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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140625010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914062501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914062501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-25
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe svr Leipiig ua» Vorort, »orch «ns«, ra«« VkAUAvprkl^k. UN- Speüiteur« rmaltügiich In» yau» ««bracht r monatlich t.rs M., vi«rt«HSHriich r.75 M. Sri »er Oeschüft»stelle, unsrrn Zilial«« unüfluogabesteUen abgrholtr monatlich iM.,»i«rt«l)ührUch SM. Vvrch -t» Post: innerhalb drutschlonb» unü üer -«utschea Koloni« monatlich l.so M„ virrteljShriich «.so M., auoschlirglich poftbrstrUgrl». Va» Leipziger ffagedlatt «scheint Werktag» rmal, Sonn» u. Zeiertagslmal. d« Leipzig, 0,n Nachbarorten unü üen Orten mit eigenen Malen wirü ü>< stbenüauogabe noch am stdenü üe» Erscheinen» in» yau» gellrsert. Verliner Nebakrton: Sn Sen Zelten 17. Zern sprech-slnschlug: Moabit Nr. 4,7. /stntsbstm desRoctes und despolyeuuntes der Stadt Leiprrg Neüaktion unü Seschäftsstelle: Johannisgass, Nr.«. o Zernsprech-stnschlu- Nr. 14Ü42. I4Ü4S und I4ÜÜÜ. WS. Jahrgang flazekgenprels.: r. »»« ouowart» r» Vs., Nekiamrn t.ro M., nleln» Anzeigen ülepetltzeil« nur r»ps.d.Wl«»«d»l.«ad.,Sns«rat,von0«h»rü«n lm amtUchenffrUüi« Petit» zell« I» ps. O,s»ast»an,eigen mlt ploNoorschrift lm Preis« «rhSht. Nadatt nach Laris. Sei la gen - Vesomtausi. r M.üa» ffaufen» au«schl. Postgebühr, stazelgra.stnnabm«: Johanni»gaffe», bei sämtlich«« Ziilalen ür< Leipzig« Tageblatt«« unü allen sinnoncen-ExpeSitionen üe» Sn» unü ffuelonüe». Seschäft,st»U« sür Verlin u.ül» pr. VranSenburg: virektlonwalterZUegel, Verliu w. l», MaraarethenstraAr 4. Zernsprech-stnichlug: Lützow »47t. Nr. 317. vomierst»-, Len LS. Imii. 1914. Vas wichtigste. * In der gestrigen Stadtverordneten sitzung wurde die Errichtung eines Fach - und Fortbildungsschulgebäudes und die Weiterentwicklung des Knaben- sortbildungsschulwesens abgelehnt, da gegen der Errichtung eines Schulgebäudes für die Buchgewerbeschule im Prinzip zugestimmt. iS. des. Art.) * Geheimrat Mitteis-Leipzig wurde zum Doctor of Leiters der Oxford-Universität promo viert. (S. Letzte Dep.) * Die Bereinigung der Gemeinden Oetzsch mit RaschWitz bei Leipzig und Markklee berg zu einer Landgemeinde ist von den beteiligten Gemeinderätcn beschlossen wor den. (S. Leipzig und Umg.) * Der Kaiser hat aus Anlaß der Eröff nung des erweiterten Kaiser - Wil helm-Kanals zahlreiche Auszeichnungen ver liehen. (S. bes. Art.) * In Düsseldorf ist eine umfangreiche Landcsverratsaffärc ausgcdeckt worden. (S. DtschS. Reich.) * Die Pariser Briefträger strei ken, da der französische Senat ihnen die Er höhung d^s Wohnunasgeldzuschusses nicht be willigt hat. (S. bes. Art.) * Die serbische Skupschtina ist a u f- gelöst worden. (S. Ausl.) * In Auteuil siegte im Grande Eonrse de Haies o'Auteuil L. Prates Lilium unter Lancaster. (S. Sp. u. Sp.) Vas englische Geschwader in Kiel. Ein Marinefachmann schreibt uns: Mit Feldstechern und Fernrohren bewaffnet hat die seemännische Bevölkerung in Kiel ldie seit zehn Fahren kein britisches Kriegs schiff gesehen hat), aber auch das Land- ratteupublikum dcu englischen Flottenbesuch empfangen und allerlei Beobachtun gen und Bergleiche angestellt, warum z. B. die englischen Schiffe nicht so hell gestrichen sind wie die deutschen, ob nicht die englischen Schiffe einen massigeren Eindruck machen und höher auf dem Wasser liegen, warum sie nur einen