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Settr 2 Nr. 2öS. Morgrn-nusisile Line Re-e San Giulianos. Rom, 20. Mai. Der Minister des Aeußern di Han Giuliano erklärte in der Deputiertenkammer in Erwiderung auf ein« Interpellation, daß der eng lische Staatssekretär des Auswärtigen Sir Edward Grey am 14. Dezember vorigen Jahres von der Er klärung Italiens Akt genommen habe, daß dre zwölf Injeln unter Bedingungen an die Türkei ^urückgegeben werden würden, welche Ita lien und die Türkei feststellen würden. Die Rote Greys habe anerkannt, daß di« Frage in erster Linie Italien und die Türkei interessiere, aber die aus der Besetzung der zwölf Inseln Lurch Italien sich er- gebende Lage als anormal bezeichnet. Obwohl das Wort „anormal" im Englischen eine ein wenig andere Bedeutung hat, als im Italienischen und Französischen, und obgleich ich die freundschaft lichen Absichten der englischen Negierung kannte, verhehlt« ich, fuhr der Minister fort, da ich wußte, daß die erste Bedingung zur Erhaltung herzlick)«r Be ziehungen zu England die größte Offenheit und Freimut sei, Grey gegenüber meinen Eindruck nicht und teilte ihm di« Gründe mit, aus denen der be wusste Ausdruck eher die Wirkung haben könnte, die Räumung der zwölf Inseln aufzuhallen, als sie zu beschleunigen, auch weil er entgegen den Absichten Greys die Türkei hätte bestimmen können, unseren gerechten Forderungen Widerstand zu leisten. Die sehr herzlichen und freundschaftlichen Be sprechungen zwischen mir und dem englischen Bot schafter, sowie zwisckxn unserem Botschafter In Lon don Imperiali und Staatssekretär Grey be stärkten mich sofort in der Ueberzeugung, da» der be wußte Ausdruck kein« Italien gegenüber wenig freundschaftliche Bedeutung habe. Diesen loyalen, freundschaftlichen Worten Greys entsprechen die Tat sachen. — Aus eine Anfrage des Abgeordneten Fderzoni, ob der Ausdruck Greys zur vollstän digen Erfüllung der Bestimmungen von Lausanne und der Erlangung von entsprechenden Kompen- sationenfür die Ausgaben und Opfer, die Italien infolge der Nichterfüllung der Lausanner Bestim mungen seitens der Türkei gehabt habe, nützen könne, antwortete San Giuliano, der erste bemerkenswert« Schritt auf dem wahrscheinlich noch langen, mühe vollen isvege sei dank der außerordentlich freundschaft lichen Haltung der britisci)en Regierung gegen Italien bereits in Len ersten Tagen des Februar getan wor den. Grey habe gesagt, da es sich um Italien handele, mit dem England die herzlichsten Beziehungen auf- rcchtzuerbalten wünsche, würde er sich den von den italienischen Kapitalisten gcsordcrten Konzessio nen in der den englischen Interessen so nahen Zone nicht widersetzen, natürlich unter Vorbehalt der Rechte der englischen Gesellschaft für die Eisenbahn Smyrna —Aidin. Der Minister fuhr fort, er freue sich, mitteilen zu können, daß das Hindernis, das aus diesem englischen Verhalten herrühre, be seitigt sei und das italienische Syndikat und die eng lisch« Gesellschaft für Smyrna—Aidin am 19. Mar ein endgültiges Abkommen über die italieni schen und die englischen Eisenbahnen in Kleinasien unterzeichnet hätten. Nach einem historischen Ileberblick über diese Frage sagte San Giuliano weiter, man müsse natürlich noch die Kon zession für den Bau und Betrieb der Bahn, die in den Häfen Makri und