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Gefährliche Brüderschaft Nattonalfoztaltsten und Kommunisten Arm in Arm Die Nationalsozialisten behaupten immer wieder, das; sie die einzige Partei seien, die dem vor dem Tore stehenden „ B l u t b o l! ch e w i s in u s " allein wirkiam entgegentreten könne. Wir wollen nicht davon reden, vag die nationalsozialistischen SA.-Leute, die vielfach von der KPD. znr NSDAP, iibergewechselt sind, weil sie dort besser bezahlt werden, durch ihre terroristischen Alle und Bürgerkriegsvorbereitungen den Bolschewiken ihre Rezepte abgeguckt haben und durch die Anwendung ihrer Mittel selbst einem N a t i o n a l b o l s ch e w i s m u s entgegen treiben. Wir wollen auch nicht davon reden, das; u.a.ein kommunistischer GPU.-Mann, Felix Neumann, der Leiter der deutschen T s ch e k a - F i l i a l e, der wegen politischen Mordes und wegen Attcntatsplanen aus die Grohindustriellen Stinncs, Borsig, den (General von Secckt und den wiirttcmbergischen Innenminister Nolz zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist, heute sein bol- schewisicrcndrs Unwesen in der Nationalsozialistischen Par tei treibt. Wir wollen nur darauf Hinweisen, das; der be kannte Berliner Stahlhelmsiihrcr, Major von Stepha- n i dem Nationalsozialismus vorgcworfcn hat, er sei der Wegbereiter des Bolschewismus. Er sührte IWO in einer Berliner Stahlhelmversammlung folgendes aus: „Wir lehnen deshalb eine nationale Verbrämung des Sozialismus ab. Wir verbitten uns, Lenin als Vor bild vorgesetzt zu bekommen. Wir haben die berechtigte Befürchtung, das; aus den Lehren der Berliner Führer der Nationalsozialisten der Bolschewismus geboren wird, aber nicht die Volksgemeinschaft. Unsere Arbeit gilt nicht einem Stande, sondern sie gilt allen." Major von Stephani hat mit seiner Befürchtung gar nicht so unrecht. Die nationalsozialistischen Nadikalismen unterscheiden sich methodisch nur wenig von denen des Bolschewismus. Oas Boxheimer Manifest ist dafür der beste Beweis. Als die Bolschewiken nach ihrer erfolgreichen Oktoberrevolution die Macht an sich rissen, begründeten sie ihre Diktatur auf einem blutige« Stand recht. Die persönlichen Freiheiten des einzelnen Staats bürgers wurden ausgehoben, und er wurde in ein Zwangs system staatlicher Vorschriften gcpreht, die seine ganze Le benshaltung bestimmten. Vor allem beschlagnahmten die Bolschewiken die Lebensmittel und die Ernten der Bau ern und hoben jeden Handel hiermit auf. Sie führten eine radikale terroristische Arbeitsdicnstpflicht durch und stell ten jeden einzelnen Bürger unter das Feldgericht. Die Proklamationen und Verordnungen, welche die Nationalsozialisten bei einem erfolgreichen Putsch durchzu führen gedenken, sind durch das erwähnte Boxheimer Ma nifest vorzeitig enthüllt worden. Die dort in Aussicht ge stellten Mahnahmen unterscheiden sich in nichts von denen der russischen Bolschewiken. Auch im Boxheimer Manifest wird ein blutiges Standrecht verkündet. Die Andro hung der Todesstrafe nicht nur bei aktivem Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewalt, sondern auch gegen den Handel mit Lebensmitteln usw., gegen Vergehen, gegen die Zwangscrnährungsvorschristen, spielt im Box heimer Manifest eine grosje Nolle. Die Nationalsozialisten beabsichtigen gleichfalls bei Ergreifung der Macht sämt liche Lebensmittel und Erntevorrütc zu beschlagnahmen und Brotkarten und zwangsmäszige Kollektivspei sung cinzuführen. Jeder einzelne Deutsche wird in ein fast bolschewistisch anmutendcs Neglementicrungssystem