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Ausgabe Hund v Für christliche Politik und Kultur NedakNou der Sächsischen Volkszeitung vresdewMüadl 1 Polierstratze 17. genmi» 2M1I und 2I01L Nummer 18V — 31. Jahrgang Vrlchclnl nmal wSchv. m» IlUistr. KrallsbeNlig«» .Helma» und weil' und der Nlndecbetlan« ,gür unlre Nein«» Leute', samt« den TNideilagen .Uuterhallunn und Wissen', »Die praliische Haus» stoii', »Das «nie S-nch'. Monailicher Bezugspreis Ausgabe N mit SI.-Venno-BIaU 2,70 Ausgabe 0 ohne St.-Denuo-Vlait^k 2,20 tzftizelliilmmcr 10 Sonnabend, u. Sonuiagnummer st« Haichlschriftlelter^ Dr. G. Leseihk, Dresden. 1' Geschäftsstelle, Druck und Verlag- wermaulq, Buchdrucker«! uud Verlag DreSden-A. >, pollerslr. 17. gdrurus 2lvl2. poslscheckloulo Dresden W2S. Vans- koulo Stadtbank Dresden Vr. S17S7, » Mittwoch» -en 3. August 1»32 W WM W W Ws 20 Die WW ^M breit, l X. ^gr Au,eigen nuiierhalb deS 7>eibreituugSgeb ,le» ^M ^W W W W W ^W W W W W ^W ^W ^W ^W höherer cklewait erlischt ,ede Verpstichtung au» v>eser>-ng sowie WW ^W INI ccyülluni, - Schadeueisah «eschäslltcher Lett- <S. Winkel, Dresden, oolksseiluna Wir- Papen gestürzt? Nalionalsozialislen und Bayerische Volksparkei für parlamentarische Mehrheitsregierung So denken die Parteien Stellungnahme -er DBP. MUnckM, 2. August (E. M s Der Partcivorsitzeude der Bayrisck^n Volkspariei. Staats- rat Sckässcr. erlässt eine Kund,zebung, in der es u. a. l>eis;t: Mil Stolz und Befriedigung schaut die Bayrisch Volkspartei auf den i!t. Juli 19!!2 zurück. Fm Kampfe erstarkt und mit jungem Lelren ersiillt geht sie a» die Arbeit von morgen und übermorgen. Der Volkswille Kat gesprock>en. Wir wolle», das; dieser Volkswille aeachtet wird. Er Kat Adolf Hitler nicht zur Diktatur ermächtigt, aber die Verantwortung zum sich einord- nendeu Dienst an Recht und Verfass»»« »eiviesen. Die Regie- runa kielt es fiir notwendig, den Volkswillen zu koren. Wir erwarten, datz die Regierung das Votum des Volks rechtes vollstreckt. Die Bayrisckie Volksparteikorrespondenz schreibt zum Er gebnis der Reichstaaswahl n a.: Der Wille der Nation hat so den Nationalsozialisten eine fvichtige Rolle bei der zukünftigen Regierungsbildung zuge- wicsen. Er Kat aber sich ebenso klar und deutlich dafür ausge- sprociren, das; das dentsckie Volk nicht daran denkt, alle Macht mi Hitler zu überantworten. Für die nalionalsozlalistlskl^ Bewegung ist somit die Stunde gekommen, sich einzusügen und einzuordnen und damit ihren Traum auf eine Parteidiktalur prciszugeben. Nur dann besteht Aussicht, daß die Kräfte der unerschülter- liclien MU le für eine Mehrheitsbildung im neuen Reichstag gewonnen werden können. Die Augsburger Postzeitung meint, die siegreich aus dem Wahlkampf hervorgegangencn Parteien würden sehr gewis senhaft die Frage prüfen müssen, ob eine Koalition mit den Nationalsozialisten möglich sei. Die Existenzgrundlage der Reichsregierung sei der arbeitsunfähige Reichstag, ihr staats rechtliches Rückgrat das Vertrauen des Reichspräsidenten, ihre parteipolitische Garantie dar Wohlwollen der Nationalsozia listen. Das Blatt glaubt nicht, daß «Ine derartige Relchsregierung sich nach einer Koalition sehne. Ob aber die Freundschaft der Nationalsozialisten auch nach den Wahlen noch über dem Haupt von Papens leuchten wird, sei recht ungewiß. Goebbels wttt -le Macht Rom, 2. August. (E. M s „Mcssagero" vcrössentlicht heute eine Unterredung seines Berliner Vertreters mit Dr. Goebbels, der die Ucbcrlassung der Regierungvgcwalt an die National sozialisten . als die e i n z i ge Möglichkeit s?s bezeichnet. Es märe ein Verbrechen gegen das deutsche Volk und das deutsche Vaterland, sagte Dr. Goebbels, wollte man die Nationalsozialisten an der Uebernahme der Negierungsoeranlwortlichkeit verhindern. Die Nationalsozialisten seien bereit zur Uebernahme der Negierung, und es bleibe nichts anderes übrig, als ihnen den Weg freizu geben. Die künftige Haltung