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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191407128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-12
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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vrite2ö. Nr. S4S. Lonnmgs-Kussslie. reip;>ger r-g-dlatt. . Lounwg, lL. Juli ISl< 4» - Unterhaltungsbeilage 4» * 4> Gib den Flamberg nie aus Händen, in Triumph selbst und Genuß, denn du brauchst ihn aller Enden bis zum letzten Atemschluß. Frieden wirst du nie erkämpfen. Dennoch! schmück dir Schwert und Schmerz hin und wieder mit Aurikeln und bekränze auch dein Herz! v. Lilienero n. Erinnerungen eines Leipzigers anNIen-elssohnun-Neperbeer*) 22. März 1839. Heute ist an unserm musikalisckxrn Himmel, einem feurigen Meteor gleich, ein Brief Meyerbeers aus Berlin eingetrofsen, in welchem er für die nächsten Tage seinen Besuch in Leipzig avisiert .... Auf Beriots Ersuchen mußte ich die schwierige Mission übernehmen, ein für den Musikdirektor passendes Quartier zu ermitteln, das dem Hause meiner Eltern möglichst nahe gelegen sein sollte. Ich war so glücklich, in einem benachbarten Hotel ein Zimmer zugesagt zu erhalten. Benot meldete das sofort nachBerlin. —Heute Morgen erwarteten wir oeim Postamte den Berliner Schncllwagen, der regelmäßig um 8 Uhr früh ankommt. M. de Benot hatte mich ausgefordert, mit ihm hinzuachen, um den Berliner Componisten, der im Zenith seines Ruhmes steht, zu empsangen. Wir mußten nur wenige Mi» nuten warten, ehe die Postkutjck)en zur normalen Zeit einfuhren. Aus dem Hauptwagcn stieg flink und behende unser Berliner Gast aus. Ich muß auf richtig bekennen, daß ich mich durch seine Persönlich- keit sehr enttäuscht fühlte. Ich hatte bisher immer in dem Glauben gelebt, der Träger eines großen Namens müsse auch per sönlich imponierend sein! Aber wie sah dieser kind lichen Voraussetzung gegenüber Giacomo Meycrbcer aus? Ein kleines, mageres Männck>en, vielleicht in der zweiten Hälfte der Vierzig stehend, quecksilbern beweglich, in grau bestaubtem Reisehabit stand zwischen uns, dessen Eesichtsbildung sowohl als auch sein langes, schwarzes in Wellen gekräuseltes Haar auf den ersten Blick die semitische Abstammung verriet. Bereitwillig begleitete ich die beiden Künstler nach dem nahen Hotel, wo Wirt und Dienerschaft den Gast mit sächsischer Höflichkeit empfingen. Wenige Stunden später ließ Meyerbeer seinen Besuch bei den Damen Garcia durch einen Boten melden und traf dann auch pünktlich zu der von ihm angegebenen Zeit in unserer Wohnung ein. Im Musikzimmer meiner Eltern fand die erste Begegnung statt. Zuerst spielte Beriot allein, dann begleitete er seine Schwägerin. Meyerbeer aber, der die Spuren einer im rüttelnden Wagen verbrachten Nacht deut lich im Gesicht trug, ließ sich nicht bewegen, auch nur eine Taste des Clavicrs anzuschlagen. Und gerade auf diesen Genuß hatten die Meinigen und ich so große Hoffnungen gesetzt. Aber die Künstler ver abredeten für den nächsten Tag eine ganz der Musik gewidmete Zusammcnlunst. Für heute sollte Meyer. Leer vor allem andern trachten, zur Ruhe zu kommen 2b. März. Ich bin nun einige Tage nicht zu meinen Auf zeichnungen gekommen. Sie waren aber reich an interessanten Episoden für mich. Unser altes Leipzig kommt mir ganz anders ge worden vor, wenn ich es jetzt in den Vormittag stunden mit Pauline de Garcia durchstreife, die den Wunsch ausgesprochen hat, von unserer Stadt so viel als möglich kennen zu lernen. Ueber den Straßen und Plätzen, die sonst so nüchtern, so ernst und rrockcn aussehcn, liegt cs wie Frühlingszauber, Sonne vergoldet die alten Mauern und Stadtwälle, die Gärten und Wiesen lachen in frischem Krün Zn unserm Salon fand gestern die erste Be gegnung von Meyerbeer und Dr. Felix Mendels sohn-Bartholdy statt, der den East zu bewillkommnen kam, dabei aber ein äußerst reserviertes Benehmen zur Schau trug. Keinem von uns Anwesenden ent- ging die gegenseitige Frostigkeit der beiden Männer. Mendelssohn begleitete die belgischen Künstler mit wahrer Begeisterung. Abwechselnd accompagnicrte er zu Beriots Eeigenspicl oder zu dem vollendet schönen Gesang von Pauline de Garcia. Unsere Künstler, wir nennen sie in der Begeiste rung unserer Herzen so, baten nun Meycrbcer, sich auch ausübend zu beteiligen. Anfänglich lehnte er ab, dann aber, mit einer Verbeugung gegen die Damen de Garcia sagte er lächelnd zu. Mendelssohn, als dem Einheimischen, fiel cs zu, für Beschaffung der Noten zu sorgen, und er brachte gewisse Musikstücke, die er als Quartett arrangiert hatte und die von größter Wirksamkeit waren. Zu erst versuchten sich die beider, Tondichter aber als Dierhändigspieler. Meycrbcer übernahm den Baß- — Mendelssohn den Violinpart und schon der erste Versuch ihres Zusammenspiels fiel entzückend aus. Wir Alle waren ganz begeistert davon. Höflich be- complimenticrtcn die beiden Tonkünstlcr sich zum beiderseitigen Erfolg. Wer die beiden Componisten so neben einander am Flügel sah, mußte frappiert sein über den Gegensatz in ihrer Erscheinung. Mendelssohn- Bartholdy ist eine vollendet schöne männliche Er scheinung von mittlerer Größe, mit einem durch geistigten Kopf, den gelocktes Haar umgibt; er trägt das Kinn ausrasirt und einen vollen Backenbart. Seine maßvolle Zurückhaltung und ein natürlicher Ausdruck edlen Künstlerbcwußtseins müssen in jeder Gesellschaft und sei es selbst die des Hofes imponieren. Linen krassen Gegensatz bildet zu ihm die Er scheinung Meyerbeers. Er besitzt keine der Schön heiten, die dem mosaischen Volke mitunter in hohem Grade zu eigen sind, hat im Gegenteil nur seine un schönen äußeren Eigenschaften mitbekommen. Seine Figur ist klein und schwächlich und in seinem tiefrot gefärbten Gesicht sind nur die blitzenden, lebhaften, feuersprühenden Augen ausfallend. Er hat die Ge- wohnheit, wenn er, wie das häufig vorkommt, leiden schaftlich erregt ist, sich mit beiden Händen durch die langen, schwarzen, gekrausten Haare zu fahren, während ein Wortschwall von seinen Lippen strömt. Dabei trägt der kleine Musikdirektor ein sehr ver bindliches, richtiger noch, süßliches Wesen zur Schau, Mit gütiger Genehmigung des Verlags ab gedruckt aus dem Zulihcft der „Süddeutschen Mo natshefte". das mehr gegen ihn, als für ihn einnimmt. We nigstens in Gegenwart der Damen d« Garcia gibt er sich so ... . Pauline de Garcia scheint ihm ungemein zu ge fallen, während er ihr, wie ich zu bemerken glaube, als Mensch unsympathisch ist ... . H^ute durfte ich Mlle. de Garcia in unsere Ge mäldegalerie begleiten. Auf dem Wege sprachen wir fast immer von Mendelssohn-Bartholdy. Sie findet, daß er aussicht wie die Christusfiguren auf alt italienischen Meisterwerken. Er könnte einem Tizian, einem da Vinci als Modell gedient haben. Sie erzählte von Bildern, die sie im Grünen Gewölbe in Dresden gesehen hat, auf denen so edle Erschei- nunaen abgebildet sind. Er hat etwas wirklich be zauberndes und gewinnt die Herzen im Fluge. ' Tabakanrköoten. Eino reiche Fundgrube von geistreichen und unter haltenden Geschichten, die sich alle auf den Tabak be ziehen, ist die hübsche Sammlung von „Tabak- crnekdoten" mit dem treffenden Untertitel „ein historisches Braunbuch", die