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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140710024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-10
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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veue 2. Nr. 346. Nvenü'Nusgave. Freitag, 10. JuU 1914. Leipziger Tageblatt. der angegebenen Gründe für dielen Schritt zu be» streiten. Darauf erfolgt prompt die Antwort: München, 10. Juli, lEig. D rahtm »ldung.) Das hiesige serbische Konsulat erklärt die Presse informationen der serbischen Eesandschast in Berlin über die Gründe zur Einstellung der Konsulatstätigkeit durch den bisherigen serbischen Konsul in München für unrichtig»» nd irrest» h- rend. Für den serbischen Konsul »n München sei die Haltung der serbischen offiziellen Kreise gegenüber der Mordtat in Lerajewo allein maßgebend für die Niederlcgung des Konsulat» gewesen. Der serbische Konsul erhielt auch bereits von 12 weiteren serbischen Konsulatsvertretern in Deutschland und Oesterreich die Anzeige, dag sie — was gleich falls die serbische Gesandtschaft in Berlin abzu streiten versucht habe — um Enthebung ihrer Amtsfunktioncn anlässlich der Serajewocr Borgänge eingelommen sind. Vie gescheiterte ZremSenlegion. Aus der albanischen Fremdenlegion ist nichts Hechtes geworden, uno das ganze Unternehmen ist im Sande verlaufen, da einerseits die Großmächte sich nicht einverstanden erklären konnten und anderseits — was noch schlimmer war - die albanische Regie rung den Kriegslustigen leine Berge Gol des versprechen konnte Jtalienisck-e Regie rungsstellen erliegen sogar öffentliche Warnungen vor dem Eintritt in albanische Kriegsdienste. Dieser Warnungen bedarf es bei den albanischen Ein geborenen nicht, sie suchen sich schon allein zu drücken. Die römische „Tribuna" erhebt etwas voreilig bereits jetzt Essad Pascha auf L-en nllwnijchen Thron und verrät damit, wohin die italienischen Wünsche zielen. Folgende Meldungen liegen vor: Warnungen vor dem albattischenKrieqsdienft. Mail an d, UI. Juli. (E i g. Drahtbericht.) Wie die Blätter melden, veröffentlichen die Distretti lKriegregierungcn) in Venetien und Mantua im Auftrage der Regierung Warnungen vor dem freiwilligen Eintritt in die Armee des Fürsten Wilhelm in Durazzo. Drückeberger in Lkutnri. London, 10. Juli. lEig. Drahbericht.) Einer „Rews'-Meldung aus Skutari zufolge haben die mohammedanischen Einwohner der Stadt sich geweigert, dein militärischen Aushebungs befehl des Fürsten von Albanien nachzukommen. Bon den znr Aushebung bestimmten 1028 »vaffen sä hi gen Mohammedanern Haden sich nur e i i» h u n d e r t f ii n f z i g zur Dicnsteinstellung ge meldet. Essad Pascha als Nachfolger des Fürsten Wilhelm? Nom, 10. Juli. Die Tribuna" meldet, das; Essad Pascha, wenn er nicht bereits von Paris nach Konstantinopel abgereist ist, doch beab sichtigt, dies balo zu tun. Rian vermutet, das; Essad Pascha wegen der etwaigen Uebernahme der Nach folge schäft Les Fürsten von Albanien sich mit Len türkischen Behörden in Verbindung setzen wolle. Ei>» Bericht des Führers der Aufständischen. Das Konstantinopeler Blatt „Tasvir-i-Efkiar" veröffentlicht einen Brief des Führers der alba- nesischen Insurgenten Hassan Dschemak Bei, in dem dieser über die Erfolge bei Durazzo und die Niederlage Prenk Bibdodas, von dessen Truppen angeblich stOO Mann gefallen sein sollen, berichtet. Das Schreiben berichtet ferner, das; Elbassan am 2. Juli von einem Jnsurgcntenkorps von 0000 Mann eingenommen worden sei. Ein anderes Korps, das angeblich aus 0000 Mann bestehe, marschiere gegen Bnlona, während beiläufig 0000 Mann gegen Berat operieren. Der größte Teil der Bauern aus der Umgebung von Berat stehe auf der Seite der In surgenten und sei dem regierungstreuen A z i z Pascha feindlich gesinnt. Die Stadt Berat werde leicht in die Hände der Aufständischen fallen, während Balona harten Widerstand leisten werde. Dschemal Bei hofft jedoch, das; auch Balona in die Hände der Auf ständischen fallen werde. Der Fürst von Albanien werde sehr bald d e n letztenStreich erhalten. der dank -er vereinigten Staaten. In der Beilegung des Streites zwischen den Ver einigten Staaten und Mexiko haben sich die süd amerikanischen A. B. E.-Staaten als eine Macht gezeigt, mit der die Regierung in Walhington künftig rechnen mutz. Die Bereinigten Staaten beeilen siä, denn auch, in einer schmeichelhasten Rote ihren Dank für die Bermiltlung auszusprechen. In Mexiko ist General Pcnna, der von >>uerta iclbst als sein Nach folger gewünscht worden sein soll, aus dem aktiven Heeresdienst zurückgetreten, uin sich ungehinderter dem politischen Kampfe widmen zu können. Wir ver zeichnen folgende Meldungen: Der Dank an Brasilien. Nia de Ianeira, 9. Juli. Der Botschafter der Bereinigten Stauten überreichte dem Minister des Aeuszern eine Note, in der er im Namen des Präsidenten W ilson seine tiefe Erkenntlich keit ausdrückt für die Dienste, die die Regierung Brasiliens durch ihr Bermittluugsanerbieten dem Volke und der Regierung der Ber einigten Staaten erwiesen habe. Die Note beglückwünscht die brasilianische Negierung weiier zu den durch die Vermittlung im Jnteresie des Friedens bereits erreichten wertvollen Ergeb nissen. Auch der mexikanische Minister des Aeuszern sprach oem brasilianischen Minister des Aeuszern telegraphizw seinen Dank aus und erklärte dabei, das; die Vermittlung in der Geschichte des internationalen Rechts Amerikas e r n e Epoche be deute, die den Beginn der jurrdischen Lißung inter nationaler Konflikte vorbereite. General Pennas Abschiedsgesuch. * Mexiko, 0. Juli General Penna, der als aussichtsreichster Kandidat für den Posten des Nach folgers der provilorizchen Negierung nnge.ehen wiro, ist aui sein Gesuch hin verabschiedet worden. Seinem Rücktritt wird politische Bedeutung bei gemessen. Rückzug der Dundrstruppen. * Nogales lMexrko), 9. Juli. Die Bundes- tuppen sind dabei, den Seehafen von Sonora, Guanmas, zu räumen. politilme UeberlieM Vie Regelung Ser Saumels-ecsrage im Reich hat auf dem Programm der letzten Plenar sitzung des BundeSrats vor den Ferien gestan den, ist aber nicht zur Erledigung gekommen. Die Instruktionen sämtlicher Bundesratsbevoli- mächtiglcn über die Angelegenheit, die bisher zum Teil noch auSstauden, siud demnach voll zählig eiugegaugeu. Es ist zu erwarten, das; der Bundesrat in einer der ersten Sitzungen nach den Ferien die Angelegenheit zur Ent scheidung bringen wird. Mil dem Baumeister beruf in» Hoch- und Iugeuieurdaufach wird sich auch die Abgeorduetenversainmlung des Ver bandes Deutscher Architekten- lind Iugeuieur- vereine, die am 2l. und 22. August d. I. zu Hamburg tagt, narb der soeben sestgestetlteu Tagesordnung beschäftigen, und zwar wird ein großer Teil der Debatte durch diese Angelegen heit ansgefütlt werden. ES ist zu erwarten, das; die Regelung der Baumeisterfrage durch den Bundesrat im Sinne des Verbandes erfolgen wird. Danach würde für die Führung des Bau meistertitels die Hochschulbildung Voraussetzung sein, während sür das .Handwerk der Titel Bau- gewerksmeisler in Betracht kommt. Voraussicht lich wird die Verleihung des Baumeistertitels von der Diplomprüfung der Technischen Hoch schulen und von einer mehrjährigen Bewährung in der Praxis abhängig gemacht werden. Die Abgeordnetcuversammluug des Verbandes wird sich außerdem mit einer Reihe von wirtschaft lichen und sozialen Fragen von Bedeutung be schäftigen. Hierzu gehören: Das künstlerische Wettbewerbsweseu und feine Regelung, Die außerdienstliche Tätigkeit der Buubeamten, Die Heranziehung der Privatarchitckteu zu Staats- uud Gemeiudebauten, Das Schiedsgerichtswesen und seine Ordnung, Die Stellung der Archi tekten und Ingenieure in den öffentlichen und privaten Verwaltungen, Das Urheberrecht der Vie Liebe Ser drei Kirchlein. 33j Roman von E. Stieler-Marshall. »Voi'vrixkc WI > vv Orolü i>in L Oo., U. m. d. II. Usiprix.) 11. Ist es wohl möglich, daß ein Mensch, der fest von sich glaubte, er sei nun reif, stehe iin ruhigen Sommerscgeu des Lebens, mit einem mal wieder in Sturm und Drang gerät, in einen Sturm, der seine gesammelten Erfahrungen in alte vier Windrichtungen davonträgt, all seine Weisheit über Bord fegt? In einen Drang, der Herz und Sinne hetzt und treibt und mit schmerzhafter Verwirrung füllt? Wohl, wohl, wohl ist das möglich, denn der Sommer hat erst die schweren Gewitter, die verheerend iu reife Früchte fallen und ihnen mehr Schaden tun können, als der Frühlings sturm der jungen Saat. Kirchlein lief durch die Wälder der Heimat, die Sommernacht war kühl und hell von Mon denlicht, die Wege ihm vertraut, er achtete ihrer nicht, er lief nur, lief, wollte vor seinen Ge danken fliehen, aber die wäre»» schneller als feine Füße und holten ihn immer wieder ein. Wenn diese Frau frei wäre wenn diese Frau frei iväre! Ihre Nähe vertrage ich nicht mehr — und wenn ich ihr fern bin, dann jagt und peitscht mich die Sehnsucht! So lief er über die Hügel und sang des Wanderers Nachtlied: ,,Der du von dem Himmel bist. Alles Leid und Schmerzen stellest Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest " Ach, Erquickung blieb aus in dieser Nacht, and der süße Friede wollte nicht in seine Brust kommen. Als daS Licht des Mondes im Morgen grauen sich verlor, uno die Vöglein wieder er wachten, da fand sich Kirchlein an einer Wald lichtung gerade über der Stadt, an einem wun- tzeMünen MSjichtspuny. Dorr ließ er sich auf einer Bank nieder, müde gehetzt, doch ohne Hoffnung ans Ruhe. Der Gipfel, wo er saß, lag südlich über der Stadt, die noch in Schleier der Nacht ge hüllt war, ein graues unbestimmtes Etwas, kein einzelnes Gebäude war zu unterscheiden. Dann kam seitwärts von rechts ein Heller Schein, der Spitzenreiter vor dem Trinmphzng der Sonne. Die Eirrnswölkchen, die im Blau des Himmels wie weiße Schwäne schwammen, färbten sich rötlich — und endlich ging ein Feuerschein im Osten hinter dem Selltal ans. Da wurde Kirchlein ruhiger, gab sich ganz dem wundervolle»» Schauspiel des Sonnenauf gangs hin. „So aber —" dachte er — „ist cö mit der Leidenschaft. Ei»» unbestimmter Heller Schein stimmt uns heiter und hoffnungsfrvh. Aber dann beginnt alles zu glühen und zu flammen, und mit allgewaltigem Glanz und alles ver zehrendem Feuer geht die Sonne der Leiden schaft über dem Herzen auf, siegreich alles unter ihre Macht beugend." Er saß lauge Zeit dort oben. Das ruhige, strahlenlosc, unvergleichliche Rot des herauf steigenden Svuuenballs verwandelte sich m den Strahlenglanz blendenden, wärmenden Goldes. Die Schleier über den Tälern schwanden dahin. Da lag nun die Stadt, Dach an Dach — spitze Dächer und flache, schiesergrauc und ziegelrote — von den beiden ehrwürdigen Kir chen wie von ernsthaften Wächtern behütet — und nm das Grau der Straßen legte sich ei»» schmucker Gürtel von dunkelgrünen Wipfeln, auch das steinerne Kleid dec Stadt war mit lustigen grüne»» Tupfen durchsetzt. Still war cS noch — krähte nur einmal ein Hohn, bellte irgendwo ein Hofhund — — und dann stimmten die Glocken der katholische»» Kircl-c das Lied an, daS zur Frühmesse rief. Die Schornsteine waren fast alle noch ohne Rauch, nur wo die Bäcker wohnten, da zer- flatterte er blau und grau über den Dächer»» — und ganz dort am rechten Ende, die große Fabrik, die atmete auch noch im Schlafe ge waltig. Dort brannten die Schmiedcfcuer Tag beamteten und angcstclltcn Architekten und In genieure und Die Gebührenordnung für Archi tekten und Ingenieure. A.s Ausbildunasfragei» stehen auf dem Programm: Die Hochschulaus bildung der Architekten und Ingenieure, ») Mit arbeit des Verbandes in» Deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen, b) Oie Schaffung von Lehrstühlen sür Indlistriehochbauten und Kleinwohnnngswesen an den Hochbanabtcilun- gen der Technischen Hochschulen, Die praktische Ausbildung der Architekten und Ingenieure nach der Diplomhanptprüfung. Zür -en freien Sonnaben-nachmittag. Dem Reichstag ist eine Eingabe der Deut schen Gewerkvercine zugegangen, »n der bean tragt wird, auf gesetzlicher Grundlage sür alle Arbeiterinnen eine!» freien Sonn abend nachmittag einzuführen. Diese Frage wird auch den im September in Bern tagenden internationalen Kongreß für gesetz lichen Arbeiterscbnb beschäftigen. Oie deutsche Gewerbeordnung schreibt nach der Novelle vom Fal>re 1908 vor, daß Arbeiterinnen nicht in der Nach.zeit von .8 Uhr abends bis 0 Uhr morgens und au» Tvnnabend sowie an Vorabenden der Festtage nicht nach."> Uhr nachmittags beschäftigt werden dürseu. In dieser Bestimmung so.l nun eine Aendernug eintreten, indem statt 0 Uhr nachmittags l Uhr nachmittags festgesetzt wird. Oer Antrag beruht auf dem Vorbild der en g l i s ch e »l Arbeitsschutzgesetzgebung, wo für den größten Teil der Industrie und fast für sämtliche Kontore der freie Tvnnabeno nach mittag bereits durchgesührt ist, ohne daß sich Schwierigkeiten daraus ergeben hätten. Auch in alle»» anderen Industrieländern wird die Forderung nach einem freien Sonnabendnach mittag erhoben nnd znn» Teil bereits von den Regierungen erwogen. In bei» Niederlande»» müssen verheiratete Frauen und solche, die einen HanSha.t