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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191407128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-12
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
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Sette lv. Nr. 349. Sonntays-Llllsgsve. Letpztger Tageblatt. Sonntag, 12. Juli 1914. Soni Auftrag »u merken, der Hausschlächter de» Nachbar» dorfes solle kommen, «in Schwein zu schlachten, dazu aber zwei Schweinsdlasen mitbringen, malt sie den Mann mit den beiden Blasen in der Linken und ein schon etwas stilisiertes Schwein zu seinen Füßen. Will sie sich erinnern, daß sie einen Brief des Dorfschmieds an dessen Schatz in der Stadt besorgen soll, so malt sie wiederum den Mann mit ausgestreckten Händen, wie er ein Etwas, das wir als Brief ausfasscn müssen, einer durch Nachtmütze und Nachtjacke ge» kennzeichneten Person überreicht. Bon allen Objek ten der vorgeschichtlichen Abteilung findet dieses Uebcrlcdsel unstreitig den erheblichsten Zuspruch, den es auf Grund seiner Eigenart ja auch sirl-er verdient. Ein Aweimillionengeschenk, -essen Einnahme verweigert wir-. Zur Geschichte und Organisation des Stiftungswesens. Bekanntlich machte vor einigen Wochen der Bür germeister des thüringischen Städtchens Weida bei Gelegenheit seines 60. Geburtstages leincr Stabt ein recht eigenartiges Gelchenk. Er überwies ihr 200 .<t und be.ummte, Hatz bis zum Jahre ^254 die Zinsen und Zinjeszinien zum Kapital geschlagen weroen sollen, In diesem Jahre würde dann die gestiftete Summe einen Betrag von 2 Millionen erreicht Haven. Die Annahme Les „Zweimillmnengeschentes" wurde indes wegen der Stiflungsbcdingungen verweigert. Dieser Vorgang lenkt den Blick auf eine Neihe anderer merkwürdiger Vermächtnisse und aus die Zwecke, welche deren Erblasser damit verlolgien. so wird beispielsweise die kürzlich der Stadt Berun zu gefallene Stiftung für voll ihren Männern verlassene grauen manches Kopsichütteln nusgelost haben. Ein im Jahre 1908 in Braunschweig verstorbener Herr Otto Struck errichtete eine Stiftung lür „Unbeschol tene Mädchen mit unehelichen Kindern", oie in,olge ihres Widerspruches in sich selbst von den Gerichten bis heute noch nicht aktiviert werden tonnte. Weni ger bekannt wird sein, daß nach dem Stiftungsouche des Nates der Stadt Leipzig hier eine Stiftung zur Fütterung der Tauben und sogar «ine zur Ge währung von Henkersmahlzeiten an zum Tode Ver urteilte besteht. (Haiis-v.-Leimbach-Stiftung aus dem Jahre 1503.) Von Dresden ist mir beiannt, daß dorr eine Stiftung existiert für Hundesuhrwertsbesitzer, die von außerhalb nach der Stadt fahren. Kürzlich ging ferner «ine Nachricht Lurch die Presse, das; einer Ort schaft in Deutschland ein Leichenwagen gestiftet wor den sei. Zweifellos gibt es in anderen Großstädten noch mehr solcher eigenartigen Stiftungen. In den meisten Fällen werden sie allerdings, wie auch einige der angeführten Stiftungen, früheren, oft weit zurück liegenden Zeiten entstammen, in denen sowohl die „Qualität" der Stiftungen, als auch deren „Quanti tät" eine andere, und zwar, das läßt sich beweisen, eine geringere war. Wer heute nur einigermaßen die Zeitungen auf merksam liest, wird erstaunen über die Anzahl der Stiftungen, die von überall her, nicht nur von jen seits Les Ozeans, fast täglich gemeldet werden. Amerika nimmt auch hier, wie in vielen Fällen, eine Sonderstellung «in. Der bekannte Professor Wilhelm Ostwald schreibt auf Grund eigener Anschauungen in seinem Buche „Der energetische Imperativ": „Als ich diese