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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140711010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-11
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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uu 1Sl4. ein Erlös von zt, den Zuschlag - Die Kirchen, Gemeinde und vie die Steuer- den genehmigt, tg für die Gc schien ent Reimer, instimmig zum r Frauenkirche e Heimer hier ,ewählt wurde, geselr» i. Erzg. me Zuneigung nden. >en wurde von -teuerord- Der Staats würde in den ein Mehr von r dem Staats- mensteuer wird r nach dem ge- undsteuer sind :s der bürger- dccken. Die lt der bürger- nnde zu. Für och hinzu die von 100 Proz., täglich rach Chem- >. des Iahres- herige Bier-, eldeutsche oie vor eines n Ergebnisse „Deutsch md 18 — 34 — 33, Her- Kurt Heinze. ), Sagen, 16 wehrfest - nerlitz, Lerp- lhen, 15 und ich Schubert, fan, Olmütz, rnd 20 — 30 Leipzi g": L. Stöwer, 8., 503, L. 3erlin, 562, ^r. Feld- lansel, Lauf, 38, H. von igewchr- ow, Berlin, , Nürnberg, (30 Schuh): , Lauf, 499, r m e i st e r - , L. Strchl, mnitz, 358 eglcr, Neu- , 116, I. > Grund aule statt. >er Neuzeit zahl Schul- und eine Lokalschul- rkollegiums ,e Bestehen Fichtel- 15. und eine Fest- nmers und lse gefeiert n e n st e i n oerein mit - Die Be- ^öhler- berg hat rmen; der re. nndet hier be re rz- Die Ein- r zu einem :ige Nist- naerichtet. Gasthofes !ampe ihr Lerkehres stören zu r Examen mkatarrh :t „akut" iilljchwei- nbar sehr fzuhelfen. . und n schlim- Kinder. d erzählt n Schul- über die en, was ruch ver- wir sind uchein ner auf- »riginal! igarren- rm unse- Nesucher eine ae- Itische ne hohe 00. das — Das N., den er eine edanken it einer «zeihen en Be- r daher Kura gebracht immer Morgen-Ausgabe für Ltipzia UN» Vorort» »urch unfee» TrSa»r * » ui»- Sp»Sit»ur« Lmaitcigiich In» Hou« grbracht: monatlich l.iS M., »i»rt»llührlich S.7S M. Sei Ser «»ichäftrsirU», unfern ZMalen und Nusgadestellen abgeholt: monatlich tM.,vi»rt«ljührlich sm. vurch »i« pog: innerhalb Veutfchlan»« un» See »eutfchen Loionirn monatllch l.r» M., vlrrtelNlhrltch » S» M., ausschlleßlich postdefteUgel». va» Lelpzlger Tageblatt »rfchelnt werktags Lmal, Sonn- u. Zelertogstmal. Vn Leipzig, »en Nachbarorten un» öen Grien mit eigenen Ziliolen wir» Sie fldenöausgade noch am 1ib»n» »es erschein«»» in» Haus geliefert. 0:rlin,r Ne»aktion:0n»enZeltenl7, Zernfprech-Nnschluh: Moabit Nr. 447. Andels FeiLrurg /lrnlsblolt des Rates und des polirerarntes der Stadt Lerpzrg Re»oktion unü SeschSftofleUr: Zohannisgass« Nr.». * Zernfprech-Hnschluy Nr. >4»42, l4t>4S unü >4b44. ISS. Jahrgang .«.»it». für Inserate au» Leipzig un» Umgebung »i« /ItlAklAkllprklfk. ispaltigepetitzeileLSPf.,üieNeklame,eilet M., von auswart»»Pf., Ncklamen I.SSM., lllrin» Anzeigen »iepetitzeile nur 2»pf.b.wik»crbol.Nad.,0nserate von0»horüen im amtlichcnTeil Sie Petit zeil» »Pf. «vcsGaltsan,eigen mitploNvorsGrift!mPreise»rköht. Nabatt neck Tarif, üeilagcn: Selamtaufl.S M.