Adalia ende, und für den Bau und Betrieb dieser-Häfen von deuOtto- hranischen Regierung haben; aber das Abkommen zwischen dem italienischen Syndikat und der eng lischen Gesellschaft würde nützliche Wirkungen haben. Denn beide Gesellschaften hätten sich verpflichtet, der Türkei gegenüber im gegenseitigen Einverständnis zu handeln, und zwar das italicnffchc Syndikat, uin die obengenannten Linien südlich Smyrna—Aidin zu er halten, und die englische Gesellschaft, um die anderen entsprechenden Linien nördlich Smyrna—Aidin in der Richtung auf die deutsche Bagdadbahn zu er langen. San Giuliano fuhr fort: Die erwähnte llcbereinkunft wird der italicnischen und der eng lischen Regierung bald amtlich bekanntgegeben lv«r- den. Sie werden aufgefordcrt werden, sich für die Verwirklichung cinzusetzen. Die «rwähnten Anträge betreffen besonders die Gegend von Adalia und Makri; sie wollen dies« Häfen ausbauen und das Eisenbahnnetz nach Westen und Osten erweitern. Die Regierung würde auch gebeten, andere italienisch Anträge zu unterstützen, die daraus ausgehcn, die Wälder und Bergwerke im Hinterland« von Adalia und auf den zwölf Inseln auszu- hutcn. Der Minister gab stets seine Unterstützung und gibt si« auch stets, indem er ersucht, die Gesuche der verschiedenen Kapitalisten zu ordnen, und bei der Türkei wirksam vorzugehen, um ihre gewohnte Langsamkeit um ein mögliches, aber unberech tigtes Mißtrauen zu überwinden. Wir haben ein außerordentliches, politisches und wirtschaftliches Interesse an der Aufrechterhaltung der territorialen Int« gritiit der Türkei und der Verstärkung ihres Wohlstandes und ihrer Macht, welche eine der Haupt grundlagen für unsere Mittelmecrpolitik bildet. Es ist überflüssig zu sagen, daß das Abkommen vom 19. Mai nicht nur erneut die Intimität und Herz lichkeit zwischen der italienischen und der englischen von Meistern -er Graphik. Erst in unseren Tagen ist das Interesse an Graphit ,o stark geworden, daß man große selbständige gra phische Ausstellungen zu veranstalten wagt. Und nicht mehr ist es die Reproduktionsgravhik, die graphische Kabinette füllt, sie wurde allmählich durch öie Photographie für den wissenschaftlichen Lern- betrieb verdrängt, sondern Handwichungen, selbständige Radierungen von Meistern führen uns in die Werk statt der Kunst und der Künstler. Je mehr aber unser Verständnis für die gezeichnete und radierte Skizze sich gebildet hatte, um so größer wurde Wert und Gestalt Rembrandts. Selbst der kleinste Zettel seiner Hand wurde ein Glied jener Kette, die das Seelenleben dieses Tiefsten der malenden Menschen mit der Kunst verband. Moden und Geschmack wechseln in der Kunst. Es gibt Zeiten, die achtlos an Botticetti, verachtend an Raffael vorüdergehen, niemals aber darf eine Zeit wiederkehren, die Rembrandt mißversteht; denn in seiner Kunst erblühte die Menjchenseele zu künst lerisch geklärter Form, und wer Seele besitzt, muß sich in Rembrandt wiederfinden. Daher begrüßen wir den zweiten Band der wohlfeilen Gesamt ausgabe der Handzeichnungen Rembrandts (Hermann Frcises Verlag, Parchim i. M., 1914) aufs freudigste. Was in dem l. Band, den Handzeich. nungen des Rijksprentcnkadinet in Amsterdam, die drei Herausgeber, Kurt Freise, Karl Lilien- f ei d lAssistent am Leipziger Museum der bildenden Künstel, Heinrich Wichmann