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Ausaabe Lund S Nummer INI — r«. Jahrgang llrslhelnl «mal wSchn. niu lUichr.SraNSbeUagen.Helmai uud Weit' und der Mndelbettagc »tzttr untre lletiien Leute-, sowie den LertdeUaaen .Unlerhalluiig und Wilsen'. .Die praNische Hang« ,,au'. »Das gut« Buch'. Monalllcher Brgnghpret» «urgade N mit St.-Beniio-Biait 2,70 »iuSgabe 0 ohne St.-Veimo-Blatt^« L,sa tkizetmmimcr 10 Sonnadend. u. Soimtagnumnier üv Hauptschrlstielter: Dr. V. Lelezyk. Dresden. Donnerstag» den 4. August 1932 Verla»»»««, Dresden W An,eIae»vreUe: Die I„eN,Miene Peltstetle g, gamMen- nn,el„en u.TIeUenqeluche !«N g. Die peNIreNomezeUe, N» nun. drei«!.«, ^ür rin,eigen ausierhaib des VerbreiiungSgeb eie» W W W WWW W W W W W 4V g. die peNNeNnme,eiIe>.!»<>^. Brie,geb.:«<1g. ImgaN. hbberer Bewall erlischt >ede Peipfltchiung aus Viesen,ng - »lusirSgei, Lcisiung v. Schaden,rsah «eschhsilicher rett: cs. Winkel. Dresden, volkssettung a»ichi>f«Sstelle. Druik und Verlag, Gernwnia. Mchdnickerei und Bering DreSden-kl. I, poUerllr. 17. ff-rnrns 21012. posischcttfont» Dresden IMS. Bank, konto Stadtbank Dresden Nr. «1767. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sachttlchen VotkSgeltnna vreSden-ktitltadt t Polierstrahe 17. gemrut 207U und 21 «12. Die neue Unruhe-Welle Die Enttäuschung -er Radikalen über ihren Mitzersolg vom 31. Juli lobl sich aus Ein Privak-Panzeraulo gefunden In Kosgeismar wtb. Kassel, 3. August. Die Polizei nahm gestern abend in Hofgeismar bei An gehörigen rechtsradikaler Kruppen Durchsuchungen nach Mas sen vor, weil -ort ein kompletter Panzerwagen so wie Muschinengeivehre versteckt sein sollten. Tatsächlich wurde der Panzerwagen gesunden. Es handelt sich um einen mit 8 Millimeter dickem Stahlblech beschlagenen und mit Schiehlöchern und gesechtsmätziger Aus rüstung versehenen Kraftwagen, der von der Schutzpolizei in der Polizeiunterkunft sichcrgcstellt wurde. Maschinengewehre oder ander« Massen konnten bisher nicht gesunden werden. Die Nachforschungen nach Waffen gehen jedoch weiter. Der fraglickie Wagen ist. wie aus dem Polizeibericht l»er- vorgeht, ein alter Lastkraftwagen, der nach Angabe der Be teiligten auf Anordnung der Kreisleitung der NSDAP, in den ibszlen Nächten mit fünf Millimeter starkem Schmiedeblech ge panzert worden ist. Die Panzerung ist nach allen Seiten durch geführt und nur durch Sehlöck-er und auf beiden Flanken durch einen Schlitz unterbrochen. Der Führer der örtlichen SA.-For- mation erklärte, dasz der Wagen zum ungefährdeten Transport von SA.-Angehörigen bestimmt sei. Handgranaten auf das Liegniher Votkshaus Lirgnitz, 2. August. Auf da« Dolkshaus ln der Bismarckstrab« rvurde in her vergangenen Nacht gegen 1.3« Uhr von einem unbekannten Motorradfahrer «ine Handgranate geschleudert. Wies« explodiert« vor'dem Vok-Äkus« und zrrtriimmerte ein Urotze» Fenster, stt vefsen unmittelbarer Nähe sich eine Wach« h«, Reichsbanners befindet. Personen wurden nicht verletzt, jvte polizeilichen Ermittlungen nach dem Täter sind im Gange. Schüsse auf das Landratsamt in Goldberg. wtb. Goldberg, 3. August. Zn der vergangenen Nach! wurden gegen das Landratsamt auf der