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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140703027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-03
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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ISI4. s-° llki- II» <tk (vernn- isceulcebt»- ür. Men- - Ausgabe lür Lelpiig un» vor»r«e Surch unsere rrSaee VkAUAvpe ». unöSpeSttrur« Lmaltüglt» ins kau» gedracktr monatlich 1.IS M., vierteyährlick 3.73 M. Sei Ser SeschüftssteU«, unfern ZMaleu unS fluogadegeUen adgekolt: monatlich lM.,viert«YSHrUch 3M. Durch -l« poft: lanerhald veutfchlanS» unS Ser Seutfchrn llolonira monatlich ,.3S M„ vierteljährlich «.SS M., auofchliegiich PostdestellgelS. Vao LeipziaerLoaedlatt erscheint Werktag» »mal, Sonn. u.Zeiertagslmal. 2a Leipzig, -en Nachbarorten unS Sen Orten mit eigenen Zilialen ipirS Sie NdeaSauogade noch am NbenS S-» Erscheinen» in» Haus geliefert, »rrliner NeSaktion:2nSenZelten l7, Zernsprech.flnschluß: Moabit Nr. 447. hcmdelsFeUurrg ^lrntsblLtt des Rates und des polrreüuntes der Stadt Leipzig ReSaktion unS Geschäftsstelle: 7ohanni»gasse Nr. S. o Zernsprech.stnschiu- Nr. I4S42, I4S43 unS I4S4«. ISS. Jahrgang stnzelgenpreise: .7' von auowart» 30 Pf., Nrklamrn I.r» m.. 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Art.) * Die Pariser Handelskammer wendit sich wegen des rücksichtslosen Vorgehens der amerrka^ nischcn Zollbehörden gegen eine Beteiligung Frankreichs an der Weltausstellung in Lun Francisco. (2- Ausl.) * Der Heercsausfchuß der französischen Kammer hat seine Zustimmung zur Einführung einer neuen graublauen Uniform gegeben. (S. Ausl.) * Joseph Chamberlain, der frühere englische Kolonialminister, ist in der Donnerstagnacht in Lon don gestorben. (2. Letzte Nochr.) * Der Prozeß gegen Rosa Luxemburg ist auf unbestimmte Zeit vertagt. (2. R. u. Eer.) Vas albanische Fürstentum im To-eskampf. Bon Fritz Lorch-Durazzo. „Turkhan Pascha ist in dramatischer Mis sion nach Rom und Wien abgereist." Als diese Kunde erscholl, lachte ganz Durazzo. Man weiß, daß Turkhaus .Stellung seit langem unhaltbar geworden ist. Und just in der 'Rächt, in der cm Häuflein Nanouaklstcu das "Rest auccheben wollte, war die krähe verschwunden, Im Ernst: wenn Essad durch seme „Tätigkeit" eine Gefahr für den Fürsten gewesen ist, ,o ist es Turkhan durch seine Untätigkeit geworden. Des Für-- st c n H auptarbeit besteht neuerdings darin, die Z tv i st i g' k e i t e n , die i m Kabinett aus^ gebrochen smd, zu sä> lichten. Und man könnte meinen, daß die Ministerraisschungen nur dazu da seien, persönliche Streitigkeiten auszutragen. Positives wird nach wie vor nicht geleistet. Dabei kostet diese Art der Betätigung dem Staate "Albanien nicht nnr seine Existenz, sondern auch Europa die geliehenen Millionen... Warum der Fürst immer noch an Turkhan festhält? Seine Politik liegt offen da: die 'Al baner sollen Albanien helfen. Und wenn die Al baner am Ende ihrer Kräfte sind, soll Europa kommen. Europa hat den Fürsten ms Land gebracht, Europa hat die Pflicbt, das von ihm gescliaffene Albanien nicht in letzter Stunde nn Stiche zu lassen. So denkt der Fürst. Er übersieht nur, das; Europa ui ch t verant wortlich gemacht werden kann für die Feh ler, die in Albanien unter Billigung des Fürsten in den letzten Monaten gemacht wurden. Niemand tonnte wissen, das; Wilhelm I. nicht der Mann war, den schwierigen Posten aus- 15 !