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vr«5<Irn unrl Umgebung Schwedische Jugend im Rathaus zu Dresden Die seit einigen Wochen in Dresden weilenden jungen Schweden und Schwedinnen wurden an, vergangenen Donners tag nachmittag durch StuSienrat Dr. Wohlrab dem Oberbürger meister von Dresden, Dr. K ü l z, im Rathaus vorgcstellt. Dr. Külz begrüßte die schwedische Jugend mit herzlichen Worten, erläu terte ihnen in großen Zügen das Wiesen der deutschen Selbst- venvaltnng und zeigte ihnen dann die Brennpunkte der Arbeit im Rathaus und die Nepräsentationsräume. Am Schlüsse des Rundganges gab der Oberbürgermeister seiner besonderen Freude darüber Ausdruck, daß er den „jungen Freunden aus Schweden" eine» Einblick in die deutscl-e Selbstverwaltung habe vermitteln können. Er Hots«, daß dadurch auch ganz allgemein das Verständnis für deutsche Alt und deutsches Wesen gesördert und vertieft lverde. Das sei ia der Sinn des ganzen Aufent haltes der Schweden in Deutichland. Das schwedische und das deutsche Volk seien von der Geschichte zu gegenseitigem herzlichen Einvernehmen bestimmt. Freundschaft zwischen Völkern werde am sichersten begründet durch gegenseitiges Sichverstehen und Kennenlernen. Selbstverständlich müsse vor allem siir die Fü gend bei ihrem Fühlen und Denken das eigene Volkstum und der eigene nationale Gedanke im Vordergrund stehen. Aber die fortschreitende Höherentwicklung der Mensckhcitskultur bedinge bei allem Stolz auf die eigene Ration doch Achtung auch vor den anderen Völkern. Der wahre Deutsche kenne keine von vornherein empfundene Mißachtung anderer Völker. Gewiß werde es zwischen den Völkern der Erde immer ein Rin gen und Kämen geben. Aber der Kamm fei der edelste und müsse ohne Waffenstillstand und ohne Frieden immer von neuem und mit ganzer Kraft geführt werden: der Kampf um das große Kampfziel, welches Volk der Menschheit am meisten zu geben hat. Zwischen dem schwedischen und -em deutschen Volt besteht soviel Verwandtes, daß sic geradezu zu freundschaftlichem Mit einanderwirken für die Menschheit bestimmt seren. Die Erkennt nis hiervon werde hoffentlich durch den schwedischen Besuch in Deutschland gefördert werden. Aufweriungssteuer für Juli 4932 Die Aufwertungs-sMictzins-sSteuer für Juli 1932 ist bis zum 5. Juli an die für das Grundstück zuständige Steuersteile zu entrichten. Soweit nicht nach der Verordnung des Gesamt ministeriums vom 21. Dezember 1i>:!1 ein Teilerlaß zu bewilligen ist, beträgt der Steuersatz in der Regel 19,8 v. H. des Nutzungs wertes (Friedensmictc). Bis zum Fälligkeitstage hat der Hauseigentümer die jenigen Nutzungsberechtigten (Mieters, die unter die Verord nung des Ministeriums des Innern Uber Gehaltszahlung vom 7. August 1931 fallen und die die fällige Mietzinszahlung nicht rechlzcitig leisten, namhaft zu machen, da diesen Nutzungsberech tigten für die Abführung der Mietzinssteucr eine erst mit Ab lauf des dritten Tages nach Zahlung der letzten Rate der mo natlichen Dienstbezllge endend« Schonfrist eingeräumt worden ist. Der Mieter hat den auf seine Räume entfallenden anteili gen Steuerbctrag an den Vermieter so rechtzeitig zu zahlen, daß dieser in der Lage ist, die Zahlungstermine cinzuhaltcn, an dernfalls die Verzugszinsen den Mieter tresscn. Lieber die Musikinstrumentensteuer KS. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung für die Stadt Dresden ' vom 17. Dezember 1914. Die Stadt erlzebt im Rechnungsjahre 1932 eine Musik- i n ft r u me n t c n st e ue r nach den Bestimmungen im 81 Nach trag« zur Gemeindesteuerordnung für die Stadt Dresden vom 17. Dezember 1914. 8 3 Absatz 1 Buchstabe e des 61. Nachtrags wird gestrickzen und erhält sokzende Fassung: „diejenigen, die das Musikinstrument nach dem 30. September 1930 fabrikneu von einem Musikinstrumentensabrikanten oder -Händler erworben haben." : Personalveränderungen Im Bezirke der Reichsbahndirek tion Dresden. 30. 6- 1932 in den dauernden Ruhestand getre ten: Reichsbahn-Amtmann Scheithauer: 1. 7. 1932 versetzt: Reichsbnhnrat Knösel, Vorstand des Neubauamtes Ebersbach lSa.s zum Betriebsamt Zittau: 1- 7. 1932 versetzt: Reichsbahn- Assessor Dr. jur. Kretzschmar. bisher bei der Rcichsbahndirektion Dresden, zur Reichsbahndircktion Halle (Saale). Aus -er Zenlrumsparlei Versammlungsplan Bezirk Dresden Pirna. Dienstag, 5. Juli, 20 Uhr. — Redner K. Wara- czewski (Dresden). Rabenau. Donnerstag, 7. Juli, 20 Uhr, Sängerheim. — Redner H. Tränkner. K. Waraczewski (Dresden). Kunnersdors-Bcrnstadt. Mittwoch. 6. Juli. 20.30 Uhr im Gast hof „Stadt Görlitz": Sprech abend. Bericht über die Südlausitzetzr Vezirkskonfercnz. Vorbereitung der Wahl arbeit. Radeberg. Freitag, 8. Juli, 20 Uhr. — Redner Dr. F. Kracke (Dresden). Dresden. Sonntag, 10. Juli, nachm. 6 Uhr, Wahlkund- gebung der Zentrumspartei im Trianonsaal, Tra- bnntengasse. — Es spricht Reichskanzler a. D. Dr. Joses Wirth. Meißen. Montag, 11. Juli, 20 Uhr, Waldschlöhckien. — Pfarrer L. Kirsch <Reick)«nbach) und F. Wider sie in (Dresden). Kötzsckzenbroda. Dienstag, 12. Juli, 20 Uhr. — Pfarrer L. Kirsch (Reichenbach) und F. Widerstein (Dresden). Großenhain. Mittwoch, 13. Juli, 20 Uhr. Bayrischer Hof. — Pfarrer L. Kirsch (Reiclzenbach). Freital. Mittwoch, 13. Juli, abends 8 Uhr im Kath. Vereins haus, Johannesstrasz«, I u g e n d k u n d gc b u n g. — Red ner: Herr Gerhard Pätzold (Dresden). Dresden-Neustadt. Donnerstag, 14. Juli, 20 Uhr, Speisesaal des Bahnhofes Dresden-Neustadt: Bezirksversammlung. — Pfr. L. Kirsch, Herr Jen sch. Bischofswerda. Am 1b. Juli, abends 20 Uhr, Sprechabend. Heidenau. Freitag, 1b. Juli, 20 Uhr. — Pfarrer L. Kirsch, Herr Hoja. Pirna. Sonnabend, 16. Juli, 20 Uhr. — Pfarrer L. Kirsch, Herr Pätzold. Neustadt i. Sa. Sonntag, 17. Juli, nachm. b Uhr. — Pfarrer L. Kirsch. Sebnitz i. Sa. Sonntag, 17. Juli, 20 Uhr. — Pfarrer L. Kirsch. Dresden-Johannstadt. Montag. 18. Juli, 20 Uhr: Bezirksver sammlung. — Dr. Karisch (Freiberg). Herr H o j a. Dresden-Pieschen. Dienstag, 19. Juli, 20 Uhr. — Dr. Karisch, Herr Pätzold. Königstein. Mittwoch, 20. Juli, 20 Uhr. — Dr. Karisch (Frei berg). Radeburg. Mittwoch, 20. Juli, 20 Uhr. — Herr Somieski (Dresden). Bad Schandau. Donnerstag, 21. Juli. — Dr. Kari sch (Frei berg). Dresden-Löbtau, Donnerstag, 21. Juli, 20 Uhr. im Ratskeller: riezirksversammlung. — Stadtv. R. Müller, Herr Waraczewski. Berggießhübel. Freitag, 22. Juli. 20 Uhr. — Dr. Kari sch (Freiberg). Dresden-Laubegast. Sonnabend, 23. 7., 20 Uhr. Sadt Amsterdam. Stadtv. R. Müller, Herr Waraczewski. Freital. Sonntag. 24. Juli, 20 Uhr, Kath. Vereinshaus, Johnnnes- straße. — Schulleiter F. G ü nthe r (Leutersdorf). Weinböhla. Sonntag, 24. Juli, 20 Uhr, Zentralgafthos. — P. B u ltma n n (Dresden). Königsbrück. Montag, 25. Juli, 20 Uhr. — F. G ii nther (Leu tersdorf). Klotzsche. Dienstag. 26. Juli, 20 Uhr — F. Günther (Leu tersdorf). Radeberg. Dienstag, 26. Juli, 20 Uhr. — P. Bult mann (Dresden). Dresden. Dienstag, 26. Juli: Jugendkundgebung im Saale des Kolpinghauses. 20 Uhr. — Redner Dr. Karisch (Freiberg). Freiberg. Donnerstag, 28. Juli. 20 Uhr, — Redner Kladezki (Meißen). Bischofswerda. Am 27. Juli (Mittwoch) abends 20.15 Uhr in der Erholung: Letzter Appell vor der Wahl! Redner: Herr Landes vorsitzender Pfarrer L. Kirsch (Reichenbach). Versammlungen im Leipziger Wahlkreis Pegau-Groitzsch. Sonntag, den 3. Juli, vormittags 11 Uhr nach dem Gottesdienst. — Redner: Dir. Fritsch (Leipzig). Böhlen b. Rötha. Sonntag, den 3. Juli, abends 8 Uhr, Friedels Gasthaus. — Redner: Dir. Fritsch (Leipzig). Wurzen. Dienstag, den 12. Juli, abends 8 Uhr, Kath. Schule.— Redner: Dir. Fritsch (Leipzig). Borna b. Leipzig. Sonntag, den 10. Juli, nachmittags. Redner: Pfarrer L. Kirjck (Reichenbach). Zwenkau b. Leipzig. Sonntag, den 10. Juli, abends 8 Uhr. — Redner: Dir. Fritsch (Leipzigs. Döbeln. Voraussichtlich Sonntag, den 10. Juli. — Redner: Dr. Hilpert oder Dr. Montöbaur (Leipzig). Oschatz. Voraussichtlich Sonntag, den 10. Juli. — Redner: Dr. Hilpert oder Dr. Montabaur (Leipzig). Markranstädt. Voraussichtlich Sonnabend den 9. oder 16. Juli. Redner: Dr. Hilpert oder Dr Montabaur (Leipzig). Leiozig-Eohlis. Montag, den 4. Juli, abends 8 Uhr, „Koldner Löwe", Möckern. — Redner: Dir. Fritsch (Leipzig). Leipzig-Schönefeld. Dienstag, den 5. Juli, abends 8 Uhr. — Redner: Dr. W. Hilpert (Leipzig). Leipzig-Mitte. Montag, den 4. Juli, abends 8 Uhr. Gesellen haus. — Redner: Herr Jörisfcn und Dr. Hilpert (Leipzig). Leipzig-Reudnitz: Donnerstag, 7. Juli, abends 8 Uhr, Vereins saal. — Redner: Dr. Vatzel (Berlin). Leipzig-Connewitz. Freitag, den 8 Juli, abends 8 Uhr, Gc- mcindesaal. — Redner: Dir Fritsch (Leipzig). Leipzig-Plagwitz-Lindenau: Dienstag, 5. Juli, abends 8 Uhr, Gemeindcsaal, Karl-Heine-Stc. 110. Redner: Dr. Fritzsch (Leipzig). Leipzig. Große Wahlkundgebung. Montag, den 11. Juli, abends 7 Uhr im Großen Fejtsaal des Zoo. — Hauptredner: Reichs kanzler a. D. Dr. Wirth (Berlin). Versammlungskalender des Bezirkes Zwickau Crimmitschau: 5. Juli. — Redner: Dr. Jobst Jena). Planitz: 10. Juli iu Cainsdorf „Garküche . — Redner: Stadtv. Fasel (Zwickau). Mylau: 12. Juli. Redner Lehrer Hofsmann (Reichenbach). Schwarzenberg: 13. oder 14. Juli. — Redner: Kaufmann Wag ner (Sverdau). Zwickau: 19. Juli, Jugeudkundgcbung. — Redner: Stadtver ordneter Fasel (Zwickau). Crimmitschau: 26. Juli, Zcntrumsvcrsammlung. Reichenbach: 27. Juli. — Redner: Dr. Kari sch (Freiberg). Lengenfeld: 27. Juli. — Redner: Kaufm. Magner (Werdau). Werdau: 30. Juli. — Redner: Pfarrer Kirsch (Reichenbach). Zwickau: Große Wahlkundgebung. — Hauptredner Reichskanz ler a. D. Dr. Marx. — Termin wird belanntgcgebcn. Die schlenden Orte wollen sich umgehend wegen eines Redners mit dem Bczirksvors. Stadtv. Fasel. Zwickau, Spiegel straße 54, ins Benehmen setzen. Auch die kleinsten Orte müssen ihre Bersnnimlnng haben. Jugendkundgebungen müssen in Reichenbach, Werdau, Aue, Zwickau und Glauchau bestimmt stattsinden. Der Bezirksvorsitzende. Bezirk Chemnitz Chemnitz. Freitag, 1. Juli, abends 8 Uhr im „Goldenen Anker", Wichnge Vorstandsbejprcchung über AUahl und Wahlvor bereitung. Vollzähliges Erscheinen des Vorstandes Pflicht. Chemnitz. Montag, 4. Juli, nachmittags 4 Uhr, spricht Pfarrer Kirsch in der Ncrjainmlung des Kath. Frauenvereins St. Johann, wozu alte katholischen Frauen von Chemnitz und Umgegend herzlich cingelnden sind. Annaberg. Montag, 4. Juli, abend; 8 Uhr, spricht der Landes vorsitzende Pfarrer Kirsch in einer großen Zenlrumsver- sainiiilung in der „Goldenen Sonne". Wir bitten alle Ka tholiken um vollzähliges und pünttliches Erscheinen. Franlcnbcrg. Dienstag. 5. Juli, abends 8 Uhr findet eine große politische Versammlung der Zentrumspartei statt, in der Pfarrer Kirsch spricht. Lokal wird noch bekanntgegebcn. Alle Katholiken sind zu dieser Versammlung herzlich ringe lnden. Hohenstein-Ernstthal. Mittwoch, 6. Juli, spricht in der großen Zcntrumskundgebung der Landesvorsitzeude Psarrer Kirsch über „Zentrum und Rcichstagswahl". Kein Katholik ver säume die Gelegenheit, dieser Versammlung beizuwohuen. Auch uns-re Frauenwelt und die reifere Jugend ist herzlich eingeladen. Vokal „Hotel Gewerbehaus". Orts- und Bczirkskundgcbung Chemnitz. Chemnitz. Sonntag, 10. Juli, abends 148 Uhr im „Thaliahaus", Sonnenstr., große politische Wahlkundgebung, zu der alle Katholiken und Zentruinsireunde eingeladcn sind. Es spre chen Reichskanzler und Neichsinnenminister a. D. Dr. Joseph Wirth und der Laudesvorsitzende Psarrer Kirsch. Diese Versammlung soll ein Bekenntnis zu unserem Führer Dr. Brüning sein. Staatsoper: Oie Sinfonie -er Tausend Gustav Mahler. Ein viclumstritiener Musiker. Selten liest man seinen Namen aus den Programmen. Zumeist kennt man ihn nur als Schöpfer von Sinfonien. Hier und da begegnet man im Konzcrtsaal auch einmal einem Lied aus seiner Feder. Er wurde 1860 in Kalischt in Böhmen geboren und starb 1911 in Wien. Ein Jahr nach der Uraufführung seiner Sinfonie der Tausend. Müna-en unternahm zuerst das Avagnis. In Dresden brachte sie Striegler mit der Volkssingakadcniic in der Frauen kirche heraus. Ein vielseitiges Wanderleben heftet sich an die Fersen Mahlers. Nachdem er in Jglau und Prag das Gymna sium, in Men Universität und Konservatorium besucht hatte, wurde er 1880 Kapellmeister in Hall (Oberöstcrreich), von wo aus er nach Laibach, Olmütz und Kassel ging. 1885 folgte er einem Ruf au die Deutsche Oper in Prag. Hier setzte er sich siir deutsche Musiker ein: Beethoven und Bruckner. Den „Nibclun- genring" non N. Wagner brachte er zur Erstaufführung. Bon nun an trugen ihn seine ausserordentlich musikaliscl-en Fähig keiten am Kuiisthimmel schnell empor. 1888 wurde er Direktor der ungarischen Oper in Pest Von 1891 bis 1897 war er als erster Kapellmeister am Hamburger Sladttheater tätig. Dann berief ihn die Hofoper in Wien als Direktor, Kapellmeister und Regisseur. Als Leiter der Gesellschastskou.zerle in Wien schuf er lick einen besonderen Namen. Im Jahre 1t)08 wirkte er jenseits des „Blauen Bandes" als erster Direktor der Mctropotitain- Oper und Konzcrtdirigent in Neuyork. Auch al« Komponist zeigt sich bei Ihm ein hoch auswärts «richletes Streben. Er griff nach Zielen, die seinen Zeitgenos sen als Fabclrcich diinkten. Besonders in seinen Sinfonien, die in ihrer Eigenart und in ihrer künstlerischen Bedeutung von der Musikmclt noch heute heiß umstritten sind. Er schuf Lieder, Kammermusikwerke, Humoresken für Orchester, die Oper „Die Argonauten", das Märchcnspicl „Rübezahl" und bearbeitete die „Drei Pintos" sowie den „Oberon" von C. M. v. Weber. Die Bearbeitung dieser Opern und seine Kapellmcistertätigkeit lasten ihn als eifrigen Vertreter und Verfasser der romantischen Musik erkennen Seine Liebe zu Beethoven und Bruckner andc- reifeits .zeigen wiederum seine starke Hinneigung zur Klassik. Nebenbei sei bemerkt, daß er auch hier ungewöhnliche Dimen sionen liebt«. So ließ er 1899 in Wien Beethovens Streich quartett in F-Moll (Averk 95, Nr. 11) in zehnfacher Besetzung, außerdem verstärkt durch Kontrabäße aufsllhren. 'Wenn Mahler auch persönlich nicht mit Dresden in Ver bindung getreten ist, so sind doch hier die „Drei Pintos" in seiner Bearbeitung, die I. Sinfonie unter Schuch, di« 8. Sinfonie unter Kurt Striegler und die 2. Sinfonie (Das Lied von der Erde) unter Busch zur Aus'ührung gekommen. Auch die Dresdner Philharmonie hat sich die sinfonische Arbeit Mahlers nicht ent gehen lassen. Am gestrigen Donnerstag abend griss man in der Staatsoper zur 8. Sinfonie zurück. Die Beteiligung von etwa 1000 Mitwirkendcn unterstrich den Namen „Sinfonie der Tausend". Oberflächlich betrachtet, besteht diese 8. Sinfonie nur aus zwei Teilen: Der Hymnus „Beni creator spiritus" und die „Schlußszene aus Faust". Ohne erst zu der thematischen Analyse von Rich. Specht greisen zu müssen, hört aber der sachkundige Musiler aus dem zweiten Teile sosort den langsamen Satz, das Scherzo und das Finale heraus. Will man sich an die Erläuterung Spechts halten, so liest man dort, daß ein „Orchestervorspicl sonderlichster Art ein Landschastsbild in Tönen, schildert, bah die feierliche Oede der Vergschlucht, ihrer Waldungen, Mosscrsturze, Höhlen und Klüfte, von geheimnisvollem Silbcrlicht durchzittert, der Phantasie vor zaubert." Aus diesen langsamen Satz folgt textlich: „Jene Ro sen, aus den Händen" als Scherzo, da dann nach dem „Freudig empfangen wir" in das Finale überleitet. Specht sagt weiter in seiner Erläuterung, daß Mahler die musikalischen Vivisektionen haßte, weil ihm nur an. Ganzen eines lebendigen Eindruckes gelegen ivar. Auch ich möchte mir diese Meinung zu eigen machen. Denn wollte man auf eine „Zerfaserung der thematischen Zusammenhänge" eingehen, so würde der zur Verfügung stehende Raum nur zu einem einzigen Bruchteile zureichen. Das kann nur in einer umfangreichen Broschüre geschehen. Und diese hat der verstorbene Wiener Musikkritiker Richard Specht iu vortrefflicher Weise bereits ge schrieben. Man hat diese achte Sinfonie, deren Uraufführung 1910 in München Gustav Mahler selbst dirigierte, vielfach angegrif fen. So machte man ihr die riesenhaft« Orchesterbesetzung eben so zum Vorwurf wie die Verwendung von acht Solisten und drei Chören. Heut« dürste daran kaum noch jemand nörgeln. Weniger verständlich ist jedoch, wenn unsere Neutöner siir ihre brüchig« Musikware den Antrieb von Mohler ablciten wollen. Alias bei ihm Inspiration, seelisches Empfinden und Herzens wärme zu einer berückenden Klangivelt werden ließ, das wird für die hundeschnäuzige Hirnmusik unserer Hypermodernen in Ewigkeit nur ein« Utopie bleiben. Nur ein impulsiv, hellodcrn- der, blutwarmer Schafscnsgeilt kann die Musik so formgewandt, so melodientrunken, so ergreifend, zu gewaltigen Höhen empor reißend, in so bestrickender musikalischer Schönheit, das ganze Innere aufwühlend erfassen. Und diese Gabe besaß Mahler in reichstem Maße. In der Musiklitcratur der unsterblichen Werke wird Mah lers 8. Sinsonie einen Ehrenplatz behalten. Verlangt sie auch einen Riesenappamt, so möchte man doch wünschen, daß nicht erst wieder zehn Jahre vergehen müssen, ehe sic erneut zum Erklingen gebracht wird. Die gestrige Aufsührung hat den Be weis erbracht, daß in Dresden alle Voraussetzungen erfüllt sind, das gigantische Averk doch in türzeren als .zehnjährigen Zeit räumen zu wiederholen. Es könnte nur zur Hebung der in den letzten zehn Jahren schwer geschädigten Musikliteratur dienlich sein! Die Aufsührung unter Fritz Busch' impulsiver, geistvoller musikalisch sortrcißeudcr Leitung war von gewaltigen Ein drücken. 'Wem man von den mitwirkendcn Faktoren die Sieges palme zucrkennen soll, dürst« kaum zu entscheiden sein. Denn in diesem Falle gab es nur erste Preise. Die Wiedergabe war io sestverwnchscn in einem Gusse zusammcngeschmol.zeii, daß man nur diesem tauscndköpsigcn Ganzen die vollste Hoch achtung und Anerkennung cntgegenbringen kann, Ueppig leuch' teud die Klangvracht der Staatskapellc, von imponieren« der Fülle die Klangschönheit der Chöre (Staatsopern» chor, Sinsonicchor, Dresdner Liedertafel, Dresdner Lehrergcfangvcrein mit Frauenchor, Knaben chor der Kreuzschule). Auserlesene Solisten der Staats oper — Erna Berger, Angela K o l n i a k, Maria Cebo- t-a r i, Maria Fuchs, HeKne Jung, Rudolf Dittrich, Paul Schöfsser und Kurt Böhme - erhöhten den vokalen Genuß. Den Orgelpart meisterte Albert Schneider. Nicht zu vergessen die Stützen der choristischen Vorarbeit: K. M. Pembaur, Rud. Mauersberger und Joh. Leon» Hardt. Der Beisall stieg am Schluss« zu Heller Begeisterung. Man hätte der Hauptausstihrung jedoch einen besseren Besuch ge wünscht. Denn nach Ueberzahluiig der Besucher halte man ven Eindruck, daß die Zahl der Mitmirkenden beinahe größer war als dis Zahl der Zuhörer. Daß man ein« solch« Riesenarbeit nicht höher einschätzt, ist beschämend. Die Kulturzcrsctzung der Nachkriegszeit durch Jazz, Kino, verkitscht« Operette, „Neue Musik" und ähnliche Erscheinungen rächt sich halt bitter. Unsere Musikgewaltigen werden schwere Arbeit haben, den Sumps wieder trocken zu legen. Noch eine reine Aeußcrlichtcit. Der „Dresdner Anzeiger" wußte als Schluß 11 Uhr anzugebcn. Es war aber gegen 14 tO Uhr. Eine amtliche Zeitung dürfte eine derartig« Jrrejührung des Publikums nicht ausweisen. Aus wärtige Besucher werden sich sicherlich durch diese Zeitangabe von dem Besuche der Staatsoper haben abhalten lasten. Als Schluß der Wunsch, daß Mahlet« 8. Sinfonie bald wiedcrkehrcn möchtet ' Otto Hollstein.