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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191406289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140628
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-28
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Sonntags» Ausgabe Aerua«»I»»is»» Letpsta an» Vorort, Surch unser, krage, un» Sp,»tt,ur, Lmott»gllch tn» you» grdracht: »»«otltch l.rr m., »t.rteuahrllch,.75 m. Sei »er «escha-.steU«, unsre, Zilialea un» gusgod«st,U,n abgeholtr monatlich lM..»l,rt,lsahrl><t>,M. Lurch »I« posl: innerhalb veutschlanü» un» Ser »rutschen Kolonien monatlich I.S» M., oierteljahkiich «5» M.. auoschlleKllch pogdestellget». La» Leipzigerlkagedlatt erscheint Werktag» Lmal, Sonn» u. Zeirrtag. »mal. 2n Leipzig, »en Nachbarorten un» »en Orten mit ^genen Filialen wir» ai« sibenüauogadr noch am gdrnü »e» «rschetnrn» in» Hau» geliefrrt. Serltner N,»aktton:,n »en Selten >7. Zernsprech./ln/chlu-! Moabit Nr.4»7. Nr. 323. ßcurdels-^eiturrs ^rrrtsblatt des Rotte» und des poUreinrntes derEtndtLerpsrg N«»akti»n un» O,schSst»g,ll«i 1»hanal»gass, Nr.«. * Z«rnspr«ch»NaschluS Nr. >55-2, >4»-, un» >4»»4. ISS. Jahrgang . für Inserat, au» Leipzig un» Umgebung »i« /AleAklALNPkkl^k. ifpaltlg»Petitzeller,ps., ül« Neklomezeil«IM.. von auowart» Pf., Neklamen 1.2» M., Kleln« gnzelgea »lepetitzeile nur ropf.b.wt»»rrbol.Nad..Ins«rat« vonSehörSen im amtllchenLrii »le Petit zeil» «Pf. O»ichäst»anz»ig«a mit plakvorschrist im Preise erhöht. Nabatt oack» Lartf. Seilageni Oesomtausl.SM.üa» Lausen» auoschl.Postgebühr. Anzeigen-Nnnahme: )»honni»golse», oel sämtlichen Zlllalen »„ Leipziger Lagediatte» un» allen Nnnoncen-<xpe»ition«n »«« ,n» un» siuolonSr». Veschäft.stell« für Vrrlln u.S>» pr.SraaLendurg: LtrektionwalterZliegel, »erllu w. 1». MargarethenstraK» 5. Zernsprrch» finschlug: Lühow 5-71. Sannwg, »en 28. Juni. lSG. Vas wichtigste. * Me nunmehr sestgestellt ist, schließt die Internationale Baufach^Ausstcl» lung Leipzig 1913 mit einem Fehl-- betrag von 553 OM Mark ab. (S. des. Art.) * Das gestrige Erdbeben hat in Leip ¬ zig keinen Schaden angerichtet. (S. bes- Arttkel.) * Die Düppelfeier in Son derbnrg begann am Sonnabend in Gegenwart von 2000 Veteranen nut der Eröffnung der Gedächtnis ausstellung. (S. bes. Art.) * Der 9. Gewerkschaftskongreß in München führte am Sonnabend seine Beratungen zu Ende. (S. Ber.) * Dec -10. Deutsche Acrztetag wurde am Sonnabend geschlossen. (S. Ber.) * Kaiser Franz Joseph ist am Sonn abend m Bad Ischl eingetroffen. (S. Ausl.) * Die Reichsduma ist durch einen Er ¬ laß des Zaren bis zum 28. Oktober vertagt worden. * Die Werbungen für die öster reichische Frei willigen schar für Al banien wurden von der Wiener Polizei ver boten. (S. bes. Art.) * Die durch das Erdbeben auf Sumatra hervorgerufene Flutwelle hat den Auswanderer dampfer „Kintuck" auf den Strand ge worfen. (S. Nachr. v. Tage.) Umschau. Leipzig, 27. Juni. 'Friedrich Naumann hat vor einigen Jahren ,n einem feinfühligen Aufsatze sehr anschaulich die Doppelseitigkeit des Wesens unseres Kai sers zusammengefaßt: Hier romantische Schwär mereien von einem Königtum von Gottes Gna den, Hasten an der Bergangenheil, Altmonar- chischeS; dort verständnisvolles Eindringen in die Bedürfnisse des Weltalrers der Technik, Bor- wärtSlrelbendes, Neumonarchischcs; hier preu ßische Erbschaft, dort deutsche Aufgabe; hier Potsdam, dort Hamburg. Dem Empfinden der Zeitgenossen, die von partikularistischer Ge danken Blässe nicht angekränkelt sind, entspricht die Wesensart des „technischen Imperators" bes ser als die des aller-gnädigsten Königs und Herrn. Darum hören wir eine Kaiserrede be sonders gern, wenn der Kaiser darin die mo derne Seite seiner Seele offenbart, wenn er neudeursch denkt und neudeutsch spricht. Die jüngste Hamburger Rede des Kaisers läßt den hochwillkommenen SchlVß zu, daß diese Seite in merklichem Erstarken begriffen ist. Ernste und wuchtige Worte hat der Kaiser zum Preise deutschen Könnens und Wissens, deutscher Ar beitslust und Tüchtigkeit gesprochen. Er hat erinnert an den eindrucksvollen Stapellauf des Riesendampfers „Bismarck" und hat seine Ge danken von da weitergesponnen, bis er bei der hochragenden Gestalt des Reichsgründers selbst anlangte. Er hat an dessen stolzestes Wort ge mahnt und es erneut, in einer leisen, aber be deutungsvollen Umbildung, in die Welt hin ausgerufen: „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst absolut nichts und niemand auf der Welt!" Der psychologisch verständliche, in seinen For men einst allzu herbe Bruch zwischen dem alten Kanzler und dein jungen Kaiser gehört der Ge schichte an. Das Wort vom Handlanger ist ver gessen und durch das Lob des eisernen Kanz lers ersetzt. Daß der Kaiser gerade in den uin- düsterten Tagen der Gegenwart das kräftigste Wort des getreuen Eckehart des Deutschen Rei ches aus der Schatzkammer seiner Erinnerun gen herausholt und umprägt, wollen wir freu dig als Zeichen dafür deuten, daß er sich völlig eins weiy mit dem deutschen Volke im Geiste Bismarcks weiter zu schaffen an des Reiches Größe, gegen des Reiches Feinde, für Alldeutschlands Weltgeltung. Das mögen sich vor allen Dingen auch unsere englischen Vettern gesagt sein lassen. Seit zehn Jahren ankert zum ersten Male wieder eine eng lische Flotte im Kieler Hafen. Die besten, stärksten Großkampfschiffe hat das Insel reich zu seinem gefährlichsten Nebenbuhler zur See auf Besuch geschickt. Freundschaftsbeweise sollen ausgetauscht werden, aber wir möchten vor deren Ueberschätzung warnen. Denn zur gleichen Stunde werden auf der Reede von Kronstad t Salutschüsse zwischen englischen und russischen Schiffen gewechselt. Unsere War nung vor einer Ueberschätzung des Kieler Be suches der englischen Flotte scheint uns aus doppeltem Grunde angebracht: einmal ist cs bisher unwidersprochen geblieben, daß der Besuch in Kiel auf ausdrückliche Einladung des Kai sers hin erfolgt. Damit würde aber die poli tische Tragweite der Anwesenheit der Englän der nicht unwesentlich gemindert. Andrerseits hat der englische Borschaiter m Petersburg, nut einer im Grunde unenglischen Redseligkeit, ver kündet, alle Bedingungen zu einem festen Ueber- einkommen zwischen Rußland und Großbritan nien seien vorhanden. Auch diese Rede ist nicht widerrufen worden, har aber dafür einen um so lauteren Widerhall in einem Teil der russi schen Presse gefunden. Während nämlich einige Petersburger Blätter wie der „Rjetjch" den Gedanken an ein englisch-russisches Bündnis fast schroff ablehnen, fordern andere wie die „Nowoie Wrenija" geradezu aufdringlich eine engere Verbindung zwischen beiden Reichen, ohne daran zu denken, wie übel dergleichen brünstiges Wer ben dem Bundesgenossen an der Seine bekam, als das englische Königspaar seinen Besuch in Paris abstattete. Wir wollen uns jedenfalls durch die Kieler Kreudcntage den Blick nicht trü ben lassen für die Schwierigkeiten der allgemeinen Lage. Kronstadt mahnt zu doppelter Wach samkeit. Auch andere trübe Erfahrungen aus der letzten Woche reizen unser Mißtrauen. Er schreckend zahlreich waren die Verhaftungen we gen S p i o n a g c v c r d a ch t S. Frankreich und ganz besonders Rußland bekunden ein erhöhtes Interesse an unfern Grenzbefestigungen. Leider finden die dunklen Agenten dieser Mächte feile Seelen genug, die sich durch gleißendes Gold zu schimpflichem Verrat an ihrem Vaterlande verleiten lassen. In den Fällen Pohl und Kaul soll es sich um die Preisgabe außerordentlich wichtiger Zeichnungen deutscher Grenzbefestigun gen im Osten handeln. Dort sind Neubauten an den Befestlgungswerken teils aufgeführt, teils geplant, deren Geheimhaltung für die Sicherheit des Reiches eine Lebensfrage ist. Durch den Verrat der Zeichnungen sind selbst verständlich diese Anlagen völlig entwertet. Ihre rasche Umänderung wird deshalb die dringendste Aufgabe der Reichsregierung sein, und die schändlichen Verräter werden die Wirkung des verschärften Spionagegesetzes hoffentlich recht heftig zu spüren bekommen, damit ihre Strafen als abschreckendes Beispiel wirken. Frankreich hat wieder einmal unter einem recht bedenklichen B e a m t e n st r e r k zu leiden gehabt. Die Briefträger in Par-is hatten die Arbeit niedergetegt, weil ihnen der Senat statt einer 400- nur 300-Francs-Zulage bewilligt hatte. Es ist ja nicht das erstemal, daß in Frank reich die Syndikalisten der Allgemeinheit ihren Willen aufzwingen wollen. Auch ist es nicht ohne Reiz, daß genau so wie bei früheren Auf ständen — wir erinnern an Reden des Demo kraten Clemenceau, der Sozialisten Briand und Millerand bei dem Aufruhr an der Ar beiterbörse und bei den Eisenbahnerstreiks — auch diesmal wieder ausgerechnet ein Sozialist, der Ministerpräsident Biviani, zusammen mit dem gleichfalls radikalen Postminister Thomson der Unbotmäßigkeit der syndikalistischen Post beamten steuern mußte. Der Streik, dessen Durchführung mit gewaltsamsten Mitteln ver sucht wurde, ist schließlich durch gütliches Zureden des Herrn Thomson beigelegt worden, aber der Eindruck dieses Zwischenfalls ist doch in mehr als einer Beziehung äußerst peinlich: Millionen von Briefen, Depeschen, Zeitungen und Paketen bleiben unbestellt, Hunderttausende von Kauf leuten werden in der prompten Erledigung ihrer Geschäfte gehindert, das gesamte öffentliche Leben gerät ins Stocken, weil eine an sich höchst geringfügige Minderheit von Beamten, die in einem Syndikat zusammengcschlossen sind, die Oeffentlichkeit einfach vergewaltigt. Und dann das andere: Eine schwache Regierung verhandelt aufs freundlichste und liebenswürdigste mit den geschätzten Herren Aufrührern, anstatt ihnen die Zähne zu zeigen und sie nachdrücklichst aus ihre Pflichten gegenüber der Allgemeinheit zu ver weisen. Vor vier Jahren hat Briand es ver standen, mit eiserner Energie die syndikalisti- schen Eisenbahner zu bändigen. Diesmal hat sich das Ministerium Viviani entgegenkommend gezeigt. Dadurch wird aber das Machtgefühl der Syndikalisten gesteigert. Ihr despotisches Streben wird nach neuen Betätigungsfeldern suchen, und schließlich wird die öffentliche Ord nung in Frankreich immer gefährlicheren Er schütterungen ausgesetzt werden. Jeder Schimmer von Ordnung fehlt in Albanien. Das Ende der Herrschaft des un glücklichen Fürsten Wilhelm scheint nur noch eine Frage von Stunden zu sein. Weil neben dem Fürsten die Gesandten Italiens und Oester reichs, neben diesen die Mitglieder der Kon trollkommission und endlich neben ihnen die hol ländischen Offiziere das entscheidende Wort bei allen Maßnahmen sprechen wollen, herrschen Zwietracht und Eifersucht, häufen sich Verstim mungen und Verdächtigungen, und so wird der Wille zu raschem und zweckdienlichem Handeln ge lähmt. Die Verteidiger des Fürsten werden vom Unglück verfolgt, und auch die in Oesterreich zusaminengelesene Freiwilligcnschar wird jein Schicksal nicht aufhalten können. Bedauernswert bleibt der Fürst, der mannhaft in all dem Un- glück aushält, aber tiefbeschämt steht nicht nur vor den Balkanvölkern, sondern vor dem Rich- terstuhlc der Geschichte das alte Europa da. Binnen wenigen Jahren eine vierte Schlappe! Als der erste Balkankrieg entbrannte, ver sprachen die Großmächte der Türkei, den Status- guo zu erhalten, aber die Türkei wurde nach unglücklichen Schlachten zerstückelt, und gelassen gab das alte Europa seinen Grundsatz preis. In einem weiteren Stadium sprachen die Groß mächte. Adrianopcl den Bulgaren zu, die sich's im blutigen Sturm geholt hatten. Aber bald daraus vergaßen sic ihren Grundsatz, als sich die Türken durch einen Handstreich wieder in den Besitz der Festung setzten. Dann legten sie pergamentene Verwahrungen gegen eine Er oberung Skutaris durch den kecken Nikita von Montenegro ein, sie entsandten sogar Schiffe zur Unterstützung ihres Wortes, aber der schlaue Bergfürst brachte das Felsennest doch in seine Hände, und wiederum ließen die Großmächte alles ruhig geschehen. Und zu dem allen kommt in unseren Tagen die Schmach von Du ra zzo! Auch hier das gleiche jammervolle Bild! Vor Durazzo liegen die Schiffe der Großmächte, um dem Fürsten Wilhelm die Herrschaft zu sichern; aber keine Macht rührt die Hand. Die ganze Flottenkomödie — wir geben "darin der „Wiener Neuen Freien Presse" durchaus recht — ist der Gipfel der politischen Unaufrichtigkeit, das stärkste Beispiel für die Kunst der äußer lichen Gebärde, der keine innerliche Wahrheit entspricht. Wenn die Großmächte wenigstens ein mal die Hilflosigkeit ihres Systems einseheu wür den. Aber nichts von alledem ist zu spüren. Sie lassen den Fürsten verbluten, dessen Thron sie selbst errichtet; sie geben leichten Herzens das Werk preis, das sie selbst geschafwn; sie verzichten auf oft bekundete Grundsätze und offenbaren eine entsetzliche Ohnmacht im Han deln, weil ihre Eifersucht untereinander stärker ist als der Wille, in Eintracht ihre Beschlüsse zu vertreten. Und dieses klägliche Schauspiel sollte die Slawenstaäten nicht zu entscheidenden Schlägen ermutigen? . . . Vie vüppelfeier in Son-erburg. Die Stadt Sonderburg war am Sonn abend aus Anlaß der Düppelfeier großartig ge- schmückt. Die Feststraße zog sich durch tue ganze Stadt nach dem Düppeldenkmal. Ueberall wa ren Fahnen und Girlanden angebracht. Eine fest lich gestimmte Volksmenge erwartete die An kunft der Kriegsschiffe „W etti n", „D a n- zig", „Augsburg" und „Stuttgart", die die Veteranen von Kiel hierher brachten. Die Schiffe kamen zwischen 10 und 12 Uhr an. Die Veteranen wurden nach dem Empfang von Schülern der Obcrrealschule und der Ju gendwehr in ihre Ouartiere geführt. Für die Offiziere fand im Hotel „Holsteinisches Haus" ein gemeinsames Mittagsmahl statt, während der Festausschuß die Veteranen in verschiedenen auf dem Schloßplatz errichteten Festzelten bewirten ließ. Anwesend waren etiva 2000 Veteranen, von denen etwa fünfzig Offiziere sind, darunter Fcldmarschall Gras Haeseler, Feldmarschall Freiherr von der Goltz und General v. Podbielski. Sämt liche Truppenteile, die 1864 am Kriege betei ligt waren, haben Abordnungen von Offizieren und Mannschaften entsandt. Die Düppel-Gedächtnis-Ausstel lung wurde nachmittags durch den Protektor Herzog Ern st Günther zu Schleswig-Hol stein feierlich eröffnet. An dem Eröfsnungsakt nahmen teil die Herzogin zu Schleswig-Holstein und Prinz Philipp von Sachsen-Koburg-Gotha, die Spitzen der Militär-, Marine-, Staats- und Kommunalbehörden, von Kriegsteilnehmern u. a. Feldmarschall Graf Haeseler, die Generale von Podbielski und von Egloffstein und eine statt liche Anzahl weiterer Veteranen des Feldzuges vou 1864. Von sonstigen Ehrengästen waren erschienen Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz, Admiral vou Thomson, Hosmarschall von Gynz-Rekowski. Bei der Eröffnung der Aus stellung betonte der Leiter der Ausstellung, Amts richter Ewoldt, in einer Ansprache das Werden der Ausstellung, die dazu dienen soll, die Vete ranen und ihre Taten für das Vaterland zu ehren. An den Eröfsnungsakt schloß sich eine Fahrt nach, den Schlachtfeldern und Erinnerungsstätten bei Düppel und auf der Halbinsel Broacker. Dabei wurden die Vetera nen in Broacker und Wester-Satrup feierlich be grüßt. Die Rückkehr nach Sonderburg erfolgte abends 9 Uhr, wo ein Begrüßungsabend in den Festzelten den ersten Tag der.Düppelfeier be schloß. halbamtliche Verwahrungen. Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung- schreibt: „Ter Aufenthalt des Kaisers an der Wasserkante ist auch in diesem Jahre reich an Eindrücken. Zu den Gasten derKielerWoche hat sich diesmal ein englisches Geschwader gesellt, das auf der Kieler Föhrde freundlich willkommen geheißen wird. Daß sich deutsche und englische Seeleute über all in der Welt gut verstehen, ist bekannt und bewährt jich auch wieder in Kiel. Für unsere Marine ist die Kieler Woche besonders bedeutungsvoll durch die E r- öffnung der neuen Kanalbauten. Ter Moment, mit dem unsere Großkampfschiffe den Kaiscr-Wiihelm-Kanal passieren können, zeigt eine wichlige Etappe in der Entwicklung unserer Marine und unserer Sceoerteidigung an. Die vorausgchcn» den Hamburger Kaisertagc mit dem Siapel- lauf des neuen Riescndrmpfers der Hamburg- Amerika-Linie standen unter dem Zeichen Bismarcks. Bei der Regatta auf der Untcrelbc, von wo schon jo manches zum Herzen der Nation dringende Wort, ausging, hat der Kaiser selber diese Bedeutung stark betont, indem er den volkstümlichen Aus spruch des Fürsten Bismarck aufnahm und als Nichtich n u r deutschen Lebens und Handelns hinstcllte. Furchtloses Krastbcwußtsein, gegründet auf dee fortgesetzten Vervollkommnung der Gesamt leistung der Nation für die vaterländischen Ausgaben, so will der Kaiser das Bismarcksche Wort verstanden missen und die Nation wird ihm aus vollem Herzen zustimmcn. Zu feindseligen Kommentaren bietet der klare Sinn der Kaijerrer^e keine Handhabe. Wir heben dies hervor, weil gerade in den letzten Tagen im Anschluß an Acußerungen. die einem unge nannten fremden Diplomaten zugcschric- ben worden sind, wieder viel vom deutschen Chauvinismus die Rede ging. Zu sehen, welches Bild sich fremde Nationen von unseren Zu ständen machen, ist für uns auch dann nicht ohne Interesse, wenn wir nach gewissenhafter Selbstprüfung bedauern müssen, daß cs iiur ein ein seitiges unvollständiges Bikd ist. In Sachen des Chauvinismus brauchen wir gewiß kein schlechteres Gewissen zu haben, als die übrigen Europäer. Heber den Eleichgewichtsmangel in der öffent lichen Meinung wird von Staatsmännern und Politikern aller Nationen geklagt. Niemand kann behaupten, daß die Oeffentlichkeit in London, Pe tersburg oder Paris grfl"N chauoinistische Attacken stärker gefeit wäre als Lei uns. Wenn mir die Be hauptung hören, daß gerade in Deutschland die ge bildeten Kreise schon durch Erziehung chauvinistischer wären als anderswo, so erinnern wir uns an dos Urteil Bismarcks über die Erziehung zum Chauvinismus in den französischen Schulen. Eines allerdings müssen wtr uns stets gegenwärtig halten: Wir halben mehr als anders Nationen Anlaß, darüber zu wachen, daß uns durch Acußerungen, die unter den Begriff des Chauvinis mus fallen, kein Nachteil erwächst. Auch jetzt hat sich wieder die langbetannte. aber nicht immer beachtete Tatsache bestätigt, daß das uns abgeneigte Ausland auf alle Erscheinungen, die als Beweise von deutschem Chauvinismus dienen könn ten, ein scharfes Auge hat. Lehrreich ist hierfür die Ausnutzung einer Rode, die ein inaktiver deutscher Admiral in Basel gehalten hat. Der Redner scheint strategische Theorien für einen deutsch-englischen Zukunftskrieg entwickelt zu haben. In Deutschland hat man von diesen in jeder Be ziehung unpolitischen Betrachtungen überhaupt keine Notiz genommen, wohk aber haben sie die Beach tung guter Freunde im Auslands gefunden, die sie alsbald in das Arsenal ihrer deutschfeindlichen Pro paganda übernommen haben. Wo im Auslands Stimmungsmache gegen uns betrieben wird, nährt sie sich mit Borliebe von solchen Entgleisungen. Sie werden benutzt, um dem Auslands einen zu allen Ausschreitungen fähigen Chauvinismus vorzutäuschen, der im deutschen Volke tatsächlich nicht besteht und deswegen auch durch di: erwähnten diplomatischen Untersuchungen nicht zu tage gefördert werden kann. Dem Chauvinismus ist unsere Nation nach wie vor abhold. Wie sie wirk lich denkt, und was sie will, das hat der Kaiser in treffendster Formulierung in seiner Rcgattarede ausgesprochen." Vie verbotenen Werbungen für Albanien. Die Großmächte betonen zwar fortgesetzt die Not wendigkeit, Albanien als selbständiges Staats gebilde zu erhalten, aber wie das zu bewerkstelligen ist, darüber befinden sie jich im unklaren. Aengstlich halten sie sich von jedem aktiven Vorgehen zurück. Um so schärfer tritt deshalb der Entschluß des Wiener Bildhauers Eurschner in den Vordergrund, die Herr schaft des Fürsten durch eine Freiwilligcnschar zu retten. Tausende von Kriegslustigen haben sich auf seinen Aufruf hin gemeldet, aber schon hat sich auch di« österreichische Regierung ins Mittel gelegt und die Werbung verboten. Ueber die Verhält» - nisse in Durazzo lauten die Nachrichten weiterhin ungünstig. Zwar soll Prcnk Bibdoda einen Sieg er fochten haben, aber im Süden folgt eine Niederlage auf die andere, und die Epiroten, die sich bisher ab» wartend verhielten, sollen nun auch gegen Durazzo ziehen wollen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn man in Berlin mit der baldigen Abreise des Fürsten rechnet und die Ankunft seines Schwagers als den Anfang vom Ende ansieht. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Di« Erhaltung Albanien». Wien, 27. Juni. Die „Politische Korrespondenz" meldet aus Paris: Aus den in den letzten Tagen geführten Verhandlungen der Mächte über Albanien läßt sich aui Grund zuverlässiger Informationen fest stellen, daß alle Kabinette daran festhalten, daß Albanien als unadkängiges, selbstän diges Staatswesen zu erhalten ist, und daß die Kabinette in dem Wunsche übereinstimmen, die Ordnung im Lande baldmöglichst wiederherge» stellt und dann dauernd begründet zu sehen. Der
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