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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191407128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-12
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Sonntags-Ausgabe str Leipzls un» v»r»n« »urch «,s«o krtl«, V*AUAVpr»l^ U » ^4 ep-»tt«r*»»ait«,Uch U>« -«, gebucht, m—tUchl.« «., »««lelMtzrUch^75M. »et »er S»fch«ft»ft.U-, «asrra Mal« uab Muagadestell« adgetzett: »enatUch 1«., »>«rt»y»tzrllch 3 ». dar» »I, Pest, laaertzal» veutschlan»« un» »er »«Nch« lleteal« «anatllch l^» «., vlerteljührUch <^» «., «aschllegUch p»ft»est»U^lS. da» Letp^ger r»,»blat1 «schämt »«Na,» r»al,»aa».».M«t>««l»al. Sa Letp-ta. »« Nechdarerl« u»S »« Ort« »tt »la«« Mal« »lrs -t« Md«o«»,,a», a»ch «, -d«» »« «rsch^a«, läa Mia »ellefert. »erUaer «»oaktl»»! Sa »« Zelt« 17, Z»«spr«ch-M»lltzl»Ir «aadit «,.«7. m. 34S. HmrdelsSeitrurs /lnatsblockt des Rules und des polireüuntes der Stadt Leipzig «e-aktl« aa» SefchSstestrllei ?ohaaal»g«ff» Ur.«, a leraspreck-llarchlag Nr. 1«»«. 1»»« «m» l«»44» ISS. Jahrgang Leevak«,»—k0» Saferat» au» r«>v,lg un» Umgebung »l, /-»-AklAkNpktlft» ifpoltig«p»tN-«tt»2Spf., »>« n«klam«,ril»> M., »oa aa.wSrt, z» Pf., Neklamen I.2S M., aleln, flnzelgea »t,p«tz,Ile nur 20pf.b.wl»0«ehol.Nad..Inserat« v»n0«h»rüea >m amtlich«, trN »i« p«tlt» zell, 5» Pf. »es-käft»anz«>gen mit plaNr>ors»rtft tm Preis, -rhöht. «odatt nach «arlf. 0ettag«u:G«samtaufl.sM.»a»Laufen»au»fchl.p»stg,dübr. Muzetgeneflnaohm». 1rt>anni«gasf«e, de» fäm«tt»en Filialen »e» Leipzig« Tagiblott« un» allen ftnn»n<en-<xpe»ltron«n »e» Sn- un» fluelrn»«». «»fchast»still» für Verlln n.Sie pr.VranSendurg: VIrrktlanwalterr«««U, dertw S.l», Vreeücner Strotze 47. Zernsprech-finschiutz: Moritzplay 107«. Sonntag, trn 12. Juli. 1SG. Vas wichtigste. * Es besteht der dringende Verdacht, daß der Zeichner Waltz („Hansi"), der vom Reichsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt wurde, nach Frankreich geflüchtet ist. (S. Letzte Dep.1 * Das offiziöse Wiener Telegraphen-Korre- svondenz-Bureau veröffentlicht gehässige Belgrader Preß stimmen gegen Oester reich. (S. bes. Art.) * Ueber den Tod des russischen Gesandten Hart wieg in Belgrad wird eine eingehende Darstellung veröffentlicht. (S. bes. Art.) * Nach .Angaben des Generals Liautey stehen gegenwärtig in Marokko 81506 fran zösische Soldaten, darunter 37Z97 Europäer. (S. Ausl) * Die Untersuchungskommission über den Unter» gang der „EmpreßsfZreland" legt die Schuld der „Störst ad" zur Last. (S. Nachr. o. Tage.) * Durch den Brand in der Lack- und Lackfarbenfabrik von Karl Tiedemann in CoS- wig wurde das Siedehaus vollständig ze r- st ö r t. Der Betrieb erleidet keine Unterbrechung. (S. Sachs. Nachr.) * Der deutsche Flieger Reinhosd Böhm stellte mit 24 Stunden 12 Minuten einen neuen Dauer Weltrekord auf. I * Das Flugzeugrennen London — Paris — London gewann der Amerikaner Brock. (S. Sp. u. Sp.) Umschau. Leipzig, 11. Juli. Hr Der Kaiser reist dem hohen Norden entgegen. Wir haben uns gewöhnt, die Nord landreise des Kaisers als das Zeichen der po litischen Sommerruhe anzusehen. So sehr auch die Zeit hastet und aller künstlichen Abschnitte spottet — man zieht eben doch immer wieder gewisse Linien, die uns die Einbildung gestatten, der Gang der Ereignisse werde sich danach rich ten. Das ist eine Art Einteilungs- oder Rege lungsbedürfnis, das insofern im vorliegenden Falle etwas gestützt