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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140713015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-13
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Leipziger Tageblatt. Sette 2. Nr. 350. Morgen-Nusysve konzentrierter Form — habe die Bourgeoisie die Hetze gegen das Koaltttonsrecht der Arbeiter ge schürt und damit den Widerspruch nicht nur der frei gewerkschaftlich, sondern auch der Hirsch-Dunckerisch und christlich organisierten Arbeiter herausgefordert. Daneben habe sich der Widerwille der besitzenden Klassen gegen alle sozial aufbauendc Tätigkeit in der Feindseligkeit gegen die Arbeitslosenfür- sorge gezeigt, obwohl die herrschende wirtsck>astliche Krisis die Forderung nach Hilie für die Arbeitslosen stark in den Vordergrund gerüctt habe. Die gewcrkschastlichen Organisationen hätten schwer unter der Krisis gelitten und zum Teil erheb lich an Mitgliedern eingebüßt. Um so bedeutsamer sei die Tatsache, da» die sozialdemokratische Partei in Lachsen ihren Mitgliederbestand von 1.97 919 aus 177 655, also um 19 712, vermehrt habe, während im vorigen, nur 9 Monate unisassenden Ec- ski)ästsjahre eine Zunahme von nur 8.988 Mitgliedern zu verzeichen gewesen sei. Die Einnahmen aus den Mitgliedcrbciträgen hätten 672 469,69 il oder auf den Kopf 9,79 betragen. Die gesamten Ein nahmen der Wahlkreise hätten 9.16 981,12 be tragen. Die Frage, ob Zuschläge zu den regel mäßigen Mitgttcderbeiträgen erhoben würden, sei von tvn Wahlkreisen verschieden beantwortet wor den. Im allgemeinen sei die finanzielle Selbständig keit der Wahlkreise glänzend bestätigt worden. Der Parteivorsland sei von Lachsen aus finanziell übcr- hauvl nicht in Anspruch genommen worden. An den Parteivorsland abgcsiihrt worden seien: 119 70«!,9k n, an die Bezirksvorstände 7.9 478,92 -tt. Die Gcmeindewahlen kosteten 12 694,86 .«1, die L e n d 1 a g s w a h l iin 2. ländlichen Kreise 9 240,50 Mark. Die Reichstagswahlen im 1. und 11. Kreise 91 652,70 .»1, die allgemeine Agitation der Kreise 170 002,81 .11, die Verwaltung der Kreise erforderte 117190,10 ttt, Ltrascn und Prozegkosten 1299,81 ttt, das ist doppelt so viel, wie im vorigen Geschäftsjahre. Die Gesamtausgaben betrugen 92«; 981,12 ->t. Zu 82 Ltädtcn gibt es :t:r2 sozialdemokratische Stadtverordnete, in 270 Landgemeinden 2091 sozial- dcmotrausche kemcindevertreter. Die Zahl der Abonnenten der Pnrteipresse ist um 9896 zurück gegangen und beträgt jetzt 21.9128. Im 29. Wahl kreise (Plauen i. BZ ist ein Blatt mit eigener Re daktion und Druckerei ncugegriindet worden. Dem B i l d u n g s w e s e n habe die Partei die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Für die drei Dresdner Kreise seien die Bildungsvcranstaltungen zusammengcsaßt durch den Bildungsausschuß der Ver einigung für Volksbildung und Kunstpflcge, in Leipzig durch das Bildungsinstitut. Leipzig habe einen besonderen Sekretär für das Bildungs wesen, auch in Dresden sei die Anstellung eines Bildungsselretärs beschlossene Sache. Bei den R e i ch s t a g s e r s a tz w a h l e n sei am 1. Oktober 1919 das Mandat des verstorbenen Abg. Kaden im 1. Wahlkreise durch die Wahl Bucks be hauptet, im 11. Wahlkreise am 26. März das für un gültig erklärte Mandat v. Lieberts durch die Wahl Rnisels neu gewonnen worden. Unerfreulich sei das Ergebnis der am 26. Februar 1911 vollzogenen Landtagsersatzwahl für den verstorbenen Abg. Riem. Zwar sei die Stimmen- und auch die Wählerzahl gestiegen, aber infolge des Pluralwahlrechts, das