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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140713015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-13
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe Gr E»Ip?>a UN» Vorort« Surch unser« «rtlarr V<AUAVs?reisk. UN-Spr0»«ur«rmaltügN<k in» hau» gebracht: monatli» 1.45 M., virrtrilührlich 5.75 M. Set S«r SeschäftssteU«, unsrrn Zilialen und NusgabeftcUen adgrhoit: monatlich lM., vierteljährlich Z M. vur<b Sie Post: innerhalb VeutschlanS» und Ser Seutschen Kolonien monatlich 1.54 M„ vierteljährlich 4.54 M„ ausschließlich postbestrUgelä. va» Leipziger Tageblatt erscheint Werktag» Lmal, Sonn- u. Zetertagstmal. Tn Leipzig, Sen Nachbarorten unS Sen ivrten mit eigenen Ziliolrn wirb üi« slbenüousgab« noch am sidenS Seo Erscheinen» in» hau» geliesrrt. Serliner NeSaktion: Ta Sen Zelten >7, Zernsprech.hnschluß: Moabit Nr. 447. HcurdelsFeiturrg Arntsblockt des Rates und des potizerarntes der Stadt Leipzig ««Saktlon unS SeschästssteUe: Zohanai-gajs« Nr.». » Zerasprrch.hnschluS Nr. 14007, 1404, un» 14044. ISS. Jahrgang kür Tns«rat« au» Leipzig unS Umgebung Sl« /»nAklAeNpkLksL. ispaltig«petttz»il«r-ps.,St»Nekiomezetlelm.» von au»wärt»z» ps., Nrkiamen 1.7SM., Klein« Anzeigen Siepelitzeil« nur rspf.d.wleSerhol.Nab .Tnsrkat« oon vehörüen lm amtlichenLeil Sie Petit zeil« IS ps. «eschäflsanteigen mit planv»rsck>rist im Preis« «rkkht. Nadott nach Taris, veilagen: Sesamtaufi.ZM.Sa« TausenS au»schl.p»skg«dühr. hnz«lgen-hnnahm«: Zohanni»gals«r. bei sämtlichen Filialen üe» Leipzig«« Tog«blatte» ua» allen flnaoncen-E.eprSitionen Se» Tn- un» hueianSe«. ch«schäst»st«UesürVerlin u.Sie pr.vrauSenburg: virrklionwalterjliegel, Serlin S-14, vreeSenerStraß«47. Zernspcech-sinschluß: Morihplay 10ZN. Nr. 3S0. Muntsg, ürn IS. 3uli. 1914. Das wichtigste. * Die Landeskonferenz der sächsischen Sozialdemokratie begann am Sonntag in Leipzig. (Z. bes. Art.) * In dem Grundstück Mahlmannstraße Nr. 5 in Leipzig erschoß in den Morgenstunden des Sonntags die Ehefrau des Schlossers Wau- rich ihren Mann und dann sich selbst. (S. bes. Art.) * In Durazzo hielt der Fürst mit den treuen Albanierführern eine Beratung ab. (S. bes. Art.) * An der bulgarisch-rumänischen Grenze hat sich ein neuer Zwischenfall ereignet. (S. Ausl.) * Der Große Preis von Berlin wurde von Herren A. und E. von Leinbergs Orelio gewonnen. (S. Sp. u. Sp.) * Das Radrennen Rund durch Sachsen wurde von Aberger gewonnen. (S. Sp. u. Lpiel.) Sir E. Grep un- -Le Rüstungssrage. -s. Der englische Minister des Auswärtigen hat im Unterhause eine jener diplomatischen Reden gehalten, deren kunstvolle Form der Wichtigkeit ihres politischen Inhaltes entspricht. Sir E. Greys Genugtuung über das englisch türkische Abkommen und über die eng lischen Aussichten in China beseitigt jeden Zweifel daran, daß Großbritannien m Klein asien und Mesopotamien nicht minder gur ab schneidet, als im Chinesischen Reich, das wegen seiner Tibet-Politik eine scharfe Verwarnung er halten hat. Was Grey über Persien sagte, läuft auf die Ankündigung einer nahen Revision des britisch-russischen Abkommens hinaus. Spricht die Bedeutsamkeit dicjcr von Gren er örterten Punkte für sich selbst, so bedürfen seine Ausführungen über die Rüstungsfrage gerade vom deutschen Standpunkte einer Erläuterung. Daß Grey hierbei seinen Kollegen Churchill in Sachen des Flottenfeierjahres gegen die Kri tik des Liberalen Ponsonby in Schutz nahm und trotz des englischen Ursprungs der Dreadnoughts die ursprüngliche Verantwortlichkeit Großbr tin- niens für das