Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140714017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-14
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dienstag, 14. 3utt 1914. Leipziger Tageblatt. Nr. 3S2. Morgen-ttusgave. Seite?. »WWWmm» Kunst unci Wissenschaft «MWWWW! Mugust Leskiens goldenes Voktorjubiläum. Geh. Hofrat Dr. August Leskien, ordent licher Professor der slawischen Sprachen und Mit direktor des Indogermanischen Instituts an unserer Universität, feiert beute sein fünfzigjähriges Jubi läum als Doctor pyilosophiae. Diese Würde wurde ihm im Jahre 1864 von der Leipziger philosophischen Fakultät verliehen auf Grund einer dem Gebiet der klassischen Philologie angehörenden Dissertation über das Digamma bei Homer. Nachdem er in Kiel, seiner Vaterstadt, seine llnioersitätsstudien begonnen und in Leipzig abgeschlossen hatte, wirkte -er 1801 bis 1806 als Lehrer an der hiesigen Thomasschule, setzte dann seine sprachwissenschaftlichen Studien in Jena unter A. Schleicher fort und wurde 1867 Privat dozent in Göttingen. 1869 erhielt er eine außer ordentliche Professur für vergleichende Sprachfor schung in Jena und gehört seit 1870 unserer Univer sität an als Vertreter der slawischen Philologie. Unter den 70 ordentlichen Professoren, die zurzeit an unserer Hochschule aktiv tätig sind, nimmt der Jubi lar dem Drei alter nach die dritte Stelle ein. Frühe wandte sich Leskien sprachwissenschaftlichen lsprachvergleichenden) und philologischen Studien in weitem Umfange zu, wobei er noch beträchtlich über die indogermanische Sprachenwelt hinausging. Bei seinem Bestreben, die Entwicklungsgeschichte der Sprachen aufzuhellen, wurde er durch eine ganz un gewöhnliche Begabung, Sprachen auch praktisch sprechen zu lernen, unterstützt, ein Talent das gerade bei denen, die sich mit der Geschichte älterer oder neuerer Sprachen befassen, nur selten angetroffen wird. Es dürfte kaum weniger als ein Dutzend Sprachen sein, in denen Leskien sich so gut oder nicht viel weniger gut als in seiner Muttersprache über beliebige Gegenstände zu unterhalten versteht. Schwer übersehbar ist die Zahl seiner Schriften; sie betreffen nicht bloß sein eigenstes Arbeitsgebiet, das weite Feld der slawischen und der sogenannten bal tischen Sprachen, sondern auch andere Glieder der indogermanischen Sprachfamilie, namentlich das Griechische und das Germanische. Und in ähnlicher Weise wie unserm Philosophen W. Wundt, hat das Alter ihm, dem fast an der Mitte der Siebzig An gelangten, die Schaffenskraft und die Schaffens freude noch nicht zu beeinträchtigen vermocht: nach dem er 1909 eine umfängliche wissenschaftliche Dar stellung der Geschichte der altbulgarischen Sprache herausgegeben hat, wird allernächstens aus feiner Feder ein zweibändiges Werk über das Serbische, die Frucht vieljähriger Spezialstudien. erscheinen. Souveräne Herrschaft über den Stoff, kritische Schärfe und methodische Klarheit sind die Eigen schaften, die aus allen Arbeiten dieses Meisters ycr- oorleuchten. Es ist ihm vergönnt gewesen, auf den Entwicklungsgang zweier Wissenschaften bestimmend einzuwirken. Zunächst hat er wie kaum ein anderer unter den Lebenden zur Begründung der exakten Methode der modernen Indogermanistik beigetra gen. In Lieser Richtung ist besonders seine im Fahre 1876 erschienene Schrift „Die Deklination im Slawisch-Litauischen und Germanischen" zu nennen, die wohl in höherem Matze als j.de andere spr.ch- oisscnschaftliche Veröffentlichung der damaligen Zeit zu