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Sächsische Volkszeitung : 09.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193208099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19320809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19320809
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-09
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.08.1932
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0f«nr!«n und Umgebung König-Georg-Gedächtnisfeier Anläßlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages Koni» Georgs, dessen wir bereits in der Sonntagsausgabe »«dacht haben, veranstaltete am Sonntagvorinittag der Deutsch« O s f i,z i e r s b u n d und der Sächsische Militärver ein s b u n d im Gewcrbchans eine Gedächtnisfeier, an der auch die Mitglieder des Hauses Wettin teilnahmen. Ueber König (Oeorg als Soldat sprach General der Infanterie a. D. Edler v. d. Planitz. Gesandter a. D. von Stieglitz iveitete das Bild des Königs durch Darstellungen der staatsmännischen Lei stungen König Georgs aus. Danach entwarf Prinz Friedrich Christian ein Charakterbild seines Grotzvaters, in dem er vor allem dessen Gottesglauben, Pflichtgefühl, Familiensinn, Sorge für das Gemeinwohl und Verbundenlpnt mit der sächsi- sck»en Heimat hervorhob. Nach dem Liede „Gott sei mit dir, mein Sachsenland" beschlossen zwei Märsche die Feier. Kann Riiumungvurtril durch polizeilich« Mahnahmrn ausgehoben werden? Ein Hausbesitzer in Heidenau hatte gegen seinen Mieter ein Räumungsurtcil erwirkt. Am Tage der Räumung meldete sich der Mieter als obdachlos bei der Polizei, die anordnete, das; der Hausbesitzer ihn wieder auszunchmen habe, da sonst Gefah ren für Leben und Gesundheit des Obdachlosen zu befürchten seien. Hiergegen erhob der Hansbelitzer Beschwerde, und das Sächsische Oderverwallunasgericht, di« oberste Instanz in Ver waltungsstreitsachen, gab ihm Recht, denn das Vorgehen der Polizei bedeutet nichts anderes als di« Aushebung eines rechts kräftigen Urteils. Das Gericht erklärte in der Begründung, di« Polizei sei zu Lingrissen ins Eigentum nur berechtigt, wenn ein Notstand, eine unmittelbare Gefahr, die anders nicht zu besei tigen sei, vorhanden wäre. Im vorliegenden Fall könne aber nicht zugegebcn werden, bah der Obdachlose nicht hätte anderweitig untergebracht werden können: der Stadtrat hätte es in einem Gasthof oder auswärts trotz höherer Kosten versuchen müssen. Ueoerdies habe der Hausbesitzer angcboten, einen Armenhaus insassen aufzunehmen, so bah der Obdachlose im Armenhaus hätte untergebracht werden können. Es märe also ein Mittel vorhanden gewesen, den Notstand zu beseitigen. : Verkehrsunsäll«. Auf der Stephcnsonstraße in Dresden- Laubcgast wurde am Sonnabendabend ein drei Jahre altes Mäd chen von der Straßenbahn angesahrcn. Das Kind erlitt einen Echädelbruch und muhte ins Krankenhaus gebracht werden. — Am Sonntagabend wurde aus der Kesselsdorser Straße in Ober- gorbitz ein Lljähriacr Man» von einem Personenauto übersah- ven. Der Uebcrfallene erlitt eine schwere Gehirnerschütterung rind wurde dem Friedrichstiidter Krankenhaus zugefiihrt. — Ein Motorradfahrer fuhr am Sonntagabend mit seinem Rade gegen di« Mguer des Rittergutes in Altlockwitz. Der Verunglückte zog sich «ine schwere Gehirnerschütterung zu, die sein« Uebersührung ins Heidenauer Krankenhäus