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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191406210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19140621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19140621
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-21
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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s. Vellage. Sonntag, 21. Ium 1914. Leipziger Tageblatt. Nr. 310. SonntagS'Nusgade. Setze lS. Die Deutsche Wucherei in Leipzig. Di« Deutsch« Bücherei ist am 1. Januar ISIS al» «W Institut des Börsenvereins der deutschen Buch. Händler zu Leipzig ins Leben getreten. Im Gedenk- icchr der Befreiung Deutschlands und der Anbahnung der nationalen Einigung. Bom Sächsischen Staat und von der Stadt Leipzig mit reichen Mitteln bedacht, soll sie im Dienst der ganzen deutschen Bildung und Gesittung wirken. Als Zentralsammelstätte für das deutsche Schrifttum der Gegenwart und Zukunst will sie einen langgehegten Wunsch deutscher Biblio- Aekare, Gelehrten und Buchhändler ersüllen. Eine Nattonalbtbliothek in dem Sinne einer Sammlung aller literarischen Erzeugnisse der Nation von den ältesten Zeiten an und zugleich der über das deutsche Volk veröffentlichten fremdsprachigen Schriftwerke zu begründen, ist Deutschland trotz vieler Versuche ver sagt geblieben. Daß es gelang, in der deutschen Bücherei einen wesentlichen Teil des alten Gedankens zu verwirklichen, darf mit Dankbarkeit und Freude über eine so bedeutsame Förderung des deutschen Bibliothekswesens begrüßt werden. Die Grundlage der Deutschen Bücher«, bildet der am 3. Oktober 19l2 zwischen dem Sächsischen Staat, der Stadt Leipzig und dem Börsenv-ercin der deutschen Buchhändler abge schlossene Vertrag. Nach diesem Vertrag verpflichtet sich der Börsenverein, die Deutsche Bücherei mit Sitz in Leipzig einzurichten, sortzubetreibrn und zu ver walten, die Satzung nicht ohne Zustimmung der sächsischen Staatsrvgierung und des Stadtrates M Leipzig abzuändern, auch im Falle der Vereinsauf lösung die Bücherei mit allen Grundstücken, Ge bäuden, Einrichtungen, Sammlungen und Fonds dem König!. Sachs. Staatsfiskus zu übereignen. Dagegen verpflichtet sich die Stadtgcineinde Leipzig: 1. dem Börsenverein einen geeigneten Bauplatz unentgelt lich kosten- und lastenfrei zu übereignen. 2. zur Er richtung, Unterhaltung, Verwaltung und Erweiterung der Sammlung dem Börsenverein n) im Jahre 1913 »inen Beitrag von 190 000 .ü, d) in den Jahren 1911 bis mit 1923'jährliche Beiträge von je 115 000 zu leisten. Der Siaatsfiskus im Königreich Sachsen ver- pflichtet sich: 1. auf dem von der Stadtgemeinde Leip, zig zur Verfügung gestellten, vom Staatsfiskus und vom Börsenverein als geeignet anerkannten Bau platz die notwendigen Bibliotheks- und Verwaltungs. banlichkeiten nebst der vollständigen Plbliotheksein- richtung sowie im Laufe der Jahre notwendig wer denden Erweiterungsbauten durch die staatlichen Baubehörden aus Staatsmitteln zu errichten und in das Eigentum des Pörsenvercins der deutschen Buch händler zu übertragen, 2. zur Errichtung, Unterhal tung, Verwaltung und Erweiterung der Sammlung dem Börsenverein a) für das Jahr 1913 einen im Jahre 1914 zahlbaren Beitrag von 50 000 b) in den Jahren 1914 bis mit 1923 jährliche Beiträge von je 85 000 -tt zu leisten. Für die Aert nach dem Jahre 1923 bleibt die Höhe der Beitrüge des Staates und der Stadt einer späteren Vereinbarung Vorbehalten. Der von der sächsischen Regierung aus Landesmitteln für den Bau des Bibliotheksgebäudes bereit- zustellende Betrag ist auf 3 Millionen Mark fest- gesetzt worden: in den diesjährigen Etat ist eine Rate von 1950 000 >l eingestellt und von dem Landtag bewilligt worden. Der von der Stadt gemeinde Leipzig unentgeltlich zur Verfügung ge- stellte Bauplatz an der nach dem 1. Vorsteher des Börsenvereins benannten Karl-Siegismund-Straße hatte eine Gröhe von 12 000 Quadratmeter und einen Wert von mehr als 500 000 .1t. An Stelle dieses Platzes hat bekanntlich die Stadtgemeinde Leipzig einen bedeutend größeren, an der Straße des 18. Ok tobers, der neuen Prachtstratze Leipzigs gelegen, über lassen und außerdem eine Beihilfe für die zu er wartenden baulichen Mehrkosten bis zu 250 000 Ut bewilligt. Der Grund für diese Verlegung des Bau- Platzes war. daß das zuerst gewählte Grundstück feiner etwas versteckten Lage wegen nicht recht geeignet und der Bedeutung der Deutschen Bücherei nicht ganz entsprechend erklärt wurde. Auf die Vorgeschichte der Deutschen Bücherei, ihre Satzung und ihre Organisation soll hier nicht näher eingegangen werden; der Vortrag, den der Ab- teilungsdirektor an der Kgl. Bibliothek Berlin, Herr Prof. Dr. Paalzow, Mitglied des Geschäfts führenden Ausschusses der Deutschen Bücherei, auf dem vorjährigen Vibliothekartag in Mainz gehalten und das „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" zum Abdruck gebracht hat, teilte darüber alles Wissenswerte mit. Ts sei hier nur erwähnt, daß die Verwaltungsorgane der Deutschen Bücherei die folgenden sind: der aus 8 Mitgliedern (darunter 2 Bibliothekaren) bestehende Eeschäftsführende Aus- schuß, dem u. a. die Anstellung und Entlastung der Beamten obliegt; der aus 31 Mitgliedern (darunter zurzeit 8 Bibliothekaren) bestehende Verwaltungsrat; die Hauptversammlung des Börscnvereins. An den Sitzungen des Eeschäftsführenden Ausschusses und des Verwaltungsrates nimmt der Direktor der Deut schen Bücherei mit beratender Stimme teil. Den Vorsitz in diesen Körperschaften führt der 1. Vor steher des Börsenvereins, zurzeit Herr Verlagsbuch händler Geheimer Hofrat Siegtsmund-Berlin. Die Sammeltätigkeit der Deutschen Bücherei hat sich auf drei Gruppen von in Deutschland veröffent lichten deutschen oder fremdsprachigen und im Aus- land veröffentlichten deutschen Druckwerken zu er strecken: 1. auf Bücher, die im Buchhandel oder sonst im Handel zu haben sind, L. auf amtliche Drucksachen, 3. auf Prtvatdrucke. Durch eindringliche Werbe- und Aufklärungs arbeit in den Kreisen des deutschen, österreichischen und schweizerischen Buchhandels ist es gelungen, den größten Teil der literarischen Produktion als Geschenk zu erhalten: 2000 Verleger stiften bis jetzt ihren Verlag ganz oder bi, zu einer gewissen Preisgrenze unentgeltlich, ebensoviel Verleger von Zeitschriften haben sich ihnen angeschlosten und gleich ihnen zu nächst auf 10 Jahre die Verpflichtung auf unentgelt liche Ueberweisung ihrer Publikationen übernommen. Welche Summe für den Ankauf von Büchern bereit gestellt werden muß, ist noch nicht zu übersehen; im Jahre 1913 wurden dafür nur 958,70 ausgegeben, während der Etat für 1914 für den Ankauf von Wer ken aus 1913 rund 15 000 und für solche aus 1914 10 000 .X vorsieht. An Ausgaben für Bucheinband sind für die beiden Jahre 1913 und 1914 je 35 000 ausgeworfen. Ungefähr ein Drittel der Bücher geht gebunden ein. Der Normaleinband für die zu bin denden Bücher ist die steif« Broschur, Halbfranz- und Halblederoände werden nach Möglichkeit vermieden, für zahlreiche Zeitschriften werden an Stelle fester Einbände Untversalmappen verwendet. An Zeit- schriften und zeitschriftenartigen periodischen Ver- öffentlichungen gehen mit Einschluß! der Gesetz-, Ver- ordnungr- und Amtsblätter bereit» über 7000 rin. Damit ist jedoch noch nicht die Zahl der ü-er-aupt Von Dr. Gustav Wahl) Direktor der Deutschen Vttchrrei. existierenden Veröffentlichungen dieser Art erschöpft, die noch ausstehenden, sich auf mehr als einund einhalb Tausend belaufenden Blätter hofft die Deutsche Bücherei durch die Fortsetzung ihrer Werbe tätigkeit zu erlangen. Von der Sammlung aus geschlossen sind bekanntlich Musikalien — mit Rück- sicht auf die bereits bei der Königlichen Bibliothek in Berlin bestehende Deutsche Musiksammlung — und täglich oder in anderen Zeitabständen erscheinende politische Zeitungen — mit Rücksicht auf die durch eine zentrale Sammlung dieser Publikationen be dingten ungeheuren Raumbcdiirfniste. Erwünscht ist nur die Sammlung der außerhalb des deutschen Sprachgebietes erscheinenden deutschen Zeitungen. Die tm Buchhandel oder sonst im Handel er hältlichen Bücher sollen vollständig, einschließlich der im Druck voneinander abweichenden Auflagen des selben Werkes, gesammelt werden; auf die Gcwin- plar der Druckwerke übersenden. Es leuchtet ein. daß gerade bei dieser Gattung von Werken eine Aus wahl geboten ist. Zur Aufnahme gelangen: 1. Pri vatdrucke einzelner Verfasser oder Herausgeber, so weit sie einen wissenschaftlich, künstlerisch kulturell, politisch oder sonst bedeutsamen Inhalt haben. 2. Privatdrucke von Erwerbsgesellschaften unter bestimmten Einschränkungen. 3. Druckschriften von Vereinen, die am öffentlichen Leben toilnehmen. Ausgeschlossen werden: 1. Druckschriften von Vereinen mit vorherrschend geselligem Charakter, falls die Schriften nicht einen wissenschaftlich oder sachlich wert vollen Inhalt haben, oder es sich nicht um zu größeren Verbünden zusammengeschlossene Vereine handelt. 2. Druckschriften, die nur zum Zweck des Gewerbes, Handels und Verkehrs dienen. 3. Oeffcntliche An schläge und Einblattdrucke jpder Art, wie Familien anzeigen und Totcnzettel, Einladungs- und Tisch karten, Konzert-, Theater- und Schaustellungszettel. Ansicht von der Strafte des L8. Oktober. Im Vordergründe der ovale Schmuckplatz. nung bzw. Erhaltung der Originaleinbände und Umschläge wird besonderer Wert gelegt; Drahtheftung ist bei den von der Bücherei in Auftrag gegebenen Einbänden, für die auch sonst die vom Verein Deut scher Bibliothekare aufgestellten Bedingungen maß gebend sind, grundsätzlich ausgeschlossen, bei den an dern Werken soweit als möglich. Sonderabdrücke auch aus Veröffentlichungen, die in der Deutschen Bücherei vorhanden sind, werden unter gewissen Voraussetzungen gesammelt, z. B. wenn sie als solche im Buchhandel käuflich sind. Für die Sammlung der amtlichen Drucksachen stellte die sächsische Regierung ihre weitgehende Unterstützung zur Verfügung. Sie ordnete die Ueberweisung der Drucksachen aller sächsischen Ministerien und der diesen unterstellten Behörden ausschließlich der Kommunalbehörden an die Deutsche Bücherei an und verwendete ihren Ein fluß bei der Reichsregierung und den bundesstaat lichen Regierungen zugunsten der Deutschen Bücherei, mit dem Erfolge, daß dieser die amtlichen Druck sachen des Reiches und aller Bundesstaaten ein schließlich der Schutzgebiete sowie diejenigen Oester reichs -und der Schweiz zur Verfügung gestellt würden. Die von der Deutschen Bücherei für die Sammlung der amtlichen Drucksachen aufgestellten Grundsätze lehnen sich an die entsprechenden in Preußen, Bayern und Baden erlassenen Verfügungen an und stellen die Forderung möglichster Vollständigkeit auf. Die nach 8 41 StGB, unbrauchbar zu machenden Druck« Die Zahl der jährlichen Eingänge aus den drei obengenannten Schriftengattungen läßt sich zurzeit noch nicht übersehen; anzunehmen ist, daß sie hinter 50 000 bibliographischen Einheiten nicht Zurückbleiben wird. Denn außer den Neuerscheinungen fließen der Deutschen Bücherei auch zahlreiche Schenkungen älterer Werke zu, von amtlicher wie von privater Seite und aus dem Buchhandel; um nur einige» herauszugreifen, die Firmen K. W. Hiersemann, die A. Dcichertsche Verlagsbuchhandlung, E. A. See mann, sämtlich in Leipzig, schenkten ihren gesamten Verlag. Bei Zugrundelegung d-ieser Zahl würde das an der Straße des 18. Oktobers auf dem neuen größe ren Bauplatz zu errichtende Bibliotheksgebäude, das mit einer Fassungskraft von 10 Millionen Bäirden selbst den Berliner Niesenbibliothekspalast übertrifft, für 200 Jahre ausreichenden Platz bieten. Seine Errichtung wird in einzelnen Bauabschnitten, je nach Bedürfnis, erfolgen. Zuerst wird an der Front der Straße des 18. Oktober, die sich gerade an der Stelle der Bücherei zu einem imposanten Platz von ge waltigen Dimensionen erweitert, das Verwaltungs gebäude erbaut, dem sich nach hinten nach dem die Rückseite des Büchereigrundstückes begrenzenden Windmühlenweg zu ein Mittelflügel für den Großen Lesesaal, den alphabetischen Katalog für das Pu blikum und den Zeitschriftenlesesaal anfügt. Das Verwaltungsgebäude enthält in 4 Stockwerken die Ansicht vom ÄZindmühlcnweq In der Mitte der Lesesaalbau, vor diesem ein Schmuckplatz, zu beiden Seiten Bücherspeicher, die in späteren Bauabschnitten errichtet werden. schriften müssen aus kulturellen und politischen Grün den ebenfalls von der Deutschen Bücherei gesammelt werden. Die sächsische Regierung hat auch hier die Zwecke der Bücherei wirksam gefördert: das Justiz ministerium hat die Ueberweisung der in Sachsen verurteilten Druckschriften an die Deutsche Bücherei verfügt und deren Gesuch bei den übrigen deutschen Justizbehörden mit Erfolg unterstützt. Die Samm lung der Privatdrucke bietet naturgemäß größere Schwierigkeiten als die der beiden vorher betrachte ten Gattungen von Druckwerken. Nicht, wenn es sich um Werke von Selbstverlegern handelt, di« in der täglichen Bibliographie des Börsenblattes angezeigt werden, oder um periodische Veröffentlichungen von Vereinen, Körperschaften, Standes- und Berufsorga nisationen, deren Vorhandensein bibliographisch nach gewiesen werden kann. Wohl aber in den Fällen, wo Werke in Betracht kommen, die nur für «inen be grenzten Personenkreis, etwa die Mitglieder eines Familienverbandes, bestimmt sind. Hier ist di« Hilfe der deutschen Buchdruckereien in Anspruch genommen worden: von über 2300 Druckereien werden der Deutschen Bücherei die Namen der Auftraggeber von Privatdrucken genannt, die in das Sammelgebiet der Deutschen Bücherei fallen, so daß di« Bücherei an die betreffenden Auftraggeber mit der Bitte um Ueber- lassung der Werke herantreten kann. Diesem Er suchen ist stets entsprochen worden' in vielen Fällen konnten di« Druckereien auch gleich selbst ein Exem erforderlichen Verwaltungs-, Katalog-, Beamten-, Sitzungs- und Ausstellungsräume, außerdem Woh nungen für Unterbeamte und Räume für eine eigene Buchbinderei. Darüber sind noch zwei weitere, auch in der Fassadengestaltung deutlich erkennbare Ge schosse für die Unterbringung von Büchern an- geordnet. Die Planung des Gebäudes stammt von Bauamtmann Pusch-Dresden, der nach dem überein- stimmenden Urteil der bibliothekarischen Fachmänner, deren Wünsche auf das sorgsayiste berücksichtigt worden sind, und dem der bedeutendsten Dresdner und Leipziger Bausachverständigen eine nach der tech. Nischen wie nach der ästhetischen Seite hin gleich her vorragende Lösung der ihm gestellten Aufgabe ge funden hat. Ein Modell des gewaltigen Gebäude komplexes der Deutschen Bücherei befindet sich in der Dugra, in der Ausstellung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. Der große Lescsaal für über 200 Personen befindet sich im Erdgeschoß; ihm vor gelagert ist der Saal für den alphabetischen Katalog für das Publikum, den jeder Besucher des Lesesaales durchschreiten muß. Zwischen beiden Räumen sind Bücherausgabc und -rückgabe cingcjchoben und mit Schaltern nach beiden Seiten versehen. Vom großen Leiesaal aus ist der ein Stockwerk höher ge- legene Zeitschriftenlesesaal zu erreichen. Ein dritter Lesesaal ist für die Benutzer von Karten bestimmt und liegt im 1. Obergeschoß nach der Hauptfront an der Straß« d«» 18. Oktober». B-t etntretendmn Bedürf- nt» lassen sich weiter« Lesesäl« schaffen. Dör alpha betische Dienst- und der systematische Katalog Mit Auskunftsstelle sind im 1. Obergeschoß angeordnet, ebenso die Mehrzahl der sonstigen DienstrctuMe htr Bi'bliotheksbcamten. Die Fertigstellung des Ge bäudes in seinem ersten Bauabschnitt ist für Ende 1915 oder Anfang 1910 zu erwarten. Bis dahin mutz die Deutsche Bücherei sich in den provisorischen Räu men behelfen, die ihr der Börsenverein im Anbau des Buchbändlerhauses, Gerichtsweg 26, überlassen bat. Die Räume liegen im Erdgeschoß, im 1. Obergeschoß sowie in dem Hellen und geräumigen Keller. Da» Erdgeschoß enthält einen BUcherramn von 1^8 Quadratmeter Grundfläche sowie ein großes und vier kleine Arbeitszimmer. Ein Teil des Kellers enthält die laufenden Zeitschriften, die in eisernen, von der Firma Briel-Frankfurt a. M. neukonstruierten Zeit- chriftengestellen untergebracht sind. Der andere Teil res Kellers sowie der Bücherraum des Erdgeschoss«» oll die Büchereingänge der Jahre 1913 bis 1915 so weit als möglich aufnehmen. Für ihre Aufstellung sind einfache Holzgestelle mit verstellbaren Legböden und Zahnleisten beschafft. In den Räumen des 1. Obergeschosses ist das Bureau unteraebrqcht. Wei tere Räume stehen für die Deutsche Bücherei an einer dritten Stelle, im Hauvttau des Buchyändlerhauses, zur Verfügung. Dem Veamtenkörver gehören zurzeit außer dein Verfasser an: 1 Bibliothekar, 2 Hilfs bibliothekare, 1 Bureauvorstand, 2 Bcbliothekssckre- täre, 2 Bibliothetssetretärinnen, 10 Büchereigehilfen (Buchhändler), 2 Expedienten, 3 Bureaugehilfinnen, 5 Kontorbuljchen. Da die Mehrzahl der Beamten erst gegen Ende des Jahres 1913 ozw. noch später in den Dienst der Deutschen Bücherei trat, mußte die Verarbeitung der laufenden Eingänge zugleich mit der der zahlreichen Rückstände voraenommen werden. Das hatte zur Folge, daß manche dringende Aufgabe vor anderen noch dringenderen zurücktreten mußte. Die Grundsätze für die Inventarisierung und Kata logisierung der Bestünde der Deutschen Bücherei sind auf Grund der Vorschläge der bibliothekarischen Fach männer von dem Verwaltungsrat festaestellt worden. Bezüglich der Aufstellung der Bücher ist be stimmt, daß diese für Einzelwerke jahrgangsweise nach der laufenden Nummer des Eingangs zu er folgen hat, bei Serien und Zeitschriften dagegen auf, Grund einer festen Standortsliste und Numerierung, um die fortlaufenden Bände der einzelnen Reihen zusammenzuhaben. Zur Ausnutzung des Raumes ist die Trennung nach Formaten erforderlich, di« mit Buchstaben bezeichnet werden: ^»12° bis 18 Zenti meter, L --- 8' bis 27 Zentimeter, 0 --- 4^ Lis 33 Zentimeter, O --- 2" bis 45 Zentimeter, H---gr. 2" über 45 Zentimeter. Der Standort eines Einzel werkes wird danach durch das Jahr des Eingangs, den das Format bezeichnenden Buchstaben um» die Einzelnummer gekennzeichnet. Der Standort einer Serie oder Zeitschrift bedarf zu seiner Bezeichnung und Unterscheidung nicht der Jahreszahl, sondern nur der Formatbezeichnung durch den Buchstaben und der Einzelnummer wozu als Gattungsmerkmal an die Spitze gestellt der Buchstabe 8 für Serien und 2 für Zeitschriften kommt. An Geschäftsbüchern sind im Gebrauch: 1. Ein Zuganasbuch iir Bogenform, das für die drei Kategorien: Bücher, Serien, Zeitschriften getrennt geführt wird. Für die Bücher bildet nach dem Obengesagten das Zugangsbuch zugleich den Standortskatalog, die Zugangsnummer eines Einzel werkes weist zugleich seinen Standort nach. Zweite und dritte Bände usw. erhalten di« Signatur des ersten Bandes, bekommen also an ihrer chronolo gischen Stelle ini Zugangsbuch nicht die laufende Nummer. Die Zugangsnummer der Serien wird durch ein vorgesetztes 8, die der Zeitschriften durch ein vorgesetztes 2 bezeichnet; -ei diesen beiden Kate gorien wird, wie bemerkt, die Zugangsnummer nicht als Standortsbezeichnung verwendet. Als Ergänzung zum Zugangsbuch wird für alle Fortsetzungen von Büchern, Serien und Zeitschriften eine Fortsetzungs liste in Kartothokform auf Formularen mit Num mern- usw. Vordruck geführt. 2. Ein Lieferantenbuch, das nach Herkunftsstellen geordnet die Eingänge der Deutschen Bücherei nachweist. Das Licscrantenbuch für amtliche Ueberweisunaen und solche Geschenke, die von außerhalb des Buchhandels stehenden lbeschenk- gebcrn herrühren, wurde anfangs auf lose Bogen, später aber in Form einer Kartothek geführt. Eben falls Karthothekform hat das Lieferantenbuch für die vom Verlagsbuchhandel eingelieferten Werke. Die deutsche Bibliographie wird von der Deutschen Bücherei ganz bedeutende Vorteile haben. Das gilt für denjenigen Teil des deutschen Schrifttums, der im Buchhandel erhältlich ist und deshalb in der Buch- händlerbibliographie seit jeher Aufnahme findet; das gilt ganz besonders von dem anderen Teil des deutsche,' Schrifttums, d.r nicht im Buchhandel ist, den amtlichen Drucksachen und den Prioatdrucken. Beide Teile zusammen stellen erst das deutsche Schrift tum in seinem ganzen Umfange dar, und nur die bibliographische Verzeichnung der Gesamtheit seiner Erscheinungen verdient den Namen: deutsche Bibliographie. Aber auch im engeren Kreise kann die Deutsche Bücherei ein: fruchtbare und erfolgreiche Tätigkeit entfalten. Durch ihre satzungsmäßige Sorge für Vollständigkeit entlastet sie alle anderen Bibliotheken. Für die deutsche Auslant'sliteratur, die Zeitschriften und die amtlichen Drucksachen wird sie schon in kurzer Zeit von unübertrefflicher Reichhaltigkeit sein; der ausländische Forscher, der t-ie deutsche Literatur seines Faches vollständig zusammen benutzen will, wird schon nach wenig Jahren in der Deutschen Bücherei, und nur in ihr, seine Wünsche ganz erfüllt finden. Zu bibliographischen Auskünften aller Art an Buchhändler, Gelehrte und Bibliotheken wird die Deutsche Bücherei in besonderem Maße geeignet und in der Lage sein. Mit ihren mannigfachen Auf gaben und Einrichtungen und den Beziehungen zu verschiedenen Berufsständ.m wird die Dqptsch« Bücherei eine besonders berufene Aus- und Fort bildungsstätte für Bibliotheksbeamte und Buchhändler sein. Sie könnte an ihrem Teil dazu Mitwirken, daß der bibliothekarische Nachwuchs die heute viel zu wenig gebotene und benutzte Gelegenheit zu anregen den und ergebnisreichen Lehr- und Wanderjahren findet, bevor er sich definitiv festsetzt. Vollzieht sich dir Entwicklung der Deutschen Bücherei in den richtigen, durch ihren Charakter«und ihre Aufgaben bedingten Bahnen, so kann sie ohne Zweifel einc wissenschaftliche Anstalt von nationaler Bedeutung werden. Wir entnehmen diesen Artikel mit gütiger Er- laubni» de» Verfassers dem Führer des Leipziger Derkohrsocreins: Leipzig und Umgebung, der von der Firma Buchhandlung Gustav Fock, E. m. b. H., den Teilnehmern am Leipziger BtblioH«O<rtage über reicht wurde.
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