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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.07.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140714017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914071401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914071401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-14
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Morgen »Ausgabe kür Leipzig un» Vorort» »urch unser« krSarr v »AU Av pr »1^ u » ui,- Sprütteur« Lmol tägiich in» yau» »«bracht: monatlich t.» M.» vi*rtry»hrllch I.7S M. Sri »er ch«jch»st»N»ll«, unsrrn Itlial«n un» stu«gab»st«U»n ad-«hoit: monatlich 1M., vi«rt«YSHrl>ch L M. Durch »>» Post: Innerhalb drutschlao»» un» »rr »rutsch«« stolonlra monatlich t^o M., vierteljährlich *.r» M., auoschliestllch postb«steUg«lü. Va» Leipziger raaedlott erscheint Werktag» «mal, Sonn» u.)»Irrtag»lmal. Sn Leipzig, »en Nachbarorten un» »en tvrten mit eigen«» )illal«n wir» »t« std«n»auogab« noch am sldrn» »«» «rschrlnrn» in» yau» grlirsrrt. »erliner Ne»aktton: Sn »en Zelten >7, Zernsprech-stnsthlust: Moabit Nr.447. hmrdelsFeikurg /Untsblockt des Rates und des pokreüuntes der Stadt Leipzig ««»attion un» »«fchüftaftell«: Zohannisgaff« Nr.«. » Zernsprech.-tnschlust Nr. I»»»2, >»»», un» >4b»». ISS. Jahrgang —e»»kL». kür Snserat« au» Leipzig UN» Umgebung »i« /-"AkIAkItfskklsk» ispaltig»p«titer>IerLpf.,»ie Neklamereilel M., von au»wärt» z« Pf., Nekiamen i.ro M., Kleine Anzeigen »iepetitzeiie nur S0ps.b.wi»»»rhol.Nab.,Snserate vonSrhorüen im omili»c»r«il »ie Petit» zeit« S» ps. Seschaftsanzeigen mit ployoorsibrist im Preis« erkkht. Nabott noch Laris. Seilagen: Srsam«aufl.rM.»a«kousen» auoschl.postgebühr. stnz«tg«a-stnnokmc: lobannisgajse«, bei sämtlickien jilinicn »«» Leipziger Lagedlatte» un» allen stnnonccn-Lxpeüitionen »e» Sn- un» stuslanüe». Veschüftastell« für Verlin u.»ie pr.VranSrndurq: dircklion'valterZliegel. Serlln S- >«, dr« »enerEtrafte »7. Zernsprech'stnschlust: Morinplah ISZit. M. 352. VIenslag, »en >4. Juli. 1S14. Das wichtigste. * In Darmstadt begann am Montag die 21. Jahresversammlung des Hauptverbandes deut scher Ortskrankenkassen. (S. Bericht.) * Der preußische Staat hat ein ungefähr 3000 Morgen umfassendes Braunkohlenlager bei Bitterfeld käuflich erworben. (S. Dtschs. R.) * In Italien wurden 120 000 Reservisten zu Hebungen einberufcn. (S. des. Art.) * Der r u s s i s ch e R e i ch s r a t ist bis zum 14. No vember vertagt worden. * In der Umgebung von Berat befinden sich gegenwärtig an 50 000 völlig mitrellose Flüchtlinge in der größten Notlage. (S. bes. Artikel.) * Auf dem Großvenediger wurden von Touristen die Leichen von vierBergsteigern aufgefunden. Eine Bergungsexpedition fand weitere drei Leichen. (S. Nachr. v. Tage.) Deutsche Politik un- französische Meinung. Wie ist es möglich, daß sich zwischen zwei Kulturnationen in heutiger Zeit das Mißtrauen wie ein giftiges Gewächs sestsetzen kann? Als wenn es überhaupt kein Mittel gäbe, sich gegen seitig anfzullären! Liesl man die französische Presse, so lehrt immer und immer der eine Ge danke wieder: Deutschland bedroht uns, Deutsch land will uns aus unserer Weltstellung hinaus» werfen. Und dieser systematisch Tag für Tag in das Volk getragene Wahn setzt sich natürlich fest und läßt keine Vernunft mehr aufkommen. Jeder Zweifel wird schließlich erstickt durch die aufwallende Leidenschaft. In Deutschland ist man sehr geneigt, die verschärfte Stimmung ganz allein aus die chau vinistische Presse zurückzuführen, und nach dem Beispiel, das die „Autorits" dieser Tage mit ihrem Gehetze gegen die Mitarbeiter