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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.05.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140527025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914052702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914052702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-05
- Tag 1914-05-27
-
Monat
1914-05
-
Jahr
1914
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Jahrgang Inserat» au» Leipzig un» Umgebung »>e /»»Aklgenprei^e. lspaItt,»p»titi»il»2rps.,üi,Neklame>eil»1M., von au»würt»ZS Pf., Neklamen 1.2» M., «lein» ftn,eigen »iepetitzette nu, SS ps.b.wie-erhol.Nab.,Inserate oon VehSrSen im amtticbenTcil S>» p-ttr» -eil« ro ps. SeschSftsanzeigrn mit plaNoorsOrift >m Preise erhöbt. Nadatk nach Taris. Seiiagen: Sesamtausl.SM.Sa»Tausenü au»schi.Postgebühr. Nnzeigen-flnnabme: ^ohannisgasse», bei sämtlichen Filialen ües Leipzlger Tageblatt»» unü allen Hnnoncen-Txprüitioncn Se» In» unü riuslanSe». Seschästsstrlle für Verlin u. Sie pr. VronSendurg: vircktionwaltrr Zliegel, Vertin w. >0, Margarelbenstrahe ». Zernsprecki» stnschluh: LüNow »07i. Mlltwllih, Sen 27. Mal. l9l4 Vas wichtigste. * Bei einem G e r ü st e i n st u r z in dvr Bäse st ra st e in Leipzig verunglückten heute vormittag zwei Arbeiter tödlich. (S. Ber.) * Zum Fürstbischof von Breslau wurde Bischof Johann Adolf Bertram von Hildes heim gewählt. (S. Pol. Uebers.) * Präsident Poincar« soll beabsichtigen, falls das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit scheitert, sein Amt niederzulegen. («- Ausl.) " Die Rede des italienischen Ministers des Aeußern San di Giuliano hat in italienischen und österreichischen politischen Kreisen einen guten Eindruck gemacht. — In Durazzo herrscht voll kommene Ruhe. l«. bes. Art.) * In der spanischen Kammer kam es gestern anläßlich der Debatte über die Thronrede zu stürmischen Kundgebungen der S o - zja list en gegen die Regierung, so daß die Sitzung aufgehoben werden mußte. (S. Ausl.) * In einer Grube bei Pachua (Mexiko) wurden 2 5 Bergarbeiter erschlagen. Vir -rutschen L urbaren i Wir haben von dem unliebsamen Abenteuer, das der französische Automobil- und Lnftschiff- fabritant C l 6 m e n t--B a h ar d nnd einige Be gleiter in Köln zu überstehen hatten, kürz be richtet. Die Herren sind von der Kölner Polizei verhaftet worden, als sie in Bickendorf der Lan- dunb eines Luftschiffes zusehen wollten. An geblich wurden sie erst nach 36 Stunden nnd nach peinlichen Untersuchungen entlassen. Herr Clement-Bapard kündigte eine Beschwerde auf diplomatischem Wege an, sie war aber bis gestern, wie nns aus Berlin berichtet wurde, beim Auswärtigen Amte nicht eingegangen. Herr Cl6ment-Bayard hat noch ein übriges getan. Er hat den „Matin" schleunigst in den Stand gesetzt, alle Einzelheiten des Borfalls mitzuteilen, und das Blatt ist für den Stoff jo dankbar, das; es die Sache groß aufmacht und die deutschen Zustände in den grellsten Far ben schildert. Die Einleitung lautet: „Die Freude, mehr als die Freude, die Ehre, in einem freien Lande zu leben, wird heute früh von allen Franzosen verspürt werden, wenn jie erfahren, unter welchen Umständen in Deutsch land vier unserer Landsleute, darunter Herr Clö- ment-Vayar-, Kommandeur der Ehrenlegion, ver haftet, ausgesucht, photographiert, gemessen, während 36 Stunden in unbeschreiblichen Zellen cingokerkert und dann ohne eine Entschuldigung freigelassen wur den. Der Borwand? Selbstverständlich die Spio nage. In einem Lande, wo die Karikaturisten als Verräter betrachtet werden, müssen die Reisenden als Spione