versprachen, der neue Band mit den Zeichnungen des Kgl. Kupfer stichkabinetts zu Berlin hat es gehalten. Einer kurzen inhaltreichen Einleitung von Dr. Karl Lilienfeld folgt das sehr gut und- vorsichtig gear beitete kritische Verzeichnis. Die ganze vorliegende Literatur ist herangezoaen und durch selbständig ge- wonnene Urteil« der Herausgeber vermehrt. Di« leipziger Tageblatt. MUImait,, 27. M»i 1SI4. Regierung bezeugt hat, sondern daß es auch Mittel gibt, sie noch intimer und herzlicher zu gestalten, weil sie dieselbe Frage, von der die Interpellanten fürch teten, daß si« zu einer Ursache der Zwietracht zwischen den beiden, durch dauernde, traditionelle Sympathie verbundenen Rationen werden könne, in eine Frage loyaler, freundschaftlicher Zusammenarbeit umge- wandolt hak. — Auf einige Anfragen bezüglich Albaniens sagte San Giuliano, di« gegenwärtige Lage in Albanien fordere seitens der Regierung die aufmerk samste Sorge, weil damit ernste Interessen Italiens verbunden seien, welches niemals und in keinem Falle zugeben könne, daß das Gleichge wicht in der Adria zu seinem Schaden verändert werd«. Der Minister fügte hinzu, er werde die all gemeinen Richtlinien und die hauptsächlichsten Grund sätze in dem Verhalten, das Italien zu beobachten gedenk«, andeuten, wobei er sich in den Einzelheiten einige Reserve auferlegcn müsse. Andere Länder Hütten in der ersten Zeit ihrer Un abhängigkeit nicht geringere Schwierigkeiten zu über winden gehabt als Albanien. Die augenblicklichen Schwierigkeiten mussten ruhig behandelt werden. Die internationale Besetzung von Skutari verhinderte schwere Verwicklungen in Nordalbanien. InSüd- albanien sei inan der Lösung der Schwierigkeiten auch schon nahegekommcn. Aber in Mittclalbanicn sei vor ungefähr vierzehn Tagen ein Aufstand aus gebrochen, der Turazzo bedrohte. Die erforderlichen Vertcidigungsmaßregeln seien durch Meinungs verschiedenheiten zwischen den holländi schen Offizieren und dem Kriegsminister Essad Pasch a beeinträchtigt worden. Bisher sei kein B e. weis für den Verdacht der Hintergedanken erbracht worden, die man von verschiedenen Seiten Essad Pastha zugeschoden habe. Der Minister gab dann eine genaue Darstellung der Vorgänge in Durazzo und fuhr fort: Zwischen ihm und Graf Berchtold habe ein lebhafter Meinungsaustausch stattgcfunden, dessen Ergebnis in dem einmütigen Entschlüsse bestehe, die Konsolidierung des albanischen Staates anzustrobcn und die Autori tät des Fürsten zu wahren, nach Möglichkeit aber eine Intervention zu vermeiden. Die beiden Re gierungen beabsichtigen, natürlich unter der Voraus- letzung. daß die anderen Großmächte zustimmen, eine Abteilung der internationalen Trup pen von Skutari nach Dur azzo zu senden. Die italienische Regierung hat in diesem Sinne bereits Schritte bei den anderen Regierungen unter nommen und setzt sie sort. Die beiden Regierungen sind einig in dem Wunsche, daß die internationale Kontrollkommission die albanische Regie rung wirksam unterstützt, um alle Schwierigkeiten zu überwinden. polMetie UeberlieM Vrr Kolonialbesitz -es Kaisers. Jüngst wurden einige Mitteilungen über den Farmbesitz des Kaisers in Deutsch-Südwest, afrita veröffentlicht. Dazu wird uns von kolo nialer Seite folgendes geschrieben: Es hatte seinerzeit bei allen Anhängern kolonialer