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Notizen „Revolution von oben". Hilgenbergs „Ton" bringt einen LeUariikel zur poliii- sci>en Lage, in dein sich die folgenden bemerkenswerten Sätze befinden: „Nachdem die größte nationale Partei sich der positiven Mitarbeit an der Befreiung vom Parlamentarismus versagt l>a», muß die Negierung, gestützt aus ihre eigene Beranlwor- tung, auch vor der Revolution von oben nicht zurück schrecken. Dazu wird es aber notwendig sein, das; jetzt alle hemmenden Kräfte, die noch in den Regierungsstellen vorhan den sind, rücksichtslos ausgescholtet werden, und es wird not wendig sein, Männer mit politisct>«m Wollen und Können lieranzuholen . . . Nur rücksichtsloses Zupacken und Tatmen schen passen in diese Zeit. Formalien dürfen keine H i n de r u n gs g r ii n de sein, um Deutschland zu retten. Der Kanzler, der l>cule eine so große Macht hat, wird, wenn er zeigt, dass er sie allen zum Trotz halten will, die Mensä)en, denen Partei nichts, Deutschland aber alles ist, hinter sich ha ben. Will die Reichsregierung so handeln, dann ist ein« Klä rung erfolgt." „Formalien" — darunter ist ja wohl nichts anderes zu verstellen als die Reichsvcrsassung. Die guten Ratschläge dieser Art. die der Reichsregierung und dem Reichspräsidenten wohl wollend «inen Bruch der Berfossung raten, häufen sich in den lehten Tagen. Herr v. Papen hat allerdings dem Berliner Ver treter des Reuter-Büros erklärt, das; die Regierung di« Ver fassung achten werd«. Aber er Hal gleichzeitig erklärt, im Falle eines Mißtrauensvotums „nach Maßgabe der gesämssenen Si tuation handeln", aber in jedem Fall im Amte bleiben wer de. Es läßt sich die 'Besorgnis nicht von der Hand weisen, daß ein solclp.'s Handeln ohne eine sehr gewaltsame Auslegung der Verfassung ülwrhnupt nicht möglich sein wird. Leider kann aus Grund der 'Vorgänge in Preußen nicht bezweifelt werden, daß innerhalb des Kabinetts v. Papen eine gewisse Neigung zu so geivaltsamer Deutung einzelner Berfassungslieslimmun- gen besieht. Auch das Bestreben, die „hemmenden Kräfte", d. h. die Exponenten republikanischer Parteien an hohen Beam- tensiellen, zu beseitigen, hat das Kabinett zur (Genüge gezeigt. Schließlich Hal die Mehrbeil der Männer, die heule im Kabi nett v. Pazwn sißen. vor ihrer Mrusung in dieses Kabinett der politischen Richtung des „Tag", d. h. der Deutschnationa len Partei, angehört. Man kann also von solcl>er Seite das Schlagwort von der „Revolution von oben" nicht ohne Sorge hören. „Jubeljahr" in Oldenburg. Die „Osnabrücker Volkszeitung" (Zentrums veröffentlicht die folgende Zuschrift: „Der nationalsozialistisclie Abgeordnete Heinrich Vor werk in Westeremstek schuldete u. a. der Landessparkasse in Oldenburg und dem Emsteker Spar- und Darlehnskassen- verein je «ine größere Summe. Die Zwangsvollstreckungen standen bevor. Daraus waudle sich der Schuldner an „seinen" Minister Pauly um Hilfe. Pauly ist jetzt Finanzminister im Nazikabineti Rövsr und war bis vor wenigen Monaien Land- gerichisrat am Oldenburger Laudgerichi. Da der Minister sei nem Schützling aus geseßliöiem Wege nicht helfen konnie, er ließ er an den Prozeßbevollmächiigien den Gläubigern folgen den Erlaß: Staalsministerium, Fernsprecl>«r 6201. Nr. III 8058. Oldenburg i. O., den 28. Juli 19.82. Der