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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140709021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-09
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Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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findet am 2. August im Kurtheater in Bad Tölz statt. — Alexander Girardi «ucht nach seinem „Ab schied" von der Bühne die Stätten seiner früheren Erfolge auf. um seine vielen Freunde mit Gastspielen zu beglücken. Bereits im August wird er im Theater zu Ischl sein erstes Gastspiel in dem Opperetten- zyklus „Das dumme Herz" absolvieren. — In Elberfeld wird eine städtische Theaterchorschule ein gerichtet und mit dem Konservatorium Zimmer mann-Potthof verbunden. Die Stadtverordneten be schlossen in geheimer Sitzung, dem Konservatorium hierfür eine städtische Beihilfe zu gewähren; das Konservatorium hat dafür die Verpflichtung, den Chor ständig dem Stadttheater zur Beifügung zu stellen. — Alfred Schmieoen, der Intendant des Schweriner Hostheaters, der bereits während der verflossenen Spielzeit mit Erfolg moderne Autoren an seiner Bühne zu Worte kommen lieg, wird in der nächsten Saison Wedekinds „Kammersänger" und im Rahmen der von ihm geschaffenen „Literarischen Abende" Stuckens „Gawan" und „Lanval" zur Auf. führung bringen. Alljährlich an Wagners Geburts tag plant er eine Aufführung des „Parsiiai", und die gleichfalls neu eingeführten Maifestspiele sollen mit Goethes „Faust" und Shakespeares „Heinrich IV." eröffnet werden. * Schwerer Konflikt zwischen Technischer Hoch schule und Kunstakademie in Dresden. Aus Dresden schreibt unser Mitarbeiter: Ein Brand, der lange im stillen geschmält Hal, ist jetzt zur offenen Flamme geworden. Technische Hochschule und Akademie der bildenden Künste stehen einander schroff, ja feindlich gegenüber, weil man seit langem in der Akademie den berechtigten Einfluss der Hoch schule zu schmälern sucht. Der Architekturunterricht an der Akademie hat seine Berechtigung seit dem Aus bau der Technischen Hock/chulc verloren. Die Aka demie hat gar nicht die notwendigen Kräfte, sonder t nur einen einzigen Architekten, zu dem daher die Schüler gehen müssen. Schon seit langem hat man sich bestrebt, diesen Lehrstuhl aufzuheben. Es besteht in Dresden nur eine Stimme darüber, tafz die Akademie eine gründliche Veränderung erfahren muh. Während an der Technischen Hochschule ordentlich? und außerordentliche Professoren gemeinsam über di> Ailgclegcnl-citcn des Instituts beraten und entschei den, sind an der Akademie die meisten Lebrcr von der Verwaltung vollkommen ausgeschlossen! Die Lehrer der Mittel- und Unterklassen haben nicht das geringste zu sagen, nur die Inhaber der Meister ateliers, die Lehrer der Oicrklgsscn, entscheiden. Gegen diesen Zustand haben sich die benachteiligten Lehrer vor kurzem in einer Eingabe ans Ministerium gewandt, in der sie sich auch gegen die Verleihung von Titeln aussprachen. Sie hätten noch darauf Hin weisen können, daß nicht einmal die Lehrer der Obertlassen wirklich zu entscheiden haben, sondern daß ihre Rechte sehr wesentlich beeinträchtigt werden durch den Umstand, daß dem Akademischen Rat, der Ver