>tg. Itlüpitsill) erUvbbter rnnuk den Lalmeo. abends: Neris er Z5 /H. ler «l Vele». I). »SVI7 "enwirth. Schmidt. Straße 5k. Leuvser. e Str. 125. 8. Schenk. trabe 5. Hhaus. k Leben zündet sich am Leben, mithin das Höchste im Kinde nnr durch Beispiel. Jean Paul. Kunst UN- Wissenschaft. * Zur Berufung von Professor Koebe. Wie wir bereits gestern abend meldeten, erhielt der a. o. Pro fessor Dr. Paul Koebe einen Ruf als ordent licher Professor der Mathematik nach Jena. Paul Koebe, geboren zu Luckenwalde am 15. Februar 1882, promovierte zu Berlin 1905 zum Dr. phil. 1997 habilitierte er sich in Göttingen als Privat dozent der Mathematik und wurde von dort 1910 nach Leipzig als nichtetatsmässiger ausserordent licher Professor berufen; im folgenden Jahre wurde leine Stelle m eine etatsmässige verwandelt. Einen 1913 an ihn ergangenen Rus als ordentlicher Pro fessor inBasel lehnte er ab. — Sein Hauptarbeits gebiet ist die Funktionentheorie, speziell die Theorie den konformen Abbildung und der Uniformisierung, in der er epochemachende Arbeit leistete. * Festspiele in Bayern. In Kraiburg a Inn i. Oberbayern gelangt nach fünfjähriger Zwischenzeit auf historischem Boden das vaterländische Schauspiel „Ludwig der Bayer" zur Wiedergabe, das in früheren Jahren wegen der trefflichen Aufführung durch die Bewohner der Stadt weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt wurde. — In Landshut i. Niederbayern wird Sonntag, den 5. dss., der historische Festzug „Einzug Herzog Georgs des Reichen mit seiner Braut" aufgeführt. Dem Zuge geht ein prächtiges Festspiel in dem sehenswerten Rathaussaal der Stadt voraus. Die architektonisch interessante reichgeschmückte Alt stadt verleiht der Veranstaltung einen besonders wirkungsvollen Rahmen. — 2n Dinkelsbühl, das wie Rothenburg o./Tbr. seiner mittelalterlichen Bauweise wegen viel besucht wird, findet wie wir bereits meldeten, am 2l. d. M. das Festspiel „Die Kinderzeche" statt, in dem denkwürdige Ereig nisse aus der Zeit des 30jährigen Krieges natur getreu wiedergegeben werden. * Der Kumpf um Wedekind» „Simson". 2m „Forum" kommt der Herausgeber dieser Zeitschrift, Herr Wilhelm Herzog, noch einmal auf zufütlcu, aber inan kouuie doch oorauch'etzeu, das; der deutsche Prinz nnd Gardeofsizier sovitK Ener gie entsaften werde, um ein Ministerium von Schwätzern und Ränkeschmieden durch ein Mini sterium der Tat zu ersetzen. Neben Turkhan hat am meisten auf dem Schuldkvnto der ehe malige Konstantinopler Advokar Mnfid Bei L i b o h o v a. Ihm wird das blühen, was Turkhan zugedacht war. Zu der. Revolution vor den Toren der Haupcstadl wird sich die Revolution der Getreuen in der Residenz ge sellen. - Vierzehn Tage lang hat man mir den Re bellen verhandelt, siebenmal den Waffen stillstand verlängert. Zu Beginn waren die Ansstündiscycn bereit, den Fürsten und die Fahne anznerkennen, am vierzehnten Tag erklärten sie: Nein, wir wollen auch den Wied nicht, wir wollen einen mohammedanischen Prinzen. Tas Kabinett und mit ihm der Fürst hat sich also an der Nase hernmführen lassen. Die Auf ständischen haben Zeit gefunden, sich zu o r g a - nisie reu, täglich sah man sie von den Höhen über Dnrazzo ans am Rasbul neue Schanz gräben anlcgen — eine Möglichkeit, den Feind zu stören, zu beunruhigen, bestand nicht, trotzdem reichlich Munition und Geschütze zur Verfügung standen, weil Waffenstillstand war. Inzwischen zerstob die famose Südarmee der wackeren Toskcn wie ein Nichts. Die BeiS aus Berat, Ficri nnd Valona kamen nach Dnrazzo geflohen oder gingen ins Ausland, anstatt die Verteidi gung ihrer Wohnsitze vorzunehmen. Und die Freiwilligen, die Söldlinge der Negie rung! Sie zogen zu Fus; aus Valona aus und kamen zu Pferd zurück oder zerstreuten sich in ihre Dörfer, nachd'm sie in regierungs treuen Bezirken geraubt, gebrannt und gemordet, vor dem Feind, ohne einen Schuh zu feuern, anSgerissen waren. Prenk Bibdoda ist vor Wochen von Alcsiio anSgczogen nnd nach Ismi vorgerückt, das sich ihm ohne Kam-'s ergeben. 