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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140528026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914052802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914052802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-28
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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/ Donnerst»-, 28. Mol 1S14. Leipziger Tageblatt. Nr. 2S8. Nvenü-Nusgave. Seite 3. lung im Landtage. Er werde nicht dulden, daß hier in hämischer Weise dagegen gesprochen werde. Hei diesen Bemerkungen des Ministers erhob sich aus der linken Seite des Hauses scharfer Widerspruch. Der Prä sident bezeichnete es als un parlamen tarisch, von der hämischen Rede eines Ab- eordneten zu sprechen, und rief den Finanz minister v. Breuning zur Ordnung. Der Minister war natürlich von dein ihm zuteil gewordenen Ordnungsruf sehr peinlich berührt; er bemerkte, daß es auch sicherlich nicht parlamentarisch sei, wenn ein Abgeordneter in der Kritik über Hosjagden von asiatischen Zuständen spreche. Deutsches Reich. * Alldeutscher Verband, Ortsgruppe Leipzig. Der am Mittwoch im Hotel Palmbaum abgehaltene Vor- rragsabend war recht gut besucht. Nachdem der Vor sitzende, Bauamtmann R. Wagn« r, die Erschienenen begrüßt hatte und eine Neihe geschäftlicher Mitteilun gen bekantgegeben worden waren, hielt Dr. mvd. Hiltner-Weißenfels einen fesselnden Vortrag über „Nassen und Nasse nhygien e". Er be tonte einleitend die Notwendigkeit der Erhaltung der Nasse. Durch große politische, elementare oder son stige Ereignisse könnten wohl Veränderungen in Len Menschenrassen eintreten, aber mit Darwin könne man sagen, alles, was sich den veränderten Verhält nissen anpasse und wertvoll sei, bleibe erhalten. Dann unternahm der Redner einen wissenschaftlichen Streiszug in das Gebiet der Erblichkeitslohre. Eine große Anzahl Krankheiten und körperliche Fehler, ierner geistige Eigenschaften, Augenkrankheiten, Zwerg- und Niesenwuchs und eine Reihe Nerven- und Geisteskrankheiten seien sicher erblich. Er warnte dann vor der Unsittlichkeit und dem Alkohol und kam «eiter auf den Geburtenrückgang zu sprechen, an dem nicht, wie meist angenommen werde, die Armut, son dern der Reichtum und das Wohlleben die Schuld nage. Als ein gutes Mittel gegen den Geburten rückgang empfahl der Redner eine vernünftige Bauern- und Siedölungspolitik. Aus rassohygieni- jchen Gründen befürwortete er ferner di« ärztliche Untersuchung aller Ehekandidaten. Aus den gleichen Gründen wandt? sich der Redner gegen die Einwan derung aus dem Osten. An Stelle der Polen, Ga lizier usw. solle durch eine kluge Einwanderungs- volitit eher den gesunden uns blutsverwandten Skan dinaviern der Wog nach Deutschland geebnet werden. Auch dadurch könne man einer Rasseocrschlechterung entgegenarbeiteil. Den nordischen Völkern gehöre die Zukunft. Der Vortrag sand sehr großen Beifall. Bor Eintritt in die längere und angeregte Debatte, die sich an den Vortag schloß, entledigte sich Sanitäts rat Dr. Schmid eines an ihn ergangenen Auftrags; er regte die Gründung eurer Ortsgruppe für den Ver ein zur Erhaltung Les Deutschtums in Ungarn an. Die Gründungsocchammlung soll demnächst statt- jinden. * * lleber das Befinden des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz wurde am Mittwoch abend wlgendes Bulletin äusgegeben: ,,Temperatur abends !7,9, morgens 30,0, Puls 88 Die Venenentzündung >st bereits zurückgegangen, das Allgemeinbefinden ftt gut." <gcz.) Bier, Schillbach. ' Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig ist am Mittwoch mittag im Neuen Palais zu mehr lagigem Aufenthalt eingetroffen. Sie wird voraus- nchtllch an den Frühjahrsparaden in Potsdam und Berlin teilnehmen. * lieber die Arbeitsdispositionen des preußischen Landtags für den Schluß des laufenden Tagungs abschnittes erfahren wir: Das Abgeordneten daus wird am 10. Juni zunächst die zweite und dritte Lesung des Besoldungsgesetzes vornehmen und am 12. Juni das Fideikommißgesetz in 1. Lesung be raten. Die Sitzung vom !). Juni, in der zwei klein« Vorlagen beraten werden, wird nur von kurzer Dauer sein. Die Budgetkommission wird die Be- lotung der Besoldungsnovclle am 8. Juni in Liner Tagessitzung erledigen. Von der Stellung von Ab- anderungsanträgen soll abgesehen werden, um das Zustandekommen der Vorlage nicht zu gefährden. Am 12. Juni wird die Session auf den 10. November ver tagt werden. Eine gemeinsame Schlußsitzung findet nicht statt, die Vertagungsordcr wird in beiden Häusern des Landtags am Schluß der letzten Sitzungen verlesen werden. Im Abgeordnctenhause werden vom 10. Juni ab vier Kommissionen weitcr- tagen, die Kommissionen für das Grundteilungs-, Kom munalabgaben-, Fischerei- und Fideikommißgesetz. Die Mitglieder dieser Kommissionen erhalten Diäten. - Das Herrenhaus will heute Donnerstag die Etatsberatung, das Eisenbahnanlcihcgcsetz und einige kleine Vorlagen verabschieden, und am 12. Juni zur Verabschiedung der Besoldungsnovelle noch eine Sitzung abhalten. * Der ständige Ausschuß der deutsch-französischen Konferenz in Bern wird am nächsten Sonnabend in Basel zusammentreten. Von fran'ösftchen Mit gliedern werden an der Zusammenkunft teftnehmen: die Senatoren La Batut, d'Estournslles de Tonstant, Gaston Monier und die Deputierten Augagneur, E. Bender, Franklin-Bouillon, Alphonse Chautemps, Dumesnil, Justin Godard, Groussier, Sean Jaures, Lang, General Pedoya, Schmidt, Marcel Sembat und Albert Thomas. Von deutscher Seite nehmen folgende Mitglieder des Reichstages teil: Dr. Belzer. Bolz, Dr. Bollert, Dr. David, Fischbeck, Dr Frank, Gothein, Haase, Dr. Haegy. Conrad Haußmann, Ledebour, Lieschina, Dr. von Liszt, Dr. Müller- Meiningen, Dr. Pfeiffer, Dr Ricklin, Scheidemann und Dr. Weil. Bei der französischen Gruppe wird d'Estournelles de Constant, bei der deutschen Conrad Haußmann den Vorsitz führen. * Ein Zuschlag zur Reichserbschaftssteuer in Bayern. Die Kammer der Abgeordneten hat einstimmig einen Gesetzentwurf betreffend die Er hebung eines Zuschlags zur Reichserb schaftssteuer angenommen. Das Gesetz bezweckt einen Zuschlag von 25 Prozent für die Staatskasse und ist begründet in der Notwendigkeit, im Budget für 1914/15 das Gleichgewicht zwischen Ein nahmen und Ausgaben herzustellen. Man rechnet mit einer Mehreinnahme von 1700000 .K. Au-land. Gesterrelch-Ungarn. * Au, Len Delegationen. Aus P est berichtet der Telegraph: Die österreichische Delegation hat das Heeresordinarium angenommen. Im Lauf« der Debatte fragte der Abgeordnete Kramar den Kricgsminister, ob die Meldung eines Pestcr Blattes richtig sei, daß die Monarchie militärische Vorbereitungen treffe, weil Serbien an der Grenze Albaniens gewisse Vorbereitungen getroffen habe. Krtegsminister v. Krobatin erwiderte, ihm sei von einer Vorbereitung militärischer Natur nichts be kannt; die Nachricht sei vollkommen aus