Dr. Eduard Maria Schranks aus den verschiedensten Quellen im Laufe der Fahre zusammengetragen hat und soeben im Selbstverläge von Jos. Feinhals in Köln er scheinen läßt. Aus dem schmucken Bande, der Tabak anekdoten von allen möglichen berühmten Persön lichkeiten der letzten drei Jahrhunderte bringt und oft durch eine einzige Anekdote eine ganze Zeit oder Gcistesströmung treffend kennzeichnet, seien im folgenden einige Perlen herausgegriffen. Die rauchenden Mächte. „Bei den Sitzungen der Militärkommission," so läßt Moritz Busch Bismarck selbst erzählen, „hatte, als Rochow Preußen im Bundestage vertrat, Oesterreich allein geraucht. Rochow hätte es als leidenschaftlicher Raucher gewiß auch gern getan, getraute sich s aber nicht. Als ich nun hinkam, gelüstete mich s ebenfalls nach einer Zigarre, und da ich nicht einsah, warum nicht, ließ ich mir von der Präsidialmacht Feuer geben, was von ihr und den anderen Herren mit Erstaunen und Mißvergnügen bemerkt zu werden schien. Es war offenbar für sie ein Ereignis. Für dresmal rauchten nun bloß Oesterreich und Preußen. Aber die anderen Herren hielten das augenscheinlich für so wichtig, daß sie darüber nach Hause berichteten und um Verhaltungsbefehle baten. Die ließen auf sich warten. Die Sache erforderte reifliche Uederlegung, und es dauerte wohl ein halbes Fahr, daß nur die beiden Großmächte rauchten. Dar auf begann auch Schrenkh, der bayrische Gesandte, die Würde seiner Stellung durch Rauchen zu wahren. Der Sachse Nostitz hatte gewiß auch große Lust dazu, aber wohl noch keine Erlaubnis von seinem Minister. Als er indes das nächste Mal sah, daß der Hannoveraner Bothmer sich eine genehmigte, muß er, der eifrig österreichisch war — er hatte dort Söhne in der Armee —, lich mit Nechberg verständigt haben; denn er zog jetzt ebenfalls vom Leder und dampfte. Nun waren noch der Württemberger und der Darmstädter übrig, und die rauchten überhaupt nicht." (Der Württemberger war von Reinhard, der Darmstädter von Münch-Bellinghausen, beide sehr entschiedene Gegner Preußens.) „Aber die Ehre und die Bedeutung ihrer Staaten erforderte es gebieterisch, und so langte richtig das folgende Mal der Württemberger eine Zigarre heraus — ich sehe sie noch, cs war ein langes, dünnes, hellgelbes Ding, Couleur Roggenstroh — und rauchte sie für das Vaterland als Brandopfer wenigstens halb. Nur Hessen-Darmstadt enthielt sich, wahrscheinlich in dem Bewußtsein, zur Rivalität noch nicht groß genug zu sein." Bismarcks köstlichste Zigarre. „Bei .Königgrätz", erzählte Bismarck selber, „hatte ich nur noch eine einzige Zigarre m der Tasche, und die hütete ich wie ein Geizhals seinen Schatz. Ich gönnte sie mir augenblicklich selbst noch nicht. Schon malte ich mir in meiner Phantasie die wonnige Stunde aus, in der ich sie nach der Schlacht in Siegesruhe rauchen wollte. Aber ich hatte mich verrechnet. Ich sah einen armen verwundeten Dragoner. Hilflos lag er da und wimmerte nach einer Erquickung. Ich suchte in allen Taschen. Geld nutzte ihm momentan nichts. Doch halt, ich hatte ja noch meine Zigarre. Die rauchte ich ihm an und steckte sie ihm zwischen die Zähne. Das dankbare Lächeln des Unglücklichen hätte man sehen sollen! So köstlich hat mir noch keine Zigarre gesmnieckt wie diese, die ich — nicht rauchte!" Moltke und Bismarck. „Bei einem Diner, das Fürst Bismarck bald nach dem Kriege von 18«>ii gab und bei dem unter anderen Graf Moltke, Graf Roon und mehrere hervorragende Generale und Parlamentarier zugegen waren, reichte nach der Tafel der besonders heiter gestimmte Wirt selbst seinen Gästen die Zigarren. Seinem