10 000 Stück Groß- une, Kleinvieh haben seine Leute nach Hanse getrieben, nnd der Stamm der Miriditeu, der- früher zu den ärmsten des Landes zätzlte, wird nach dem Krieg einer der reichsten sein. Zehn Kreuzer kostet heute das Huhn bei der Nordarmce, während in Dnrazzo halbe Hungersnot herrscht, das Ei anstatt sieben Heller 28 Heller kostet, den Gästen in den besten Restaurants stinkendes Fleisch vorgesetzt wird. Ob Prenk Bibdoda überhaupt weiter vor rückt? Er will den Fürsten seine Macht verspüren lassen. Achmed Bei Mati hat mit 2500 regierungstreuen Malisjoren Kruja eingenommen nnd mit ihm, seinem ge fährlichsten Gegner, will der Miridite"fürst zuerst paktieren, bevor er als Retter vor Dnrazzo er scheint. Es ist keine Uebertreibnng: am Hofe hat man vor Bibdoda ebenso große Furcht wie vor deu Rebellen. Und das Kabinett bestärkt den Fürsten in diesem Wahn. Warum? Weil der Einzug Bibdodas das Ende des KabinetteS be deuten würde, weil den Herren Ministern der persönliche Vorteil über den Patriotismus geht. Ohne Zweifel: Bibdoda als Sieger ist eine große Gefahr, größer, als sie Essad Pascha war. Denn das Mirioitenhanpt hat einen Stamm von 3000 treuen Kriegern hinter sich, während Essads Einfluß sich mehr aus politisch diplomatischen Winkelzügen und einer bewegten Vergangenheit ausbaute. Aber nachoem Bibdoda nun ein Machtfaktor geworden ist, mit dem der Fürst zu rechnen hat, soll er die helfende Hand nicht zurüctstoßen, sondern ergreifen. Als Feind ist Bibdoda jedenfalls noch gefährlicher wie als Freund. Uno ein Ministerium Bibdoda kann nicht schlechter sein als ein Ministerium Turkhan, eben weil nicht weniger als nichts zu leisten ist. Auch in Durazzo wird die Untätig keit zur wachsenden Gefahr. Von der Unzufriedenheit der letzten loyalen Elemente, der Besten unter den Nationalisten, war schon die Rede. Nun sangen auch die Miriditeu nnd Ma lissoren, deren Schutz Durazzo anvertraut ist, zu rauben und zu stehlen an. Nicht als ob es diesen Söhnen der Berge hier schlecht ginge, sie erhalten vielmehr täglich einen Sold von 2 Franc, mehr als sie jemals zu sehen bekamen. Aber das genügt schon nutzt mehr. Nachts nnd un Morgengrauen stehle» sie sich hinaus über die Vorposten, brechen in die Hürden im Norden der Stadt ein, die ins regierungstreue Lager ge hören, nehmen das Vieh mit, zerschlage» die Kleider- und Geldliche» und führen Heun, was zu tragen ist. An den Angriff denken die Helden krieger nicht meyr. Ihr Führer Marko Dschont sitzt im Eafe nno Restaurant und läßt es sich wohl sein. Während des letzten KampseS hat er sich buchstäblich „gedrückt". Nur die Kossoro- leute sind Draufgänger. Sie sind ober 120 an an der Zahl, viel zu wenig, um den Rasbul zu erobern. ... So sieht es also heute ans in der Residenz des tanin fünf Monate alten Albanien. Und es hätte ganz anders gehen lönnen! Wohl liegen Kriegsschiffe aller Großmächte aut der Reede, aber ihr Mund ist stumm. Und wenn das Frei- willigenkorp-.' nicht wäre, wenn die tzolländiictzen Offiziere nicht mehr als ihre Pflicht täten nnd dabei doch stets