der Luft ge griffen. — In der ungarischen Delegation betonte Ministerpräsident Graf Tisza in Be sprechung des Verhältnisses zu den Balkan- staaten, daß dort angesichts der militärischen Stel lung Oesterreich-Ungarns das Wort Oesterreich- Ungarn immer gehört werde. Di« Monarchie stehe jeder territorialen Bestrebung fern. Die maßgeben den verantwortlichen Faktoren der Monarchie und Italiens legten größtes Gewicht auf gutes Einver nehmen und gegenseitiges Vertrauen. Dieses Ein vernehmen werde durch kleinliche Zwischenfälle nicht gestört werden. Bei Besprechung des Verhält nisses zu den Großmächten erklärte Graf Tisza: Wir begrüßten aufs freudigste die Besserung des deutsch-englischen Verhältnisses: ebenso würden wir freudigst alles begrüßen, was eine möglichst große Entspannung in das deutsch-französische Verhältnis bringen würde. Ebenso kann es jeder richtigdeukende Politiker Deutschlands nur freudig begrüßen, wenn das Verhältnis zwischen Rußland und der öster reichisch-ungarischen Monarchie so gestaltet werde, daß di« Reibungsflächen sich verringern, denn je besser das Verhältnis zwisck-en den Mitgliedern des Drei bundes und des Dreiverbandes ist, um so weniger kann ein einzelnes Mitglied des Dreibundes in die Lage kommen, für einen anderen Bundesgenossen eventuell das Schwert zu ziehen. Redner stellte mir Befriedigung fest, daß auch di« kompetenten Führer der Opposition mit voller Ueber^eugung für den Drei bund eingetreten seien. Der Dreibund könne somit auf die Unterstützung der gesamten ungarischen Na tion rechnen. (Lebhafter Beifall.) — Der oppo sitionelle Abgeordnete Karolyi behauptete, die dreibundfeindliche Stimmung nehme in der öffent lichen Meinung Ungarns zu. Die Haltung DeutsH- lands trage dazu bei, daß das Prestige Oesterreich- Ungarns so sehr herabgesunken sei. Deutschland habe in der Revisionsfrage die einfachsten Regeln der Loyalität außer acht gelassen. Die Monarchie müsse sich von der deutschen Vormundschaft freimacken. Im Interesse des Friedens und der wirtschaftlichen Ent wicklung sei eine allgemeine Entspannung anzustreben. Im weiteren Verlauf der Debatte erklärte der Minister des Aeußern Graf Berchtold, es schwebten gegen wärtig zwischen der Petersburger und der Haager Regierung Verhandlungen über Len Zeit punkt Les Zusammentritts der 3. Haager Friedenskonferenz. Das Institut der Friedenskonferenz besitze die voll« Sympathie der österreichisch-ungarischen Regierung, die einer Einladung zur 3. Konferenz bereitwillig folgen werde. Zrankrelch. * Zum Eaillaux-Prozeß. Aus Paris wird tele graphiert: Wie in Advokatenkreisen verlautet, wird den Vorsitz in dem voraussichtlich im Juli stattfin denden Prozeß gegen Frau Caillaux der Avpellgcrichtsrat Abanel führen. Die Ernennung des Ersten Präsidenten des Appellgerichts Forichon zum Vorsitzenden in diesem Prozeß sei aus juristischen Gründen unmöglich, da Forichon die Zeugenaussage des Präsidenten Poincarä entgogengenommen und dadurch in der Sache der Frau Caillaux das Amt eines Untersuchungsrichters ausgeübt hatte. Rußlanü. * Kredite für See- und Luftschisfahrt. Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat die Budaetkom- mission der Rerchsduma in einer gemeinen Sitzung mehrere geheime Gesetzentwürfe, darunter für Kredite zum Bau von Torpedobooten für Verkehrszwecke und Luftschiffahrt an genommen. Spanien. * Tätlichkeiten gegen einen Kammerdeputierten. Aus Madrid meldet der Draht: Als der radikale Deputierte Rodrigo Soriano sich gestern in den Wandelgängen der Kammer mit Freunden unterhielt, eilte plötzlich Antonio Maura, ein Sohn des srül>eren Ministerpräsidenten, auf ihn zu und versetzt« ihm, ehe es verhindert werden konnte, mehrere Hiebe mit einem Stock und der Faust. Soriano blutete stark aus der Nase. Der Angriff war durch das Wort „Feigling" veranlaßt worden, das Soriano während des Tumults in der vorgestrigen Sitzung mit Bezug auf den Vater Mauras gebraucht hatte. — Der Abgeordnete Soriano hatte Antonio Maura versprochen, den Ausdruck „Feigling" üffenllich zu rückzunehmen. Da Soriano dies jedoch nicht getan hatte, züchtigte ihn Maura. Als der Präsident der Kammer dies erfuhr, ließ er Maura wissen, daß Soriano das Wort erbeten, auf Bitten des Präsi denten sich aber dazu verstanden hätte, bis zum nächsten Tage zu warten. Antonio Maura schrieb darauf Soriano einen Brief, in dem er um Entschuldigung bat. Soriano hat sich damit zufriedengegeben. — Vor dem Kammer gebäude kam es zwischen Anhängern und Gegnern Mauras zu Zusammenstößen. Mehrere Per sonen wurden verhaftet. Rumänien. * Taalat Bei in Bukarest. Am Mittwoch nach mittag fand im Königlichen Palais zu Ehren Taalat Beis Frühstückstafcl statt. Abends war in der türkischen Gesandtschaft großer Empfang. Türkei. " Aus dem türkischen Parlament. Wie aus K o n- stantinopel telegraphiert wird, hat die Kam mer eine Reihe Gesetze angenommen, die bereits vorläufig in Kraft getreten sind, insbesondere die Amnestie für die Bevölkerung der zwölf Inseln, wie sic schon im Vertrage von Lausanne vorgesehen war, ferner die Aufhebung des Zollzu schlags, der während des Krieges gegen die Bal kanstaaten verfügt worden war. Weiter bewilligte die Kammer drei provisorische Budget zwölftel. Die Gesamtausgaben betragen 8 774123 türkische Pfund, wovon 2100198 für die Armee und die Marine bestimmt sind. Mexiko. * Zum amerikanisch-merikamischeu Konflikt. Der in Paris erscheinende „New Pork Herald" meldet aus Juarez, daß die Revolutionären die Erklärung abgaben, sie würden sich in keiner Hinsicht um die Entschlüsse der Niagara-Falls-Kon- ferenz kümmern, wenn sich die Verhandlungen nicht darauf beschränken würden, einzig und allein den Zwischenfall zwischen Huerta und den Vereinigten Staaten »u regeln. General Carranza befand sich vorgestern und gestern in beinahe dauernder telegraphischer Verbindung mit seinem Vertreter in Washington, Zubaran. Dieser erklärte dem General Tarranza, daß die Regierung in Washington mit Befriedigung der Ent- sendung eines Delegierten vonseiten Tarranzas nach Niagara Falls sehen würde. General Tarranza hat sich jedoch nochmals formell geweigert, diesem Ver langen nachzukommen. Einer Meldung des ameri kanischen Schlachtschiffes „Talifornia" aus Washington zufolge, haben die Konstitutiona listen die Telegraphen- und Eisenbahn« Verbindung von Guadalajara und der Haupt stadt bet Nturecuaro abgefchnttten. Nsttrricbken vom Oage. Erdflöhe in Ungarn und Galizien. Pest, 27. Mai. Gestern abend ist in Oberungarn, besonders in den Komitaten Saros, Abauj- Torna und Za la, ein starkes Erdbeben ver spürt worden. Es wurde jedoch kein größerer Schaden aivgcrichtet. Ebenso sind in ganz Galizien gestern heftige Erdstöße verspürt worden. In vielen Orten wurde erheblicher Schäden angerichtet. * Starker Schneefall in Len Vogesen. Wie aus Straßburg gemeldet wird, herrscht s«ft gestern nacht in den hochgelegenen Teilen der Vogesen starker S chn e e fa l l bei 0 Grad Külte. Die Berg kämme des Elsässer Belchen sind nach der Schlucht hin mit einer Neuschneedecke überzogen. * Ein Abgeordneter flüchtig geworden. Von Krakau ist der ruthenisch-sozialistische Abgeordnete Wityk nach Hinterlassung großer Schulden nach Amerika geflüchtet. Die ruthenisch-sozialistische Partei batte beschlossen, Wityk zur Riederlegung seines Amtes aufzufordern. Als eine Abordnung Wityk diese Aufforderung überbringen wollte, hatte er bereits die Flucht ergriffen. * Wegen Betrugs und Bertrauenbruchs verhaftet. Wie aus Paris gemeldet wird, find Baron Henry de Neufville und dessen Neffe Ro bert de Neufville, die Leiter des vor kurzem zahlungsunfähig gewordenen Bankhauses de Neuf oille L Co., gestern abend im Auftrage des Unter suchungsrichters Drioux unter der Beschuldigung des Betruges und Vertrauensbruches in Haft genommen worden. Nach dem Ereignis der bisherigen Unter suchung betragen die Passiven der Bankfirma 13 bis 15 Millionen, Lenen ein Akrivum von 3 Millionen gegenübersteht. Baron Henry de Neufville, der der eigentliche Chef des Hauses war, hatte sich an seine in der hiesigen Bankwelt sehr angesehenen Brüder um Hilfe gewandt. Diese war ihm auch zugesagt worden; als jedoch erkannt wurde, daß der Bankerott nicht in unglücklichen Spekulationen, sondern in einem unzweideutig strafwürdigen Vorgehen seine Ursache habe, wurde jeder Beistand verweigert. — Einem Blatt zufolge, soll Baron Henry de Neufville, um die durch feine Börsengeschäfte in Paris, London und New Park entstandenen Verluste zu decken, die Gelder und Wertpapiere seiner Einleger veruntreut haben. Durch den Zusammenbruch werden ins besondere zahlreiche Personen der Pariser Gesellschaft, bei der die alte Bankfirma einst in großem Ansehen stand, in Mitleidenschaft gezogen. Ter Gründer des Banlhauses, Sebastian de Neufville, war vor etwa achtzig Jahren aus Franksurr (Main) hierher über gesiedelt. Er entstammte einer französischen Resu- gierfamilie, die sich im Jahre 1605 in Frankfurt niedergelassen und daselbst ein weitverzweigtes Bankhaus errichtet hatte. * Verhaftung eine« verdächtigen Geisteskranken. In Lyon wurde einige Tag« vor der Ankunft des Präsid«nten Poincarc «in Zimmcrmaler, namens Pechoud, verhaftet, in dessen Taschen eine Bombe uno ein Revolver gefunden worden waren. Die Untersuchung ergab, daß Pechoud geisteskrank ist und bereits wiederholt in Irrenhäusern unter gebracht war. --- Grubenunglück. In Langendreer wurden auf der Zeche „Bollmann" zwei Ber'gleut« durch niedergehend« Gesteinsmasscn verschüttet. Einer wurde getötet, während der andere schwer verletzt unter dem Gestein hervorgebracht wurde. KetzleUachrichten Keine Verlobung des sächsischen Kronprinzen- (Von unserer Dresdner Redaktion.) Dresden, 28. Mai. Ein Leipziger Blatt briivgt heute ein« Meldung, worin sie die Reise des Königs von Sachsen nach Petersburg in Zusammenhang bringt mit der bevorstehenden Ver lobung des sächsischen Kronprinzen mit einer Zarentochter. Auf Erkundigungen an zuständiger Stelle erfahren wir, daß diese Meldung jeglicher Grundlage entbehrt. Es han delt sich lediglich um eine Vermutung. Schon der GlaubensuntcrschieL zwischen den Häusern Wettin und Romanow würde für eine solche Verbindung ein Hindcknis bilden, da der Gegensatz zwischen der grie chisch-katholischen und römisch-katholischen Kirche min destens ebenso groß ist, wie der zwischen der römisch- katholischen und der evangelischen Kirche. Außerdem