Verhältnisse seinerzeit an Ort und Stelle eingehender zu studieren in der Lage war, überzeugte ich mich, daß sie in der Nahe wesentlich geringwertiger aussehen, als sie von ferne ohne genaue Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse erscheinen." Um näm lich die vorhandenen Umstünde richtig beurteilen zu können, mutz man sich dessen erinnern, daß es in Amerika weder Titel noch Orden, noch irgendwelche andere, allgemein anerkannten Formen gesellschaft licher Auszeichnung gibt. Somit sind diejenigen, die nach solcher Aufzeichnung streben, dazu genötigt, sich eigene Wege für diesen Ateg zu bahnen, und unter die sen Wegen sind die Stiftungen zu Humanitären und am besten bekannt und anerkannt iverden. Aber die Schilderungen derjenigen von meinen Kollegen, welche in der Lage waren, solche Stiftungen zu akti vieren, haben mir dann gezeigt, wie wenig hoch stehend in vielen Fällen die Gedanken waren, von denen die Stifter geleitet wurden. Sehr oft kam cs ihnen darauf an, eine möglichst protzig aussehende, tunlichst aus Marmor gebaute Fassade zu erlangen, auf der in großen goldenen Lettern ihr Name an gebracht war. Was hinter der Fassade gebaut wurde, und insbesondere in welchem Maße für die unschein baren, ab«r um so kostspieligeren wissenschrftlichen Bedürfnisse der Anstalten gesorgt war, kam ihnen erst in dritter Linie wichtig vor, und meine Kolleg.'» er zählten von heftigen und anstrengenden Kämpfen, die sic durchzumaclzcn g«habt hatten, um für den eigentlichen Zweck derartiger Stiftungen einen leid lichen Anteil des Stiftungskapitals zu retten." Im Gegensatz hierzu läßt sich seststellen, daß in Europa die meisten Stiftungen bedeutend ethischeren Beweggründen entspringen, und namentlich in Deutschland ist ihr durchschnittliches Niveau erfreu lich hoch. Besonders auch von feiten des Privat Unternehmertums wird hier Großes geleistet, da mag — trotz gegenteiliger Behauptungen — ruhig einmal festgestellt werden. In eingehender Unter suchung weist dies einwandfrei auch der Bibliothekar Schmidt vom sächsischen statistischen Landcsamte nach, in dem anläßlich des Ncgierungsfnbilüums Sr. Majestät des Deutschen Kaisers vom Hansabunde herausgegebenen Jubiläums»,crke: „Die freiwilligen sozialen Fürsorge- und Wohlfahrtscinrichtunaen im Gewerbe, Handel und Industrie im Deutschen Reiche." Durch Ausstellung einer sog. „Deutschen Ehrentafel für 1912" und Vergleich mit den bis zum Jahre 1905 in der Zeitschrift ..Arbeiterfreund" oerökfentlichten jährlichen „Ehrentafeln" gelangt der Verfasser zu dem Ergebnis, daß sich die freiwilligen Stiftungen und Aufwendungen in Deutschland während der letz ten 30 Jahre auf rund 1653 Millionen Mark belaufen. Von dieser Summe entfallen zirka 1100 Millionen Mark auf unmittelbar« freiwillige Fürsorge für Angestellte, Arbeiter und deren An gehörige, der Nest von ca. 556 Millionen Mark dient gemeinnütziger Fürsorge für weitere Kreise. Und doch wird trotz dieser gewaltigen Summen — von direkter Armenunterstützung dabei immer abge sehen — ein stetig zunehmendes Bedürfnis sozial benachteiligter Bevölkerungsschichten nach Beihilfen mannigfaltigster Art fcstgestellt. Wie erklärt es sich da, daß anderseits und angesichts dieser Tatsache in Deutschland gewaltige, nach Millionen zählende Summen ihren Zweck vollständig verfehlen? Der Grund hierfür ist in dem Umstande zu suchen, daß sich diese Summen aus Kapitalien zusammensetzen, die gewöhnlich als sogenannte Familienstiftungen in früherer Zeit errichtet worden sind. Sie entstammen meist den Jahren, in welchen weder die Presse noch infolge mangelhafter Verkehrsverhältnisse, die Be weglichkeit der Person und von Hab und Gut ihre heutige Bedeutung besaßen. Das Bestehen solcher Stiftungen war den unmittelbar daran beteiligten Familien bekannt; ein damaligen Bedürfnissen ent- spreche,.