betrachtet werden. Wir könnten versucht sein, Gegen maßregeln zu fordern. Unsere Boulevards, unsere Straßen und unsere Flugfelder sind überfüllt von Deutschen, die in ihrer Neugierde ganz auße^ Rand und Band sind. Als Rußland eines Tages genug davon hatte, gegen di« Brutalität der germanischen Polizei zu protestieren, entschloß es sich eines Tages, auf jede Verhaftung eines Russen mit der Verhaftung eines Deutschen zu antworten. So gleich wurde den Untertanen des Zaren Nikolaus in Deutschland wieder freier Verkehr gewährt. Der Protest, den unsere Diplomatie erhoben wird, wird wohl weniger energisch sein. Aber solche Tatsachen müssen uns in die Erinnerung rufen, daß Deutsch land und Frankreich voneinander durch die Weite einer Zivilisation getrennt sind." Es wäre vergebens, solchen Gehässigkeiten gegenüber an so manchen Vorfall in Frankreich zu erinnern, z. B. an die rohe Behandlung deutscher Reisenden in Ranch; der „Matin" namentlich hat sich niemals durch sachliche Er wägungen ausgezeichnet. Man sieht ja, worauf es ihm auch diesmal ankommt. Er sähe cs am liebsten, wenn die Hetze gegen alles Deutsche, die voriges Jahr zeitweilig im besten Gange war, von neuem auflebte. Was den Sachverhalt angeht, so ist die Schilderung des Herrn Elvment-Bayard natür lich so abgefatzt, daß das Benehmen der Kölner Polizeibcamten fast unbegreiflich scheint. Dieser Eindruck wird aber durch eine Darstellung des Kölner Polizeipräsidenten wesentlich geändert; er schreibt nämlich der „Köln. Ztg." zur Richtigstellung folgendes: „Clcment-Bayard und seine drei Begleiter ver folgten nach den bei ihnen gefundenen Auszeichnungen bei ihrer Reise nach Deutschland den Zweck, die in Mittel- und Westdeutschland belogenen Luftschiff hallen so eingehend wie möglich zu besichtigen. Tat sächlich haben jie auch die Luftschiffhallen in Frank furt a. M., Potsdam, Kuxhaoen und Brunsbüttel- Hamburg besichtigt. In Hamburg wurden sic von der Polizei beobachtet, und ihre Festnahme war dort bereits in Aussicht genommen. Im Einvernehmen mit der Hamburger Polizeibehörde wurden sie dann in Köln bei dem Versuch, auch die hiesige, dem Reichs fiskus gehörige Luftschisfhalle zu besichtigen, polizei lich sestgenommen. Bei ihrer Vernehmung haben sie sich dann in Widersprüche verwickelt und den gegen sie bestehenden dringenden Verdacht der Spio nage nicht zu entkräften vermocht; auch hat Cle ment weder, wie er jetzt behauptet, irgendeine, ge schweige denn „Tausende" hervorragender Persönlich keiten seiner Bekanntschaft genannt, noch eine Kau tion für seine sofortige Freilassung angoboten. Daß Personen, auf denen ein derartiger schwerer Verdacht wie der der Spionage lastet, nach ihrer Festnahme getrennt gehalten werden und nötigenfalls in Zellen untergebracht werden müssen, ist selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich ist behufs Ermittelung weiterer Ucberführungsstücke die Durchsuchung ihres Gepäcks. Im übrigen sind ClSment und seine Be gleiter seitens der Polizeibeamden höflich und mit jeder nur möglichen Rücksicht behandelt worden. Daß ferner die mit der Sache befaßten Kriminalbeamten Einschüchterungsversuche gegen einen der Beteiligten unternommen, insbesondere die ihnen in den Mund gelegten Aeußerungen dem Dolmetscher der Fran zosen gegenüber gebraucht hätten, ist erfunden. Nach Abschluß der polizeilichen Verhandlungen sind die festgenommenen Personen dein zuständigen Richter unverzüglich vorgeführt worden. Dieser, von Cle ment als Oberstaatsanwalt bezeichnet, hat absolut nicht von einer „Dummheit" der Polizei gesprochen, im Gegenteil ist er der Ansicht, daß die polizeiliche Festnahme den Umständen nach berechtigt war. Die Freilassung der Beschuldigten hat er nur des halb verfügt, weil ihm das vorliegende Material für einen Haftbefehl nicht ausreichend erschien. Nach alledem kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das Vorgehen der Polizeibehörde formell und sachlich voll kommen berechtigt war und daß die von Clc-ment er hobenen Anschuldigungen unbegründet sind." Diese Erklärung wurde gestern veröffent licht. Heute ist bereits Herr El6nrent mit einer Erwiderung zur Stelle. Wie uns eine Draht- mcldung aus Paris berichtet, bestreitet er im „Petit Pari sien" die Ausführungen des Herrn v. Glasenapp in allen Punkten; er sägt u. a.: „Es ist unrichtig, daß irgendeiner von uns einen Photograpyenapparat bei sich hatte. In unseren Aussagen ist kein Widerspruch entdeckt worden, ein Umstand, der auch von dem Staatsanwalt anerkannt worden ist. Es unter liegt aber keinem Zweifel, daß dagegen von der Behörde ein gewisser Druck auf unseren Dol metscher ausgeübt wurde. Die Beschuldigung der Spionage ist einfach kindisch. Alles, was wir in Deutschland gesehen haben, ist seit zwei Jahren bekannt. Wir sind das Opfer eines über trieben eifrigen Polizisten geworden. Ich will und verlange eine Genugtuung. Wenn uh diese nicht erhalte, so wird mau weiter von mir hören." Das klingt nun sehr gefährlich, wir glauben aber, daß kein Grund zur Aufregung ist. Der Sachverhalt wird untersucht werden, und wenn Herrn Element Unrecht geschehen ist, so wird das Bedauern in derselben Form, wie es in verschiedenen Fällen geschehen ist, ausgc- sprachen werden. Der Kölner Polizei wird es nicht angenehm sein, wenn sie, nachdem sie schon neulich durch die Verhaftung des Russen Pol jakow dem Auswärtigen Amte Schwierigkeiten machte, von neuem wegen einer ähnlichen Sache Rechenschaft abzulegen haben wird. In einem Punkte sollte gewiß auf eine bessere Handhabung gedrungen werden: Verhafteten sollte in jeder Weise die rasche Beibringung der zur Aufbrin gung nötigen Angaben durch telegraphische Be nachrichtigung der in Frage kommenden Be hörden erleichtert werden, damit etwaigcnfalls eine Abkürzung der Haft verfügt werden kann. Aber selbst wenn wir uns an die eigene Dar stellung des Herrn Element halten, müssen wir gestehen, daß er mit etwas merkwürdigen An sichten nach Deutschland gekommen ist. Um eine industrielle Erknndnngsfahrt handelte cs sich. Herr Element und seine sachkundigen Begleiter wollen sich über das deutsche Lnftfchifsivesen unterrichten. Sie setzen sich in ihr Automobil und fahren kreuz nnd quer durch Deutschland. Ja, wußten die Herren nicht, daß das Luftschiff wesen mit militärischen Interessen zusammen hängt?! Sie fahren nach Griesheim, wo ihnen die Musteranlagen znr Wasscrstofferzeugnng zu Ballonfüllungen bereitwillig gezeigt werben. Sie frühstücken mit den Direktoren. In Berlin sucht Herr Clement den Direktor der Deutschen Waffenfabrik auf, der, wie er berichtet, sein Kollege im Berwaltungsrat einer französischen Kugel- Zapscnlager-Fabrik ist, und will die von Sie mens hcrgestellten Drehhallen in Biesdorf ge zeigt haben. Es wird ihm gesagt, das ginge aus militärischen Gründen nicht. Das mar doch wohl eine Warnung. Aber man fährt weiter und besichtigt da und dort alles, was des Be sehens wert ist. Kein Gedanke kommt den Herren, daß ihr Verfahren auffalken könnte. Ihr Vertrauen auf die deutsche Gastlichkeit ist grenzenlos. Und nun, da sie endlich in Köln erfahren, daß nicht alles selbstverständlich ist, was sie für selbstverständlich halten, nun sind wir die Barbaren, und Herr