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Leipziger Tagedlau. Veur 2. Nr. 342. Nveno»rwÄgübe. dcs hiesigen Hofes und des Ministeriums hciden deutsche und ungarische anonyme Priese erhalten, in denen Todesdrohungen gegen den serbischen Kronprinzen ausgestoßen werden. Der ..Wert" dieser Meldung wird dadurch ge kennzeichnet. dog sie aus französischer Quelle stammt. Hoffentlich Hal man auch in Belgrad dafür ein Verständnis. Ciue serbische lluwichrheit. Ein Belgrader Blatt hatte berichtet, das; an dem Serajewoer Mo^o auch das österreichisch ungarische Konsulat in Belgrad in sofern schuld trage, als es für Cabrino- witsch, den die Belgrader Polizei als verdächtig ausweijen wollte, interveniert habe. Das Konsulat habe in einem an die Belgrader Polizei präfektur gerichteten schreiben die Bürgschaft für Cabrinowitsch übernommen und verlangt, das; er unbehelligt bleibe. Die Präfektur habe das Ver langen des Koniuls berüchnchltgen müssen, trotzdem sei ihr Cabrinowitsch verdächtig geblieben. Dazu schreibt das ..Wiener Fremdenblatt": „Gegenüber dieser Darstellung sind wir in der Lage. aus Grund authentischer Erhebungen folgendes sestzu'stellen: Anfang Dezember vorigen Kahres wendete die Sindtpräjcktiir sich an das interreichüch ungarische Konsulat in Belgrad mit der amtlichen Anfrage, ob die Angaben, die Cabrino rätsch der serbischen Polizei über seine Person und über sein Borleben gemacht habe, richtig seien. Das österreichisch ungarische .Konsulat setzte sich mit der Landesregierung in Serajewo in Verbindung und beantwortete auf Eirund der erhaltenen Auskunft die Anfrage der Stadtpräsektur in dem Sinne, dasz Cabrinowitsch bisher unbescholten und die von ihm angegebenen Pcrsonalangaben auf Wahrheit beruhten. Zu einer weiteren Mitteilung hatte das Konsulat keinen A nl a sz. B o l l st ä n d i g unwahr ist cs, dasz das Konsulat für Cabrinowitsch interveniert oder gar irgendeine Bürgschaft für ihn übernommen habe." Die Mreise der Fürstin von Albanien! Die Lage in Durazzo wird immer unhaltbarer, da jetzt auch die Geldnot sich mehr und mehr fühlbar macht. Infolgedessen werden die Miriditen in der Stadt ungeduldig und versagen den Gehorsam, so da» es jede Nacln zu Plünderungen und Zusammen- scötzen kommt. Die Fürstin soll, wie bereits ange- tündigt, an Bord eines österreichischen Lloyddampfers gegangen fein, um nach Rumänien abzurcisen. Der Fürst dagegen will bis zum Aeuszersten ausharren. Cs liegen folgende Meldungen vor: Abreise der Fürstin'? * Bo m, 8. Inlt Ans Tnrazzo wird gemeldet: Tie Etc «nahlitt des Fürsten Wilhelm von Albanien hat sich mit ihren beiden Kindern an Bord eines österreichischen Lloyddamvfcrs begeben. Man be hauptet, Vas; sic nach Rumänien will und nicht wieder znrück.ukchren gedcntt — Ter Miriditen" führcr Mario Tschoni hat Turazzo verlassen- Pe will in seiuett heimatlichen Bergen eine nene ,;re,schar anwcrbcn, doch glauut man nicht, das; er zurültsehrt. — Tic ttutrrhandlnngcn des eng lischen Admirals mit Sen aufitändischen Insur genten haben .«sofern einen kleinen Erfolg gehabt, als Sie Insurgenten nunmehr in eine kurze Ver längerung des bestehenden Waffenstillstandes eingewilligr haben. Schlägereien in Durazzo. Duraczo. 8. Juli. Die Besatzung von Durazzo er hält Zuzug aus kos jo wo. Trotzdem sind die hiesigen Führer pessimistisch gestimmt. Die Zwischen falle in der Stadt Hausen sich. In vergangener Nacht kam es wieder an zwei Stellen zu Schläge reien. Die holländischen Offiziere leiden stark unter den ungeklärten Kommandoverhältnissen. Die Meldung, das; k ori tz a oon den Epiroten ge nommen morden >ei, entbehrt der Bestätigung. >leiitr' AbNankmmogbsitHtr'lr -es Fürst«.'» Wilhölm. W icn , v Juli. Tic „Bene Freie Presse" meldet ans Amsterdam: .lach direkten Berichte«, die Königin Wilhelm ne von Ser Familie Wied er- PW»»r-»ir" » »WWW »i i» «iminimn»»« M Lirbe öer Mi Kirchlein. 2l»I Roman von E. Stieler-Marshall. ^ui>vlikUr N't.> v). eilLili c l!> Co., ei. IU r>. I!. e.o>priz.) 10. Eine sehr grosze, dunkelgrüne Wiese mitten im hohen ernsten Walde — und an dieser Wiese ein schmuckes, weinumspouncnes Haus mit einem stolzen Geweih nm Giebel. Das ist Forsthaus Riedberg. Meist ist es still und einsam hier, Wald- nndachr liegt über der weilen Wiese, und manch mal laufen blvnde Kinder des Forsters und drol lige, junge, schwärzbranne Dackel spielend durch das leuchtende Grün. Rachmittags kommen wohl anch einmal Wanderer vorbei nnd halten Ein kehr in der Fran Försterin buntem Blumen- gartchen, irinlen kafsee dort oder frische Milä) oder ein Fläschchen einheimisches Bier. Aber nun heute, welch buntes Leben im Waldesherzen! Lange tannene Dasein waren ans einem Teil der Wiese errichtet, daran lies; sich alt und jung zum Kaffee nieder. Die bei den Lohnkellner, die ans der Stadt herauf- gekommen waren, und die Fran Försterin mit ihrer Magd reichten nicht ans znm Bedienen der Menge, und so halfen viele der jungen Mäd chen und sogar Studenten mit viel Gelächter und Fröhlichkeit beim Einschcnlen und kuchen reichen. Frauchen fand es „famos"! Bon den ge fürchteten alten Damen hatte sie noch nicht viel zn leiden gehabt, nur der Gehcimrütin Giselins pslichtschntdigsl ihren knir gemacht nnd ihr Sprüchlein gestammelt, dann hatten die beiden Alemannenfüchse, der Blonde und der Braune, sie in ihre Mitte genommen und an die letzte Tafel hinten am Waldrand entführt, weil weg von allen Spitzen und Groszen, wo nur Volk sasz, wie Berger lacbend bemerkte. „Bolt" - das war Fügens — alle»grünste, lachende Fugend, so lang die Tafel wat, Frau chen jah lauter strahlende Augen, lachende Lip pen, jung-junge Gesichter. Da flammte ihr Herz, ehe« vor Freude. Das war wie ein lustiger Bach hoch oben im Gebirg, m frischer, grüner halte« hat, steht trotz aller Schwierigkeiten keine Abdankung des Fürste« von Albanien bevor. Fürst Wilhelm wird vtrlnuhr, fall» Tnrazzo un haltbar e.cwordcn, «ach Lkutart übersiedeln nnd die Krone «nr dann niederlcgeu, wenn alle Großmächte ihm dazu raten. Ein Urteil Essad Paschas über den Fürsten. Paris, 8. Juli. Essad Pascha erklärte einem Mitarbeiter des „Petit Parisien", das; er die Lage des Prinzen zu Wied als durchaus ver loren ansche. Der Prinz habe keine einzige jener Eigenschaften gezeigt, welche der Führer eines Volkes besitzen müsse. Sein Zaudern und seine ungeschickten Maßnahmen hätten ihn so unpopulär gemacht, das; er früher oder später gezwungen sein würde, zu flüchten oder abzudanken. Auf die Frage, ob vielleicht er selber dem Prinzen nachfolgen könnte, antwortete Essad Pascha, er habe niemals eine solche Würde an gestrebt Die Großmächte würden übrigens nicht in Verlegenheit geraten können, einen mit allen er forderlichen Eigenschaften ausgerüsteten Thron bewerber zu finden. Er selbst sei nicht Kandidat und habe nur ein Ziel vor Augen: nach Kräften zum Glücke Albaniens beizutragen. Bereinigung der Epiroten und der Aufständischen. Mailand, 8. Juli. (Eigner Drahtbericht.l Blätter meldungen aus Balo na zufolge sind die wochen langen Verhandlungen der Epiroten mit den mohammeoanischen A u fst ä n d i s ch en abgeschlossen. Die Epiroten und die Mohammedaner vereinigen sich nach den Abmachungen zur Riederwer f u n g der Herrschaft des Fürsten Wilhelm. „Unione" erfährt, daß die aufständischen mohammedanischen Stämme die Unabhängigkeit des Epirus unter griechischem Protektorat anerkennen. Auf der Suche nach den verschwundenen Franzosen. * Paris, 8. Juli. Wie aus Durazzo gemeldet wird, hat der Führer der A uf stä n d i s ch e n von Schiak dem französischen Gesandten mitgetcilt, das; die gefangenen Franzosen zweifellos von Miri diten weggeschleppt worden seien. Prenk Bib - doda habe sich erbötig gemacht, nach den vermissten Franzosen Nachforschungen anzustellen. Die Entlassung de» amerikanischen Gesandten Williams. * Washington, 8. Juli. Präsident Wilson hat dem amerikanischen Gesandten W i l l i a m in Athen die Annahme des Entlassungsgesuchcs telegraphisch mitgeteilt. lt. Deutscher gewerblicher He- nostenschaststag. 8. L IT. Hildesheim, 7. Juli. Der letzte Tag der Verhandlungen des 11. Deut schen gewerblichen Genossenschaftstages war der Hauptversammlung über allgemeine Ange legenheiten der Genossenschaften ge widmet. Zu der Hauptversammlung waren zahlreich Ehrengäste erschienen. Verbandsdirektor Korthaus erstattete zunächst den Geschäftsbericht über das abgelaufene Ge schäftsjahr. Der Reingewinn der Kreditgenossenschaf ten betrug :r>S. Millionen Mark, die Spareinlagen 233 Millionen Mark. Die ausschcidendon Handwerks kammern Breslau, Berlin, Leipzig, Hamburg und Königsberg i. Pr. wurden wiedergewählt, neu auf genommen in den Verband wurden die Kammern in Hildesheim, Weimar, Erfurt und Saarbrücken. Nach den Ergänzungsrvahlen zum Vorstand und Ausschuß sowie nach Vornahme einiger kleinerer Satzungs änderungen berichtete Verbandsdircktor Hetz (Der lin) über „Die Revision des Genossen- schaftsgejctze s". Der Referent führte aus, daß man bei der als notwendig erachteten Reform des Geiiossenschiiftsgesetzes davon nusgehcn müsse, daß der Charakter der Genossenschaft als eines auf Selbstän digkeit und Selbsiverantwortung beruhenden wirt schaft! ict-en Gebildes gewahrt bleibt. Der Referent schlägt dann eine große Reihe von Abänderungen des Gesetzes vor, für die nach seiner Ansicht ein besonderes dringendes Bedürfnis vorliegt. Hiernach soll u. a. den Revisionsverbänden das Recht zustehen, an Stelle Schlucht — — so sprudelte hier Lachen und Fiigendlust über Stock und Stein, sonnig, spie lerisch, in himmlischer Ungebundenheit. Frau chen schwamm obenauf, ein glitzerndes Weil chen, das den Sonnenschein haschte. Sie neckte sich mit dem Braunen und träumte sich heimlich zu dem Blonden hin. — Aber andere Studenten kamen auch näher, ließen sich vorstcllcn — plauderten lustig mit ihr. „Sehen Sie da drüben den Tanzboden?" fragte Berger und wies nach der anderen Seite der Wiese, ivv ein großes Podium von Brettern errichtet war. Frauchen machte ein Mäulchen. „Pöh! Tanzen mag ich nicht — das ist öde und so heiß," sagte sie. „Ich möchte was Fei neres. Was- viei Feineres!" „Was denn? Bitte, sagen Sic cs doch!" fragten die Studenten. „Ach, gerade von hier bis vor zum kreuz ist der Wald so herrlicn geheimnisvoll mit lau ter Schluchten nnd Klüften — — Räuber und Prinzessin sollten wir spielen." Ein Lachen, ein jauchzen — eine jubelnde Zustimmung. Was zur richtigen Fugend gehörte, war be geistert für den Gedanken — Buben nnd Mädel. Und mit dem lenken Bissen Kuchen stürmten sic jubelnd in aen Wald. Andere gab es- aber, die zuckten die Achseln und lächelten spöttisch, Herren und Damen von achtzehn bis - nzig. „Wer noch in den Kindergarten gehört, soll auch drin bleiben," hieß es da. Diese prome nierten siltsam zu den klängen des Konzerts, unterhielten sich hochgebildet und höflich wie die Geheimräte. Die gelehrten Herren blieben an der mit telsten Täfel sitzen, freuten sich des Sommers, der Musik und der Fugend, die sie umgab. Machten ihre Späßchen mi'einai'der, «amen auch hier linö aa ein bißchen ins Fachsimpeln und Politisieren, wie das denn nicht anders sein kann, wo Männer beisammen sitzen und die Frie denspfeife rauchen. Dort saß auch Merkel zivijcheu Kirchlein und Giselins und lauschte andächtig jedem Wort, der zweijährigen Revision die einjährige zu beschlie. ßcn mit der Wirkung, daß dann auch jeder jährlichen Reoision der Charakter der gesetzlichen innewohnt und daß alle angeschlossenen Genossenschaften sich der Revision zu unterwerfen haben. In erster Linie soll ein Revisor bestellt werden, der in einem Revisions verbände tätig ist, in dessen Bezirk die Genossenschaft ihren Sitz hat und dem Genossenschaften gleicher oder ähnlicher Art angehören. Während bisher bei Be- stellung eines Revisors die höhere Verwaltungs behörde über die Person des Revisors gehört werden muß, fordert der Referent, daß in Zukunft außerdem noch ein Revisionsverband, dem Genossenschaften oleichcr oder ähnlicher Art angehören und in dessen Bezirk die Genossen sck-aft ihren Sitz hat, gehört wer den muß, und zwar nicht nur über die Person, son dern auch und vor allem über die Sachkunde des Re visors. Der Revisor soll in Zukunft von den Vor stands- und Aufsichtsratsmitgliedern sowie von den Angestellten sämtliche im Revisionsinteresse liegenden Aufklärungen und Auskünfte fordern. Er soll ferner in einer am Schluffe der Revision stattfindenden Sitzung die Anwesenheit der Vorstands- und Auf sichtsratsmitglieder in der vom Statut oder Gesetz für die Beschlußfähigkeit dieser Organe erforderlichen An zahl verlangen können. Die Berichterstattung über die Ergebnisse der Reoision soll der Verhandlung über etwaige Wahlen vorangehen. Zu der General versammlung einer Genossenschaft, die der Revision durch einen Revisionsverband untersteht, soll der Ver bandsvorstand, dem die Berufung der Generalver sammlung rechtzeitig bekanntzugeben ist, einen Ver treter mit beratender Stimme entsenden können, dem in der Generalversammlung jederzeit das Wort zu erteilen ist. Genossenschaften, für die der Revisor durch das Gericht bestellt wird, sollen verpflichtet sein, die Berufung der Generalversammlung dem Gericht rechtzeitig anzuzeigen. Das Gericht kann den Revisor dann als Teilnehmer mit beratender Stimme zur Generalversammlung entsenden, wo ihm jederzeit das Wort erteilt werden muß. Der vom Gericht bestellte Revisor soll fernerhin in Zukunft dem Gericht eine Abschrift des Revisionsbcrichts einzureichen haben. Die Ausführungen dcs Referenten fanden bei ter Versammlung lebhafte Zustimmung, und es wurde beschlossen, den im Sinne dcs Referenten gehaltenen Leitsätzen zuzustimmen. Hierauf sprach Verbandsdirektor Korthaus (Berlin) über das Verhältnis der Genossen schaften zu den Verbandskassen. Der Redner legte folgende Leitsätze vor: Die Zentralkassen müssen im Verkehr mit ihren Mitgliedern eine eigene Zinspolitik treiben. Die Art und der Umfang der ihnen gewährten Kredite könne nicht bestimmend für die Kreditbemessung und die Zinsberechnung der kreditfuchenden Einzel genossenschaften sein. Dio Zentralkassen müssen bei der Kreditgewährung streng darauf achten, daß olle Kredite ausreichend sichcrgestellt sind und die Höhe der Kredite sowohl vom Standpunkt der eigenen Betriebsmittel aus als auch nach den Verhältnissen der einzelnen Genossenschaften beurteilt, berechtigt sein. Die Zentralkassen sollen sich in ihrem Statut das Recht sichern, die ihnen angeschlossenen Genossen schaften jederzeit einer Revision zu unterziehen. Kre dits auf die als vertretbar nachgewiesenen Haftsum men in mäßigem Umfange können nur gewährt wer den, wenn die Kredit suchende Genossenschaft beide Ausschließlichkeits-Erklärungen abgegeben hat und festgestellt wurde, daß diese Verpflichtung dauernd beobachtet wird. Solche Genojsenschaften, die weitere Bankverbindungen als Kreditquellen benutzen wollen, müssen besonders einwandfreie Sicherheiten stellen. Zur Sicherstellung solcher Kredite sind Hypotheken im allgemeinen nur dann geeignet, wenn die'e Mündel sicher sind. Bei der Hereinnahme eigener Akzepte der Genossenschaften als Kreditgrundlage ist die größte Vorsicht zu empfehlen. Zum Schluß hielt an Stelle des verhinderten Oberstleutnant Heine (Berlin) Krause (Berlin) einen Vortrag über das Thema „Bolksversiche- rung auf gemeinnütziger Grundlage und die Ge nossenschaften". — Damit hatte die Tagung ihr Ende erreicht. politische Ueberlichs Ein jungkonservativer Reichsverbanö! In Borna ist rin ju^igkonservati- ver Reichsverband gegründet worden, der „fest auf dem Boden des Tivoliprogramms steht". das aus denl Munde dieser bedeutenden Männer in der Runde kam, fügte dann und wann eine bescheidene Frage ein — bot seine kostbaren Zi garren an, versuchte auch einmal auf seine be neidenswerte Lage in der Welt ein paar Schlag lichter zu werfen. — Ja, seine Zigarren nah men sie an, rühmten sie, erkundigten sich höf lich nach ihrer Herkunft. Wenn er aber weit schweifig von sich nnd seiner Billa zu erzählen begann, dann fand er keine Zuhörer, nnd er musste bald bemerken, daß sein Reichtum diesen Männern durchaus nicht die erwartete Hoch achtung cinflößtc. Rur Kirchlein hörte immer mit halbem Ohr auf Merkels tönende Rede und schloß sic mit einem gutmütigen Scherz ab. Willi Kirchlein, da saß er, mit breiter Brust und hocherhobcncm Haupt, in seinem schwarzen, dichten Sck'ovf spielte der linde Wind vom Walde, der ihm so viele Lust und Wonne ins Herz blies. Ihm strahlten die Augen wie den glückselig Jungen, die unter den Bäumen Kinderspielen nachgingcn. Unruhig saß er, am liebsten wäre wohl auch er waldein in das lockende grüne Dunkel gelaufen. Sein Lachen klang voll und warm nnd laut au'S dem Stimmengewirr her aus, auch wohl mal ein lustiges, kerniges Wort das schlug dann an Frau Alix' Ohr, und anch sic mußte lachen. Es ging ihr sonst nicht allzu gut bis jetzt aus dem Roscnfest. Sie saß zwischen den Damen, und zwar hatte Frau Abcndrolh sich ihrer bemächtigt, sie herumgesührt, vorgestellt — und blieb nun an ihrer Seite, stolz und auf recht, in erschreckender Würde und frostiger Zu rückhaltung. Sie redete wenig, aber unsagbar langweilig. An ihrer anderen Seite hatte Alix die Frau Geheimrat Giselins. Diese Fran gefiel ihr, sie hatte etwas Munteres, sehr Offenes, war ein klein wenig boshaft dabei — aber witzig bos- ha t und da.) schadete nichts, sand Frau Alir. Das iva- ganz erfrischend. Und endlich riß ihr die Gesuch der Fran Abendrot!) und ihrer Lang- iveiligteit gegenüber. Ei, war sie denn zu dieser Sommerlust, zu diesem Rosensest gekommen, um den ewigen Eisblock darzustellen? KUttwoH. 8. Juli lSl4 an -e Der Name» schuss stattete Welt Bailla jahr Es wo Ländei ohne 2 dieser keit dc reicher währei pklili übernc klar, d Enks Freihe (Lebhc Mitglied „kann und soll" (bitte dieses „soll" zu beachten!) nach tz 4 der Satzungen „jeder deutsche Christ vom 18. bis llö. Lebensjahre wer den, dem der Haß gegen alles Christentum feindliche oder Schwächliche den Aampfesmut entflammen läßt". Wer die bereits über schritten hat, lann aus Wunsch „als Gönner" des jungkonscrvativcn Reichsvcrbands in dessen Listen geführt werden. Wichtig, weil gegen die „Rltkonservativen" gerichtet, ist tz.) der Satzun gen : „Weniger die wirtschaftlichen Interessen, als besonder-? die idealen Güter des deutschen Volkes, die dem freudig empor ringenden, Hoffnungsstarren Geist der Jugend entsprechen, gilt cs zu betonen und das In teresse an ihnen zu schärfen und Iungdeutsch- land damit die Richtung zu geben zum Heile dcs Ganzen: Die altdeutsche persönliche Man- nentrene zum Fürsten, das ewigwahre bib lische Christentum, die selbstlose Vaterlands liebe." Da die A l t konservativen unter dem Ein fluß des Bundes der Landwirte ganz ausschließ lich wirtschaftliche Momente zur Richt schnur ihrer Handelns gemacht haben, die I u n g konservativen aber die idealen Güter des Lebens in den Vordergrund rücken wollen, stehen Konflikte zu erwarten trotz der feierlichen Versicherung, daß der Iungkonservative Reichs verband dem Hauplverein der Deutschtonser- vativen in Berlin als Mitglied angeschlossen ist. Aus die ersten Kundgebungen der Inng- konservativen darf man jedenfalls gewannt sein. Im übrigen ist es recht charakteristisch, daß ein i n n g konservativer Reichsverband in dem Augenblick entsteht, wo die Nationalliberalen ihre Sonderverbändc auflösen wollen. das 2 behö „Welt Wasbi, fast ni Berhal sehr ve aus w der a schicken ladui geno Parlar wirk) a e st e I Frankr würde amerik« d-r in * En ,ozialpol Im Rei Denkschr gen unß werden nen Ja wurde Schrift Dr. Bei unserer darauf l auf wi bringen, sittliche Gebiete, Gesctzgel geht her jassende des In» Reichsge Hörden b aber a» herangez samte T volles u liefert, nicht üb« gebracht rechnen, bis sie ai * S. 24. Insa zieren vo binne» kannt in schen, die sehr nack hatte. * Ei» über den auch eint liberale bürg Wo Partei in mal» erN )ie sozial eir Das gang v ausgc von 38: 23 Ma, Di-e He ministci Panzerj hatte, b zu der ' und zu Schiffe Uelx Einzelh „Calypi quston" angcrai Unsallst merkt, ! fanden. Panzert an dc, „Mousc reits V grifsone machen, den. A des Uns Anbei Bord l und sei Leute a sich zu großen '.Colvps dein Ul auf den Fran Abendroth bekam mit einem Male nichts mehr von ihr zu sehen als den üppigen Knoten leuchtenden Goldhaares unter dem wei ßen, duftigen Hut. Aber Frau Giselius blickte nun in zwei tiefgründige, grünlich-blaue Märchenaugcn, die klar und ruhig in die ihren säumten. „Bleiben ivir immer hier so sitzen, gnädige Frau, hüben die Weibchen und drüben die Männ chen nnd diese Tafel dazwischen?" Ueberrasclit antwortete die rundliche, kleine Dame, Alix lachend betrachtend: „kommt Ihnen das so merkwürdig vor? Diese Trennung der Geschlechter? So ist's auf allen unseren Gesellschaften. Diese gelehrten Männer sind schrecklich mit ihrer Logik und ihrem großen Geist, ungenießbar auf harmlosen Fest lichkeiten. Da sind wir viel lieber unter uns, plaudern, lachen, treiben ein wenig kechr-smee. — Rur die Fugend paart sich." „So?" sagte Alix ein bißchen gedehnt, und cs zuckle ein wenig nm ihre Mundwinkel. „Allerdings, meine liebe gnädige Frau," fuhr die Gehcimrälin fort. — „Sie gehören noch zur Jugend. Und dann — so kurze Zeit verheiratet — noch in den Flitterwochen sozu sagen — Sic sehnen sich gewiß nach Ihrem Herrn Gemahl?" Das klang gutmütig und wohlwollend, je doch Frau Alix traute dem Frieden nicht ganz. Unter ihren langen Wimpern hervor sah sie Frau Giselius durchdringend und ein bißchen hochmütig an und sagte sehr frei, aber mit großer Anmut: „Rein, gnädige Frau, man sehnt sich nicht nach dem täglichen Brot, wenn man einmal be sonders köstliche Speise haben kann. Es sind so große und bedeutende Männer hier. Ihr Herr Gemahl zinn Beispiel, gnädige Frau, der be rühmt ist iu seiner Wiss''nschasl wohl über tue Grenzen des Landes. Da hosfte ich, ein solche» Univcrsitätssest würde cmem armcu blinden Huhn wie mir wohl auch vielleicht ein Körnä)en Weisheit dringet.." (.Aortsetzum- in der Moraenausaade» Handel Frankr Aber e baue M i ß b Export Nischen rung a daß di« reite Vie Kosten -er Reise pokncaräs. Die französische Kammer Izat, wie wir in heutigen Morgenausgabe meldeten, ihrer Sitzung am Dienstag den Kredit von 400 000 Franken für die Reise des Präsidenten Poincarö nach Rußland und den nordischen Reichen bewilligt, lieber den Verlauf der Sitzung wird näher berichtet: In der Debatte erklärte Iaurcs. daß die Sozialisten gegen diesen Kredit stimmten, nicht als ob sie nicht Demonstrationen, die die Völker einander nähern und den Frieden noch mehr sichern könnten, mit der lebhaftesten Sympathie begleiteten, nicht als ob sic den historischen Charakter des französisch-russischen Bünd nisses, das Bebel als Folge der Annexion Eljaß- Lothringens bezeichnet habe, verkennten. Aber manmißbraucheselteiniger Zeit solche Reisen. Außerdem könnten die Sozialisten nicht zulassen, daß durch solche Reisen Frankreich engagiert würde. Jaurös ging darauf die Geschichte der Geheimverträge durch, die auf der äußeren und inneren Politik Frankreichs lasteten. (Beifall auf der äußersten Linken.) Er fügte hinzu: Gerade in diesem Augenblick, wo wir vor der schwierigen orientalischen Frage stehen und die Bürgschaften nicht mehr besitzen, die uns die Anfänge des Parlamen tarismus boten, die das heldenhafte russische Volk sich errang, ist die russische Volksvertretung ver stümmelt. — Bonnefous (Ztr.) ruft dazwischen: „Das geht uns nichts a n!" (Sehr gut! rechts und im Zentrum.) James: Ich lege ebensoviel Ge wicht wie Sie auf die Freiheit der Völker. Aber in demselben Maße, wie die russische Volksver tretung verstümmelt, herabgewürdigt undgefesselt wird,verlieren wir Fran- zosen an Sicherheiten. Wir stimmen gegen den Gesetzentwurf. (Beifall auf der äußersten Linken.) Ministerpräsident Vioiani erklärte, Jaurös habe sich gegen den Kredit für den Besuch des Presi denten bei der russisä>en Nation ausgesprochen. (Vaillant unterbrechend: „Nicht bei der russischen Nation, sondern bei dem Zaren!) Vioiani fährt fort: Jaur-'s ist nicht gegen das Bündnis, sondern gegen den Gebrauch, den man davon machen könnte, aus getreten. Er befürchtet, daß Verhandlungen be gonnen und Verpflichtungen übernommen seien, d-e in Zukunft schwerwiegende Folgen haben könnten. (Rufe auf der äußersten Linken: „Stimmt doch auch!" SvdödVLräödLÜ8^^°Ä Zperiulitiit: — 1'cru-pr. N180. Ke»