Mast führen, und ob nicht die Anlage sür Funkspruch zweckmäßiger sei als die nnsrige. Solche Beobachtungen bleiben natürlich an der äußersten Oberfläche haften und ergeben kein richtiges Bild. Um tiefer in die Dinge zn drin gen, muß man einige Tatsachen als Grund lage heranziehen und darauf lehrreiche Betrach tungen aufbauen. Die drei englischen Linienschiffe in Kiel ge hören zu dem bekannten Dreadnoughtthp, von dem Großbritannien bis jetzt achtzehn Exemplare besitzt. Die drei leichten ungeschützten Kreuzer haben zu Hause nur noch sechs Brüder. Auf fallend für den 'Fachmann ist sofort bei den englischen Schiffen die Anordnung der Geschütz türme in der Kiellinie, die man bis jetzt noch bei keinem deutschen Kriegsschiff findet. Erst von der „König"-Klasse ab wird die schwere Ar tillerie der deutschen Schiffe die sog. reine Mitt schiffsaufstellung erhalten. Die Bertreter dieser Klasse sind bereits vom Stapel gelassen und werden in diesem Herbst 1914 oder wenig später frontbereit sein. England hat bereits seit dem vielgenannten „Orion" die reine Mittschifssauf- stellung angenommen. Also seit zwei Jahren. Der „Orion" war ja auch das erste Schiff, der vom 30,5-cm-Kaliber der Schiffsgeschütze zu den 34Z-cm-Kanonen überging. Unsere Geschütze haben bekanntlich kleinere Kaliber und Ge schosse als die englischen. Unsere beiden Linien schiffe des Etats 1913/14 werden zwar mit acht 38-c.m-Geschützen bestückt, aber alle bis jetzt im Bau befindlicl)en Schiffe haben oder erhalten noch das alte 30,5-cm-Geschütz. Der Schlacht kreuzer „Sepdlitz" trägt sogar nur das 28-cm- Geschütz. Erst vom „Derfflinger" an findet sich aus deu deutschen Schlachtkreuzern das 30,5-cm- Geschütz. Die englischen größeren Granaten ha ben auch eine größere Sprengladung. Unsere Rohre sind aber an sich leichter und werden oben drein, da das Deplacement unserer Schiffe im gleichen Maße wächst wie das d,er englischen, von einem größeren Deplacement getragen, was dem Gefecht bei bewegter See zugute kommt. Sie greifen bei längerem Schießen die Schiffs verbände nicht so sehr an als die englischen. Ferner ist ihre Lebensdauer etwa dreimal so groß. Wir halten nun einmal unsere Krupp schen Kanonen für die besten. Die Engländer tun dasselbe mit ihren Armstrong L Vickers» Geschützen. Es ist eine alte Streitfrage. Bei uns heißt es: die englischen Kanonen halten nichts, ihre Drahtkonstruktivn hat nur geringe Lebensdauer. Aber die Briten sagen, es komme vor allem doch nur darauf an, daß man in der Schlacht über wirkungsvolles Material verfügt. Ausgeschossene Geschützrohre lassen sich während eines Krieges in kurzer Zeit auswechseln. Aber dem Gegner nütze das Bewußtsein, die haltbare ren Rohre zit besitzen, wenig, wenn er durch die überlegene Artillerie des Gegners kampf unfähig gemacht ist, ehe er mit seinen gering- kalibrigen Kanonen zu schießen anfangen kann. Aber lassen wir den unfruchtbaren Streit. Es kommt doch nichts dabei heraus. Biel wichtiger ist die Tatsache, daß den eng lischen Schiffen in Kiel die sog. Mittel artillerievollständig fehlt. Die Eng länder verzichten neuerdings auf dieses Kampf mittel. Die Schiffe sollen zn Beginn des Kampfes mit der schweren Artillerie und durch hohe Geschwindigkeit das Gefecht auf große Ent fernungen halten, so daß eine Mittelartillerie überflüssig wird und die Feuerleitung in dem ohnehin schon äußerst komplizierten Organismus des Linienschiffes sich vereinfacht. Deutschland hat die Mittelartillerie auf allen Linienschiffen beibehalten und gebraucht dieses sein 15-cm-Ge- schiitz