Element höhnt über den „deutschen Takt"! . . . Vie Äirren in Albanien. Das entschiedene Bekenntnis San Giulianos zu einem einmütigen Zusammenarbeiten zwischen Italien und Oesterreich in der albanischen Frage hat überall einen vorzüglichen Eindruck gemacht, lvsoirders weil dadurch weiteren scharfen Angriffen gewisser italieni- skl;er Blätter gegen Oesterreich die Spitze abgebrochen wird. Die österreichische Presse begrüßt die Erklä rung San Giulianos mit besonders anerkennenden Worten. Im übrigen werden die Friodensverhand- lungen zwischen der Kontrollkommission und den Auf ständischen fortgesetzt. In Durazzo selbst herrscht nach wie vor Ruhe, und für den Fürsten ist vorläufig jede Gefahr geschwunden. Folgende Drahtmeldungen liegen vor: Ruhe in Durazzo. Wien, 27. Mai. Nach Meldungen aus Durazzo herrscht -ort vollständige Ruhe. Aus Balona ist eine Reihe von Genoarmen etn- getrosfen, die mit den bereits vorhandenen den Sicherheitsdienst in -er Stadt versehen. Für den Fürsten scheint vorläufig jede Gefahr ge schwunden zu sein. Wie es heißt, werden die Kinder des Fürstenpaares in kürzester Zeit in eine Sommerfrische geschickt werden. Die Stimmung im Lande. Nach einer Meldung des „B. T." aus Durazzo wehen über Kroja, Tirana, Elbassan und Berat Gebt dem Menschen das Bewußtsein dessen, was er ist, und er wird bald auch lernen, zu sein, was er soll. Schelling. Neue Hypothesen über -ie Ursachen -es Krebses. Der englische Arzt Sir William Bennett hat jüngst in London einen Vortrag gehalten, in dem er eine merkwürdige Hypothese über die Entstehung des Krebses mitteilte. Er behauptet, wie die „Tribüne de Eenöoe" berichtet, nicht mehr und nicht weniger, als daß zwischen Krebs und Kohle ein enger Zusammenhang besteht. Das ist so zu ver stehen: Sir William Bennett selbst und ein anderer Arzt, Dr. C. E. Green, haben in verschiedenen Ge bieten des Großbritannischen Reiches zahlenmäßige Erhebungen über den Krebs angestcllt, und dabei soll sich ergeben haben, daß überall da der Krebs häufig ist, wo man mit Kohle heizt; in Gegenden dagegen, wo keine Kohle verbrannt wird, kommt er kaum vor. So ist im schottischen Bezirke Nairn der Krebs auf die mit Kohle heizenden Gebiete be schränkt, dagegen fehlt er da, wo man Torf zum Heizen benutzt! Die gleiche Bobachtung soll in vielen anderen Gegenden gemacht worden sein, und eine Ausnahme — eine Gegend, wo Torf als Heizmittel dient und wo dennoch die Krebslrankheit nicht selten ist — fand ihre merkwürdige Aufklärung darin, daß der dort verwendete Torf nach seiner Zusammen setzung der Kohle viel näher steht. Ziemlich gleichzeitig mit dieser Hypothese des eng lischen Arztes wird eine andere, von einem Ainer i - kaner stammende, bekannt. Nach den Mittei lungen des „New Pork American" hat Dr. Thomas S. Blair, ein angesehener Arzt in Philadelphia, der auch als Herausgeber einer ärztlichen Zeitschrift geschätzt sein soll, die Hypothese aufgestellt: Krebs ist Lichthunqer. So verblüffend dies zunächst klingt, die statistischen Angaben, durch die Dr. Blair seine Hypothese zu stützen sucht, sprechen einigermaßen für sie. Er geht davon aus, daß der menschliche Körper wie der Körper der meisten Tiere zu seinem Wohlbefinden des sonnenlichtes unbedingt bedarf. Bei den Kulturvölkern wird das Sonnenlicht meiftene durch die Kleidung abgcsperrt, und auch einige farbige Völker, so die Neger der Vereinigten Staaten, tragen die Kleidung der Kulturmenschen; außerdem soll die Hautfarbe eine große Rolle spielen: die weiße Haut der Kulturvölker läßt von dem Sonnenlichte nur sehr wenig eindringen und reflek tiert fast alles: die Haut der Indianer wirft nur rote oder orangcgelbe Strahlen zurück, nimmt dagegen alle anderen auf, die von Angehörigen der soge nannten gelben Rasse wirft gelbe, orangerote und rote Strahlen zurück, und die des Negers schließlich behält fast alles Licht und wirft kaum etwas zurück. Nun glaubt Dr. Blair eine ausfallende Parallele zwischen dieser Eigenschaft der Haut bei verschiedenen Völkern und der Häufigkeit des Krebses gefunden zu haben: bei den Weißen ist der Krebs außerordent lich häufig: weniger häufig ist er bei den Gelb häutigen, kaum noch findet er sich bei den Rothäuten, und bei den Negern soll er eine seltene Ausnahme sein. Diese letzte Angabe bezieht sich jedoch nur auf die Neger Asrikas und die ähnlich -unkelhäutigen Bewohner des australischen Gebietes, währen- bei den amerikanischen Negern der Krebs fast ebenso häufig ist, wie bei den weißen Amerikanern. Ucbcr -en näheren Zusammenhang zwischen Haut, Licht und Krebs macht Dr. Blair vorläufig nur Andeutungen; nach seiner Hypothese erkrankt der Körper am KVebs, weil ihm das Licht fehlt. Kunst UN- Wissenschaft. * Schillers Fragment „Waroeck" ergänzt. Viktor Hahn tritt demnächst mit einem bereits in literar historischer Beziehung außerordentlich interessanten Werk an die Oejsentlichkeit. Bekanntlich befindet sich unter Schillers hinterlassenen Schriften auch das vollständig ausgearbeitete Szenarium zu „Mar beck", einem Schauspiel, dessen Held jener Aben teurer ist, der unter der Negierung Heinrichs VII. von England als angeblicher Richard von Park, der zweite der gemordeten Söhne Eduards, die Rolle eines Prätendenten gespielt hat. Schiller hat einige hundert Verse des ersten Aufzuges zurückgelassen. Der Entwurf ist nun von Viktor Hahn, der sich schon wiederholt als Dramatiker von großer Begabung er- w'.escn hat, vollständig ausgeführt und vollend«; worden. Damit dürste den deutschen Bühnen vor aussichtlich ein neues Schiller-Drama von starken dramatischen Qualitäten gewonnen worden sein. Das Merk, das im Verlage der Vcrtriedsstelle des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller erscheint, wird zu Beginn der kommenden Saison an der alt ehrwürdigen und traditionellen Schillerbühne, am Hof- und National-Theater in Mannheim zur Ur- aufführung gelangen. - Das neue Werk von Paul Friedrich, das drei aktige Schauspiel „Odysseus letzte Ver suchung, wird zu Beginn der Saison im Stadt theater zu Eisenach die Uraufführung erleben. * Wechsel im Vorstand des Sächsischen Kunst oereins. Der erste Vorsitzende Les Sächsischen Kunst vereins v. Otto Graf Vitzthum von Eck st ädt hat sein Amt wegen hohen Alters niedergelegt. Zu seinem Nachfolger wurde Geheimrat Dr. Schel - chcr gewählt. Die Mitgliederzahl des Vereins ist in der letzten Zeit etwas zurückgcgangen. * Vom Dieb der „Eioconda". Nach einer Mel dung aus Rom soll der Dieb der „Eioconda" geisteskrank sein. Voraussichtlich wird der Prozeß gegen ihn nicht zu Verhandlung kommen. * Kampfs Fichtebild für die Berliner Universität. Professor Artur Kampf hat jetzt, wie die „B. Z." schreibt, in der neuen Aula der Berliner Universität die Freskoarbeit an dem großen Mandbilde be gonnen, das die Hauptwand d»es Raumes mit einer idealen Darstellung von Fichte als Redner an die deutsche Nation schmücken soll. Auf Grund des großen Kartons malt Kampf auf den Leitergerüsten — auch einen kleinen Fahrstuhl hat man angelegt — das Monumentalbild auf die Wand selbst: kleine Acnde- rungen werden, der farbigen Ausführung im großen entsprechend, erst bei der Arbeit eingefügt. Das Werk Mit seinen ungewöhnlich großen Ausmaßen — etwa 5 zu 12 Meter — nimmt mehr Zeit in Anspruch, als d'.'r Künstler erwartete. Professor Kampf hoffte, das Filbtebild schon zur Geburtstagsfeier des königlichen Stifters der Universität, Friedrich Wilhelms III., zum 30. August, vollenden zu können. Sehr gefördert wir- die Arbeit dann schon sein, auf die Vollendung rechnet Kampf erst für den Spätsommer. * Die Venus von Cyrene. In Cyrene gelang es den Italienern kürzlich, unweit des Apolloorunnens eine Venusstatue aufzufinden, die jetzt in den amt lichen Kunslberichten des italienischen Unterrichts ministeriums von Professor Lucio Mariani ver öffentlicht und erläutert wird. Nach Mariani ist diese Venus eine Arbeit aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts und vielleicht ein griechisches Original. Bei einer Aphrodite - Statue dieser Zeit liegt natürlich die Zuweisung an die schule des Praxiteles am nächsten, da dieser Künstler für die Darstellung der Liebesgöttin einen neuen, sogleich stark in Aufnahme gekommenen Typus geschaffen hat. Die Venus von Cyrene scheint sich aber weniger an Praxiteles, als vielmehr an die alten Ueberlieferungen der Schule des Polyklet in der strengen Behandlung der Körperformen an» zuschließcn. Sie stellt eine Anadyomene dar, die, soeben aus dem feuchten Elemente emporgestiegen, im Begriffe scheint, sich das Haar aufzu binden. Diesen Vorwurf hat auch Apellcs in einem, im Altertum« sehr berühmten Gemälde behandelt, und bisher hat man immer ange nommen, daß die zahlreichen Kleinbronzen und ähnlichen Merke der antiken Kunstindustrie, die das selbe Motiv behandeln, auf das Bild des Apelles als Urtypus zurückgehen. In den jüngsten Jahren hat sich jedoch die Zahl der Statuen dieses Motivs erheblich vermehrt und jetzt tritt nun in diesen Kreis auch die Venus von Cyrene ein. Sie scheint die kunstgeschichtliche Vermutung zu bestätigen, daß das Motiv der sich das Haar aufbindenden Ana dyomene doch zuerst in der Plastik und später erst durch Apelles in der Malerei sestgelegt worden ist. * Charles Davis gestorben. Der bekannte Kunst sachverständige Charles Davis ist in London im 65. Lebensjahre gestorben Der Verstorbene war nicht nur ein Sachverständiger für Gemälde, sondern für fast jede Art von Kunstgegenständen. Er war ein persönlicher Freund des Königs Georg und der Königin Mary, sowie auch des verstorbenen Königs Eduard VH. Auch die Familie Rothschild holte beim Ankauf von Kunstwerken stets den Rat des Verstorbenen ein. * Der greise Zoologe Fabre hoffnungsloserkrankt! Wie aus Sörignan bei Avignon drahtlich gemeldet wird, hat sich der Zustand des berühmten Jmektenforschers H. H. Fabre in hoffnungsloser Meise verschlimmert. Fabre steht im 94 Lebensjahre. * Rücktritt des Geheimrats Conrad. Der berühmte Nationalökonom der Höllischen Universität, Geheim rat Johannes Conrad, der im Februar seinen 75. Geburtstag feierte, beschloß von feiner Tätigkeit zurück-»treten " Eine köstliche Berichtigung geht uns aus Wien zu die wir gern und ungebeten wiedergeben. In unserer Notiz: „W ie ent >t and Koschat sLied „Verlassen, verlassen, verlassen dini" wurde gesagt, ..der junge Koschat habe leinen Schmerz bei einem Glase guten „Heurigen" betäuben wollen. „Einer Flasche nach der anderen wurde der Hals gebrochen" —, hieß es alsdann. Diese Sachunkenntnis entrüstete aber einen freundlichen Wiener Leser unseres Blattes, und er sandte uns I den Artikel mit folgender Randbemerkung zurück I „Ja Schnecken! Ader i bitt Jhna, bei an Heurig'n I in Wean gibts do kan „Flaschenwein", und dös ' wissens nöt amal?l?"
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