Westpromenade, m dem sich auch die Wohnung des kürzlich seines Amtes enthöbe nen sozialdemokratisclien Landrates Gauglitz befindet, drei Re- volverschüsse ansck-einend von jungen Leuten abgegeben. Von den Schüssen drangen zwei in ein Privatzimmer des Landrates, ohne aber jemand zu treffen. Schwere Ausschreitungen in Memmingen. wtb. Memmingen, 3. August. Zu schweren Ausschreitun gen kam es hier am Dienstag Der Kommunist Birk wurde unter .,Heil-Moskau"-Rufen aus seiner Wohnung lwrausgelockt, vo* bisher unbekannten Tätern überfallen und mit Schlage,n gen schiver mihhandelt. Die Täter flüchteten in einem bereit- stelwnden Auto. Wegen dieses Borfalles kam es dann im Lause des Bormittags vor dem Arbeitsamt zu Zusammenrottungen und Schlägereien zwisck>en Kommunisten und Nationalsozia listen. Bon bislzer noch nicht bekannten Tätern ist in der letzten Nacht ein Ueberfall auf einen gewissen Johann Degenhardt ver übt worden. Degenhardt wurde durch Messerstickie schwer ver letzt und dann bis zur Besinnungslosigkeit geschlagen. Alan glaubt, dasz es sich hier wiederum um einen politischen Ueber fall handelt. Degenhardt gibt an, parteilos zu sein. Feuerübersall in Augsburg. wtb. Augsburg. 3. August. Ein unaufgeklärter Feuerüber fall wurde hier in der vergangenen Nacht aus die Wohnung des Ehepaares Kotz verübt. Kegen 2 llhr wnrden durch die Fenster des Schlafzimmers drei Schüsse abgegeben. Frau Kotz erlitt so schwere Arm- und Halsverletzungen. datz sie ins Krankenhaus gebrachl werden mutzte. Die Täler sind unerkannt entkommen. Es steht eine neue Welle politischer Un ruhe durch Deutschland. Die Attentate in Königsberg, die zwei Todesopfer stcsordcrt haben, die Uebcrsälle in Marienburst, die Anschläge in Goldberg und Lieguit; Hil den eine einheitliche Kelte von Ereignissen. Sie lätzt er kennen, was man in gewissen Kreisen des Ncchtsradika- lismus vom 31. Juli erhofft hat: den politischen Umsturz und die Aufrichtung der Gewaltherrschaft der National sozialistischen Partei. Die Tatsache, dasz man in Hofgeis mar einen kompletten Panzerwagen gesunden hat, der offenbar für diesen „groszen Taaga" bereitgestellt war, läszt erkennen, wie weit die Vorbereitungen gediehen waren. Nachdem es Hitler nicht gelungen ist. die Mehrheit zn erringen, haben all diese Pläne natürlich keine Aus sicht auf Verwirklichung. Die Terrorakte rechtsradikaler Elemente nach der Wahl charakterisieren sich als Aus brüche der Enttäuschung. Es wird notwendig sein, dass die Negierung ihrem Versprechen gemäss in all diesen Fällen in grösster Schärfe durchgreist, damit der Vurgfrie- den wirlich zu seinem Ncchtc kommen kann. SA. gegen SA. Ein« schöne „Hilsspolizei!" Eutin, 3. August Zwei Abteilungen der von der Oldenburger Negierung neugebildeteu n a t i o n a l s o z i a l i st i j ch e n HilfspoIi - zei liefericn sich in der Stacht zum Sonntag am Ouietichenberg ein regelrechtes Fenergefecht. Dabei wurde einer der SA. Hilfs- polizeibeamlen so ichwer verletzt, datz er -em Krantenlmus zu geführt werden mutzte. Grund zu diesem eigenartigen Boriall dürste sein, datz die eine Abteilung die andere für Kommunisten ge halten hat. Uebrigens herrscht in der Eutiner Einwohnerschaft starke Er regung darüber, datz mau die SA.-Hilsspolizei mit Handgrana ten ausgerüstet l>at. was bei der regulären Polizei nicht -er Fall ist. Es sind auch bereits mehrere Beschwerden der Einwoh nerschaft au den Neichsinnenminister wegen der Einsetzung der Hilsspolizei ergangen. Dass zwei Abteilungen des gleichen Heeres in der Hitze des Gefechtes einmal auseinander geschossen haben, weil jede in der anderen Abteilung versehentlich eine Kruppe des Feindes vermnletc, soll ja auch im Kriege vor gekommen sein. Dass aber mitten im Frieden zwen Polizei gruppen aufeinander schiessen, ist freilich in Deutschland cnb Berlin, 3. August. (E M s Verschiedene Blätter erörtern die Möglichkeit einer Koa lition zwischen Zentrum und Nationalsozialisten. Unter der tteberschrist: „Das schwarz-braune Gespenst" beschäftigt sich die Bossiscl»« Zeitung mit den Warnungen der deutschnationalen Presse vor einer .Koalition zwischen Zentrum un- National sozialisten. Das Blutt meint, bis jetzt habe es nicht den An schein, als ob Nationalsozialisten und Zentrum sich von heute aus morgen binden würden. Selbst wenn solche Verhandlungen kein negatives Ergebnis hätten, so gäbe es zwischen der „Patentlösung" des Kabinett» Papcn- Schleicher und einer „schwarz-braunen Koalition" noch eine ganze Anzahl von Zwischenlösungen vorübergehender oder dauernder Art. Zum Schlutz wann das Blatt davor, -en Nationalsozialisten zwar einen beherrschen den Einslutz einzuräumen, sie aber nach autzen hin der Verani Wartung zu entheben. Mit den ablehnenden Acutzernngen nationalsozialistischer Kreise über die Möglichkeit einer Koalition der NSDAP, mit dem Zentrum setzt sich das Berliner Tageblatt ausein ander, indem cs die Frage auswirst, inwieweit die „Unfreund lichkeit" einer Uekerzeugung entspränge, o-cr von taktischen Er wägungen diktiert sei. Alenn der Reichskanzler sich die Unter stützung der 'Nationalsozialisten und des Zentrums sichern wolle, so werde er jedenfalls noch viele Hindernisse auf seinem Wege vorsindrn. Die „Kermania" hebt in einer Polemik gegen Aeutze- rungen der Scherl Presse die Notwendigkeit hervor, den neuen Reichstag arbeitsfähig zu machen un- warnt vor einer Konslikt-Politik unter verfassungsrecht lichen und machtpolitischen Experimenten. Es sei notwendig, so sagt das Blatt weiter, datz irgend eine Re gierung dem neuen Reichstag in dem ernsten Willen begegne, noch nicht dagewesen. Diese erste „Feuerprobe" der SA. wird in der Geschichte der Hitlerpartei ein besonders ruhm volles Kapitel bilden. Solange die Herren SA.-Leute sich auf diese Weise gegenseitig Löcher in den Bauch schieszen, kanu man diesem Privatvergnügen zwar ohne Verständ nis aber mit Gelassenheit zusehen. Diese tüchtigen Hilfs polizisten könnten ja aber auch einmal aus den Gedanken kommen, ebenso ohne Grund und aus Versehe» auf andere friedliche Bürger zu schieszen, wie sie diesmal aus ihre Ka meraden geschossen haben. Es mnsz daher im Interesse der öffentlichen Sicherheit verlangt werden, datz die SA.- Hilsspolizei in Oldenburg schleunigst wieder beseitigt wird. Nationalsozialisten wegen Zusammeuslötzen in der Mahlnacht verurteilt. wtb. Konstanz, 3. August. Das Schöffengericht verurteilte einen nationalsozialistischen Führer wegen Landfriedensbruchs zu sechs.Monaten Gefängnis, einen anderen Nationalsozialisten zu dreieinhalb Atonalen und zwei zu je drei Monaten. Sechs Angeklagte wurden wegen Mangels an Beweisen sreigespro- chen. Ein SA -Mann, der sich im Zuichaucrraum befand, wurde während der Verhandlung verhaftet, da sich heraus- stetlle. -atz er einen Schlagring bei sich führte. Die zehn Angeklagten waren zusammen mit etwa zwan zig SA. Leuten in der Nacht nach der Reichstagswahl mit vier Reichswehrangehörigen, von denen sich nur einer in Uniform befand, aneinander geraten in -em Klauben, sie hätten Kom munisten vor sich. Feuerüberfall auf Nationalsozialisten Ein Toter. — Mehrere Schwerverletzte. wtb Berlin, 3. August Zm Norden der Stadt wurden laut Polizeilwricht lwnle früh etwa 15 auf dem Heimnxnze be- sindliä-e Nalionaliozinlislen aus einem Lokal von Kommunisten beschossen Ein Nationalsozialist wurde durch Kopfschutz getötet. Zm Anschluh, daran entstand ein schweres Hand gemenge. in dem drei Nationalsozialisten durch Schüsse und Sliclw und ein Nationalsozialist leicht verletzt wurden. Ein Kommunist, der elwnfalls Verletzungen davongetragen hat, wurde unter dem Verdacht der Mittäterschaft ins Staatskran- kenhaus eingelieferl. Siebzehn Kommunisten, darunter der .Haupttäler, wurden zwangsgestellt. mit ihm und in ihm eine sachliche Basis für die Erfüllung der Staalsuotweudigkeften zu finden, die niemals Sache der Regie rung allein seien. Alle Parteien, gleichgültig ob sie opponieren o-er die Regierung positiv unterstützen wallten, hätten die Pflicht, an der Erreichung dieses Zieles mitzuarbeiten. Der winichoftliche Tiefpunkt des kommenden Winters könne am allerwenigsten mit politischen Experimenten des Artikels -tt! überwunden werden. Behalte man ruhige Nerven, dann gebe cs immer noch Aus wege in der Politik, ohne datz man zu solchen Erperimcnien greisen müsse. Datz in der Tal polftiscl»c Experimente von gewissen Krei. seu erwogen werden, dafür sind Aeutzerungcn -er Deutschen Allge m einen Zeitung Zeugnis. Sie befasst sich mit den erwähnten Koalilionsmöglichkeiten und weist daraus hin, datz die Lage Deutschlands eine Wiederholung „dieses Spieles der deutschen Demokratie" nicht zulasse. Neben dem Parlament gebe es heute wieder mächtige Fak toren des Staatslebcns, die in der Lage sind uud gewillt seien, den Lebensrechten des deutschen Volkes auch dann Geltung zu vericlmsscu, wenn eine Minderheit sodcr auch eine Mehrhei ts der Parteiklün- gel unbegründeten Einspruch erhebe. Bei Zusammentritt de; Reichstages werde sich zeigen, so mefttt das Blatt abfchlietzen-, datz nur diejenigen Parteien noch cfti Miibestimmungsrecht be anspruchen dürsten, die die Erfordernisse der nationalen Staats politik bejahten. Die Deutsck^ Allgemeine Zeitung gilt als der Negierung besonders nahestehend. Es wird notwendig sein, datz -ic Negie rung von solchen Aeutzcrungen, die nicht mehr und nicht weniger als eine offene Drohung mit der Diktatur bedeuten, entschie den abrückt. „D^s sckwarz-braune Gespenst" Aengste vor einer Einigung zwischen Zentrum un- NSDAP.