einer umfassenden Revision der Methode der sprachgeschichtlichen Forschung Anstotz gab, und an deren Leitsätze die sogenannten „Junggrammatiker", d. h. die unter den Jndogermaninen allmählich zur Herrschaft gekommene und noch heute herrschende Richtung, immer wieder angeknüpst haben. Andr erseits ist es aber auch unser Jubilar gewesen, der, von d-er klassischen Philologie ausgegangcn und in ihr gründlich geschult, wie kein anderer neben ihm Sie slawische Philologie zu der Höhe gebracht hat, aus der sie heute steht. Hat hier mancher extensiv mehr geleistet als Leskien, so doch keiner intensiv. Als Universitätslehrer hat der Jubilar natur gemäß nie große Scharen zu seinen Füßen gesehen. Dennoch hat er auch auf dem Katheder Bedeutendes erreicht durch seine ganz eigenartige Lchrbegabung. Ein erstaunlich großer Teil derjenigen Männer, die heute an den Universitäten des In- und Auslandes als Dozenten wirken, Slawisten, Indogermanisten, Germanisten, klassische Philologen usw., in Leipzig Leskiens Schüler gewesen, und in den Jahrzehnten, da noch die sprachwissenschaftlichen Studien höher be wertet wurden als es in unserer aufs „Nützliche" ge richteten Zeit im allgemeinen der Fall ist, kam es gar nicht selten vor, daß sich unter seinen Zuhörern beträchtlich mehr Doktoren, Prioatdozenten oder Professoren befanden als eigentliche Studenten. Möge es dem gefeierten Forscher und Lehrer be- fchieden sein, noch durch manche Jahre sein reiches Wissen und Können im Dienste ee >> -n ch.'ft und unserer Universität verwerten zu dürfen! Leipzig, 11. Juli. Abendmotette in der Johanniskirche. Der Name FritzLubrich ist den ständigen Besuchern der vom Kirchcnchor zu St. Johannis veranstalteten Abend motetten bestens bekannt. Wenn man diesmal aus schließlich Werke dieses begabten Reger- und Sträube schülers auf das Programm gc-etzt hatte, so wollte mau wohl damit eine Dankesschuld gegen Lubr^'' für seine so häufige Mitwirkung als Solist wie als Be gleiter im Rahmen dieser so dankenswerten Veran staltungen abtragen, denen de: nimmermüde Leiter des Kirchenchores, Herr Musikdirektor Bruno Röthig, immer ein nach künstlerischen Gesichts punkten zufammengestelltes, interessantes und in sich abgeschlossenes Programm zugrunde zu legen weiß. Der Komponist eröffnete die auch diesmal von schönstem Erfolg begleitete Abendmotette mit der technisch wie nach feiten des Vortrags gleich ausge zeichneten Wiedergabe des Präludiums und der Passacaglia in A-Moll, Opus 17. Als ein mit der Kunst des Registrierens wohloertrauter, äußerst tüch tiger Orgelspieler erwies er sich des wei teren noch mit dem Vortrag dreier stim mungsvoller Charakterstücke nach Bildern von Böcklin (schweigen im Walde — Heiliger Hain — Toteninsel). Mit besonderer Vorliebe arbeitet der Komponist auf dem Gebiete der geistlichen Musik, insbesondere der Choralkantate. Zwei Werke dieser Gattung „Geh aus, mein Herz, und suche Freud'" und „Der Mond ist ausgegangen", legten gestern Zeugnis davon ab, in welch lobenswerter Weise sich Lubrich in die Worte Gerhardts und Matthias Claudius hineinzuversenken weiß und mit Hilfe sei nes tüchtigen Könnens deren Stimmungs- und Ge- fühlsgehalt musikalisch zum Ausdruck zu bringen ver mag. Beide Werke wurden durch den Chor zu nach haltiger Wirtung gebracht, der, alles mit viel Fleiß einstudiert, unter vollster Berücksichtigung des dyna mischen Teiles die Kantaten tonjchön, rein und mit viel Empfinden vermittelte. Gleich lobenswert er klang der n cmppolla-Chor „Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall!" Die Sopransoli sang mit schöner Stimme und wirkungsvollem Ausdruck Fräulein Gertrud Kubel. Um die kleine Violinpartie der ersten Kan tate machte sich Fräulein Hilde Straßberger verdient. 