üa» Taufen» ou»schl.Postgebühr, ftnzeigen-hnnokme: lokanniogasfe«, bei sämtlichen Zillalcn S«, Leipziger Tageblattes un» allen stnnoncen-TxpeSitionen üc» Sn- un» Huslanüe». Geschäftsstelle für Vcrlin u. »le pr. Veanüenburg: virektlonwalter Zliegel, Vertin S. >4. Vre-ScncrStraße»7. Zernsprech-ftufchluß: Moribplalz r»72l. Nr. 347 lSls SonnsdenL, Len II. Zull. Das wichtigste. * König Fried eich August besichtigte gestern in Königsbrück das 2. lllanen- regiment N r. 18 and Leipzig. (L. Leipzig.) * Bei der gestrigen R c i ch s t a g s c r s a tz - mahl in Kvburg erhielr Amtsgerichtsrat Dr. Stoll (Natl.) 3255, LandtagSpräsident A rnold (BptZ 5500 und Rechtsanwalt H o f f> in a n n (Soz.) 5390 Stimmen. Cs findet also Stlchwal> l zwischen Arnold und Hoff mann start. (S. Lebte Dep.) * In der Lausitzer Tuch ind ustrie steht eine umfassende Aussperrung bevor. zL. Dischs. R.) * Zu Nordschleswig haben in den letzten Wochen zahlreiche Dänen befristete Aufforderungen zum Lcr! a s s e n der deutschen Nordmark erhalten. (S. Dtschs. R.) * Die Lage in Ulster spitzt sich immer mehr zu. (S. bes. Art.) * Der Besuch Turkhan Paschas in Petersburg soll zu keinem Ergebnis ge führt haben. (Ä. bes. Art.) * Unter den mexikanischen Re be l l e n f ü h r e r n herrscht wieder volle Einig keit. (S. bes. Art.) * In dein Dorfe Selbak bei Frcderikstad brannten in der Nacht zum Freitag sechzig Häuser ab. (S. Letzte Dep.) Nelchselnigungsamt. Alljährlich haben wir in Deutschland etwa 2000 bis 3000 Arbeitskampfe, Streiks und Aus sperrungen, in Zeiten steigender Geschäftsrcg- jamkeit mehr, in den Jahren wirtschaftlichen Niedergangs weniger. Beschränken sich auch die meisten dieser von der Reichsstatistik gebuchten Streitigkeiten auf enge Bezirke, einzelne Betriebe und kurze Dauer, so daß sie für das gesamte Wirtschaftsleben kaum von Belang sind, so fehlt es doch auch nicht an Riesenkämpfen, die viele Tausende ergreifen, ganze Industrien lahmlegen und nicht nur die unmittelbar beteiligten Arbeit geber und Arbeiter schädigen, sondern auch andere Bcvölkcrungsschichten. Schlimmer noch als die materiellen Erschütterungen sind aber die ethi schen Wirkungen, die Erbitterung, der Haß und Groll, die noch lange in den Seelen der Kämpfer auch nach dem Friedensschluss nachzittern. So werden große ökonomische und sittliche Werte unseres Volkes gefährdet. Neben diesem lauten Strcitgctöse, das zeit weise die ganze Nation aufhorchen läßt — man denke nur an die großen Kämpfe der Berg arbeiter im Ruhrgebiet und Obcrschlesien, an den Streik in Crimmitschau, an die Aussper rung der Bauarbeiter, an die Kämpfe aus den Werften —, geht aber eine starke, stetig wachsende Friedensbewegung, die in ihrer Geräuschlosig keit die öffentliche Meinung nur selten beschäf tigt, trotzdem sie an Umfang und Bedeutung die Arbeitskämpfe weit überholt hat. Mehr als 7000, also etwa das Dreifache der Zahl der offenen .Streitigkeiten, erreicht jetzt jährlich die .Summe der friedlichen, durch Verhandlung und Vertrag zum Abschluß kommenden Be wegungen, die eine Verbesserung der Arbeits verhältnisse bezwecken. Und als dauerndes, greifbares Ergebnis dieser Strömnna haben wir die Tarifverträge, die jetzt 11000 an der Zahl und 160 000 Betriebe mit IV» Millionen Arbeitern umfassen. Von einem „Siegeszug" der Tarifverträge hat einmal der Staatssekretär Delbrück gesprochen. Das gilt sicher für manche Gewerbe (Baugewerbe, Holzindustrie, graphische Gewerbe, Bekleidungsindustrie); leider aber ver schließen sich andere Gebiete, namentlich die des Bergbaues, der Eisenindustrie, der Tcxtilaewcrbe, diesen Friedensaktionen noch vollständig, und der Versuch, in den Arbcitskammern hier Ein richtungen für ein gemeinsames Wirken zu schaf fen, ist vorläufig gescheitert. Die Kämpfe zwischen Arbeitgebern und