als Abwehrmittel gegen Torpedo- und Unterseeboote. Bergcblich sucht inan auf den englischen Schiffen auch die neueste artilleri stische Erscheinung, den sog. Tripelturm, der durch Vereinigung von drei statt zwei Rohren in einem Turm eine beträchtliche Gewichts- und Raumersparnis und eine stärkere Offensivkraft ermöglichen soll. Erst Oesterreich, Italien und Rußland haben sich für den Tripelturm ent schieden. Die Engländer fürchten noch, daß der Tripelturm durch eineu Treffer mit seine» drei Geschütze» kampfunfähig werden könne. Was endlich die Schnelligkeit des englischen Geschwa ders in Kiel anbelangt, so haben die drei Linien schiffe sicher nie mehr als 21 Seemeilen, was wir mit unserer Kaiser-Klasse (den' ersten Tur binenschiffen) auch erreichen. Die kleinen un geschützten Kreuzer der Engländer erreichen eine Höchstleistung von 27 bis 27,5 Knoten. Sie dienen im Kriege dem Aufklärungsdienst. Nur England und Deutschland bauen diesen eigen artigen Typ, und wenn man jetzt in Kiel auch darüber Vergleiche anstellt, so dienen diese hof fentlich für alle Zeit nur dem friedlichen Wettbewerb! Der Kaiser in kiel. lieber die feierlich Eröffnung des erweiter ten Kaiser-Wilhelm-Kanals durch den Kaiser haben wir bereits in der gestrigen Abendnummer eingehend berichtet. Wir tragen noch folgende Meldungen dazu nach: An den Einweihungsfrierlichkeiten nahmen außer den bereits gestern genannten Persönlichkeiten noch teil: Prinz Heinrich von Preußen, die Groß admirale v. Köster und v. Tirpitz, die in Kiel anwesenden Jmmediatsstelleninhaber der Marine, Obcrpräsident v. Bülow, Generalleutnant v. Quast, die Spitzen der Stadt Kiel u. a. Mit dem Kaiser kamen än Land sämtliche Herren des Gefolges, Admiral o. Holtzendorff und Kapitän Karpf. Bei dem Durchschneiden des über den Kanal ge spannten Bandes durch die „Hohenzollern" feuerten die deutschen und die englischen Kriegs schiffe sowie die Befestigungen Salut. Die „Hohenzollern" ging an ihren neuen Liege platz bei Bellevue. Während der Feier kreuzten mehrere Marinewasserflugzeuge und das Marineluft- schisf „L 3" über der neuen Ostseeschleuse. Staatssekretär Dr. Delbrück erhielt den Ver dienstorden der preußischen Krone, Geh. Oberregie rungsrat im Rcichsamt des Innern Scharm er und Marinegeneralarzt a. D. Erorian den Kroncnorden 2. Klasse, Wirkt. Geh. Oberregierungs- rat Dombois, Vortragender Rat im Reichsschah amt, den Stern zum Kronenorden 2. Klasse. Der Sriefträgerstreik in Paris. Wie wir bereits ausführlich in der gestrigen Abendausgabe meldeten, begannen die Pariser Briefträger am Dienstag abend plötzlich zu streiken, so daß sämtliche Postsendungen nach der Provinz und dem Auslande liegen blieben. Die Ursache des Streiks war, daß der französische Senat eine Erhöhung der Ortszulage abgclehnt hatte. Die Briefträger erhalten näm lich in Paris außer ihrem anschlagsmäßigen Gehalt eine Ortszulage von 300 Franken, und sie hatten eine Erhöhung auf 400 Franken beantragt, da die Ver teuerung der Lebensmittel und die Erhöhung der Wchnungsmieten in Paris sie mit dem jetzigen Bei trag nicht auskommen ließen. Die Regierung hatte eine entsprechende Vorlage eingebracht, die Kammer hatte die vorgesehenen Zuwendungen bewilligt, der Senat jedoch genehmigte sic in seiner Sitzung am Dienstag nur für die Beamten, nicht für die Unter beamten. Als dieser Beschluß gegen 7 Uhr in dem großen Gebäude des Hauptpostamtes in der Rue du Louvre bekannt wurde, hörten die 2000 dort befindlichen Briefträger sofort mit der Arbeit auf. Cie weigerten sich, die ankommenden