deutscher Blätter gegeben hat, ist es nicht nötig, diese Mei nung erst noch besonoers zu rechtfertigen. Lei der muß aber doch festgestcllt werden, daß es eben nicht bloß diese Presse ist, die für die Anhäufung des Mißtrauens sorgt: gerade die Urteile namhafter Politiker liefern fortwühreno den Beweis für ein wahres Bedürfnis nach Ver dächtigungen. Hier ein Beispiel. Maurice Herbette, Ge schäftsträger uud Sohn des früheren Botschaf ters der Republik in Berlin, ein sehr ange sehener Diplomat der traditionellen Schule des Quai d'Orsay, hat das jüngst vielbesprochene Werk des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Bülow über die deutsche Politik ins Französische übertragen. Gr erinnerte sich, daß er der Kabinettschcf des Senators de Selbes >var, der als Minister des Auswärtigen mit dem Ministerpräsidenten Gaillaux in scharfen Konflikt geriet und wegen des Kongo-Abkommens mit Deutschland zurücktrat. Ten etwas verbitterten Herrn de Selves mit der Abfassung eines Vor wortes zu betrauen, war vielleicht interessant, aber doch etwas überraschend, da man gewöhn lich mit solchen Ginleitungen nicht entschiedene Gegner des Buchverfassers zu betrauen pflegt. Nun, was hat Herr De SelveS zu sagen? „Nach den Greignissen der letzten 1ö Fahre noch von „Einkreisung" reden wollen, die Gng- land beabsichtigt habe," schreibt de Selves, „heißt das nicht längst überwundene Legenden neu auffrischen? Eduard VII. war ein zu auf geklärter Fürst, um je den Plan gehegt zu haben, die deutsche Ausdehnung aufzuhalten, die eine notwendige Folge furchtbarer (?) Geburtenzu- nähme ist. Dies natürliche Phänomen übersehen, wäre ein ebenso unverzeihlicher Fehler gewesen, wie sich nicht gegen die Wirkungen einc>: ag gressiven Politik Deutschlands zu schützen. Dieser Fehler wurde von dem Dreiverband ver mieden, und Fürst Bülow scheint das noch nicht verwunden zu haben." — „Die ausführliche Dar- legung der Beziehungen Deutschlands mit den Großmächten, die im Sinne Bülows die deutsche Mäßigung bartun soll, wird vielleicht einiger- maßen überraschend wirken, wenn man nach dem Kapitel über die deutsch-französischen Beziehnn. gen urteilt. Das republikanische Frankreich hat seit 43 Jahren nie eine für den östlichen Nach- barn drohende Politik geführt. Gerade die Form seiner parlamentarischen Verfassung würde ge gebenenfalls ein ausreichendes Gegengewicht gegen Angriffsgelüste bilden. Die Bündnisse und Freundschaften, welche cs anknüpfte und pflegt, richteten nie ihre Spitze gegen je- manden. (?) Es als unvcrsöhnlick-en Unruhe stifter bezeichnen, l)eißt seine Rolle in den Krisen, die während der letzten Fahre Europa erschüt terten, verkennen." So die „geschichtliche" Darlegung des fran zösischen Politiker. Es bleibt also dabei: Deutsch land betreibt eine Angriffspolitik und Frank reich muß sich dagegen schützen! Er sagt im weiteren noch ausdrücklich: „Frankreich wüt be stehen, ohne eine Verletzung seiner Ehre zu dulden." Wenn das die Ucberzeu - gung eines Mannes ist, der das Buch eines deutschen Reichskanzlers kritisch bespricht, so darf es uns doch nicht wundern, wenn andere, weniger geschulte Geister diesen Gedanken in gröberer und gröbster Form zur Meinung Frankreichs zu machen suchen. Uns wird es ganz außerordentlich schwer an eine Uebcrzcugung zu glauben. Gerade die Bemerkungen über Eduard Vll. müssen uus stutzig machen, und nun gar die Berufung auf die französische Verfassung, die angeblich eine Friedensgcwähr in sich schließen soll! Nie mals soll die französische Bünduispoliiir eine Spitze gegen „irgendjemanden" gehabt haben! Nein, cs ist wirklich nutzlos, bei solchen Aus