gezwängt und zu militarisierter Zwangsarbeit ver pflichtet. Die Zivilbevölkerung wird unter die radikale Jn- ftiz der Feldgerichte gestellt. Wir sehen, dah zwischen de» bolschewistischen und nationalsozialistischen revolutionären Mahnahmen kein allzu grohrr Unterschied besteht. Die Nazis sagen es selbst Aber nicht nur durch das Boxheimer Manifest kann die Bolschcwisierung der nationalsozialistischen Mochtbe- strebungen bewiesen werden, sondern auch mit direkten Aussprüchen siihreuder Nationalsozialisten, die grohe Sympathien für S o w j e t r» s; l a n d verraten, und die ein direktes oder indirektes Zusammengehen mit den Kommunisten in Deutschland und den Bolschewisten in Nuhland propagieren. Der Neichstngsabgeordnete und nationalsozialistische Gauleiter Kaufmann erklärte in seiner Oberhausener Rede im Dezember 102'». „Wir verlangen den Anschluh an das bolsche wistische Ruhland, da der Heros Lenin neben Hitler der einzige gewesen ist, der in der modernen Zeit er kannt hat, dah nur aus einer nationalen Grundlage eine Expropriation der Kapitalisten Sinn und Erfolg hat. Die Iudensrage ift für «ufere Partei vollkommen bedeutungslos geworden. Ich und meine Partei be kämpfen nicht etwa Angehörige einer anderen Nasse, sondern lediglich Angehörige der besitzenden Klasse. Ob cs sich dabei um Inden oder Christen handelt, ist vollkommen gleichgültig." Der nationalsozialistische Abgeordnete Streicher erklärte in einer Nürnberger Rede 102 >: „Zwischen den Zielen der Völkischen und der Kom munisten besteht — nuher einigen Unklarheiten in der nationalen Einstellung und in der Najsensrage — wenig Trennendes." Der nationalsozialistische Abgeordnete Stöhr äuherte sich in einer nationalsozialistischen Partcivcrsamm- lung, die am 18. 3. 1931 in Berlin-Kreuzberg stattsand: „Nicht der Kommunist ist für die NSDAP, der ge fürchtete Gegner. Mit der KPD. lägt sich aus jeden Fall ein Modus vivendi finden. Der wahre Feind steht von der SPD. bis zu dem schwarzen Gesindel. Hier ist schärf ster Kampf am Platze." „Die Kommunisten sind mir zehnmal lieber als die Deutschnationalen" erklärte ein bayrischer nationalsozia listischer Wortiiihrer im Wahlkamps 1028 und wiederholte das ausdrücklich aus noch zweimaliges Vcsragcn. Zitiert nach „Nationalsozialismus und Bauerntum" »on Otto Weber. Weimar 1!>20, Seite 01. „Wir Nationalsozialisten sind ja auch bereit, wenn es gegen die internationalen Finanzhnäncn und ihre Zu- treiberparteien geht, uns mit den Kommunisten zusammen zutun. Wir Nationalsozialisten werden durch die Negie rung der SPD., des Zentrums, der Deutschen Volkspartci ebenso verfolgt wie die Kommunisten." Aus einem Ausruf im ,,Pölluscl)eu Beobachter" Nr. 2öl, 20. Oktober 1010. Der viel berüchtigte Neichstagsabgeorduete D r. G oebbels schrieb in den Nationalsozialistischen Briefen: „Immerhin ist heute die europäische Konstellation so dah für überblickbare Zeiten nur eine östliche Politik für Deutschland in Frage kommen kann. Wir haben zu wäh len zwischen dem tranken Nachbarn im Westen und zwi schcn dem von schöpferischer Gesundheit stroheudcn im Osten. Im kehlen Verzwcislungskamps kann uns allein nur helfen: Brot und Kraft des Ostens. In seiner Verzweif lung gerät der deutsche Nationalismus aus den irrsinnigen Ausweg, Schuh gegen den Bolschewismus im kapitalisti schen Westen zu suche». Strasser hat da schon durchaus recht, wenn er von einem instinktlosen Antibolschcwismus spricht, der Herzen und Hirne der nationalen Jugend verwirrt hat... Nuhlands Not wird unsere Not sein und umge kehrt. Darum fühlen wir uns Nuhland als Träger eines ge meinsamen Schicksals verbunden. Nuhlands Freiheit wird unsere Freiheit sein und umge« kehrt. Darum stellen wir uns Nuhland an die Seite als gleichwertiger Partner im Kampf um diese Freiheit, die uns alles bedeutet." Im „Angriff" (12. 