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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.07.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140707024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914070702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914070702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-07
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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leipziger Tageblatt. vette 2. Nr. 340. Nvena-Nusgade. Der Stan- -er kommunalen Zrauenarbelt kn Veut^hlan-. Die Hilfe der Fran auf den Gebieten der Armen- und 2rkiisenpflege, der Wohnungs-, 26ohlfahrts- und Schulpslege wie der Iugend- lürsorgc ist deute einfach unentbehrlich ge worden. Ta diese Gebiete insgesamt für den Ausgabentreis der deutschen Gemeinden von ein schneidender Bedeutung sind, so hat dementspre chend auch die Gememdcarbcit der Frau eine nngcalnue Zunahme erfahren, ja notwendiger weise ersahren müssen. Die zifsermäßiaen Be lege des neuesten Standes kommunaler Frauen arbeit in Deutschland beweisen am besten, wie sehr man sich in Städten und Gemeinden die tLrkennrnis von dem Wert und der Unentbehr lichkeit weiblicher Mitarbeit in den Kommunen bereits zu eigen gemacht hat. Im D e u tsche n Gleich sind zurzeit im ehrenamtlichen Dienst verhältnis einer Gemeinde 285)0 Waisenpslcgc- rinnen, 175»."- Armen- und Waisenpilegerinnen, 10 760 Waisen und Ziehlindcr Anfsiclnsdamcn, in der Dchulverivaltung .'>8l Frauen beschäftigt. Die Gesainlzifser der ehrenaml.ichen iveiblirhen «^emeinke-Hüsskräfle beläuft sich demnach auf 16'.)00 Frauen. Demgegenüber muß aller dings die „saht der gegen Besoldung tätigen Frauen im Gemeindedienst noch gering genannt werden. Die beläust sich zurzeit auf 1021 be soldete Hilfskräfte, von denen allein 861 die Wohlfahrtspflege sich zum Arbeitsfeld erwählt haben. Erwägt man, das; von einein ernst haften Mitarbeiten der Fran auf kommunalem Gebiet vor dem Fahre I80'> nicht die Rede sein kann, so wird inan zugeben müssen, daft der heutige Dkand einen ungeahnten Fortschritt ge bracht har. Vie sozialörmokratisHe Gewerkschafts bewegung 1013. Das Zeulraiorgan der sozialdemokratischen Geiverkschastsleilnug ldas „Ziorrespvndenzblatt"- verosfenllichl eine Diatistit, aus der sich ersehen last, weichen Einfluß die Dchwanlungen der wirtschaftlichen .Konjunktur auf die Miiglieder- beweguug der sozialdemokratischen Gewertschch- tcn geübt haben. Das allgemeine Gesamt ergebnis besteht in der Tatsache, das; unter 1.» Fndustriegrupveu >0 Mitgliederverlliste er litten, während 5, eine unbedeutende Zunahme aufweiseu. Mit dem .11. Dezember als Ber gleichstermin haben im Fahre 1010 gegen das Vorfahr die „freien" Gewertfchaftcn folgenden Mitgliederbestand gehabt: im Baugewerbe 4:16 061 gegen 46.1 in der Metallindustrie .'>8000.1 gegen .'>0t>8!0, in der Terlilindnstrie 108 070 gegen It2«>'il, im Handels- und Trans portgewerbe 2-'I 2.06 gegen 217.018, im Berg bau 10108«; gegen 111062, in der Bekleidungs industrie Il2 4.