Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191406210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-21
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonntags-Ausgabe liir r«lpr>a UN» V»rvr»r Surch nnfrr« LrSger ^^ArS b vp» »If» » ua- Sprottrur« »mal täglich In» -aus ardracht« »»notUch t.r- M., vlrrtrljührltch r.7S M. Sri orr SrlchüstrstrU«, unsrrn Ztllolrn unS ftusgodestrUrn odgrholti monatlich IM., otrrtryührUch Z M. Vorth St« Post: tnurrhald vrutschlanS» un» Srr Srutschrn stoloatra mouatUch 1^» M.. vtrrtrljühcUch 4.r» M.. auoschlietzlich postdrstrllgrlS. La» LrlpzigrrTagrdlott »rschrtat «drrktag» »mal. Sonn- u. Zrtrrtagatmal. 2n Lrtpztg. Srn Nachbarort«« unS ürn Srtrn mit riarnru Zllialrn wirS St» stdrn-auogad» noch am stdrnS Sr« Srschrtnrn» In» Hao» grltrfrrt. Lrrlinrr NrSaktionr bnSrnArltrn >7, Zrrasprrch-stnsthlu-r Moadtt Nr. 447. k^curdels FeiLrurg ArntsbkUt des Rottes und des potHeüuutes der Sbcrdb Lerpzrg «»Saktloa und Srschaftsstrllr: lohannlogaff« Nr.«. « Zrrnsprrch-stnschlug Nr. >4»«, 14S42 unS 14»44. ISS. Jahrgang »»-»14-»» kör Insrrat« au» Lrtpztg unS Umarbung Sl» /Lnzeigenprei^. Ispalttgrp«ttti«tl,upf..»«»n»klam«»»tl»im., von ou»würt» IS Vf.. Nrklamrn 1.2» M.. Klrln, Nnzrlgrn Slrprtitzrtl« nur rs pf.d.wi«Srrhol.Nab..7ns»rot« von VrhSrSrn tm amtllchrnrrtl Sir prtlt» zril« rs pf. s»schäft»onz»tg«n mit playvorschrlft im prrls« «rbiht. Nadatt nach Lartf. Srtlagrn; Srsamtaufl.SM. Sa» LausrnS au»sch>.postgrdühr. stnzrlgrn-stnnabmr: )okana»«gast«», drt sämtlich«« Ziltalrn Sr» Lrtpztg« Logrdlattr» uns all«« stnnoacrn-SrprStttonrn Sr» In- un» stu»lanSr». S«schäft,st«U, für Vrrltn u. St« pr. LraaSrnburg r vtrrktion waltrr Zttrgrl, Vrrlt» N. 1». Margarrthrnstra-r 4. Zrrnsprrch»flnschlug: Lützow »471. Nr. 3l0 1Sl4 Sonnlsg, Sen 21. Juni. Vas wichtigste. * Die Tagung des Reichsverbands der Deutschen Presse begann am Sonn abend in Leipzig mit einer Vorstandssitzung und einem Begrüßungsabend. * Der SächsischeHansataain Leipzig nahm am Sonnabend mit einer Sitzung des Landesverbands seinen Anfang. (S. Ber.) * Der Zar ist vom König von Sachsen zum Chef des S. sächs. F e l d a r t i l l e r i e> re g ime nts Nr. 28 in Bautzen ernannt wor den. (S. des. Art.) * In Gegenwart des Kaisers sand am Sonn abend in Hamburg auf der Werft von Blohm L Voß der Stapctlani hes Damvfers „B i s- m a r ck" der Hambnrg—Amerika-Linie statt. * Eine Abordnung der arbeitenden grauen wurde am Sonnabend von dem eng- tischen Ministerpräsidenten "Asquith empfan gen. (S. Ausl.) * Die Türkei soll sich bereit erklärt haben, für die Rückkehr der a u s ge w a n d c r te n Griechen zu sorgen und den Schaden zu er setzen. <S. des. Art.) * Die mohammedanische Bevölkerung Durazzos verhandelt mit den Auf ständischen über ihre Unterwerfung. (S. bes. Art.) . Die Vereinigte« Staaten haben den Ver tretern Huertas ein Ultimatum ge stellt. (L. des. Art.) * Ter Zusammenstoß zwischen dem österreichischen Luftschiff „Körting" und dem Doppeldecker geschah infolge eines all zu kriegsmäßig ausgeführten Verfol gung s m a n ö v e r s. (S. Nachr. v. Tage.) * Das Grubenunglück in Calgary Kanada) hat nach den bisherigen Feststellungen 197 Menschenleben gefordert. i S. Nachr. v. Tage.) Umschau. Leipzig, 20. Juni. Die Händel aus der Wcltenbühne haben wäh rend der vergangenen Woche in gesteigertem Um fange die Aufmerksamkeit der Teffentlichteit be ansprucht. Zunächst haben die englischen Staatsmänner ihre schier unnachahmliche Kunst, im stillen