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begeiilerte Huldigungen Vor, so daß er viermal ans dem Balkon erscheinen mußte. Vre5«l«n unel Umgebung Schwere Folgen eines Ehestreites Bon der Mordkommission des Kriminalamtes wurden am 18. Ängust in Licklenhnin bei Sebnij-, umsangreicl)« Erörleruv- gen vornenommen. 'Anlaß dazu gab der tödlich Unfall einer Slellmacirersekefrau. Die Frau sollte nach den Angaben ihres Ehemannes in eine in Gang besindlicl-e Kreissäge gesallen sein. Die Eröterungen nahmen für den Ehemann eine ungün stige Wendung. Es wurde feslgeslellt. das; di« beiden Eheleute an jenem Tag« in unmittelbarer Nähe der Kreissäge eine Aus- einandersehung hallen, die ausschließlich zu Tätlichkeiten aus artete. Dabei siel die Frau in die Kreissäge und wurde töd lich verletzt. Der Mann wurde sestgenonunen und in das Amts gericht Schandau eimreliesert. Oie Sonntagsöfflmng der Kleischergeschäste Wie gemeldet, hat die Dresdner Kreishauptmannschast trotz Befürwortung durch die Gewerbekammer den Antrag der Fleischeriunungen von Tharandt, Radeberg und Brand-Erbis- dors auf Zulassung des Sonnlagsvcrkaufs während einiger Stunden abgelehnt. Wie uns hierzu noch ergänzend gemeldet wird, hat die Kreishauptmannschast den Innungen nayegelegt, sich mit ihren Wünsck>eii an ihre Dachorganisation bzw. an die Wirlschastsverbnnde zu rvenden, um eine allgemeine Regelung fürs gan.ze Land zu ermöglichen. Die Kreishauptmannsel-ast will wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Frage von den bislzeri- gen Richtlinien nicht abgehen, sondern nur im Einvernehmen mit den anderen Krcishauptmannschaften handeln. Danach dürste alles beim alten bleiben, da bekanntlich im Vezirksverein Sach sen des Deutschen Flcischerverbands, der Organisation der säch sischen Fleischer, eine einheitlich« Stellungnahme nicht erzielt werden konnte. Oer Mindestbedarf für Industriekohle Nach d«n geltend«!! Richtlinien werden die Industriepreise für Braunkohle nur solchen Beziel>ern bewilligt, die einen Iahresbedarf von mindestens -180 Tonnen bei gleichmäßiger Abnahme im Sommer und Winter haben. Bei der lzeutigen schlechten Wirtschaftslage werden diese Mindcstmengen vielfach nicht mehr erreicht. Daher hat. wie aus Zittau gemeldet wird, -i« dortige Handelskammer das sächsische Wirtschastsministc- rium gebeten, sich beim Vraunkohlensyndikal dafür zu ver wenden. daß die Mindcstmenge sür Industriebedarfskohle für den einzelnen Bezieher von 480 auf 240 Tonnen herabgesetzt werde. : Künstlerischer Wettbewerb. Die Sächsische Landesstelle sür Kunstgewerbe hat einen Wettbewerb für die Ausgestaltung von Familicngrabstätten iür Erdbeslattung und Aschenbciseßung ausgeschrieben. Zur Teilnahme sind in Sachsen lebende Werk künstler berechtigt. Zur Anerkennung der besten Arbeiten stehen 1300 Mark zur Verfügung. Es bleibt dem Bcurtcilungsausschuß, an dessen Spitze Professor Karl Groß steht, überlassen, die Höhe der einzelnen Preise, von denen mindestens vier in Aussicht ge nommen sind, sestzusetzen. Die Arbeiten sind bis zum 15. Oktober 1932 an die Sächsische Landcsstelle sür Kunstgewerbc einzusenden. : Ein Achtzigjähriger. Der bekannte Hygieniker Professor Dr. Ferdinand Hucppe, Mitglied des Senats des Deutschen Hn- giine-A.useums, begeht am 21. d M. in voller körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag. Er ist durch seine bahn brechenden Leistungen auf dem Gebiete der Bakteriologie im In- nnd Auslände bekannt geworden. Die an den Leibesübungen Interessierten Verbände feiern in Hueppe einen ihrer großen, vor allem sür den olympischen Gedanken stets begeisterten Vor kämpfer. : Verhängnisvoller Streit zwischen Kindern. Im Freibad Tolkewitz gerieten am Mittwochnachmittag ein I2jährigcr Junge und ein etwa ebenso altes Mädchen in Streit, in dessen Verlaus der Knabe dem Mädchen eine gefüllte' Thermosflasche an den Kopf warf. Das Mädchen fiel um und blieb bewußtlos liegen. Es wurde dem Krankenhaus zugeführt. Kirchennachlichten Reichenau. Sonntag, 21. August: Keine Frühmesse, 8.30 llhr Hochamt und Predigt, 10.30 Uhr Gottesdienst in Bad Op- pelsdors. 2 Uhr Andacht.. Schwarzenberg. Wildenau. Sonnabend Veichtgelegenheit 18 bis 20 Uhr. Sonntag: Frühmesse 7.30 Uhr. Pfarrgottes- dicns, 9 Uhr. Wocimntags: Hl. Messe 7.30 Uhr. Ermäßigung der Eichgebühren? Wie wir hören, haben die sächsischen Industrie- und Han delskammern das Wirlschastsministerium gebeten, sich bei den Beratungen über den Entwurf einer Verordnung ivegen der Acnderung der Eichgebührcnorduung im Neichsrat mit allem Nachdruck dafür «inzuseßen, daß sobald wie möglich die Ge bühren gesenkt werden. Zur Begründung ihrer Wünsclze haben die Kammern u. a. auf die Ueberschüsse hingewiesen, die in der Eichverwaltung in den letzten Jahren erzielt worden sind Auch eine Verlängerung der Nack-eichungssristen von 2 auf 3 Fahre wurde empfohlen, weil dadurch nicht unwesentlich« Er sparnisse an Betriebsunkosten erzielt nnncden könnten. Vilanzvorschristen für Kaufleute? Aus eine Anregung an die Reichsregierung, für sämtliclp: ins Handelsregister eingetragenen Firmen Bilanzvorschristen herauszubringen, hat, wie wir hören, der Reichsfinanzminister erwidert, er habe sich mit den beteiligten Stellen des Reiches und Preußens ins Einvernehmen gesetzt. Die erbetenen Aeuße- rungen stünden zum großen Teil noch aus. Schon jeßt glaube er allerdings, daraus himveisen zu sotten, daß es mit Rücksicht auf die Entstehungsgeschichte der Ermächtigung der 4. Notver ordnung vom 8. Dezember 1931 zweifet ha st erscheine, ob sie ausreiclz«, um nach Art der Verordnung über Aktienrecht Vorschriften über die Bilanzgliederung auch sür die übrigen Kaufleute zu erlassen. Dresden. Billigeres Brot. Nachdem In Leipzig der Brotpreis bereits vor einigen Tagen gesenkt worden ist und auch in Chemnitz eine Brotverbilligung in Aussicht steht, wird auch die Dresdner Bäckerinnung über eine Brotpreis senkung Beschluß fassen. Die Verbilligung, deren Höhe noch nicht feststeht, wird von Montag ab in Kraft treten. Pirna. Kraftwagenbeschossen. Ein von Lohmen nach Pirna fahrender Kraftwagen wurde in den Abendstun den kurz vor Pirna aus einem anderen Personenkraftwagen heraus beschossen. Die Kugel ging durch die Windschutzscheibe, ohne einen der vier Insassen des Wagens zu treffen. Wer die Insassen des anderen Wagens waren, konnte nicht fest gestellt werden. Nachspiel zu einer politischen Versammlung Bautzen. Am Aliend des 22. Februar d. F. hatte in einem Gasthaus in Altbloaschütz eine nalionalsozialislisck)« M-rsamm- lung staltgefundcn, zu der 17 Nationalsozialisten und 00 An dersdenkende erschienen waren. An der Versammlung hatten auch der Former Arthur Max. Geißler aus Bautzen, der Mau rer Hermann Biehl« aus Bolbrisz und der Obermelker Paul Feike aus Dübschke, sämtlich 'Mitglieder der SPD., teilgenom- men. Fn der Versammlung war Geißler als Diskussionsredner ausgetreten, hatte jedoch seine Redezeit überschritten und die Aufforderung des Vorsitzenden, auszvhören. nicht beachtet. Als einig« nationalsozialiftsäze SA.-Leut« versuchten, Geißler aus dem Versammlungsraum zu entkernen, hatten einige Verjamm- lungsbesuäier mit einem Stuhl und Biergläseru nach den SA - Leuten geworfen. 'Mehrere Nationalsozialisten waren erheblich verletzt worden. Schließlich waren sämllick)« Nationalsozialisten aus dem Raume hiuausgcdrängt worden. Hierzu sott Geißler seine Parteigenossen aufgefordert haben, während Feike und Biehle an der Schlägerei l>eleiligt geivesen sein sotten. Die drei Genannten halten sich dieserhalb am Mittwoch vor dem Baut zener Gemeinsamen Schöffengericht zu verantworten, das Geißler zu 50 Mark Geldstrafe, Biehle zu 1 Monat und Feike zu 3 Monaten Gefängnis verurteilte. l. Niesky O.-L. Todesfall. Am Dienstag starb in Berlin im Aller von 80 Fahren Konsul Christian Ferdinand Christoph, Gründer und Mitinhaber der bekannten Firma Christoph u. Unmack. l. Wittichenau. Am Mittwochnachmittag geriet in Keula eine Strohfeime des Wirlschakisbesiszers Semjank in Brand und wurde vollständig eingcüschert. l. Kamenz. Schadenfeuer. Am Mitlwochalx'nd brach in Nebelschütz im Stallgebäude des Schillerschen Gutes Feuer aus. Das Gebäude, in dem auch große Heu- und SIrohvorräle Vierfacher Lebensretter Posta. Unterhalb der Fähre geriet am Mittwoch ein 17- jähriges Mädck)«n in die Gefahr des Ertrinkens. Es wurde von dem Sportlehrer cand. gymn. Fritz Schietzelt aus Pirna vom Tode des Ertrinkens gerettet. Dies ist bereits die vierte Lcbcnsrettung Schietzclts. Leider kamen ihm beim Rettungs- rverk 5 NM. abhanden, di« er entweder verloren hat oder di« ihm gestohlen worden sind. Eine fünfjährige Notbrücke wird erseht Heidenau. Bei der Unwetterkatastrophe, die im Juli 1927 das Müglitz- und Gottlcubatal heimsuchte, war auch die über die Müglitzmündung in Heidenau führende Brücke weggerisscn wor den. Rach einiger Zeit war an Stelle der alten Brücke eine leichte Holzbrücke errichtet worden. Während die übrigen durch die Katastrophe entstandenen Schäden in der Zwisck-enzeit sämt lich behoben worden sind, ist die Notbrücke geblieben Es wur den wiederholt Klagen darüber laut, daß diese Brücke, die stark benutzt wird und nach und »ach immer mehr schwankte, nicht ohne Gefahr zu begehen sei. Am Donnerstag wurde nun, wie der Pirnaer Anzeiger meldet, mit dem Bau einer neuen, festen Brücke begonnen. Während die Notbrücke etwas oberhalb der alten Brücke errichtet worden ist, kommt die neue Brücke an die Stelle der alten zu stehen. d. Meißen. Nm Donncrstagvormitlag fuhr auf der Meisa- talstraße eine etwa 20 Jahre alte Radfahrerin von hinten auf c>n Lastauto auf und kam zum Sturz. Das Mädchen erlitt meh rere Knochenbrüche und eine schlvere Handverletzung. Sie mußte im Krankenhaus Ausnahme finden. d. Pirna. Der Ferienausschuß des Pirnaer S t a d t ve r o r d n e t e n k o l l e g i u m s nahm in einer Sit zung am Dienstag davon Kenntnis, daß in den Monaten April bis Juli in der Stadt Pirna 194 000 Mark weniger Steuern als vorgesehen, cingegangen sind. Ferner wnrde davon Kenntnis ge nommen, daß die Kreishauptmannschast Dresden-Bautzen mit Rücksicht auf die außerordentlich ungünstige Finanzlage der Stadt die Ausnahme eines Darlehens von 40 000 Mark als Bei trag zum Bau der Umgehungsstraße Dresden—Pelerswald ab gelehnt hat. untergebracht waren, brannte völlig nieder. Das Vieh bannte gerettet werden. Die Brandursack>e ijt noch unbekannt. Sohland ci.d. Spree. Der „Pachterhof" wird wieder aufgebaut. Vor einiger Zeit war, wie erin nerlich, das historische Gasthaus „Pachterhof" niedergebrannt. Der „Pachterhos" war im Besitz der Gemeinde Sohland. Die Gerneindeverordneten beschlossen, den Gasthof wieder auszu bauen; mit dem Bau soll sofort begonnen werden. Das neue Gebäude soll nicht an der Stelle des alten, sondern direkt an der Dorfstraße errichtet werden. — Wie die Ermittlun gen ergeben haben, ist der „Pachterhof" ohne Zweifel das Opfer böswilliger Brandstiftung geworden. Sohland. Freiwilliger Arbeitsdienst. Das Reichsbanner Schwarz-Not-Gold organisiert zur Zeit Arbei ten des Freiwilligen Arbeitsdienstes, die eine Regulierung des Flußbettes der Spree zwischen Taubenheim und Sohland zum Ziel haben. Bei den Arbeiten sollen auf die Dauer von voraussichtlich 20 Wochen bis zu 100 Arbcitsdicnstwillige Be schäftigung finden. Seit einigen Tagen sind 25 Reichsbanner leute aus Dresden, Bautzen und Sohland damit beschäftigt, ein Barackenlager zu errichten, das den Arbettsdlenstwilligcn als Unterkunft dienen soll. Bautzen. Schmuggler s e st g e n o m m e n. Dem „Bautzener Tageblatt" zufolge wurden dem Amtsgericht Schirgiswalde vier Schmuggler, daunter eine Frau, zuge führt. Die Verhaftelen sollen an der deutsch-böhmischen Grenze einen schwunghaften Schmuggel mit Goldwaren ge tätigt haben. Dabei wurden sie von Grenz- und Gendarmerie- beamten auf frischer Tat festgenommen. An den Schmuggel geschäften soll eine größere Anzahl von Personen beteiligt sein, die teils die deutsche, teils die tschechische Staatsange hörigkeit besitzen. -- Aus -er Lausitz In -einen Augen fleht mein Bild Roman von Peler Keinrich Keulers (32. Fortsetzung) kNnckdrnck nerl'ot-n.r „Wenn ich nur einmal fünf Minuten mit Georg sprechen kann, ist jedes Mißverständnis behoben. Und wenn andere Leute, die nicht zu den kämpfenden Truppen gehören, den Weg in die Lazarette finden, warum sollte es mir nicht gelingen?" Das war die Grundstellung, von der sie bei ihren Plänen immer wieder ausging. Aber, wie ihr das gelingen sollte, darüber wurde sich Virginia noch immer nicht klar. Als Krankenschwester konnte sie sich zwar ausbilden lassen, jedoch der Dienlt in den vor deren Linien, soweit weibliche Kräfte überhaupt zugelatzen wurden, war den älteren, erfahrenen Schwestern Vorbe halten. So blieb ihr nichts anderes übrig, als all« Sinne offenzuhalten. Vielleicht ergab sich eines Tages ganz un- verhosst eine Gelegenheit, in bestimmter Mission oder mit irgendeinem besonderen Auftrag in das Kampfgebiet ent sandt zu werden. War sie einmal da, dann würde sich das Weitere schon finden. Virginia, Hoffnung erfüllte sich eher, als sie es sich in ihrer Kühnheit hatte träumen lassen. Genf war im Herbst des Jahres 1917 mit einem ge heimen Hauptquartier zu vergleichen. Die Gewißheit, daß auf beiden Seiten der Front ein großer und entscheidender Schlag vorbereitet wurde, lag in der Luft, Aber jeder, uwlcher Nation er auch angehörte, bemühte sich, ein mög lichst gleichgültiges Gesicht zu zeigen. Di« vornehmen Hotels wimmelten von Menschen, die sich anscheinend dem Müßig gang und dem Flirt Hingaben. Und doch rvar es offenes Geheimnis, daß hinter jedem ein Agent der kriegführenden Mächte steckte, daß Argusaugen und Luxohren hinter den Zeitungen in den CafSs und in den Hotelvestibllls lau erten, um Fetzen interessanter und aufschlußreicher Ge spräche zu ei-ajchen. Gesichter tLuchtrn auf, denen der auk« Merksanke Beobachter Vie nervöse Unruhe anmerkte. Es gab viele „geschlossene Gesellschaften" und intime Ver anstaltungen. Freilich fand auch die aus den kriegführen den Ländern verbannte Vergnügungssucht in Genf ein Eldorado, in dem der Dollar mit dem Franken und dem englischen Pfund in einem protzigen Geltungsbedürfnis wetteiferte. Und der Sekt, der in Deutschland, Frankreich, England und besonders in Amerika nicht getrunken wer den durfte, knallte und schäumte. Im November fand im Hotel Beau Rivage der erste große Winterball statt — ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Virginia war mit einigen Damen der Zentrale des Roten Kreuzes geladen, da sie in einem Wohltätigkeitsbasar mitwirken sollte. Lange hatte sie mit sich gekämpft, ehe sie zusagte, an dem Wettbewerb teilzu nehmen, der mit diesem Basar verbunden n>ar. Die Damen sollten sich ungezwungen, jede in einer anderen Farbe des Kleides, unter die Gäste mischen und selbst Stimmzettel verteilen. Ein Tanz mit der schönsten Dame werde fünf englische Pfund oder 25 Dollar kosten; mit den übrigen Damen der Konkurrenz zu tanzen, war etwas billiger. Das Tanzgeld fließe in die Wohltätigkeitskasse, so hieß es auf der Einladung. Virginia erschien in einem nilgrünen Seidenkleid von klassischem Schnitt. Ihr Gesichtchen hatte in der milden südlichen Luft die rosige Frische ihrer gücklichen Münchener Tage wiedererlangt, so daß unter ihrer flaumweichen Haut jenes delikate Rot durchschimmerte, das, obwohl kühl und keusch, die Wärme reifer Jugend verriet. Wo die glitzernde Silberspange das Kleid auf der Schulter zusammenhielt, glühte eine dunklrote Rose, deren Duft sich mit dem eines kostbaren Parfüms verband. Ihr« Lippen bedurften nicht des Stifts, und ihre Augenbrauen standen wie die sanfte Linie brauner Pfirsiche über den großen, brunnentiefen Augen. Beau Rivage, das vornehmste Hotel Genfs, empfing die Gäste in einem Prunkgewand von Licht und Farben. Die Musik, unsichtbar auf den Terrassen und in Nischen aufgestellt, übertönte das Gewirr des Ankommens, des Plcitzesuchens, und bereitete so ganz unmerklich die festliche Stimmuna vor-^e glses. was in Genf Namen. Geld und I Einfluß hätte, eine Nacht hindurch lm schwingenden Nhyth- I mus kaum verhaltenen Lebensdurstes zusammcnhielt. Das Merkwürdige dabei war, daß der Haß, der in den Schützen gräben die Menschen mit Feuer und Eisen gegeneinander zutreiben schien, hier nicht existierte. Allerdings vermied es jeder, seine Nationalität zu betonen oder auch nur be kanntzugeben. Man sprach ein gutes Französisch oder ein s galantes Englisch, und im übrigen taten die Augen das ihrige — und die Musik. Die Herren, alle im Frack, viele mit Ordensbändern, einige mit Einglas, schäkerten mit den Stimmzettelverkäuseriunen, die sich errötend gefallen laßen mußten, bemustert zu werden. Aber alles geschah immer in ritterlichem Anstande, wenn auch die Eifersucht mit Eifer suchte, sich durch charmantes Plaudern und durch einen wirksamen Augenaufschlag ins rechte Licht hu setzen, was in der Flut von weißem und farbigem Licht nicht allzu schwer war. Virginia hatte in den Engländerinnen nicht so scharfe Rivalen wie in zwei jungen frcuizösischen Damen und einer feschen blonden Wienerin. Den Dreien stand die freimütige Art, mit den Herren zu vlaudern, sehr zu ihrem Kostüm, das „aus Eindruck" zugeschnitten war. Virginia hatte schon nach dem Verkauf der ersten drei Lose brennend« Wangen und wollte befreiend ausseufzen, als der rumä nische Gras Mongescu ihr den ganzen Vorrat an Stimm zetteln abkaufte. Mongescu Hatto Virginia vorüber gehend kennengelernt gelegentlich eines Besuches, den er ihrem Chef abstatten wollte. In seiner Abwesenheit trug er damals Virginia mit überschäumender Beredsamkeit sein Anliegen vor. Virginia nahm schriftlich auf, was er dik tierte, ließ sich auch bewegen, mit ihm eine Zigarette z» rauchen und' mußte dulden d-ß der Rumäne ihr, als er ging, die Hand küßte. Dulden! Denn seine ganze Erschei nung war nicht dazu angetan, aus den ersten Blick Sym- vathie zu wecken. Das Eräslein war klein und dürr, hatte spärliches, graumeliertes Haar.auf einem unverhältnis mäßig dicken Kopf, ein mumiei s ift einaetrocknetes Gesicht, oben zwei kohlschwarze Augen mit. flackerndem Blick, eine viel zu kleine Nase und darunter einen Querstrich von schlaffen, blutlosen Appen, gzjt denen er jeden, den er an redete. bespie. (Fortsetzung lolgt).