—: angemessener Betrag für die Verwaltung des Kapitals schien dessen Zweck für alle Zeiten zu sichern. Heute genügt dieser Betrag kaum zu einer einmaligen jährlichen Bekanntmachung in einem kleinen Lokalblatte. Den nach allen Gegenden der Windrose verschlagenen Nachkommen aber der be treffenden Familien ist die Kenntnis vom Vorhanden sein von Stiftungen, auf die sie und ihre Ange hörigen ein Anrecht haben, im Laufe der Jahre ab- handcngckommen. Hier nun setzt die Forderung des Leipziger Syndikus Martin Schneider ein, der nach dem Muster des Handels-, Vereins-, Genossen schafts- und Patentregisters ein der Allgemeinheit zugängliches Stiftungs- und Wohlfahrtsregister mit Angabe von Zwecken, Erträgnissen usw. fordert. Unbedingt ist zuzuacbcn, daß ein derartiges Register von Nutzen für unser gesamtes Volk werden könnte. Aber nicht nur wegen dieser alten Familien stiftungen würde sich ein solches Register segensreich erweisen, sondern noch viel augenfälliger würde seine Bedeutung bezüglich der oben erwähnten, von der Industrie, dem Handel und Gewerbe und von hoch herzigen Menschenfreunde', gestifteten Summen sein, zu denen noch weitere nicht minder gewaltige kommen, welche das Reich, die Bundesstaaten, Provinzial-, kreis- und Stadtverwaltungen alljährlich für Wohl fahrtspflege im weitesten Sinne bestimmen. Daß dies neuerdings immer mehr anläßlich festlicher Ge legenheiten geschieht, ist hauptsächlich den sozial politischen Bestrebungen unseres Kaisers zu danken. Außerdem würde ein derartiges Register ein segensreicher Ratgeber bei Errichtung neuer Stif tungen insofern sein, als cs vorhandene Lücken nach weisen würde. Der Hamburger Armendirektor Dr. Lohse fordert für diese Zwecke Beratungsstellen der Großstädte, die das Wohlfahrtsgebiet zu überwachen und im obigen Sinne beratend zu wirken hätten. Ich bin der Meinung, daß nur eine Zentralbcratungs- stelle für das Reich, wie sie ein Jedermann zugäng liches Stiftungs- bzw. Wohifahrtsregister darstellen würde, derartige Aufgaben ausreichend erfüllen kann. Zugleich würde ein solches Register berechtigte und begreifliche Bedenken derjenigen beseitigen, die ihre Aufwendungen für freiwillige Wohlfahrtseinrich tungen und Stiftungen nicht gern der breiten Oeffent- lichkeit mitgeteilt zu sehen wünschen. Eine derartige, keinerlei Mißdeutungen zulassende offizielle Be kanntgabe würde nicht nur Stiftungslultige beraten, sondern schon durch die Tatsache der sachlichen Bekannt gabe von Stiftungen überhaupt zum Geben anregen. Sagt doch auch das „Handbuch der Staotswissen- schaften": „Die nicht genügende Bekanntmachung der einschlägigen Summen und Objekte, und namentlich auch der Geber ist nm so mehr zu bedauern, als der artige Beröifentlichungen auch anregend aus Grün dung neuer Stiftungen wirken." Allenthalben scheint besonders in den letzten Jahren und namentlich bei den Großstädten ein neuer Zug durch das Stiftungswesen zu gehen. So wird eben von Magdeburg berichtet, daß dort die Einrichtung eines städtischen Wohlfahrtsamtes mit einem selbständigen Dezernenten an der Spitze sowie eine durchgreifende Ncuorpannat-on Le'' c.