Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140528026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914052802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914052802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-28
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Menü - Ausgabe lür Leipzig UN» Vorort« durch unser« Lrüoer V*AU ASPLkl^» » UN- SproitturermgltSglich in» hau» g«brochtr monatlich 1.SS M., vlertelstthriich 3.73 M. S«t »er ch«ichSft»st»U«, unfern Ziliateu und hu»gab«st«U»n adgeholt; monatlich 1M., vi«rt«l>ahrlich S M. Dur» »l« postr innerhalb veutschlanS« und üer »rutschen Kolonie» monatlich 1.34 M., »irrteliahrlich 4.34 M.. ausfchliehlich Pogbestellgel». Va» LrtpzigrrLogedlott erscheint werktags rmal, Sonn, u. Zeirrtagslmal. In Leipzig, »en Nachbarorten unü »en Drten mit eigenen Filialen wir» »te fldrnSau»god« noch am flben» »e» «rscheinen» in» hau» geliefert. Verliner Ne»aktion:In üen,'Zrltrn t7. kernivrcch.^nschiuli! Moc-^nnr-L»?. Nr. 268. ArntsbloUt des Rates und des pollzeiarutes der Stadt Leivzrg Nedaktion un» SeschäftssteU«: ^ohannisgass« Nr.«. * Zernsprech'hnschluh Nr. 14642, 14443 un» 14644. ISS. Jahrgang für Inserat« au» Leipzig UN» Umgebung »l« /'»Aeigenpreife. Ifpalttg«p«ttv»tt«23p,..»i.n«kiam»,«u»im., von ou»wart» 34 Pf., Neklamen 1.24 IN., klein« flnzeigen üiepetitzeil« nur 24 pf.d.wleberbol.Nab., Inserate von Sebörüen im amtlichen Teil »ie Petit zeil» 34 Pf. Seschcistsanzeigen mit plaNoorschrist >m Preise erh»bt. Nabatt nach Loris. Seilagen: Sesamtaufl. 3 M.»a»Laufen» auaschl. Postgebühr, hnzeigen-finnahmr: Zokanniogasse», dei sämtlichen Filialen »«» Leipziger Lagedlatte» un» allen stnnoncen-Lxpe-itionen »eo In» un» stuoian»«». Seschäftsstell« für Serlin u. »ie pr. Vranöendurg: virrktionwolter Zliegel, Verlin w. 1^, Margaretkenstralie 3. Zernsprech» siiischluS; Lühow »471. Donnerstag, üen 28. Mat. IS14. Vas wichtigste. * Am heutigen Vormittag wurde der 28. orden t- liche Berufsgenossenschaftstag 1914 in Leipzig eröffnet, (S. Bericht.) * Die für heute vorgesehene Parade in Potsdam fiel auf Befehl des Kaisers aus. * Für die K a i s e r l i ch e Marine ist ein Sportlehrer angestellt worden. (2- 2p. u. Sp.) * In der spanischen Kammer kam es gestern zu Tätlichkeiten zwischen Antonio Maura und dem Deputierten Rodrigo Soriana- lS. Ausl.) * Nach neueren Meldungen aus Albanien planen die Aufständischen cinenAn griff auf Durazzo. lS. bes. Art.) * In Ungarn und Galizien sind gestern heftige Erdstöße verspürt worden. (S. Nachr. vom Tage.) Vie welfisthe Lanüesversammlung. Der Bericht, den die wclfische „D. Volksztg." über die geschlossene Generalversammlung der deutsch hannoverschen Partei am 26. d. M. veröffentlicht hat, geht mit keinem Worte auf den Rücktritt des Generalsekretärs der Partei, Freiherrn v. W a n - gcnheim-Sonneborn, ein. Wenn die Wel- fenpartei diesen Rücktritt so vertraulich behandelt, ist anzunehmen, daß dafür politische Gründe obwal ten; denn hätte Herr v. Wangenhcim, der die Ge schäfte bis zur Berufung eines Nachfolgers weiter führt, sein Amt aus persönlichen Gründen Nieder gelegt, dann wäre der Öffentlichkeit ein ent sprechender Hinweis bei der Mitteilung seines Rück trittes schwerlich vorenthalten worden. In der öffentlichen Hauptversammlung der LVel fenpartei hat ihr Führer, Freiherr v. Schele, ohne Umschweife von der „schweren Krisis" gesprochen, die die Partei im vorigen Jahre durchgcmacht habe. Freiherr v. Schele führt die Ueberwindung dieser Krisis auf die Treue der Parteimitglieder zurück. Indessen geht aus der Hauptrede, die auf der Welfentagung