Ar beitern zu verringern und einzuschränken, die friedlichen Vereinbarungen zu mehren und aus zubreiten, ist eine Aufgabe, deren Lösung ebenso den Beteiligten wie auch dem Gemeinwohl zu gute kommt. Es gilt hier. Widerstände auf beiden Seiten, in beiden Parteien, die die Ent scheidung über das Arbeitsvcrhältnis in Macht kämpfen suchen, zu überwinden und das Ucber- bleibsel des Faustrechts durch Kulturlnstitntloncn zu verdrängen. Die Wege zu diesem Ziel liegen im Ausbau des gewerblichen Einignngswcsens, in der Einsetzung und Stärkung von Friedens instanzen. An Ansätzen dazu fehlt es nicht und auch erfreulicherweise nicht an Erfolgen. Unsere Gc Werbegerichte, die, 400 an der Zahl, sich über ganz Deutschland verteilen, haben auch die ge setzliche Befugnis, als Einigungsämter zu wir ken. Sie können nicht nur von den Streit parteien zur Vermittlung angerufen werden, sondern haben auch das Recht, aus eigener Ent schließung einzugreifen. Werden die Parteien geladen, so müssen sie zwar erscheinen, aber sie brauchen nicht zu verhandeln, In der Zeit von 1905 bis 1913 sind auf diesem Wege jähr lich enva 150 bis 250 Streitigkeiten geschlichtet worden, größtenteils durch Vereinbarung, zum geringeren Teil durch Schiedsspruch; öfter aber blieben auch die Verhandlungen erfolglos. Zu meist erstreckte sich jedoch diese Tätigkeit der Gewerbegerichte nur auf kleinere Arbeitskämpfe; denn '.hre Zuständigkeit ist ja örl.ich begrenzt. Sehr viel Ge>verbe;zerlchte haben überhaupt leine einigungsamiliche Tätigkeit. Berlin und Mün chen ragen au Zahl und Erfolgen weit über die anderen hinaus. Ganz andere Aufgaben haben die in den meisten Tarifverträgen eingesetzten Einigungs und SchndSinstanzen, deren es e.wa 6000 gibt. Sie haben darüber zu wachen, daß innerhalb des Bereichs dieser Vertrüge Meinungsverschie denheiten und Zwiste über die Auslegung, Trag weite und Durchführung der einzelnen Bestim mungen vermieden oder geschlichtet werden. Ihre Tätigkeit, die sich meist im stillen vollzieht, ohne in die Oeffentlichkeit zu dringen, ist gewiß höchst ersprießlich und die Tariftreue der Parteien wird durch ihr Wirken gefestigt. Aber sie können naturgemäß nur innerhalb der Grenzen ihres Tarifbereichs tätig sein, es ist ausgeschlossen, daß sie bei ArbeitStäinpfen in anderen Gewerben vermittelnd eingreifen, ja sie hören auch zu exi stieren auf, sobald der Tarifvertrag ablänfi und vielleicht erst durch neuen Kampf wieder erobert werden muß. Neben diesen beiden, durch Gesetz in den Gc- werbegerichten oder durch sreie Vereinbarung in den Tarifverträgen eingerichteten Vermitt lungsinstanzen har sich im Laus der Jahre noch eine dritte Richtung friedlich-schiedlin/er Rege, lung eingebürgert. Bald von den Organisatio nen der Arbeiter, bald von den Arbeitgebern werden neutrale Personen, die ihr Vertrauen ge nießen, ersucht, die Hand zur Beilegung der Kämpfe zu bieten. Gewerbeinspettoren, Bürger meister, Landräte, angesehene Privatmänner haben hier schon ost vorzügliche Dwuste geleistet. Für einige Gewerbe hat sich sogar die feste Regel herausgebildet, daß immer dieselben Per sonen als stündige Vermittler, Friedensstifter und Schiedsrichter herangezogen werden, so Frei herr v. Berlepsch für das Holzgewerbe, so das berühmt gewordene Dreimänner-Kollegium von Schulz-Prenner-Kath für das Bau- und das Malergewerbe, u. a. m. Und hier, bei diesen ganz großen Arbeilskämpsen, Streiks und Aus sperrungen haben sogar auch schon die obersten Reichs- und Staatsbehörden vermittelnd und versöhnend eingegriffen, sei es in Person, sei es durch Beauftragte: Reichskanzler Fürst Bülow und Handelsministcr von Möller z. B. beim BcrgarbeiterauSstand 1905 im Ruhrgebiet, Staatssekretär Delbrück 1908 und 1911 ber der Aussperrung im Baugewerbe, um nur die mar- lautesten Fälle, die freilich nicht immer von Erfolg gekrönt waren, zu nennen. So bedeutsam und segensreich dies Ein greifen werden kann, so ist doch nicht zu verken nen, daß es der Regel und Ordnung, des Festen und Sicheren entbehrt. Es beruht ganz auf Personen, nicht auf Einrichtungen, es geschieht nach Zufälligkeiten, nicht nach planmäßigen, wohl vorbereiteten Erwägungen. Heute geht es vor sich, morgen unterbleibt eS; jetzt finden sich Män ner des allgemeinen Vertrauens, bald sucht man sic vergebens. Diesen Mängeln abzuljelfen, soll ein Reichseinigungsamt eingesetzt werden. Staatsminister Frhr. v. Berlepsch, der seit Jahren diesen Reformplan in Rede und Schrift vertritt, hat dafür auf der Generalversamm lung der Gesellschaft für Sozialreform Ende November 1913 in Düsseldorf Grundzügc ent worfen, deren Hauptpunkt lautet: Es wird ein aus drei Personen, die mit den Arbeitsverhältnissen, insvesondere mit den Tarifverträgen vertrant sind, bestehendes Amt als eine dem RcichSamt des Innern unter stehende Behörde gebildet. Die Errichtung einer solchen Behörde ist kein völliges Novum; ähnliche Institutionen be stehen in Großbritannien und Kanada, ganz ab gesehen von den anstraliscl>en Staaten, wo sie auf Zwang beruhen, während das deutsche Pro jekt die freie Entschließung der Streitpartcien zur Voraussetzung hat. Der Reichstag hat wieder holt Resolutionen gefaßt, die sich einmütig für das Prinzip einer derartigen Rcichsbehörde aus sprechen. Angesichts der Tatsache, daß die gro ßen Streiks und Aussperrungen längst aufgehört haben, reine Privatangelegenheit der Arbeit geber und Arbeiter zu sein, sondern durch die Schädigung breiter Schichten der Bevölkerung und wichtiger Gebiete unseres Erwerbslebens sowie die Gefährdung des sozialen Friedens tief in das Wohl uno Wehe des Staates und der Nation cingreifcn können, liegt es im öffent- lichen Nutzen, daß alle Mittel ergriffen werden, um Arbeitskümpse fricdlich-schiedlich beiznlegen, und dazu kann das Reichseinigungsamt dienen. Sächsische Wasierwirtschajtsstagen. Es ist zweifellos ein Verdienst ter sächsischen Ne gierung, daß sie nicht zögerte, den Anregungen des Landtages folgend, eine allgemeine Untersuchung und Regelung der wasserwirtschaftlichen Fragen an zubahnen. Schon im Jahre 1900 batte die Stände versammlung an die königliche Staatsregiernng das Ersuchen gerichtet, Erörterungen darüber anzu stellen, inwieweit eine systematische Regulierung der der Hochwassergefahr ausgesetzten Flußläuse ange- zeigt erscheine, woraus im Jahre 1903 oie Wasser- baudirektion vom Königlichen Finanzministerium den Auftrag erhielt, den Kostenbetrag der erstmali gen Ausführung der erforderlichen Anlagen zu einer planmäßigen Regelung der Wasserläufe, zur Ver besserung der Abflußvcrhültnisse und zur Verminde rung der Hochwassergefahren innerhalb sämtlicher Flußgebiete Sachsens auf Grund örtlicher Erhebun gen zu ermitteln und gleichzeitig Unterlagen für d'.e Aufstellung einer allgemeinen Wasserstatistik zu sam meln. Diese Untersuchungen fanden in den Jahren 1904 bis 1909 statt, und es ergab sich, daß für die Regelung und Verbauung der sieben sächsischen Fluß gebiete rund 53 Millionen Mark aufzuwenden sein würden. Ferner wurde die bedeutsame Frage unter sucht, inwieweit die Möglichkeit der Anlage von Sammelbecken und Stauweihern vorhanden sei. Diese Untersuchung, die der Ausgangspunkt der säch sischen Talsperrenpolitik ist, ergab, daß in Sachsen 72 geeignete Talsperrengebiete mit einem Kestnnr- speicherraume von rund 213 000 000 Kubikmeter vor handen sind, deren Herstellung, falls sie alle ausge baut werden, 86 250000 .6 erfordern würde. Von diesen Talsperren sind bekanntlich bisher zwei, die im Weißeritzgebiete liegenden Sperren bei klingen berg und Malter, zur Ausführung gekommen; die letztere ist bereits in Betrieb. Vor einer U e b e r s p a n n n n g des Talsperren- minzips ist zu warnen, vor allem darf ber Tal sperrenbau nicht ins Schablonenmäßige ausarten. Bedenken in dieser Hinsicht wurden schon bei der Be ratung der Dekrete 27 (Wasserbauangelegenheiten betreffend) und 35 (Entwurf eines Gewährleistungs gesetzes über die weitere Anleihe der Weißeritztal- fperren-Genossenschaft) in der Zweiten Ständekam- mer von verschiedenen Rednern zum Ausdrucke ge bracht, die, soweit sie finanzieller Natur waren, be sonders durch die Tatsache genährt wurden, daß die Aieißeritztalsperren-Genosjenichaft mit dem ihr zur Verfügung gestellten Betrage nicht ausgekommen war, >o daß die Garantiesumme des Staates insge samt um 8,5 Millionen Mark erhöht werden mußte. Ferner machte Abgeordneter Hettner daraus auf merksam, daß der Bern von Talsperren sehr leicht mit den Interessen der Industriellen kollidieren könne, die ihre Triebwerke an den Wasser läufen angelegt haben und schwer geschädigt werden, wenn ihnen bas Wasser entzogen wird. Eine sehr berechtigte Forderung aber brachte der Abg. Dr. steche in die Verhandlungen, indem er in seiner Rede im Anschluß an die Klagen der In dustrie über Entziehung und Verteuerung bes Trieb wassers auf die Bedeutung des Ausbaues der Kanäle hinwies und den Vorschlag machte, die großen Summen, die für den Bau der Talsperren in Aussicht genommen seien, nicht einseitig sür diesen Zweck zu opfern, sondern auch die Inangriffnahme einer großzügigen Kanalisation in Erwägung zu ziehen. Der einzige wirklich schiffbare Strom Sachsens, die Elbe, kann nur von einem kleinen Teile des Landes mit Vorteil als Schisfahrtswea l'e- nützt werden, während wichtige industrielle Teile des Landes, wie die Leipziger und Chemnitzer Gegend, völlig ohne Verbindung mit den großen deutschen Wasserstraßen sind. Mit Recht wies Herr Dr. Steche darauf hin, daß, während in anderen Bundesstaaten bevcutende Kanalprojckte geplant seien, in Sachsen der Kanalgedanke völlig zurück geblieben sei. Und doch tut Sachsen und vor allem der sächsischen Industrie eine großzügige Kanalpolitik dringend not; insbesondere ist es das Projekt des Leipzig — Saale - Kanals, das in erster Linie der Ausführung bedarf. Leider ist die^Aussüh, rung dieses Kanals, der der Leipziger Industrie eine erhebliche Verbilligung ihrer Roh- und Brenn stoffe bringen würde, von der Erledigung der Frage der Schiffahrtsabgabcn abhängig geworden; er kann mit Hilfe Preußens erst dann gebaut werden, wenn Oesterreich in die Einführung der Schiffahrtsabgabcn auf der Elbe cinwilligt. Nun ist aber jetzt