Undank ernten, stünde heute Europa genau vor demselben Problem, das eS jetzt vor einem Jahr glaubte in London gelöst zu haben. ES heißt, das; im Konak erneut — zum dritten- oder viertenmal - die Koffer ge packt wurden. Und man spricht es nicht gerne aus, aber es isl Pflicht, es zu sagen: Ohne den F ü r st e n w ä r e m a n i u A lbanien weiter gekommen. Die Kontrollkommission hätte zwar auch Fehler, aber doch nicht so schwere wie die Regierung Wilhelms k. gemacht. Ursprünglich konnten wir die Ankunft des Fürsten nicht er warten. Heute wissen wir: er ist viel zu früh ins Land gekommen. Und wir wissen noch mehr: es war eine Torheit, einen unerfahrenen Prinzen an die Spitze eines Staates zu stellen, der nicht einmal auf dem Papier fertig war, als der Prinz die Stufen zu seinem Konak betrat. Europa kann daraus nnr eine Lehre ziehen: falls der Fürst die Koffer packt, möge es ihm nicht in die Arme fallen. Das ist eine schmerzliche Erkenntnis, aber eine Erkenntnis, die nicht zu spät kommt für den, dem das Wohl des Landes über das Inter esse eines einzelnen geht. Dem Fürsten ist sür den Fall seines Rücktrittes eine angenehme Apa nage zngesichert. In Potsdam wird er jedenfalls mit 250000 Frank angenehmer leben, als in Dnrazzo mit 500000. S Rumänische Freiwillige. B u k a r c st, 3. Juli. Fünfzig Freiwillige für Albanien sind unter Führung dreier rumäni scher Reserveoffiziere nach Albanien abgegangen. Ermordung eines Albanesensührers. Belgrad, 3. Juli. "Rach hier eingelaufenen Depeschen soll der betannte Albanesenführer Issa Boljetinah in Tirana ermordet wor den sein. Italienische Kriegsschiffe für Albanien. Aus M cssina kommt die 'Nachricht, daß eine italienische Flotte, bestehend aus den drei Dreadnoughts „Dante Alighieri", „Leo- nardodaBinc i", „G i u l i o C c s a r e" und einer Torpedobootflotille die Meerenge durchfahren habe und nach Albanien dampfe. Ac WckW kr TM iil kl UbW. Wie wir schon ,n einem großen Teile unserer Morg e n ausgabe mitgetcilt haben, ist am Donners tag, abends 10 Uhr, der Sonoerzug mit den Leichen des Erzherzogs und seiner Gemahlin auf dem traucrgeschmücktcn Südbahnhof in Wien eingctrosfen. Erzherzog Karl Franz Joseph, sowie Hoswürdenträger und Offiziere der Wiener Garnison und eine Ehrenkompanie erwarteten die irdischen Hüllen des Fürstenpaares. Beim Einlaufen des Zuges ertönte gedämpfter T r o m m e l k la n g. Erzherzog Karl Franz Joseph trat an den Traurr- wagen heran. Die Särge wurden von Ulanen wachtmeistern in den Wartesaal des Hofes getragen und auf Katafalke gestellt. Hierauf nahm Burg pfarrer Seidl in Gegenwart des Erzherzogs Karl Franz Joseph, der Hoswürdenträger, der Offiziere und des Gefolges des verstorbenen Erzherzogs die feierliche E i n s e g n u n g der Leichen vor. Nach beendeter Feierlichkeit wurden die Särge über die Treppe des Bahnbofsvestibüls durch ein Spalier von Offizieren und Damen, welche laut schlncinten. nieder knieten und sich bekreuzigten, zu den Leichengala- wagcn getragen. Alsbald setzte sich der Trauerzug in der durch das Hoszeremoniell vorgcschriebenen Ord nung nach der Pfarrkirche der Hofburg in Bewegung. Vor dem Bahnhof und auf den Straßen bis zur Burg standen dichtgedrängte Menschen massen in Trauerkleidung. In feierlicher Stille erwartete die Bevölkerung Wiens tieferschüttert den Trauerzug während besten Vorbeifahrt viel lach lautes Weinen und Wehklagen erscholl. Als der Zug mit den beiden von je sechs Rappen ge zogenen Galaleichenwagen bei dem äußeren Burgtor