Wagen mit Briefschaften und Zeitungen auszuladen und die Postsäckc für die Wagen vorzubcreitcn, die sie zu den verschiedenen Bahnhöfen befördern sollten, und hörten nicht auf, das Gebäude mit dem Ruf zu erfüllen: „Unsere 400 Franken! Unsere 400 Franken! Rieder mit dem Senat!" Der herbcigceilte Postminister Thomson mußte auf das Dach eines P o st a u t o m o b i l s klettern und hielt von dort eine Ansprache, die durch ent rüstet-' Zuruse der Beamten immer wieder unterbrochen wurde. Als Thomson mit be schwörenden Gesten ihnen erklärte, daß die Kammern zur Erhöhung der Gehälter des Postpersonals 30 Mil lionen, insbesondere für die Briefträger 12 Millionen bewilligt hätten, unterbrach ihn wütendes Geschrei: „Das macht gerade 10 Centimes pro Tag für jeden von uns aus! Was haben wir von Ihren Millio nen? Wir wollen unsere 400 Franken! lbenug ge schwatzt! Keine Worte, sondern Franken!" Einzelne Briefträger, die dem Minister am nächsten standen, riefen ihm zu: „Ich beziehe 14t> Franken monatlich und habe drei Kinder zu ernähren!" Ein anderer schrie: „ Ich verdiene 4 Franken 20 täglich und habe fünf Kinder zu Hause!" Noch andere: „Sie haben 7ö Millionen für die Offiziere auftreiben können, wir verlangen nur 730 000 Franken!" Darauf zog sich Thomson zurück, und auch die Postbeamten ver ließen das Postamt. Weiter wird aus Paris ge meldet: Paris, 24. Juni. Am Mittwochmorgen wei gerte sich auch die erste Schicht der Brief träger, ungefähr 1500, Dienst zu tun. Sie blieben im Sichtungssaale des Hauptpostamtes versammelt und lärmten und schrien in furchtbarer Er regung durcheinander. Die Pariser aber warteten vergebens auf ihre Vormittagzpost. Die Polizei und zu ihrer Verstärkung herbeigeholte Munizipal garden umstellten das Postamt und ver suchten die Streikenden zum Verlassen des Hauses zu bewogen. Diese erklärten aber, bleiben zu wollen, bis ihre Forderungen bewilligt seien. Um sich mit Lebensmitteln zu versorgen, ließen sie aus den Fenstern Bindfäden herab, woran die draußengebliebenen Kameraden Lebensmittel ban den. Um die Verproviantierung der Eingeschlossenen zu verhindern, schnitten die Polizeibeamten die Bindfäden, wenn irgend möglich, ab. Diese Vorgänge wurden vom Publikum mit lautem Ge lächter begleitet. Der Verkehr in der Umgebung des Hauptpostamtes ist unterbrochen. Heute mittag kam es kurz nach 1 Uhr zu einem unbedeutenden Handgemenge Mische» Schutzleuten und den Postbeamten, die von der Straße aus ihre im Hauptpostgebäude befindlichen Kameraden mit Lebensmitteln zu versehen suchten. Zum Sortieren der Briefe wurden Solda ten herangezogen, die keine Waffen tragen. Han dels- und Postminister Thomson erklärte heute einer Abordnung von Kaufleuten, die sich über den Ausstand der Postbeamten beklagten, der ihnen einen Schaden von einer Million zugefügt habe, dieser Ausstand sei Wahnsinn und könne nicht weitergehen. Wenn er nicht schnell ein Ende finde, werde er Maßregeln zu seiner Unterdrückung er greifen. Er begab sich darauf zu dem Ministerpräsi denten Vi viani, um mit ihm über geeignete Maßnahmen zu beraten. Die Abfertigung der Post nach der Provinz soll nach einer Mitteilung der Postbehörde regelmäßig stattgefunden haben. Vie albanischen wirren. Da am Mittwoch mittag der Waffenstillstand ab lief, haben sich sämtliche albanischen Minister zu der Brücke bei Schiak begeben, um den letzten Versuch einer Einigung mit deu Aufständischen zu machen. Es besteht jedoch wenig Hoffnung, daß die Auf ständischen nachgeben, besonders seit sie mit der Ein nahme von Elbassan und dem