sprüchen zu verweilen und sich mit ihrer Wider legung abzumühcir. (pesierreich un- Serbien. Im Depeschenteil unserer gestrigen Abendausgabe verzeichneten wir eine Nachricht aus Belgrad, wonach dort am Sonntag eine Demonstration gegen die österreichisch-ungarische Gesandtschaft geplant war. Nach einer am Montag abend aus Belgrad eingetros- fenen Meldung verbreitete sich auch unter den Mit gliedern der ö st e r r e i ch i s ch - u n g a r i s ch e n Ko lonie am Sonntag das Gerücht, daß gegen die in Belgrad lebenden Oesterreicher und Un garn von serbischer Seite ein Anschlag geplant werde. Infolgedessen sandten viele Oesterreicher und Ungarn ihre Familien nach Semlin, um sie dort übernachten zu lassen. Un gefähr vierzig Frauen und Kinder suchten in der Belgrader österreichisch-ungarischen Gesandtschaft und im Konsulat Zuflucht und verbrachten dort die Nacht. Die ganze Nacht verlief jedoch voll ständig ruhig. Kein österreichisch-ungarischer Untertan wurde bedroht oder belästigt, und es kam auch zu keinen Ansammlungen in der Nähe der Ge sandtschaft. Nach Ansicht der Belgrader Stadtpräfek tur dürfte es sich um eine blinde Panik unter einem Teil der österreichisch-ungarischen Kolonie ge handelt haben, die eine Folge der erregten Aeußerungen der serbischen Presse sein dürfte. Dem Gedenken Franz Ferdinands. Von militärischer Seite ist die Errichtung eines S ü h n e d e n k m a l s in Serajewo für den er mordeten Armee-Inspekteur des k. u. k. Heeres und für die tapfere Kameradin angeregt worden, die mit dem Erzherzog-Thronfolger in den Tod ging. Die zunächst nur beim bosnischen Armeekorps aufgelegte Beitragsliste wies bereits einen stattlichen Betrag auf. Tie Stifter werden Offiziere und Reserveoffi ziere der österreichisch-ungarischen Armee sein. Die Mobilisierung in Italien. Die Einberufung des Neservenjahrganges 1891, die, wie wir bereits meldeten, am Sonntag amtlich bekanntgcgcben wurde, unterscheidet sich von der üblichen Einziehung zu Uebungen schon durch die äußere Form. Der Anschlag durch grüne Mani- feste ist die Form der Mobilisation. Der Gestellungstermin, 15. Juli, umfaßt im ganzen hundertzwanzigtausend Mann, doch bleiben vorläufig Kavallerie, reitende Artillerie und die im Ausland befindlichen Truppen in Bereitschaft. Der technische Grund dieser Maßregel ist das Bedürf nis, die schwachen Kaders zu füllen, wobei zu er innern ist, daß immer noch etwa 50 000 Mann in Tripolis anien stehen. Als politischen Grund wird man die gespannte äußere Lage ansehen müssen; auch die erneuten Drohungen mit dem Eisenbahn er streik werden bei dem Wunsch mitbestimmend ge wesen sein, das Heer straff und schlagfertig zu machen. In Berliner halbamtlichen Kreisen ist man der Meinung, daß allem Anschein nach kein Anlaß vor liege, aus dieser Maßnahme beunruhigende Schlüsse zu ziehen. In Mitteilungen aus Rom werde sie teils mit Albanien und dem Orient überhaupt, teils mit Libyen, wo Italien immer noch Schwierigkeiten habe, und endlich mit Erythrea in Zusammenhang gebracht. Vielleicht habe indessen den meisten An spruch auf Wahrscheinlichkeit die in der römischen Presse ebenfalls als Grund angegebene Rücksicht auf die inneren Verhältnisse Italiens, die vor kurzem ernste Störungen durchzumachen hatten. Die wirren in Albanien. Die Aufständischen dringen im Verein mit den Epiroten unaufhaltsam vorwärts. Die Lage in Durazzo wird von Tag zu Tag ungünstiger, zumal da auf das bestimmteste verlautet, daß die Regie rungstruppen nicht nur epirotischen Banden, sondern auch starken regulären griechischen Truppen gegen- überstehen, mit einem Sieg der Regicrungstruppcn also