führen, ans ihre»» Wunsch am Sonn abend nm 1 Uhr mittags von der Arbeit be freit werden. In S ü d d e n t s ch l a n d sind in einzelnen Betrieben, besonders in der Metall industrie, Versuche mit dem freien Sonnabend nachmittag gemacht, ebenso in einer Reihe von Betrieben der Textilindustrie. Auf Grund dieser Erfahrungen wird gegenwärtig auch voin Deut schen Tcxtilarbcitcrverband eine Eingabe an den Reichstag sür völlige Freigabe des Sonnabend nachmittag vorbereitet. Die Frage steht in einen» gewissen Zusammenhang mit der Regelung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. Denn falls auch die Arbeiterschaft in der Lage iväre, am Sonnabend ihre Einkäufe für den Sonn lag zu machen, würde es möglich sein, eine w e i t e r g e h c n d c Ausdehnung der Sonn- ragsrnbe im Handelsgewerbe herbeizuführen, die gegenwärtig noch schwer durchführbar erscheint. Deutsches Reich. * Der Gedenktag Bennigsens. Reiche Kranzspen den weroen heute, am 10. Jul», das Bvnnigsen- Denlmal in Hannover zieren. Der Zen tral vorstand der nationalliberalen Partei läßt eine»» Kranz niederlegen, auf dessen schwar.'-weiß- roter Schleife die Wolle stehen: „Dein unvergeßlichen Führer, der Aentralvorstaiid der Natl Partei." Der Kranz der nationalliberalen Reichstagsfrak tion trägt die Worte: „Rud. v. Bennigsen in dank barer Erinnerung die natl. Fraktion des Reichstags", der der preuß. Landtagsfraktion hat die Aufschrift: „Die natl. Fraktion des Pr. Abgeordnetenhauses in dankbarer Verehrung dein Staatsmanns und Führer Rudolf von Bennigsen." Die natl. Parte» der Prov. Hannover widmet ihm die Worte: „Ihrem unver gänglichen Führer in dankbarer Berehrung die natl. Partei der Prov. Hannover", und der Natl. Verein der Stadt Hannover sagt: „Dem unvergeßlichen Füh rer aus großer Zeit der dankbare Nat. Ver. Han nover." * Da» Ergebnis des Wehrbeitrags sür Preußen ist auf 00.; Millionen Mark festgestellt worden. Es entspricht dies dein von der Finanzverwaltnng er- rechneten Voranschlag. * Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Montenegro sind am Donnerstag nach Konstanz und Nacht. In der Nähe dieser Fabrik, ja, da breitete sich der Park, den er liebte. Und darin schimmerte eii» weißes Haus dort wohnte die Frau, die cr Nein! Kirchlein erhob sich. Er hatte nun auch das spitze, vergnügliche Dach gesehen, das sein liebes Hein» hütete. Darunter schliefe»» seine Kinder. Vielleicht schliefen sic auch nicht, son dern ängstigten sich um ihn. Obgleich sic es noch wissen mußten, das; cr in früheren Jahre»» »»»auch schöne Sommernacht im Freien verlebt hatte. In sehr viel früheren Jahren allerdings. Er stieg zu Tale. „Ich fürchte, cs gibt Krieg — einen wilder» Krieg —" sagte er zwischen den Zähnen. Un willkürlich ballten sich seine Hände zu Fäusten. Krieg gegen das eigene Herz in der Brust. Er fürchtete sich vor den Waffen, die cr führen mußte — er durfte da nicht wählerisch sein, zu schlagen mit dem, was er just in die Hand be kam — Einmal hatte er das schon erlebt Arbeit war eine gute Waffe. Aber manch mal — — da reichte sie nicht aus, den Feind zu betäuben, da galt cs stärkere Mittel — — Ach, pfui Teufel, »venig schöne Mittel! Die Kinder saßen beim Frühstück, als er zu ihnen trat. Werner hatte seinen ersten Ferien tag und war in sonniger Laune. Frauchen