0. II. * Isolde Beidlers Jugenderinnerungen. Frau Isolde Beidler ist gegenwärtig mit der Abfassung eines Buches beschäftigt, das sie unter dem Titel „Erinnerungen an meinen Vater " zu ver öffentlichen gedenkt. Da sie bei dem Tode Wagners achtzehn Jahre alt war, dürften auch interessante Mitteilungen über die letzte Lebenszeit Wagners, besonders über die Zeit in Venedig, in dem Buche zur Veröffentlichung gelangen. * Dem großen Tondichter Robert Bolkmann soll am V.'April 19t.>, an seinem hundertsten Eeburts» tage, in seiner Vaterstadt Lommatzsch in Sachsen ein Denkmal errichtet werden. Die Ausführung ist in diesen Tagen dem Leipziger Künstler Herrn Pro fessor Adolf Lehnert übertragen worden. Das Denkmal wird als Büstcn-Monuinent (Bronzebüste auf Eranitsockel in etwa 3 Meter Höhe) in einer Nische der prächtigen Stadtkirche zur Aufstellung kommen und sich in der Gliederung des Aufbaues der gotischen Bauart der Kirche anpasscn. Zu den Bau losten sind von vielen Seiten, insbesondere auch aus Ungarn, wo der Meister von seinen Budapester Jahren her noch in gutem Andenken steht, zahlreiche Beiträge eingegangen. Es wäre erfreulich, wenn aus runstliebenden Kreisen der alten Musikstadt Leipzig noch Spenden zu den nicht unerheblichen Kosten, die der Bau erfordert, eingehen würden. Gaben nimmt der Vorsitzende des Ausschusses, Bür germeister Benndorf in Lommatzsch in Sachsen, ent gegen. * Ein unbekannter Michelangelo? In einer Bil derauktion in Chester kaufte unlängst ein gewisser Dutton ein großes ungerahmtes Bild, von dem jetzt nach erfolgter Reinigung Sachverständige an nehmen, daß es von Michelangelo herrührt. Es hat den Titel „Der Unglaube des Tho ma s Dydimus ". Dem glücklichen Käufer sind bereits 200000 für das Bild, das er für wenige Pfund gekauft hat, geboten worden. * Ein niederländischer „Wertbund". Eine Orga nisation, die es sich zur Aufgabe machen wird, die Bestrebungen des „Deutschen Weltbundes" in den Niederlanden zu verfolgen, ist in A msterda m begründet worden. Wie dem Cicerone von dort geschrieben wird, kam eine Versammlung von Künstlern, Industriellen und Interessenten zu dem einstimmigen Beschluß, die Errichtung eines „Niederländischen Bundes" in die Wege zu leiten, und die vorbereitenden Schritte für diese wichtige Neuerung' im kulturellen Leben der Nieder lande sind schon geschehen. * Die Wiederherstellung des englischen Hauses in Danzig. Zum Ausbau des englischen Hauses in Danzig, bas im vorigen Jahre von der Stadt aus freiwilligen Spenden Danziger Kunstfreunde an gekauft war, das schönste Privathaus in Danzig, hat der Kultusminister eine Beihilfe von -15 000 .g angewiesen. Mit diesem Zuschuß zu frühe ren Sammlungen ist die etwa 100 000 n erfordernde Summe für die Wiederherstellung der kostbaren Sgraffito-Fassade gesichert. * Ein Monumentalwerk altchristlicher Kunst. Ein Werk, dessen Preis auf nicht weniger als 1000 ./ä festgesetzt ist, kann schon aus diesem Grunde ein Monumentalwerk heißen. Aber es hat auch viel jähriger Arbeit bedurft, ehe das auf Anregung und mit Unterstützung des Kaisers von Monsignore Joseph Wilpert, apostolischem Protonotar, geschaffene große Werk „Die römischen Mosaiken und Maleren der kirchlichen Bauten vom 4. bis 13. Jahrhundert" zur Veröffentlichung reif war. Das Werk, das zum ersten Male den einzigartigen Besitz Roms an altchristlicher Kunst zur Anschauung und Darstellung bringen soll, wird 1915 in vier Großfoliobänden mit 295 farbigen Tafeln erscheinen. Dazu kommen etwa 400 Abbildungen im Texte Wilperts. Es wird zugleich in deutscher und französischer Sprache ausgegeben werden. * Die botanische Erforschung der Karolinen. Auch das letzte Mitglied der gegen Ende des Jahres 1911 nach Neu-Guinea entsandten Forschergesellschaft zur Erforschung des Sepil oder Kaiserin-Augusta-Flusses, der Botaniker Karl Leder mann, ist, wie ge meldet wird, in diesen Tagen nach Berlin zurück gekehrt. Als die übrigen Teilnehmer im Herbst ver gangenen Jahres die Heimfahrt antraten, erhielt er vom Kolonialamt drahtlich den Auftrag, sich noch nach den Karolinen zu begeben, um auch dort botanische Sammlungen anzulcgen. Nur die Pflanzen welt der Insel Pap war bis dahin eingehender und mit dem unverwarteten Ergebnis untersucht worden, daß sie eine ganze Reihe von Endemismen birgt, d. h. von Pflanzen, die ihr eigentümlich sind, die nirgends sonst Vorkommen .Nun ist Pap aber von der Natur, namentlich in bezug aus den jährlichen Regciisall, weniger begünstigt als die anderen, sowohl ost- als auch westwärts gelegenen gebirgigen Karo linen, also wie K u s s a i, P o n a v e, T r u ck und die Palaus. Alle diese, soviel wußte man, haben eine reichere, üppigere Flora als Pap, und es war daher zu erwarten, daß sie auch reicher an Endemismen sein würden. Herr Ledermann ist ungemein erfolg reich gewesen. Es wird noch geraume Zeit vergehen, bis seine große, über 7000 Nummern umfassende Pflanzensammlung, die dem Botanischen Museum in Dahlem überwiesen worden ist, wissenschaftlich völlig durchgearbeitet sein wird. * Das größte Planetarium der Welt. Im Neubau desDeutsche n M useumsin M ünche n soll in einem besonderen knppclartigcn Dunkelraum von 5.5 Meter Höhe und 8,2 Meter Durchmesser der Sternhimmel mit de- Sonne und den Pla neten dargestellt werden. Wie P. Richter im „Geographischen Anzeiger" berichtet, soll dieses Riesenplanetarium, das das größte der Welt sein wird, so anschaulich eingerichtet werden, daß auch dem Laien die Bewegung der Erde, des Mondes und der Planeten nach der kopcrnikanischen Lehre leicht verständlich wird und daß jedermann ersehen kann, wie sich das Himmelsgewölbe dem Beschauer in Mün chen an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Stunden darstellt. In der Mitte des Raumes wird die Sonne als Helle Lichtquelle angebracht, während die Planeten und Monde als leuchtende bzw. zurück strahlende Kugeln erscheinen. Die Erde soll etwa 2.5 Meter von der Sonne entfernt sein, weshalb die Entfernungen der äußeren Planeten von der Sonne entsprechend verkürzt werden. Die Planeten- bewegung soll erstens in wirklicher Zeit durch ein Uhrwerk, zweitens in beschleunigter Zeit durch Um schaltung auf einen Elektromotor bewirkt werden, wobei auch eine genaue Einstellung für verschiedene, aber bestimmte Daten (z. B. 13. August 1843) er möglicht werden soll. Am Gewölbe des Dunkel raumes werden die in München sichtbaren Fir - sterne als Elühlämpchen verschiedener Größe sicht bar werden, wobei der Veränderlichkeit des sichtbaren Sternenhimmels entsprechend Rechnung getragen wird. Neben diesem Ricsenplanetarium nach dem kopcrnikanischen System wird ein zweites kleineres Planetarium das ptolemaeische System ver anschaulichen, wobei die Fixsterne an einer Kugel von etwa sieben Nieter Durchmesser durchscheinend angebracht