6. 80) desselben Dr. Goebbels wird der revolutionäre Streik gefordert: „Er ist die einzige Möglichkeit nach dem vollständigen Versagen der derzeitigen Schiedsgerichte, die wirtschaftliche Lage der Arbeiterschaft zu verbessern, oder doch zu mindest die Möglichkeit einer Vergewaltigung der Tarife durch Un- ternehmerwillkür auszuschalten.... Das alles bricht jedoch wie ein Kartenhaus zusam men, wenn einmal in den Betrieben der Nationalsozialis mus austaucht, und ost genug, um seine sozialrevolutionäre Haltung durchzusehcn, mit der kommunistischen Opposition sich verbündet und gegen die Gcwerkschaftsbürokratie einer längst schon überholten Sozialdemokratie zu Felde zieht." Nach einer kommunistischen Sportpalastvcrjammlung erklärte ein N SD A P. - F u n k t i o n ä r aus der Strahe vor Kommunisten: „Gegen die Polizei sind wir einig! Im Grunde ist ja auch egal, ob Hitler oder Thälmann — die Hauptsache ist, dah cs Bruch gibt, und die ganze Bude auseinander klappt. Es ist ja nur ein Unterschied in der Taktik. „Borivärts" Nr. 270, 12. 6. .81. In der gleichen Weise wie der Abgeordnete Dr. Goebbels hat auch der Gauleiter Ter bauen in seiner im Juni 1081 in Duisburg gehaltenen Nede auf die Füh lungnahme von KPD. und NSDAP, hingewiesen und er klärt, dah der Nationalsozialismus nicht daran denke, das gegenwärtige System bei einem kommunistischen Ausstand zu schützen: „Der Nationalsozialismus freut sich im Gegenteil, wenn, gleich welche Kröste, diesem System die Gurgel ab drehen. Der Nationalsozialismus ist sich zu schade dazu, auch nur einen kleinen Finger des jüngsten SA -Mannes an das Schicksal dieses Systems zu wenden. Wir haben die Lehre gezogen, dah wir nicht einen Finger rühren, das Leben dieses Systems zu verlängern, dah wir im Gegen teil alles, was uns im Nahmen der legalen Möglichkeiten geboten wird, dazu tun, um das Leben dieses Systems zu verkürzen." Und erhallen es bestätig! Umgekehrt haben auch die Kommunisten zugegeben, das; sie mit dem Gedanken eines vorübergehenden revolu tionären Zusammengehens mit den Nationalsozialisten spielen. Dafür ist die Erklärung des kommunistischen Laud- tagsabgeordneten Sindermann, die er im Septem ber IWO in einer kommunistischen Versammlung in Ehem- nit; abgab, ein deutlicher Beweis: „Jawohl, wir geben zu, dah wir im Bunde mit den Nationalsozialisten stehen, dah wir vereint mit den Nationaljozialijtcn das bestehende System zer trümmern wollen, dah wir mit den Nazis gemeinsam in Deutschland den nationalen Voljchewismns einsiih- rcn wollen. Nicht international, sondern national, mit den Faschisten, wollen wir die dcntjche Arbeiterschaft befreien. Bolschewismus und Faschismus haben beide ein gemeinsames Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen, ist uns jedes Mittel recht." Die Folgen dieser Tonart der Agitation sehen u. a. so aus: Die Ortsgruppe der NSDAP, in Mehlis bei Oschatz (Sachsen) ist geschlossen zur KPD. iibcfrgetretcn. (Berliner Tageblatt Nr. 00, 22. 2. 31.) Mitte März 1931 trat der nationalsozialistische, aus Mil ciisrsn Mn! Wählt die Pariei -es großen Staatsmannes Brüning! Sie garantiert Euch die Freiheit! Sie sorgt für Arbeit und Brot! Sie beschützt Kirche und Priester! U/sklt leiste 4! Geaen Radikalismus! Fürs Vaterland!