wird, als es die natürlichste Sache von der Welt ist, daß die sommerliche Wärme auch auf das politische Getriebe mäßigend einwirkt und einen gewissen Ruhestand be günstigt. Für unsere innere Politik ist er eigentlich schon mit Schluß des Reichstages eingetreten. Herr v. Bethmann weilt auf seinem märki schen Landsitz, und wenn es seine Art nicht ist, von dort aus Ankündigungen neuer Pläne be- tanntzugeben oder mit Hilfe einer dienstbereiten Presse Zukunftsfragen auszuwerfen, so ist es doch ganz sicher, daß er sich über die nächste Ent wicklung Gedanken machen wird. Ueber Mangel an „Anregungen" kann er sich nicht beklagen. Herr v. Heydebrand z. B. hat ihm von einem Sommerfeste in Schlesien die Mahnung zu gerufen, sich mit der Vorbereitung eines neuen Kampfgesetzcs gegen die Sozialdemokratie zu be eilen, wenn er noch auf sein Bleiben im Amte Wert lege, und der Prozeß gegen Rosa Luxem burg wegen Beleidigung des preußischen Offi zierkorps veranlaßt die konservative Presse, ob wohl der Prozeß vertagt wurde und dafür ge sorgt werden wird, daß ihre Beschuldigungen nicht ohne gebührende Richtigstellung in die Welt gehen, zu der gleichen Forderung. Kanzler, wach auf! so schallt'- von Brücke undTor. Dazu kommen für Herrn v. Bethmann noch Anfechtungen anderer und zum Teil merkwürdiger Art. Schwerlich hat er befürchtet, daß die Ernennung des Reichsschatz sekretärs Dr. Kühn und des Staatssekretärs oes Auswärtigen v. Jagow zu Mitgliedern des preußischen Staatsministeriums zu einer „Reichsgesahr" aufgebauscht würde. Genauer: zu einer Gefahr für das bundesstaat liche Verfassungswesen, für den Föderalismus. Wir haben ja schon öfter an dieser Stelle dar getan, wie sehr wir mit einem Rückfall in parti- kularistische Strömungen zu rechnen haben. Ja, er ist da, der Partikularismus, und ist er nicht mehr von „altem Schrot und Korn", wandelt er nicht einher in Pudcrzopf und Perücke, so ist er doch für unseren Geschmack nicht liebens werter geworden. So ganz leicht war eS ja anläßlich besagten Ereignisses nicht, die Formel zu finden, die mit den konservativ-föderal,,tischen Befürchtungen Eindruck machen soll. Man sieht die- schon an der verzweifelten Wortbildung, womit z. B. die „Dresdener Nachrichten" den Inhalt ihrer Betrachtungen über jene Berufung der Reichsstaatssekretäre zu kennzeichnen suchen: „Die ReichsstaatSsekretarisierung ^.^^ns — eine föderative Gefahr." ReichsstaatSsekretarisie rung! Selbst in Sachsen, wo man an der Be lebung der vartikularistischen Gefühle in diesen Tagen mit besonderem Schwung arbeitet, wird man durch ein Schlagwort von so zweifelhafter Güte kaum die Gemüter sonderlich erregen. Allerdings wird ja unter dieser Ueberschrift go nauer gesagt, wo der Stein des Anstoßes eigent lich liegt. ReichsvermögenszuwachSsteuer! Man befürchtet, daß durch die Berufung namentlich des Reichsschatzsetretärs in das preußisch Ministe rium jene mit der Vermügenszuwacyssteuer ein- gefchlagene Politik verstärkt werden und diese Politik sich in Gestalt neuer, die finanzielle Selbständigkeit der Einzelstaaten weiter ein- engenden Reichssteuervorlagen entladen könnte. Wir dächten, es sollte für Herrn v. Bethmann als preußischen Ministerpräsidenten ein leichtes sein, durch seine Presse etwas Vernünftiges zu der ganzen Sache sagen zu lassen. Das scheint uns sogar sehr notwendig, und zwar aus vielerlei Gründen. Es macht doch einen höchst mißlichen Eindruck, wenn wir