werden. Mit Vollendung dieser beiden Anlagen wird das Deutsche Museum das größte astronomische Anschauungsmaterial der Welt besitzen. * Reue Mitglieder der Wiener Akademie der Wissenschaften. Die Wiener Akademie der Wissen schaften hat eine Reihe von Gelehrten Oesterreichs und des Auslandes neuerdings in die Reihe ihrer Mitglieder ausgenommen. Wirkliche Mitglieder der philosophisch-historischen Klasse wurden: Dr. Karl Diener, ordentlicher Projeffor der Paläontologie an dec Universität Wien; Hosrat Dr. Moritz Wlassak, ordentlicher Professor des römischen Rechts an der Universität Wien; Dr. Julius Ritter v. Schlosser, Direkior der Samm lungen von Wappen und kunstindustriellen Gegen ständen des Kaiserhauses und ordentlicher Professor der Kunstgeschichte an der Universität Wien; Lr. Maxi milian Bittner, ordentlicher Professor der orienta lischen Sprachen an der Universität Wien; Dr. Edmund Hauler, ordentlicher Professor der klastischen Philo logie an der Universität Wien. Ehrenmitglieder wurden: Professor Dr. George Ellery Hake, Direktor des Solar-Objervatory ans Mount Wilson in Chicago. Korrespondierende Mitglieder wurden in der mathe- matstch-phistitalischen ttlasse: Dr. Hans Benndorf, ordentlicher Professor der Physik an der Universität Graz; Anton Handlirsch, Kustos des natur historischen Hojmuseums in Wien; Hofrat Dr. Josef Moeller, ordentlicher Professor der Pharmatognosie an der Universität Wien; sowie Gaston Bonnier, Professor der Pflanzenphysiologie an der Sorbonne in Paris und Dr. Otto Stapf, Keeper os Herbarium and Library of the Kew- Gardens bei London. Korrespondierende Mitglieder der philosophisch.historischen Klasse wurden: Dr. Hermann Junker, ordentlicher Professor der Aegyp- wtogie an der Universität Wien; Professor Dr. Bertold Bretholz, Direktor des mährischen Landesarchivs in Brünn; Dr. Max Dvorak, ordentlicher Professor der Kunstgeschichte an der Universität Wien; Louis Duchcs ne, Direktor der Ecole Fran^aise in Rom; Geheimrat Dr. Siegmund Ritter v. Riezler, Pro fessor für bayerische Geschichte in München. * Wissenschaftliche Mitteilungen. Die Robert- Koch-Stiftung zur Bekämpfung der Tuber kulose hat eine Preisaufgabe „Die Bedeutung der verschiedenen Strahlen (Sonnen-, Röntgen-, Radium-, Mesothorium-) für die Diagnose und Be handlung der Tuberkulose" ausgeschrieben. Für die beste Arbeit ist ein Preis von 3000 M ausgesetzt. Die Arbeiten müssen bis zum 1. Juli 1915 an den Schriftführer der Stiftung Geh. «anitätsrat Prof. Dr. Schwalbe in Charlottenburg crbgeliefert sein. Das Preisgericht besteht aus -cm Präsidenten Les Reichsgesundhettsamtes Dr. Bumm, Prof. Dr. Kaffky, Ministerialdirektor Dr. Kirchner und Prof. Dr. Löffler. — Die deutsche Kolonie in Caracas hat, wie die „Deutsche Medizinische Wochenschrift" berichtet, anläßlich der Jahrhundert feier der nationalen Unabhängigkeit in der Hauptstadt Venezuelas ein bakteriologisches Institut als „R o b e r t-K o ck^-S t i f t u n g" errichtet. — An philosophischen Fakultäten der preußischen Uni versitäten besteht die Möglichkeit, daß auch Doktoranden ohne Reifezeugnis promo vieren können. Es handelt sich hierbei allerdings um eine große Ausnahme; der Betreffende muß eine Doktorarbeit anfertigen, die die philosophische Fakultät einstimmig als eine hervorragende wissenschaftliche Leistung zu erklären hat. Im übrigen bedarf es noch der Dispenscrteilung seitens des Unterrichtsministers. In den letzten 13 Jahren sind, wir die „Neue pol. Korr." mitteilt, nach amtlichen Feststellungen an -en zehn preußischen Universitäten 157 Inländer ohne Reifezeugnis von den philosophischen Fakultäten promoviert worden. Aus dieser geringen Zahl ergibt sich ohne weiteres, daß hierbei streng verfahren wird und daß dabei nur außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen zur Anerkennung kommen. Vie Liebe öer örei Kirchlein. 39) Roman von E. Stieler-Marshall. WopynAlU 1912 SretU'ein v Lo., U. m. b. II. Ueiprig.) Erschüttert stand sie und sah ihm nach. War Verachtung ihr Teil? Aber plötzlich stand er wieder vor ihr, er griff ihre beiden Hände, sah sie mit seinen großen, dunklen, jungen Augen flammenden Blickes an. „Mädchen!" stammelte er — „dn armes, großes, kleines Mädchen! Welch ein Wissen von dir hast du mir gegeben. Wie soll ich das tragen tonnen? Sag mir, wie soll ich das tragen tonnen?" Voll begegnete ihr Blick dem seinen. „Wie mein Bruder und Frennd," sprach sie bittend. Er schüttelte das Haupt. „Nie kann ich dir Freund und Bruder sein. Alix, Alix! Unfreie Freie. Meiden muß ich dich — meiden! Oder — — — löse dich Kind — —" Da flammte in rotem Feuer der erste Blitz. Und schwer rollte der Donner. „Das kann ich nicht —" rief Frau Alix schmerzlich wild. „Ich gelobte mich fürs Leben. Meiden — — meiden müssen wir uns! Leb wohl — leb wohl!" Sie entriß ihm ihre Hände. Sic entfloh. Und er schritt durch den Aufruhr der Ele mente und achtete seiner nicht. Biel, viel wil der und heißer tobte der Aufruhr in seiner Seele. 13. Es glitt eine ekle glatte Schlange durch die kleine Stadt. Mit ihrem gespaltenen schnel len Zünglein fuhr sie bald da, bald dort hin, hob zischend das Haupt, trug Gift umher. Klatsch hieß die häßliche Schlange. O Frau Alix! Makellos wolltest du in dei nes Gatten Hanse bei ihm wohnen, so, dünkte mich, lautete ein Hauptstück eures Vertrages. Siche, schon bist du nicht mehr makellos, denn sic begeifern dich, sie beschmutzen dick), dn Stolze. Wer in aller Welt hat denn das alles ge sehen? Daß der Mann dir zu Füßeu im Grase lag, daß du bei Lautcnspiel in singender Art ihm seltsame Bekenntnisse machtest? "Daß mit der Nacht ein Gewitter heraufkam und der Bankier Merkel fern von der Stadt war? O, o, Fran Alix! Die Leute reden! Im Kränzchen der Fran Giselius zucken sie mit den Schaltern und verziehen höhnisch den Mund. Man sieht cs ihr ja an, cs ist nichts Ge naues. — Rote Haare und grüne Angcn nud die fabelhaft weiße Haut! Sie malt sich wohl an und hat falsche Haare. Eine Freiin von Planla, die den alten Juden Merkel heiratete, ist schon verdächtig. Was nutzt es, wenu dec alte, milde Geheim rat seiner Frau verbietet, das Gerede wciter- zusagen? Wenn sie es nicht tut, so glaubt sic doch fest daran. Alix und Willi Kirchlein, eure Augen blickten so schön und glücklich, ihr kacheltet so selbstvergessen, als Ihr beim Roscnfest im Reigen ginget. Nun wundert sich niemand, und alle glau ben das Böse so gern. „O Egon, ich habe mich grausam getäuscht!" sagte Frau Abendrot!) zu ihrem dicken, gleich mütigen Gatten — „wieder einmal ist mir ein Ideal in Trünrmer gesunken." Jede Silbe klang wie ein Hammcrschlag gegen kaltes, klares Eis. Am „Schwanen"-Ltamintisch wußten sie alles genau, und da Kirchlein der Runde jetzt fcrnblieb, tonnten sie in Behagen uno Lust ihre Scnsatiönchcu zerpflücken und untersuchen. War hier nicht gar der glatten Schlange Nest? Mich dünkt, dem schwarzen, schönen Fremd ling mit der weichen, lockenden Stimme wäre sie zuerst über die lächelnden Lippen geschlüpft?! Viel und weise wurde auch