sah ein bißchen blaß aus, verträumt, übernächtig. „Dir machst ja schöne Geschichten, alter Knabe," sagte sic, zierlich ihr ^emmclchen in die Tasse tauchend, „Durchgänger du. Komm, setz dich jetzt manicrtich und artig hin, Minna wird dir Eier kochen, du mußt ja ganz ansge- hungert sein." „Fein muß es heute nacht im Walde ge wesen sein," sagte Werner ganz sehnsüchtig, „»ch wollte, du hättest »nick; mitgenommen, Alter." Kirchlein fühlte, wie ein warmcS Behagen über ihn kau». Lächelnd ließ cr sich am Tisch nieder. „Na, Gott fei Ounk, Kinder, Ihr seid zwei ganz vernünftige Menschen," sagte cr zufrieden, während Frauchen ihn bediente. „Ich bildete abgercist. Die Kronprinzessin wird in dem Kon stanzer Sanatorium des Jenenser Nervenarztes Binswanger weitere Genesung suchen. * Die deutsche und die englische Flotte. Anläß lich des letzten Besuches der englischen Flotte inKiel veröffentlicht die „Times" einen interessanten Ar tikel über die Entwicklung der deutschen Seestreit kräfte. Der Artikel bezweckt, den Lesern öarzutun, daß die Entspannung in den deutsch-englischen Be gehungen Deutschland nicht verhindern wird, seine Flotte zu verstärken, sondern im Gegenteil cs noch mehr dazu anspornt. England müsse deshalb den gleichen Weg wie bisher vorwärts gehen. Die „Times" erklärt, daß Deutschland zwar die Zahl seiner Schlacbteinheiten nicht vermehre, jedoch ihre Schlagkraft ständig erhöhe, indem cs die alten Schiffe aus dem Dienst zieht und durch moderne Panzer kreuzer ersetzt. * Der Reichrtheatergesetzentwurf geht nunmehr, da die Arbeiten an der Begründung zu den, Entwurf jetzt auch beendet sind, dem Bundesrat zu. Man wird damit rechnen können, daß die Bcrhindlungcn im Bundesrat, wenn dieser seine Arbeiten wieder ausgenommen bat. sich einige Zeit l-inzießen werden, da in Anbetracht der besonderen Wichtigkeit der vor liegenden Materie eine gründliche Durcharbeitung der Vorloge vm der endgültigen Beschlußfassung zu erwarten ist. Es ist -aber damit zu rechnen, daß die Vorlage den, Reichstaae im nächst-m Winter zu» Er ledigung zugehen wird. In de»' Entwurf sollen auch die nrivatrcchtl.chen Angelegenheiten der Theater angestellten und Bülmennntalieder, zu denen auch die Musiker zu rechnen sind, eine N-gelung finden. Es haben rweimal Bernebmunoeu non Vertretern der beteiligten Interessentenkreise stNtgesunden, wobei in den wesentlichsten Fragen eine klevereinstin.mung er zielt wurde. Nur in eemissen Punkten der Kostüm frage gingen d'e ^npch> 'n auseinander. Es bezieht sich dies nam-eutlich aur d'e F"age der Lieferung moderner Kleider. Auch bezüglich des Enaagements mit untergelegrem Kontrakt waren Meinungsver schiedenheiten sest-ustelleu. In dem Entwurf hat man den bei den Vernehmungen geäußerten Wünschen der Interessentenkreise nach, Möglichkeit Rechnung ge tragen und sie verwertet. * Der Geburtenrückgang in den bäurischen Groß städten hat auch im verflossenen Vierteljahr an- gehalten. Soweit bisher statistische Feststellungen vorliegen, betrug er in München 2.1 Prozent, in Augsburg 1,8 Prozent und in Nürnberg ö,4 Prozent. Ausland. Gesterreich-Ungarn. * Die Hetze gegen die Deutschen in Galizien. Das „Nordböhmischc Tagblatt" meldet, daß der deutsche Botschafter in Wien, Herr v. Tschirschky, Ge legenheit genommen habe, dem Minister des Acußcrn, Grafen Berchtold, ans die allpolnische Hetze gegen die Deutschen in Galizien, vor» der auch eine ganze Reihe re.chsdeutscher Staatsangehö riger betroffen wurde, aufmerksam zu machen. Frankreich * Die Verhaftung russischer Anarchisten. Von mehreren Pariser Blättern wird erzählt, daß die ver hafteten russischen Terroristen Kiritschek und Troja nowsky versucht hätten, eine in Paris ansässige russische Aerztin, namens Strosecka, in ihrer Wohnung mit Revolvern und Bomben zu be drohen und von ihr eine Geldsumme erpreßt hätten. Die Polizei habe nunmehr bei Frau Strosecka eine Haussuchung vorgenommen unter der Beschuldigung, Lvß sie Kiritschek und Trojanowsky kenne und die selben unterstützt habe. — In galizischen Kreisen wird behauptet, daß die verhafteten Terroristen lediglich die Opfer russischer Lockspitzel seien. * Die neue französische Uniform. Die Wahl des früheren Unterstaatssekretärs des Krieges M «gi rr ot zum Berichterstatter des Heercsaus. schusses zur Beratung über Len Antrag L-es Sozialisten Vaillant über die Abschaffung des Drcijahro tz ienst es wird von den Anhängern dieses Gesetzes mit umso lebhafterer Befriedigung ausgenommen, als sie infolge der Wahl des Generals Pedoya zum Obmann des Ausschusses befürchtet hatten, daß sich infolgedessen eine der dreijährigen Dienstzeit feind lich gesinnte Mehrheit finden könnte. Ebenso läßt der Kammerbeschluß vom Donnerstag voraussehcn, SvKUbZVLrSIÜlAU« 8pes: 'l'ol. 11189. Ker mir plötzlich ein, Ihr könntet etwa Angst um mich haben." „Angst, warum denn?" Werner war ganz verwundert, und Frauchen lachte. „Nein, Vätchen, wir wissen, daß man um dich keine Augst zu haben braucht. Aber die drüben, die haben wohl nicht gut geschlafen vor Sorge, ii» aller Frühe haben sie den Gustav schon geschickt, nach dir zu fragen." „Dann solt Minnachen bald einmal hin übergehen und sagen, daß ich mich wieder gefunden habe," sagte Kirchlein, und sein Ge sicht hatte sich plötzlich verfinstert. Ar» diesem Tage brachte Bankier Merkel seinen neuen Geschäftsführer rind entfernten Verwandten, Herrn Julius Baum, zu Tische »nit nach Hause. „Mail' muß ihn schließlich ein bißchen hcr- anziehcn," hatte Mertel morgens zu seiner Frau gesagt, „cr ist mir verschwägert. Es ist ein feiner, vornehmer Mann und ganz fremd in der Stadt." In ihrer gelassenen Weise hatte Alix zu gestimmt, nun saß der Fremde ihr bei Tische gegenüber, und ihr Mann sollte doch recht behal ten, sie mußte wirklich ein klein wenig über ihn staunen. Sie hatte noch nie einen so vollendet schö nen Menschen gesehen. Seine Gestalt, wenn auch nicht groß, war von wundervollcm Ebenmaß, smn dunkler Zigeunerkopf mit der schmalen Stirn, den mandelförmigen tiesschwarzen Augen, der leicht gebogenen Nase, den vollen purpur roten Lippen unter dem kleinen verstutzten Bärt chen, ließ den Blick nicht so schnell wieder los. Man fühlte sich in eigentümlicher Weise gefesselt. Baum sprach interessant und lebhaft, er war sehr viel in der Welt hcrnmgekommen und wußte gut davon zu erzählen. Er hatte dabei in seiner ganzen Art etwas Uebcrmüliges wie eii» toller, aber liebenswürdiger Junge. Lack-end sprach cr über die kleine Stadt. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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