eintraf, trat die Burgtorwachc ins Gewehr. Trommler FrankWedekinds durch den Münchener Zensur beirat zu Fall gebrachten „ Simson " zurück, und wir erfahren bei dieser Gelegenheit durch ein von Dir. Stollberq an Herzog gerichtetes Schreiben, daß Possart, Mitglied des Münchener Zensurbeirats, als Urheber des Verbots bezeichnet werden kann. Siollberg beruft sich auf ein ihm persönlich abge gebenes Gutachten Possarts. Interessant in Herzogs Ausführungen ist die Mitteilung, daß die Mehrzahl der Angehörigen des Zensurbeiruts, dem bedeutende Männer aus der Gelehrten- und Künstlerwelt Münchens angehören, für die Freigabe des in Berlin, Wien und anderen Städten ausgeführten Werkes eingetreten sind, daß sich aber nach den gesetzlichen Bestimmungen die Polizei das Recht wahrte, selbst ständig zu entscheiden, und sich in diesem „Falle" auf das Urteil weniger Sachverständiger (aus der Reihe von zwanzig) berufen durfte. * Ein Theatermuscum in Venedig. Der „Frank furter Zeitg." wird geschrieben Die Bestrebungen zur Errichtung eines Museums für die dra matische Kunst in Italien, die sich ein seit zwei 2ahren bestehendes Komitee vorgenommen hat, gehen auf die Initiative des Herrn Aldo Ravü. zurück. Dieser ging dabei hauptsächlich von zwei gegebenenUmständen aus: Es gibt derzeit in Italien, das ja eine reichbe wegte und hochinieressante Tbeaiervergangenheit hat, keinen Zeutralsammclpuntt für dieses Gebiet. Eine wirklich große und kultur- und theatergeschichtlich wertvolle Sammlung befindet sich im Besitz des Professors Luigi Rasi, des Direktors des staat lichen Komervatoriums für darstellende Kunst Eenola OovernMive di tteüm/ one) in Florenz. Es bestand nun die große Gefahr, daß diese Sammlung, die mit unendlicher Liebe und größtem Fleiß zusammen getragen wurde, in andere Hände überaeben und zersplittert würde. Anderseits besitzt Venedig in dein Hause Eoldonis ein architektonisch äußerst interessantes Gebäude, das für die Ausnahme eines Theatermuseums nicht nur aus verschiedenen prak tischen Gründen, sondern auch schon durch seinen Rainen und durch seine Vergangenheit besonders ge eignet erscheint. Here Rav: und seine Freunde sicherten sich zuerst die Vorhand für die Sammlung Rasi. Dann erhielten sie von dem Besitzer der « nsi» sti Oaldon: die Zusage, sie für dielen Zweck zu einem selbstlos billigen Preis zur Verfügung zu stellen. Inzwischen mehrte sich das Material für das projek- ltcrte Museum, indem sämtliche Theater Venedigs ihre Archive Herrn Rav: überließen. (In diesen ver staubten und vergessenen Papieren sanden sich äußerst wertvolle Urkunden, von deren Erhaltung und Existenz man nichis mehc oewußt batte.) Das genannte Komitee, mit Herrn Rav» an der Spitze, leitete nun Sammlungen ein und erwartet, daß auch die Stadtverwaltung von Venedig, wenn die Höhe des Geldfonds die Sicherheit der Gründung garan tiert, ihre Absich:en durch Kauf der l5>sa -st (NstdoN unterstützt. Hoffentlich verwirklicht sich dieser Plan recht bajd. * Das Testament Paul Heeses. Paul Heyse hat, wie uns lelegrapbisch aus München gemeldet wird, in seinem Testament verfügt, daß nach dem Tode seiner Frau die sämtlichen Erträgnisse seiner Schrif ten, Honorare und Tantiemen zu gleichen Teilen der Deutschen S ch i l l e r st i f t u n g in Weimar und der Münchner Z w e i g s ch i l l e r st i ft u n g überwiesen werden. * Kleine literarische Mitteilungen. Die Gesell schaft der Bibliophilen, die am Sonnabend und Sonntag zu ihrer diesjährigen Tagung hier in Leipzig