dreiundvierzig Jahre nach der Reichsgründung in verfassungsrechtliche Er örterungen hineingeraten, die — man mag im einzelnen denken, wie man will — nimmermehr geeignet sind, zur inneren Reichsfcstigkcit bci- zutragen, jedenfalls vom Auslande leicht zu un serem Schaden mißverstanden werden. „Bewahrt das Feuer und das Licht!" Nicht als ob es-uns um die fortschreitende Entwickelung des Reichs gedankens ernstlich bange wäre; allein es muß verlangt werden, und zwar gerade rvegen der bundesstaatlichen Verpflichtungen, daß diese Streitigkeiten dort regelrecht ansgetragen werden, nämlich im Bundesrat, wohin sie ge hören, und nicht verschärft werden durch die sog. „Dlobilisierung der öffentlichen Meinung" im partikularistischen Sinne. Unsere Regierun gen sind ja doch sonst so sehr für „Sammel politik". Wäre es nicht das erste Gebot einer vernünftigen Sammelpolitik, mit allen Kräften fernzuhalten, was der Zug? und Schwungkraft des nationalen Gedankens Eintrag tun muß? Den bürgerlichen Parteien wird fort und fort die Mahnung zuaericken, das Trennende zurückzustellen. Ist die Mahnung richtig, fo lind manche Angriffe, die in diesen Tagen gegen da» Wahlabkommen der liberalen Parteien in Sachsen gerichtet wurden und zum Teil gerade von den Leuten aus gingen, deren politisches Denken über den Sam melgedanken nicht hinauskommt, schwer; zu ver stehen. Sie sollten es begrüßen, wenn sich zwei Parteien in eine Kampffront stellen. Das ist doch zum mindesten eine Vereinfachung. Wie es heißt, soll die Sozialdemokratie der ver änderten Lage dadurch Rechnung tragen, daß sie überall revisionistische Kandidaten als Vorkämpfer bevorzugt. Das wäre also von vornherein ein gewisser Erfolg des Wahl abkommens: eine der roten Partei abgenötigte Zurückdränaung der radikalen Elemente! Was aber die Konservativen angeht, so haben sie bereits einen weit stärkeren Verbündeten, als die beiden liberalen Parteien gegenseitig aneinander haben, nämlich in Gestalt des Wahlgesetzes selbst, das ihnen durch die Beibehaltung der ländlichen Wahlkreise von vornherein wirksame Hilfe leistet. Das liberale Wahlabkommen ist nicht vom Him mel gefallen; es lag in der Entwicklung der Dinge, der man Gewalt hätte antun müssen, wenn man diesmal nicht zu dem allernächsten, praktischen Mittel zum Vorwärtskommen ge griffen hätte, eben zu einer Verständigung über ein gemeinsames Vorgehen bei den nächsten LanütagSwahlen. Vielleicht werden sie — wir hoffen es — beweisen, daß das sächsische Volk in seiner übergroßen Mehrheit mit der seit herigen verzögernden Behandlung dringlicher StaatSaufgaben nicht einverstanden ist. Wie wir glauben, wird allgemein das Verlangen nach einem frischen Luftzug stark gefühlt, und so könnte das Wahlabkommen sozusagen schon vom gesundheitlichen Standpunkt willkommen sein. Vielleicht bewährt es sich um so besser, als man sich auf beiden Seiten von hochfliegen- den Gefühlen und allen Uebertreibungen fern gehalten und sich nur an den nächsten Zweck gehalten hat. Es war nicht notwendig, sich brüderlich zu umarmen und Freudenzähren zu vergießen. Noch in den letzten Tagen lagen Natwnalliberale und Fortschrittler in nächster Nachbarschaft, im Reichstagswahlkreise Ko- burg, in heftigster Fehde, und was an Gegen sätzen zwischen beiden Parteien besteht, was sich von altem Groll angesammelt hat, ist redlich ausgepackt worden. Gleichwohl: soll der So zialdemokrat in der Stichwahl nicht den Sieg davontragen, so werden die Nationalliberalen dem fortschrittlichen Kandidaten, dem Präsiden ten des koburaischen Landtages, Arnold, bei springen müssen — nicht „wohl oder übel", sonderp weil es die Sache will. So kann, wenn auch die Nationalliberalen den Verlust des Wahl kreise- schwer beklagen müssen, doch ein poli tischer Nutzen hcrauSgeholt werden, ein glän zender Sieg über die Sozialdemokratie. Keine sonderlich spürbare Entlastung ist in der auswärtigen Politik eingetreten. Zwar hat Herr Grey im englischen Unterhause behauptet, die Mächte verständen sich besser als je, aber seine laute Klage über das zunehmende Rüstungsfieber nimmt unfeiner wohlmeinenden Phrase jeden überzeugenden Wert. Und noch weniger wird sie leider durch die Tatsachen, di« sich m böser Folge an die Ermordung des Erz herzogs Franz Ferdinand gereiht haben, gerecht fertigt. Es hängt Gewicht sich an Gewicht. Das Beste, was vielleicht die nächsten Stun den oder Tage bringen tönncn, wäre die Bestätigung der Nachricht, das; sich der Zar einer Einwirkung Oesterreichs auf die serbische Regierung nicht wider setzen, sondern ihr ausdrücklich zujtiuunen will. Tas wäre denn freilich so etwas wie ein Hoch halten der Vernunft, wäre auch ein Bekenntnis zu moralischen Verpflichtungen, selbst wenn sich — und diese Gefahr liegt vor — Herausstellen sollte, daß Herr Pasitsch, geschweige denn König Peter, gar nicht mehr die Macht ha ben, das außer Rand und Band geratene Groß- Serbentum in Schach zu halten. Tie öster reichische Regierung wird, wie nach dem letzten Mnisterrat feststchr, nicht nur bei der Ver folgung der Schuldigen, sei es nun mir oder ohne Hilfe der serbischen Verwaltung, mit scho nungsloser Strenge Vorgehen, sondern wird auch in seinem Grenzlande B osni e n alle die Maß nahmen durchführen, die längst nötig waren. In Paris — wen wnnoerl's! — hat die chau vinistische Presse zum guten Teil sosvrt für das bedrängte Serbentum Partei genommen. Sic spannte auf das Steigen der russischen Rakete — wie es scheint, wiederum vergebens. Ta, wie gerufen, kommt Hansi! Das Urteil des Reichs gerichtes über diesen üblen politisierenden Künst ler scheint einen ganzen Stauwciher des Hasses geöffnet zu haben. Die Hetze der „Autoritv" gegen die Vertreter deutscher Blätter— unser langjähriger Mitarbeiter E. Lah m hat die Ehre, in erster Linie zu stehen — könnte zu denken geben, wenn sie nicht durch die ganze Schiefheit der Auffassung wie die Maßlosigkeit der Be schimpfung von vornherein gerichtet würde — gewiß auch in den Augen der französischen Kreise, die sich einiges Gerechtigkeitsgefühl bewahrt haben. Oer offene Kriek cler „Auiorile". Die Hetze gegen den Pariser Mitarbeiter des Leip ziger Tageblattes. Der von uns bereits in der g e st r i g e u Ab c n d ausgabe erörterte Artikel der Gebrüder Caj- sagnac in der „Autoritv" gegen die Pariser Mitarbeiter des Leipziger Tageblattes und des „Berliner Lokalanzeigers" trägt folgenden Titel: „Antwort an die Deutschen. Offener Brief an Lahm, Korrespondent des Leipziger Tageblattes und der „National-Zeitung, und an Fuchs, Korrespondent des „Berliner Lokal anzeigers". Die Höflichkcitsform ..lVlvn-,ivur" fehlt bei beiden Namen. Die Verurteilung Hansis, die Verhaftung Clement Bayards, die Affäre des Leut nants Forstner und die Angelegenheit der Fremden legion werden in dem Artikel bunt zusammengewür felt. Ohne bestimmten Anlaß wird dann an die Adresse der beiden