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Ausaabe Q uno v Sächsische Holksseimna Donnerslag, den 18. August 1932 ' Verlna»or>i Dresden glnzeigenpreile: D>e 1acNn»Ucnr pclUzellc NU z.gamMen- anzecacn n.TIellenqeluche !i<» z Tie peMrekamozette. 8!I nun. breil. I gnc Ancciacn ankerhalb des PerbreilluiaSgeb eleS 4U z. die peMrellamczeilo 1 ,n«»^c. Brtelcieb.Ntt z. Imgalle hüliecer GenmN erwchi >ede «civ<lichln»„ an! viklcrnnq iowie vriüiliuij, v. Anzeiqcn - «nUiügen n. voisinnq v. Cchadenerlatz GeichöMicher Teil <c>. Winfel, Dresden. Nummer 193 — 31. Jahrgang Srichenn rinin »vi-chn. nm illnsu. 0>»>un'beNajien.Hecmai und Weil' nnd der Mndcidcilastk.gkr nntcelieiiicnveille'.iowiedkn Leribcilnnen .Nnlcrhnilnna und Missen' .Tie vraliilchc HanS' >nn' .Tns »nie Incl,' w oimili^er VeilNnSPreiS AnSnnde N n>il El.-Venno-BlaN 2,70 slnS,inbc II ohne 8i.-'venna<VIaU 2,20 linjelnilniinei 10 Sonnabend, n. Soinilagnnnnncr 2V Hanpllchrillleiler Dr. <S. DeSezhk, DrcSdeii. tSeliliäslSftelle, Dr>M »nd -Verlag: nicrinania, Vnchdrnckerei nnd Verlag 0reSden-?l. I, polieclcr, 17. Zernrni 2I«N>. poslsche-klonlo SreSden 10M. Hanl- lonio Scadlbanl DieSde» !>ir. !>I7»7. Für chriiMche Politik und Kultur Medaillon der Sächsische» VolfS,ettnna VreSden-AIljladl 1 Polierkratze 17. gernrni MlI und 21012. Das Ringen um Preuhen Das Zenlrum für. die Deulschnalionalen gegen eine parlamentarische Regierungsbildung 25. August Preuszenlandtag? cnb. Vertin, 17. August. IE. 'M> Wie wir rwn llulerrichleler Teile Innen, sind W'strebuugeu i,n Gauge, den preussischen Landtag siir den L.V 'August zusam- meuzubervscu. Landiagspräsideul Kerrl sali Inneils seine Za slimmuua negebeu haben. Den Landtag wurde nach seinem Zusammentritt sich sehr bald mit der Franc der W a I> l eine s 'NI i n i st e » p » ä s i deuten zn deschasligen Iialnni. Dal>er ist es verständlich, das; diese Frage jetzt ivieder van verschiedenen Seilen erärlerl ivirü Die dcalschnationale Landtagssralilion ha! sich de;eichnenderweise siir Ausrechlerstattung des Reichs tiammissariats, alsa siir Bcibehalluna der jetzigen deulschnatia- nalen Minderln'itsregiernng ausgesprociien. „Die dentschnatia nale Landtagssralitian erwartet", sa ln'is;t es in der der Presse übergebenen Auslassung, „das; in Preu gen durch den Reichs Kommissar ein ordnungsmässiges, mit nationalen Fachleuten belegtes Kabinett ernannt wird. Sie erwartet weiter, das; die von der früheren ;>reus;iscl>en Regierung lediglich aus partei- politiselien Veweggriinden ernannten und lx'sörderten Beamten weiter von ihren Aeintern lieschleunigt entfernt und durch lvil- lensstarlie nalionale 'Männer ersetzt werden." lieber die Haltung der Zenirumssraktion werden Gerüchte in llmlanf qesetzt, die in keiner Weise irgend wie durch Beschlüsse dieser Fraktion begründet sind. So be kanntet der Eonti Dienst, das; das Zentrum der Wallt eines 'Nationalsozmlisten zum 'Alinislerpräsideaien keinen Widerstand mekr entgegeniet;en werde Zwar erkalte damit die 'NTDAP. die Mekrkeil in dem Dreiniänner Kollegium lMinisterpräfioenI, Landlagspräsiöenl, Präsident des Tlaaisratss, das den i>reu Kischen Landtag aufläsen Kanne. Dach betrachte man eine salche Mekrkeil als unbedenklich, da die Ralianalsagialisten nc.