waltungsbehörde, auch Prinz Johann Georg, der Minister des Innern und einer seiner Geheimräte an gehören. So kunstsinnig Prinz Johann Georg auch ist, von so schönen Absichten er auch erfüllt sein mag — es läßt sich nicht leugnen, daß kaum jemand ihm zu widersprechen wagt, selbst wenn er einmal im Irr tum ist, was ihm wie jedem Menschen begegnen kann. Er und die beiden Beamten im Akademischen Rat lenken die Befchlüsse dieser Körperschaft fast völlig nach ihrem Wilten: es ist die geborene Hörig keit der Kunst, die Lurch die verkehrte Orga nisation herbeigeführt worden ist. Ebenso ist zu er streben, daß auch eine modernere Art der Facheintei lung erfolgt. * Ein Victor-Hugo-Denkmal in England. Auf der englischen Kanalinsel Guernjey sand in Gegenwart des französischen Unterrichtsministers Augagneur, ferner des französischen Marineministers Gauthier und Vertretern der literarischen und dra matischen Vereine Frankreichs sowie eines englischen Untcrstaatsjekretärs und anderer hervorragender Persönlichkeiten die feierliche Enthüllung eines Denkmals für Victor Hugo statt, der, wie bekannt, vom Jahre 18.">."> ab bis zum Sturz des Kaiserreiches dort im Exil lebte. Das Denkmal ist eine Schöpfung Jean Bouchers uns hat im vori gen Jahre im Pariser Salon allgemeine Bewunde rung erregt. * Kleine Kunstchronik. Auf der Deutschen W e r k b u n d - Au s st e l l u n g in Köln ist die für das Wallraf-Richartz-Museum bestimmte „Amazone" von Franz v. Stuck in der von Baurat Moritz erbauten Ehrenhalle ausgestellt worden. Die endgültige Aufstellung im Innengartcn des Museums wird nach Schluß der Ausstellung er folgen. — Die Moskauer Stadtduma hatte vor einiger Zeit beschlossen, T o l st . i - B i lde r in mehreren städtischen Elementarschulen auszuhängen. Die russische Regierung hatte die Ausführung dieses Be- schlusses untersagt, und der russische Senat wies die daraufhin angestrengte Klage mit der Begründung ab. daß die Duma mit dem Beschluß und dem Ver such, ihn auszuführcn, ihre Befugnisse überschritten habe. — Aus Wien wird geschrieben: Erzherzog Franz Ferdinand, der für künstlerische Fragen stets lebhaftes Interesse zeigte, war Protektor der Genossenschaft bildender K ü n st l e r W i e n s. Der Ausschuß der Genossenschaft hat be schlossen, im Wiener Künstlerhause eine Trauer kundgebung abzuhalten. — Die K ß l. Ber liner Akademie der K ü n st e hat dem Char lottenburger Bildhauer Joseph Sommer das Stipendium aus der Dr.-Paul-Schultze-Stiftung im Betrage von 3M) .»t zu einer einjährigen Studienreise nach Italien verliehen. * Hochjchulnachrichten. Dr. W. Worringer, bisher Prioatdozcnt der Kunstgeschichte in Bern, hat sich kürzlich nach Bonn umhabilitiert. — Die Abtcilungsvorsteb,erstelle am anatomischen Institut der Berliner Tierärztlichen Hoch schule ist dem bisherigen Projektor daselbst, Tierarzt Dr. med. vet. Arthur Th > eke übertragen worden. — Dr. Fran: Bozoki ist zum außerordentlichen Pro fessor für Volkswirtjckastslehre. Finanzlehre und Sta tistik an der Kgl. Uno. Rechtsakademie in Groß wardein ernannt worden. — Die Technische Hoch schule in Brünn hat das Diplom eines Ehren doktors der »ethnischen Wissenschaften dem o. Pro- fessor des Brückenbaues an der deutschen Technischen Fachschule in