notwendig machte. : Hoh«s Alter. Frau Rcgierungsrat Berta Lucke geb. Neumann. Niederwaldplatz 1. begeht am 11. August in körper licher und geistiger Frisck>e ihren vü. Geburtstag. Sie ist wohl die älteste Besucherin der Marienkapelle zu Dresden-Striesen. In Monatsfrist wird es ihrem Gatten vergönnt sein, das gleiche Alter zu erreichen. : Opfer des Verkehrs. Am Sonnabendmorgen kam aus der Kesselsdorser Straße ein 16 Jahre alter Lehrling mit seinem Fahrrad« zu Sturz. Er hatte die Gewalt über das Rad ver loren und war gegen einen Baum gefahren. Seine Verletzungen waren so schwer, daß er noch aus dem Wege zum Krankenhaus« verstarb. Goethe-Ausstellung im Kunstvrrem, Brühlsche Terrasse. Dienstag nachm. 5 Uhr führt Friedrich Klemm durch die Abtei lung „Goethes Naturforschung". Dresden. Tödlicher Brandunfall. Jin Ne benraum einer Küche In einem Haus der Markgraf-Heim ick» Straße gerieten Küchengeräte und die Gardinen in Brand. Bei dem Versuch, das Feuer zu löschen, fingen die Kleider der 65jährigen Wohnungsinhaberin Anna Döhner Feuer und die Unglückliche verbrannte bei lebendigem Leibe, da es ihr nicht gelang, die Flammen zu ersticken. Dresden. StarkesSteigenderElbe. Durch die im Gebiet der oberen Elbe in den letzten Tagen niedergegan genen starken Reaenfälle ist die Elbe wieder erheblich ange wachsen. Das User auf der Neustädter Seite ist bereits an verschiedenen Stellen überschwemmt. An mehreren Stellen werden Befestigungsarbeiten vorgenommen. Es ist mit einem weiteren Anwachsen der Elbe zu rechnen. Eine wohlkuen-e Entscheidung Angesichts der wachsenden Verrohung in der Austragung politischer Gegensätze, für die gerade der letzte Wahlkampf kaum zu überbietend« Beispiele geliefert hat. verdient eine Entsck)«i- dung des Bayrischen Obersten Landesgerichts vom 1. April 1032 lRev.-Reg. l Nr. 109/1032) Beachtung, die eine erfreuliche Auf fassung von den Grenzen des politifck)«n Kampfes an den Tag legt. Nach dem diesem Urteil zugrunde liegenden Tatbestand hatte der Christliche Volksdienst eine ösfentlickn: Versammlung veranstaltet, die nach einem Vortrag ohne Diskussion geschlos sen wurde. Der Führer der in Stärke von etwa 130 bis 150 Mann erschienenen Nationalsozialisten, die darüber außerordent lich erregt waren, stieg aus das Podium und ries je dreimal „Deutschland" und „Christlicher Volksdienst", worauf die an wesenden Nationalsozialisten abwechselnd im Chor mit dem Ruse „Erwache", „Verrecke" antworteten und schließlich nach Ab singen des Horst-Wessel-Liedes den Saal verließen. Das Amts gericht hatte den Führer der Nationalsozialisten, der deshalb wegen groben Unfugs in Strafe genommen worden war. frel- gesprockxen. Das Reoisionsgericht hat dieses Urteil aufgehoben. Es führt dabei u. a. aus. es könne zwar nieder der Rnf „Deutsch ¬ land erwackie" noch das Absingen des Horst-Wessel-Liedes im ge gebenen Fall« als eine Belästigung des Publikums aufgesaßt iverden, da die Versammlung geschlossen war und ihr 'Verlaus sonach nicht mehr gestört werden konnte. Dagegen sei in den Rufen „Christlicher Volksdienst" und „Verrecke", die mehrmals in bewußtem und gewolltem Zusammenwirken der Partei genossen ausgestoßen wurden, ein grober Verstoß gegen die allgemeine 'Verkehrssitte zu erblicken, die geeignet war, nicht allein die Kreise, gegen die er gerichtet mar, sondern auch die anständige Allgemeinheit zu verletzen und in dem Gefühle der Sickierlieit und des äußeren Rechtssricdens zu beeinträchtigen." Denn hiermit wurde dem berechtigten Zusammenschluss« von Volksgenossen die Vernichtung gewünscht, und zwar unter Ver wendung eines Ausdruckes, der sonst nur auf Tiere Anwen dung findet und unter allen Umständen als gefühlsroh erachtet wird." Hierdurch bestand die Gefahr, daß das anwesende Publi kum nicht nur psychisch stark belästigt, sondern daß auch der äußere Bestand der öfsentlick>«n Ordnung gestört wurde, der ver langt. „daß die Bevölkerung sich in der Oefsentlichkcit ohne Be einträchtigung ihrer nach anständiger gesellschaftlicher Auffas sung berechtigten Gefühle bewegen kann". K. H. KVG.-Fahrt ins Schwartenberggebtet Für vergangenen Sonntag hatte die Kraftverkehr Freistaat Sachsen A.-G. zur ersten ihrer neuen Heimatsahrten eingeladen. Di« Omnibusfahrt sollt« nach d«m Schwartenberggebiet und Osterzgebirge führen. Der Zweck dieser Veranstaltung war, die Schönl-eiten nicht allzu bekannter Teile des Erzgebirges zu zei gen. Es sollte dargetan werden, daß die Landschaft um den Schwartender« zum Skisport prächtig geeignet, aber auch im Sommer außerordentlich reizvoll ist. Bei starker Beteiligung gelangten die Teilnehmer von Dresden in einstündiger Fahrt zunächst nach Freiberg. Dabei ging es sofort von Dresden weg durch landschaftlich schöne Ge genden: über Kesselsdors, Grumbach, Mohorn und Naundorf. Weiter fuhren dann die beiden vollbesetzten Autobusse nach Sayda. Dittersbach. Seissen. In Seissen war Gelegenheit ge boten, einen Drechsler bei seiner Arbeit zu sehen und die Aus ¬ stellungsräume der Fachschule der Spielwareninduslrle zu besich tigen. Am Nachmittag ging dann die Fahrt am Schwarlenberg vorbei über Einsiedel, Neuhausen. Vienenmühle, Hermsdors, Rehefeld. Altenberg und Oberbärenburg zurück nach Dresden. Di« Fahrtleitung hatte alles gut vorln: reitet, für schnelle Verpflegung an den Aufenthaltsorlen gesorgt und während der Fahrt durch sachkundige Hinweise auf landschaftlich und histo risch Bemerkenswertes aufmerksam gemacht. Es wär« zu begrüßen, wenn durch dies« Veranstaltungen, die am 14.. 21., 28. 8. und 4. 9. 1932 wiederholt werden, der Dresdner dadurch nicht nur seine Heimat genauer kennen lernt, sondern wenn sich auch mancher, der sich von der Schönheit und den Reizen dieser Landschaft überzeugt hat, entschließen würde, dort seinen Urlaub zu verbringen. Er würde dadurch einmal in ruhiger Gegend sich erholen können und zugleich einem Teile der sächsisck>en Bevöl kerung, der jetzt schiver um sein« Existenz ringt — da die Holz industrie in dieser Gegend nal>ezu völlig brach liegt — eine Verdienstmöglichkeit bieten. —r— Verbandstag der sächsischen Handwerker und Gewerbevereine Großenhain. Anläßlich des hundertjährigen Bestehens des Gewerbevereins Großenhain hält der Verband der Sächsi- scl>en Handwerker- und (Oe werbe vereine seinen diesjährigen 38. Verbandstag am 17. und 18. September in Großenhain ab. Nach einer Verbandsausschußsitzung und der eigentlichen Jahreshaupt versammlung wird die Jubiläumsfeier des Großenhainer Ver eines in Form eines besonderen Iubiläumsakles erfolgen. d. Sebnitz. Als hier der Steuerinspektor Gietzelt nachts aus einem schmalen Wege, der den Bahndamm entlang führt, nach Hause gehen wollte, stürzte er die Böschung hinab. Er wurde später mit einem Schädelbruch und einem Oberschenkel bruch ausgesunden und in bedenklichem Zustand ins Sebnitzer Krankenhaus gebracht. d. Heidenau. Ertrunken. Am Freilagnachmittag er trank beim Baden in der Elbe an der Pillnitzer Insel der 18 Jahre alte Herbert Gerisch aus Heidenau-Nord. Gerisch hatte, um schwimmen zu lernen, einen Anloschlauch mit ins Wasser genommen. Er geriet jedoch plötzlich an eine tiefe Stelle und ging unter. Sein« L«iä>e konnte geborgen werden. Neue Steuer-Merkblätter Nach den Bestimmungen der Steuer-Notverordnung vom 14. Juni 1932 traten am 1. Juli wesentliche Acnderungen bei den Abzügen vom Arbeitslohn in Kraft. Aus den vielen an die Finanzämter gerichteten Anfragen läßt sich erkennen, daß die neuen Vorschriften in weiten Kreisen nicht genügend bekannt find. Da der Arbeitgeber haftbar ist, wenn die Steuer-Abzüge gar nicht, unrichtig oder nicht rechtzeitig vorgenommcn werden, muß sich jeder Arbeitgeber über die neuen Vorschriften sofort unterrichten, denn der Arbeitgeber macht sich bei unrichtigem Abzug auch strafbar. Ueber die Neuregelung der Abzüge vom Arbeitslohn erschien «in Merkblatt, das an alle Arbeitgeber kostenlos und portofrei versandt wird vom Verlag für Reichs« steuertabcllen m. b. H., Berlin NM. 87, Elberseldcr Strass 30. Der Reichsminister der Finanzen erließ am 27. Juni 1932 einen Nunderlaß betreffend die Erhebung eines weiteren Be trages bei der Krisensleuer der Veranlagten, sowie Durchfüh rung der Erstattung von überzahlter Einkommensteuer. Krisen steuer der Veranlagten und Kdrperschaststeucr. Da sich bei zahl« reichen Steuerpflichtigen di« wirtschaftlichen Verhältnisse ge« ändert haben und nach dem Ergebnis der Veranlagung zur Ein kommensteuer, Krisenfteucr oder Körperschaslsteuer überzahlte Vorauszahlungen zu erstatten sind, so unterrichten sich die Steuerpflichtigen zweckmäßig über die Bestimmungen, um die Anträge ans Erstattung richtig stellen zu können. Der vollstän dig« Text des erwähnten Nunderlasses des Ncichsministers der Finanzen wird deshalb jedem Steucrpslichtigen kostenlos und portofrei zugcsandt vom V«rlag für Neichssteuertabetten m. b. H., Berlin NM. 87, Elberfelder Straße 30. Bei dieser Gelegenheit sei auch darauf hingewiesen, daß jedes Gesetz und jede Verordnung in amtlicher Ausgabe jeder zeit lieferbar ist, und zwar nicht nur die zur Zeit geltenden, son dern auch alle nicht mehr geltenden, aber seit 1867 erlaßenen Ge setze und Verordnungen. Diese Einrichtung ermöglicht also jedem Bürger, jedes Gesetz in amtlicher Ausgabe auf die bequemste Meise zu erhalten. Es ist fraglich, ob eine ähnlich weitgehende Fürsorge in irgend einem Staate der Erde besteht. Aus der sächsischen Landwirtschast. Mir die Pressestelle der Landwirtschastskammer mitlcilt, finden im September wieder Prüfungen von männlichen und weiblichen La n d w i r t s ch a s t s le h r l i n ge n statt, die Gelegenheit geben sollen, einen praktischen Befähigungsnachweis abzulegcn. Meldungen zur Prüfung sind bis Mitte August an di« Land wirtschaftskammer, Dresdcn-A., Sidonienstraßc 14, zu richten. Prüfungsordnung und Fragebogen für die zur Prüfung sich Meldenden können von der Landwirtschastskammer bezogen wer den, die auch zur Erteilung weiterer Auskünfte bereit ift. Das Eichhörnchen Von Peter Baurr. In der Freiheit des hochstämmigen Forstes begegnet man zuweilen dem kleinen, huschigen Waldkobold, wenn man, ledig aller Geschäfte und Gedanken, ans moosweichen Wegen geht und Poren und Lunge an dem frische» Odem, den würzigen Aromen von Harzen und Erde sich erquicken. Als habe man das Glück gesehen, so entzückt einen das rotbraune über den Boden wie- felnde, «inen Baum blitzschnell hinaushuschende scheue Tierchen. Diesmal blieb es dicht vor mir sitzen, so nahe, daß ich ihm das seine, weiß« Schnäuzchen streicheln konnte, mit dem es mir die Haselnüsse aus der Hand schnappte. Es war nämlich nur ein fingerdickmaschiger Draht zwischen ihm und mir gespannt. Hinter diesem Draht saß es in seinem zivei Bieter langen und etwas weniger hohen Holzkäsig, der auf vier Stämmen wie ein kleines Pfahlhaus in der Hofecke an die Gartenmauer angclehnt stand. Bei dem Besitzer des Eichhörnchens verbrachte ich einige Tage und davon jeden freien Augenblick vor dem Käfig. Er war geräumig genug, und das drollige, zutraulich ge worden« Tierchen schien seine Gefangenschaft nicht zu fühlen. Es klomm und schnellte den viclarmigen Kletterbaum, der zwischen Boden und Decke des Käfigs eingeklemmt war, auf und ab in unermüdlicher Wiederholung. Oder es lief, in die Gittermajchen greifend, hin und her, kopfüber, kopsuntcr, mit wehend-m Schwanz, wobei es seine weiße Bauchfelle präsen tierte und die rosigen Innenflächen und Sprungballen seiner vorn vier- und hinten fünfzehigen Füße. Abends schlüpfte das Eichhörnchen in jein Nest, das es sich aus reichlich Herumliegen« dem Moos und Laubiverk in das Innere eines viereckige» Kastens eingebaut hatte, der mit seitlichem Nnndloch in einer Ecke auf dem Käsigboden ausgcnagelt war. Aber dieses Nest suchte cs, wie wir bald beobachtet hatten, nur bei kühlem und nasfem Welter zur Uebernachtung aus. Sonst schleppte es das ganze Eenist stückweise heraus und formte sich itk Freien seine Wohnkugel mit Eingang. Immer nur, man konnte sich auf die Witterung des kleinen Wetterpropheten verlassen, wenn es am nächsten Tage sonnig und heiter wurde. Nähert« sich de» Besitzer dem Käsig, sprang das Eichhörn chen ans Gitter und setzte sich erwartungsvoll auf die Hinter beine wie «in Hund, den man auf „Bitte, bitte" abgerichtet hat. Blätter vom gemeinen Wegerich und der teegeschätzten Pfefferminze dargereicht, knabberte cs durch die Drahtmaschen hindurch ab und mümmelte kaninchcnhast und mit glänzcnbcn Aeuglein, die wie die Form des Kopfes sehr an eine Maus erinnern. Am drolligsten bearbeitete cs die Haselnuß. So bald es ein« erwischt batte, huschte es damit in eine Käsigecke. Auf den Hinterbeinen kauernd, den buschigen Schweif hoch und in schöner Biegung über den Kopf geschlagen, hielt es die Nuß in den Vorderpfoten an das gierige Schnäuzchen, und sofort begannen die scharfen Zähne zu seilen und zu schaben, daß es sich anhörte, als würde mit einem Messer ein schieserner Griffel gespitzt. Im Nu war die emsig gedrehte Schale entzivei und fiel zu Boden, während der Kern behaglich verzebrt wurde. Riegelte der Besitzer das kleine Holztllrchen auf, so klettert« das Eichhörnck-en behend auf seinen linken Arm und beschnupperte seine rechte Hand, ob sie nicht eine Nuß verberge. Gab es etwas zu knabbern, so schnellte es damit in den Käsig zurück. Hatte es keinen Hunger, dann wurde die Nuß in einer Laubecke versteckt. Wurde es dabei oder beim Fressen gestreichelt, so knurrte es böse. Sonst war es Liebkosungen nicht abhold. Eines Tages turnte es vom Arm des Besitzers aufs Käsig dach und trippelte mit hochgcschwungenem Schweif immer auf und ab. auf und ab in ähnlicher Ruhelosigkeit, wie sie von Eis bären aus Tiergärten her bekannt ist. Dann aber tat cs plötzlich einen Sprung in den Kirschbaum und flog von da im Satz hinüber zum nächsten Wipfel des Baumgartens. „Hansi!" rief der Mann erregt, der merkte, daß es Ernst wurde. „HansiI" lockte und schrie er. Aber das Eichhörnchen, das auf diesen Ruf hin wie ost feine Nuß geholt hatte, hörte ihn nicht. Hörte nur das Rauschen der Blätter, fühlte den Wipfelwind und genoß den Rausch des Fliegens und Jagens, der über es ge kommen ivar. Knaben sprangen herbei, kletterten die Stämme hock) und galoppierten wie toll hinter dem Tier her. es zu sangen. Jetzt setzte es von einem schwingenden Zweig Uber die Mauer hinweg in die nachbarliche Wiese. Da wurde Fips, der katzenseindlich« Pinscher, aufmerksam. Klässend stürmte er herbei, und noch ehe das Eichhörnchen den nächsten Daum erreicht hatte, empfing es den Todesbiß. Den schrillen Notschreien des Hundes nach prügelt« man ihn ob seiner Tat. Er hatte das Eichhörnchen mit einer ge wöhnlichen Katze verwechselt, dke ihm wie ost schon die Nase blutig gekrallt. Er war seiner Natur gesolgt wie das Eich hörnchen, als es den Sprung in die Freiheit tat. Jubiläum der Bretagne. — Die Bretagne begeht jetzt di« Vierhundcrtjahrseier ihrer Vereinigung mit Frankreich Die Festlichkeiten, deren Mittelpunkt die Stadt Vannes bildet, empfangen ihren besonderen Reiz durch die Verwendung der alten bretonischen Volkstrachten; auch wird rin großes Turnier veranstaltet. Weimar und Jena als Bildungseinhrit. — Der Jenaer Univerfitätsprosesior Emge stellt einen schon fett langer Zeit erörterten Plan, die Bildungsmöglichkeiten Jenas und Weimars zufammenzusasien und dadurch in erhöhtem Maße nutzbar zu machen, zur öffentlichen Erörterung. Es wird vorgefchlagen, dl« Weimarer Archiv« und Sammlungen zu einer Art Akademie zu vereinigen und der Jenaer Universität anzugliedern. Das so zu schaffende Institut soll dann vor allein auch dazu dienen, ans- ländischen Studierenden di« deutsch« Kultur zu erschließen. Achtung» Bennokalender 1SZ3! Die hochwiirdigen Pfarrämter werden gebeten nachzuprüsen, ob die von ihnen stir den 8t. Bennokalender 1932 gemachten Angaben noch zutressrn. Es han delt sich um die Angaben in folgenden Rubriken: „Oertliche Ueberstcht der katholischen Vereine in der Diözese Meißen" (St. Bennokalender 1932 S. >93 s.), „Die wichtigsten Adressen: 1. Wo kann ich in der Diözese Meißen einen katholischen Geistlichen er reichen? Adressen und Telephonnummern der Psarr- und Serk sorgeämter in der Diözese Meißen" (S. 198 f.) und „Wo kann ich in der Diözese Meißen heilige Messen hören?" (S. 291 f.). Die Vorstände der katholischen Verein« bitten wir die aus S. 181 f. enthaltenen Angaben Uber „die in verbänden zusau,mrngeschloslenen Vereine" nachzuprllfen und Aenderungrn uns möglichst bald Mitteilen zu wollen. Di« Arbeite» am St. Bennokalender sollen bis End« Au gust abgeschlossen »erden. Wir bitten daher, un« die vorstehend erbetenen Angaben beschleunigt zukommen zu lassen, damit in dem neuen Jahrgang des Kalenders keine veralteten ' Angaben stehen blribeu.
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