entspricht es durchaus nicht den Wünschen des Königs, den Kronprinzen schon so bald verheiratet zu sehen. Vielmehr soll dieser erst auf den Universitäten Frei burg i. Br. und Leipzig seine Studien voll enden und sich in allen Zweigen der Verwaltung gründlich ausbilden. Hur Verhaftung zweier deutscher Flicgeroffizierc in Ruftland. (Eigener Drahtbericht.) Berlin, 28. Mai. Die Verhaftung zweier deutscher Alicgcroffiziere wurde an hiesiger amtlicher Stelle gestern abend durch ein Telegramm des deutschen Generalkonsuls in Warschau bekannt. Es handelt sich nach Erkundigung n an zuständiger Stelle aller Voraussicht nach um ein Flugzeug, das mit Hauptmann Schmögel vom 7. württembergi- schen Infanterieregiment „Kaiser Friedrich" in Stutt gart und Oberleutnant Paul aus Breslau be mannt war. Beide Offiziere, die mit ihrem Flug zeug in ein starkes Gewitter gerieten, werden von den russischen Behörden in Rypin fest gehalten. Weitere Einzelheiten, insbesondere ob das Flugzeug beschossen worden ist, fehlen noch. Der Apparat war in Eraudenz aufgestiegen. An Berliner unterrichteten Stellen nimmt man an, daß die beiden Offiziere in kür zester Zett wieder freigelassen werden. — Rypin liegt etwa 15 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Graudenz, 28. Mai. Wie der „Graudcnzer Ge sellige" mitteilt, I-andclt cs sich bei dem in Rußland niedcrgcgcngcncn Aeroplan um einen Grau- denz«r M i li tä r d op p c ld c cke r, der am Dienstag nachmittag bei heftigem Gewitterregen über Strasburg auf die russische Grenze zu flog. Das Flug-eng versuchte, auf dem Truppen Übungsplatz Wapno n iede rz u g e h e n, wurde dabei aber von dem Gewitter sturm über die Grenze getrieben. Reise de» braunschweigischen Herzogspaares nach München und Gmunden. Braunschweig, 28. Mai. Das Hcrzogspaar reist am 5. Juni abends nach München zum osfi- zieUcn Besuch beim Königspaar von Bayern. Am 7. Juni nachmittags reisen der Herzog und die Her zogin von München aus nach Gmund.n, woselbst ein mehrwöchiger Aufenthalt in Aussicht ge nommen ist. Kein Ausstand von Steuerleuten aus der „Vaterland". (Eigener Drahtdericht unser» s- - M i ta r b e i t e r s.s Hamburg, 28. Mai. Gegenüber den über triebenen und sensationellen Nachrichten der ameri kanischen Presse Iber angebliche Streikunruhen aut der „Vaterland" erfahren wir, daß lediglich von Seteuerleuten und einem Teil der Stewards Forderungen auf Lohnerhöhungen um 20 «N pro Mann gestellt wurden. Diese Forderung wurde jedoch cbgelehnt mit dem Hinweis, daß allein Hamburg die maßgebende Stelle für diese An gelegenheit sei. Die Leute haben darauf nur mit Streik gedroht, sind aber nicht in den Aus - stand getreten und haben sich einstweilen zu- friedengegeben, worauf bas Schiss rechtzeitig die Rückfahrt antreten konnte. Enthüllung des Denkmals für Len Fürsten Heinrich XXVII. Schleiz, 28. Mai. In Gegenwart des regierenden Fürsten Heinrich XIV., Rcuß j. L., der Fürstin und des Erbprinzen fand heute vormittag im Schloßpark die feierliche Enthüllung eines Denkmals für den im Jahre 1913 verstorbenen Fürsten Heinrich XXVII, statt. Zurückflewiesene Beschuldigungen gegen Deutschland. Budapest, 28. Mai. Am Schlüsse der gestrigen Sitzung der Ungarischen Delegation er , klärte Ministerpräsident Graf Tisza, er erachte es als seine Pflicht, sofort gegen die Be schuldigungen zu protestieren, die Graf Michael Karolyi gegen Deutschland ge richtet habe, und auch gegen den Ton, den er die sem