Prag, Dipl-Ing. Josef Melan, verliehen. — Mit tem kommenden Wintersemester wird die Münchner Hochschule um eine neue Fakultät bereichert werden. Die Tierärztliche Hoch schule, di« bisher in der Hauptstadt Bayerns als selbständige akademische Körperschaft bestanden hat. wird nämlich nunmehr mit der Universität ver schmolzen, und ,war m der Farm daß sie sich ihr als eine „t i e r m e d i z t n i i ch e" Fakultät anschließt. * Roosevelts südamerilanische Entdeckungen. Wissenschaftliche Kreise beschäftigen sich, laut tele graphischer Meldung aus Paris, mit den ver meintlichen Entdeckungen, die Roosevelt während seiner letzten jüdameritaniscben Forschungsreise ge macht haben will. Der „New Park Herold" gibt die Ansicht eines hervorragenden deutschen In genieurs und Forsch-ers, Edmund Moerbeck in Rio de Janeiro, wieder, wonach sich Roosevelt un bedingt getäuscht haben müsse. Roosevelts vermeint licher „Fluß des Zweifels" sei bereits seit 1707 bekannt. Dieser Fluß sei kein anderer als der Rio Aripoane. ein Nebenfluß des Rio Castanho. Die betreffenden Landstriche seien be sonders reich an Kautschuk. 1914. ttr k» IN-NI r> u r rn-rn Nb r»z «i Lloi« un<t !to io Slnelc. »iek kör 6«- :»o irolt.o kür r.ri-r,n 1,SK-1.»I 1,1K-1,4i >d11,KK-11.4I 1K.4K-1»,»» ii.Li-ir,n .. ir.»K-iZ,»K ? »»,»»-»»,KK IK zz.n-«.n i zr,r»-zz.» rt.n-zr.ri ri,rr-rr.7s r».ii-r7.n r.il>-z,zi iro.- ir7.su 1SK.SK ris.- nr.- KS,- 1KK.7K 144.- 1ZK.S» i7s,r- rr«,ir rrs.ir m- 1SK.- r'/, ro,zs7 ni.zrs «nr Vetteg». rucken. Uckcktt. ttL8ski. dr. tu <!s eidckcm. l Hü,k« «mecitti 1S1.87 vedooptst »Ul >kütt« l» 6.0,1. »ttiiikoc! s. Heck:. «. Heck,. >. Hecke. . k»c. bS L. »toti«. »»kuck, ec »KOtte ^«kemed. e» Sie» »sedviieüt. ». rem. »7, il,i v.a» « Hutt« 4i>Z,— «tt.kecc 1?»,— rr».- ri. m ü kütt, rkett Ihcem. > Kttceo U.-kkt 4UK. SUN. 174 SK r;«,Zl> i««.rs iirn 1K4.- rrz,— ii»,- ,H»Ittl. - »«'«Nee 1171. 8tUI. »me!» >11»,— rem.lll. ISS,— rmkk. zis.— »kkem. 1SK.7S id. llks. ire.— .ruckel a 40.— imKitt>l.!ri),KK 8-k.kr. 117.KS g.Licdl 117.KS Sck.kr. rz.is :k. kurr mce ul :k«dkc. kolec lttrkoitt KS.SK is.ri 117SS rsr.rs Z'/. Ooiekükt Seviil siri.r» l ! 1Z7L Illi. .K.8. 1S7.1K 7ZSK 4r».- r-ü r»7"/,. irr»/,. Ja 4SK.SS . S-Iirz^ !. k. rsas uer. Tiu«-e c«i c skek ,kocl 14 S1. llroüsei^. > Koc. SSt . U«I. isr -t.». r»r -«,l. irrs «ck.tt.' 1». z,, Sliieeel 4 tittttioii Z Zz,. Siock rubis- ,. K« rsi, Sttd. — iidk. l» pl«I. ZS^ c,e>. Il-ü ,, !i«r mi»ll«! r4 iri. K,7i lLllt , llekl» « K»7 r. ii »k »6 - »I»7 L l.-> 1.»» r» K»4 r.7» »V 7e»I4 /->1K»k Iz 4, k»z I. auu. kost. 1.K» 1.KS K.KK 1.1» r.»» 1.S» 1,4 0.Z7 r. i» K.15 K.S» c> r» «k z 4 Iluel 1,»» tecl 1.»» ». k,i. r.ir »»7 l«! r^- ri» s, »i ,. r.K« K/-i r-Kili 7 4» kitt»»»U III.-». 111,-». -Iben- - Ausgabe kür retpäg UN» Vorort« Sur» unser« Tröarr unü SpcSU«ue«rmal täglich in« Hau« gebracht r monatlilS 1.4S M., oirrttySkrUch Z.7S M. »«i S«r «»schastostrU«, unsrrn ZUial«n und Nusgodrp«U«n adg«h»it! monatlich 1M.,oi«rt«ijShrlich Z M. vurch Si« Post: innrrhoib drutschlan»» un» »«« »«utsch«« K»l»ni«u monatlich 1.S» NI., oi«rt«ijährüch 4.5» M., au»schli«ßlich postd«st«Ug«l». VaoLripkigrrlagediatt «rschrintwrrktag» rmal,S»nn-u.Z«i«rtag»>mal. dn Lrip)iq, Sen Nachbarort«« un» Sen «Voten mit «ia«n«n ZUialen wir» Si« stbcnSausgabe noch am stb«n» Sr» rrsch«in«n» in» Hau» g«U«f«rt. Seriiner N,Sakti»n:an Sea2«itrn l7,Zernspr«ch-stnschiu-: Moabit Nr. 4»7. HcurdelsFeituns /lrntsblackt des Rackes und des polyeüunckes der Stadt Leipzig ««Saktion un» Seschast»st«U«: ^»hanni»gaff« Nr. I. » Z«rnspr«ch-Nnschlust Nr. 14SSL >«S»z un» >4»»«. los. Jahrgang kitt dnsrrat« au» r«ip,lg UN» Umgebung »>« /inzrigenpreife. Ispaltigc p«,u,«ilersp,.. SI. Neklameeell, i m.. »on au»wärl»ro pf„ Nekiamcn >.rs M., Klein« NnH«ig,n Siepetitziile nur eo ps.b.wi«ü,rbol.Nob.,Znseralr oon Sehörüen im amlliibenEeil Sir Petit zeil« SS Pf. Sesäläftoaneelgen mit plaNvorf<brifl im Preise erbäbt. Nadatt noch Tarif. S«ilag«n l lvesanitaufl. L M. Sa» Taufen» au»schi. postgrdubr. Nnzeigen-stnnahm«! Zvbannisgaste», bei sämtlicken jiliaicn Se» Leipkigek Tageblatt»» un» allen stnnoneen TxpeSitionen Sr» Zn- uns stuol-nür». Grschäftsstell« fllr Veelin u.»ie pr. VranSendura: virektionwoUerZlieael, Srrlia S.>4, vr«»S«nerStraße 47. Zernfprech-Hnschluß: Moritzplan IS7S1. llr. 344. vonnerstsg, üen S. Zull. 1SI4. Vas wichtigste. * Vor v.'m vcreinigton zweiten und dritten Straf senat des Reichsgerichts fand heute die Ver handlung gegen den elsässischen Karikaturisten Joh. Jakob Waltz genannt „Hansi" statt, der sich wegen Vergehens im Sinne der §8 86 und 81 Ziff. 3 Ws Reichsstrafgesetzbuches zu verantworten hat. (S. bes. Artikel.) * Die Londoner Wochenschrift „John Bull" erhebt gegen die serbische Gesandtschaft in London den ungeheuerlichen Vorwurf, an der Mordtat in Scrajewo mitschuldig zu sein. (S. bes. Artikel.) * In Paris wurden mehrere russische Anarchisten verhaftet. (S. Pol. Uebers.) * Die Fürstin von Albanien will, wie aus R o m gemeldet wird, den König von Rumänien um Entsendung von Hilfstruppen bitten. (S. bes. Artikel.) * Der D e ck e n e i n st u rz in der Knorrbremsen- fabrik in Lichtenberg bei Berlin hat fünf Opfer gefordert. tS- Nachr. v. T.) * In der Lombardei sind furchtbare Gewitter stürme mit Hagelschlag nieder gegangen und haben in den Weinbergen großen Schaden angerichtet. (S. Nachr. v. T.) * In Transkaukasien haben ungeheure Regengüsse gewaltigen Schaden angerichtet. (S. Nachr. v. T.) * Der Deutsche Linnekogel stellte mit 6600 Meter einen neuen Höhenflugrekord auf. (S. Sp. u. Sp.) von Staatssekretären, Staatsministera un- Steuern. Unser Berliner d>Mitarbciler schreibt: Zn dieser Sommerzeit, da trotz des unheim lichen Brausens an unseren Grenzen innerpoli- lisch nicht gar viel sich begibt, ist die Ernennung der beiden Staatssekretäre von Zagow und Kühn zu prcuszischcu Staatsmiuistern mehr kommentiert worden, als das sonst wohl ge schehen wäre. Und (fügen wir gleich hinzu) redseliger, als dem Ereignis gebührt. Im Grunde ist's nämlich nicht viel mehr, als ein Beweis taiserlicher Gunst, die Bezcigung einer Liebenswürdigkeit von hoher Stelle. Der eine bekommt das Ritterkreuz vom Hausorden der Hohenzollern, der zweite den Stern oder die Brillanten zn irgendeinem anderen hohen Or den, der dritte wird als Staatssekretär preußi scher Minister. Aber er bleibt doch — man ver zeihe die kühne Trope — in diesem Kollegium etwas wie das fünfte Rad am Wagen. Ein „Eharakler-Minister" in dem Sinne ungefähr, wie der