-,>,,t"ngs- verwaltung oargenommen worden ist. Selche Maß nahmen rechtfertigen sich für große Städte selbst. Man bedenke, daß die Stiftungskapitalien in Ham burg zum Beispiel weit über 100 Millionen, in Berlin nahezu 60 Millionen betragen. C. Kräh - Oetzsch. preWmmen. Zu der von verschiedenen konservativen Blättern angeknndigtcn Stichwahlparole der sächsischen Kon servativen — wir haben darüber bereits am Sonn abend einiges gesagt — schreibt die „Sächsische N a t i vn a l l i b c r a le Korrespondenz" u. a. folgendes: „Der konservativ« Artikel redet sich ein, die kon servativen seien die Herrscher der Situa tion; deren Mandate seien bombensicher. W l e wenig richtig diese Ansicht ist, beweist ein ganz flüchtiger Blick auf das Wahlergebnis von 1909. Die zurzeit konservativ vertretenen Man date zerfallen in drei Gruppen. Die größere Hälfte der konservativen Abgeordneten ist erst in oer Stich wahl, und zwar durchweg mit nachdrücklick)er liberaler Hilfe gewählt. Es handelt sich hier um folgende Ab geordnete, die weniger als 50 Prozent der in der Hauptwahl abgegebenen Stimmen erhielten: Dr. Hähnel (17 Proz.), Rentsch (13 Proz.), kockel (43 Proz), Knobloch (42 Proz.), Dr. Spieß (11 Proz.), Dr. Böhme (41 Proz.), Schönfeld (40 Proz.), Hey man» (40 Proz.), Wunderlich (39 Proz.), Wittig (38 Proz.), Donath (36 Proz.), Hofmann (35 Proz.), Friedrich (34 Proz.), Schreiber (32 Proz.), Dr. Schanz (31 Proz.) und Biener (25 Proz.). Alle diese Abgeordneten wären, bis auf drei Aus nahmen, in der Stichwahl unterlegen, wenn sie nicht die Unterstützung der Liberalen erhalten hätten. Dies« Aus nahmen sind die Abgeordneten Kockel, Dr. Böhme und Schreiber, die in der Hauptwahl gegen einen zweiten rechtsgerichteten Kandidaten zu kämpfen hatten . . . Die zweite Gruppe der kon servativen Abgeordneten umfaßt ihrer sechse, die schon in der H a u p t w a h l gewählt wurden, und zwar mit liberaler Hilfe. Wir fügen auch hier die von ihnen erreichte Prozcntzahl in Klammern hinzu: Hausse (82 Proz.), Opitz (72 Proz.), Horst (71 Proz.), Harter (68 Proz.), Frcnzcl (62 Proz.) und Trüber (59 Proz.). Ob diese Mandate auch gegen einen liberalen Gegenkandidaten von den Kon servativen zu halten sein werden, muß sich erst er- weisen. Tatsache ist, daß in allen diesen Kreisen bei den letzten Reichstagswahlen beträchtliche Stimmen zahlen für liberale Kandidaten abgegeben wurden. Von sicherem Besitzstand« können auch hier die Kon- servatioen nicht reden; keinesfalls können sie der liberalen Hilfe entbehren. Und nun die dritte Gruppe! Das sind die sieben Abgeordneten, die 1909 trotz eines liberalen Gegenkandidaten gleich in der Hauptwahl siegten. Es sind das Barth (79 Proz.), Greulich (61 Proz.), Döbritz (60 Proz.), Schade (54 Proz.), Schmidt (51 Proz.), Sammler (51 Proz.) und Dr. Mangler (50 Proz.). Es bedarf bet den zuletzt genannten nur einer ganz geringen Der» schiebung, um ein ganz anderes Ergebnis zu erzielen. Warum verzichtet der Abgeordnete Sammler auf eine Wicderausstellung? (Seine Nachwahl geschah bekanntlich noch auf Grund der Wählerlisten von 1909.) Ist der Jcsuitenfreund Dr. Mangler in zwischen populärer geworden in seinem Wahlkreise? Eins geht aus diesen Tatsachen zur Genüge hervor: Die Konservativen Sachsens müßten 1915 auf ein jämmerliches Trümmer feld blicken, wenn sie nicht die nach drückliche Unterstützung aller Libe ralen in der Stichwahl erhalten würden. Was tut nun der konservative Artikel, um die Konservativen der liberalen Stichwahlhilfe wert zu zeigen? Er hält es für gut und nützlich, dem Parteitag zu präjudiziercn und folgende Stich wahlparole auszugeben: „Daß diese (die konseroatitvc Stichwahlhilfe) den Fortschrittlern nicht wieder zuteil wird, kann schon jetzt als feststehend betrachtet werden." Die Konservativen wollen danach also bewußt die Sozialdemokratie, sei es direkt, sei es indirekt, in der Stichwahl unterstützen. Seh« mal einer diese „nationalen" H"lden an! Um «ine liberale Mehrheit zu verhüten, ist ilmen jedes Mittel recht, die Unterstützung der Sozialdemokratie eingeschlossen! Mit welchem Rechte könnten die Konservativen den Fortschrittlern Vorwürfe machen, wenn sic nun ihrerseits in der Stichwahl für keinen Konservativen zu haben sein sollten? Das eben ist es, was die konservativen Stratege» bezwecken. Es soll alles in Scherben gehen. Die rote Stichwahlparole des Herrn von Heydevrandt soll recht behalten. Weil eine konservative Mehr heit dank der liberalen Einigung nicht zu erzielen ist, so sott eine liberale Mehrheit mit allen Mitteln ver hindert werden. Man will die sächsische Poli tik durchs rote Meer hindurchjagen rn der Hoffnung, daß dann Lcr konservative Weizen blühen wird." * Franz Ferdinands Begräbnis. überschreibt Caliban im „Tag" die folgenden trefflichen Verse: Und da kam einer, dessen Wort war Tat, Ein streng Entschlossener, der Schwätzer Schrecken, Und stolz bereit, den alten Kaiserstaat Zu Kraft und Glanz und Gloria zu erwecken. Er sprach kein Wort: doch über Land und Meer Sein ernstes Wollen wie ein Blitzstrahl sprühte. Turmschiffe kreuzten, und das müde Heer Erwachte frühlingsstark zu neuer Blüte. Er sprach kein Wort — sein Auge aber sah Den Doppelaar zu höchsten Zinnen steigen. Auf schrie die Welt. „Du kelix kustria!" ... Nur um den Schweigenden lag tiefes Schweigen. Du stlix kustrüc! Aus Haß und Zank Des Alltags wollt' sein Banner Habsburg retten. — Zwei Schüße knallten. Und die Fahne sank. Zwei Särge stehn im Schloßhof von Altstetten. Um diese Heldensärge hat der Neid Kleingeistiger sein gelbes Tuch gebreitet, Hat nur ein ärmlich stummes Grabgeleit Dem Mann, vor dem er zitterte, bereitet. Das Leben schied, Gespenster geh'n durchs Haus... Willst du dich schweigend seiner würdig zeigen? Oestreich,schweignicht! SchreideinenSchmerzhinaus! Mit diesem Schweigenden sinkst du ins Schweigen. Ueber Lan-- un- Großsta-tbevölkerung sprach auf dem am 7. d. M. unter Vorsitz des Amts hauptmanns v. Nostitz - Wallwitz im Gasthause „Eldorado" in Leipzig abaehaltenen Gemeinde- nertrctertage Herr Walter Classen aus Hamburg. Der durch seine 16jährige opferwillige Wirksamkeit inmitten des Hamburger Proletariats und durch seine sozialpolitischen Schriften bekannte Praktiker der Volkswohlfahrtspflege führte etwa folgendes aus: An seinen Augen seien im Laufe von 16 Jahren viele junge Leute vorübergezogen. Etwa 1100 junge Menschen seien ihm nahe getreten, ihr Wachsen und Werden habe er verfolgt, manche bis in die Mannes jahre, manche durch Leiden und Irrwege, nicht wenige bis zum frühen Tode. Bei dieser großen Zahl von Einzelbeobachtungen ergebe »ich nun folgendes: Viele seien bei der mannigfaltigen Gelegenheit, in der Großstadt zu lernen, zu arbeiten, vorwärts gekommen, wobei in allen Tüchtigen alle Kräfte geweckt werden, einige aus dem Wege, reich zu werden. Viele Dutzende habe er in gute, sichere Stellungen einrücken sehen und beobachtet, daß sie in '.eder Weise auch sittlich in ihrem Familienleben eine Blüte der deutschen Nation vorstellen. Wenn man aber genau zusehe, wer diese glücklich Vorwärtskommenden unter der großen Masse seien, dann mache man eine ganz merk würdige Beobachtung. Es seien nämlich ganz wenige dazwischen, die Kinder seien von Eltern, die in der Großstadt geboren sind, von stadtgeborenen Menschen. Ein großer Teil von ihnen seien Kinder land geborener Eltern, die