namentlich bei der starken Zu nahme der Wähler in den Klassen der Drei- und Vicrstimmer seine Wirkung zeige, hätten die Libera len mit 10 221 gegen 6287 Stimmen gesiegt. Einen wichtigen Einblick in die politische Ab klärung der proletarischen Schichten hätten die K r a n k e n k a s s e n w a h l e n gezeigt, die überall nach dem Verhältniswahlsystem stattsanden und be sonders eine starke Teilnahme der Frauen zeigten. Auch sonst habe die Frauenbewegung gute Fortschritte zu verzeichnen; die Gesamtzahl der weib lichen Mitglieder sei im Geschäftsjahre von 21168 auf 28.928, also um 95 Proz., gestiegen und habe sich in den letzten acht Jahren reichlich verfünffacht. Die A r b e i t e r j u g e n d b e w e g u n g gewinne dauernd an Bedeutung, wie das verstärkte Vorgehen der Behörden gegen sie zeige. Der Staat benutze dazu den 8 17 der Ausführungsverordnung zum Volks schulgesetze von 1879, wodurch die „Lchulzucht" auch auf dos Verhallen außer der Schule erstreckt werde. Außerordentlich zahlreich seien die Fälle von 8k a d e l st i ch p o l i t i k gegen die Arbeiterbewegung, und 'war auch gegen unpolitische Arbeitcrvrecinc. Der Bericht führt hierfür eine ganze Reihe von Fällen an, darunter die Auflösung der Glasmacher versammlung in Dresden und Beschlagnahme von Handzetteln im Lokalboykoltkampic in Markranstädt. Den Gipfelpunkt habe das Vorgehen gegen das Koalitionsrecht gebildet, woraus schließlich die Streik. Verordnung der Regierung entsprungen sei. Darin werde der Polizei für die Praxis Anweisung gegeben, wie man das Ltrcikpostenstchen völlig unierdrücken könne. Das Landessckretariat lei Ansang Ok tober eröffnet und mit dem Abg. Otto Uhlig-Zittau besetzt worden. Der Kassenbericht de, Landesvorstandes, den Abg. Uhlig-Zittau erstattet, weist in Ein nahme uno Ausgabe 29 795,41 .8 und einen Kassen bestand per 21. März 1914 von 1089,98 tti, aus. Der Gesamtkassenbestand der 29 Reichstagswahl kreise belief sich am 31. Mürz 1913 auf 152113,75 ttt, am 31. März 1914 auf 142 529,69 Abg. Sindermann erläuterte den gedruckt vor liegenden Bericht noch durch einige Mttteilungen, worin er besonders heroorhob, daß cs gelte, Sachsen finanziell selbständig zu machen und sich zu rüsten für den Fall einer R e i chs t a g s a u s l ö s u n g, die nicht unwahrscheinlich sei. Die rote Woche, die der Partei glänzende Erfolge an Mitgliedern und Abon nenten der Arbeiterblätter erbracht habe, möge man wiederholen. Ferner gelte es, die Bildungsbcstrc- bungen zu unterstützen und auch etwas für diejenigen ländlichen Wahlkreise zu tun, in denen die Agitation noch nicht so intensiv habe durchgefllhrt werden kön nen. Die Sozialdemokratie befinde sich nicht mehr in Angriffs-, sondern in Verteidigung s- ste llung und habe zwar nicht mehr den Reichs verband gegen die Sozialdemokratie zu fürchten, der seine Kraft aufgebraucht habe, wohl aber den Hansabund, der über große finanzielle Mittel verfüge. Reichstags- und Landtagswahlcn würden über .900 000 kosten. Zu bedauern sei, daß die jugendlichen Genossen nicht genug für die Partei arbeiteten, sondern dies den älteren über ließen, sowie auch, daß sic sich zu sehr von Sport bestrebungen abzichen ließen. Nachdem dann »och das Andenken der in letzter Zeit verstorbenen Genossen in üblicher Weise geehrt und der Kassierer entlastet worden ist, werden die Verhandlungen auf Montag früh 9 Uhr vertagt. Oesterreich und Serbien. Ein Rechtfertigungsversuch der amtlichen Serajewoer Kreis«. Gegenüber der von einzelnen auswärtigen Blät tern veröffentlichten Schilderung der Einvernahme eines Augenzeuge!', des Attentats durch den Unter suchungsrichter, in der bas herausfordernde Be nehmen eines als Schriftführer fungierenden serbi schen Beamten kritisiert wurde, wurde nach einer Meldung des Wiener Corr.