>0 gegen ll-1102, in der Holz industrie 200 700 gegen 210 761, in der Nah- rungs- und Geuuümiitelindustrie l 18Oll gegen 124 .'10, j„i lKarluereigewerbe 7224 gegen 68.08, im Gasttvirtsge'oerbe UI020 gegen 16.042, in der Industrie der Dreine und Erden 7.0 00.0 gegen 76 780, in der Papier- und Lederindnslmc 74 877 gegen 74 011, in der Industrie der „Fabritarbeuer" 207 000 gegen 207.007, in „sonstigen" Berufen 64 12-0 gegen «>0 781. Die Gesamt-Mitgliederzahi ist hiernach von 2.000 781 in« Fahre 1012 auf 2 408 0.00 im Fahre 1'010 zurückgegangeu, so das; die Abnahme ins- gesamt 60 822 beträgt. Talaat Sei über -ir griechisch-türkischefiuswanüerung. Die türkische Kammer beschäftigte sich am Montag mit einer von einigen griechischen Deputierten unter breiteten Anfrage über die Auswanderung der Grie chen. Der krieche Emmanuilides gab eine Schilde rung der jüngsten Vorkommnisse und kam dabei auch auf den Boykott gegen die kriechen zu sprechen. Der Minister des Innern, T a l a a t B e i, der von seiner Untersuchungsreise aus Kleinasien zurückgekehrt ist, erklärte in seiner Erwiderung, daß nach den Balkankriegen kewalttätigkciten vorgckom- die Liede der drei Kirchlein. 27s Roman von E. Stieler-Marshall. ee.'op>rir;bt Wi l Sy Uieiti «w Li l-'o., ei. IN b. u. e-eipris.) „Ei ja, das möchte ich mal scheu, wenn du den alten Damen den Hof machst. Du — sTille, das kannst du ja gar nicht." „Nee," gab Frauchen ehrlich zu, „ich glaube auch, da werde ich mich dumm anstelle«." Die waren heute ein klein wenig ernster und stiller als sonst — es war ein besonderer Abend — eine Art Abschied, das fühlten sie beide. „Graulst du dich?" fragte das Frauchen ordentlich bang. „Nee, vor was denn?" antwortete Martha Wendt. „Ich tue meine Arbeit, und gebe mir Mühe, daß alles ordentlich wird. Und fertig. Natür lich, die Damen haben ihre Launen und die werden an der Jungfer ausgelassen. Daran muß sich unsereins beizeiten gewöhnen. Das schüttelt man ab — heidi — nur nicht ärgern." „Frau Alix hat keine Launen, glaube ich," beruhigte Frauchen. „Die «st eine himmlische Frau, die man lieb haben muß, ob man will oder nicht. Aber siehst du, das ist so, wie du von den Männern sagst: ob man will oder nicht, man muß sie lieb haben. Die hat das Zwingende, iveißt du. Und sie selbst, so kommt cs einem vor, bleibt ganz kalt dabei. Dcls ist beinahe ängstlich." „Ja ja, fo muß es aber sein. Wenn man anderen Menschen recht heiß nrachcn will, muß man selber ein Eiszapfen sein," philvphiertc das Marthakind. „Guck einmal, da kommt dein Bater schon, da will icls mich dünn machen." „Nein, tvartc noch, vielleicht — — — ja siehst du, er geht noch vorüber, geht noch in den Park da drüben, fast alle Tage jetzt — er hat den Schlüssel zu der kleinen Pforte. Was er nur dort will? .Sonst sagt er mir alles — aber jetzt Krauchen seufzte tief. Die schlaue Wartha men wären. Man habe sich sogar bis zu Falte» rungen verstiegen, wie durch unparteiische Unter suchungen festgestellt worden fei. „Ein auswärtiger Diplomat", fuhr der Minister fort, „hat mir jüngst gesagt, daß der Kriegszustand in Serbien, Griechen land und Bulgarien fortdauere, und sich nichts an der Lage geändert habe. In der Türkei ist wäh rend des ganzen Krieges kein einziger Zwi schenfall vorgekommen. Einzelheiten jener Gewalt tätigkeiten kannte man nicht, bis Tausende musel manischer Auswanderer in der Türkei eintrafen, die jene Gewalttaten weiteren Kreisen zur Kenntnis brachten und dadurch eine gehässige Stimmung I^rvorriefen, der die Regierung wohl nicht Vorbeugen tonnte. In den geschilderten Umständen liegt die Hauptursache der Auswanderung. Die Aus wanderer erreichten die Zahl von 270«160: man war also gezwungen, sie in griechische Dörfer zu schicken." Der Minister kam hierbei auf seine Reise nach Adrianopel und Smyrna zu sprechen. Er gao zu, daß einige Plünderungen und Mordtaten in Phokca vor gekommen seien, verwies jedoch auf die Maßnahmen, die getroffen wurden, um der Bewegung Einhalt zu tun. Daß die a u s g e w a n d« r t e n Griechen jetzt in die von Muselmanen besetzten Dörfer wieder z u r ü ck k e h r t e n, sei unmöglich. Die griechische und die türkische Regierung seien daran, zu einem Einvernehmen zu gelangen. Rach der Rede Les Ministers schritt die Kammer unter großem Lärin zur Abstimmung, bei der eine Umwandlung des Antrages der griechischen De putierten abgclehnt wurde und die Erklärungen des Ministers als genügend bezeichnet wurden. Inzwischen machen die Verhandlungen zwischen den beiden Negierungen gute Fortschritte, wie aus folgender Meldung hervorgeht: Konstantinopel. 7. Juli. Die Pforte über mittelte gestern der griechischen Gefandtschast die Antwort aus die letzte griechische Rote. Wie ver lautet. erklärt die Pforte Ui der Antwortnote, daß sic mit Befriedigung non der Zustimmung zur Entsendung von Delegierten in der Auswanderer- frage Kenntnis genommen habe. Die Beflissenheit, die beide an den Tag legten, nm zu einem Einver nehmen zu gelangen, fei ein Beweis für die A n s richt igkeit des Wunsches, die herzlichen Be ziehungen anfrcchtzusrhalten. Deutscher Reich. " Der Kaiser hat heute morgen kurz nach 6 Uhr an Bord der „Hohenzollern" von Kiel aus die Nord land reise angetreten. Der Turbinen kreuzer „Rostock" und das Depeschenboot „Sleipner" begleite»« die Kaiserjachk. * Der neue Kurs in Len Reichslanden. Die neue Regierung der Reichslanoc hat die Bezirksregicrun- g-cn zri umgehendem amtlichen Bericht ausgefordert über die Anwendung der französischen Sprache in den eljässischen Gemeindevertretungen und Be zirkstagen. Wie elsässischen Blätter«« gemeldet wird, hat sich die neue Negierung bereits für eine Auf- h e bung der Zulassung der französischen Sprache im amtlichen Verkehr der Kemcinderätr und der Be zirkstage entschieden. * Eine Dentschrifj über den Schutz der Arbeits willigen und Lee persönlichen Freiheit von» Stand punkte der Frage einer reichsgewtzlichen Regelung der Materie wird von der Reichsregierung vor bereitet. Innerhalb der meisten Bundesregierungen ist man begrebt. auf dem Berordnungswege der» Schutz der Arbeitswilligen nach Möglichkeit m verstärken. Sa ist z. B. die viel erörterte sächsische Verordnung über Streikpostenstehen entstanden. Ferner beabsichtigt die preußische Staatsrcgierung. sämtliche P o l i z e i v o r f ch r i f t e i» über S t r e i k p o st e n st e h e n usw., von denen kürzlich einige vom Kammcrgericht für rechts ungültig erklärt wurden, einer Revision zu unter ziehen und sie derartig zu gestalten, daß das Kammergericht nichts gegen sie einwende.« kann. Weiter sollen in den Jndustrierevieren die Polizei kräfte nach Bedarf verstärkt werden, um in Ge genden, wo Streikausbrüche zu vermuren sind, rechtzeitig die nötigen Organe zur Hand zu haben. Ferner werden überall, wo noch nichts geschehen iit, Polizeiverordnungei» erlaßen, die Streikausichrei- tungeir und Ruhestörungen wirksam entgegentreten sollen. * Rücktritt des serbischen Generalkonsuls in München. Der serbische Generalkonsul in München, Auspitzer, ein österreichischer Staatsuutertan, har wegen des Attentats in Serajcwo seine Demission ge- Wcndt