ä, dem Ergebnis der Reichslagswalü selnst kein Zn'eresie mekr an der Renivakl des Lanötam's Kälten. 'An diesen Gerüchten ist nur sa viel richtig, das; das Zentrum die Rechtsparteien zu Ber'gana langen über die Wakl des 'Ministerpräsidenten emgeladen Kat, um aus dem Wege dieser Berkandlungen die parlamentarische Verantwortlichkeit ;u klären und eüien Ausweg aas den be slekenden Schwierigkeiten ,;u suelien Hinsichtlich des Ganges dieser 'Berkandlungen Kat lich das Zentrum selbstverständlich in keiner Weise variier sestgelegt Es darf angenommen weiden, das; die Rechtsparteien nach dem Sckptiteru der Rechtskoalition im Reich sich doch in Preu ssen zu Berkandlungen mit dem Zentrum bequemen werden. Wellt»cn Erfolg sol«t>e Berl;andlungen haben, steht natürlich völlig dahin. ,Dummes Gerede: RuheundOrdmmg* Hitler und Röhm -rohen - Oie „revolutionären" Aufgaben -er E>A. Und der Burgfriede? Dec Führer der 'NSDAP., Adolf Hitler, Kai in se> nem van uns auch an anderer Stell.' gewürdigten Gespräch mit einem 'Berlreler der schwerwdustriellen „Nlteimsch Westsäbsrlp.n Zeitung" auch von den Opfern gesprochen, die seiner SA. durch „Terrorakte der marristischen Parteien" sugejügt worden seien und kiuzuaesüqt: „Es gibt ein Recht der Notwehr, das wir uns ans die Dauer nicht absrqwmzen lassen durch ö e dumme PKrase von Ruhe und Ordnung Die nalionalsogia- listische Bewegung Kat legal bis ans das äusserste gekämpft. Das Äb'chlachlen aber nimmt bald ein Ende. Ich selbst werd« mich geswungen scheu, den Parteigenossen ein Rotivehrrecht zu befehlen. das die roten Tschekam-thoden a'm'r dann wirklich blitzschnell lvsen.gen wird." Aehuliche Töne schlägt Hauptmann Röhm, der ..Stabs ärs" der SA. in e- lem Ausruf an die SA - und SS. Männer im Völkischen Beobachter an. Darin l>eis;! es gang offen: In berechtigter Abwehr der marxistischen Bluttaten ist In einigen besonders bedrohten und heimgesuchtcn Gebieten scharfe Notwehr und Vergeltung erfolgt. Ich sehe es als meine Ehren pflicht an. den 'Männern, die in Ausübung ihres Nolwehrrech les gehandelt und deshalb unter Verfolgung und Strafe gestellt wurden, in jeglicher Weise be i z u ste he n." Mit diesem Ausruf Röhms deckt di« Leitung der NSDAN. die Terrorakte in König», berg und anderen Orlen, in denen SA. Leute sich ,;u politiscl>en Blut taten haben verleiten lassen. Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auä> der Ausruf des Berliner SA. Führers Graf Helldors an seine Mannen, in dem es heisst: „Die innerpolilisstx' Entscheid«»" die wir SA. Männer in diesen Tagen erwarteten, ist für kurze Zeil hinausgeschoben worden. An den grasten revolulionären Aufgaben, die ihr zu erfüllen haben werde!, hat sich nichts geändert. Lediglich der Zeitpunkt ist verschoben worden, und ich nehme an. das; bereits in den nächsten Woclien die politisclp.n Bor- nussehungen für die Machtübernahme durch die 'NSDAP ge schaffen sein iverden. Allen Einwendungen gegenül>ec gibt es nur eine Antwort: „Wir sind Soldaten der 'NSDAP uns haben dem Fahrer ,;u gehorctiett." 