Bestrebungen große Freude hervor- aerufcn, als der Kaiser sich zum Aulauf zweier Farmen in Südwest entschloß, konnte man doch ohne weiteres aunehmen, daß einmal das kaiserliche Beispiel zur Nacheiferung anregen, anderseits die - kaiserlichen Farmen zu Muster betrieben kolonialer Landwirtschaft ausgestaltet wurden. Man war um so eher zu solcher An nahme berechtigt, als ja Kaiser Wilhelm als Landwirt auf feinem westprcußischen Gute Ea- dinen eine mustergültige Wirtschaft führt. Die Farmen, die Kaiser Wilhelm damals antaufte, waren die Besitzungen Dickdoru und Kosof im Bezirk Gibcon, einer Gegend, die zum sog. Groß-Namaland gehört, sich also in der Süd hälfte der Kolonie befindet. Auf den taiserlichen Farmen widmet man sich ausgedehnt dem Be trieb der W o l l s ch a f z u ch t. Alle kolonialen Autoritäten haben die Lage der kaiserlichen Farmen für ausgezeichnet erklärt und auf ihnen alle Bedingungen erfüllt gefunden, die eine rationelle Schafzucht verlangt. Während in der Mitte und im Norden des Schutzgebietes die Rinderzucht vorwiegt, betreibt man in Groß- Namaland hauptsächlich die Wollschaszucht. Die beiden Farmen des Kaisers liegen zwischen Gi- beon und Maltahöhe am Psubsluß, also unweit der Station Gibeon der Nordfüdbahn, die von Windhuk im Norden nach Keetmanshop im Süden verläuft. Der .Kaufpreis, den der Kaiser für die beiden Farmen anlegen mußte, war verhältnismäßig gering, er belief sich aus 96 000 Mark. Die Wollschafzucht iu Südwest hat, wie das Beispiel der Kapkolouic beweist, für das Schutzgebiet eine ungewöhnliche Bedeutung. Es ivar daher mit Freuden zu begrüßen, daß der oberste Schirmherr der Kolonie selbst mit gutem Abbildungen zeichnen sich durch klaren und guten Druck aus So wurde diese Ausgabe ein Scbatzküstlein für Stunden stiller Sammlung in unserem Leven. Oft überrasch« ich mich selbst, wie ich mir den Band aus meinen Büchern lange, flüchtig darin blättere, bis ich an einem Blatte halt mache, wie z. B. N. Ai (Tobias erschrickt vor dem Fisch) oder N. 80 (Thisbe üeweint den Tod des Pyramus) oder R. 89, dem herrlichsten der Blätter, dem Bildnis der Saskia in Silberstift, und nun vor diesen aus flüchtigen Strichen gezauberten Erlebnissen der großen Seele Rembrandts versunken, mich cinhülle in das Wunder künstlerischen Ausdrucks und Schassens. In den jetzigen Tagen, wo wir in Leipzig die Weltschau für Graphik begehen, dürfte es keine Profanierung des Genius Rembrandts sein, nenne ich gleich neben ihm den Namen eines Mannes, der zwar kein Künstler, aber als Erfinder einer der fruchtbarsten Anreger der Graphik gewesen, ich meine Alois Senefelder. Earl Wagners fein sinnige Biographie lVerlag Giesecke L Devrient 1914) gibt mit seinem Leben eine Geschichte der Litho graphie. Wir lernen Eltern, Geschwister und das Leben dieses erfindungsreichen Mannes kennen, der es trotz aller seiner Pläne und Entwürfe nach bürger lichen Begriffen gleich Rembrandt nie auf einen grünen Zweig gebracht hat, der aber in seiner Er findung ein grünendes Reis dec Menschheit hinter ließ von unsterblicher Blüte. Zahlreiche vorzügliche Illustrationen nach Inku nabeln der Lithographie beleben da« Werk Wagners und verleihen ihm mit dem Text, der verständnisvoll aber nicht panegyrisch das Leben und Wtrkkn Sene- felders schildert, den Wert eines