der Partei hänge von Adolf Hitler ab, in den die tslartci volles Vertrauen sehe. cnb. München, 2. August. sE. Ak s Die Nationalsozialistische Korrespondenz schreibt heule zum Wahlausgang, der NSDAP, stünde mit 22U Mandolen nun die politische Führung im Reiche zu. Dieser Tatsache dürfe sich niemand verschlienen, der an einer „parlamentarisch gesund e n" Abwicklung der System hinlerlassenschasi Mitwirken wolle. Die Stellungnahme des nationalsozialistischen Par teiführers Goebbels, der die Macht allein sür die Natio nalsozialisten fordert, steht ebenso wie die Erklärung des Führers der Bayrischen Voltspartci, der für ein Kabinett unter nationalsozialistischer Führung cintritt, in Wider spruch zu der Auffassung, die der Neichslanzler in seinem von uns an anderer Stelle wiedergegebenen Interview zum Ausdruck gebracht hat. Die Neichsregierung will vor den Reichstag treten, will ihr Programm darlegcn und abwarten, welche Stellung der Reichstag dazu einnch- men wird. Menn die NSDAP, und die Bayrische Bolls partei bei der Stellungnahme bleiben, die Dr. Goebbels und Staatsrat Schaeffer fetzt eingenommen haben, dann ist nicht abzusehen , wie eine Ai chrheit sür die Negierung z u st a n d e l o m m e n sollte. Ganz so glatt, wie es sich Herr von Papen offenbar vor stellt, werden also im neuen Reichstage die Dinge sür die jetzige Neichsregierung sich nicht entwickeln. Selbstver ständlich wäre es auch noch völlig verfrüht zu erörtern, welche Möglichkeiten sich ergeben würden, falls die Ne gierung Papen durch den Reichstag gestürzt würde. Mit einem Zusammentritt des neuen Ncichslages ist jeden falls erst am Ende dieses Monats zu rechnen. Die Taktik der SPD. Ein Artikel Lobes. Berlin, 2. August. (E. M.s Neichstagsprüsident Lobe be schästigt sich im „Vorwärts" mit der Frage, ob der neue Reichs tag lebensfähig ist. Ohne Zentrum und Bauern, so führt Lobe aus, ist eine parlamentarische Negierung nicht möglich. Für die Sozialdemokratie ergibt sich eine klare Lage' Wir werden der Mehrheit des Reichstages, die das Wort ..sozialistisch" im Munde geführt hat, die praktischen Vorschläge zur Behebung der Krise unterbreiten und erproben, wie weit sie gewillt ist, die dem Volke gegebenen Versprechungen zu erfüllen. Jeder Anschlag aus die Slaatsbürgerrcchtc des Volles aber wiro unsere energische Abwehr sinden. And so die Regierung Erklärungen Papens Vertin, 2. August. Der Reichskanzler gewährte dem Vertreter der Associa ted Preß, Louis P. Lochner, ein Interview, in dem er rund weg und unzweideutig erktärte. seine Regierung beabsichtige keinesfalls, sich um die Bildung einer Koalition im Reichstage zu bemühen, die zur Unterstützung der Reichsregierung aus die Parteien angewiesen ist. au« denen sie sich zusam- menseht. Der Reichskanzler erklärte dann: wenn die Wahl über^ Haupt eine besondere Vedeuluna gehabt hat. dann besteht diese darin, datz da« deutsche Volk da, Bestreben der Regie rung gulgeheitzen hat. da« Land von der Parteikontrolle zu befreien, war wir verlangen, ist. dab unter vemüken. Deutschland von seinen Schwierigkeiten zu befreien, geduldet werde. „weine Kollegen und ich wollen mit unserem Pro gramm ausbauenden Strebens vor den Reickzs- lag treten und seine Mitglieder vor die Entscheidung stellen, ob sie uns angesichts des dringenden Bedürfnisses nach ob- jekliver, unparteilicher Arbeit aus dem Sattel zu werfen wagen." Der Gedanke an die Möglichkeit eine« Misstrauensvo tum« schien den Reichskanzler, wie der Vertreter der Asso- liated Prek bemerkte, vollkommen unberührt zu lassen. Wie man weiter hört, beabsichtigt die Neichsregierung, dem neuen Reichstag ein E r m ä ch t i g u n g sg r je tz vorzulegen, da» ihr für die nächsten Monate freie Hand gib«. Es darf nach den von uns wiedrrgeaebtnen Erklärungen der NSDAP, und BVV. mindestens als fraglich gelten, ob die Negierung sür ein solches Ermächtigungsgesetz im Reichstag eine Mehrheit erhal ten wird. Ignaz Seipel »i» wtb. Wien, 2. August. Der frühere Bundeskanzler Dr. Seipel, der feit :i Wochen im Sanatorium Waldsricdcn zur Er holung weilte, ist heute srüh um !