Korrespondenten folgende Aufforderung gerichtet: „PackenSieJhre Koffer und machen Sie, daß Sie fortkomme n! Mr wollen Ihren herausfordernden Blicken nicht mehr auf den Boulevards, in den Theatern, im Parlament und wo Sie sonstnochherumschn üffeln mögen, begegnen. Zu der von uns gewählten Stunde wer den wir uns überzeugen, ob Sic der Aufforderung Folge geleistet haben. Versuchen Sie nicht, sich zu verbergen, wir werden Sie hartnäckig ver folgen und überall aufzuspüren wissen. Hätten wir die Macht der französischen Regierung oder die herrschende Parlamentsmehrheit, so würden Sie -wischen zwei Polizisten zur Grenze be fördert werden. Sie erhalten das Blatt mit diesem Artikel ins Haus zugestellt, damit Sie sicher davon Kenntnis nehmen. Sollte einer Ihrer Kol legen sich nicht getroffen fühlen, so möge er sich nur melden." Ts ist ein eigentümliches Zusammentreffen, daß der „AutoritS"-Artikel gleichzeitig mit dem von uns ebenfalls in der gestrigen Abendausgabe abgedruckten Bericht über die erste Generalversamm lung der Datrtotenliga nach dem Tode Dsroulödes erscheint. Man hält offenbar in den chauvinistischen Kreisen von Paris die Zeit für ge kommen, gegen deutsche Journalisten, die die Lage in Frankreich ohne Beschönigung kennzeichnen, eine richtige Hetze zu veranstalten. Wir nehmen den Vor stoß der Brüder Tassagnac durchaus nicht tragisch. Wie wir ihre Ausfälle beurteilen, haben wir bereits in der gestrigen Abendausgabe gesagt. Ganz in demselben Sinne äußert sich der „Ber - liner Lokalanzeiger", dessen Pariser Mit- arbeite! ja in demselben „offenen Brief" bedroht wird. Er schreibt: „Zn dem Artikel der „Autoritv" haben wir es an scheinend mit den Auslassungen französischer Chauvinisten zu tun, die es für notwendig halten, ihren Patriotismus wieder einmal vor allem Botte leuchten zu lassen. Mr brauchen unsern Pariser Vertreter vor den Angriffen des Blattes nicht zu verteidigen. Seine seit vielen Jahre er probt« Zuverlässigkeit wird durch die Drohun gen de» Artikels nicht tm geringsten in Frage gestellt. E» gehört durchaus nicht zu den Gepflogenheiten unseres Korrespondenten, Gewalt anznwenden, in der Absicht, deutschen Interessen zu dienen. Und was besonder» seine Berichterstattung über die französische Armee betrifft, so stützt er sich hierbei auf fran zösische Quellen. Jur übrigen wollen wir ruhig abwarten, welchen Erfolg der Streit an maßgeben den Stellen haben wird. Allzu groß sind unsere Be fürchtungen in dieser Hinsicht nicht." Oesterreich un- Serbien. Serbische Schmähungen und Verdächtigungen, Die Versuche der serbi'tz'cn Regierung, auf die Belgrader Preise mäßigend einzuwirken, sind voll ständig fehlgcscblagen. Es ist nicht eine Milderung, sondern vielmehr eine Verschärfung des Tones gegen Oesterreich cin.gctreten. Die Belgrader Blätter iuchen sich förmlich an Schmähungen und Rüpeleien gegen die österreichische Negierung zu überbieten. Das Wiener K. K. Tel.-Korr. Bur. veröffentlicht folgende Blutenlese aus den Belgrader Blättern: „Politika" richtet nicht wieder zu gebende Beleidigungen gegen die Mitglieder des Kaiserhauses. „Balkan" greift die Serajcwoer Polizei an. Europa, welches sich noch vor kurzem mit dem tranken Mann am Bosporus beschäftigt habe, werde bald mit dem kranken Mann an der Donau zu tun bekommen. „Trqowinski Glasnik" nennt die österreichisch ungarische Politik jesuitisch, rücksichtslos und unehrenhaft. Die barbarische, räuberische Politik in Bosnien werde dem serbischen Volke eine Mah nung sein, daß es nicht in einem Kulturstaate lebe und stets bereit und bewaffnet sein müße, sich vor der N ä u b e r e i d e r B eh ö r d e n zu verteidigen. „Stampa" veröffentlicht ein offenesSchrei- ben an den Bürgermeister von Sera- jewo, in dem dieser beschuldigt wird, durch seinen Aufruf das mohammedanische und kroatische Ge sindel zum Plündern und Morden der Serben auf gefordert zu haben. Die Zeit sei nicht fern, wo die S e r b e n, die die Macht der Türkei gebrochen und die Bulgaren gestraft hätten, um Ivan und P l a n i >: a kreisen würden. Dann werde nichts und niemand den Bürgermeister vor i>er ver dienten Strafe retten können. „Piemont" veröffentlicht einen Agramer Brief, in dem dargclegt wird, daß an den Kund gebungen keine Kroaten, sondern nur Parteien teil genommen hätten, die sich aus st reberischen Geistlichen, Kaiserlichen Beamten, Spionen, Juden, Madjaren, Deutschen und Italienern zusammen setzten, und denen die kroatische Firma ausgeprägt worden sei. „Prawda" fordert unter dem Titel „Boykott gegen die Nichtsnutzigen" zum Boykott gegen die österreichischen Firmen Belgrads sowie gegen die östereichischen Waren auf. Die 18 Mitschuldigen von Serajewo. Wien, 11. Juli. Die Untersuchung in Serajewo nähert sich ihrem Abschluß. Man kann schon heute sagen, daß alle Fäden der Verschwörung bloß- gelegt wurden und als eigentliche Hauptschuldige sowie Mitschuldige 18 Personen in Betracht kommen. Von diesen 18 Personen sind l> an der Ausführung des Attentats beteiligt gewesen. Ein Zehnter, ein Mohammedaner namens Bafits, konnte bisher nicht festgenommen werden. Er wird geflüchtet sein. Daß die Bomben aus Belgrad kamen, ist bekannt. Sie wurden von Princip, Cabrrnowißch und Grabes in Empfang genommen und auf Umwegen nach Sera jewo gebracht. Nach ihren eigenen Angaben brachten sie aus Belgrad sechs Bomben, vier Revolver. Munition und ein Quantum Zyankali mit. In Serajewo suchte» sie weitere Mithelfer für ihre Mordtat. Sie wendeten sich zumeist an durchge fallene oder relegierte Mittelschüler. Mit Ausnahme des einen Muselmanen sind die Betei ligten nur Serben, denen die Anstifter des Atttentats von der kommenden Hilke Serbiens und.der Verwirk lichung der großserbischcn Idee ermblt hatten. Wie verlautet, ist man in Serajewo auch emer revo lutionären Geheim Verbindung unter den dortigen Mittelschülern auf die Spur gekommen. Ium Tode -es russisihr n Sesanöten Hartwkeg Nach authentischen Mitteilungen ist das Ab leben des russischen Gesandten vonHartwieg in Belgrad unter folgenden Umständen er folgt: . Am Freitag nm '/.8 Uhr abends ries der russische Gesandte die österreichisch ungarische Ge sandtschaft telephonisch an, ob er un Laufe des Abends dem österrcichisch-ungarischcu Gesandten Freiherrn von Giesl einen Besuch abstatten könne. Giesl, der sich persönlich zum Telephon begeben hatte, erwiderte, daß ihm der Besuch jederzeit willkommen sei, woraus Hartwieg er« llärte, daß er um ligr abends vorjprechen werde. Tatsächlich fuhr wenige Minuten nach 9 Uhr der russische Gesandte beim Palais der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft vor und wurde von Giesl in dessen Arbeitskabinett emp fangen. Hartwi g teilte Giesl mit, daß er gekommen sei, um die in Belgrad verbreiteten Gerüchte über seine unkorrekte Haltung anläßlich
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