die einzelne Pestfälle zur letzten Ver zweiflung verwirrte, glaubt, daß die Feigheit der heimkehrenden Opfer die Schuld daran trage, und wirft sich — eine wahnsinnige Meute — auf die ahnungslosen, opferwilligen Mitbürger, treibt sie zurück auf den Felsen und wirft sie in die zer malmende Brandung des Meeres. Zur Sühne nun schütten seither die Bürger der Stadt alle zehn Jahre vierundzwanzig Fässer roten Weines von dem unseligen Felsen in das Meer. Diese Sage des Mittelalters gestaltet nun Kahn zu einer zwingenden Vision tief in die Seele dieser dunklen, von Aberglauben genarrten, von fanatischem Temperament zerrissenen und häßlichen Krankheilen entstellten grausamen Zeit. Er wahrt den fachlichen, strengen Stil alter, einfacher Chronisten und drängt doch durch die bewußte und kluge Wahl einzelner Worte und Beiworte seine Sätze zu einer starken Wirkung an unmittelbarer Anschauung. Er lastet jeder einzelnen seiner von 'hm berb und hart ge zeichneten Silhouetten die volle Schwerkraft des sinn lichen Gesichtes, das wir von jeder Kunst fordern müssen. Bei aller Armut an unnötigen Bildern ,jt jede Szene seiner bis ins einzelnste gestalteten Er zählung von eigener, ehrlicher Leuchtkraft gesättigt. die Aufstellung von liberalen Doppclkandidaten, also eine Bekämpfung unterbleibe und dafür eine gegenseitige Unterstützung Platz greife. Es wurde dabei von der Anerkennung des gegen wärtigen Besitzstandes ausgegangen, und das Stärkevcrhältnis in den einzelnen Wahlkreisen berücksichtigt. Schwierigkeiten waren wegen der eigenartigen Verhältnisse in der Lausitz und ins besondere wegen des 6. ländlichen Wahlkreises entstanden. Es wurden verschiedene Vorschläge eingehend beraten, schließlich aber die Komnns- sionsfassung mit großer Mehrheit gegen wenige Stimmen genehmigt. Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf den bevorstehenden Allgemeinen Partei tag in Köln und die Stellung zu der Frage der Sonderorganisationen. Hierzu legte Herr Hörig den Standpunkt des Iungnationallibe- ralen Vereins in Leipzig dar. Der Vertretertag erklärte sich damit einverstanden, daß der Vor sitzende in Köln für die Auflösung aller Sonder organisationen eintrete, wobei als sebstvcrständ- lich angenommen wurde,» daß allen Vereinen nach wie vor aufgcgebcn werde, die Jugend nach Kräften hcranzuziehcn und für die politische Be tätigung zu gewinnen. Ter Vorsitzende schloß die Tagung mit der Aufforderung, beizeiten in die Vorbereitungen der Landtagswahlen einzulreten und namentlich auch da wo zugunsten des Wahlabkommens Opfer gebracht werden mußten, den großen Zweck zum Nutzen des Gesamtliberalismus fest im Auge zu behalten. Inhalt des Wahlabkommens. Nach der vom Vertretertag genehmigten Verein barung mit der Fortschrittlichen Voltspartei wird für die Aufstellung der Kandidaturen folgende Verteilung maßgebend sein: Vertreter im Zugesprochen letzten Landtage. der nationaUiberal: nationoliib. d — Fortschr. Boilsp.; Partei (A> dezw. kii -- konieroativ; der Fortichritil. 8 — Sozialdemokratie. Volkspartei I. Dresden und angrenzende Kreise. Dresden I vr. F. Kaiser X X Dresden ll Hettner X bi Dresden III Anders bi bi Dresden IV Vogel X X Dresden V Schulze 8 X Dresden VI vr. Koch X X Dresden Vll Wirth 8 X 3. städt., Radeberg usw. . Knobloch X I? 5. städt., Altenberg, Dip ¬ poldiswalde usw. . . Wittig X X 4. städtischer, Pirna usw. vr. Spieß X X 7. städtischer, Meißen usw. Hoffmann X X 9. ländlicher,Arnsdorf usw. Trüber X X 10. landl., Dresden-Neu ¬ stadt, Land nördlich . Nitsche 8 X 13. ländl.» Kreischa, Nassau usw Töpfert X X 24. ländlicher, Loschwitz, Blajewitz usw. . . . Kuntze X X 46. ländl., Copitz, Hoster» witz usw Fräßdorf 8 X 16. ländlicher, Plauenscher Grund Fleißner 8 X Vertreter im Zugelprochen letzten Landtage der X —nationailiberai; nationoliib. X — Aorychr. Volksp ; Partei dezw. konieroativ; der Iortichntll. 8 —2oz aldemokratie. Volkspartei M. 11 ländlich , Dürröhrsdorf, Schmilka usw. . . . Frenze! X X 12. ländlicher, Großcotta, Struppen usw. . . . vr. Böhme X X II. Leipzig und benachbarte ländliche Kreise. Leipzig I Dr. Löbner X X Leipzig II Wappler X X Leipzig Ul Jllge 8 X Leipzig IV Lange 8 X Leipzig V Dr. Zöphel X X Leipzig VI Dr. Steche X X Leipzig VII Keimling 8 1-' 22. ländlicher, Borsdors usw. Friedrich X X 23. ländlicher, Engelsdorf usw. (Nachwahl 1910) . Möller 8 X ländliche Kreise. Chemnitz I Biener (Hospitant) X X Chemnitz II Langhammer vid. X Chemnitz III Langer 8 X Chemnitz IV Castan 8 X 30. ländl., Einsiedel usw. Heldt 8 X 31. ländl., Rabenstein usw. Mehnert 8 X 32. ländl., Flöha usw. . . Clauß X X IV. Lausitz. 1. städtischer, Zittau usw. Schwager X X 2 städtischer, Bautzen usw. Hartmann X X 1. ländlicher,Hirschfelde usw. Uhlig 8 X 2. ländlicher. Großschönau usw. (Nachwahl 1914) Rückert X X 3. ländlicher,Reichenauusw. Donath X X 4. ländlicher, Hochkirch, Kuppritz usw Dr. Hähne! X X 5. ländlicher, Baruth usw. Barth X X 6. ländlicher, Spremberg, Wilthen usw Linke 8 X 7. ländlicher, Großhar ¬ thau usw Rentjch > X X 8. ländlicher, Königs ¬ wartha usw Kockel , XX V. Oberes Erzgebirge. 19. städt., Annaberg u,w. . Roch - X X 18. städt.. Zschopau, Marien berg usw Dr. Seyfert X X 17. städtischer. Zwönitz, Geyer usw Demmler 8 X 20. städtischer, Aue, Eiben ¬ stock usw Bauer X X 14. ländl., Neuhausen usw. Schmidt 8 X 33. ländlicher, Eroßolbers- dorf usw Heymann X X 34. ländlicher, Arnsfeld, Bärenstein usw. . . Dr. Dietel X X 35. ländl., Crottendorf usw. Brodaus X X 42. ländl., Schönheide usw. Zimmer 8 X VI. Vogtland. Plauen Günther X X 22. städtischer, Mylau, Lengenfeld usw. . Merkel v k. X 23. städtischer. Auerbach, Falkenstein usw. . . Bleyer X X 21. städtischer, Reichenbach, Kirchberg, Hartenstein, Wildenfels .... Schnabel X X 43. ländlicher, Ellefeld usw. Winkler 8 X 44. ländlicher. Herlasgrün, Jocketa usw. . . . Sammler X X Verirrter im ZugelproSei, letzten Landtage. der di---nationiitberal. nationaUrb. X —Aoetschr. Volksp.. Partei <dk> b»,w konieroativ; der Ho'^chrittl. 8 —Sozialdemokratie. Loiksparte» 35- 45. ländlich ,Bad Elsterusw. Dr. Schanz X X 48. ländl..Rothenkirchenujw. Singer X X VII. Zwickau und westliches Erzgebirge. Zwickau Bär X X 14. städt., Hohenstein-E, Meerane usw. . . . Posern X X 15. städt., Glauchau usw. . Wilde 8 X 16. städr., Crimmitschau, Werdau Döhler X X 36. ländlicher, Lugau, Oels- nitz usw Krauße .8 X 37. ländlicher, Mülsen usw. Sindermann r, X 38. ländlicher, Oberlung ¬ witz mw Drescher 8 X 39. ländl., Dennheritz usw Wunderlich X X 40. ländl., Cainsdorf u>w. Müller 8 X 41. ländl., Wilkau mw. . Kleinhempel X X 47. ländlicher, Thalheim, Zichocken usw. . . . Richter 8 X VIll Mittleres und nörd ¬ liches Sachsen. 6. städtischer, Freiberg. . Braun X X 9. städti>cber. Döbeln . . Dr. Niethammer X X 10. städtischer, Franken- berg usw Schiebler X X 13. städtischer,Burgstädtmw. Dr. Roth X X 12. städtischer, Borna mw. Nitzschke X X 11. städtischer, Grimma usw. Gleisberg X X 8. städt., Wurzen. Oschatz Beda X X' 15. ländl., Niederschöna mw. Osw. Schmidt X X 17. ländlicher. Bieberstein, Großvoigisbcra usw. Horst X X 18. ländlicher, Altsattel, Hintermauer usw. . Schreiber X X 19. ländl., Gröda usw. . Greulich X X 20. ländl., Wermsdorf usw. Hausse X X 21. ländl., Belgershain mw. Däbritz X X 25. ländl.. Lobstädt, Kir- nitzsch usw Opitz X X 26. ländl.. Großbauchlitz, Klosterbuch usw. . . Schade X X 27. ländl, Falkenau, Fran ¬ kenstein usw. . . . Dr. Mangler X X 28. ländl.,Altmittweida usw. Harter X 1 29. landl.. Hartmannsdorf, Göppersdorf usw. . Schönfeld X X Oie albanifthe Zremöenlegion. Die Idee der albanischen Regierung, eicke Fremdenlegion ins Leben zu rufen, ist auf frucht baren Boden gefallen. Von überall her melden sich Freiwillige uno viele sind schon nach Durazzo unter wegs. Gelingt es der Regierung, sich für die Aus rüstung und Unterhaltung der Legion das nötige Geld zu verschaffen, so eröffnen sich nicht ungünstige Ausjichten auf eine bessere Zukunft. Wir verzeichnen solgcnde Meldungen: Durazzo, 5. Juli. Der Fürst ist seit einigen Togen wieder zuversichtlich. Er inspiziert die Truppen, läßt sich die Freiwilligen vorstellen und besucht die Verwundeten. Die Bildung der Fremdenlegion. Aus Durazzo wird der „Franks. Ztg." gemeldet: Die Bildung der Fremdenlegion scheint nun Seine zweite Novelle ist eine historische Anekdote aus dem Leben Bonapartes. In der Ebene von Marenao zeichnet er den großen, kalten Feldherrn am Bett eines sterbenden Getreuen und läßt ihn dann die Beichte eines verblutenden Offiziers hören, der in der Schlacht auf seinen Major anlegt, weil dieser aus taktischem Zwang auf eigene Kavallerie Feuer geben läßt, und sehen muß, wie er diese Tat seiner inneren momentanen Zerrissenheit gemeinsam mit dem rohsten und brutalsten Kerl des Regiments getan hätte: denn dieser schießt im selben Augenblick den Major in den Rücken. Der Offizier stirbt, Napoleon trifft die Anordnungen, die hm durch diese Beichte nötig scheinen, kurz und knapp. Dann reitet er lächelnd über dieses Opfer in die fallende Nacht, lächelnd über den tragischen Ernst, mit dem die vielen, kleinen Menschen ihr armes, enges Stück Schicksal tragen und gewichtig nehmen. Dieser Skvsf hat in der Hand seines Dichters eine dramatische Prägnanz der Form gesunden und einen Dialog, der in seiner geschliffenen, vorsichtigen Art seinesgleichen sucht. Die dritte und letzte Erzählung: Amerika spielt in der Gegenwart und gibt als Opfer einen einfachen Mann des Landes, den Amerika wie ein Traum, wie ein goldenes Versprechen aus seiner harten Gewohn heit, seiner Arbeit lockt. Ein Narr seines Aber glaubens, läuft der arme Teufel schließlich in einer fremden Stadt seinem Schiff nach, das ihn in die freie Zukunft tragen sollte, und das ihn im Stich läßt, weil ihm eine Dirne seinen Ausweis stahl. Er hastet, bar an Weg und Glück, voll Sehnsucht und Glauben, wie ein einsames, von aller Welt verlasse nes Kind, weinend dem großen Schiff nach, tiefer und tiefer in das Meer. — Hier schildert Kahn mit klarer Freude an Milieu und Charakteren die bunte Welt der Auswanderer neben der Geschichte seines Helden aus dem Rhein hessischen mit solcher schlichten Innigkeit, daß wir hinter dem harten, wirklichen Schicksal des armen Jakob das gütige Mitleid, die Liebe des Gestaltenden kühlen können. Und das ist das Beste dieser Novelle: sie gibt ein Menschenleben, das Leben eines einfältigen, lieben Menschen ohne Pathos und ahne große Gesten, und am Ende sind wir boch voll feierlicher Andacht; nur weil uns dieses wehe, schlichte Volkslied ein Dichter sagte. Kunst UN- Wisteaschast. * Sonderausstellung der Dr. Eduard Longerschen Bibliothek in Braunau in Böhmen. Unser gestriger Aufsatz über dieses Thema ist Lurch eine Aus lassung entstellt worden. Es muß heißen: Durch die Maschine, Maschinensatz, Maschineneinband war di« Ausstattung unserer Bücher liebelos, billig und schlecht geworden. Da haben denn einzelne Männer, unter ihnen hervorragende Verleger, außerordentlich viel für eine Besserung dieser Zu stände getan. Unter den Leuschcn Verlegern sei hier Eugen Dieder ichs an erster Stelle genannt. * lOjähriges Bestehen der akademijch-wissenschaft. lichen Bereinigung „Eabelsberger" an der Uni versität Leipzig. Die akademisch-wissenschaftliche Ver einigung „Eabelsberger", die in diesen Tagen ihr zehnjähriges Bestehen feiert, wurde am 27. Juli 1904 von den Studenten Wein meister (jetzt Lehrer am hiesigen Königin-Carola-Gymnasium und Lektor für Stenographie an der Universität), Wendschuch (jetzt Lehrer am Seminar in Oschatz) und Lauter bach (jetzt Arzt in Thekla) begründet. Die Ver einigung, deren Protektor der erst kürzlich verstorbene Geh. Regierungsrat Professor Dr. Häpe war, kann ans eine fruchtbare Tätigkeit zuri'ckblicken und gehört zweifellos zu den tävgsten akademischen Steno- graphcnvereinen Deuts ylands. In den vergangenen 20 Semestern hat die Vereinigung mehr als 80 Vor tragsabende veranstaltet, durch die sie weit über Ne akademischen Kreise der Stadt hinaus regstes Inter esse für stenographisch-wissenschaftliche Fragen zu wecken verstand. Zur Begründung des seit dem Jahre 1908 an unserer Alma mater bestehenden Lektorats für Stenographie hat die Vereinigung, die sich auch durch eine rege literarische und unterrichtliche Tätig keit ihrer Mitglieder auszeichnet, seinerzeit ent scheidende Anregungen gegeben. Mehrere ihrer Mit glieder sind auch als stenographische Praktiker ber- vorgetreten. Ueber die b-achtenswerte Tätigkeit der Vereinigung im letzten Jahrfünft unterrichtet e>n längerer Bericht, der so-ben im Verlag der „All gemeinen Deutschen Stenographen,zeitung" in Leipzig erschienen ist und die Fortsetzung zu dem 1909 her ausgegebenen 1. Bericht bildet. * Aus den städtischen Theatern. In der „Tann- häuser '-Aufsühruug am Dienstag im Neuen Theater debütiert Priska Aich in der Partie der Elisabeth. Die Vorstellung dirigiert Operndircktor Lohie. * Theaterchronik. Auf dem Naturtheater der L u i se n b u r g bei W u n s i e d e l im Filytelgeb,rge finden unter Leitung des Münchener Hosschauspielers Friedrich B-osil und unter dem Protektorat Ernst v. Posjarls kla.si'che Fcstipicle statt. Die Sp clr beginnen am 15. Juli mit Goethes „Iphigenie". Es folgen am 1«. „L i n So m m e r n a ch t s t r a u m" und am 19. „Was ihr wollt". — Im Münch ner Schauspielhaus gelangte, laut telegraphischer Meldung unseres Münchner Theaterreferenten, am Sonnabend die deutsche Uraufführung der „Jeka terina Iwanovna" von Andrejew durch Kayßler und Helene Lehdmer zu allertiefster Wirkung. * Hermann Hirzels 5V. Geburtstag. Hermann Hirzel, der bekannte Berliner Künstler, vollendet heute sein 50. Lebensjahr. Hirzel, der Abkömmling einer alten Schweizer Familie, aber in Buenos Aires gebürtig ist, hat sich besonders auf dem Ge biete der Radierung und der Zeichnung für das Kunstgcw-erbe einen guten Namen gemacht. Erst Apotheker, dann Student, widmete er schließlich sich der Malerei und hat bei der Berliner Akademie seine Ausbildung erhalten Auf langen italienischen Reisen ist er zum Künstler gereift. 1893 ließ er sich in Berlin nieder, wurde dann einige Jahre in Lodz ansässig und kehrte schließlich nach Berlin zurück. Auf der römischen Ausstellung des Jahres 1893 er hielt der Künstler die Goldene Medaille. * Jahrhundertfeier der Stadt Gens. Als Ein leitung zu der Genfer Jahrhundertfeier fand vor geladenem Publikum in dem am Genfer See errichteten Festspielhaus die erste Ausfüh rung des historischen Festspiels „La fete de iu i n" statt. Der TTxt stammt aus der Feder von Malsch und Baud-Bany. die Musik ist von Jacques Dal- croze. Wie gemeldet wird, weckte das Stück von Akt zu Akt wachsenden Beifall, der nicht nur auf die patriotische Tendenz des Werkes zurückzusühren ist. Die Ausführung, der fünftausend Zuschauer beiwohn ten. wurde vom Komponisten selbst geleitet, die Regie laa in den Händen des Direktors de» Antoine- Theaters in Pari».
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