kniff die Augen ein und streckte das spitze Zünglein aus den roten Lippen. „Aha," sollte das heißen, „ich kann mir schon denken." „Nicht einmal herauf sieht er," klagte Frau chen, „und sonst, wenn er in die Dtraßc bog, pfiff er schon auf seine Weise, daß wir ans Fenster lomincn und ihin winken sollten." „Wer weiß, was er wieder alles im Hopfe hat, solch ein gelehrter Herr," tröstete Martha. „Na ja, das ist mich ein Trost. Ach Gott, ich habe meine Not mit meinen zwei Jungen. Denn der andere, der Werner, der ist nun vol lends unausstehlich jetzt, von dem habe ich über haupt nichts mehr." „Nanu!" wunderte sich Martha. „Fhr zwei wäret doch immer ein Herz und eine Decke. Was yat's denn da gegeben'?" „Zwischen uns gar nichts, gar nichts. Aber der dumme Peter ist verliebt, und ich soll nichts davon wissen." „Ach Gott," sagte Martha, „so ein Gras hupfer, so ci»t dummer Bub. Freilich, er ist nun in Obcrscknnda. Da sind sie alle verliebt." „Woher iveißt du das?" „Ei jeminch, das weiß man doch! Ich muß aber nun wieder herunter, cs ist »ncin letzter Abend, da muß die Mutter noch viel predigen Md Pappchen seine Lpäßchen maclzen. Ein Gluck, daß ich gerade hier über die Straße ziehe. Wenn dann Pappchen an seinem Fenster sitzt, hat er immer was aufzupasscn. Ich will sehen, ob ich ihm nicht manchmal zuwintcn kann, beim Staub tuchausschütteln oder sonst. Hcrüberflitzen darf ich anfangs nicht zu oft, das können sie nicht leiden, die Gnädigen." Nachher saß sz-amilic Wendt beim Abend brot nm den rannencn Tisch, und die Mutter hielt eifrige Neben, die das Marthakind zu allen Tugenden ermahnen sollten. Geduldig, mit ge senktem Köpfchen hörte Martha auf alles und blinzelte dann und ivann schelmisch dem Alten zu. Der nickte und schmunzelte sie ver- standen sich gut. - Spät erklang draußen das Haustürglöck- gcbcn. In voriger Nacht war das Konsularschild an der Wohnung de» Generalkonsul» heruntergerissen worden. Servrsche Studenten in München hatten in letzter Zeit das Attentat verherrlicht und dadurch die Erregung unter der Bevölkerung verursacht. * Boykottierung deutscher Waren. Aus Lemberg wird un» gemeldet: In Lemberg und Krakau sind in den letzten Tagen von den dortigen polni» scheu Korporationen Aufrufe an di« Bevölkerung veröffentlicht worden, dir. zum allgemeinen und strengen Boykott aller deutschen Waren aufsordern. Die Aufrufe tragen die Unterschriften hervorragender polnischer Politiker. * Der diesjährige sozialdemokratische Parteitag findet laut „Vorwärts" in Würzburg statt. Er beginnt am Iß. September. Als vorläufige Tages ordnung ist festgesetzt: 1. Geschäftsbericht des Partei vorstandes: u) Allgemeines. Referentin: L. Zien. I>) Kassenbericht. Referent: O. Braun. 2. Bericht der Kontrollkommission. Referent: W. Bock. 0. Be richt der Reichstagsfraktion. Referent: E. Vogtherr. 4. Militärstaat und Demokratie. Referent: Dr. Len«ch. 5. Wirtichaftspalitik und Koalitionsrechtshetze. Refe rent: H. Molkenbuhr. «j. Bericht vom Internationa, len Kongreß in Wien. Referent: H. He-ase. 7. An träge. 8. Wahl des Parteivorstandes, der Kontroll kommission und des Ortes, an dem der Parteitag 1915 stattsinden soll. " Schließung der sozialdemokratischen Jugend, organisationen in Württemberg. Die württem- bergische Regierung hat die Beschwerde der sozial demokratischen Jugendorganisation Stuttgart gegen ihre Zwaugsschließung durch die Krcisregierung Lud wigsburg zuriickgcwiesen. Der Bescheid der Regierung stellt den politischen Charakter der Jugendorganisation als einwandfrei hin. Die Schließung sämtlicher übrigen sozialdemo kratischen Iugendorganisation-rn im Königreiche Württemberg ist beschlossen worden, die Ausführung des Beschlusses jedoch bis zur Erledigung de» angerufencn Bcrwaltungsstreitverfahrens aus- Arsetzt. Heer und Zlotte. * Ein Zeppelinlustschiss für da» bayrische Heer. Die bayrisch: Heeresverwaltung übertrug der Zeppe- linmerst in Friedrichshafen den Bau eines Kriegs- lustschisfes für die bayrische Armee. Das neue Kriegs luftschiff wird in Germersheim stationiert. Ausland. Gesterreich-Ungarn. * Verhaftung eines Mitverschworenen. Wie aus 2 emlin geineldet wird, ist dort ein Mitverschwore ner der Attentäter, der Gymnasiast Popow lisch, aus der Flucht noch Belgrad verhaftet worden. Er gab zu, daß er Bombe, Revolver und Zyankali, die er ebenfalls erhalten hatte, nach dem erfolgreichen Attentat sortgeworfcn habe. Frankreich * Kritik der Kriegführung in Marokko. Aus Paris wird gemeldet: In der radikalen Presse werden immer lebhaftere Angriffe gegen die Art der Kriegführung in Marokko erhoben. So schreibt die „Aurora": Dank der Geistes verfassung des Eencralstabes und des Bejatzungs- kcrps dehnen sich die kriegerischen Operationen immer mehr aus. General Liautey nennt dies „einen Oel- sleck ausöreiten": es ist eher ein Blutfleck, der immer größer wird. Die Gegner sind Stämme, denen man ihre Kasbahs zerstört hat, und die man durch ein unbarmherziges Kesseltreiben in Verzweiflung bringt. In einem Gefecht gegen 700 Marokkaner wurden auf französischer Seite 1800 Granaten und 80 000 Gcwehrpatronen verbraucht. So sieht die Pazifizierung aus. Der „Excclsior" schreibt: Die gegenwärtige europäische Lage gestatte es durchaus nicht, Verstär kungen nach Marokko zu entsenden. Aber ebenso un- mögkich sei eine Verringerung der dortige»» Mann schaftsbestände. Um die Eroberung Marokkos durch zuführen, müsse man baldigst mehrere neue Regi menter von Eingeborenen schaffen, ein Spahiregiment, die schwarzen Truppen beträchtlich vermehren und das Besatzungskorps mit einer stärke ren Artillerie ausrüsten. chcn, und der bekannte feste, laute Tritt Professor Kirchleins tönte auf der Treppe. Martha hob lauschend den Kopf. „Na so was!" sagte sic, „da kommt er erst nach Hause. Bor beinahe zwei Stunden ist er schon vorübcrgckommcn und ist noch hinüber in den Park gegangen. Die Tille sagt, das tut er jetzt alle Abende." Mutter Wendt winkte wichtig. „Und jeden Morgen vor Tau und Tag," labte sie ernsthaft. „Wenn ich früh vor meiner Türe stehen und ins Blaue gucken tu', da kommt er schon von da drüben und geht au mir vorbei und beachtet mich gar nicht, wo er doch allc- weile gern ein bißclM mit mir gegärt hat, solange wir hier wohnen, ich und unser Pro fessor." „Was kann er nur da drüben wollen'?" sagte MarUtzr nachdenklich. Papa Wendt sah sein Kind an und in die lebendigen Aenglein kam ungewohnter Ernst. „Marthakind," sagte er, „du weißt, ich bin sonst kein Prediger. Ich überlasse das deiner lieben Mutter, die viel Talent dafür hat. Und dann denke ich, du weißt schon von selbst, was du tun und was du lassen kannst. Nu aber nimm doch noch einen guten Nar von mir. Wenn du il» einer Familie angestellt bist, stecke deine Nase nicht in Dinge, die dich nichts angehen. Was di» nicht