Vordringen gegen Valona neue Erfolge errungen haben. Daß sie da- gegen Prenk Bibdoda geschlagen und gefangen ge nommen haben sollen, wie es in einer italienischen Meldung heißt, klingt doch sehr unwahrscheinlich. Immer mehr schränkt sich so die Macht des Fürsten auf Durazzo ein, das aber den Angriffen der Auf ständischen hartnäckigen Widerstand entgegensetzen wird, da Major Kroon die Tage der Waffenruhe gut ausgenutzt hat. Es liegen folgende Meldungen vor: Die entscheidenden Unterhandlungen mit den Aufständischen. Durazzo, 24. Juni. Heute mittag laust der den Aufständischen von der albanischen Regierung ge währte Waffenstillstand ab. Sämtliche Minister begeben sich zur Brücke bei Schiak, um mit den Führern der Aufständischen zu ver handeln. Die Befestigung von Durazzo. Durazzo, 24. Juni. Der gestrige Tag ist verhält nismäßig ruhig verlaufen. Gemäß der Proklama tion haben sich am Morgen alle Männer zwischen 14 und 50 Jahren gestellt, um an den B e - festigungsarbeiten teilzunehmen. Es wer den 2 neue Verschanzungen aufgeworfen und hundert Meter davor Drahtverhaue errichtet. Wie es heißt, ist Valona von den Aufständischen bedroht. Prenk Bibdoda geschlagen? Rom, 24. Juni. „Agenzia Stefani." Hier ist die Nachricht eingetroffen, daß Prenk Bibdoda von den Aufständischen geschlagen und gefangen genommen, aber auf Ehrenwort wieder frei gelassen worden ist. Palona bedroht. Valona, 23. Juni. (Agenzia Stefani.) Gestern abend besetzten die Streitkräfte unter Betasch Bei und Zaccani Fieri die Ufer de» Flusse» voifsa. valona wird in Verteidigungszustand gesetzt. Die Regierungstruppen hatten in dem Kampfe am 21. d. M. 8 0 T o t e und 120 Verwundete. Di« Epiroten griffen am 21. Juni zwei albanische Dörfer an und töteten 24 Männer, 12 Frauen und 8 Kinder. Ein mohammedanisches Dorf wurde von Banden der Epiroten in Brand gesteckt. Zn valona ist das russische Kanonenboot „Terez" eingetrosfen und hat ein Mitglied der Kontra llkommission gelandet. Der Dampfer „Bari" landete 120 Kisten Patronen. Die albanische Anleihe. Aus Wien wird gemeldet: Die Verhandlungen der europäischen Kabinette über die beschlossene albanische 7 5 - M i l l i o n e n - A n l e i h e und die damit zusammenhängende Organisation der in Albanien zu schaffenden Staatsbank sind in den letzten Tagen beendet worden. Sämtliche Mächte sind übereingekommen, unter gewissen Bedingungen, über die ebenfalls bereits eine Verständigung erzielt ist, die internationale albanische Anleihe in kürzester Zeit der albanischen Negierung zur Verfügung zn stellen. y.öeutjcherGeiverkschaftskongreß He. München, 24. Juni. (Telegraphischer Bericht.) Den heutigen Verhandlungen des 9. Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands wohnte u. a. der Leiter des Münchener Gewerbegcrichts, Eewerberat Dr. Prenner, bei. In der Fortsetzung der Verhandlungsgegenstände kam an die Reihe die Beratung über ein Regulativ für das Zusammenwirken der deutschen Gewerkschaften. Das Regulativ übernimmt die Tätigkeit, die bisher zur Zuständigkeit der Konferenz der Vorstände der Gewerkschaften gehörte, und dehnt sie aus auf die Regelung der G r e n z st r e i t i g k e i t e n und auf die Erhebung von Umlagen bei großen Arbeits kämpfen, die über die Kraft der einzelnen Organi sationen hinausgeht. Bei der Begründung be handelte der Vorsitzende der Eeneralkommission, Reichstagsabg. Legten, vor allem die Notwendig keit einer Regelung der Grenzstreitigkeiten für die verschiedenen Gewerkschaften. In einem Streit zwischen dem Brauereiarbciterverband und dem