bei Mutter Wcudt im Ladcu darüber geredet und Pappchen gab vom Hinterslübcheu aus seine Meinung dazu ab, die dahiu ging, daß das alles „dummes Gequassel" wäre. Sonntags nachmittags kam das Martha- kind zu den Eltern herüber und brachte eine große Tüte Kuchen mit und den langen, semmel blonden, jungen Gärtner. „So Mutter," sagte sie geschäftig, „heute haben wir mal Besuch, den Herrn Gärtner Grote aus Erfurt, der drüben bei uns angestcllt ist. Koch uns einen feinen Kaffee, Mutter, ich habe Ouartkuchen mit vom Bäcker Böhm." „Na, daun nimm nur anderthalb Bohnen mehr, Liese, sei mal üppig!" rief Pappchen, und seine lustigen Aeuglein ließen ihre Blicke eifrig spazieren gehen. Er blinzelte und schmunzelte, betrachtete sich den Gärtner, Grote von oben bis unten und stach mit seinen zwei schwarzen Stecknadelchen schier bis ins Herz des neuen Gastes. Er wußte sofort, „was die Glocke ge schlagen hatte". Mutter Wendts Sonntagskasscc war schon bereitet gewesen. Sie legte dem Besuch zu Ehren eine hübsche Decke auf den Tisch und nahm die guten Tassen mit dein Goldrand aus dem Glasschränkchen und einen großen bunten Teller für den Kuchen. Auch ihre Augen durchbohrten den jungen Gärtner, die kleine Martha merkte mit heimlichem Vergnügen, wie aufgeregt die gute Alte war, wie sie darauf brannte, einmal unter vier Augen mit der Tochter zu reden. Das Marthakind ließ sie zappeln, schenkte in ihrer niedlichen Weise Kaffee ein, bot Milch, Zucker und Kuchen an, schwatzte, neckte Pappchen und sprach gesetzt mit Grote, der mit strahlen dem Lächeln Platz genommen hatte und sich ohne Ziererei Kaffee und Kuchen schmecken ließ. Aber endlich, aufgefordert durch beschwö rende Blicke und verschiedene heimliche Fuß tritte, erbarmte sich das böse Mädchen und ging mit der Mutter unter einem Zjorwand in den Laden hinaus. „Mein Verehrer," erklärte sie — „gelernter Gärtner und ein sebr tüchtiger Mensch. Er hat eine großartige Stelle beim Herrn, einen feinen Gehalt." „Tas hört sich ja alles ganz gut nun muß er dir aber auch gefallen tun," sagte Frau Wendt eifrig. „Ei, es ist kein häßlicher Mensch, hat ganz feine Art," meinte das Marthakind, und er zählte der Mutter, was es sonst noch über den Gärtner wußte. „Ich will es nicht grad verreden," sagte sw. Indessen rührte Pappchen drinnen bedächtig mit seinem Löffel in der Kaffeetasse. „Gärtner sind Sie also," sagte er. „Das ist ein schöner Berus. Und nährt wohl auch seinen Mann?" Freimütig sah Grote den Alten an. „Den Mann und auch die Frau, wenn cs so sein sollte. Und auch wohl eine Familie, wenn das mal in Frage käme." „Ei, Sic gehn ja gleich höllisch ins Zeug," lachte Pappchen behäbig. „Aber nu sagen Sie mal, so eine Anstellung bei einem Privaten, cs kommt mal bißchen eine Uneinigkeit, Hopps, flie gen Sie schon raus?" „Ich habe einen festen Vertrag mit Herrn Merkel, er ist auch ein rechtlicher Mann," ent gegnete Grote. „Wenn das, was wir jetzt vor- haben, das ist nämlich ganz was Besonderes, gut ausfüllt, dann bin ich für alle Zeiten geborgen." „Ei schönchen," sprach Papa Wendt ver gnügt. „Außerdem, es könnte ja auch mal kom men, daß Sic eine Frau nähmen, die auch noch was mit cinbrockt, so ein einziges Kind von da heim, so vielleicht, na wollen mal sagen, mir 3000 Märkerchcn. Ta können Sie schließlich auch mal tvas Eigenes anfangcn, nicht wahr'?" Grote sah dem Alten mit seinen ehrlickjen blauen Augen ruhig und gerade ins Gesicht. . lSorlfetzung in der A-endau^-be.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)