-Burcaus aus Sera- je wo auf Grund amtlicher Erhebungen festgestellt, daß sich der geschilderte Zwischenfall vor dem Untersuchungsrichter niemals zuge» tragen hat. Bezüglich der in denselben Dar stellungen enthaltenen Bemerkung, daß die Haltung der Justiz-, Polizei- und vieler Regierungsbeamter das Gefühl hervorgerufen habe, als ob alles unter sich in einem gewissen Einvernehmen wäre, wird erklärt, daß diese so ungeheuren Pauschalverdächtt- gungen durch nichts gerechtfertigt sind. Die bos nisch-herzegowinische Landesbeamten schaft habe ihren Patriotismus in 36jährigcr aufopfernder Tätigkeit unzählige Male be- wiesen, und sich auch wiederholt die Anerkennung von allerhöchster Stelle erworben. Oesterreich» Dementi. Wien, 12. Juli. (Meldung des Wiener Corr.- Bureaus.) In Triester Zeitungen ist die Nachricht erschienen, das an Bord des Kriegsschiffes Franz Ferdinand ein Matrose wegen groß serbischer Acußer ungen von einem Offizier nieder geschossen worden sei. An dieser Nachricht ist keilt Wort wahr. Verleumdungsklage gegen »John Bull". Wie die Belgrader Blätter melden, hat die serbische Regierung die Londoner serbische Gesandt schaft beauftragt, gegen das Wochenblatt „John Bull", das ein angeblich amtliches Dokument ver öffentlichte, wonach die serbische Gesandtschaft in London für das Attentat von Ecrajewo 2000 Pfund überwiesen haben soll, die Verleumdungs klage zu erheben. Vie Wirren in Mdanien. Im Süden erringen die Epiroten immer neue Er folge und dringen siegreich vor, allerdings scheinen sie dabei beträchtlich durch reguläre Truppen Griechenlands unterstützt zu werden. Sollte sich diese lctuere Nachricht bestätigen, dann werden die Groß mächte wohl oder übel .einmal ernsthaft einschreiten müßen. In Durazzo wurde eine Versammlung sürstentrcuer Albanesrnführer abgehalkcn, die einen günstigen Verlaus genommen Haden soll. Die schönsten Worte nützen jedoch nichts, wenn keine ent sprechenden Taten folgen. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Zur Eroberung non Koritza. Durazzo. 12. Juli. Aus Valona wird ge meldet, daß die holländischen Offiziere nach der Be setzung von Koritza durch die Epiroten mit un gefähr 80 Mann nach Valona zurückgekchrt seien, da sich die 200 Mann starken Regierungstruppen voll ständig aufgelöst haben. Griechische Truppen unter den Epiroten. Durazzo, 12. Juli. Nach Meldungen aus -em Süden rücken 2iS Epiroten unaufhaltsam vor und haben bereits de» Bezirk Skotar besetzt. Nach Aus sagen des heute hier eingetroffenen Präfekten von Valona bestehen die Truppenteile aus regulären griechische» Mannschaften. Berat und Valona sind stark gefährdet. Eine Bersnnttnlttnfl in Durazzo. Durazzo, 12. Juli. Heute fand unter dem Vorsitz des Fürsten eine große Versammlung der No tadeln statt, an der Prenk Biboda, Kemal Bei und 40 angesehene Vertreter aus Nord-, Mittel» unü Südalbaincn teilnahmen. Von einigen der Teilnehmer wurde dem Fürsten ungeraten, fremde Hilfstruppcn von den Mächten zu erbitten, während die übrigen Teilnehmer sich dagegen aussprachcn und Vorschlägen, daß sich der Fürst darauf beschränken möge, von den Mächten die G a r a n t i c für die im Londoner Vertrag festgesetzten Grenzen Albaniens zu verlangen. Bei dieser Gelegenheit kam es zu ver schiedenen Sympathiekundgebungen für