'Man mag mit Recht sagen, das; die lredenkliche Sprache diese» Aufrufe sich in erster Linie ans dem Bestreben erklärt, die SA Leute, die man immer wieder mit revoln'ionären Phrasen anfgepulscht aber nie für ein revolutionäres Ziel em gefetzt hat, l>ei der Stange zn Kasten. Aus den» Ausrufe Helt dorss geht nnzweideutip hervor, das; innerhalb der 'NSDAP Einwendungen gegen die jetstge Politik der Pärleisührung ge macht werden. Aus dem Wh neben, eine Entspannung dieser inneren Gegensähe lieraus erklärt es sich auch, wenn Röhm sowohl ivie Helldors anordnen, das; bis M. August reichlich „Urlaub" zu gewähren sei, das; aber dann „Urlaubssperre" ein trete 'Nach dem M. August ivird man also mit einer erneut verstärkten „Aktivität" der SA. nnd mit einer wachsenden Zahl politisclier Znsammenstöhe ,;n rechnen haben. Frage an den Herrn Reichsinnenminister: Hält er diese Spraän' der naiionalsostalistiläien Führer siir vereinbar mit dem Burgfrieden, der bis !l. August verordnet ist? Ist er der Meinung, das; es dem Wohle des Reickies dient, wenn der Füh rer der grössten Partei Deutschlands die nationale Le st e n s n o Iivendi g keit von Ruhe und Ordnung im Innern als „dumme Phrase" l>e,zeichnet? Einigung zwischen Englan- un- Zrlan-? cnb Paris, 17. August. IE. M l Der nach Ottawa entsandte Sonderberichterstatter des „Malin" will von dem Führer der irländischen Delegation, Sean O'Kell», der Mitteilung ermächtigt worden jein, vag die Verhandlungen zwischen England nnd Irland einen guten Verlaus nehmen und dast kurze Zeit nach Beendigung der Kon ferenz ein Ablonunen zustande kommen würde. Der Konslilt zwischen England nnd Irland betrisst be kanntlich die Verweigerung des Treueids gegenüber dem eng lischen Könige durch die neue irische Negierung und die von sei len Irlands gegen England festgesehten Kampnölle. Eine Eini gung über diese Fragen ist bekanntlich lange Zeit unmöglich ge wesen und es wäre ein bemerkenswerter Ersolg der englischen Diplomatie, wenn es jetzt gelingen würde, diese Schwierigkei ten zu beseitigen. Gefährliche Wege lBon unserer Berliner C ch r i s t l e i t u n g.) m. v. Die Ereignisse des 13. August haben uns einen Abstand zu der jüngsten iunerpolitischen Entwickelung un seres Volkes gewinnen lassen, wie ihn sonst ost nur Jahre zu vermitteln pflegen, lieber Nacht gleichsam ist eine politische Theorie, die wir nicht um ihrer selbst, sondern nur um ihrer zersetzenden Begleiterscheinungen willen abgelehnt haben und ablehnen mussten, völlig in sich zusammen gebrochen. die Theorie nämlich, das; man von Staats wegen mit einer in ihren geistigen Grundlagen revo lutionären Bewegung ungesirast liebäugeln oder gar paktieren könne, blost weil dieser revolutionäre Geist unter dem Deckmantel des „'Nationalen" verborgen gehalten wird, 'lstcnn gewisse Kreise bisher der Meinung gewesen jein sollten, das; Legalitätsbeteuerungen genügen, um eine revolutionäre Gesinnung aus der Welt zu schassen, jo sind sie bestimmt durch die heutige Entwicklung eines anderen belehrt. Der Berliner S.A.