Transportarbeitervcrband über die Frage, welcher Organisation sich die Bierkutscher anzuschließen haben, hat das eingesetzte Schiedsgericht sich für die Zugehörigkeit zum Brauereiarbeiterverband ausge sprochen. Dafür ist es von den Transportarbeitern in der maßlosesten Weise bekämpft worden. Wenn das so weiter geht, dann wird sich überhaupt niemand mehr an einem solchen Schiedsgericht beteiligen wollen. (Sehr wahr! Unruhe und Zu rufe.) Bisher hat immer als oberster Grundsatz ge golten, daß man sich der Entscheidung eines Schieds gerichts unbedingt unterworfen hat. Dieser oberste Grundsatz muß auch in Zukunft gelten. (Lebhafte Zu stimmung und Unruhe.) Zu diesem Punkt liegt eine große Reihe von Anträgen vor. In der Debatte machte W ii tz e l - Rostock (Bauarbeiterverband) den Leitern des Fabrikarbciterverbandes und Transport- arbeitcrverbandes den Vorwurf, daß sie trotz aller Kartcllverträge ihren Verpflichtungen nicht nachgckommen sind. (Widerspruch und Un ruhe.) Redakteur Döring-Berlin (Transport- arbeitcrvcrband): Wenn die Debatte in dieser Form weiter geht, dann werden die bestehenden Diffe renzen nicht beseitigt werden. (Sehr wahr! und Widerspruch.) Die Gewerkschaften müssen prüft», ob eine Beschwerde der anderen Gewerkschaften berech tigt ist. Uns hat niemand von irgendeiner Be schwerde gegen uns Mitteilung gemacht. (Wider spruch.) Das ist nicht wahr. Ehe man uns vor aller Oesfentlichkeit Pflichtverletzung vorwarf, mußte man uns doch die Beschwerden zur Prüfung unter breiten. (Sehr wahr!) Wir brauchen eine Revi sion s instanz für die Schiedsgerichte, dann werden die Schiedsrichter auch mit größerer Sorgfalt an die Prüfung der Beschwerden Herangehen. — Schnei der-Hannover (Fabrikarbeiterverband): Gerade der Bauarbeiterverband Hütte alle Ursache, be scheidener zu sein. Wir wünschen, daß neben den Berufs organisationen Betriebs organisatio- nen zugclasscn werden. — Heckmann - Berlin (Ge- meindearbciterverband): Die Gemeindearbeiter können nur dann Einfluß auf die Gemcindebetriebe gewinnen, wenn die gegenwärtige Organisationszcr- splitterung aufhört. — Reichstagsabg. Schumann- Berlin (Transportarbeitervcrband): Es kann uns niemand zumuten, daß wir uns auch diesmal wieder, wie so oft, zum Prügelknaben her geben, und daß wir ruhig alles einstcckcn, was man uns nachsagt. Wir protestieren gegen die Art. wie es Legten beliebt hat, gegen uns zu polemi sieren. (Lärmende Unterbrechungen.) Das sind wir ja gewöhnt. (Zurufe: Wir auch!) Wenn das un widersprochen bleibt, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn in den Kreisen der anderen Gewerk schaften bis zum letzten Funktionär herab eine Ani mosität gegen nnseren Verband herrscht, zu der wir doch wirklich keinen Anlaß gegeben haben. (Zuruse und Gelächter.) Wir werden jedenfalls wissen, welche Nutzanwendung wir aus diesen Vorgängen zu ziehen haben. (Hört, hört!) Der Schiedsspruch bedeutet einen Bruch mit allen bisherigen Grund sätzen uitd muß eine Nechtsnnsichcrhcit Hervorrusen. Wir haben nicht die Absicht gehabt, die Schiedsrichter zu verunalimpscn. Aber es war unser gutes Recht, diesen Schiedsspruch so scharf wie möglich LN kriti sieren. Was heute den Bierkutschern pariert ist, kann morgen den Kutschern in den Bäckcrcibetricbcn und in den Fleischereien und auch den Kutschern im Baugewerbe passieren. (Zuruf der Bauarbeiter: Wir wollen euch gar nicht haben!" Heiterkeit.) — Der Kongreß muß entscheiden, ob auch weiter Treue um Irene gelten, oder ob die Vergewaltigung
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