kaum zu rechnen ist. Uebrigens sott bereits am 4. Juli von dem griechischen Major Vardas ein Ultimatum auf Uebergabe der Stadt in Durazzo ein- getroffen sein. Auf eine deutsche Initiative ist, wie halbamtlich erklärt wird, nicht zu rechnen; jedoch würde Deutschland etwaige Schritte der Mächte unterstützen. Folgende Drahtmeldungcn liegen vor: Die Haltung Deutschlands. Turkhan Pascha stattete am Montag nachmittag dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes einen Besuch ab. Halbamtlich wird dazu gemeldet: Der albanische Ministerpräsident wird wohl selbst keine deutsche Initiative in der albanischen Frage erwarten. Eine solche stünde mit der gainen bisherigen Heilung Deutschlands in dieser An gelegenheit in Widerspruch. Hingegen dürfte Turkhan Pascha aus Berlin den Eindruck mitnehmen, daß Deutschland alle Schritte der Mächte u n t e r st ü ü e n wird, die auf eine gedeih liche Entwicklung der albanischen Frage hinwirken könnten. Beschuldigungen holländischer Offiziere. Durazzo, 13. Juli. lWiener K. K. Tel. Korr.- Bur.) Die beiden aus Koritza angekommenen holländischen Offiziere behaupten auf das be stimmteste, daß man nicht allein epirotischen Banden, sondern auch starken regulären griechischen Truppen gegenllberstehe, deren Vormarsch in der Weise erfolge, daß die Banden vorftoßcn und sich, falls sie geschlagen werden, unter die Front der griechischen Truppen zurückziehen und diese sodann mit ihren regulären Kräften und Ge birgsgeschützen vorgehen. Bemerkenswert sei, daß bereits nm 4. d. M. in Durazzo ein Ulti matum des griechischen Majors Vardas eintras, Las die Forderung der Uebergabe der Stadt enthielt. Fünfzigtausend mittellose Flüchtlinge. Durazzo, 13. Juli. In der Umgebung von Berat befinden sich gegenwärtig an .',0 000 völlig mittellose Flüchtlinge in der größten Not lage. Tie griechischen Banden sind bereits über den Distrikt Shrapar hinaus gelangt und operieren im Einvernehmen mit den Rebellen gegen Berat. Vie 21. Jahresversammlung -es hauptverbanöes -eutscher Ortskrankenkassen ist am Montag inDarmstadt eröffnet worden. Der Vorjitzenoe der Darmpädter Ortskrankenkasse begrüßte die Teilnehmer namens des Vorortes. Darauf er öffnete der Vorsitzende des Verbandes die Ver sammlung. Er begrüßte die Vertreter der Be hörden und verbreitete sich in längerer Rede über die Aufgaben des Verbandes, die durch die neue Reichsversicherungsordnung erheb lich erschwert und vergrößert worden seien. Mit besonderem Danke begrüßte er das Erscheinen der Arbeitgebervertreter und stellte weiterhin fest, daß auf der Versammlung 5 Millionen Kassenmil- glieder vertreten seien Darauf begrüßte Regierungs rat Happe namens des Reichsversicherungsamtes in Berlin, Regierungsrat Krug von Nidda namens des Hessischen Oberversicherungsamtes, Oberbürgermeister Glässing namens der Stadt, und Geheimer Regie- rungsrät Dietz namens der Landesversicherungs anstalt die Versammlung. Darauf wurde in die Tagesordnung ein getreten. Zunächst wurden innere Berbandsangelegcn- heiten erledigt Dann sprach der Vorsitzende der Allgemeinen Ortskrankenkasse Frankfurt a. M., Graf, über die unmittelbare Abgabe von Arzneien und Heilmitteln durch die Krankenkassen. Er faßte seine Ausführungen in folgendem Antrag zusammen: „Da gemäß 8 23 RVO. die Kassenorgane die ihnen anvertrauten Gelder mündelsicher zu verwalten haben, also für eventuell nach weisbare Schäden haften, ist es eine besonoere Pflicht derselben, auch beim Einkauf von Waren für ihre Mitglieder denkbar größte Ersparnisse zu machen. Der Engrosbezug von Waren und die direkte Abgabe derselben an die Kassen mitglieder bringen