-Führer Gras Helldorf bei- spielsweise hat jetzt einen „Gruppenbeschl Nr. 17" erlassen, in dem es wörtlich von der S.A. heisst: „An den gros; en revolutionären Ausgaben, die ihr zu ersüllen haben werdet, hat sich nichts geändert." Das ist ein klares Bekenntnis. Und Revolutionär bleibt Revolutionär, mag er sich nun zu der vorsichtigeren Taktik des „legalen Weges", oder zu illegalen Methoden bekennen. Wenn cs schon un möglich war, mit Bernunstgriindcn alle ernsten politischen Kreise von dieser Auffassung zu überzeugen, dann musste eben dieser Weg der tatsächlichen Beweisführung,.so be dauerlich auch seine Begleiterscheinungen für das ganze Boll bisher schon gewesen sind, gegangen werden. Und dieser Beweis, der in sensationellster Weise und schneller, als der kühnste Optimist es erhossen konnte, die Nichtigkeit und Konsequenz der Staatspolitik des Kabinetts Brüning bestätigt hat, ist restlos schlüssig. Hier gibt es kein Deu teln und keine Zweifel mehr, sondern nur noch den Mut der Konsequenz. Wir stehen auch nicht an, leiste sestzu- stellen, dast dieser Beweis, der ja auch die aus einer reich lich unpolitischen Geisteshaltung stammenden, unglaublichen Vorurteile und Gehäjsigleiten gegen die Zentrumspolitik widerlege» sollte, iu vollgültiger Weise nur von Leuten geführt werden tonnte, die ihrer inneren Ueberzcugung nach selbst der politischen Rechten zugezähll werden müssen, die aber in ihrer geistigen Grundhaltung konservativ und nicht revolutionär eingestellt sind. Ob freilich die Mittel, die mau sür diese Beweis führung einsetze» zu müssen glaubte, zu dem erzielten Er gebnis in einem einigermasjen normalen Verhältnis stLhen, ob nicht viel mehr Sünden an der staat lichen Ordnung und Autorität augerichtet morde» ist, als diese Bestätigung einer weitesten ausbauwilligen Kreisen unseres Boltes schon vorher klaren und eindeutigen Diagnose wert sein konnte, ist eine Frage, die vielleicht erst ein geschichtliäkK Rückblick ganz objektiv beantworten dürste. Für dieGegcnwart überwiegen jedenfalls die Negativa. Der Einsatz, den gewisse Kreise ver antworten zu können meinten, ist und bleibt verspielt. Gewist wandelte schon unter dem Kabinett Brüning — worüber dieser Kanzler niemandem im Zweifel lies; — die deutsche Politik auf einem gefahrvollen, schmalen Gratwcge, der aus einsamer Höhe hin führte, zu beiden Seiten von gähnenden Abgründen be gleitet. Dieser Gratweg war aber doch immerhin noch so breit, dast man bei klarem Blick und ohne riskante Ber- fassungscxperimente vorwärtsschreitcn konnte. In den letzten zwei Monaien aber hat man diesen schmalen Psad unbedingter Objektivität und parteipolitischer Unl>eirrtheil zeitweise verlassen zu können geglaubt. Man hat sich be deutlich weit nach rechts hinübcrgewagi. lind man hat sich — der 13. August brachte diese Erkenntnis — v e r st i e g e n. Vorwärts kann man nicht mehr Aber selbst wenn man umkehren wollte, um den alten sicheren Gratwcg wieder zu erreichen, dann mus; man heute erkennen, dast man sich diesen Rückweg durch die eigene Politik versperrt und ver scherzt hat. Dieselben Kreise, denen die absolute parla mentarische Mehrheit des Kabinetts Brüning -- die doch zwei Jahre hindurch mindestens M bis 3l> Sitze kelrng - als zu schmal ansahen, schicken sich jetzt an, einen Grat- weg zu wandeln, der im Parlament von lKR Mandaten günstiaiiensalls überkauvt nur 1!» bis 30. also knapp ein