alte Kaiser von dem „Charakter-Major" sprach, der er durch die Annahme des Titels Deutscher Kaiser nicht werden wollte. Zunächst macht man sich — und unsere Auffassung wird von Männern unterstützt, die in preußisch-deut schen Beamteudingen sich auskennen — wohl eine falsche Vorstellung, wenn man meint: Staatssekretäre, die zu Staatsministern ernannt würden, wüchsen in demselben Moment um Haupteslänge und würden von Stund an Kol legen und Koordinierte des Kanzlers und Mi nisterpräsidenten. Zn der Praxis haben alle diese Dinge sich doch erheblich verschoben, und auch die Theorie von dem preußischen Minister präsidenten als por illter Mres hat längst ein großes Loch bekommen. Richt nur Bismarck, auch noch der eine oder andere von seinen Nach folgern ist mit den preußischen Ministern bis weilen in einer Art umgesprungcn, die wenig von Kollegialität verriet, und von einem Bei geordnetenverhältnis nun schon ganz und gar nichts. Es wird da alles auf die Persönlichkeit ankommen. Gewiß wird, wer eine starke und scharfkantige Persönlichkeit ist, auch ohne Porte feuille Einfluß zu üben vermögen, wird durch manche und manchen Einwand in den Staatsnnnisterialsitznngen höchst unbequem wer den können. Aber selbst dann wird man diese Einflnßmöglichkeiten sich nicht ins Ungemessene steigerungsfähig denken dürfen. Herr v. Tirpitz ist doch ein ganzer Mann, noch dazu einer von allerlei diplomatischen Graden. Aber man hat noch nie «gehört, daß er auf die Entschließungen des preußischen Staatsministeriums besonders gewirkt oder ihnen so oder so sein Gepräge ausgedrückt hätte. Und Herrn Sydow (manche belieben ihn neuerdings, weil es ihnen gar nicht in den Kopf gehen mag, daß ein Minister unter Umständen auch bürgerlich sein könnte, beharr lich „Herrn v. Shdow" zu nennen), der auf die Art sich mehr Macht zn sichern gedachte, als sein Vorgänger, der Freiherr v. Stengel, besessen hatte, und darum sich die gleichzeitige Ernennung zum preussischen Staatsminister aus bedang, hat diese Würde nicht davor bewahrt, als Reichsschatzsekretär eine wenig erhebende Nolle zu spielen. Die Angelegenheit wird also in jedem einzelnen Fall anders liegen; nnmer aber wird der Ressortminister, der seine ganze preußische Verwaltung hinter sich hat, der Stärkere sein gegenüber dem sozusagen nur bonuris «NU8L hinzugezogenen Minister ohne Porte feuille und ohne Verwaltung. Run hat man ja in den letzten Tagen an gedeutet (die „Köln. Volksztg." hat sich dabei besonders hervorgetan), es lägen große Fi- nanzvorlagen in der Luft, und um die mit mehr Autorität durchfechten zu können, hätte man Herrn Kühn den Eharakter eines preußi schen Staatsministers verliehen. Wir glauben nicht, daß, wenn dem wirklich so wäre, die Titelverleihung einen Versuch mit sonderlich tauglichen Mitteln darstellte. Der derzeitige Schatzsekretär ist ein sehr liebenswürdiger und in dem Bereich seines Könnens unzweifelhaft auch ganz geschickter Herr. Aber das eigentlich Autoritäre liegt seinem Wesen kaum, uud das wird auch kein Titel, keine Würde ihm an schminken. Zm übrigen wüßten wir wirklich nicht, zu welchem Ende neue und umfassende Steuervorlagcn diesem mit Stenern nachgerade reichlich gesegneten Lande beschert werden soll ten. Es müßte doch schon