Denkmals. klnd noch eines Gedenkwerkes für einen Meister der Graphik möchte ich Erwähnung iun, der Ausgabe des wissenschaftlichen Verzeichnisses der Radierungen Paul Herrmann» (Henri Hsran) von Prof. Dr. Han» Wolfgang Singer. (Kunstverlag O»kar Rauthe, Berlin«Friedenau, 1914.) Paul Beispiele voranging und Zuchtfarmen schuf, deren Erfolge bald neue entstehen ließ. Hier sind vor allem die deutsch-südwestafrikanische Sclzäsereigesellschaft sowie die Farm Voigts- grund zu nennen, die, in der Nahe des kaiser- lichen Kolonialbesitzes gelegen, ebenfalls mit ausgezeichnetem Erfolge die Schafzucht betreiben und quantitativ wie qualitativ beachtenswerte Erzeugnisse auf den Markt bringen. Uebrigens ist das Gebiet, in dem die kaiserlichen Farmen belegen sind, ein auch geschichtlich erinnerungs reicher Boden, hier spielten sich in dem Süd westfeldzug manche schwere Kämpfe mit den Ein geborenen ab. Vie Einrichtung einer allgemeinen Seamtenkrankenverflcherung die den Berbandstag des Verbandes Deut scher Beamten vereine, der vom 4. bis 7. Juni in Hamburg tagt, beschäftigen soll, wird den Hauptgegenstand der in Aussicht genom menen Verhandlungen bilden. Neber die Ein richtung der beabsichtigten Krankenversicherung der Beamten erfahren wir, daß sie nicht nach Art der Arbeiterversichcrung gestaltet werden soll. Es ist vielmehr beabsichtigt, die Versiche rung als Krantheitslvstcnzuschußkasse cinzurich- len. Hierbei ist die Schaffung vvn Zwangs einrichtungen als notwendig erachtet worden, und die Versicherung soll derartig eingerichtet werden, daß eine Heranziehung der bestehenden Unlerstützungsfonds der Negierungen als Ar beitgeber ermöglicht wird. Tatsächlich werden die bestehenden Unterstützungssonds bereits zu neun Zehnteln als Zuschüsse zu den Kranken kosten verwendet. Durch die neue Einrichtung soll für alle Beamten ein Rechtsanspruch auf die Kranlenversicherung geschaffen werden. Bei den jetzt bestehenden Verhältnissen sind nament lich die geringer besoldeten Beamten in dieser Hinsicht schlecht gestellt. Vvn Wichtigkeit dürfte ferner sein, daß eine Belastung der Steuer zahler durch die Einrichtung der Krankenver sicherung nicht in Frage steht. Der Gesamt vorstand des Verbandes Deutscher Bcamtenver- eine ist einstimmig der Ansicht, daß eine wirk same Hilfe nur auf diesem Wege und durch Schaffung von Zwangseinrichtungen möglich ist. Es soll nicht nur den Beamten selbst, sondern auch deren Ehefrauen und Kindern ein Mindest maß der Krantenfürsorge gewährleistet werden. Zu den entsprechenden Kosten haben sowohl die Beamten als auch die Negierung und die Kommunen beizutragen. Es ist zu erwarten, daß auf dem demnächst stattfindenden Verbands tage, dem die Vorschläge über die Organisation der Krankenversicherung in Form einer Denk schrift unterbreitet werden sollen, endgültig über die Angelegenheit Beschluß gefaßt wird, deren Klärung erst nach langen Vorarbeiten und ein gehender Prüfung der Sachlage erfolgt ist. Heer un- Potte. * Parade d«r Münchener Garnison. Am Dienstag vormittag hat auf dem Oberwiesenfeld bei München eine Parade dec dortigen gesamten Garnison, die erste vor KonigLu 0 wtg, stattgefunden. Trotz des ungünstigen Wetters wohnte ein zahlreiches Publikum oem militärischen Schauspiel bei. Der König ritt die Fronten der in zwei Treffen auf- gestelUen