Anwachsen der Rüstungen bestritt, kann nicht überraschen. Aber gleichzeitig hat Grey für die Behandlung der Rüstungsfrage durch Großbritannien eine neue Taktik begonnen. Er ging davon aus, daß der Vorschlag eines Landes zur Einschränkung der Rüstungen „stets" als ein Versuch, die Handlungsfreiheit zu be schränken und zu kontrollieren, übel ausgenom men worden sei, und leitete hieraus den Schluß ab: „Infolgedessen war es nutzlos, einen di rekten Vorschlag zu machen." — Gren bekannte sich sodann als überzeugter Gegner derartiger Vorschläge, denen er sich „auf jede mögliche Weise widersetzen werde". Nach all den englischen Anregungen, eine Einschränkung der Rüstungen zu bewirken, muß Greys Ablehnung direkter Vorschläge an und für sich auffallen. Dem deutschen Beurteiler aber wird cs doppelt bemerkenswert erscheinen, daß Greys Ablehnung direkter Vorschläge zu einem Zeitpunkte erfolgt, wo kein Zweifel darüber be steht, daß das amtliche Deutschland einen der artigen Vorschlag keineswegs als „Beleidigung" empfindet und »stibel aufnimmt". Hierüber hat das amtlich bekanntgegebene Protokoll der Rede, die Staatssekretär von Tirpitz am 4. Februar d. I. im Haushaltsausschuß des Reichstages hielt, volle Klarheit geschaffen. Denn der Staatssekretär des Reichsmarineamtes lehnte damals aus Gründen, auf die hier nicht cinge- gangcn zu werden braucht, zwar den Gedanken des Flottenbaufeierjahres ab, erklärte aber im übrigen ein Stärkeverhältnis der englischen Flotte wie 16 :10 nochmals für ausreichend und fügte u. a. folgendes hinzu: „Ich habe es nicht für ratsam gehalten und halte es auch jetzt nicht für ratsam, wenn man bei einem solchen Stärtcvergleich die übri gen Schiffsarten (Kreuzer, Kanonenboote, Tor pedoboote, Unterseeboote! mit hercinnimmt. Denn wenn man zu einer Relation von einigem brauchbaren Wert kommen will, dann muß sie einfach sein. Das Hinzuzählen van den genann ten Fahrzeugen — zumal da England in Hinsicht auf die Kreuzer andere Bedürfnisse hat als wir — würde die Lache nur komplizieren. Beide Marinen haben die von ihnen angestrebten Orga nisationen noch nicht fertig durchgeführt. Deutsch land braucht bei seinen fünf Geschwadern 41 Linienschiffe, England für seine acht Geschwader 65 Linienschiffe. Nimmt man für das Schiff die Lebensdauer von 20 Jahren an, so ergicbt sich für Deutschland ein jährlicher Ersatzbau von durchschnittlich zwei Linienschiffen. Ein Mehr ist von uns auch nicht beabsichtigt. Eng land brauchi für seine 65 Linienschiffe einen jährlichen Ersatzbau von drei Linienschiffen. Tatsächlich Hai es aber in den letzten fünf Jah ren gebaut: 24 Linienschiffe, also 5 Linienschiffe , für das Jahr: 24 statt 15 Linienschiffe, das ist von dem Verhältnis 16:10 noch recht weit ent fernt. Wenn man bei diesen Verhältnissen wirk lich zu einer Rüstungsverständigung zu kom men wünscht, so ist es nur natürlich, daß Eng land als die weit überlegenste Seemacht der Welt die positiven Vorschläge zu machen haben würde. Ich bin nicht im Zweifel, daß solche positiven Vorschläge von uns auf das ein gehendste geprüft werden würden." Aus Rücksicht auf Empfindungen der deut schen Regierung braucht also Großbritannien positive Vorschläge zur Einschränkung der Rü stungen nicht zu unterlassen. Tritt jetzt Sir E. Grey mit dem größten .Nachdruck gegen positive Vorschläge (^rvßbritanuienZ aut, dann muß er entweder Gruuo zu der Ansicht haben, daß andere Großmächte durch solche Vorschläge sich verletzt fühlen, oder er muß sich von der Unmöglichkeit überzeugt haben, durchführbare Vorschläge dieser Art