Bundesgenossen Oesterreich Ungarns gegenüber angewcndet habe. Allen diesen Beschuldigungen und Angriffen gegenüber verweise er auf die Ausführun gen der Grafen Andrassy und Apponyi. Allgemeiner Ausstand der Londoner Bauarbeiter. (Eigener Drahtdericht.) London, 28. Mai. Die A bstimmung der Ar beiter im Londoner Baugewerbe über die Vorschläge des Einigungsamtes ergab eine große Mehrheit für die Fortsetzung des Streiks. Die Folge davon wird wahrscheinlich ein allgemeiner Ausstand der Arbeiter sein. Etwa eine halbe Million Arbeiter werden von Lvr Aussperrung bis jetzt betroffen. Um die Nachfolge Schuch». (Eigener Drahtdericht unserer Dresdner Redaktion.) I>. Dresden, 28. Mai. Wie wir aus authen tischer Quelle erfahren, verhandelt die General direktion der Dresdner Hofoper mit dem Berliner Musikmeister Dr. Muck betr. Uebernahme des Postens als erster Kapellmeister an der Dresdner Hofaper. Dr. Muck, der am 22. Oktober 1859 zu Darmstadt geboren ist, hat einen Teil seiner Ausbildung auf dem Leipziger Konser vatorium erhalten. Auch studierte er hier und hat 1880 zum Dr. phil. promoviert. Da Dr. Muck zurzeit noch für Amerika verpflichtet ist, können die Verhandlungen einstweilen noch nicht zum Abschluß gebracht werden. Die Herbstfestspiele an der Dresdner Hosoper. (Eigener D r a h t b c ri ch t.) b. Dresden, 28. Mai. Bei den Hcrbstfestspielcn, die die Gencraldircktion der Dresdner Hoftheater im August und September zum ersten Male veranstaltet, werden außer dem Hofkapellmeister Kutzschbach die Generalmusikdirektoren Dr. Muck und Dr. Richard Strauß dirigieren. Tödlicher Unfall eines Schutztruppenosfiziers. (Eigener Drahtdericht.) Berlin, 28. Mai. Am 23. April ist, wie jetzt be- könnt wird, in Kaburs in Dcutsch-Südwestafrika Major von Brentana-Bcrnarda von der Schutztruppe das Opfer eines Unfalls beim Schcibenpistolenschicßcn geworden. Trotz sofortiger Operation starb der Major an Verblutung und Herz schwäche. Bürgermeijterwahl. München. 28. Mai. Heute vormittag wurde mit überwiegender Mehrheit Rcchtsrat Dr. Merkt zum 2. Bürgermeister von München gewählt. Dr. Merkt hat die Wahl angenommen. Felssturz. Innsbruck, 28. Mai. Ein großer Felsstu^ in folge des tagclangcn Regens, der von der Südseite der Creppa nievcrging, hat die Falzarego- itraße in den Dolomiten verschüttet. Hochwasser in Italien. Mailand, 28. Mai. Durch die starken Regengüsse der letzt m Tage führen alle Flüsse in der Lombardei und Venetien Hochwasser und haben Uebcrschwem- mungen verursacht. Eine Anzahl Brücken wurde weggerissen, Häuser und Saatfelder zerstört. Auch der Verlust einiger Menschenleben ist zu beklagen. Die voUlegeuöe Ausgnße umsaht 8 selten. tzauptschristleiter: Dr. Varutz. W«Li»L«r»er. Verantwortlich« Schriftleiter: sür Politik Dr. Ar» Gitnttzer: für die Handel-,ritung Ldalther HchtnSler: sltr Leipsigu und säuisch« Anqrlr rnbtiten Arual» günk«: für »unft und Wissen schaft i. «. »r. »an» »t,tzl««nn: sür Musik »«««» G««»itz: Svort und Spiel «lsre» Werl»: ««richt g. -»ckrseld: für die Reise-, Bödrr- und B«rkebr»,«ituna -ndntta Mrtzar. — tzitr d«n Anmaenieil Heinr. Walter. Verlag: Leip»iO«r rageLlatt, Hcscllsä'n't mii bcichiänklcr 4'Li.u.^. Druck: Fischte L Uurstrn. Sämtlich in L«i»»ig. Zuschriften sind nicht persönlich »u adressieren, sondern an d«n vertag, die Ri-k-aftion oder di« Weschäft-stell« de- Leipziger TagchlqUe», Gesellschaft «ft beschränkter tzaHung, -N
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