Zeller Heinrich Vorwerk aus Westeremstek stellte heute dem Staalsministerium vor, daß von ihm verlangt wur de. in ganz kurzer Zeit an die Landessparkasse in Oldenburg 561,79 Mark und an den Emsteker Spar- und Darlehenskassen- nerein 600 'Mark zu zahlen. Herr Vorwerk ist nach Erklärung seßt nicht in der Lage, diese Summen zu bezahlen: im Herbst wird er aber dazu imstande sein. Das Staatsministerium ersucht daher dringend, von irgendwelchen Zwangsmaßnahmen gegen den Zeller Abstand zu nehmen. Dalwi macht das Staalsministerium insbesondere daraus nusmerksam, daß ein großer Teil der Sparkassen und ebenso der Spar- und Tar- lelienskassen heute nur noch dadurch existieren kann, daß der Staat bislier für sie eingesprungen ist. Nötigenfalls kann das Staatsministerium auch andere Wege gehen. gez.: Pauly." Wenn dies« Methode im Dritten Reich allgemein üblich werden sollte, dann wird es dort — allerdings nur siir die An hänger der NSDAP. — ein „Julwljahr" geben, in dem die Schulden erlassen werden. Wozu nur noch zu bemerken wäre, daß dieses Jubeljahr «ine alte jüdisch« Einrichtung ist . . . Lehren aus Brünn. Zn Brünn findet gegenwärtig ein Hochverrats- Prozeß statt, in dem di« tsä^chosloivalnsäw Rechtspflege sich nach Kräften zu blamieren versucht. Angeklagt sind Mit glieder der nationalsozialistischen „Volkssport"-Organisation. Tielastendes Material hat die Staatsanwallscl>ast bisher kaum beibringen können. So greift das Gericht zu Mitteln, die ein fach grotesk wirken. U. a. wurden in der Mittwoch-Verhand lung Lieder und Gedichte eines nationalsozialistiscl>en Stu denten verlesen, die man bei ihm beschlagnahmt hat. Zur all gemeinen Ueberraschung befand sich darunter auch das Lied „Bursci>«n l-eraus". das vom Vorsit^nden gleichfalls mit erho bener Stimme vorgelesen wurde. Der Staatsanwalt bezeichnete die letzte Stropli« „Wenn es gilt siirs Vaterland, treu die Klin gen dann zur Hand", als besonders gefährlich. Unter allgemei ner Heiterkeit klärte der Verteidiger Dr. David das Gericht darüber aus. daß «s sich um ein 120 Fahre altes allgemein übliches Sludenlenlied und nicht um eine Dichtung der Ancze- klagten handelt. Diese Feststellung wollte der Staatsanwalt zunächst überhaupt nicht glauben . . . Aus diesem kleinen Vorfall lassen sich eine Reihe schöner moralisclier Nutzanwendungen ziehen. Einmal, daß man über literarisckie Fragen nicht urteilen soll, wenn man von lilerari- sclwn Dingen keine Ahnung Hot. Zweitens, daß blinder Eifer hier wie überall schadet: kein veruünstiger Mensch wird nach diesem Zwisclzensall die Vrünner Hochverralsnnklage irgend wie ernst nehmen. Drittens ober, daß die deutsche Not im Aus lande die (geister einigt: Wo wäre es im Reiche möglich, daß als Tierteidiger von Nationalsozialisten ein Mann berufen wird, der Dr. David heißt . . . s.«iprig unri Umgebung Iwei Personen in der Eisler ertrunken Leipzig. Der Kraftwagensührer Mazet wurde beim Baden in der Elster von einem Schwächeanfall betroffen. Sein Schwager Mentzel, der auf die Hilferufe Mazets herbeieilte, wurde von diesem In der Todesangst umklammert und mit in die Tiefe gerissen» beide Männer ertranken. Deutsche Zugeudkrast Ausschreibung. Zum Bczirlsjportsejt am 4. September 1982 in Leipzig. Veranstaltuugsort: Reichswehrsportplatz, Leipzig-Gohlis, Landsberger Straße, gegenüber der Krock>-Sladt, Straßenbahn linien 6, 7 und 9. — Beginn der Tvettlämpse 1-t Uhr. — Start berechtigt ist jedes Mitglied eines katholischen Jugendvercins. Anspruch aus den Titel eines Bezirksmeisters hat nur der, der im Besitz eines gültigen DIK.-Passes ist. — Meldeschluß: 28. August 1982. Meldungen sind zu richten an den Bczirksspon- wart Karl Zauzich, Leipzig-N. 28, Kernstr. 8. Das Startgeld ist gleichzeitig zu überweisen auf Postscheckkonto Karl Degenhardt, Leipzig 62162. Meldungen ohne Startgeld und Nachmeldungcu können nicht berücksichtigt werden. Ausschreibungen: Mehrkämpfe: Klasse A, l9t8 und früher geboren: 5-Kamps: 100-Mctcr-Lauf, Weitsprung. Hock sprung, Kugelstoßen, Speerwurf. — Jugkendklasse 1, 1911 und 1916: -l-Kampf: 100-Meter-Laus, Weitsprung, Hochsprung, Ku gelstoßen. — Jugendklasse 2, 1916 und 1917: 3-Kampf: 75-Meler- Lauf, Weitsprung, Schlagballweitwurs. — Schüler, 1918 und später: 3-Kamps: 50-Metcr-Laus, Weitsprung. Echlagballweir- wurf. — Eiuzellämpse: 100-Meter-Laus, -100-Meter Laus. 1500- Mctcr-Lauf, 3000-Meter-Laus, Weitsprung, Hochsprung, Kugel stoßen, Spccrwurs. — Staffeln: Klasse A: IXIOO-Meter Stössel, Jugendkraftstasfel. Jugend t und 2: 4X100-Meter-Stasfel. Schüler: 8X50-Mcler-Stassel. Startgelder: Klasse A: Mehrkampf 50 Pf., Eiuzclkampf 20 Pf. Jugend: 30 Pf. Schüler: 20 Pf. Staffeln: 30 Pf. S p o r t a b ze i che n p r n f u n g : Aus Wunsch werden die bei den Wettkämpfen erreichten Leistungen in das Prüfungsheft für das Sportabzeichen eingetragen. Ob und welche llebunaen für das Sportabzeichen gemessen werden soll, muß bei der An meldung mit angegeben melden. Lliemniir, rv/icksu, kUsuen Muldenflutrinne vor der Vollendung Glauchau. Seit fünf Jahren ist die Muldeuslulrinne, die als Schulzbau gegen Hochwasserschäden dienen soll, im Bau. Sie geht jetzt ihrer Vollendung entgegen. Dieser Tage konn ten die Baggerarbeiten, die von der Arbeitsgemeinschaft Lasch Zentra, Glauchau und Dresden, durctnzcsührt wurden, beendigt werden. Insgesamt sind bei der Aushebung der über 3 Kilo meter langen Flutrinne rund 300 000 Kubikmeter Erde be wegt worden. Man hat damit die Seitendämme der Rinne und zwei Leitschulzdämme angeschüttet. Jetzt wird nur noch am Ab- schlußbauwerk gearlwitet, das den letzten Bauabschnitt dar stellt. Es soll den Muldenlaus derart nbriegeln, daß durch Einbau von iil»er dem Wasserspiegel hängenden Schüßen nur 20 Kubikmeter Wasser je Sekunde im alten Flußlauf nbslie- ßen können, während lx-i ansteigendem Wasser das übrige Was ser automatisch in die Fluirinne alrgedrängt und dort ohne Ge fährdung der Unterstadt um Glauchau herumgeleitet wird. Die Fluirinne hat sich schon beim Hochwasser im Januar dieses Jahres lxwährl. Die Bauleitung liegt in den Händen des Re- gierungsbaumeisters Naßschka, dem Mitarbeiter von Pros. Dr. Kunze, der der erste Bauleiter war. Er ist vor einiger Zeit nach Angora zur Ausführung von Talszwrrenbautcn berufen worden. Tarifverhandlungen für die westsächsische Textilindustrie ixyemnly. Der Verband von Arbeitgebern der weslsäch- sischen Textilindustrie und der Textilarbeiterverband, Gau Weslsachscn, verhandelten am Donnerstag in Chemnitz über etwaige Aenderungen der tariflichen Abmachungen. Da die Parteien zum erstenmal zujammcnkamen, fand lediglich eine Aussprache über die Tariflage statt, in der beide Parteien ihre Wünsche äußerten. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Wei tere Verhandlungen sind in Aussicht genommen. Beramanusfest in Planitz Planitz. In Planitz, von wo der sächsische Steinkohlen bergbau vor Jahrhunderten seinen Ausgang genommen hat, wird am kommenden Sonntag ein historischer Bergauszug vor sich gehen. Am Vormittag findet feierlicher Berggottes dienst in der neuen Stadtkirche statt. Daran schließt sich der Umzug der Bergleute sowie Besichtigung der Stadt und der alten Schloßkirche. Kirchberg. Wohn Hausbrand. Das Wohnhaus des Fabrikdirektors Walter Wolf siel einem Schadenfeuer zum Opfer. Niedergebrannt Ist nur der Dachstuhl; doch find auch die unteren Räume durch die Wasfermasien der Feuerwehr unbewohnbar geworden. Flöha. Feldhüter überfallen. Nach Einbruch der Dunkelheit war es dem Feldhüter der Gemeinde Grün berg gelungen, an der Flurgrenze Grünberg—Plaue- Bernsdorf zwei Felddicbe zu stellen. Diese stürzten sich aus den Feldhüter und verletzten ihn durch Messerstiche in den linken Arm. Es gelang ihnen daraufhin, unerkannt zu ent kommen. Der Verletzte mußte sich in ärztliche Behandlung begeben. ß. Chemnitz. Schwere U n gl ü ck s sä l le. Am Mitt- ivochvornüttag wurde nus der Slollberyer Straße ein 12 Jahre aller Schüler von einem Personeuaulo angesahren und zu Boden geschleudert. Der Knabe erlitt einen Schädelbruch, dem er am Mittwoch nachmittag im Krankenhaus erlag. —In ei nem Hause aus der Kaiserftrasze siel ein 12 Jahre alter Inva lid. der mit dem Slreiäien eines Treppengeläuders beschäf tigt war, von einer Leiter. Mit einer schweren Gehirnerschüt terung und einem Armbruch mußte er ins Krankenhaus ge bracht werden. Rednerkurstts der Sächsischen Zcntrumspartei auf der Rochsburg 2. bis -1. September 1932. Freitag, 2. September: abends 8 Uhr grundle gende Referate: Redekunst im allgemeinen, politische Reden n. Debatte im besonderen (Pfarrer Kirsch); Stimmbildung und Atcmtcchnik (Lehrer Hoss- m ann - Reichenbach). Sonnabend, 3. September: Ucbungsrefcratc der Teilnehmer, Aussprache darüber. Sonntag, 4. September: vorn«, weitere prakti sche ttebnngcn, nachm. große politische Kundgebung in Chcmni tz. Politisches Schristcnmatcrial wird auslicgcn. Ti n- lnetdungen znm Kursus nur durch Landcsvarstands- mitglicder bezw. Bezirks- oder Ortsvorsitzcndc der Par tei bis 26. August; Knrfusbcitrag (einschließlich Berpslcgung) 2 RM. Der Landesvorstand. Keimsahrk Drei Woclien Ferien unter »lauclzerlei notwendiger Be schäftigung lind vorülx'r. Ick besteige den Zug zur Rückreise. Der krcuzgekrönte Hutberg und die anderen heimatlichen Höhen entschwinden. In meinem Inneren ist ein« Spannung, die mich sesthalten möchte an dem Orte, von dem ich nusgegangen bin, heute und früher schon. — Bor 3 Wochen, ans der Hinsahrt, sah cs l-edrohlich aus, weile seeartige Wasserflächen darin wie Adern eines fiebernden Körpers dahinschicßende Bache, gefährlich an geschwollene Grälien, die Neiße reißend, in Drehen und Wirbeln wild bewegt und bis oben gefüllt. Die fruchtbaren Getreidefel der lagen wie gewalzt, geplättet, oder sie glichen einem Meere, das in Wcllenkämmcn und tälcrn erstarrt ist. Darüber hing ein regcngraucr, Regen und Unwetter drohender Himmel. Heute liegt Sommersonnr über dem Lande. Tröstlich füllen Regimenter und Bataillone von Gctrcidcgarbcn die großen und 'kleinen Feldstücke. Erntewagen nehmen Garbe um Garbe auf, um sie den leeren Scheunen der Dörfer und Kutshöfe znzusüh- rcn. Es ist ein reicher Segen, womit unser Gott die Arbeit flei ßiger Landleut« lohnt, miiln'voll, aber nicht nutzlos. Ist es nicht billig und recht, daß er allen Volksgenossen in der kommenden Zeit, die noch einen vierten Notwintcr erwarten läßt, zugute lamme? „Wer den Armen gibt, leiht Gott aus Zinsen." Fast scheint es, als ob die alten Windmühlen, wenig« Veteranen einer vergangenen Zeit, trauerten, daß sie nicht mehr Helsen dürsen bei der Arbeit um das tägliche Brot, weil sie a. D. sind. Das freundliche Landschastsbild aber ist um ein charakte ristisches Schmuckstück ärmer geworden. Am Bahndamm blühen ganze Familien von Blutnelken. Sind es leuchtender Liebe glü hende Herzschläge oder brennende Funken enttäuschter Hoffnun gen? Die Musik zu dieser ländlichen Heerschau macht der Psciser Wind. Er pfeift und bläst und durchscl-auert die regennassen Puppen und Püppchen — nicht die kniefreien, ärmellosen —; er trocknet die Halme und venvandelt die milchigen, weichen Körnchen in harte, mehlreichc Frucht. Trotz seines Ungetüms liebt er auch harmlose Neckerei, spielt mit den Haaren ährenlescnder Kinder wie mit den weißen Kopfliicheln und Schläfcnlöckchen der arbeitenden Mägde Das Landvolk nennt ihn den „Puppen wind". Die gelben Blütcnkörbchen des Rainfarns wichen sich ans den meterhohen, schlanken Stengeln; Halme und Graser er schauern angesichts der gemähten Felder wie vor kommendem Unheil. Die schönen Rosen des Bahnwärters von Zabliß sind verblüht, aber blaue Glockenblumen und bunte Dnklicn, die einen wildwachsend, die andern sorgfältig gezogen, trögen uns über ihren Verlust. Gegen -Löbau und Bautzen ebnet sich das Land: Wälder und Orte am fernen Horizonte erscheinen nur als dunkle oder Helle Farbslecke. In der Nälw ragen massige K!rck>- türme aus der Mille behaglich ruhender Dörfer und erinnern den modernen Menschen an die Glaubcnstreuc der Geschlechter, die jene Gotteshäuser erbaut haben, um darin Trost zu suchen oder Kott zu loben und ihm zu danken. Sic zeugen aber auch von der Ewigkeitsdauer Gottes, der seinem Schwure getreu, seit Urzeiten abwcchfcln laßt Aussaat und Ernte, der aber auch von jedem Menschenkind« gleiches fordern wird. So sind diese Türme Landmarkcn Gottes, wie anderswo Fcldkrenze und Bildstöcke. Welch wunderbar«, ergreifende Fürsorge Gottes, die sich in den Fcldfrüchten auswirkt und die Glaube, Hoffnung und Liebe im mer wieder zu wecken geeignet ist. Bald crslkwint am Horizon) die romantische Silhouette von Bautzen mit Jahrhunderte alten Zeugen ihres Ruhmes und ihrer Schicksale, zu denen persönliche Erinnerungen eigener Ent Wickelungsjahre ein dankbares (bedenken sägen. Auch aus der weiteren Fahrt erfreuen abwechslungsreich und dach wenig be achtet im ansteigenden und abfallenden Vahngelände ganze Plane von Weidenröschen, Frauenflachs, Gelb- und Blntweidc- rich, Schreckkraut u. a. in., einzelne stolze Nacht- und Köniasker zen gleiten vorbei. Ein großes Nalurkina, weite grüne Auen, Laub- und Nadelwälder, blnmenrcick;« Sicdelungsgärten, Städte und Dörfer in buntem Wechsel, tut sich vor unsern Blicken auf und letzt Zeutznis ab von deutschem Fleiß, deutscher Kultur, deutschem Gemüt. Erklingt nicht die Melodie des schönen Lie des: „Wie lieb' ich dich, mein Cnchsenland" heimlich im Her zen an? In Dresden ist eine Stunde Pause. Dann trägt ein Eilzug die mehr städtisch charakterisierten Reisenden in den Sommer abend, aus die Höhen des Erzgebirges — Freiberg entgegen. Klare Luft ermöglicht, besonders dem Sonnenuntergänge ent gegengesetzt, eine weite Sicht. Auch hier oben hat der Wind ge trocknet und Getreide wieder ausgerichtct, auch hier Puzyxn wie im Tieslande. Wie Scherenschnitte wirken Essen. Häuser, Türme, Bäume und Baumgruppcn. Dach naht der Alwnd.' lieber Boden wellen und Schluchten wirst die Dämmerung ihre ersten, dünnen Schleier. Eintönig dumpf, aber eilig rollt der Zug vorwärls. Auch in den Wagenecken und Gängen dunkelt es Ein Kosser- grammopbsn süttl „die Dunleisiunde" mit musikalischem Allerlei aus: meine Nachbarin, eine ältere Dame — mit Vorbehalt, denn sic hat ein etwa lOjähriges Töchterchen bei sich — summt nach (beschmack und Meinung mit Brummsiimme oder in deutlichen Worten den Elisabeihresrain u. a. mit. Sa wäre unsere Fahrt auch im zweiten Teil ganz unterhaltsam, wenn nickt allerorts stillgeleg'e Jndusiriegebände, menschenleere -tragen und Güter- wagenreihen aus totem Gleis die Rot der Gegenwart eindring lich veransckmulichten. Im TUalde und in Dickungen ruht ichan dichtes Dunkel: Kilometer nm Kilometer stiegt vorbei. Auch die Walken erkal ten Schatten: «ine riesige Wand versteckt die Sanne, die dafür den oberen Saum mit einem Goldrande schmückt und im Zeniih noch einige Goldmölkchen malt. Einsamkeit und Leere gesellen sich der Dämmerung bei Bon bläulichem Dunst nmhauckt zeigen sich Oederan und die imposante Augustusburg. Der ferne Hori zont verschwimmt mit dem Himmclsrande. Die schmale Mand- sichel blickt einmal verstohlen durch einen Wolkenspalt und ver schwindet wieder. Anssteigcnder Herdranch lenkt unser Sinnen auf gemütliche Jnnenläligleit. - Flöha ist erreicht. Die Kleine mir gegenüber ist mit ihrer Freiberger Eisen- bahnbriicke wegen zunehmender Dunkelheit nicht fertig gewor den. sie hängt sich bei ihrer Mutter ein und sagt: „Mniti. wir machen jetzt ein wenig gemütliches Beisammensein." — Kurz vor Chemnitz gibt die Reichsbahn Licht. In die Mitreisenden, Kaf fer. Mäntel, Blumensträuße. Taschen kommt TKuvegung. zumal unser S-lmsfncr seine Fahrgäste durch den Rus: Chemnitz — Hauptbahnhas — auisckxuchi. Pan hier ab ist das Anßenpanarama bis aus einzelne Licht reklame van Jnduüriennlernehmv.ngen und die traulich blinl.n- den Fenster beleuchteter Wahnräume geschlossen. Da. tritt die Unterhaltung im Abteil an seine Stelle Ein junges Mädchen saßt ihre Eindrücke in Duisburg nnd im Groß- Jnduslricgcbict in den Satz zusammen: „Es ist ganz schön in der Großstadt: aber aus dem Lande gefällt es mir dach nach besser." — Ich Helse mir nnd einem sangen Handlnngsgekilsen. der ,nm Jngcndtresscn nach Planen fährt, über den letzten Teil der Fokrt mit einigen Erfahrungen nnd Orleauskiinsten hinweg und kann vom elektrischen Wagen nach beobachten, wie il-m das Ende des Fackclzuges im Ltadtinnein die Orientierung für die Teilnahme an den Festveranstaltungen in der fremden Stadl erleichtert nnd erhellt. Bg-