erfahrungsgemäß so erveb» liche Ersparnisse mit sich, daß keine Kaßen- vertretung achtlos an der Frage der sogenannten Selbstdispensativn vorübcrgehen sollte Der Engrosbezug ermöglicht es, auch bessere Qualitäten zu führen und eine größere und sicherere Kontrolle auszuüben. Teerprodukte und auch kleine Heilmittel können ohne jedes Bedenken von den Katzen direkt abgegeben werden, da derartige Verordnungen meist von den Verwaltungen durch Abstempelung erst ge nehmigt werden. Verbandstoffe ujw. für die Sprech stunden des Kassenarztes werden wohl ebenso be denkenlos direkt abgegeben werden können. Bei anderen Heilmitteln ist zu erwägen, ob die Wege, die zum Teil den Mitgliedern zugemutet werden, im Verhältnis zu den Ersparnissen stehen. Jedenfalls darf den Kassen das Recht des Selb st dispensierens unter keinen Um» ständen genommen oder irgendwie ge schmälert werden. Es ist auf das entschiedenste zu protestieren dagegen, da» die Lieferanten verbände, die durch die Gründung von Einkaufs- genossenschaflen selbst rücksichtslos den Zwilchen handel ausgeschaltet haben, jetzt versuchen, Ausnahme gesetze gegen die Krankenkassen zu erwirken. Auch die Errichtung von Badeanstalten, Zahnkliniken uiw bringt neben ganz erheblichen Ersparnissen die Möglichkeit, den Mitgliedern größere Leistungen gewähren zu können. Die Errichtung eigener Badeanstalten sollte in manchen Orten auch von Aerzten aus Gründen der Hygiene und der Bekämpfung des Kurpfuscher- tums unterstützt werden. Die Frage der eigenen Herstellungsstätten für optische Gegenstände Ban dagen usw. muß von Fall zu Fall erwogen werden unter Anwendung grösster Vorsicht und eingehender Prüfung und Würdigung aller in Frage kommenden Hemmnisse." Vorsitzender Landtagsabgeordneter Fräßdorf: Daß wir uns über die Preise zu orientieren und auf das Mak der Verordnungen einen Einfluß zu ge winnen suchen, ist doch selbstverständlich. Wir haben die Erfahrung gemacht, vaß die Aerzte ganz ver schieden in ihren Verordnungen verfahren. Wir müssen dahin streben, daß die Aerzte bei ihren Ver ordnungen sich in gewissen Grenzen halten, denn die Kirche muß doch im Dorfe bleiben. Die Kranken» kaffen müsj-n in der Lage sein, mit Freuden auf einmal einem Schwerkranken 500 bis (»OO Mark geben zu tonnen, um ihn ins Bad zu schicken. (Zustimmung.) Wir dürfen aber das Geld nicht wegwenen, indem für jeden Kranken, der sich beim geringsten Schnupfenficber oder Darmkatarrh gleicb krank meldet, Arznei verschrieben wird. Was die Krantenkasten aui dem Gebiete der Selbst- abgabe leisten, muß einwandfrei sein. Den Bezug derjenigen Mittel, die von den Kranken kassen einwandlre'. abgegeben weiden iönnen, werden wir organisieren. Wir können hier aber heute noch nichts über unser« Plan verraien, damit wir nicht unseren Gegnern die Mittel zur Bekämpfung in die Hand geben. (Zustimmung.) In dem Augen blick, in dem wir Zahnkliniken errichten, wird die zahnärztliche Behandlung unserer Mitglieder sich verbessern. (Sehr richtig!» Wenn mir eigene Bäder einrichten, werden die Badeanstaltsbesitzer gezwungen werden, sich der Konkurrenz anzupassen. Eine freie, frische Konkurrenz kann unseren Mitgliedern nur von Vorteil sein. (Lebhafter Beifall ) Die weitere Besprechung erstreckte sich auf Einzel- vorkommnisse in den vermiedenen Kassen. Der An trag des Referenten wurde einstimmig an genommen. Der Direktor der Allgemeinen Krankenkasse der Stadt Berlin, Albert Köhn, gab dann einen.bei fällig aufgenommenen, sehr eingehenden Vortrag über die R e u f a s s u n g der Formularaus» st e l l u n g. Zum Schluß sprach Kajsendirektor Tier- Halle über die Stellung derZwangskassenzu den Ersatz kassen. Rach den Bestimmungen der Reichsversicherunasordnung sind alle Personen, die in versicherungspslichtiger Beschäftigung stehen, zur Krankenversicherung anzumelden Die Mitglieder der Ersatzkassen haben nach 8 517 N. V. O. das Recht, das Ruhen ihrer Rechte und Pflichten zu be antragen. In diesem Falle in dem be treffenden Arbeitgeber der Arbeitgeberbeitrag anzurcchnen, während der Beitrag, der auf die Er satzkassenmitglieder entfällt, bei den Pflichtkassen un erhoben bleibt. Diese neue Vorschrift hat eine wesentliche Vermehrung der betriebstechnischen Ar beiten herbeigeführt. Sollte der jetzige Nachweis der Ersatztussenmitglieder nur den Zweck haben, daß alle vrrsicherungspflichtigen Personen bei den Zwangs tassen zur Anmeldung Gmmen, jo würde dieser rein statistische Zweck dem Verwaltungskonto sehr teuer zu stehen kommen. Aus diesem Grunde wird man sich auf den Standpunkt stellen, daß. wenn vier Fünftel dieser Beitrage an die Ersatzlassen selbst abgesührt werden müssen, die gesetzlichen Be stimmungen dahin abzuändern sind, daß die Mitglieder der Ersatztassen dem Meldezwang nicht mehr unterliegen; die Pflichtkasten haben kein Interesse mehr daran, wenn sie vier Fünftel der Arbeitgeberbeiträge an die Ersatzkosten ubführen müssen, die Ersatzlaisenmitglieder durch ihre Bücher zu führen weil der damit verbundene Kosten aufwand größer ist als das eine Fünftel, welches der Kasse verbleibt Der nach 8 -Bl an den Reserve fonds abzusührende Arbeitgeberbeitrag würde weiter nichts bedeuten, als die Rücklagen aus Kosten der Verwaltungsauslngen zu stärken und nicht, wie es im Sinne der Rücklagen liegt, die Verstärkung aus überschülsigen. durch keinerlei Leistungen beschwerten Mitteln herbeizuführen. Der Redner kam zu der Schluß forderung, für den Fall, da« der Bundesrat von den Bestimmungen des 8 5l8 RVO. weitgehenden Ge brauch macht, eine Abänderung der Reichsversiche rungsordnung dahin zu verlangen, daß die Melde pflicht der Ersatzkassenmitglieder aufgehoben werde. — In einer kurzen Besprechung stellte sich die Ver sammlung auf den Standpunkt des Redners. Am Dienstag werden die Verhandlungen fortgesetzt. An erster Stelle wird man sich mit dem Berliner Aerzte- abkommen beschäftigen. Lan-eskonserenz -er sächsischen Sozialüemokratie. (Eigener Bericht.) I'. Leipzig, 13. Juli. Wenige Minuten nach ^2 Uhr eröffnete Abg. Fleiß «er die Verhandlungen wieder. Parteisekretär Iungnickel kann die Debatte nicht für überflüssig erklären, da er in dem Verhalten des Landcsvorstandes eine Ueberschreitung seiner Zu ständigkeit sieht. Die Genossen des 17. Reichstags wahlkreises seien durchaus gegen eine Abzweigung aus dem Chemnitzer Agitationsbezirk. Darauf wird ein Schlußantrag angenommen, und Abg. Sindermann rekapituliert in einem Schlußworte die vorliegenden Anträge. Mit der An nahme der Anträge Nr. 1 und Nr. 2 erklärt er sich einverstanden, dagegen bittet er, den Antrag Nr. 4, betr. Neueinteilung der Verbrcitungsbezirke der Parteiorgane abzulchnen. Antrag Nr. 1 wird gegen 21 Stimmen an genommen, Antrag Nr. 2 wird abgelehnt. Gegen wenige Stimmen wird angenommen Antrag Nr. 3, wonach der Landesoorstand beauftragt wird, Er hebungen zu veranstalten über die seitens der Be hörden und Gerichte erfolgte Auslegung des Reichs- vereinsgcsctzev. Antrag Nr. 4 wird in der folgenden Form an genommen: „Der Landcsvorstand wird beauftragt, der nächsten Landcsoersammlung eine Vorlage betr. Neueinreilung der Verbreitungsbe- zirke der Partripresse unter Zustimmung der de- teiligtcn Kreise zu unterbreiten "
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