vom Reichstagsabg. Alpers über das Thema „Die Erledigung der braunschweigischen Thronfolge und die deutsch-hannoversche Partei" ge halten wurde, auf das deutlichste hervor, daß die deutsch-hannoversche Partei nach der Erledigung der braunschweigischen Frage in erster Linie deshalb zu- sammerchält, weil der Herzog Ernst August nicht förmlich auf seine hannöverschen Rechts ansprüche verzichtet hat. In der Voraussicht dieser Rückwirkung des fehlenden förmlichen Ver zichtes r uf die Welsenpartei ist es von weiten natio nalen Kreisen bedauert worden, daß der Bundes rat darein rinwilligte, die Zulassung des Herzogs Ernst August zur braunschweigischen Thronfolge nicht von der Erklärung eines förmlichen Verzichtes auf seine hannöverschen Ansprüche abhängig zu machen. Die seitherige Entwickelung der welsischen Partei verhältnisse kann dieses Bedauern nur verstärken; denn sie zeigt, daß das Welfentum trotz der Erledi gung der braunschweigischen Frage ihre Agitation für die Wiederherstellung des Königreiches Han nover unverändert fortsetzt. Verändert hat sich mit Rücksicht auf die Erledi gung der braunschweigischen Thronfolge nur die wölfische Taktik. Sie besteht, wie Abg. Alpers eingehend darlegte, in der Fiktion, daß das welfischc Fürstenhaus nur der ideale Stützpunkt der wcl- fischen Bestrebungen sei, daß aber die Welfenpartei selbst vollkommen selbständig für sich dastehe und vom Fürstenhaus, das keine Verantwortung für Tun und Streben der Partei trage, keine Direktiven empfange. Wenn Abg. Alpers in diesem Zusammenhänge wünschte, es möge das hannoversche Königshaus außerhalb des Parteikampfes bleiben, so entspricht ein derartiger Wunsch zwar grundsätzlich der neuen welsischen Taktik, wird aber praktisch gerade von der Welsenpartei bei jeder Gelegenheit verleugnet. Ist doch auch diesmal von der welsischen Landesversamm lung an den Herzog von Cumberland sofort ein Huldiaunastclegramm abgesandt worden, und beginnt doch die von der Landesversammlung angenommene Entschließung mit folgendem Satze: „Die deutsch hannoversche Partei erblickt in der endniiltioen Reglung der bra uzichweiqischrn Thronfolge «inen Sieg des Rechtes, der um so er- , freulicher ist. als das hannoversche Königshaus die Regierung in Braunschweig angctretcn hat ohne Verletzung hannoverscher Rechte und Pflichte n." Wie hier die Anspielung auf das welfischc Trach ten nach der Wiederherstellung des Königreichs Hannover nicht fehlt, so hat Baron von der D e k e n - Laumühlen de n Thema „Die Freiheit Hannovers — ein deutsche Forderung des Rechts und der praktischen Politik" einen eigenen Vortrag ge widmet, der ausführlich die „Nowendigkeit" einer „Revision des Jahres 1866" behandelte uns unter dem stürmischen Jubel der Versammlung mit den Worten schloß: „Einmal muß Hannover frei werden!" Im gleichen Sinne erörterte H. Meye r- Bülkau das Thema „Heimatspolitik der deutsch hannoverschen Partei". Wolle man, sagte er, ideale Heimatpolitik treiben, so sei es nur in der Richtung: Ausbau der jetzigen Provinz Hannover zu einem Bundesstaat Hannover. Ein solches Ziel verfolgen und das welfischc Fürstenhaus nicht als realen Mittelpunkt der wel sischen Agitation anerkennen, sondern es nur als idealen Stützpunkt dieser Agitation ausgeben. ist ein Verfahren, dessen Anwendung bloß welfischer Dialek tik möglich ist. Die Vor russetzung dafür, auf solche Weise ein gegen den Bestand des preußischen Staates gerichtetes Treiben fortzusetzen, hat die Nachgiebig keit des Bundesrates in der Verzichtfrage geschaffen. Daher ist es jene Nachgiebigkeit, die nicht minder als bisher bedauert werden muß. 2S. ordentlicher Serussgenossenschaststag. Leipzig. 