schon be kannt, daß Oesterreich, wenn es sich wirklich um stimmen läßt, einmal dieses Zugeständnis nur gegen Erhöhung des Vingangszolles auf deutsche Industrie erzeugnisse und zweitens gegen die Herabsetzung der deutschen Einfuhrzölle auf österreichische Industrie- Produkte machen wird. Die sächsische Industrie wird also nicht nur die Schifsahrtsabgaben zu tragen haben, sondern auch die Verluste, die ihr durch die erhöhten Zölle nach Oesterreich und durch die ver stärkte Einfuhr österreichischer Industrieprodukte ent stehen werden. Auf der Generalversammlung der Ortsgruppe Leipzig des Verbandes Sächsi scher Industrieller am 1. Mai d. Z. hat Dr. Schneider in seiner Rede über „Kanalfragcn und Industrie" darauf hingewiescn, daß die be deutenden Wirtschaftsinteressen, die hinter den säch sischen Kanalwünschen stehen, die beteiligten Regie rungen veranlassen müßten, den Plan des Leipziger Kanalbaues aus den jetzigen staatsrechtlichen Schwierigkeiten wieder loszulösen, und Laß der Leip ziger Kanal unabhängig vom Gesetz Uber die Schiis- fahrtsabgaben gebaut werden müsse. Allein für Baumwolle, so führte Dr. Schneider in dem erwähnten Vortraa aus. würde der Wasser bezug über eine halbe Million Mark Frachtersparnis für die sächsischen Spinnereien bedeuten, nicht viel geringer sür den Berug australischer und argentini scher Wolle für die sächsische Wollindustrie, und die blühende Landwirtschaft könnte sich bis ins Erz gebirge hinauf mit Hilfe des Kanals billig mit Kali, Ehilifalpeter, Phosphaten und anderen Roh stoffen versorgen. Diese erheblichen Vorteile für die sächsische Industrie würden aber noch potenziert, wenn noch zwei andere wichtige Projekte verwirk licht jein werden, einmal die Vollendung des großen Mittellandkanals, dem nur noch die letzte Verbindung, das Stück von Hannover bis zur Elbe fehlt, dann aber die Schaffung eines Wasserweges von dem Chemnitzer Industri e- gebiet zum Elster—Saale-Kanal, der unter Be nutzung der Mulde ausführbar erscheint. Infolge der starken steuerlichen und sozialpolitischen Be lastung dec deutschen Industrie ist es dieser nur noch in Ausnahmefällen möglich, ihre Produktionskosten zu verringern; ein Faktor nur kann noch verbilligt werden, und das sind die Transportkosten für Massen güter, worauf ja in der Zweiten Ständekammer bei der Beratung des Antrags Dr. Niethammer und Genossen eingehend hingewiesen worden ist. Man sicht, auch für Sachsen bieten sich wasser wirtschaftliche Aufgaben in Hülle und Fülle. Wie von Dr. Westenberger-Dresden in den „Hansabund- Nachrichten" am Schlüsse dieser Besprechung aus- gesührt wird, bedarf es eines festumrifsenen Wasser- wirtschastsproqramms, damit nicht eine Zersplitte rung der Kräfte und eine nutzlose Verschwendung der Zeit eintritt. In dieses Programm müßte aber un bedingt, im Interesse der Industrie sowohl als auch der Gesamtheit, der Bau von künstlickien Wasser straßen ausgenommen werden. Es bleibt ein be sonderes Verdienst des Abg. Dr. Steche, darauf auf merksam gemacht zu haben, daß zu den Aufgaben einer wirklich großzügigen Wasserwirtschaftspolitik nicht nur der an sich ja sehr begrüßenswerte Bau von Talsperren usw. gehört, sondern vor allen Dingen eine zweckmäßige Kanalisation. Vas „Grangesesi" in Ulster. Am Montag soll in Ulster das Oran gefeit gefeiert werden, ein Fest der Erinnerung an früher» Kampftage in Irland und deshalb möglicherweise rin neuer Anlaß zu heftigen Zusammenstößen zwi schen Len Ulsterleuten und den nationalistischen Frei willigen. O r a n g i st c n wurden die dem Oranier Wil« Helm III. und dessen Nachfolgern ergebenen Prote stanten in Irland genannt, die die Aufrechterhaltung des protestantischen Uebergewichts überhaupt sowie die des Hauses Hannover über die drei Königreiche erstrebten. 'Nach der Union von Großbritannien und Irland im Jahre 1800 griff der Bund der Orangisten auch nach England über und erlangte bestimmenden Einfluß auf die Regierung. Er bekämpfte Len Ka tholizismus und wandte sich auch gegen den toleran ten Liberalismus. Aber er vermochte nicht zu hin dern, daß im Jahre 1829 die Emanzipation der Ka tholiken durchgeführt wurde und diese dadurch die- selbe staatsrechtliche Stellung erhielten wie die Pro testanten. Infolgedessen ging auch in Irland das Uebergewicht der Protestanten verloren, und die Orangisten gerieten wegen ihrer leidenschaftlichen Opposition mit der öffentlichen Meinung so in Kon flikt, daß die liberale Regierung ihren Bund auf löste. Dennoch haben sich die Orangisten auch in neuerer Zeit bemerkbar gemacht, und ihre Kund gebungen haben zu blutigen Auftritten geführt. Ihre direkten Nachfolger sind die Ulster frei willigen unter Carsons Führung, die in diesen Tagen-sich zu einem neuen Vorstoß anfchiaen und die Nlstertnsis einer gewaltsamen Lösung zu treiben. Hebe-- die Lage in Irland liegen folgende Meldungen vor: Die erste Bersammltlilq der provisorischen Regier«»!). Belfast, ll>. Juli. Die erste von Carson einberufene Versammlung der provisorischen U l st e r r e g i e r u n g ist heute zusammengetretc». Die Verhandlungen lind geheim und werden in der lllsterhalle abgchalten, die von Illll bewaffneten Freiwilligen bewaibt wird. In der Versammlung bekinden sich der Herzog von Abercron, Marquis von Londonderrn und unionist ische Par lamentsmitglieder Ulsters. Ltnrke Po!i,',eimtsKrl'ote für das Orangesest. Landen, 10. Juli. In Ulster hegt man lebhafte Besorgnisse, daß die Feier des Orangefestcs am nächsten Montag zu Ausschreitungen sichren und Zusammenstöße der Ulsterleute und der natio nalistischen Freiwilligen veranlassen könne. Starke Polizeiabteilungen sollen nach den verschie denen Orten gelegt werden. Die Poli eibehörden haben Befehl erteilt, di« Polizisten mit scharfen Patronen zu versehen. In Middlesborough wurde ein beabsichtigter M u n i t i o n s s ch w i n d e l entdeckt. Als der Dampfer „Diamond" Fässer ein lud, die angeblich Zement enthielten, stürzte ein ge fülltes Faß beim Ueberladen ins Meer, und man bemerkte unter dem Zement, daß das Faß mit schar fen Patronen gefüllt war. Der Dampfer dampfte mit 2400 solcher Fässer nach Belfast ab. doch wurde die dortige Zollbehörde von der Ankunit des Dampfers und seiner Ladung benachrichtigt. Eine provisorische Neqierling für Ulster. London, 10. Juli. Die Unionisten von Ulster er ließen in Belfast eine Erklärung, in der sie an kündigen, daß die Versammlung des Ulster- Uni o n i st e n ra t c s als Versammlung der pro visorischen Regierung abgchalten würde, da sie auf dies« Weise weitere Machtbefugnisse haben würde. In der Erklärung heißt es weiter, der Zweck dieser Maßnahme sei die Ausübung aller Machtbefugnisse, welche die Zurückziehung der direkten Reichsrcgierung aus Ulster notwendig macke für die
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