vielfach aus früheren Hand werksmeisterfamilien an kleinen Orten stammen. Die noch größere Zahl aber stamme direkt vom Bauernhof oder der ländlichen Arbeiterfamilie. Diese brächten ein großes Kapital an geistiger und körper licher Kraft mit, das sie befähige, in dem Arbeits getriebe der Großstadt die höchste Leistungsfähigkeit zu entfalten. Aber es sei meist in der dritten Gene ration die Kraft der Zugezogenen erschöpft, nur wenige Familien behaupteten sich schließlich in der Stadt dauernd auf geistiger Höhe. Ungleich größer als die Zahl der Vorwärtskommenden sei die Menge der stadtgeborenen jungen Menschen, die nicht weiter komme, ia viele verfielen langsam in ein unstetes, zerfahrenes Leben, durch das ne schließlich zu einer Last der menschlichen Gesellschaft und der öffentlichen Kasten würden. Für die jungen Mädchen seien die städtischen Berufe, die in dem ;ungen Mann wohl die ganze Kraft erwecken könnten, stets wenig vorteilhaft, und noch weniger sei es das städtische Leben für die Kinder. Die große Anzahl der neuen weiblichen Berufe steigere nicht entfernt die Charaktereigen schaften der weiblichen Natur wie die der Männer. Die Mädchen würden in der Beschäftigung einseitig, ihre besten weiblichen Anlagen verkümmerten und daraus ergebe sich das, was man mit dem Worte „Mütternot" bezeichnen könne. Dadurch entständen dann diese vielen früh zerrissenen Ehen und damit unendliches Kinderelend. Ein großes Nebel sei auch das Durcheinanderheiraten von Menschen, di« ihrer ganzen Veranlagung nach gar nicht zueinander passen, wie Katholiken und Evangelische, Polen und Deutsche und so fort. Und was die stadtgeborenen Kinder anlange, so sei bei ihnen deutlich eine Abnahme der Begabung festzustellen. Je enger die Bebauung, desto unruhiger und unzuverlässiger seien die Kinder. Diese Abnahme, namentlich auch der Selbständigkeit des schöpferischen Denkens in dem Nachwuchs, sei etwas ganz Unheimliches. Dazu trage viel bei die schädliche Art der städtischen Vergnügungen. Schuld trügen auch die Mietskasernen, zwischen deren hohen Wänden es keine natürliche Luft mehr gebe. Das habe die Folge, daß die Kinder nicht so recht gedeihen wollten, wie man das wünschen möchte. Die Sterblichkeit der städtischen Jugend in dem Alter zwischen 15 und 20 Jahren sei auffallend groß. Die Todesursachen seien neben Schwindsucht viele solche, wie man sie in diesem Alter kaum erwarten sollte: Krankheiten der Verdauungsorgane, Rheuma- tismus, ja Selbstmord. So ergebe sich das Resultat: Die Eroßstad: treibt die Tüchtigen zur höchsten Leistung. Die Jntensivität des menschlichen Schaffens wird in unerhörter Weise gesteigert —, aber die Kraft des Volkes ist in Gefahr, verbraucht zu werden. Darum vermag die Großstadt eine Umgebung mit ge sunder ländlicher Bevölkerung nicht zu entbehren. Ohne eine Lösung der Siedlungsfrage führt alle unsere gewaltige Kulturarbeit schließlich zum Ab sterben der Dolkskraft. Beängstigend für den Baterlandsfrcund sei die Tatsache, daß es für den Nachwuchs der eigentlichen, einfachen, gesunden Arbeiterfamilie bei uns keine Stätte gebe. Wenigstens ein Teil der Industrie arbeiterschaft sollt« Gemüsegärten haben. Das sei zum Teil möglich durch die Schrebergärten. In mitt leren Ortschaften müsse es aber auch möglich sein, der Jndustriearbeiterschaft Gelegenheit zu geben, in einem Hause zu wohnen mit Gemüseland dabei. Wenn die Kinder da aufwüchsen, wenn sie im Garten wieder Fühlung mit der Natur bekämen, so gebe das wieder gesunde Menschen. Die Kinder lernten da durch gleichzeitig, im Hause Pflichten zu erfüllen, während jetzt die Eroßstadtkinder vielfach auf der Straße herumlungerten. Aus diesem Grunde sei die Beschaffung von Heimstätten mit Eemüseland unend lich wichtig für unsere Zukunft. Ganz besonders wertvollen Dienst könne auch die Jugendpflege leisten, doch dürfe sie die Jugend nicht verwöhnen. Es komme darauf an, daß die Jungen wie die Mädchen, beide für sich, gesammelt werden zu Gemeinschaften, wo Zucht und Sitte herrschen. Und die Jugend selbst müsse zur Ordnung in ihrer Gemeinschaft durch Mit arbeit und Treue beitragen. Nur wo wir selber geben und helfen können, da wurzelt unsere Liebe. Die Jugend, die in solchem Kreis« aufwachse, gedenke später der Heimat, sie habe Heimatliebe; und aus der Heimatliebe komme die Vaterlandsliebe. Der Vortrag wurde mit überaus lebhaftem Bei fall ausgenommen. Im übrigen fand auf dem Gemeindevertretertage eine geschäftliche Tagesordnung von 15 Punkten ihre Erledigung. Elngesanüt. Gür dm Inhalt der Eli. unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion außer der preßxei'eblichen keine Verantwortung.) Französische Geographie auf der Bugra. Was in Nr. 345, Seite 2, des Leipziger Tage blattes über „Französische Geographie auf der Bugra" geschrieben ist, darf nicht überraschen. Seit vielen Jahren beobachte ich z. B. die Ausgabe des bekannten französische» Adreßbuches in Paris, „Botin". Es er scheint in drei starken Bänden, wovon Nr. 1 Paris, Nr. 2 Provinz und Nr. 3 Ausland behandelt. Elsaß- Lothringen ist darin allerdings in Nr. 3 ausgenom men, aber die Art und Weise, wie das geschieht, zwingt mir immer ein Lächeln ab. In Nr. 3 sind sämtlich« Länder der Erde alphabetisch aufgeführt. „Allemagne" nimmt den ersten Platz ein, und unter dieser Rubrik werden nun wieder die Provinzen und dann die Städte Deutschlands alphabetisch benannt. Dem Herausgeber dieses bekannten Adreßbuches scheint es aber ganz gegen den Strich zu gehen, Elsaß- Lothringen unter Deutschland einreihen zu müssen. Er umgeht das derart, indem er einfach Alsace-Lor. ab, selbständigen Staat vor Allema-gne aufführt und als Erklärung bemerkt, daß diese zwei französischen Provinzen 1870/71 durch einen von Deutschland pro vozierten Krieg verloren gegangen sind! Die rauchenden Herren auf der Straßenbahn. Sie brauchen keine Angst zu haben, ich will ihnen den Genuß ihrer Zigarre oder Zigarette nicht ver ekeln. Ich will sic nur bitten, nicht gerade dann auf den Perrons der Straßenbahn zu rauchen, wenn Massenoerkehr herrscht und auch wir dann in den Menschenblock eingepfercht auf unseren Sitzplatz im Wagen verzichten müssen. Die Herren mögen rauchen soviel sie nur wollen und vertragen können. Es mag das erste sein, was sie tun, wenn sie frühmorgens aufstehen, und das letzte, wenn sie schlafen gehen. Aber einmal werden sie doch ibre geliebten Stummel beiseite legen können, nämlich dann, wenn ihnen Damen gegenüberstehen. Die Dame ist ja zwar vieles gewöhnt in der modernen Zeit, aber eine intensive „Beräucherung" wird ihr doch immer lästig bleiben. Vielfach nehmen die Herren sich auch noch nicht einmal die Mühe, den Rauch beiseite zu blasen. Immer geradeaus ist die Parole! Und dabei be merken sie nicht, wie manche Dame wedelt, um den Rauch fortzuscheuchen, sich die Augen reibt, kurzum, zu erkennen gibt, wie peinlich ihr dies wenig rück- ^ddaria, „cbouitesS«»!»»«! TU (ter osterreiedisodvu Riviera. V»cke,»l,vn di» -iovdr. 6r«ser8alexeb»11 u Kobe zVaesvrtewpvratur. 5V»lck- rvieda Um^edullg. Herr- liod« Stnwckrrego. öllo ärvokouck» Uitre, iceiuo Glücken. 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