Visavis, dem Grafen Moltke, die offene Kiste offerierend, fragte er lächelnd: „Wissen Sie auch noch, lieber Graf, wo Sie das letztemal eine Zigarre von mir angenommen haben?" — „Ich erinnere mich nicht", antwortete der Feldherr. „Nun, ich werde diesen Augenblick nie ver gessen", erwiderte Bismarck. „Es war am Tage von Königgrätz, in jenen Stunden, in denen die Schlacht stillstand, wir nicht vor- noch rückwärts konnten und keine Nachricht vom Kronprinzen eintreffen wollte. Meine Augen suchten Sic, lieber Graf. Da gewahrte ich Sie nicht ferne von mir. Sie blickten in die Schlacht hinaus, mit dem gleichmütigsten Gesicht einen Zigarrenstummel rauchend. Nun sagte ich mir zum Trost: Wenn Moltke noch mit solcher Seelenruhe raucht, kann cs doch nicht so schlimm stehen! Ich ritt auf Sic zu und präsentierte Ihnen meine Zigarren tasche. Es waren noch zwei Zigarren darin, eine gute und eine schlechte. Sie hatten noch die Gemüts ruhe. die gute zu ergreifen. Meine Herren, ich habe am Abend nachher die schlechte geraucht, aber ich kann Ihnen versichern, daß mir noch nie eine so gut ge schmeckt hat!" Kainz als Raucher. Josef Kainz war ein leidenschaftlicher Raucher, und selbst im Burgtheater, wo das Rauchen bestimmungsgemäß verboten ist, durfte er in der Garderobe seinen geliebten Zigarren frönen. Von ihm gibt es eine ganze Reihe hübscher Tabaksanckdoten, aus denen hier zwei folgen mögen: „Als Wilbrandts „Meister von Palmyra" in Berlin einstudiert wurde, wurde Kainz, der den Meister Apellis zu geben hatte, bedenklich heißer, und man befürchtete schon, wegen seiner Heiserkeit die Vorstellung absagcn zu müssen. „Nur nicht rauchen", warnte man ihn. Plötzlich, im fünften Akt, als Kainz hinten von der Ruine heruntersteigt, war er ein anderer Menlch und sprach friicb und frei. Als Wilbrandt fragte: „Za, wo Koben Sie die Stimme her? Was haben Sic gemacht?" antwortete Kainz mit lächelnden Augen: „I hob g'raucht." — In Sudermanns „Stein unter Steinen", worin Kainz den verfemten Bin gier spielte, der von den Kameraden als Zuchthäusler gemieden wird, hatte er der Rolle gemäß den mitspielenden Paul sen, Baumgartner und Thimig Zigarren anzudieten, die die letzteren natürlich zurückwiesen. Gewöhnlich waren diese Glimmstengel echte Re quisitenzigarren. Vor einer Vorstellung brachte Kainz vier wunderbare Importen mit und rauchte eine. „Wißt ihr, was ich mit den andern drei mache?" fragte er diabolisch, „die offeriere ich euch heute auf der Bühne." „Das ist raffiniert", erwiderte Baum gartner, „wir müssen sie ja zurückweisen." Kainz lachte: „Eben darum, je schwerer es euch fällt, um so größer der Triumph eurer Schauspielkunst." Nur Thimig blieb still. Als nun die betreffende Szene kam und Kainz der Rolle gemäß die drei Importen offerierte, lehnten, im Innern seufzend, aber oer Vorschrift gemäß, Baumgartner und Paulsen ab. Nun kam Kainz an Thimig. Doch dieser sprach gerührt, nachdem er sich rasch der drei Zigarren be mächtigte: „Na, weeste, diesmal nehme ich sie noch, aber komme mir ja nicht wieder mit so 'ne Dinger." Kainz war über die unerwartete Wendung seines Scherzes frappiert." Ein Wiedertreffen. Von Jens Lornsen. Der junge Schiffsoffizier, der die Liste der Fahr gäste erster Klasse durchsah, sprach nachdenklich einen Namen zwei-, dreimal vor sich hin. „Heinz Sterlau, Doktor Heinz Sterlau —". Er sah unsicher vor sich hin, wie verwirrt von seinen Gedanken. War cs wirklich möglich, daß sein Vetter zurücktam, daß der stattliche, lustige Bursche, der seit drei Tagen um Fräulein Bodinger warb, Jens Ebbesen war, der Ausgestoßenc, Unter gegangene der Familie. Klaus