Truppen ab. Es erfolgte nur ein Vorbei marsch. Während der Paraoe kreuzten Militär doppeldecker über dem Platze. München, 26. Akai. Rach der Parade fand in der Königlichen Residenz Militürtasel statt, bei welcher der König in einer Rede aus führte, es s«i ihm eine Freude gewesen, die Offizier« und Mannschaften bei der Parade in vortrefflichem Zustand zu sehen. Daß -die bayrische Armee keinem anderen Kontingent nach'tehc, wisse er. Er gehöre ihr ja schon über fünfzig Jahre an und habe Ge legenheit gehabt, sich bei dein idealen Wettbewerb in verschiedenen Manöver» davon zu überzeugen. Wenn jede Armee, wenn jedes der 25 deutschen Armeekorps bestrebt sei, das beste zu sein, habe Deutschland nichts zu befürchten. Der König fuhr dann sort: Sie wissen, daß ich ein großer Friedensfreund bin, und ich hoffe, der Friede wird uns noch lange erhalten bleiben. Aber die Aufgabe der Arme« ist es: sie muß sich zum Krieg« oorbereiten. Die Armee und selbstverständlich ich als oberster Kriegsherr, fürchten den Krieg nicht. Sollte die bayrische Armee noch einmal unrcr dem Oberbefehl des obersten Bundesfcldherrn, des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen, in den Krieg ziehen, dann wünsche ich ihr neue Lorbeeren und Erfolge, getreu ihrer uralten Ge schichte. Der König widmete sein Glas seiner Armee. Herrmann, der Maler-Radierer, dessen gra phisches Werk vor uns ausgebreitet liegt, ist ein Fünfziger; allein nur ein Kreis von Freunden und Sammlern kannte und schätzte ihn. Erst jetzt ist dieser Meister in der ..Großen Berliner Kunstausstellung" und in der „Zeitgenössischen Graphik" der Bugra, deren unermüdlicher Organisator er war, hervor getreten, und dieses Auftreten bedeutete einstimmigen Erfolg. Leider ist diese Monographie trotz liebevoller Ausstattung nicht geeignet, die Allgemeinheit für Paul Herrmann jo zu gewinnen, wie er verdiente. Singer ging bei der Auswahl der achtundfünfzig Abbildungen zu sehr als Kunstgelehrter und Lieb haber vor, wählte Zustandsdrucke, die dem Kenner, nie aber dem Laien viel sagen. Und auch der Schilderung des reichen Lebens Paul Herrmanns, die sich wie ein Roman lesen müßte, fehlt der adäquate Stil. Singer beherrscht als Amerikaner nicht so den Ruancenreichtum unserer Sprache, um nachaestaltend dieses Ledens Fülle aus- zuschöpfen. In Paul Heyses Umgebung als besten Neffe ausgewachsen, reißt er sich gewaltsam los, um den eigenen Weg seines Schicksals zu suchen. Die Etappen dieser Wanderung führen ihn nach Pari», New Port, Chicago, San Francisco, um endlich in Berlin als gereifter Meister zu landen. Aber aus dieser oft stürmischen Lebcnsfahrt führt ihn das Schicksal zusammen mit Oskar Wilde, Strindberg und Münch, deren Freundschaft er verdiente und genoß. Jetzt auf der Höhe seines Lebens sehen wir ihn rast los weiterschaffen in strengster Selbstkritik, und alle, die wir ihn lieben und schätzen, hoffen von dem Er folge. der ihm wie wenigen verdient geworden, neue Befruchtung seiner Freude am Wirken. Wo so viel menschliche Werte in einem Künstler sich mit tech nischer Kraft und Können verbinden, muß Kunst er blühen; denn das Höchste an jedem Kunstwerk ist die Menschenseele, die wir tn ihm lebendig spüren. vr. Lodert Oor^egb. Deutsche» Reich. * Der sechste Reich»anwalt wird wieder »erlangt. Die „Tägl. Rundsch." hört, die Reichsregierung sei entschlossen, trotz der zweimaligen Ablehnung des sechsten Reichsanwalts diese Forderung nicht fallen zu lasten, sondern si« im Etat für 1915 abermals einzu stellen. Die Stelle sei für eine ordnungs mäßige Abwicklung der Geschäft« unbedingt er forderlich. * Eine Erklärung de» Vorstandes des Sächsischen Lehrerverein» gegen den konservativen Abgeord neten Opitz veröffentlicht die „Leipziger Lehrer zeitung". Diese Kundgebung hat fönenden Wortlaut: „Der Landtagsabgeordnete Herr Geh. Hofrat Opitz hat schon während des Schulkampfes im Jahre 1912 sowohl im Landtage, als auch in der Oeffentlichkeit wiederholt die Bestrebungen der sächsischen Lehrer schaft in bezug auf die Reform des Religionsunter richtes in unwahrer Weise dargestellt. Im Landtage und auch in der Fachpresse der sächsischen Lehrer ist 'ihm sein „Irrtum" wiederholt nachgewiesen worden. Trotzdem bringt es Herr Opitz fertig, am 2. April 1914 im Landtage dieselben Unwahrheiten und Ver drehungen in noch verstärktem Maße zu wiederholen, indem er behauptet: „In der Denkschrift der Lehrer schaft ist in einer Stelle klipp und klar gesagt, daß der Religionsunterricht aus der Schule zu entfernen und durch di« Naturwissenschaften zu ersetzen ist." Wer die Bestrebungen des Sächsischen Lehreroereins auch nur einigermaßen verfolgt hat, muß zugeben, daß von ihm niemals die Entfernung des Reli gionsunterrichts ans der Schule gefor dert worden ist, sondern eine Verinnerlichung der religiösen Unterweisung angestrebt wird. Die erste der Zwickauer Thesen bringt diesen Standpunkt der sächsisck?en Lehrerschaft „klipp und klar" zum Ausdruck, sie lautet: Religion ist ein wesentlicher Unterrichts gegen st and. Ein ganzes Kapitel in der Denkschrift des Sächsischen Lehreroercins han delt von der Umgestaltung des Religions unterrichts nach pädagogisch-psychologischen Grund sätzen. Auch in der Oeffentlichkeit haben Vertreter des Sächsischen Lehrervereins wiederholt ihre Mei nung in demselben Sinne zum Ausdruck gebracht. Das alles ist Herrn Opitz durchaus bekannt, zumal ihm als Landtagsabgeordnetem alle offiziellen Schriften des Sächsischen Lehrervereins zugegangen sind. Wenn Herr Opitz trotzdem immer und immer wieder die unwahre Behauptung von der Forderung der sächsischen Lehrerschaft nach Beseitigung des Re ligionsunterrichtes verbreitet, so muß der Vorstand des Sächsischen Lehrsrvereins gegen ein derartiges Beginnen eines Volksvertreters mit aller Entschieden heit öffentlich Verwahrung einlegen." * Der Vorstand des Vereins der Fortschrittlichen Volkspartei für Dresden und Umgegend hat, wie man uns schreibt, in seiner letzten Sitzung gegen ver schiedene Aufsätze des „Dresdner Anzeigers" über den Reichstag Einspruch erhoben, weil sie nach Form und Inhalt weit über eine berechtigte Kritik hinausgegangen seien. In einer längeren Erklärung „bedauert er aufs tiefste, daß das Amtsblatt des Rates zu Dresden die Ächtung vor einer staatlichen, auf Grund der Verfassung bestehenden Einrichtung untergräbt" und mißbilligt insbesondere die ent würdigende Form dieser Angriffe." * * Prinz Heinrich von Preußen besichtigte am Donnerstag vormittag die Deutsche Werkbund- Ausstellung in Köln und wellte Uber eine Stande im Oesterreichischen Hause. An die Besichtigung schloß sich ein Frühstück, das vom Kölner Klub für Luftschiffahrt zu Ehren des Prinzen gegeben wurde. * In der Sitzung des Bundesrats am Dienstag wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen der Zusatzvertrag zum Vertrag mit den Niederlanden über Unfallversicherung und die Vorlage wegen Versetzung von Orten in eine andere Ortsklasse des Wohnungsgeldzuschußtarifs. Den vom Reichstag angenommenen Entwürfen eines Gesetzes zur Aende- rung der 88 74, 75 und des 8 76 Abschnitt 1 des Handelsgesetzbuches, eines Gesetzes gegen den Ver rat militärischer Geheimnisse sowie eines Gesetzes betreffend Aenderung der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige wurde zugestimmt. Das Zusatzprotokoll zur revidierten Berner Ucker- einkunft zum Schutze von Werken der Literatur und Kunst wurde angenommen Lin Maknrut an alle Llteen. Meine jetzt dreijährige Tochter, schwer erkrankt nahm kein Essen mehr zu sich und erbrach fortwährend Ich sah kaum eine Möglichkeit, ihren Kräftcverfall aufzuhalten, und nahm auf Anraten meine Zuflucht zu Bcoson, das mir den untrüglichen Beweis er brachte, daß cs für Kinder nichts Verläßlicheres geben tann. Ich freue mich über meinen Liebling, daß er heute wieder so munter, pausbäckig und bei vorzüglichem Appetit ist, er hat sich brillant erholt und das nach dem Gebrauch von nur einem Paket zu 8 Mark aus unserer Nachbarapotheke. W. Hoffmann, Radebeul b. Dresden, Serkowitzerstraße 13 Unter schrift begl.: 23. 12. 1913. Walter, Kgl. Notar. ck,«o- Vie Miniaturen -er SriHeier „Stun-enbücher". Aus Künstlerkreiscn wird uns geschrieben: Unge wöhnlich schöne Buchminiaturcn nennt die Brüssc- lcr Bibliothek ihr eigen, und cs ist unbegreif lich und tief bedauerlich, daß selbst Kunstfreunde so selten den Weg zu dieser unvergleichlichen Samm lung finden. Es ist so viel erlesene Schönheit in den Brüsseler Miniaturen verborgen, daß man gern von einer Veröffentlichung Eugene Bachas Kenntnis nimmt, die einem größeren Kreise diese Welt zarter und frommer Schönheit näherbringcn will. Es sind besonders die sogen. „Stundenbücher", die aufs höchste unsere Bewunderung herausfordern müssen. Was in Bachas Album an Miniaturen ver- öffentlicht wird, läßt uns wahrlich bedauern, daß man alle diese vergessene Schönheit bisher achtlos und gleichgültig in den Archiven der Brüsseler Bibliothek hat verstauben lasten. Man schämt sich ordentlich vor sich selbst und beglückwünscht sich geradezu wie zur Entdeckung einer Wunderwelt, nimmt man ehr- sürchtig die herrlichen Blätter aus dem ..Stundenbuch unserer lieben Frau" in die Hand, das heute den zwanzigfachen Wert dessen besitzt, wofür es vor sechzig Jahren erhältlich war. Ein Prunkstück der Familt« Hennessy, dürfte der Wert heute mit 100009 Frank nur gering veranschlagt sein. Immer neu« Herrlichkeiten breitet dann Bachas Veröffentlichung vor dem entzückten Auge au». Da ist das wunder schöne Stundenbuch des Johannes v. Berry, weiter die hochberühmte Thronik des Hennegaus, die wir Jean Wanguelin verdanken, und schließlich das Anckdotenbuch des Johannes M a n s e l. Dies letztere köstliche Werkchen hat übrigens «ine eigene Geschichte. Aus dem Besitz des Herzogs von Burgund kam es an Maximilian von Oesterreich, der di« weltberühmte burgundisch« Bibliothek wegen sein«» chronischen Geldmangel« an Wuchs««» owchauft», '