zu machen, oder er hält es jetzt rm englischen Interesse für geboten, die Debatte über die Rüstungsfrage zu schlie ßen. Diese Berücksichtigung des britischen Vor teils kann sowohl darauf beruhen, daß die Haa ger Konferenz des Jahres UU5 von hestelem BeratungSstoff möglichst entlastet werden soll, wie auf der Absicht, Eng.auds Haudlungssre'heit auf dem Gebiet der Flottenrüstung auch vor der formalen Schranke zu sichern, d:e der posi tive Vorschlag einer Beschränkung der Rüstungen bedeuten würde. Nach den bisherigen Erfahrungen ist cS für die praktische Fortsetzung der maritimen Rüstungen Großbritanniens gleichgültig, ob »eine Minister theoretisch den Gedanken einer Ein schränkung der Rüstungen erörtern oder nicht. Wünscht also Großbritannien im Gegensatz zu seinem bisherigen Verhalten die Verhandlung über die Rüstüi'/zSsrage zu schließen, so kann unS dies schon aus dem angegebenen Grunde recht sein. Man wird aber außerhalb Englands mit berechtigter Aufmerksamkeit darauf achten, ob GreyS neue Taktik eine gesteigerte englische Flottenrüstung einleitet. Allerdings hat Grey betont, daß die Engländer betreffs der Rü- stungsausgaben nicht die „Treibenden" sein sol len. Jedoch bei der Leichtigkeit, sich als den Getriebenen auszugeben, will jene Lcnduno nicht viel besagen. Wenn Grey für die Einschränkung der Rüstungen manches von den Bemühungen Englands erwartet, zwischen sich und den frem den Ländern die guten Beziehungen zu fördern, so wird diese „Methode indirekter Beeinflussung" auch in den Augen dessen nicht völlig wirkungs los erscheinen, der geneigt ist, sich von einer tatsächlichen Einschränkung der Rüstungen durch die stärkste Seemacht der Welt mehr'zu versprechen. Landeskonferenz -er sächsischen Sozialdemokratie. (Eigener Bericht.) I>. Leipzig, 12. Juli. Die diesjährige Landeskonferenz oer sächsischen Sozialdemokratie trat heute nachmittag 4 Uhr im Dolkshause zusammen. Namens des Leipziger Bc- zirksverbandcs eröffnete Buchhändler Lipinski die Verhandlungen, indem er ausführte: Es handle sich um eine Prüfung der Organisationswasfe, einen Ausbau der Organisation und die Heranschaffung neuer Hilfsmittel. Der Kampf der sozialdemokrati Kunst UN- Wissenschaft. Leipzig, 13. Juli. Neues Theater. (Derdizyklus VI: „Othcll o".) Sechzehn Jahre lang hatte Verdi geschwiegen und sich von der Bühne ferngehalten, nachdem Aidas letztes Lied verklungen war. Arrigo Boito regte ihn an zu erneutem Schaffen, und beide schenkten der musikalischen Welt den „Othello", der Anfang Februar 1887 in der Mailänder Scala die Urauf- führung erlebte. Wagner herrschte in Deutschland, Massenet hatte in Frankreich neue Töne angeschla- gen und Boito durch seinen „Mefistophele" Italien um eine Sensation bereichert. Zu ihnen trat nun Verdi. Ein hervorragender Parlamentarier sagte einmal, daß nur der sich nicht ändere, der nicht denkt. Solches gilt von Verdi, der im „Othello" eine neue Bahn betrat. Er gah die Oper der ge waltigen Gegensätze. An die alte Form erinnert die stets sangbare Phrase,' die Melodie, die lebhaftester Inspiration entsprang in erstaunlicher Frische uiko Unbegrenztheit des erfinderischen Vermögens. Aber sonst schließt sich alles Musikalische ganz i:.>mi<tclbar an die Rede, das Wort und den Sinn an, steigert sich der Ausdruck von lyrischen und innigen Tönen zu leidenschastswütenden und schaucrcrrcg^ioen Aus brüchen, bewegt sich die melodische Linie zwischen Sprechton und Gesang. So steht neben der wunder vollen Liebesszene das äußerste Realistik bezeugende Eredo Jagos, die beide in ihrer Art die Ucbereinstim- mung von Poesie und Musik aus das vollkommenste dartun. Boito und Verdi machten Jago zum Helden des Dramas. Gestern hingegen konzentrierte sich das Interesse merklich aus Othello selbst. I. UrluS bietet hier eine glänzende und, was mehr ist, eine den Charakter völlig wiedergebende Leistung. In welcher Kontraststellung immer der Künstler sich hier befinden mag, stets trifft er vollkommen den sprach lichen Ausdruck wie musikalischen Ton, geht er ganz auf im lyrischen Moment oder in stammend verzehrender Leidenschaft. Urlus' wundervoller Ge sang ward getragen vom Orchester, dem Opern- direktor Otto Lohse die mannigfaltigsten Farben ent lieh. So überragte Othello darstellerisch und tonlich durchaus seinen Leutnant, lieber E. Possonys Jago ward seinerzeit eingehend hier geschrieben. Als be stimmt lyrischer Bariton steht er gänzlich am falschen Platz. Was er gibt und geben kann, ist teils Re flexion, teils Zwang. Erstaunlich wirkt stets aufs neue die Kunst seines Gesangs, aber dem Vortrag fehlt durchweg oas dämoinich-pcssimislische Ferment und der hochdramatischc Akzent wie seiner kleinen Gestalt die wahrscheinliche und überzeugende Ver körperung des Unholds. Rotgedrungenerweise nur hatte man wohl itzertrud Bartsch die Partie der Tesdemona übertragen. Der Sängerin gebricht es an jenen weichen, schönen Tönen, durch die Verdis Kunst jene Dulderin um Liebe so wundervoll cha rakterisiert, und an der vollkommenen technischen Be herrschung ihrer stimmlichen Mittel, die der ita lienische Großmeister unbedingt für sich beansprucht. Auch ihre Erscheinung bot nicht entfernt das unver geßlich poetische Bild der schönen Tesdemona einer Mizzi Marx. Der Eassio H. Lißmanns ließ sich recht laulich an und blieb Charge, statt sich in einzelnen Szenen um schärfer umrijsene Eharaktcrgcstaltung zu bemühen. Auch erwiesen sich des Sängers mitt lere und tiefe Tone sehr schwächlich. Valesca Ri- griniS Emilia gelangte im Finale zu entscheidender Geltung. Zu großer Wirkung brachte Dr. E. Lcrts Regie vornehmlich die Szenen im ersten, dritten und vierten Akte. Daß im dritten die fehlende Bühnen musik ins Orchester hatte einbezogen werden müssen, tat den Szenen von Othellos Verabschiedung Ab bruch. , Tie Vorstellung sand sehr lebhafte Zu- stimmüng. Allem Anschein nach wird Verdis vor letztes, gewaltiges Buhnenwerk sich doch allmählich in der Achtung und Schätzung der musikalischen Kunst freunde erfreulicherweise immer mehr und mehr befestigen. Luxenäexnitr. * Perichtig'ina. Ein Satz unserer gestrigen Kritik von Lothar Koerners Orest ist durch Druck fehler zerstört worden. Es muß heißen: „Dagegen trat oer schon am Hamlet bemerkbare Wider spruch zwischen idealisierter Rede und naturalistischer Unmittelbarkeit in Ser klastischen Sphäre noch ein- dringlfcher hervor" * Theoterchrcn'k. „H e r m a n a r i ch", das nach gelassene Drama Ern st o. W'ldenbruchs wird in der nächsten Spielzeit im Deutschen Schau spiel h a u j e z u H a in b u r g zur Uraufführung ge langen. — Ein neues Lu st jpielvon Richard Skowronnet, dem Verfasser oer erfolgreichen „Generalsecke", ist zur Aufführung vom Komödien Haus angenommen. Es trägt den Titel „Die gute Auskunft" und kommt in Berlin zum überhaupt ersten Male heraus. — Seit dem 2. Juli Hal, wie ge meldet wird, das Lessing-Theater seine Vor stellungen am Kölner Werkbundtheater in aller Stille eingestellt: die Verlängerung des Gast spiels. aus die man wohl gerechnet hatte, konnte nicht erfolgen. Zum Teil ist der Abbruch oer Vorstcllun gen darauf zurückzuführen, daß der eigentümliche Zu schnitt des Theaters neue Dekorationen notwendig gemacht und damit unoorgesehcne Kosten verursacht hätte — zum Teil auch darauf, daß es schon bei der „Faust"-Aufführung wegen der dabei verwendeten Dekorationen zwischen Henry vande Velde und dem Maler Sven Gadc zu Unstimmigkeiten kam. * Eine „Siegsried"-Borstellung mit Hindernissen. Auf der Walddühne Danzig-Langsuhr sand eine Ausführung von Wagners „Sieg fried" statt, die jedoch nur bis zum zweiten Akt gedieh. Die Szenerie war unter Benutzung aller technischen Hilfsmittel durch Prof. Liittle meyer «Darmstadt) in den Rahmen der bewaldeten Berges höhen eingefügt. Die Musik stellte das Berliner Blüthner-Orchester. Eiwa 5000 Zuschauer füllten den Riescnraum. Die Kronprinzessin mit Gefolge wohnte der Vorstellung bei. Aber kaum war der erste Akt vorüber, da zogen schwarze Wolken am Himmel auf, und in wenigen Minuten brach ein heftiges Unwetter lös. Noch wartete man eine Weile, dann verlies die Kronprinzessin als erste den Festspielplatz, und kurz darauf wurde die Vor stellung abgebrochen. * Das Drei-Kaiser-Dentmal. Das Drei-Kaijer- Denkmal, das Heinrich Mißfeldt, der Berliner Bildhauer, geschaffen hat, wurde dieser Tage in Tempelburg in Pommern enthüllt. Das Werk soll gleichzeitig an die Hundertjahrfeier der Be freiungskriege und das Negierungsjubiläum des Kaisers erinnern. Es ist ein Obelisk, den eine Erd kugel mit einem großen Adler darauf krönt. Die Vorderseite des Obelisken trägt ein Bronzemedaillon, das Bildnis des Kaisers, darunter sind in Reliefs von Muschelkalkstem die Segnungen des Friedens dargestellt, das Glück im Hause, der Bauer am Pflug, der Schmied. Die Namen der Gefallenen aus den Befreiungskriegen im Kirchspiel Tempelburg und ein Figurenrelief der Erhebung von 1813 sind auf der schen Partei in Sachsen sei vorbildlich für die Or- ganijation im ganzen Deutschen Reiche, weil Sachsen bisher das Probierland der Reaktion gewesen sei. Feinde habe die Sozialdemokratie ringsum, die Re gierungsmacht siche in Sachsen natürlich auf Seiten der Reaktion, in der sich trotz verschiedener Pro- granimuntcrjchiede Anhänger aus sämtlichen bürger lichen Parteien zusammcnsändvn. Ein Beispiel kür die reaktionäre Gesinnung von Regierung uns bürgerlichen Parteien sei der Versuch, in Sachsen über die Neichsgcjctzgcbung hinaus das Koalitions recht der Arbeiter zu beschneid-.'n. Ferner werde die Landeskonferenz die Art des im nächsten Jahre bevorstehenden Landtags wahlkampfes zu beraten haben. Dieser würde t»er Prtei eine Fülle von Arbeit bringen, denn es gelte nicht nur, den Besitzstand zu erhalten, sondern ihn auch um einige Mandate zu erhöhen. Außerdem sei durch das n a - tionalliberal-fortschrittliche Wahl abkommen eine ganz neue Situation geschaffen worden. Dies neue Kartell werde auf die Wahlen selbst einen wesentlichen Einfluß ausüben Obgleich der formelle Abschluß des Abkommens nicht» an den Tatsachen ändere, hätten doch die bisherigen Ersatzwahlen zum Landtage und zum Reichstage ge zeigt^ daß die Liberalen geschlossen für die Konser vativen gegen die Sozialdemokraten eintreten. Des halb müsse die Sozialdemokratie alle Kräfte an spannen, um das Feld zu behaupten und neue Man date zu werben. Es gilt angesichts des Ernstes der Situation energisch weiterznarbciten an der Be freiung der Arbeiterklasse aus kapitalistischer Aus beutung und Knechtung. (Lebhaftes Bravo!) Es folgen einige geschäftliche Angelegenheiten. Als gleichberechtigte Vorsitzende des Parteitages werden gewählt Lipinski- Leipzig und Dbg. F l e i ß n e r - Dresden. Zu Schriftführern werden gewählt I u n g n i ck e l - Dresden. Hoffmann- Plauen i. V. und Iungnickel Annaberg. Auf der Tagesordnung steht zunächst der Geschäftsbericht des Landesvorstandes, dem folgendes zu entnehmen ist. Die klassenbewußtc Arbeiterschaft habe sich an dem Fcstrummel aus Anlaß der Jahrhundert feier der Befreiung vom Napoleoni schen Joche nicht beteiligt. Auch Glieder der Bourgeosic hätten den Beweis geliefert, daß ihre Begeisterung Talmigold sei, und die Arbeiter ge zwungen, am Tage der Völkerschlachtfeier die Arbeit ruhen zu lassen und vielfach auch den Arbeitslohn zu verlieren. Die Leipziger Sozialdemokratie hätte sich die Möglichkeit, zu ihren Protcstvcrsammlungen durch öffentlichen Anschlag einzuladen, erst non der Leipziger Polizeibehörde erkämpfen müssen. In das Jubiläunisjahr 1013 seien auch die Ausschreitungen in Za bern gefallen, die der übermächtige Mili tarismus hervorgerufen habe. Aus der gleichen Wurzel sei auch die Bewegung erwachsen, die sich — im Jubeljahre der Befreiungs kriege — gegen die Rechte der Arbeiter gerichtet hab^. In Sachen sei das Gemeindewahlrecht der Massen noch weiter verschlechtert worden, und -m ganzen Reiche — und wiederum in Sachsen in Rückseite. Die Seiten des Obelisten tragen die Bronzedildnisse des alten Kaisers und Kaiser Fried richs, Steinreliefs mit dem Auszug der Krieger von 1866 und der Heimkehr von 187l. " Carduccis Nachlaß. Von dem Nachlaß Lar- duccis, des großen italienischen Dichters, sollen demnächst die zwei letzten Bände erscheinen, die seine Werke abschließen. Der erste Band mit dem Titel „Jndici e Saggi" enthält unveröffentlichte Gedichte oder poetische Versuche oder auch Ent würfe zu Dichtungen, die nie ausgesührt wurden Er umfaßt alles das, was der Dichter von seiner reichen Produktion seit dem Jahre 1849 bis zu seinem Tode nicht veröffentlichen wollte. Es sind Versuche, die für den Forscher besonders interessant sind. Außerdem enthält der Band, wie Ewald Rap pap ort in der Zeitschrift für Bücherfreunde schreibt, die hauptsächlichsten Varianten zu den„Odi bardare" und die „Prose inedire". Darunter sind die schönsten Vorlesungen des Dichters, Studien über Ariojt und eine vollendete Arbeit über die Kultur ain Hose der Este zu Ferrara, ferner auto- biographische Notizen, in denen Carducci u. a. mit Ingrimm der Zeit gedenkt, in der er das Deutiche Iludiert. Der zweite Band wird die politischen Schriften und Zeitungsartikel enthalten. * Amtstracht für Privatdozentin. Ten Privat- dozenten der Universiät Rostock ist neuerdings eine der Amtstracht der ordentlichen und außer ordentlichen Professoren ähnliche Tracht verliehen worden. Soviel wir wissen, haben außer Rostock nur noch die Privatdozenten an der Universität Breslau eine Amtstracht, an den übrigen Universi täten Deutschlands nicht. * Hochschulnachrichten. Dem Vernehmen noch HU van Hamel, Gymnasiallehrer in Rotterdam den Rus an die Universität Bonn zum Beginn des kommenden Wintersemesters angenommen: er über nimmt hier die Professur sür niederdeutsche und niederländische Sprache als Nachfolger des v'rstorbe ncn Geheimen Rats Professor Tr Johann Franck. — Der ordentliche Professor der Pharmakologie und medizinischen Chemie an oer Königs berg ei Universität Professor Dr Alexander Ellinger Hal einen Ruf nach Frankiurta. M erhalten. — Zum Ehrenbürger der griechischen Insel Thera wurde Professor Dr. WrIski ernannt, der zusammen mit Proseffor Hiller o Gautringen in den Jahren 1895 bis 1902 auf der Insel Ausgrabungen vornahm
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