28. Mai. Im Großen Saale des Zentraltheaters traten heute vormittag die Vertreter der Deutschen Berufs genossenschaften zu ihrer 28. Tagung zusammen. Den Vorsitz führte der Vorsitzende des Verbandes der Verussgenossenschaften Dr. S p i c k e r. Nach Bildung des Bureaus wurden die Verhandlungen mit einem Hoch auf den Kaiser Wilhelm und den König Fried rich August von Sachsen eröffnet. Dr. Spieker be grüßte die lange Reihe der erschienenen Ehrengäste, die Vertreter des Reichsoersicherungsamtes, des Kgl. Sächs. Ministeriums des Innern, des Kgl. Sächs. Landesversicherungsamtes, der Kgl. Kreishaupt mannschaft, der Amtshauptmannschaft, des Rates der Stadt Leipzig, des Kgl. Oberversicherungsamts Leip zig, der Kgl. Gewerbeinspektion, der Handelskammer, der Gcwcrbckammer Leipzig und schließlich die Ver treter der neugegründeten Detailberufsgcnossenschaft. Hierauf nahm der Präsident des Neichsversiche- rungsamtes < Wirkt. Geheimer Oberreqierungsrat Dr. Kaufmann das Wort zu einer längeren Ansprache, in der er auf eine Frage von großer allgemeinen Bedeutung ein ging. „Vor zwei Jahren," so führte der Redner aus. „auf Ihrer Versammlung in Hamburg, schloß ich meine Darlegungen über „Licht und Schatten bei der Deutschen Arbeiterocrsicherung" mit der Bemerkung, daß nur der ein rechter Erbe ist, der das über kommene Gut seiner Väter immer neu erwirbt. Immer mehr habe ich mich überzeugt, daß die letzten Ziele der Versicherung nicht in der Uc Ver windung der Schadenwirkung gesucht werden dürfen. Der Schutz gegen Arbeits unfähigkeit ist wichtiger als die Sorge für die Arbeitsunfähigen. Eine weit blickende Staatskunst ist nicht so sehr aus mehr Geld reserven als auf mehr K r a f t r e j e r v e n gerichtet. In dieser Hinsicht hat sich allmählich auch in der Arbeitcrversichcrung ein folgenreicher Wandel voll zogen. In einer Arbeit über das schadenver- h.ütendc Wirken in der deutschen Arbeiter versicherung habe ich versucht, dieses noch viel zu wenig bekannte Gebiet vor der breiten Oeffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken. Gerade diese Betätigung unserer Versichernngsträger hat den deutschen Ein richtungen ein eigenartiges, für das Ausland immer mehr vorbildliches Gepräge verliehen. Die stärkere Betonung dieser Gesichtspunkte in der Arbeiter versicherung hat auch bei den Erörterungen über die vielumstrittene Frage einer reichsgesetzlichen Arbeits l o s e n o e r s i ch e r u n g ein lebhaftes Eche gefunden. Es mehren sich die Stimmen, die auch hier die Vorbeugung für den besseren Teil ansehen. Wir haben versucht, auf der hiesigen Inter nationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in der Sonderausstellung „Die Deutsche Ar beit e r v c r s i ch e r u n g" das Verhältnis des schadenverhütenden Wirkens der Arbeiterversicherung, zu der einen Schadenausglcich anstrebenden Renten gewähr zum ersten Male bildlich-statistisch zur An schauung zu bringen. Die Erfolge verständiger vorbeugender Maßnahmen treten in der Unfall versicherung besonders zutage, und müßten auch die Berufsgcnossenschasten, die sich bisher noch zurück gehalten haben, zu einem nachdrücklichen Vorgehen bestimmen. Die wichtigste Aufgabe für den inneren Ausbau der, abgesehen von Einzelsragcn, vorläufig zum äußeren Abschluß gelangten Arbeiterversicherung wird man in der Vervollkommnung von Art und Form der bestehenden Fürsorge in schadcnverhüten- dcm Sinne erblicken können. Zu dieser Fortbildung der Arbeitervcrsicherung bedarf es aber stetiger, nicht durch gesetzgeberische Neuerungen gestörter Arbeit. Sie bedeutet gcwsß nicht Stillstand oder gar Rück schritt. Hieran kann ernstlich nicht gedacht wenden. Eine große Bewegung, bei der sittliches Gebot und volkswirtschaftliche Pflicht treibend« Kräfte sind, und die. wie das Wirtschaftsleben, selbst unausgesetzt vorwärts drängt, läßt sich nicht künstlich aufrecht er halten. Die Ärbeitcrversicherung könnte ihren für sorglichen Zweck den Versicherten und der Gesamt heit gegenüber in noch vollkommenerer Form mit noch größerem Lohne an sittlichen und wirtschaftlichen Lebenskräften erreichen. Je mehr auf diese Weise Egoismus und Altruismus zusammen vor den Wagen gespannt werden, um so mehr wird es gelingen, die A r b c i t e r v e r I i ch e r u n g >-it neuen Idealen zu erfüllen. Durch solche Er neuerung des sozialpolitischen Geistes vertreiben wir am besten die sozialen Müdigkeit sowie den nüchter nen bureaukratischen Sinn. Durch eine noch ent schiedenere Ausgestaltung der Schadenver hütung, bei der neue Erfolge nicht durch stärkere Belastung erkauft werden, gewinnen wir für drs soziale Friedenswerk auch die. die ihm heute noch ablehnend gegcnüberstehcn. Goethe sagt, daß wir nicht Herz zu Herzen schaffen können, wenn cs uns nicht von Herzen geht. Nur durch den auf anderen Gebieten siegreich vordringcndcn idealistischen Zug werden wir in Zukunft auch in der Arbeiter versicherung unsere führende Stellung unter den Kulturvölkern behaupten." Oberreaierungsrat Dr. Hübnel begrüßte als dann die Versammlung namens des König!. Söch. Ministeriums des Innern und zugleich für das Sä Hs. Landesoersicherungsamt. Auch in der Arbeiterver sickerung gehe Deutschland in der Welt voran. Daß es soweit gekommen, sei hauptsächlich der Mit arbeit der deutschen Arbcitgeber- Ein innerlicher Mensch ist bald wieder bei sich selbst, weil er sich in äußerlich-en Dingen nie gänzlich verliert und ausgießt. Thomas a Kempis. Festgabe -er Leipziger Iuristenfakultät für Dr. Karl Sinöing zum 7.fiugust1-13. Soeben erscheint im Verlage von Duncker und Humblot die Festgabe der Leipziger Ju ristenfakultät für Dr. Karl Binding zu seinem övjährigen Doktorjubiläum. Das umfang reiche Werk enthält drei Abhandlungen: „Struktur des Strafprozesses" von Dr. Adolf Wach; „Weltliches und geistliches Recht" von Dr. Rudolph Sohm; „Schuldpflicht und Haftung" von Dr. Emil Strohal. Wir geben heute nur die ehrenvolle Widmung wieder, die von der gesamten Leipziger Juristen- fckultät unterzeichnet worden ist: An Seine Erzellenz den Wirklichen Geheimen Rat Professor Dr. Karl Binding in Freiburg i. Br. Hochverehrter Herr Kollege ! Fünfzig Jahre lang tragen Sie die Ehren eines „beider Rechte Gelehrten und Gewürdigten". Die fünfzig Jahre schließen eine Lebensarbeit in sich, die ganz der Wissenschaft gewidmet war, der Wissenschaft als der hohen Göttin, welche die Fackel des Prome theus trägt. Der Wahrheit und der Gerechtigkeit zu dienen, das ist unausgesetzt das große mit leidenschaft licher Kraft ergriffene Ziel Ihrer Arbeit gewesen. Nach einer kurzen Zeit der Schulung durch methodische geschichtliche Forschung setzten Sie auf dem Gebiet der Strafrechtswissenschaft ein, um hier die Meisterschaft zu erlangen. Ihre „Normen" haben zündend auf die ganze Rechtswissenschaft gewirkt. Ihre Gesamtdar stellung des Strafrechts in Handbuch und Lehrbuch, begleitet von zahlreichen Einzelabhandlungcn. hat Sie zum Führer unserer Strafrechtswissenschaft ge macht. Mit der gelehrten Forscherarbeit ging bei Ihnen eine großartige akademische Wirksamkeit Hand in Hand. Die Gewalt Ihrer Rede und Ihrer Persönlich kcit hat in viel tausend jugendlichen