sehen sollst, das sieh nicht und höre nicht, was sie nicht zu dir persönlich sagen. Trage nichts aus! Besonders deiner lieber Akut- ter erzähle nie was Heimliches, die freut sich zu sehr, wenn sic ihren Kunden was Neues zu erzählen hat. Aber deinem lahmen, alten Pater, dem kannst du getrost alles anvcrtrauen, bei dem ist's begraben. Der plaudert uichtS aus und hat dom gar so viele Langeweile, wo er gern über die Menschen und ihr Tun und Leben nachdcnkt." Das Marthakind lachte, und gab ihn» einen Kuß. Aber Frau Liese stemmte beide Hände in die Hüften und machte, wie sic das zu nennen pflegte: „ihrem Herzen Luft". Aber gründlich! So ein alter Heimtücker. Was? Dem Kinde gute Lehren wollte «er geben? .Er alter Windhund, Dienstag, 7. Juli 1914. * Rückkehr zur zweijiihrigen Dienstzeit. Au» Pari» wird berichtet: Der radikale Deputierte Armez, der für da« Dretjahresgesetz gestimmt hat, brachte einen Geseßeeantrag «in, durch den die Rück kehr zur zweijährigen Dienstzeit ermöglicht werden soll. Armez schlägt vor, alljährlich 40000 Frei willige anzuwerben, die sich verpflichten sol» len, fünf Jahre zu dienen und dafür einen er höhten Sold und nach beendeter Militärdicnstzeit eine Prämie von 2000 Franken erhalten würden. Hier durch würde e» dem Kriegsministcrium ermöglicht werden, die übrigen Mannschaften bereits nach 24- monatiger Dienstzeit zu entlassen. * Oberstleutnant v. Winterfeldt hat vor seiner Abreise von Gr iso lies an den Präfekten des Tarn et Garonne-Departements ein Schreiben gerich tet, in dem er für die ihm während seines fast zehn monatigen Krankenlagers von allen Seiten be wiesenen Sympathien seinen herzlichsten Dank aus spricht. * Zwei russisch« Anarchisten verhaftet. In Beaumont im Oise-Departement wurden Zwei russische Landstreicher, namens Kiritschck und Troja- nowsky, verhaftet, bei denen zwei Bomben und ein Revolver gefunden worden waren. Die beiden Verhafteten sollen einem Dolmetschet erklärt haben, daß sie beauftragt seien, einen Anschlag gegen den Zaren auszuführen. Es heißt, daß Kiritfchek in Paris als Monteur und Trojanowsky als Eisen träger gearbeitet haben. Englan-. * Belästigung des Königspaares. Als der König und die Königin im offenen Wagen den Behnhof von Edinburg verließen, warf eine Stimmrecht lerin eine Anzahl Flugblätter in den könig lichen Wagen sowie einen Papier ballen, der die Aufschrift trva: „Dem König zur A-mntnisnahme, Laß Frauen gefoltert werden, weil sic die Freiheit verteidigen." Italien. * Zum Bürgermeister von Rom ist am Montag Fürst Prospero di Colonna gewählt worden. Grtechenlan-. * Das Nationalgeschcnk für König Konstantin. Dem König Konstantin »oll als Rationalgcschenk ein G r o ß ka m p f f ch i f f, das seinen Namen führen job. von der dankbaren Ration übermittelt werden, zu welchem Zweck 40 Millionen Mark ausgebracht werden müssen. Interessant ist hierbei, daß die In seln, die zurzeit noch der Türkei gehören, sich bereits zur Zahlung bestimmter Summen für das Natienalgeschenk verpflichtet haben. Die Insel Lbios. an deren Abtretung die türkische Regierung noch ihren Erklärungen nicht Lenkt, hat sich verpflichtet, eineMillion Mark für das Großkampfschiff zu zahlen, was gewiß eine vorbildliche Opserfreudigkeit darstcllt. Mntilene, da, gleichfalls die Türken nicht herausgeben wollen, hat auch einen Betrag in Aus sicht gestellt. Ebenso der Bischof der griechische»» Ge meinde auf Zypern, der sich sogar für die Zahlung von 400000 „tz verbirgt hat. Das Kroßkampfschiff soll gebaut «verdcn, sobald 20 Millionen bar eingeaangen sind. Wie bedeutend der Anklang ist, den diele Idee beim griechischen Volke gefunden hat, acht daraus hervor, daß jetzt schon Erklärungen über die Zahlung non 25 Millionen, also mehr als die Hälfte, einyegangen sind. Man hat praktischcrweise Anteil scheine von 4 an ausgegeben, um auch Aermeren die Beteiligung am Nationalgeschcnk zu ermöglichen. Serbien. * Einmischung der Offiziere. Russische Blätter melden aus Belgrad: Das Belgrader Offi zier i o r p s hat in einer an» Sonntag beschlossenen Protestkundgebung an den Kriegsminister gegen die Zulassung österreichischer Amtshandlungen in Serbien aus Anlaß der Serajewoer Bluttat Ein spruch eingelegt. Das serbische Blatt „Balkan" schreibt, daß der Kriegsminister den Empfang der Offiziersdeputation zugcsagt habe. Montenegro. * Kundgebungen gegen die Serbennersolgungen. Nachdem die für Montag in Cetinje geplanten Demmistraiioven untcrbneden waren, versuchten Montag abend nach einer kurzen Protestversamm lung gegen die angeblichen Serbenoer folgungen in Oesterreich-Ungarn zahlreiche Teil nehmer an der Versammlung vor die österreichisch ungarische Gesandtschaft zu ziehen, um dort zu demonstrieren. Sie wurden jedoch Lurch energisches Einschreiten der Polizeibehörden zuriick^edrängt. den sein leichtsinniger Wandel zum Krüppel ge macht hatte'? Und gegen die Mutter wollte ec das Kind aufhctzcn, gegen die leibliche Mntter, die allein das Kund erzogen und aus Händen ge tragen hatte'? Und Aber das Marthakind lachte nnd lachte! Fiel der ernstlich erbosten Alten um den Hals nnd lüßte sie, daß ihre Rede erstickte. „Kinder, Kinder, Kinder, zankt euch nicht an meinem letzten Abend, das wäre ja noch schöner!" rief sie. „Pappchen macht doch bloß Spaß, Mutter. Aber recht hat er. Ich will nichts sehen und hören, was mich nichts angeht. Mich sollen sie nie als Zeugen vernehmen tonnen, mich nicht, nee, nee, nee. Ich b»n nicht für anderer Leute ihre Gchcimniise." Und damit war sie denn so ziemlich aus der Art geschlagen, die tteine, schlaue Martha Wendt. Andern Tages Schlag neun Uhr zog sic dann über die Straße im blau und weiß ge streiften, knatternd gestärkten Kleidchen, die Mutter half ihr den funkelnagelneuen Neisekorb bis vor die Türe tragen, die Seitcntür, die für die Leute war. „Ehe du klingelst, will ich mich drücken," sagte Frau Wendt. „Ich will nicht gleich mu dir anzichen, das tat keinen gute«» Eindruck machen. Der Diener wird dir den Korb schon vollends nach deiner Stube tragen. Aber Martha, sei klug. Laß dich nicht mit dem Diener ein." „I lieber gar!" lachte Martha, „da brauchst du keine Angst zu haben, Mutter." Die Mutter schloß das Marthakind noch einmal an ihre umfangreiche Brust. „Nu mache es gut, mein Kind," sagte sie wie Pappchen da drüben schon gesagt hatte, ein bißchen bang, ein bißchen weich und rührselig. Martha Wendt zog in die Pilla Merkel ein. Es war cii» Tag, wo es gleich viel für die Jungfer zu tun gab. Frau Alix ließ sich das Mädchen kommen und dem kecken Dina schlug nun doch das Herz lauter und schneller al- sonst — vor dieser schönen, stolzen, ruhigen Frau, die sie so kühl und prüfend betrachtete. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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