den Fürsten. Am bemerkenswertesten sprach sich in dieser Hinsicht Jssat Boljctinatz aus, der er klärte: „Obwohl der Fürst nicht aus der Wahl des Volkes hervorgegangen, sondern von Europa be stimmt ist, halten wir treu zu ihm. Sollte er jedoch gezwungen werden, uns zu verlassen, so möge ein anderer dieses Mandat nicht übernehmen. D i e Albanier sind nicht Kinder, die mit sich spielen lassen." Am Schluß der Bera tung kam es abermals zu Sympathiekund gebungen für den Fürsten. Das Ergebnis wurde als durchaus befriedigend bezeichnet, da unter den Vertretern die vollständige Uebcrein- stimmung zutage trat, den Fürsten zu stützen. politische Ueberlicht Neichs-eutjcher Mittelftan-s-vrrban-. Der Eeschäftsfiihrende Vorstand des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes hielt am 6. Juli 1914 in der Hauptgeschäftsstelle in Leipzig eine Sitzung ab. Von Len behandelten Fragen sin- folgende heroorzuheben: Ein leistungsfähiger Ber liner Verlag hat dem Reichsdeutschen Mittelstands- Lerbande das Angebot gemacht, eine Tages zeitung größeren Stiles zur Vertretung der Mittelstandsinteressen herauszugeben. Zur Prüfung dieser Frage wurde ein mehrgliedriger Ausschuß eingesetzt. Es wird mitgeteilt, daß das Reichs - am t des Innern geneigt «st, eine Abordnung des Reichsdeutschen Mittelstands-Verbandes zu einer Besprechung über die Verhältnisse im Mittelstände zu empfangen. Das Reichsamt wünscht jedoch, daß vorher die Punkte, deren Erörterung der Reichs deutsche Mittelstands-Verband für notwendig erach tet, in einer Denkschrift niedergelegt werden. Der Vorsitzende des RcickcsdeutsHen Mittelstands- Verbandes, Bürgermeister Dr. Eberle-Nossen, und der Vorsitzende des Landesausschusses für das Handwerk in Rheinland und Westfalen, Hugo Kükelhaus. Essen a. d. Ruhr, hatten die Ausarbeitung der Denk schrift übernommen und legten dieser Sitzung ihre Entwürfe vor. Der Vierte Reichsdeutsche Mittelstandstag soll Mitte oder Ende Sep tember in Essen a. d. Ruhr abgehalten werden. Der endgültige Zeitpunkt der Tagung wird von dem Landcsausschusse für Rheinland und Westfalen dem- Sie Liebe Ser örei Kirchlein. 36j Roman von E. Stieler-Marjhall. (t.'oi'vrixln WW l>v O,cOi ein k t'o.. U. „> l>. II. I.eiprix.) „Du reiche, heiße Jugend! Ach, Kind, du wirst leben, wirtlich leben. Leiden, kämpfen, selig sein, lieber hinunelbvhe Gipfel und durch abgrundtiefe Täler wird dein Weg dich führen und leicht wird er nicht ininier zu wandern fein." — Den Professor traf sie nicht. Er mied wohl jetzt die gewohnten Pfade. Sie schrieb ihm. Fragte, was der (Harten ihin zuleide getan hätte? Der warte auf ihn! Der «Härtner branche ihn, denn eine neue Sen dung Bäumchen sei eingelroffen. Er möchte doch kommen! Gustav brachte das Brieschen herüber in der Zeit, als Kirchlein mittags zu Hause auf dem e-wfa lag. -Schlaflos lag und sann. Und eben zur Erkenntnis seines Irrwegs kam und anfing, sich selbst zu verachten. Nun las er, atmete den leiscst, feinen Duft, der in dem Briefblatt wohnte und ihm Alix vor -Sinn und Seele zauberte. Ach — ahnte sie denn nicht, wußte, fühlte sie denn nicht ? Sollte er ihrem Rufe folgen oder nicht? Er überlegte lange. Als er seinen Entschluß gefaßt hatte, er hob er sich und trat an den Schreibtisch. Er würde nicht gehen. Aber auch der „Schwan" soll c ihn heute nicht sehen. Ihm war ja der Kop so wüst, so leer, ein ungeheurer Ekel vor sich selbst begann immer dichter wie ein dunkles, schweres Tuch ihn einzuhüllcn. Arbeiten wollte er. Leit Wochen endlich wieder. Es war so still im Hause. Die Kinder waren aus, di.' gingen ihm jetzt gern aus dem Wege. Das kleine Mmuaenen wirtschaftete m der Küche, lautlos ein gutes Geistchen. Durch das gcöffnxtc Fenster guckte lachend pnd lustig der sonnige Juli herein. Bergwanderungen eines Pflanzenfrenndes! Er blätterte zurück, denn er fand sich nicht gleich wieder hinein. Las hier und dort ein paar Lätze. Da standen zwischen Belehrungen und Er klärungen eigenste Gedanken, die waren klar und schön, kraftvoll und edel. Der Mensch, der sie gedacht und so trefflich znm Ausdruck gebracht hatte, mußte ein fester, reifer Mensch sein, der über den Dingen des Lebens stand. Und so — so war er einmal gewesen? Bor wenigen Wochen noch? Was wär ihm denn geschehen, das ihn so tief hatte stürzen können — zurück in das Nebel seiner wilden Jugend, das er seit Jahren besiegt zu haben glaubte? Er stützte die Lliru in die Hand und sann. Seine unglückselige Leidenschaft nein, nein, sie war es nicht allein so schmählich kraftlos war er doch wohl nicht, daß er, um sie zu betäuben, nicht andere Mittel hätte fiu- den tonnen? Noch etwas war geschehen, ein Mensch Ivar gekommen, der eine eigene Gewalt über ihn halte und diese Gewalt zum Schlimmen nutzte. Zu anderen Zeiten hätte er sich wohl dagegen auflehnen wollen — — aber gerade in den Tagen, als sein ganzes Herz verwundet und verbrannt war, da war dieser Mensch wie ein Arzt erschienen, der verbotene Geheimmittel kennt, die von wundervoller Wirkung sind. Der Kranke hatte sich diese Mittel verschreiben lassen und sie allzu willig angewcndet. Nun sah er, was er damit angerichtet hatte. Linderung für den Augenblick nur hatten sie gebracht, jetzt aber fühlte er, daß es starke Gifte gewesen waren, die zersetzend und zerstörend gewirkt batten, daß zu den früheren Wunden neue gebrannt waren, die noch viel weher taten. Da kam ein Grauen über ihn, ein Grauen vor diesem schmeichelnden, übermütigen Arzt mit den surchtbarcn Mitteln. Wa für ein Mensch war dieser schöne Fremdling mit der weichen, lockenden Stimme? .Er war die Versuchung selber. „Nein —" sagte Kirchlein laut — „nein, ich will ihn abschütteln. Er ist gefährlich ge ¬ fährlich." Er legte die beschriebenen Bogen seines Werkes wieder zusammen und schob sie von sich. An diesem Buche konnte er vorläufig nicht ar beiten. Das mußte er erst wieder sich verdiene». Noch einmal nahm er den Brief -er schönen Nachbarin und las ihn wieder. Sein Garten da drüben verlangte nach ihm. Dem war er so ganz davvngelautcn. Un sinnig! Als ob nicht gerade dort, da unten auf den heiteren Wiesen am lustigen Sell und in dieser lebendigen Schafsensarbcit Erleichterung für ihn zu finden sein würde. Und wenn er sie sah, und sie sprach zu ihm, die seines Leidens Quelle war, vielleicht fand er dann gerade Heilung in ihrer stolzen, frischen Kühle. Denn Zehnsucht war ja sei ner Krankheit Seele. Er sprang auf und hinaus, riß den Hut vom Nagel, stürmte davon — — Minnachen hörte die Ture heftig ins Schloß fallen. „Nu also —" zankte sic — „da läuft er schon wieder." Er aber fühlte nach dem Schlüssel, den er in all dieser Feit doch immer in der Tasche ge tragen hatte — suchte das vertraute Seilen- pförtckien und trat in den Park. Frieden lag dort über dem Wiesental, Rein heit breitete sich auf dieses Gefilde, Erhaben- hcit thronte Uber dieser weiten, grünen Stille. Alles, was ihm in wilden Wochen verloren gewesen war, das fand er hier wieder. Unten am Sell arbeitete der Gärtner Grote, der stattliche, semmelblonde Bursch mit dem schneeweißen Hemd und den blauen Leinwand hosen, mit dem großen italienisctpm Stroyhut, ein prächtiger Kerl. Freudig begrüßte er seinen Professor. Staunend iah Kirchlein, was dep ein fache Manu vorwärts gebracht hatte, während er Gelage feierte! Das Gelände war fast ganz verarbeitet^, wie sic cs besprochen hatten — in Beete abaeteilt dort, wo sie zuletzt in trockenem Erdreich Montas, 13. Juli lSl4. nächst festgesetzt werden. Folgende Themata sollen u. a. behandelt werden: s) die Aufstellung eines umfaßenden Wirtschaftsprogramms für den Mittel stand, bj Mittclstandsbewegung und Menschentum jVortrag des Bürgermeisters Dr. Eberle-Nossen), c) Wirtschaftliche Gemeinschaftsarbeit im Handwerk, ck) die wirtschaftliche Lage der kleineren und mitt» leren Brauereien, c) der Aufbau der Organisation des Reick>sdeutschcn Mittelstands-Verbandes. In einer besonderen Versammlung aller beteiligten ge werblichen Verbände soll die Frage der Staats- und Stadtkonkurrcnz erörtert werden. Vie angebliche Schä-igung -er ruffljchen Ausfuhr -urch -en han-elsvertra- mit Veutjchlan-. In der russischen Presse sucht man jetzt von neuem den Nachweis zu siib'-en, -aß der deutsch-russische Handelsvettrag vam Jahre 1904 für die russische Ausfuhr besonders ungünstig gewesen sei. Untersucht man aber an der Hand der amtlichen Statistik wel chen Einfluß die in dem Handelsvertrag Rußland zu gestandenen Zollermäßigungen und Zollbindungen auf die Einfuhr aus Rußland gehabt haben, s» ergibt sich klar und deutlich d-r große Vorteil, der der rus sischen Ausfuhr nach Deutschland aus dein Handels vertrag entstanden ist. Von dem Gesamtwert der Einfuhr Deutschlands aus Rußland sind über 70 Pro zent zu Vertrags,ollsätzen eingeführt, und zwar etwa 67 Prozent zu ermäßigten und rund 4 Prozent zu ge bundenen Zollsätzen. Unberührt von Vertrags abmachungen sind nur 4 Prozent, davon nach dem all gemeinen deutschen Tarife .zollfrei 2 Prozent und Waren mit nur allgemeinen Zollsätzen ohne Bei tragssätze 2 Prozent der Gesamteinfuhr. Don der ge samten Zollcrsparnis. die Rußland auf Grund des Vertrags bei der Einfuhr nach Deutschland genießt, im Betrage von 291 Millionen Mark entfallen 22.9 Millionen Mark oder 98 Prozent auf Waren mit Vertragszollsätzen. Auf Len enormen Aufschwung, den der russische G- treidcexport, namentlich an Gerste, nach Deutschland durch den Vertrag gehabt hat, ist schon mehrfach Hin gewiesen. An der ungeschmälerten Einfuhr von Gerste hat die russische Landwirtschaft dasselbe große Interesse, wie es die russischen Grenzmüblen an der zollfreien Einfuhr von Kleie in Deutschland haben. Eine Beseitigung des deutschen Futtergerstenzolles, die für den Fall der Kündigung des deutsch-russischen Handelsvertrages mit Sicherheit zu erwarten ist. würde die stärkere Verwendung von Mais, des mit 9 zollpflichtigen Konkurrenzgetreides auf dem Futtcrmittclmarkte, zuungunsten der russischen Futter- gerstceinfuhr zur unausbleiblichen Folge haben. Deutsch«» Reich. * Nochmals französische Geographie auf der Bugra. Unsere Feststellung in der Freitagmargcn- nummer, daß im französischen Staatspalast auf der Bugra eine Landkarte Frankreichs ausgestellt sei. auf der Elsaß und Lothringen als franzö sische Provinzen auskoloriert sind, hat den sehr erfreulichen Erfolg gehabt, daß diese ominöse Landkarte alsbald entfernt worden ist. Am Sonn tag befand sich an ihrer Stelle eine andere Karte. * Die konservative Fraktion und da» liberale Wahlabkommen. Die „Sächsischen Politischen Nach richten", die konservative Korrespondenz für das Königreich Sachsen, teilen mit, Laß die von einigen Blättern gebrachte Meldung, zu dem liberalen Ab kommen werde erst in der zweiten Hälfte August in einer Sitzung der konservativen Fraktion der Zweiten Kammer Stellung genommen werden, in keiner Weise den Tatsachen entspreche. Die konservative Fraktion habe schon vor Schluß des Landtags über das liberale Wahlabkommen und die künftigen Landtagswahlen verhandelt, und der Vorstand des Konservativen Landcsvercins habe bereits für die künftigen Land tagswahlen weitgehende Vorbereitungen getroffen. Ausland. Gesterrekch-Ungarn. * Erzherzog Karl Franz Joseph» Vorbereitung auf den Herrscherberuf. Kaiser Franz Joseph hat anläßlich der Neuregelung der Verhältnisse infolge des Ablebens des Erzherzogs Franz Ferdinand dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß der neue Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph alsbald mit den R e - gieruugsgc sch ästen vertraut gemacht und die Koniferen cingevflanzt hatten, war aus Steinblöcken malerisch ein kleines Felsengebirge zusammengetragcn. Der Professor lobte laut und schämte sich leise — Grote, der junge geschickte Gärtner, freute sich. „Gestern ist nun allerlei von Berlin für uns gekommen, Herr Professor —" sagte er — „ich habe es einstweilen drüben im Gewächs- Hanse. Den» da wollte ich nichts ohne Sic vor nehmen. Junge Bäume, fremdländische Eichen und Buchen, ich verstehe mich nicht so auf das Lateinische, das auf der Rechnung steht, tzuercuij rustr«. (juereus eoeclne«, tzuercus paluetris, auswendig gelernt habe ich's wohl, Herr Pro fessor, kann mir aber nichts dabei denken " „(jucreus — die Eiche —" sprach der Pro fessor eifrig und froh — „das werden Sie schon lernen, Grote. Das sind alles Gesellen, die in Nordamerika heimisch sind. Sind es denn gute, lebenskräftige Exemplare? Kommen Sie, Mann, zeigen Sie mir unseren Zuwachs — —" Beflügelten Schrittes eilte er nach dem oberen Teile des Parkes, wo ein kleines Ge wächshaus zum Ueberwintern der Blumen sich befand. Grote stiefelte hinterdrein und erzählte — stolz über das, was er seinem Gedächtnis ein geprägt hatte: kerruxinerc — votulu lenk« — öctul» rn dr-i — kle'iil:» nana " Der Eifer Grotes, der sich fast die Zunge zerbrach, rührte Kirchlein. „k'szus — Buche, tzvtul» — Birke — kommen Sie, ich erkläre Ihnen die Namen alle, daß sie für Sie zu Begriffen werden. Ich sehe nun schon, die Amerikaner sind da. Schön wäre es, wenn wir heute noch etwas davon in die Erde brächten." Beide arbeiteten miteinander, anaercgt, emsig, der junge Gärtner spitzte die Lhrcn, damit kein Körnchen Weisheit ihm verloren ging. . (Fortsetzung in der Abendausgabe.) nisbes Berw, Beam Lrzhe yat ir gerufi politts geben daß l waltu diese * r Der L Hein abend wurde Andi mini st in ei sand sich P und sc Srel Groß halt n . § Grenze Nacht das zn fcrnt bulgar bulg Erlaul von di zurück; zwei wunde ähnlich fünf O schen L dete, sc ichr e l nähme: hindern Bezieh: * r kau u bellen gieruiy Freiwi Reval': Die Peking die Ilcl angcrü rungsn hunger mcrkba * T aus Te ioIge ttunpei weiter Stad Nacht: Befehl der den Verdri: die in nicht si sindlich halb dc cruz ' zu entst G Dc o. Jul: aus dc gar v, zusamr Sonnt! Leiv, den Vc Hose ei als G< schaftci bcsiclm begäbe: Ne das Ha den L sönlrchr Wohl des He Tcilncl einem ausklai W a n a darauf alter v an die lands i selten sei, so 1812, z mal er: aus wi Sachsei schütze, König noch zi tragen Dentin« „Deuts, Abschlu hierauf werbe i An Hauptr statt, z> der La Aus lau Kreishc meister
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