sehr ernst um uns und um die Weltlage stehen, wenn die Regie rung ohne neue Forderungen nicht auszuköm- men, nicht die Verantwortung vor der Nation und der Zukunft tragen zu können glaubte. Zn diesem Fall, den wir, wie gesagt, einstweilen nicht für gegeben erachten, wird mit lüsternen Andeutungen im Stile der „Köln. Volksztg." keineni genützt. Da ist das einzig Männliche und Würdige (und zugleich das einzig Patrio tische): man wartet ab, bis die Negierung spricht. Oder bis aus Gerüchten und Geflüster sich ein greifbarer Kern enthüllt. Dann ist zum Zu stimmen oder Widersprechen immer noch Zeit. Das Thema freilich von dem Verhältnis zwischen Staatssekretären im Reich und Staats ministern in Preußen verdiente, weil es sozu sagen zur „Kritik und Erkenntnis nuferer ver- fassuugsmüßigeu Zustände" erheblich beitragen könnte, gerade in diesen stillen Zeitläuften ein gehend erörtert zu werden. Wie die tatsächliche Entwicklung doch zumeist einen so ganz anderen Weg geht, als die Sorge und Befürchtungen auch kluger Beobachter ihr ihu zuweiseu möch ten! Ehedem hatte inan gemeint — es handelt sich um den sog. Gagernschen Plan, nm dessen Aufhellung sich Friedrich Meinecke verdient ge- macht Hal —: nur danu dürfe Preußen die Führung des neuen Reichs haben, wenn cs sich in sich selber anflöse. Run aber sollen wir, wenn wir den Staatssekretären größeres An sehen geben wollen, dieses von Preußen borgen, indem wir die Herren zu preußischen Staats ministern machen. Also hat der Freiherr von Roggenbach doch recht gehabt, als er in einem Brief, den uns Hermann Onckcn aufbewahrt hat, in der Abweisung des alten nationallibe- ralcn Verlangens nach verantwortlichen Reichs ministern schrieb: „Nach meiner Ausfassung ist alles vom llebel, was die Führung der Reichs geschäfte von engstem Zusammenhänge mit den preußischen Staatsbehörden und deren even tuellen Ergänzung aus den Bundesstaaten los löst"? . . . Unglaubliche /InschulSigungen gegen eine serbische Gesandtschaft. Gegen die serbische Gesandtschast in London wird von der dortigen Wochenschrift „John Bull" ein ungeheuerlicher Angriff gerichtet. Es wird nichts mehr und nichts weniger als die Mitschuld der Gesandtschaft an dem Meuchelmord in Eerajewo behauptet. Der „John Bull" behauptet, Serbien habe vor etwa acht Monaten ein G e h e i in b u r e a u in seiner Londoner Gesandtschaft errichtet, um gegen Oesterreich zu agitieren. Dieses Geheim bureau habe die V ersch w örung gegen Erzherzog Fran'. Ferdinand ausgeheckt. Das Blatt fugt jedoch hinzu, daß es das eigentliche Gesandt- schastspersonal nicht ohne Beweise mit anklagen wolle. Es erzählt weiter, beim Umzug der Ge sandtschaft von Velmrave Mansions Hotel nach Queens Gate im vergangenen April seien viele wichtige Dokumente verbrannt worden. Ein Stück eines halbverbrannten Doku ments sei im Besitze der Redaktion. Ein photo graphisches Faksimile ist mit dem Artikel veröffentlicht. Von der gedruckten Adresse ist darauf „lion lioz.ile cl«r 8erlnv" (Königlich serbische Gesandl- schaft") zu sehen, ferner genug von dem Datum, um den 5. April zu erkennen. Der Inhalt ist. wie „John Bull" behauptet, in der Privatchisfre des Geheim bureaus geschrieben. Das Blatt gibt an, den Schlüssel dazu zu besitzen und