Großes zu vollenden, wieder einmal in hellstem Lichte gezeigt. Sic haben sich vom Unterhause den Crwerb der Aktien der Eng lisch-Persischen Oelg esel lschaft ün Betrage von -14 Millionen Mark genehmigen lassen. Der beschränkte Untertanenverstand soll denken — und Herr Churchill hat sich um die Wette mit Herrn Grey bemüht, solche Gedanken gänge vorzuzeichnen — was ist schließlich weiter dabei, ob eine englische Privatgesellschaft oder die englische Regierung die Oelfclder Per siens erschließt. Die Hauptsache ist ja, daß für die englischen Schiffe neben der Befeuerung durch Kohle auch die durch Oel ermöglicht wird; also rein wirtschaftliche, nichts als wirtschaftliche In teressen haben den Handel veranlaßt, soll der barmlose Zeitgenosse denken. Indes, die Oeffent- lichkeit von 1914 ist nicht mehr die von 1814, sie ist hellhöriger und weitsichtiger geworden und wahrt sich das Recht, selbständig Schlußfolge rungen zu ziehen. Und da ergibt sich denn aus einer Betrachtung dieses Aktienanlaufes mancher lei: Ei n mal, daß der englisch-russische Vertrag von 1907, der Persien „die Unversehrtheit und Unabhängigkeit" sichert, halb zerrissen ist, denn ohne Persien überhaupt zu fragen, ist der Aktienhandel zwischen der englischen Regierung und der Englisch-Persischen Oelgesellschcm voll zogen worden. Zweitens, daß die englische Regierung Bahnen bauen muß, um Bcförde- rungsgelegenheiten für den Oelabsatz zu schaffen. Dritt ens. daß diese Bahnen selbstverständlich nur mit englischem Gelbe Helmut werden und daß ihre Tracen natürlich in das englisch- rndische Bahnsystem einmündcn werden. Das heißt aber kurz znsammengefaßt: Das „unabhängige" Lüdpe r jren gerät in jeder Beziehung unter englische Kontrolle und geht unweigerlich dem Schicksal entgegen, dem 1875, nach den, Ankauf der Aktien vom Suezkanal, Aegypten verfiel. Selbstverständlich ist dieser Handel trotz aller lauten Freundschaitsbeteuerungen an der Themse in Petersburg mit mißgünstigen Blicken betrach tet worden, denn die Oelquellen liegen in der sog. „neutralen" Zone Persiens, auf die also England Beschlag legte. Man befürchtet ganz mit Recht eine Minderung des russischen Einflusses in Nordpersien. Die „Nowojc Wremja" beschwert sich bereits darüber, daß durch das Abkommen über die Oelquellen zwei Drittel von Persien unter englischen Einfluß ge raten. Rußland sieht sich also in seinem Beute anteil geschmälert und grollt. Nimmt man da zu noch die in der vorigen Woche ausgesprochene feierliche Verwahrung Edward Greys gegen ein englisch-russisches Flottenabkommen, so ist cs nicht eben verwunderlich, wenn zwischen den bei den Großmächten eine merkwürdige Abkühlung der „herzlichen" Beziehungen Platz greift. So starke Enttäuschung dem Zarenreiche von England bereitet wurde, so freundlich scheint ihm die Entwicklung der Dinge in Frankreich zu sein. Die 14 tägige peinvolle Ministerkrisis ist beendet. Die Kammer hat dem Ministerium Viviani mit überwältigender Mehrheit das Vertrauen zugesprochen. Der Ministerpräsident hat befriedigende Erklärungen über die Er haltung der dreijährige^ Dienstzeit abgegeben und ist damit schüchtern vor den Drohungen Rußlands zurückgewichcn, die in der „Birshewija Wjedemosti" erschienen und dem Krregsminister Suchomlinow zugeschrieben wer den. Nun hat die Kammer auch noch die Z^/.pro- zentige Anleihe von 800 Millionen Francs be willigt, die zur Deckung der Militärausgaben dienen soll, so daß also bis auf weiteres Ruß land mit dem gehorsamen Frankreich und dieses mit sich selbst zufrieden sein kann. Dagegen hat Italien Mühe, ernster innerpolirrscher Sorgen Herr zu werden. In der Romagna hatten sich Zustände herausgebildet, die eigentlich nur mit dem Worte „Anarchie" gekennzeichnet werden können. Wegen eines Zwi stes mit dem Militär in Ancona waren die ita lienischen Arbeiter in den Generalstreik gehetzt worden. Ihre Leidenschaften waren aufgepeitscht; sie hatten daun der Dämpfungsvcrsuche ihrer Führer gespottet und waren unter Mitwirkung der aufgewühlten, ungebildeten Menge zu Plünderun gen und Verwüstungen geschritten. Hier und da hatte man sogar die Republik ausgerufcn. Es ist zwar der Regierung gelungen, noch ein mal Ruhe und Ordnung herzustellen. Aber so wohl die Regierungskreise wie die führenden Sozialisten haben erkannt, daß sie beide die Herrschaft über die Masse verlieren, wenn diese den Hetzereien gewissenloser Jakobiner schutzlos preisgeaebcn ist, das heißt, wenn das des Lesens und Schreibens zum großen Teile noch unkundige Volk nicht in die Lage gesetzt wird, auf Grund besserer Schulbildung selbständig zu einem Ur teil zu gelangen. Die revolutionäre Bewegung ist zurückgeschlagen, aber im stillen gärt cs in Italien weiter, und klier und da wird wohl an maßgebender Stelle der Gedanke erwogen, ob man über diese inneren Unannehmlichkeiten nicht durch eine Diversion nach außen Hin wegkommen könne. „Nach außen" bedeutet für Italien natürlich nur: gegen Oesterreich. Und den Anlaß dazu würde selbstverständlich der Wirrwarr in Albanien bilden. Die wechselnden Bilder von dem Kampfe nm Durazzo, die die letzte Woche brachte, haben es ja zur schmerzlichen Gewißheit ge macht, daß bei diesem Ringen der Verrat an den: Fürsten Wilhelm eine große Rolle spielt. Die Aufständischen hätten zweifellos nicht mit so planvoller Uebcrlcgung den Sturm auf Durazzo vorberciten und ausführen und die Miriditen in tue Sümpfe locken können, wenn nicht hinter ihnen Kräfte tätig wären, die ihre Bewegung ziel bewußt leiteten. Der von Italien so freundlich aufgenommene Efsad Pascha soll sich nach Albanien eingeschifft haben. Er wird sich sicher am Schüren der Aufständischen beteiligen, und der einflußreiche Miriditenfürst Prenk Bibdoda wird mit seinen Scharen Durazzo vielleicht erst erreichen, wenn es schon zu spät ist. lieber dem Hin und Her ist die Spannung zwischen Oester reich und Italien bereits so weit fortgeschrit ten, daß die „Wiener Neue Freie Presse" sich nicht scheut, von einem „Sprung im Dreibunde" zu sprechen. Die einzige Hoffnung, daß sich dieser Sprung nicht zum unheilbaren Bruch erweitert, liegt in der ausfälligen Zurückhaltung begründet, deren man sich jetzt in Wien gegenüber dem Fürsten von Albanien befleißigt. „Die Mon archie wird ihre Politik nicht an die Person eines Fürsten binden," verkündet das selbe Blatt. Das bedeutet also völlige Gleich gültigkeit der Donaumonarchie gegenüber der Möglichkeit, daß der jetzige Fürst von Albanien ein Opfer der dortigen Wirren wird. Ganz un schuldig ist Fürst Wilhelm an dieser Entwicklung der Dinge zweifellos nicht. Wir wiesen schon einmal darauf hm, daß der tiefe Gegensatz zwi schen den Anschauungen der Albanesen und den Lebensgewohnheiten des Fürsten und seiner Um gebung eine Onelle fortgesetzter Reibungen und Mißverständnisse sein werde. Es geht schlechter dings nick t an, daß bei dem wilden Bergvolke ein Fürstensik nach westeuropäischem Muster ein gerichtet wird. Die „Nat.-Ztg." erzählte kürz lich, daß Herr von Trotha, der Hofmar schall des Fürsten, bei seiner jüngsten Anwesen heit in Berlin, Visitenkarten mit der stolzen Bezeichnung: äo I» Oour äs 8» ^lsjsstö äs ücn äv I'.>Ik3niv" benutzt habe. Wenn das Tat sache ist, so wirkt cs wie ein komischer Rückfall in absolutistische Gepflogenheiten und zeugt von herzlich geringem Verständnis für die tatsäch lichen Verhältnisse in Albanien. Daß Oester reich den Fürsten nicht halten wird, gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit; daß Italien ihn eigentlich überhaupt nicht mochte, wurde gleich nach der Verbannung Essad Paschas klar. Beide Mächte haben ans gegenseitiger Eifersucht nur am Staate Albanien ein Interesse. Geht der auch noch in die Brüche, dann hat allerdings die letzte Stunde des Dreibundes geschlagen, denn dann hebt der Kampf um die Adria zwischen Italien und Oesterreich an. Diese Gefahr zu beschwören, muß jetzt vor allen Dingen die ernste Sorge der Schöpfer des Kunststaates Al banien sein. Versagen die Großmächte auch da, dann werden die Balkanvölker merken, das; das alte Europa zum altersschwachen Europa ge worden ist, und werden sich anschicken, das lang ersehnte Erbe anzutrcten. Unter solchen Umständen ist es immerhin ein Trost, daß wir wenigstens vor einem dritten Balkantriege bewahrt bleiben. Tie griechisch- türkische Spannung steht nahe vor ihrer Lösung. Auf gutes Zureden der Großmächte hat die Pforte wirksame Maßregeln zur Ver hinderung weiterer Griechenvenolgungen in Kleinasien zugesagt und der Untersuchung der griechischen Klagen durch einen von den Groß mächten bestellten Ausschuß beigepflichtet. Außer dem will sie für die Entschädigung der ausge wanderten Griechen sorgen. In diesem Teil des Orients beginnen also die Gewitterwolken sich zu verziehen. ver König von Sachsen beim Aaren. Am Sonnabend vormittag fand in Zarskoje Sselo nach einer Spazierfahrt des Königs von Sachsen in die Umgebung auf dem Platze vor dem Großen Palais eine Parade der Garnisonen von Zarskoje Sselo und Pawlowsk aus schließlich der Gardctruppen statt. Der König und der Kaiser wurden von den Truppen mit begeisterten Zurufen unter den Klängen der deutschen National hymne empfangen. Der Kaiser trug Husarenuniform und das Band der Rautenkrone, der König die Uniform seines russischen Regiments und das Band des Andreas-Ordens. Im Gefolge der Majestäten befand sich der deutsche Militär bevollmächtigte Generalleutnant v. Chelius. Die Monarchen umritten die Truppen, auf deren rechtem Flügel sich u. a. Großfürst Nikolaus und der Kriegs- Minister befanden. Darauf fand ein Vorbel- marsch der Truppen statt. Nach dem Parade marsch begaben sich die Monarchen in das Palais. Die Mitglieder der deutschen Botschaft schauten der Parade von der Terrasse aus zu. Lei dem Frühstück saß zur Rechten des Kaisers der König, zur Linken der deutsche Botschafter. Neben dem König saß Großfürst Paul Alexandra witsch. Außerdem saßen an diesem Tische die Groß fürsten Konstantin, Nikolaus und Sergius Michaile witsch, der Kriegsminister und der Minister des Aeußern. Nach der Frühstückstafel machte oer König Besuche. Bei der Parade war eine Deputation des 4. Koporski-Jnfantcrieregimcnts anwesend, die am Freitag nach dem Galadiner vom König in seinen Gemächern empfangen worden war. Auch fünfzig Mitglieder der Neichsduma batten Karten zur Parade erhalten. Am Abend fand im Schloß von Pawlowsk beim Großfürsten Konstantin ein Diner zu Ehren des Königs statt. Der Zar Chef eines sächsischen Regiments. 2n der Nacht zum Sonnabend ging beim zweiten Feldartillerie-Regiment Nr. 28 in Bautzen folgendes Telegramm aus Zarskoje Sselo ein: „S. M. der Kaiser von Rußland ist von S. M. dem König von Sachsen zum Chef des zweiten Feldartillerie-Regiments Nr. 28 ernannt worden." Generalleutnant v. Tettenborn, Flügeladjuaant Darauf ging an König Friedrich August folgendes Telegramm ab: „Ew. Majestät dankt das Feldartillerieregiment Nr. 28 hochbeglückt untertänigst für den ihm gewordenen Allerhöächen Gnadenbeweis." Richter. Oberstleutnant und Regimentskommandeur. An den Zaren wurde folgendes Telegramm gerichtet: „Ew. Kaiserlichen Majestät huldigt das König!. Sächsische Feldaitillerieregiment Nr. 28 in tiefster Ehrfurcht als seinem erhabenen Chef." Richter, Oberstleutnant und Regimentskommandeur. Das Regiment führt nunmehr den Namen 2. König!. Sächs. Feldartillerie-Regiment Nr. 28 „Kaiser Nikolaus ll. von Rußland" und trägt auf den Epaulettes und Achselklappen den Namenswg des Kaisers von Rußland mit ber Kaiserlichen Krone. O Aus Anlaß der Ernennung des Zaren zum Chef des Feldartillerie-Regiments Nr. 28 hatte das Regiment am Sonnabend mittag 11'/, Uhr auf dem Kaiernenhofe in Bautzen Paradeaufstellung genommen. Der Regimentskommandeur Oberst leutnant Richter hielt eine Ansprache an das Regiment und brachte ein dreifaches Hoch auf den König von Sachsen und den Kaiser von Runland aus. Anschließend fand Parademarsch statt. Die Mannschaften hatten nachmittags dienstfrei. Der Regimentskommandeur sandte ein Ergebenheits telegramm an den Zaren. Der Kaiser in Hamburg. Stapellauf des Dampfers „Bismarck". Bei strahlendem Wetter ist der Kaiser — wie wir bereits in der gestrigen Abendausgabe gemeldet haben — mit Gefolge am Sonnabend nachmittag rm Automobil, von Hannover kommend, nach 2 Uhr in Hamburg eingetroffen. Er suhr sofort nach den Landungsbrücken, wo die „H 0 h e n z 0 l l e r n" festgemacht hatte. Am Brückeneingang hatten sich zum Empfang eingefundcn der regierende Bürger meister Dr. Predöhl, Bürgermeister Schröder, Gene raldirektor Ballin.Max Schinkel, der preußische Ge sandte 0. Bülow, Legationsrat 0. Bonin u. a. Der Kaiser traf um -'t2 Uhr an der Landungsbrücke ein. Nachdem er den Bürgermeister begrüßt hatte, kaufte er drei jungen Mädchen anläßlich des Roten-KreuZ- Tages Blumen ab. Der Kaiser nahm auf der „Hohenzollern" Wohnung, worauf die Kaiser standarte hochaing. Um 2>/-> Uhr begab sich der Kaiser mit dem Gefolge an Bord der stadtjacht „Hambur g". Die mit Tausenden von Menschen besetzten großen und kleinen Fahrzeuge auf der Elbe, auf der alle Schiffe in Flaggcnjchmuck prangten, die riesigen, geschmückten Helgen der Schiffswerften, alles das machte einen großen festlichen Eindruck. Die „Hamburg" legte an der Landungsbrücke der Werft am Kuh- wärdcr Höft an, wo sich zur Begrüßung des Kaisers Dr.-Ing. Hermann Blohm, Herr Voß, die Direktoren der Werst Frahm, Rosenstiel und Rudolf Blohm versammelt hatten. Nach der Be grüßung schritt der Kaiser durch die von Pylonen gebildete Auffahrt, wo ihn eine große Kinderjchar, die auf den unteren Teilen der Ablauftribünen Auf stellung genommen hatte, jubelnd begrüßte. Der Kaiser, sichtlich erfreut, schritt dann an den dicht besetzten Tribünen vorbei zum Kaiserzelt, von wo er das Riesenschisf in seiner ganzen Ausdehnung vor sich liegen sah. Der Kaiser in Admiralsuniform traf kurz vor 3 Uhr im Kaiserzelt ein und begab sich sofort, geführt von den Herren Blohm und Ballin, auf die über dem Kaiserzelt gelegene Taufkanzel. Hier begrüßte er die anwesenden Mitglieder der Familie Bismarck, nämlich die Gräfinnen Hanna und Gisela sowie deren drei Brüder. Drei Kanonen schüsse kündigten den Anfang der Feier an. Hierauf hielt der präsidierende Bürgermeister Dr. Predöhl die bereits gemeldete Taufrcde, in der er sagte: „Zu dem Wachsen der industriellen Leistung, die oas Wagnis der Infahrtsetzung solcher Schiffe erfordert, haben Euere Majestät schon in jungen Jahren persönlich mitgcwirkt. Es lebt hier in lebendiger Erinnerung die Tatsache, daß der jugendliche Prinz Wilhelm den Schritt an regte und erreichte, der für die Hebung der Aufgaben des deutschen Schiffsbaues bahnbrechend war, zu einer Zeit, als die Nächst beteiligten ihn noch nicht wagen mochten. Im Herbst 1887 beschloß die Pakctfahrt, zwei Schuellschiffc mit Doppelschrauben zu bauen. Eure Majestät wünschten, mindestens eines dieser hoch wertigen Schiffe, deren Bau an bewährter Stelle in England geplant war, dem deutschen Schiffsbau übertragen und machten den Rcichs- tanzler zum Mittler dieser Anregung bei den Reedern und auch beim Senat. Trotz schwerer Be denken der Verantwortlichen, da ein Mißlingen, wenn auch nur in Einzelheiten, verhängnisvoll sein konnte, wurde der Schritt gewagt, gewagt mit Erfolg für Reeder und Werften. Die Aufzeichnungen lehren, daß cs die An« rcgung E w. M a j e st ä t und ihre Vertretung durch den Kanzler allein war, die für das Wagnis entschied. Der Name dieses gewaltigen Schif fes soll dem dauernden Tank für den dem deut schen Empfinden so teuren Mann neuen Aus druck geben, dessen Geist und Taten dieser Entwick lung den ersten Boden bereiteten. Dieser Name ist dem Schisse durch Eurer Majestät Ent schließung bestimmt. Mit der Ebre desTaufspruches durch gleiche Entschließung betraut, bitte ich, 's ausjprcchen zu dürfen, daß diese Namens gebung als ein herrliches Geschenk an die deutsche Nation wird empfunden wer den Der Fohrtbeginn des Schisses wiro im Jahre des hundertfährigen Geburtstages dieses deutschen Mannes sein, dessen Talen mit ewiger Schrift in die Tafeln deutscher Geschichte gegraben sind. Die Namen der drei Schiffe sprechen aus, daß Kaisermacht. Vaterlandsliebe und Arbeit und Taten des ersten Kanzlers der deutschen Arbeit das Gedeihen bereiteten und der auch dieses Schiff erstand So trage dieses Riejenschiff, getauft nach Eurer Majestät Bestimmung, durch die Frauenhand der Enkelin, den Namen „Bismarck" über die Mce^e. dessen steinernes Riesenbild verkörperter Kraft hier auf uns hcrinederlchaut als dereinst sagenumwobener Roland; im Dienste seines kaiser lichen Herrn, der das Sehnen der Nation erfüllte; herniederschaut aus die neue secstrebende Zeit, deren Stärke er am Abend seines reichen Lebens nach berufenem Zeugnis mit Seherblick noch erkannte und würdigte Hamburgs Nachbar im Sachfenwald, als auch ibm des Alters Bürde nicht fernolieb." Der Redner schloß: „Seine Majestät Kaiser Wil helm II., lange und segensreich bleibe seine Regie rung und se.n Leben! Er lebe hoch!" In das dreifache Hoch am Schlüsse stimmten die vielen Tausende begeistert ein. Die Kapelle des Re giments „Hamburg" spielte die Nationalhymne. Die Gräfin Hanna Bismarck, die älteste Enkelin des Fürsten Bismarck, sagte darauf: „Auf Befehl Seiner Majestät des Kaiser» tause ich dich „B i s m a r ck". Als die Gräfin den Apparat in Bewegung setzte, zerbrach die Scktflasche nicht sofort. Der Aaiior
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite