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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140602019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914060201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914060201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-02
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Sette 2. Nr. 274. Morgen-Nusqsvr Leipziger Tageblatt. Dienstag, 2. 3unl 1914. auf Erfolg bestand. Wir erhalten folgende Mel dungen: Pari». 1. Juni. Ministerpräsident Don» m, rgue hat seinen schon seit langem angelitndigten Entschluß wahrgemacht und im Ministerrat, der heute vormittag stottfand. die Demission de, Kabinett« ausgesprochen, trotzdem den Vliittermeldungen zufolge eine ganze Anzahl von Ministern eindringliche Ber. suche gemacht hatten, ihn von diesem Entschluß abzu- bringen. Die tSriinde. die den Ministerpräsidenten zur Abdankung bewogen haben, sind genügend be- sprachen worden. Die offizielle Note spricht nur da, von, das, er seinen Kollegen die „Gründe auseinander, gesetzt habe, ohne näher darauf einzugehen. Dem Ministerpräsidenten ist offenbar die Ünmöglichleit klar geworden, einerseits mit der sozialistischen Mehr, heit zu regieren, anderseits an dem Beschluß des Kon gresses der radikalen Partei in Pau festzuhalten. Menn auch die Radikalen und Sozialisten in ihrer Gegnerschaft gegen die dreijährige Dienstzeit einig sind, so find sie doch über die Lösung aller Finanz probleme vollständig verschiedener Ansicht, und Herr Doumergue fühlt sich, wie es scheint, nicht der Ausgabe gewachsen, diese Kluft zu überbrücken. Die Mahl des Nachfolgers Doumergues wird, entgegen den sonstigen Ministerkrisen, diesmal keine Schwierigkeiten machen, da Doumergue den bisherigen Nnterrichtsminister Viviani zu seinem Nachfolger vsrgeichlagen hat. Der Entschlich der Regierung, zurück,»treten, wird erst morgen bctanntgcgebrn, um den Präsidenten Poin- care, der sich aus einer Reise in der Bretagne be findet, nicht zu einer überstürzten Rückreise zu ver anlassen. Paris, 1. Juni. Nach den lehren Meldungen scheint Viviani nicht davon überzeugt zu fein, -ast es ihm gelingen wird, ein lebensfähi ges Ministerium zu bilden. Er hat daher seinen freunden die Mitteilung gemacht, das; er nur unter gewissen Bedingungen die Kabinetts bildung übernehmen werde. Doumergne war zum ersten Male 1902 Mi nister im Kabinette Eouibes, wo er das Porte feuille der Kolonien innehatlc 1903-00 war er Vizepräsident der Kammer, 1000—1909 Han- -elSministcr in den Kabinetten SarricnS und Elemcnceaus. Anfang Dezember 1919 ging das Kabinett Barthou, und Doumergue übernahm den Auftrag zur Kabinettsbildung. Am 8. De zember brachte er sein Kabinett zustande, das also kein halbes Jahr alt geworden ist. lieber die Gründe des Rücktritts sowie über den vor aussichtlichen künftigen Ministerpräsidenten Bi viani brachten wir fchon in der Abendausgabe vom 23. Mai einen Aufsatz. Gleichzeitig hat die französische Kammer, die die Ursache des Rücktritts Doumergues ist, fich ihre Präsidenten gewählt: Pari», 1. Juni. Die Wahl Paul De scha ll eis zum .Kammerpräsidenten erfolgte mit 402 gegen 99 Stimmen. Bei der ersten Abstimmung über die Wahl der Vizepräsidenten erhielten der Radikale Elcmentel, der Generalbericht- erstattet: über das letzte Budget gewesen ist, 288 Stimmen, der Sozialist Augagncur 225, Radier 174 und dec. ehemalige Kriegsminister Messimy 163 Stimmen, ^omit wurde Cle mente! erster Vizepräsident und im weiteren Wahlgang Messimy mit ter Vize,:!./ident. Pari», 1. Juni. Messimy hat die Wahl als zweiter Vizepräsident abgclehnt. Pani Deschanel war 1896 Vizepräsident der Kammer und von 1898—1901 sowie vom 23. Mai 1912 ail Präsident. Vie Lage in Mbanien. Die Lage in Albanien verwirrt sich immer mehr. Tie Regierung ist machtlos, und die Stellung nahme der Albanier zu ihr erscheint noch vollkommen ungeklärt. Tie eine Meldung hält das Schicksal des Fürsten für besiegelt, die andere spricht von einem Umschlagen der Stimmung zu seinen Gunsten. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Ganz Mittelalbanien gegen den Fürsten. Verschärfung der Lage in Albanien. Tie neuesten Meldungen aus Albanien lauten höchst pessimistisch. Ter Korrespondent der „Tribuna" gelaugte nach dem „B. T." bis in das Lager der Rebellen, wo er und sein Begleiter als Italiener erkannt und mit Herzlichkeit ausgenommen wurden. Tie erste Frage der Aufständischen war: »Ist Essad Pascha noch in Neapel? Wann kommt er nach Durazzo zurück?" Alle Aufständischen sagen, der Fürst müsse aus Turazzo fort. „Bei unS ist nur für den Padischah Platz," sagen die Re bellen. Auf dem Marktplatz des Städtchens Schiak weht eine grosse türkische Halbmondfahne. Ein neunzigjähriger Greis erklärte dem Korresponden ten, ganz M i t t e l a l b a n i c n schare sich wie ein Mann um das Banner des Sultans. „Wir wollen", so erklärte dieser Rebellensührer, „einen muselmanischen Souverän und die türkische Sprache. Heute sind wir in Schiak, morgen aber in Durazzo." Als der Korrespondent die Rede auf den „König" brachte, antwortete ihm eisiges Schwei gen. „Ter Besuch im Rcbcllenlager überzeugt uns," fährt der Korrespondent fort, „das; die Lage in Durazzo ganz unhaltbar ist. Es steht außer Zweifel, daß tatsächlich ganz Mittclalbanicn gegen den Fürsten unter den Waffen stehe." Ter Korrespondent fügt hinzu, eine ernste Gefahr drohe auch von den katho lischen Miribitcn, deren streitbare Geistlichkeit er kläre, ihr Motto sei „pro pstria »e rexo". Wenn der König aber nicht mittue, so wurden sic ans eigene Faust losschlagen. Einc Klärung wird T i c n s t a g er-, folgen, sobald die musclnin. i-wen Häupter mit der Kontrollkommission verhandelt haben. Schon jetzt sei cs aber allbekannt, daß cS unnmstößlicher Wille der Rebellen sei, einen muselmanischen Für sten zu fordern. Falls der Fürst oder die Regierung widerstehen, wollen die Aufständischen Turazzo cinnchmcn und an zünd en. Regierungstreue Albanier. Durazzo, 1. Juni. Unter den Aufständischen sollen sich Schwierigkeiten erhoben haben. Verschie dene Stämme ans dem Innern haben sich dem Fürsten zur Hilfe angeboren. Bei Luznia stehen 700 regierungstreue Albanier unter der Führung deS Hauptmanns Ibrahim, der vom Stadtkommandanten Thompson bestätigt wurde. Prcud bib Toda hat daS ihm angeborene Minister amt noch nicht angenommen. Aziz Pascha aus Vriani hat sich bereit erklärt, ins Ministerium cin- zutreten. Deutscher Lehrertag. 8. L H. Kiel, 31. Mai. Mit einer Vorstandssitzung des Preußischen Lchrcrvercins beginnen heute hier die Verhand lungen der Deutschen Lchrcrversammlnng, zu der über 7000 Teilnehmer aus allen Teilen des Reiches sowie auch deutschsprachigen Gebieten des Aus landes eingctrosfen sind. Ter Deutsche Lehrcrverein weist jetzt nach ca. 42jährigem Bestehen eine Mitgliedcrzahl von ca. 125000 auf, ein Beweis, daß cs der Verein verstanden hat, den weitaus größten Teil der deutschen Lehrerschaft sich anzu- gliedern. Angesichts der tiefgehenden Bewegung, die gerade in den letzten Jahren aus dem Gebiete deS Schulwesens eingesetzt hat, und im Hinblick auf die enge Verbindung von Schule und Haus gewinnen die alle zwei Jahre stattsindenden deutschen Lehrer tage ein immer höheres Interesse auch für die chi»j»»--Jahr stehen -wiH-'. - der wichtige Fragen der modernen Schulentwicklung auf der Tagesordnung. Das Hanptthcma der Tagung bildet die Frage der nationalen Einheits schule, worüber der bekannte Schulmann Lber- sludienrat und Stadtschulrat Tr. Ker scheu st ein er-München daS Referat übernommen hat. Er legt der Versammlung eine Reihe von Leit sätzen vor, in denen u. a. ausgeführt wird: Tic allgemeine öffentliche Schule im Rechtsstaat, d. i. jenem Staate, der die Beziehungen seiner Mit glieder autonom nach den Grundsätzen der Gerech tigkeit und Billigkeit regelt, muß jedem Kinde ohne Ausnahme jene Erziehung ermöglichen, aus die es nach Maßgabe seiner Veranlagung Anspruch erheben kann. Umgekehrt ist im Kulturstaatc, d. i. jenem Staate, der alle allgemeinen Zwecke der Kultur in seinen Zweck ausgenommen hat, jedes Kind verpflich tet, von jenen öffentlichen Erziehungseinrichtungen so lange Gebrauch zu machen, als eS zur Aus- bildung eines nützlichen Mitgliedes der Dilturgemcin- schäft notwendig erscheint. Will dieser Erziehungs pflicht durch private Einrichtungen außerhalb der allgemeinen öffentlichen Schule genügt werden, so hat die Staatsgemeinschaft die Erlaubnis hierzu zu erteilen ») solange und soweit die privaten Er« zichungsabsichten nicht dem Gesamtwohl der Gemein schaft zuwiderlaufen, d) soweit die privaten Er ziehungseinrichtungen mindestens das gleiche leisten wie die öffentlichen, o) solange die Mitglieder keine össentlict)en Mittel für ihre nicht allen gleichmäßig zugänglichen Einrichtungen verlangen. Tie allgemeine öffentliche Schule bedarf der Differenzierung nach psychologischen und pädagogischen Grundsätzen. Ten Eharakter der nationalen Einheitsschule bewahren alle Zweige des Schulwesens nur dann, wenn ihr Unterricht und ihre sonstigen Erziehungseinrichtungen vom Geiste der Staatsgesinnung vollständig erfüllt sind. Richt der Unterrichtsstoff macht die nationale Einheitsschule, sondern die soziologische Auffassung des Stosses. Tas zweite Hanptthcma: „Trotzt unserer Schul arbeit die Gefahr der Veräußerliä/ung, und wie ist ihr zu begegnen?" wird Lehrer Brunotte-Han- nover, der Schriftleiter der „Hannoverschen Schul zeitung" behandeln. Außerdem spricht Landtags- abgcordnetcr Scminardircktor Tr. Leysert- Zschopan über daS Thema „Ter Deutsche Lehrer verein und die pädagogiscl-e Wissenschaft". Interessant isl, daß die bevorstehende Tagung auch ein politisches Moment gezeitigt hat. Im Festprogramm war auch eine Fahrt nach Kopenhagen vorgesehen, die aper nicht zustande kommen wird. Tie Kopenhagener Lchreroereinc haben cs für angemessen erachtet, so wird offiziell ausgesührt, einer bereits vorbereiteten festlichen Zusammenkunft mit deutichcn Kollegen plötz lich die Mitwirkung zu versagen. Es spielen da natür lich national-dänische Einflüsse mit. Tafür sind Aus flüge nach der Holsteinischen Schweiz, nach Born holm und nach Südschwcden im Programm vor gesehen. k>olitilette Ueberlicttl Vas Ergebnis -er Arbeit -er NüstungskommWon. Die mit Beginn der zweiten Juniwoche ein- setzenden vorläufigen Schlußsitzungen der Rüstungskommission werden — wie die „Mil.- pol. Korrespondenz" von Bundesrcttsseite hört — eine geradezu glänzende Rechtfertigung der be teiligten deutschen Industriezweige den Angriffen gegenüber bringen, die der Abgeordnete Dr. Liebknecht iin Plenum des Reichstags erhoben hatte. Von den Licbknechtschen Behauptungen ist nach eingehender gewissenhafter Prüfung durch die verschiedenen parlamentarischen Be auftragten der Kommission, zum Teil durch das Plenum der Kommission selbst, auch nicht ein Schatten berechtigten Vorwurfs gegen die Lie ferer von Landesvcrteidigungsgegcnständcn übrigaeblieben. DaS besagen klar die Referate der Abgeordneten Graf Westarp (für Be waffnung und Munition der Infanterie und Ka vallerie), .Erzberger (für die Feld-, Fuß artillerie^ und Marinegeschütze), Schultz. Bromberg (für Festungsbauten), L i e s ch r n g (für die Bekleidung Roland-Lücke Zür den .(ÄuWsxwerb durch das Reich). Die im Umdruck schon verteilten Referate stellen — wie weiter von unterrichteter Seite versichert wird — der Leistungsfähigkeit und dem Geschäftsgebaren unserer Rüstungsindu strie nur das beste Zeugnis aus. Dies betrifft sowohl die Güte des verwendeten Materials, als auch die Vorzüglichkeit der Ausführung der Arbeit an sich. Auch scheint die Kommission die schlüssige Uebcrzeugung gewonnen zu haben, das; überall die vom Reich bezahlten Preise an gemessen und keineswegs zu hoch waren. Die Kommission tritt am 8. Juni im Saal I des Reichstagsgcbäudes wieder zusam men. AlS industrielle Sachvörständige werden den Sitzungen die Herren Hugenberg, Hartwig (für Kanonen), Ehrensberger (für Slahlplattenj von der Firma Krupp, Ehrhardt von der Rhei nischen Mctallwaren- und Maschinenfabrik Düs seldorf (für Geschütze und Artillericgcschosse), Dr. v. Gontard von den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken, sowie ein Vertreter der Oberndorfer Gewehrfabrik beiwohnen und Aus kunft erteilen. Mit den Junisitzungen wollen die Kommis. sionSmitglteder, der Einladung der Regierung folgend, eine Besichtigung der militärtechnischen Institute in Spandau (Gewehrfabrik, Ntunitions- fabrik, Artilleriewerkstatt, Geschützgießcrci, Feuerwerks-Laboratorium, Pulverfabrik) vcr. binden. - D««tsch«s Reich. * Standort Berlin für den Ches deo sächsische, «eneralstabe». Wie die «Dresd. Nachr." melden, erhält der Chef des sächsischen Generalstabes vom 1. Oktober 1914 ab seinen Standort in Berlin, während die Zentralabteilung des Generalstabes in Dresden bleibt. * Der Dank de« Herzogs von Cumberland. Auf das Huldigunastelegramm des deutsch'hannoverschen Parteitages ist folgende Antwort des Herzogs von Cumberland eingegangen: . „Für die im Rainen der Terlnehmer und Teil nehmerinnen an der 20. Landesoersammlung m Stade telegraphisch ausgesprochenen Heimatsgrüße sage ich Ihne?, und allen Beteiligten in herrlicher Erwiderung ihrer Grüße meinen wärmsten Dank. Ernst August." Ausland. Frankreich. * Streik der Marseiller Straßenbahnangestellten. Aus Marseille wird gemeldet: Die Angestellten der Straßenbahn sind in den Ausstand getreten. Unter polizeilicher Bedeckung verkehren noch einige Wagen Für den Fall von Ruhestörungen wird Militär in Bereitschaft gehalten. * Die Reise Poincares in die Bretagne. Bei einer Festtafel aus Anlaß der Anwesenheit des Präsidenten Poincars in Saint Brieuc ergriff der Präsident in Erwiderung auf eine Ansprache des Bürgermeisters das Wort. Die Reise in die Bre tagne, so führte er aus, habe ihn mit großer Befriedigung erfüllt, denn sie habe ihm ge zeigt, daß ihre Bewohner den republikanischen Insti tutionen treu ergeben und gute Patrioten seien. „Sic, Herr Bürgermeister", bemerkte der Präsident, „haben Wert darauf gelegt, öffentlich zu wiederholen, daß niemand unter den Bewohnern der Bretagne und der C"tcs du Nord zulassen wird, daß die Armee geschwächt oder die nationale Verteidigung aufs Spiel gesetzt wird. Ich habe auch nicht weniger von Ihrem klaren Blick erwartet. Auf dieser Erde der Seeleute und Soldaten können die Lehren der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten. Der Stimme Frankreichs gegenüber wird die Bretagne niemals taub sein." Rußlan-. * Die Kriegs- und Marinetommission der Reichs, duma beschloß, nachdem sie Erklärungen des Marine ministers über den Gesetzentwurf über die Kredite zur dringenden Verstärkung der Schwarzcnmeerflotte in den Jahren 1914 bis 1917 angehört hatte, die Abstimmung über den Gesetzentwurf zu ver tagen, bis die Minister des Auswärtigen, der Finanzen und des Krieges sich dazu geäußert hätten. ÜII ÜMRiKM „sWR" isr ein Lopttvklsser, veloke« umt ver- blicbellem Lopk- uvä Lartbaar «eios Nkckurtsrde vieäer- gibt uoä ist ein läoalmittel gesell Loptsobuppeo uock ttsarmislall. scbütrt aueb jcäes Ilssr vor Drxriuien. IVo aiisscrbalb Deipri^s viekt erbältlieü, «lurek Depot: O. I», H»Nv «. b». Plvseke 2 SV Lllr. — Hier zu buben: cktpotttettvii: Laxvl-^potkelre, Llarlrt 2, ^ldvrt-^potdebo, Lebe heitrer ii.LmiIiell8tr.,ttok-.4p»tIi. r.zvel8S.^äler,llicii!8tr.9. iin»l ^ttuer, Üteelroer-Dussuxe, „2uv 13orn", l?cters- strnsro 23, ,,7!nr klon»", Orimmaiscks Strasse 19, t.arl 8eltor, Lurpriurstr. 2, (lx. IViubler, Deterssteirnv. 1ö, Luxeu Loriimiillvr, Drogerie, Aiboluistr. 5ö, Lebe Diäbl, kurküuierlv üozulv, Xeumurbt 18. Lrisvur«: ,19 s» 6. ^ä. Löbuisob, keuwurkt 18, Llvbx. ä. kr., tzuerstr. 8. Vas Slück cker anckeren. «s Roman von Fritz Stiiber-Kunther. «Ooprritrlit 1014 bx llrotlilein » Lo. m. b. U. Noipris-I Gotlsiuauu las dcu Brief und legte ihn .iaun offen neben sich, während des Speisens bic und da einen Blick darauf werfend. Fran kienast brachte möglichst geräuschlos ein Gericht «ach dein anderen und trug die ge leerten Teller ebenso hinaus. Ihr Antlitz war verweint. Und als Herr Gottsmann endgültig Messer und Gabel weglegle, schlich sie nm den Tisch wie die Katze um den Brei, und nachdem sie alles Nötige besorgt hatte, machte sie sich man- ches Unnötige zu schaffen. Vergebens wartete sie auf eine Anrede. Endlich begann sic selber: „Herr Revisor werden mir jetzt kündigen?" Gottsmann sah grimmig auf: „Tas wäre allerdings begreiflich. Oder meinen Sic, das) Sie eine Lohnaufbesserung ver dient hätten?" Die Fran konnte nichts entgegnen, es schnürte ihr die Kehle zusammen, cs würgte sie im Halse, und plötzlich stürzten ihr die Tränen aus den Augen. „Weinen Sie nicht," sagte Anton Gotts mann möglichst schroff. „Niemand tut Ihnen ein Leid. Aber Sie haben unrecht getan. Oder haben Sie mich etwa nicht bei Ihrem Dienst antritt belogen? Haben Sie sich den Posten hier nicht durch falsche Angaben erschlichen?" Fran Kienast schluchzte in ihre Schürze hin ein. Herr Gottsmann fuhr fort: „Ich habe natürlich meine triftigen Gründe dafür gehabt, unbedingt nur eine ganz allein stehende Person — eine kinderlose, verstehen Tie? — eine kinderlose Witwe zu meiner Be dienung aufzunchmen. Ich will nämlich absolut nicht, daß irgcndioas aus meinen vier Wänden lnnansgctragen wird, ich will weder bestohlen — lassen Sie mich gefälligst auSrcden — noch auf öffentlichem Markte ausgerichtet werden. Hält' ich das nicht zur ersten Bedingung gemacht, dann hätt' ich in nächster Nähe zehn Warte frauen für eine bekommen können, die mir vom frühen Morgen bis zum späten Abend zu Ge bote gestanden wären, dann hält' ich nicht die große Unbequemlichkeit mit in kauf zu neh men gebraucht, das; Sic, Frau Kienast, in einem, weis; Gott, wie weit entlegenen Bezirke wohnen und schon um vier, fünf Uhr nachmittags Weg gehen, um erst am nächsten Vormittag wieder- zukommen. Ich hab' mich damit abgcfunden, weil ich lieber am Abend auf mich allein ange- wiesen bin, als den ganzen Tag einer Person ausgeliefert, die auf derselben Stiege ein paar Bekannte hat und aus der nächsten ein paar Freundinnen und auf dec dritten eine zahlreiche eigene Familie — die cs allesamt niemals er warten können, was die liebe gute Frau Haus hälterin wiederum für Neuigkeiten und Süßig keiten mitbringen wird von' ihrem gnädigen Herrn." „Weggctragen hab' ich nie das geringste!" bäumte sim jetzt das Weib auf. „Um keinen Kreuzer hab' ich Sie gebracht, Herr Revisor, und nicht ein unbcschafsencs Wort hab' ich von Ihnen geredet! Tas schwör' ich!" „Sic schwören? Aber mein Vertrauen ist verloren. Wie können Sie sich unterstehen, Ihre Tochter, deren Existenz Sie verleugnet haben, während meiner Abwesenheit in meine Woh nung einzulassen?" „ES Ivar das allererste, das allcrcinzigstc Mal," entschuldigte sich Fran kienast unter neuerlichen Tränen. „Meine Jüngere, die Sa- bincrl, hat halt die ganze Nacht Fieber g'habt, und da hab' ich's nicht ausgehaltcn vor lauter Angst bis zum Abend, sondern hab' meiner Ackeren, der Peverl, aufgetragen, sie soll, so bald sie kann, einen Sprung da her machen und mir sagen, wie'S mit dem Mädel steht. Nachmittag ist halt der Bub', der Toner!, aus der Schul' zu HauS, bei der Sabincrl geblieben." „Sabincrl, Peperl, Toner! . . . Haben Sie noch mehr Kinder?". . > „Nur die drei, meiner Seel' und Gott!" „Und sind Sie wirklich Witwe, oder war auch das nur eine Erfindung von Ihnen?" „O, gnädiger Herr, wann mein armer Mann noch leben tüt', der hat einen gar schönen Verdienst gehabt als Schriftsetzer, da hält' ich's nicht notwendig, das; ich als Bedienerin geh' zu —" „Zu so einem alten Sonderling und Gries gram, gelt? . . . Aber lassen wir das. Sagen Lie mir lieber: Fürchten Sie sich denn nicht, Frau Kienast, so kleine Mnder, Ihre Kinder, fast den ^ganzen Tag sich selber zu überlassen? Fühlen Sic nicht, was Sie damit für eine Ver antwortung auf sich laden — und auf mich? Ja, auch aus mich. Denn ich entziehe Ihren Kindern die Mutter, die sic so nötig brauchen." „Und wann Sie mich jetzt entlassen tun, Herr Revisor, dann entzieh'» Sie den armen Würmern das Brot, und das brauchen sie halt doch noch notwendiger ... Ich weiß mir so bald leine Stell' zu finden, wo ich mir so leicht so viel Geld verdien' wie bei Ihnen. Und cs langt jetzt schon aufs allerknappeste." „Das lann ich mir denken!" lachte Gotts- mann heraus, und cs sollte wohl recht grau sam und höhnisch klingen. Aber es klang ein wenig anders, es klang so, das; Fran Kienast, Mut fassend, zu fragen wagte: „Wann ich dem Herrn Revisor heilig vcr- sprech', das; er nie mehr das inindestc sehen oder hören wird von meinen Kindern — und daß ich mir eher die Zungen abbeitzen möcht', bevor ich ihn noch einmal anlüg' wollt' mich dann der Herr Revisor als Wirtschafterin behalten?" Herr Anton Gvttsmann machte eine ab wehrende Geberde. Herr Anton Gottsmann run zelte finster die Brauen. Herr Anton Gotts mann sagte endlich: „Sic werdcn's schon noch rechtzeitig er- fahren. Morgen. Oder übermorgen. Oder ein andermal. Jetzt schauen Sie lieber, daß Sie jo geschwind wie möglich nach Haus' kommen — zu Ihrem kranken Mäderl, Sie verlogenes, leichtsinniges Geschöpf, Sie Rabenmutter, Sie!" Im Nu war die Frau zur Tür draußen. Herr Anton GottSmann aber zog sich brum mend und kopfschüttelnd einen Stuhl an das große Bücherregal heran und bestieg ihn und reckte seinen schmächtigen Körper hoch und balan cierte auf den Zehenspitzen und langte aus der obersten, hintersten Reihe der Bücher einen ver staubten Band mit buntem Umschlagbilde her vor. „Andersens Märchen" stand darauf. Und als Frau Kienast, zum Fortgehen ge kleidet, nochmals zur Tür hereinblickte, um sich zu empfehlen, reichte er ihr abgewendeten Ge sichtes das Buch: „Da, nehmen Sie das mit, mir verstellt cs nur überflüssigerweise den Platz und Ihre Kinder wissen eher was damit anzufangen. Viel leicht liest die Pepi dem Toner! daraus vor, oder die Pepi der Sabincrl, oder der Toner! der Sabincrl ... Ich bitt' Sie um alles in der Welt, Frau Kienast, gewöhnen Sie sich doch einmal dieses unsinnige, sklavische Handküssen ab!" Als Herr Gottsmann allein in der Woh nung zurückgeblieben war, nahm er nochmals den Einladungsbrief der Frau Tcrramonte zur Hand und les ihn abermals aufmerksam durch. „Am besten, ick lehne sogleich höflich ab," murmelten seine scymalen, bartlosen Lippen. Doch da er am Schreibtisch saß, wollte ihm eine Absage nicht aus der Feder, so daß er sie auf svätcr verschob. Nun trat er an den mächtigen Konzertflügel und öffnete ihn. „Werkstatt A. v. Terramonte" stand in Goldbuchstaben von überstolzer Kleins, heit auf seiner Innenseite, und darunter: „Go,", gründet 1797". Er griff in den gefüllten Notenständer utch zog aufs Geratewohl eine Mappe heraus. 2 ? -t „Fidelio". Und blätterte ihn irgendwo <cv : - „Chor der Gefangenen .. - (Fortsetzugg in der Abendausgabe.)
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