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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140706022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-06
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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MrnS' Ausgabe Gr Leipzig ua» Vorort, »urch unser, rrLgee vkAU Avpk » . un» Spediteur« Lmaltägllch in» tzou« gebracht: monatlich,.,» M>, »lerteliührlich 3.7» NI. Sei »er Seichäst-steU«, unfern Ztiiale« un»flu»gobest«Uen adgeh»lt: msnotttch 1M., vierteljährlich » M. Vurch di, Post: inn«ri>ald deutfchlanS» un» »er »eutfchen «olonien monatlich M., vierteNükrUch 4.»» M.. auofchliestlich postdestellgeiü. Va» LeipzigerLagrdlatt erscheint Werktag» Lmai, Sonn» u. Z«irrtag»>mal. In Leipzig, »en Na<bdarorten un» Sen Grten mit eigenen Zilialrn wir» Sie stbenSouogadr noch am flden» »es Erscheinen» in» hau» geliefert. 0rriia,kN«Sakti»a:InüenZ«lt»nl7, Z«rnfprech»stnschluA: Moabit Nr. 447. Amtsblatt des Rates und des pollzriarntes der Stadt Leipzig KeSaktion un» S«schäft»strllr: Zohanni»gaff« Nr. e. » Zernsprech-flnschluh Nr. I4b4,, >4»»» un» >4»»4. ISS. Jahrgang für Inserat, a«. Leipzig un» Umgebung »i, /»nzeigenpreif e. ,spalt»g,p«titz,tt,2» Pf., »I, n,nam«„n,, m., von auowärt, »» Pf., Neklamen >.,» m., Klein, stnzeigen »iepetitzetl, nur 2»pf.b.wi,»«rh»l.kab.,Infera»« von SehörSen im amtlich,»keil »i« Petit» zeit» »» ps. S,sch»f«»an,eigen mit plahvorschrtst im Preis» erhSht. Nadatt nach Laris, Veilagen: «efamtaufl.SM.»«»Laufen» au»schl.Postgebühr. stnz«igen»stnnahm«: ^ohanntsgaste», bei fümtlichrn Filialen »e« Leipziger Logeblatt«» un» allen ftnnoncen.Lxpeüitionen »,» In» un» stuolan»»». cheschäftostell« für Verlin u.üi» pr.Sranüenburg: virektionwalterZliegel, Serlin S.,4, dr»-üen,retraft«47. Zernsprech./tnschlust-Morihplah,S72t. Nr. 338 Monisg, üen ö. Juli. 1S14. Das wichtigste. * In Bosnien sind bis auf weiteres die ser bischen Zeitungen verboten worden. (S. des. Art.) ' * Die Abdankung des Fürsten Wilhelm von Albanien soll unmittelbar beoorstehen. (S. bes. Art.) , * Der Obmann des französischen Heeres- ausschusses sprach sich scharf gegen die drei jährige Dienstzeit aus. (S. Ausl.) * Im Kohlenbecken der Loire streiken 18 000 Arbeiter. (S. Ausl.) * In Bornim bei Spandau erlitten elf sachsengänger an dem herabgcfallenen Drahte einer Hochspannungsleitung furchtbare Verletzungen, fünf wurden sofort ge tötet. (S. Nachr. vom Tage.) dasprotokoll von Niagara Zolls. 2. Im Angesichte eines herrlichen Natur schauspieles, des berühmtesten Wasserfalles der Welt hat eine zwischenstaatliche amerika nische Konferenz getagt. Etwa so ein Gegenbild unseres europäischen Algeciras. Aber dort hatte man wenigstens das Objekt seiner Beratungen — man ist versucht zu sagen: die Beute — vor Augen. Auf dem anderen Halbglobus hatten sie sich einen Ort ausgesucht, an dem von Mexiko nichts mehr zu sehen war. Und die Hauptsache: Mexiko war nicht bloß Objekt, sondern zu allererst Subjekt der Beratungen. Es war eigentlich ein starkes Stück, wie sich die Vertreter der vier bedeutendsten amerika nischen Staaten von dem gerade gegenwärtig so heruntergekommenen Mexiko aus der Nase spielen ließen. Ten Haupttekl der Monate, die auf diese famose Konferenz von Nia gara Kalls verwandt sind, hat inan mit gütlichem Zureden an die Herren Huerta, Villa und Earranza verplempert, besagte Konferenz doch mit Entsendung von Vertretern huldvollst begnaden zu wollen. Welcher Natten- tonig von Folgewidrigkeiten! Der ganze Streit, soweit die Vereinigten Staaten an ihm beteiligt sind, war darüber entstanden, daß deren Präsident die Legitimationspapiere des Herrn Huerta nicht in Ordnung fand. Und andere Leute sind der sehr maßgeblichen Ansicht, daß Herr Villa zum mindesten ein noch viel dunk lerer Ehrenmann sei. Und alle diese Nicht anerkannten komplimentiert man wochenlang in seinen Diwan herein und macht sich mit einer Tagung, die eigentlich aus lauter Vertagun gen bestand, zum Gespülte der Umwelt. Nun, endlich hat der Berg ausgebrütct, und das Mäuslcin ist geboren. In Algeciras halte man ja auch mehr gegessen und getrunken als gearbeitet, aber das letztere doch auch nicht ganz vernachlässigt. Wenn wir uns recht erinnern, zählte die „Algeciras-Akte" 123 Artikel. Die von Niagara Kalls enthält deren 6, und — es steht nichts darin! Lauter Bestimmungen über Dinge, die nicht geschehen sollen! So zum Beispiel, daß die Vereinigten Staaten für den Zwischenfall von Tampico, der der eigentliche Anlaß ihrer bewaffneten Einmischung gewesen ist, keine Genugtuung und keine Ent schädigung erhalten sollten. Eine solche Abweisung der ursprünglichen Hauptforderung Pflegt man im gewöhnlichen Laufe der Dinge für eine Niederlage anzu sehen. Und doch wird Herr Wilson dabei blei ben, daß er triumphiert habe. Und in einem gewissen Sinne wird man ihm das nicht ab streiten dürfen. Vor der Besetzung von Vera cruz hatte seine Negierung freilich in einer „befristeten Note" — zu deutsch also: „Ulti matum" — den mexikanischen Klaggengruß als Sühne für eine angeblich unrechtmäßige Ver haftung amerikanischer Matrosen verlangt. Nach dem aber der Hanpthafen des Aztetcnlandes eingenommen war, erklärte der Präsident aus drücklich in einer Botschaft an den Kongreß, sein Feldzug gelte nicht der hochachtbaren Ne- pnblit Mexiko, sondern nur einem in ihr lebenden Manne, den jene sich merkwürdiger weise gerade zum provisorischen Präsidenten ge setzt habe. Er war also von der Tampico-Ge schichte gleich wieder auf seinen schon über ein Jahr geleierten lakonischen Kehrreim zurückge- kominen, übrigens meine er, daß Huerta kein mexikanisches Staatsoberhaupt scnF dürfe. Und dieses Ziel ist jetzt erreicht. Zwar steht die Abmachung, daß Huerta zu rück treten solle, nicht in den 6 Artikeln des Hauptproio- tollS, sondern in einem Ncbeiiproeotolle. Ueber- dies hat der bisherige Dinator in Stadl Mexiko — vom Lande gehüri ihm so gnr wie nichts mehr — von Beginn an Hunderte von Malen erklärt, daß er seine Person dem Frieden des Landes jederzeit zum Opfer zu bringen bereit sei, daß er überhaupt nur aus Vaterlandsliebe in seinem sorgenvollen und beschwerlichen Amte noch aus- harre, und dergleichen mehr. Nauirlich waren das alles unverbindliche Nedensartcn, so billig wie Brombeereii. Und jetzt hat er sich ver bindlich gemacht: schwarz ans weiß, in einem — Ncbenprotokolle, das irgendeiner seiner Ku lis unterzeichnet hat. Damit ist inan ein gutes Stück wcitcrgekoinmen. Kehlt nur noch, daß Huerta die Abmachung bestätigt, und zu aller letzt die herzlich bedeutungslose Tatsache, daß er sie — hält, nm Herrn Wilsons Triumph vollständig zu machen. Und wenn dann die Earranza, Villa, Za para gleichfalls sich unterwerfen und durch freie Volksabstimmung ein dem Wash ingtoner Weißen Hanse genehmer Mann zum endgültigen Lenker des kreolischen Freistaates erkoren wird, dann in u ß ja das goldene Zeit alter Nordamerikas anbrechen! Nur schade, daß der Mann, der das „Wenn" und das „Aber" erdacht hat, ans der Welt erst lebte, nachdem sich ihr goldenes Zeitalter in das Land der Dichter zurückgezogen hatte! Und über das alles ist so ganz nebenbei ein alter Leitsatz der Vereinigten Ttaaten-Politik in die Brüche gegangen. Aenßerlich ist die M o n - roe-Dok trin ja zu den glänzendsten Ehren gebracht. Ausschließlich A m erik a n e r haben über den Streitfall zwischen der Union und Mexiko — nicht doch: den mexikanischen Partei- I>ä'prcrn Huerta, Villa nsiv. — zu Gerichte ge sessen; obwohl im Grunde doch England, Deutschland .und Frankreich ein grö ßeres Eigeninteresse daran hatten, daß in Me xiko wieder Frieden und Ordnung herrschen, als Argentinien, Brasilien und Ehilc. Aber in Washington hatte man sich doch bis lang die Monroe Lehre wesentlich anders aus gelegt: nämlich so, daß man dorr den Knüppel beim Hunde liegen habe. Jetzt ist mit einem .Male Sü d a in e r i k a alS gleichberechtigt neben dein Hanptstaaie des nördlichen Erdteils anerkannt worden. Ja, noch nicht einmal einem G e s a m t - S ü d a m e rika ist diese Ehre zu teil geworden, sondern einem sehr losen Z iv c ck- verbande der sogenannten ABE-S tau ten. Daß die Washingtoner Regierung sich dieser Umdeutung der berühmten „Doktrin^ so bereitwillig gefügt hat, ist ja nun freilich ein glänzendes Zeugnis für die politische Idealität der zurzeit in ihr herrschenden Männer. Und wen it das Protokoll von Niagara Kalls zuletzt in tie Wirtlichkeit der Tatsachen übersetzt wer den sollte, so wird niemand bestreiten, daß die Herren W ilson und B r h a n sich ein An recht aus den N o b e l s ch c n K r i c d c n S p r e i s redlich verdient haben. Leider gibt es noch immer und überall Banausen der Politik, die zu solchem Idealismus sauer sehen, wenn er ans Kosten emer bisher behaupteten nationalen V o r m a ch t st e l l u n g gepflanzt wird. Zu solchen Nörglern gehört drü ben Herr Roosevelt, der „Imperialist" und robuste „Elcbbnlle", wie ec sich zu nennen liebt. Und nn November dieses Jahres wird die nord amerikanische Wählerschaft eilt Zwischennrteil zu fällen haben, ob sie mit der Gesamtpoli- i i k ihrer gegenwärtigen Temolraten Negierung noch «zufrieden Ist. Vie bevorjkehen-e Möankung -es Zücjken. Das Interesse, das Rumänien on dem Schicksal des Fürsten bekundet, entstammt nicht nur den ver wandtschaftlichen Bestehungen des Königshauses, sondern entspringt auch der Erwägung, daß ein selbständiges Albanien besser ist, als dcß ein anderes Land jenes Gebiet zuerteilt crbält. Deshalb steht Rumänien vollständig aus der Seite des Fürsten. Dessen Stimmung soll nach einer neuen Meldung wieder vollständig ins Trübe umgeschlagen sein. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Rumäistcn und Albanien. Dgs Bukarester Blatt „Eonservatorul". das Organ M arghilomans, verössentlicht an leitender Stelle einen Artikel über das Interesse Rumäniens an der Erhaltung und Entwicklung des unab hängigen Albanien. In diesem Artikel heißt es unter anderem: „An der Erhaltung und Entwicklung eines un abhängigen albanischen Staates haben nicht nur Oesterreich Ungarn uno Italien allein ein Interesse. In dem großen Rassenkonflikt war die Schaffung Albaniens das einzige Auskunstsmittel, wodurch auch die in den Gegenden des Pindus zerstreut lebenden A romune n in einem unabhängigen Staatswesen vereinigte werden konnten, in dem sie ihre Rationalität, ihre Religion und ihre Sprache bewahren können. Dieses wichtige Moment dürfen wir Rumänen nicht aus dem Auge verlieren. Man wird daher begreifen, warum Rumänien ein nicht zu unterschätzendes Interesse an der Er haltung Albaniens hat. Die Abreise der Familie des Fürsten. Zu der angeblich bevorstehenden Abreise der Fa milie des Fürsten wird in der Wiener „N. Fr. Pr." folgende Vorgesastchte erzählt: Prinz Günther zu Schönburg-Waldenburg, der kürzlich aus Rumänien in Dnrazzo eintraf, überbrachte seiner Schwester, der Fürstin Sophie, die Bitte der Königin Earmen Sylva, sie, die Fürstin, möge ihre Kinder nach Sinaia, dem Sommerschlossc der rumänischen Königsfamilie, schicken, damit „diese un schuldigen Geschöpfe nicht schon in ihrem zartesten Kindesalter durch den Kanonendonner um Durazzo in ihrem Schlafe gestört werden". Prinz Schönburg Waldenburg, der sich auf seiner Reise von Bukarest nach Durazzo einige Stunden in W i e n aufhielt, äußerte sich in hiesigen Bekannten kreisen dahin, er hasse, seine Schwester, die Fürstin Sophie, werde dem Wunsche ihrer königlichen Tante Folge leisten. Er, Prinz Schönburg Waldenburg, werde alles anfbiete n, um seine Schwester zu be stimmen, ihr" Kinder nach Sinaia zu begleiten, wäh rend er an der Seite seines Schwagers, des Fürsten von Albanien, in Dura.zzo verbleiben werde. Sollte nun die Meldung aus Durazzo über die vorstehende Abreise der Fürstin von Albanien nach Bukarest sich bewahrheiten, so kann man mit Bestimmtheit an nehmen, daß es der Ueberrcd u n g des Prinzen Schönburg-Waldenburg gelungen ist, seine Schwester zur Abreise zu bestimmen. Turihan Pascha äußerte sich folgendermaßen: „Es war schon vor einiger Z^it entschieden, daß die Kinder des Fiirstenpaares wegen der großen in Dnrazzo herr schenden Hitze sür den Sommer nach Sinaia gehen, aber davon ist keine Rede, daß die Fürstin auch Durazzo verlasse." Bevorstehende Abdankung des Fürsten. Mailand, kl. Jul'. Nach einer Information, die der römische Korrespondent der „Perseveranza" ans diplomatischen Quellen erhalten haken will, soll Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein, wenn sie gegenwärtig ist; man wird ihren Wert oft dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm. L. v. Nanke. Jekaterina Iwanowna. Von Leo nid Andrejew. Deutsche Uraufführung im Münchner Schauspielhaus. Vor zwei Jahren sah man ein Drama die ses jungen Nüssen mit dem Titel: „Das Le ben des M cnsche n" — und alles, was dieser stolze, melancholische Titel in sich birgt, finden wir in seiner Jekaterina I w a n o w n a wie der. Die dichterische Unerbittlichkeit, die den Ab lauf des Daseins unbcugbaren Gesetzmäßig keiten unterordnct, das Gefühl von der unend lichen Kleinheit nnd Große des Lebens, dem gegenüber der Mensch bald Gott, bald Narr, bald König in Ketten, bald gekrönter Sklave ist — oder auch nur ein Mensch —, das etwa ist es, ivaS sich von dem Willen Andrejews in Worte kleiden läßt. Und will man klarlcgen, wie etwa Andrejew diesem Willen Gestalt gibt, so wäre es dieses: Jekaterina Iwanowna wird von ihrem Gatten des Trcubruchs verdächtigt (forscht man den Gründen nach, so trifft man auf den unmotivierten Punkt des Dramas, den man als Naturalist „ablehnen" kann«, sie gibt sich unter dem Druck dieser Beleidigung dem Manne hin, mit dem sic verdächtigt war — und nachdem sich die beiden Gatten über diesem Entsetz!ichcn wiedergcsunden haben, zeigt es sich, daß die Natur des Weibes stärker uud abgrün diger ist, als alle verstehende und verzeihende Güte. Jekaterina Iwanowna, im Tiefsten ihres Weibseins getroffen, aus der Verankerung ihres Daseins gerissen, kann nicht mehr zurückfinden und sinkt, da sie nicht mehr Weib sein kann, zur Dirne herab. Ihr gegenüber steht ihr Mann, dessen Dasein langsam mit ihrem Untergang zerbröckelt. - — — Aber es ist nicht allein diese Tragödie, die erschüttert, es ist mehr noch die suggestive Macht des Wortes, die urplötzlich aus einer gewöhnlichen Alltäglichkeit allertiefste Zusammenhänge gebiert (ein Beispiel sei mir gestattet: die Krau sagte etwa: „ich weiß nicht, warum ich heute ein weißes Kleid angezogen habe", nnd wir fühlen, daß sich ein Glanz über diesen Tag breiten wird), es ist die gütige Menschlichkeit, die auch noch die Trostlosigkeit segnet. Geschenkt wurde uns dieses Drama durch Friedrich Kayßler und Helene Fehd- mer. — Es ist schwer, Worte des Dankes zu finden für die Kunst dieses deutschesten, tief sten und männlichsten unserer Schauspieler. Hier hat die Kritik das seltene Necht, zu schwei gen, sie hat nur die Pflicht, zu sagen: „Hier rst ein ganz Großer; scio ehrfürchtig und dankt dem Geschick, daß er in unserer Zeit lebt." Danken wollen wir ihm aber auch dafür, daß er in seiner Krau Helene Kehdincr eine tief dringende und eigenartige Darstellerin gebildet hat. — Es war ein Abend, der viel Münchner Theatertiefstano vergessen gemacht hätte, wenn er uns nicht auf der anderen Seite dieses Elend schmerzlich zum Bewußtsein gebracht hätte — durch seine tiefe Schönheit. zVnIter von HoIIoncker. Kunst UN- Wissenschaft. * Sin deutsches Wandertheater für die Balkan länder. In Konstantinopel haben zwei Ver sammlungen stattgefunden, die den Zweck hatten, die Errichtung eines deutschen Wander theaters für die Balkanländer vorzubereiten. Der Leiter des Unternehmens. Direktor Bluhm, teilte mit, Laß ein Stammkapital von M000 ^zusammen gebracht werden müsse. Innerhalb der Türkei soll in Konstantinopel. Adrianopel und Smyrna gespielt werden * Die englische Zensur wird, wie aus London geschrieben wird, immer aufgeklärter. Letzte Woche gob sic die Erlaubnis zn einer öffentlichen Auffüh rung von „Manna Van na", die sie bisher ver weigert hotte, weil sie in einem Mantel keine ge nügende Bekleidung für eine Dame sehen konnte, und soeben hat sic auch nach Aljährigem Widerstände Ibsens „Gespenster" sreigegeb-en! * Der Nachfolger Lossows in Dresden. Wie unser Dresdener Mitarbeiter erfährt, ist cum Nach» folger des verstorbenen Geheimrats William Lossow, des ehemaligen Direktors der Dresdener Kunstgewerbeschule, Professor Karl Groß ernannt worden. Groß wurde 1869 in Bruck bei München geboren und war nach dem Besuche der Münchener Kunstgewerbeschule lange Jahre praktisch als Goldschmied und Bildhauer rätig. 1898 kam er als Lehrer an die Dresdener Kunstgewerbejchule und entfaltete hier eine erfolg, reiche Tätigkeit. Groß ist stellvertretender Vorsitzender der sächsischen Landesstelle sür Kunstgewerbe und des Dresdener Kunstgewerbever eins und hat sich unter Lossow organisatorisch be tätigt. Er hat verschiedene Arbeiten veröffentlicht, so vor einiger Zeit ein Werk über architektonische Plastik. Seine Wahl ist als eine sehr glückliche zu bezeichnen. * Der Staat als Mäzen. Der niederdeutsche Dich ter Karl Wagcnfeld, der als Lehrer in Münster i. W. wirkt, ist auf ein Jahr zum Zweck volks kundlicher Studien beurlaubt worden. Karl Wagenfeld gilt als einer der bedeutendsten platt deutschen Dialektdichter. Er steht im -lö. Lebensjahr. Auf seine Anregung hin hat die Hcimatschutz- kommission der Povinz Westfalen ein großes Sam melwerk über westfälische Volkskunde beschlossen. * Brinkmann-Feier in Warnemünde. Anläßlich des 100. Geburtstages des plattdeutschen Dichters John Brinkmann fand am Sonntag im Ostsee bad Warnemünde die feierliche Einweihung des John-Brink mann-Denkmals unter großer Beteiligung statt. Das Denkmal, ein roter schwedischer Granitdlock mit einem Bronzereliesbild des Dichters, hat inmitten gärtnerischer Anlagen Aufstellung gefunden. * Kunst und Zeit. Einen beachtenswerten Rat gab vor einigen Lagen AIsred Capus seinen jungen Kollegen in Apoll, indem er Goethes be rühmten Ausspruch, daß nur die aktuellen Werke von Dauer sind, in seiner Weise umschrieb: „Wenn ein Werk", jagte er in einer Rede, die er hielt, „ein dauerndes Leben leben will, muß es sich zunächst von dein zeitgenössischen Leben nähren. E>n Schriftsteller, der seine Zeit verachtet, unter dem Vorwande, daß er nur mit der Nachwelt zu tun haben wolle, gleicht einem Verliebte», der etwa jagen würde: „Ich will keine Frau kennen lernen; nur die Liebe will ich kennen lernen!" Ein edles Strelnn, fürwahr, aber doch ein bißchen unbestimmt. Man kann — wenn ich mich so ausdriicken darf — zur Liebe an sich nur mit Hilse einer bestimmten nnd kontrcten Frau gelangen, und zur Nachwelt und zum Ruhme gelangt man nur dann, wenn man sich aus eine bestimmte Zeit stützt. So, meine ich. ist Goethes Wort zu deuten." * Ein neues Museum für Volkskunde wurde dieser Tage in U n g. -H r a d i s ch (Mähren) eröffnet. Was alles die eigenartige, prächtige Volkskunst der Slovakei bictet, ist hier in einem reichhaltigen, sehcnswürdigen Museum vereinigt. Eine über 1000 Stück zählende Sammlung von Baucrnmajoliken (Habanerkeramik), eine kostbare Sammlung von Stickereien und Spitzen bilden den Inhalt dieses In stituts, in dem auch alle anderen Zweige der Volks kunst vertreten sind. * Ein Vorkursus für deutsche Kunst an höheren Lehranstalten in Preußen. Das preußische Kultus ministerium verfügte, daß die Direktoren der höheren Lehranstalten für die männliche Jugend einen Vor kursus zur Einführung indiedeutsche Kunst veranstalten. Als Leiter des Kursus wurde, wie uns aus Halle telegraphisch gemeldet wird, der Professor für Kunstwissenschaft in Halle Waetzold erwählt, der mit den Direktoren eine vierzehntägige Studienreise nach Halberstadt, Hildes, heim, Goslar, Magdeburg, Halle, Merseburg, Naum burg, Erfurt und Bamberg unternehmen wird. * Neue Mitglieder der Kajser-Milhelm-Nesell- schast. Die K a i s e r - W i l h e l m - E c j e l l s ch a f t zur Förderung der Wissenschaften hat soeben einen Mitglieder »wachs erfahren. Geheimer Baurat Dr.-Ing. Paul o. Gontard in Berlin und Lannrat Eichhorn in Krefeld als Vertreter de» Landlrcises Krefeld wurden zu ihren Mitgliedern er nannt.
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