zuiaminentritl. gibt im Jahre 1917 folgende Sonderdrucke heraus: Einen'Neudruck der ersten Aus gabe des Schildbürqcrbuches vom 2ahre 1597 unter dem Titel „Das SaIenbuch ", den zweiten Band der tämtlichen Werke von Hölty, heraus gegeben von W. Michael, und einen mil Faksimile versehenen Führer durch die Abteilung „Biblio philen" der Leipziger Bilchgewerbeausstettung. Ferner veröffentlicht die Gesellschaft eine Prachtaus gabe von Ifflands „Jägern" nrrt Litho graphien von Hugo Stciner-Prag, Profesfor an der Akademie in Leipsig. und einen Reudruck von Ottilie v. Goethes „Chaos". Für 1915 ist ein Reudruck von Gouds „Masuren" geplant, und von der historisch-kritischen Ausgabe der Werke des S t m v l i z »s s i m u s d i ch t e r s von Grrm - melshauscn, herausgegcben von Geheimrat Künnecke Marburg, wird der erste Band erscheinen. * Holländische Forschungsreisen im Thüringer Wald. Von der Tcchniichcu Hochschule in Delft (Niederlande) »st eine geologische Erforschung des Thüringer Waldes geplant. Wie gemeldet wird, sind bereits die beiden Vertreter der Geologie an der Abteilung >ür Bergdaukunde. Dr. Jonker und Dr. Mole ngra ass. zu diesem Zweck mit dreißig Studenten in Bad Liedcnstcin eingetroffen. Die Technische Hochschule in Delft war die erste Hochschule, an der durch einen deutschen Mineralogen Professor Dr. Hermann Vogelsang (f 187-1) mikroskopische Untersuchungen für die Mineralogie und Geologie nutzbar gemacht wurden. * Ausgrabungen in Mesopotamien. Durch die von der Dcutichen Orient-Gesellschaft unternommenen Ausgrabungen in Mesopotamien sind die Arbeiten auf der Ruinen st ätte von Warta nunmehr abgeschlossen worden, nachdem der parthisch-hellenistische Tempel, der in dem hervorstechendsten der dortigen Schutthügel be graben lag, freigelegt und die übrigen Ruinen in anscheinend genügendem Maße untersucht worden waren. Wegen der Widersetzlichkeit des leitenden Architekten mußten die Grabungen, wie die „Orien talistische Literaturzeitung" schreibt, dann vorläufig eingestellt werden, und die Raubgrabungen der Araber beginnen nun von neuem die europäischen und amerikanischen Museen zu füllen. In Babylon ist an mehreren Stellen gegraben worden. Eines der wichtigsten Ergebnisse war die Feststellung des Grundrisses des „Turmes von Bakel", hier wurde eine sehr eindrucksvolle, dreigliedrige Freitreppe aufgedeckt, die zur Höhe des ersten Stockwerkes hinaufführte. Von der Stadtmauer Radopolassars sind die vier Ecken und bisher im ganzen vier große Tore ausgcgraben und damit der Umfang der Stadt festgelegt, den sie hatte, ehe Rebukadnezar mit seinen gewaltigen Neubauten einsetzte. Man hofft, die Ausgrabungen in Babylon bis 1917 beenden zu können. * Ein neuer Komet. Auf der Simeis-Sternwarte ist am 29. 2uni von dem als Kometen-Ausfinder sehr erfolgreichen Astkonomen Neujmin ein neuer Komet, der dritte in vielem Jahre, entdeckt worden. Dieier Komet „1914 0" leuchtet bisher als Nebelfleck von der zwölften Größenklasse, kann also vorläufig nur im Fernrohr gesehen werden und steht gegen- wärtig im Sternbilde der Schlange in gerader Auf steigung bei 18 Uhr und in Abweichung 13 Grad südlich vom Himmelsäquator. Man muß erst weitere Beobachtungen dieses neuen Kometen adwarten, ehe sich über die Bahn desselben etwas aussagen läht, und vor allem darüber, ob der dritte Haarstern in diesem 2ahre im Gegensatz zu den beiden anderen Kometen des Jahres eine heuere Himmelserscheinung werden wird.
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