bringt folgendes als Uebersetzung: Für die g ä n z l i ch e B e s e i t i g u n g (klimivatioll) vonF.F die Summe von 2000 Pfd Sterling, zahlbar wie folgt: Tausend Pfund bei ihrer Ankunft in Belgrad aus der Hand des Herrn E. und der Rest von tausend Psund bei Beendigung der Auf gabe, zahlbar wie oben. Die Summe von zweihundert Pfund für Ausgaben und um Agenten zu bezahlen usw., ehe sie hier abreisen. Ihre Arrangement» nicht' . . . Hier ist das Blatt abgerissen. F F. soll, wie das Wochenblatt behauptet, Franz Ferdinand heißen. ' Diese Mitteilungen, für die wir die Verantwor tung der genannten englischen Wochenschrift über lassen müssen, würde im höchsten Grade Aufsehen erregen. Man darf aber gespannt sein, was darüber für eine Aufklärung erfolgt. Serbische Minen in der Donau und Save. Wie aus Belgrad gemeldet wird, hat Serbien alle Vorkehrungen getroffen, um für den Fall eines Krieges die Donau und Save durch zahlreiche Minen unpassierbar zu machen. Ursprünglich be stand sogar die Absicht, nach dem Muster Oeherreichs eine Donauflottille und einen eigenen Kriegshafen zu bauen, doch wurde der Plan wegen der großen Kosten aufgegeben. In den ser bischen Arsenalen ist viel Minenmaterial angehäuft worden. Weiter besagen Nachrichten aus Belgrad, daß dort die gereizte Stimmung gegen Oesterreich- Ie höher du wirst aufwärts ge hn, dein Blick wird immer allgemeiner: stets einen größern Teil wirst du vom Ganzen seh n, doch alles einzelne immer kleiner. Shakespeare. Kunst un- Wissenschaft. * Unioersitätsnachrichten. Literarische Abteilung des Nichtinkorporierten-Ausschusses. Freitag, ^/:O Uhr, Vortrag: „Der Künstler im Kampfe mit derVergangenheit". Näheres an den Schwarzen Brettern. * Aufführungen von Werken Arnold Schönbergs. Uebcr die bevorstehenden Aufführungen von Werken des Wiener Komponisten Arnold Schönberg er halten wir folgende nähere Mitteilungen: Das große Chor- und Orchesterwerk „Gurre lieber" nach der Dichtung von Jens Peter Jacobsen wird in Leipzig am 3. November in der Alberthalle oufgeführt. Die Besetzung ist folgende: Tove Elie Siegel, Waldemar Dorney - Amsterdam, Wald- taube Anna Bahr-Mildenburg, Klaus Na*r Alfred I Boruttau, Sprecher Albertine Z e h n e Leipzig: für den Bauern ist der Baritonist Poss on y )om Leipziger Stadttheater in Aussicht genommen. Vie „Gurrelieder" werden sodann im Dezember in Amsterdam dreimal aufgeführt, im März in München, und für Prag schweben Unterhand- unoen. Berlin kommt zur Zeit nicht in Frage, sa die beiden Zirkusse Busch und Schumann, die jür Kese Aufführung in Betracht kommen würden, auf ange Zeit besetzt sind. Schönberg's „Pierrot Luna ire" nach dem Text von Otto Erich Hart eben wird am 6. Februar nächsten Jahres in Leipzig, am 8. Februar in Berlin und am ll?. Februar in Wien aufaeführt. Die Rezitation >es Pierrot hat Frau Albertine Zehme - Leipzig ibernommen. * Theaterchronik. Dr. Bassermann, der Jnten- >ant des Hostheaters Karlsruhe, ist zum Gencral- ntendanten ernannt worden. — „Neuland", eine komödie der Halbheit in vier Aufzügen I. C. Frei- >errn v. Grotthuß, dem Herausgeber des Türmer, st an verschiedenen Bühnen für die kommende "aison angenommen worden. Die Uraufführung
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