Ebbeien hatte plötzlich dunkel die Gestalt des anderen in der Erinnerung. Er war oft zu seiner Mutter gekommen, hatte als älterer Verwandter der unerfahrenen Frau die Verwaltung ihres Vermögens abgenommen — jahrelang, und hatte gewirtschaftet, dis nicht mehr viel davon übrig geblieben war. Der Schiffsoffizier schüttelte noch einmal zweifelnd den Kopf. War wohl das Mädchen, um das der andere sich zu schaffen machte, die Ursache, daß er auf so seltsame Gedanken kam. Jens Ebbesen war wohl längst drüben in der neuen Welt unter gegangen. Er dachte nach. Wer es wohl sonst war, der Fräulein Bodinger begleitete, seit sic von New Port abgefahren war. Wieder fühlte er, wie die Eifer sucht hell in ihm aufstieg. „Sterlau — Dr. Sterlau —, hatte Mutter nicht an einen Sterlau geschrieben, der Belege wegen, an einen Sterlau, — hinter dem sich Jens Ebbesen ver barg? Er ging hastig in seine Kabine zurück und begann alte Papiere ausgukramen, Briefe seiner Mutter, die sie ihm vor langen Jahren geschrieben hatte. Hastig blätterte er sie durch, las einzelne wieder und wieder, bis er plötzlich auf ein Schreiben Jens Ebbesens stieß, das er seiner Mutter voreinst geschrieben hatte. Hastig blätterte er es ausein ander, fühlte, wie sein Herz hochschlug in der Er wartung und sah plötzlich klar die Aufschrift vor sich: Dr. Heinz Sterlau, Cleveland. Einen Augenblick wallte dem jungen Offizier das Blut in gewaltigen Wogen Lurch die Schläfen und er sah plötzlich ringsum Anna Bodinger bittendes, lachendes Gesicht. Ihm war, als müßte er hinauf stürzen, die beiden auseinanderreißen und ihr zu schreien: „Weißt du, was der getan hat?" Als er an das Mädchen dachte, kam wieder die Verzagtheit über ihn, eine Unsicherheit, als stünde sie vor ihm und sähe ihn an mit großen, fragenden Augen. Bis er sich aufraffte, nach einem Grund zur Unterredung suchte und nach oben ging, um mit Jens Ebbesen zu sprechen. Er traf Dr. Sterlau wie gewöhnlich in lustigem Gespräch mit Anna Bodinger an der Reeling. Er erzählte von verwegenen Fahrten in Las Felsen gebirge und sah Klaus Ebbesen kaum. Der junge Schiffsosfizier beobachtete ihn eine Weile, versuchte sich zu erinnern und sah plötzlich das Bild des Ver schollenen vor sich, wußte, daß der andere sein Vetter war. Er lachte genau so ausgelassen wie früher, schlang die Hände zusammen, wenn er erzählte und beugte sich eifrig über, wenn etwas Besonderes kam. Klaus Ebbesen wunderte sich, wie es möglich war, so lustig zu bleiben, wenn das Schicksal hart auf hart geschlagen hatte. Dann packte ihn eine seltsame Eifersucht auf die Lebensgewandtheit des anderen. Er sah wieder, daß das Mädchen, das neben Jens stand, schön war und ihn traulich anlachte, und noch einmal hätte er sie auseinanderreißen und ihr zu schreien mögen: „Weißt du, wer das ist, und was der getan hat?" Klaus Ebbesen trat hinzu, entschuldigte sich ver legen und sprach geschäftlich von einigen Anord nungen, die er hatte treffen müssen. Dr. Sterlau ging hinunter, um sich danach einzurichten und der Schiffsosfizier blieb mit dem Mädchen zurück. „Wie schade, Herr Doktor sprach gerade so inter essant!" „Dann habe ich wohl gestört?" „Nein, — aber denken Sie sich nur, er hat direkt unter einem Puma gelegen auf der Jagd." „Kennen Sie Herrn Dr. Sterlau schon länger?" „Nein, seit vorgestern, ich sitze bei Tisch in seiner Nähe, — aber er erzählt entzückend!" Dem Mädchen stand die Helle Begeisterung in den Augen. Der Wind pfiff vom Meer und wirbelte lose braune Locken über ihre Stirn, die sie wieder und wieder eigensinnig wegstrich. „Sie müßten wirklich einmal zuhören!" Klaus Ebbesen stand neben ihr. wußte nichts zu sagen, und dachte nur immer an den anderen, der das Mädchen neben ihm so froh machen konnte, wun derte sich über ihre strahlenden Augen und fühlte noch einmal eine Eifersucht heiß aufsteigen. „Aber Sie sagen ja gar nichts, mögen Sie Herrn Doktor nicht leiden?" „Ich kenne ihn nicht weiter!" „Das genügt. Die Seeleute sind doch alle recht ehrlich!" Er nickte ihr plötzlich vergnügt zu. „Aber sie sind dabec weniger unterhaltend!" „Womit Sie natürlich nichts gegen Dr. Sterlaus Geschichte sagen wollen." Das Mädchen lachte ihn so lustig an, daß Klaus Ebbesen verlegen wegsah. Aber in seinem Innern brauste und gärte cs: „Die ist zu schade für Jens, das darfst du nicht zulassen!" Am Abend war Ball an Bord. Der jung« Schiffs» offizier hatte den Tag in seltener Erregung ver bracht. Immer wieder stiegen die Gedanken an Jen in ihm auf, quälend und wehrend, bis plötzlich da» Mädchen lachend vor ihm stand und er unsicher über das Meer sehen mußte, um -ihren Augen auszu weichen. Einmal war ein Zweifel in ihm aufge stiegen, ob er das Recht hatte, sich in Jens Ebbesens Angelegenheiten zu mischen, aber da war ihm plötz lich gewesen, als stände das Mädchen mit ihren lustigen Augen vor ihm und flehte: Warum hast du mir nicht gesagt, wer er war, damals, als es noch Zeit war. Der Abend war lauwarm, so lind, daß die Frauen in Ballkleidern über die Decks huschten, lustig zusammenstanden und auf die erste Werse horchten. Mitunter kam ein leiser Wind und drängte die seide nen Tücher um Schulter und Hals, fuhr knisternd in die Haare und schien lachend über Deck zu wirbeln, als wollte er den Walzer selbst vortanzen. Die Sonne lag in den Abendwolken brandrot auf dem Meer, als schlüge aus einer riesigen Esse Rauch und Qualm in dichten Wolken empor. Langsam rollte die Dünung unter dem Schiff entlang wie müde Pferde, die eine schwere Last auf dem Rücken tragen. Klaus Ebbesen wartete auf seine Wachstunde, schlenderte über das Wandeldeck und sprach hier und da mit Bekannten. Als er Jens und Fräulein Bodinger nicht fand, begann er in plötzlicher Eifer sucht nach ihnen zu suchen und fand sie vorn am Bug Arm in Arm stehen und über das dämmernde Meer blicken. Trotzig ging er auf sie zu, kam Vie zufällig aus dem Mannschaftsgang und sah, wie sich des Mäd chens Arm rasch aus dem des anderen löste. „Sie behalten gutes Wetter bis Hamburg!" Jens Ebbesen wandte sich unlustig ab. „Es sind so eigenartige Abendstimmungen", sagte Fräulein Bodinger und nickte ihm freundlich zu. „Sehen Sie doch mal dem Rauch nach!" Der Qualm aus dem Schornstein sank hinter dem Schiff schwer aufs Wasser in seltsamen Formen und Gebilden, schien langsam weiterzukriechen und verlor sich fern in der nebeldunklen Kimmung. Vorn kam ein Vollschiff auf, mit seltsam glänzenden Segeln. Das Mädchen klatschte plötzlich in die Hände. „O, das möchte ich Vorverfahren sehen, — so ganz langsam und ruhig!" Der Schiffsosfizier sprang zum Mannschaftsgang und ließ Stuhl und Decken kommen. „Wenn Sie solange hierbleiben wollen —" Er sah trotzig in das verbissene Gesicht Jens Ebbesens und begann verlegen, das Mädchen einzuhüllen und den Stuhl aufzuftellen, daß sie dos Meer in seiner Weite übersehen konnte. Der andere wandte sich plötzlich scharf zu ihm. „Ich bin überzeugt, daß Sie jetzt Ihre Pflicht ge tan haben." Der Schiffsoffizier sah erstaunt auf. „Soweit Sie für Ihre Gäste zu sorgen haben!" „Herr Doktor!" Das Mädchen wurde dunkelrot und blickte flehend um sich. „Herr Doktor, ich möchte jetzt allein bleiben, ganz allein!" Der verbeugte sich und ging langsam, als wartete er noch. „Herr Ebbesen — das Fernrohr —, ich möchte das Segelschiff sehen!" kam es noch einmal flehend. Der Schiffsoffizier hatte es gehört, fühlte, wie eine Freude in ihm aufsprang, wie er alle Schüchternheit von sich abschütteltc. Dr. Sterlau hatte auf ihn gewartet und sah ihm ärgerlich ins Gesicht. „Ich habe im allgemeinen ge funden, daß Ihre Kameraden zurückhaltender waren", sagte er schroff. Der andere lachte kurz auf. „Was wollen Sie da mit sagen?" Dr. Sterlau wurde plötzlich unruhig unter dem sieghaften Blick des anderen. Er wollte aufbvausen, aber der andere stand ihm hart und gerade gegenüber, als wäre er zu einem Kampfe bereit. „Was wollen Sie!" Noch einmal fühlte der Schiffsoffizier, wie alle Unsicherheit von ihm wich, ihm war, als hörte er noch immer Anna Bodingers Stimme: „Kommen Sic gleich wieder —" „Begreifen Sie noch nicht — mein Name ist Ebbesen, Klaus Ebbesen —" „Ich weiß wirklich nicht —" „Klaus Ebbesen aus Hamburg —" Dr. Sterlau sah dem anderen verzweifelt ins Gesicht. „Ebbesens mag's viele geben —" Er wollte vor beigehen, da sah er dem anderen nah ins Auge und packte plötzlich das Geländer, als müßte er taumeln. „So so — doch — ich verstehe —" Jens Ebbesen lehnte sich über die Brüstung und starrte in den dämmernden Abend. Nun ist's wohl aus, ich wollt' ein ordentliches Leben anfangen, Klaus —" „Seit wann?" Sie sahen sich in die Augen. Jens Ebbesen war plötzlich zu stolz, die Unwahrheit zu sagen. „Na, wenigstens, seit ich Dr. Sterlau bin — Dr. Sterlau aus Chicago —, wer kennt den in Deutschland?" Er begann plötzlich leiser zu sprechen. „Kannst dir denken, wie einem zumute ist, wenn man nach zehn Jahren ehrenhaft heimkehren will, und —" Der Jüngere winkte ab. „Wir wollen nüchtern bleiben, Jens, das neue Leben fängt man nicht mit Fräulein Bodinger an." Der andere begriff nicht. „Vielleicht kann ich dann wieder etwas gut machen —" Da lachte Klaus Ebbesen laut auf, daß der Mann am Ruder sich er staunt umsah. „Ist das alles ?" Er packte den anderen am Arm. „Wär' verdammt schade ums Mädchen, dazu ist sie zu gut, du!" Er neigt sich über wie in furchtbarer Er regung. „Dein Geld brauch' ich nicht, das magst du behalten; aber ein Schurke bist du, genau so, wie du hinübergegangen bist!" Der Schiffsoffizier richtete sich plötzlich hoch auf, seine Stimme war heiser. „Und ich sag' dir: Bis Hamburg bleibst du unten — in deiner Kammer — und läßt dich von keinem Menschen sehen —, du wärst krank, verstanden?" Jens Ebbesen lachte höhnisch auf. „Also das Mädel?" „Meinetwegen — dich will ich nicht! Und ver sprechen brauchst du nichts — du weißt, was kommen würde, wenn du heraufkommst! Ich bin darin hart; geh' nur, geh'!" Er schob den anderen zur Treppe, wandte sich und ging unruhig auf und ab. Aber seine Augen glänz ten, blickten sehnsüchtig zum Bug, folgten dem fernen Segler, der lautlos vorbeiglitt und schauten über dos Meer, aus dem ein seltsames Leuchten zum dämmern den Himmel brach. Der Alpinist schwieri nommer die nich vielen, „das aä bahn" Region, Sterblii Schon d Der Scheii rüstige in etwc vor den winden für 5V? in Klei ladet. ! gestaltio voll bes mittags Nur fraubah und beg lich nur Leute, d ja das 2 Reiseges die Schi sitzt ebei leren I tern. ' einen Z hin: wb dem Un der Bed Endl wegt sic aber oa innerhal Immer und wir 15 Mi s2323 A ein gesck die uns genießer gebiet u serem D lassen, si öffnet si fangen. Ja, werden, l wir ha 1130 M Mel ds/ /Vsm Loon/se LcäattLLS 8oni Ausl 8ol-, Lie In ei alter berrl zuslände, tismu», C Aeußi Bade, AuSk, Beliebter »« M Kove- W IcrLkti M vuterl
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