-!< llhr im Lebensjahre gestorben. Nachdem im Ansang eine Besserung seines Zustandes eingetrcten war, hatte sich jein Besinden in der letzten Zeit be deutend verschlimmert. Dr. Seipel litt seil langem an einer schweren Zuckerkrank heit, zu der vor etwa 1)- Fahren nach einer Grippe ein Lungen- spihenkatnrrh trat, der sich immer mehr ansbreitete. Ans Dr. Seipel war IU2I ein Anschlag verübt worden. Die Revolver- lngel, die ihn damals tras, war in die Brust eingedruugen und konnte der Zuckerkrankheit wegen nicht entfernt werden. Diese drei Umstände wirkten zusammen und führten schließlich seinen Tod herbei. e- Mit Dr. Ignaz Seipel verliert Deutsch-Oesterreich wohl -en bedeutendsten politischen Führer, den es seit dem Zufanunenbruch der Donaumonarchie gehabt hat. Die deutschen Katholiken im Reich trauern mit ihren österreichischen Stammesbrüdern um diesen großen Staatsmann, der für sein Land in schwierigster Zeit außerordentliches geleistet hat. Prälat Seipel ist nur ö<> Jahre alt geworden Er war 187V in Wien geboren worden, hatte sich dem theo logischen Studium zugewandt. 1899 in Wien die Priester weihe empsangen uud MV die Würde eines Dr. der Theologie erhalten. 1998 wurde er Privatdozent für Mo- raltheologic an der Wiener Universität, 1999 ordentlicher Professor desselben Faches in Salzburg. 1!>l7 erregte sein Werk „Gedanken zur österreichischen Ber fa s s u n g s r c s o r m " Aussehen. Man berief ihn an die Universität Wien. In Wien nahm er bald in der Lhrist- lich-Sozialen Partei starken Einfluß. Kurz vor dem Zu sammenbruch der Habsburger Monarchie trat er als Minister fiir soziale Fürsorge in die leiste K.-u.-K.-Ne- gierug des Kabinetts Lamasch ein. 191V wurde er in die deutsch österreichische Nationalvcrfammlung gewählt, 1921 wurde er Obmann der Ehrisllich Sozialen Partei. In die ser Stellung nahm er führenden Einfluß auf die Politik aller nichtfözialistiscben Kabinette, die Oesterreich seitdem gehabt häl. Mährend der schweren finanziellen' Krise Deutsch- Oesterreichs im Jahre 1922 übernahm Seipel das Bun deskanzleramt. Er trat seine Reise nach Prag. Berlin und Bcrona an. deren Ergebnis war, daß Österreich die vor her abgelehnte finanzielle Hilfe doch erhielt Seipel hatte das dadurch erreicht, daß er Italien eine Mährungs- und Zollunion angeboten hatte. Die Folge war, daß der tsche choslowakische Außenminister Bcncsch die Initiative zur Sanierung Oesterreichs ergriff, um die Ausdehnung der italienischen Macht nach Norden zu verhindern. Das Genfer Protokoll vom ck. 19. 1922 legt diese finan zielle Sanierung und die politische Unabhängigkeit Deulsch- Oestcrreichs fest. — Das Attentat, das am 1. Juni 1921 der Spinncreiarbeiter Karl Iaworel auf Seipel verübte, hat die Popularität des Bundeskanzlers sehr erhöht. Sei pel wurde schwer verlelst, der ärztliche» Kunst und der Pflege der Ordensschwestern gelang es aber, ihn wieder herzustcllen. Dreimal hat Dr. Seipel das Amt des österreichischen Bundeskanzlers inne gehabt. Neben der finanziellen Sa nierung im Jahre 1922 war wohl feine grösste Leistung, daß er den österreichischen Bundesstaat über die revolu tionäre Krise vom 1 ö. Juli 1 927 hinwegge führt hat. — In den leisten Jahren war Dr. Seipel durch den schlechten Zustand seiner Gesundheit behindert, so aktiv wie früher in die Politik cinzugrcisen. Das Amt des Obmanns der Christlich-Sozialen Partei gab er an den Minister Baugoin ab. Doch blieb sein Einfluß aus die Christlich-Soziale Partei nach wie vor außerordentlich ltroß. Der Papst hatte Dr. Seipel zum Prälaten ernannt und ihm im Dezember 1921 die Würde eines päpstlichen Protonotars verliehen. Seipel blieb auch als Bundes kanzler persönlich der einfache und anspruchslose Mann, der er immer gewesen war. Er behielt bis zu seinem Tode