Gemütern das Feuer -er Begeisterung für die Ideale unseres wissen schaftlichen und unseres staatlichen Lebens entzündet. Hier in Leipzig war die Stätte, wo Sie der Wissen schaft und der Jugend dienten. Vierzig Jahre lang sind Sie Zierde und Stolz der Leipziger Juristen fakultät, zugleich der ganzen Leipziger Universität gewesen. Ihre Erwählung zum Iubilüumsrektor für das Jahr 1909 war der Dank der Universität für die Wirkung, die von Ihnen auf den gesamten Hoch schulkörper ausgegangen war. Den Dank unserer Juristenfakultät. die durch vierzig Jahre unmittelbar an der Feuerkraft Ihres Geistes Anteil haben durfte, lassen Sie uns heute aussprechen. Mit unserem Dank empfangen Sie unsere Herzlilien Glückwünsche. Sie haben sich nach Freiburg zurückgezogen, um, alles äußeren Zwanges ledig, allein der Wissenschaft zu leben. Es ist uns sehr schwer geworden, Sie her zugeben. Sie werden uns unvergeßlich sein, und wir sind überzeugt, daß auch für Sie das Band zwischen uns und Ihnen unverändert in Kraft bleibt. In treuem Gedenken Leipzig, im März 1914. Die Juristenfakultät der Universität Leipzig. Dr. Ernst Jäger, derzeit Dekan. Dr. Adolf Wach, Dr. Rudolph Sohm, Dr. Emil Strohal, Dr. Ludwig Mitteis, Dr. Otto Mayer, Dr. Victor Ehrenberg. Dr. Heinrich Siber, Dr. Richard Schmidt. O Eine kritische Würdigung dieser Festgabe wird folgen. Kunst UN- Wissenschaft. ' Erstaufführung von Wagners „Meistersinger" in Paris. Gestern abend fand im ThSLtre des Champs Elhsöes. wie uns aus Paris gedrahtet wird, die erste Aufführung von Wagners „Meister singer" in deutscher Sprache unter Leitung des Generalmusikdirektors Felix Weingartner statt Weingartner und die deutschen Darsteller wurden von dem zahlreich erschienenen internatio nalen Publikum außerordentlich gefeiert. * Der totgeschwiegene Richard Strauß. Wie der „Breslauer Zeitung" aus Paris berichtet wird, hat die dortige Kritik zu einem großen Teile die Premiere des neuen Werkes von Richard Strauß in der Pariser Großen Oper vollständig tot geschwiegen. Nur einige wenige Blätter haben darüber berichtet. Die Ursache liegt darin, daß vielen Kritikern der Eintritt zur Generalprobe nicht gestattet war. Und zwar, wie es heißt, auf ausdrückliche Anordnung von Richard Strauß. Die Herren haben sich dann entsprechend revanchiert . . . Uebrigens bat es auch noch andere Differenzen gegeben. Während in den ersten Orchesterproben das Orchester von Richard Strauß überaus begeistert war. änderte sich das später, und es wäre beinahe zu einem Orchesterstreik gekommen. Strauß batte nämlich die Pariser Musiker durch seine musikalischen Anweisungen, die er nach deutschem Brauche kurz und militärisch gab. beleidigt. Die Pariser Musiker sind es gewöhnt, daß jeder „Befehl" eines Orchester leiters, und wenn es sich um ein einfaches „Mehr Forte!" handelt, als Bitte ausgesprochen wird. Als Strauß sich nicht dieser Bitre fügte, erhoben sich die Herren von ihren Sitzen und wollten die Probe ver lassen. Erst der Direktion der Großen Oper gelang es, die Verstimmung wieder beizulegen. * Das Landesmuseum für Sächsische Volkskunst in Dresden ist seit seiner Eröffnung im vorigen Herbst durch Ankäufe und Schenkungen aus allen Teilen Sachsens sehr bereichert worden, so daß es tatsächlich den Namen Landesmuseum verdient. Es ist ein Denkmal für die Kunst „der kleinen Leute" und bietet durch seine Vielseitigkeit den Besuchern immer neue Anregung und Freude. Zu dem kommt, daß der alte malerische Jägerhof. in dem sich das Museum be findet, die denkbar beste Architektur für die Samm lung abgibt. * Die Gründung eines Instituts für deutsche Ge schichte durch die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. An der letzten Sitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die im Hotel Kaiierhof stattfand, nahmen als Ver treter des Kaisers der Chef des Geheimen Zivil kabinetts Dr. v. Valentini, als Vertreter des Kultusministeriums Ministerialdirektor Dr. Schmidt und Professor Dr Krüß teil. Den Vorsitz führte der Präsident, U. Dr. Adolf v. Harnack. Ferner waren anwesend die Senatoren Eduard Arnhold. Dr. v. Böt- tinger, Graf v. Carm er. v. Dirksen, Dr. Emil Fischer, Dr. Krupp v. Bohlen und Hal bach. Franz v. Mendelssohn, Robert v. Men delssohn, Walther vom Rath sowie der General sekretär Dr. Ernst Trendelenburg. Die Ver handlung betrat zunächst die laufenden Geichäfte der Gesellschaft und ihrer bestehenden oder im Werden begriffenen Institute. Hierauf wurde der Plan der Errichtung eines Instituts für deutsche Ee schichte eingehend erwogen und beschlossen, in die Vorarbeiten hierfür alsbald einzutreten. Wann das Institut eröffnet wird, steht heute noch nicht fest. * Akademische Nachrichten au» Halle. Das I Preußische Kultusministerium plant nach dem Rücktritt des National - Oekonomen Geheimrat I Tonrad die national-ökonomische Disziplin der I Universität Halle von der philosophischen zu trennen, so daß sie in Zukunft der juristischen Fakultät angehört Die Kaiserlich Deutsch-Leopoldinisch-Karolinische Akademie der Naturforscher mit dem Sitz in Halle ernannte Professor Ottfried Müller von der medizinischen Fakultät der Universität Tü bingen zum Mitglied. * Eine Spur von Andree? Auffindung von Ballonresten in Ostsibirien. Wie dem schwedischen Ministerium des Auswärtigen von der schwedischen Gesandtschaft in Petersburg unter dem 25. d. Ak. mitgeteilt wird, ist dort von Jakutsk im östlichen Sibirien folgendes Telegramm eingegangen: „Teile mit. daß Spuren des Nordpol- sahrers und Luftschiffers Andree gemnden sind. Ich habe in einem entfernt liegenden Ur wald Reste eines alten Luitballons gefunden und setze die Untersuchung fort. Wer in Schweden interessiert sich für diese Sache? Berg ingenieur Grokowsk y." Die schwedische Zeitung „Goeteborg Handels- och Sjoefartstidning" lSeefahrtszeitungl hat sich an Professor Otto Nordenskiöld gewandt, der den Inhalt des Telegramms anzweifelte, da der Ort des Ballonfundes zu weit von dem Aufstiegplatz Andrees in Spitzbergen gelegen sei. Wenn die Ballonreste im westlichen Sibirien gefunden worden wären, wäre es wahrscheinlicher gewesen, daß es sich um Andrees Ballon handelte Eine direkte Unmög lichkeit, daß oer Ballon in Ostsibirien gelandet ist, besteht jedoch nach der Ansicht des Professors Norden skiöld nicht. * Umbau der Universität Jena. Auswärtigen Blättern wird aus Jena geschrieben: Vor einigen Tagen weilte der Erbauer des Universitätsgebäudes, Geh. Baurat Dr. Fischer «Münchens in Jena, um an Ort und Stelle Dispositionen für bauliche Aen- derungcn zu treffen. Es darf nämlich ohne Erlaub nis des Erbauers binnen 10 Jahren keine bauliche Umänderung vorgenommen werden. Immer mebr stellt sich als betrübliche Tatsache heraus, daß die Hochschule mit ihren Räumen dem großen Andrang der Studenten schon jetzt nach sechs Jahren nicht mehr gewachsen ist. Die Hörsäle sowie die Seminar räume sind zumeist unzureichend. Verschiedentlich müssen Vorlesungen in der Aula abgehalten werden, wo ein Mitschrciden so gut wie ausgeschlossen ist Man trägt sich deshalb mit dem Gedanken, da frühere Univerlitätsgebäude wieder mit für die Institute der Universität dienstbar zu machen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite