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Nummer 152 — 31. Jahrgang Ausgabe H Sächsische Volkszeitung Sonnaben-, -en 2. Juli 1932 Verlan»or«> Dresden »luieiaciivrcisc: Die lac-N-lätcne Petit,,eile !t<» gamitte»- Niizeiac-ii «.LleUeiiaeUiche !i<k z. Die pelttrettaiiiezetle, 8V mm. drei«. I .V. gür »in,einen auherhulb des «crdreiinnAS,,eb etes 4N z. die pelilrettamezc-tte I.NV Uk. Brieineb.iiii tzm gälte hütierer NiewnN erliicht ,ede Perpsiichlnnn aui Liefermin towie »ritiltmig v. Anze>neii < ruMrünen n. Letstmig v. Schadcneriai! GetchiMlicher »eti m. »Vinkel, Dresden. «rtcheuu c-»ia> weriin. nni illnin. v ianebenanen.^ennai inid Weil' nnd der Nindcrl klinge.gsir nnire «einen Vcnie'. ionnc den Leiibeiiage» »Unicrhniinng nnd Wissen' .Die drniliichc Hans» nau'. »Das «nie Puch'. Monaiiichci »ieznnSdreiS SlnSgabe /X mil Sl.-Bemio-Biali .ee e,70 iinsgabc I> ohne St.-Benno-BIail «< L.2S Unzelnnnnncl l<» 4 Lonnabend- n. Sonnlagnnnnncc 80 Hanplichr«llener Dr. tS. DeSczyk, Dresden. veschäftSftell«, Drnrt nnd Vertan! viernialiia, Bnchdrnckcret nnd Hering 0reSdcn-kl. I, policrsir. 17. Leriirns 2IVI2. Postscheckkonto SreSden I02k>. Bank. tonto Stadidank DreSden Br.'.N767, Für christliche Politik und Kultur .itedakii»» der Sächsischen Vvlkd,etlni>n vre-dcn-tsttlstadl 1 PoUerstratze 17. gernru- «MN nnd 21 VW. Gefahrvolle Pläne Gezänk um eine unmögliche deutsche Schlußzahlung in Lausanne Sieben Milliarden? 'Wr:1ich die Franzosen die deutsche „Schluüzahlnng" vorstellen. wtb. London, I. Full. Die Korrespondenten der Morgcublätter in Lausanne beurteilen die Lage trat; der bekannten Schwierigkeiten nicht ungünstig. Der „L i m e s"-Bertre!er stellt fest, dass gestern zweifellos in verschiedenen Richtungen ein Fortschritt erzielt wuide. Die Ansichten der französischen und der deutschen Dcle- galieii feien einander so angenähert worden, dass es absurd wäre wenn die Konferenz ohne praktische Entscheidung abgc- brcchen oder in veränderter Form unbegrenzte <,eit fortgesetzt werde. „Financial News" jagt in einem Leitartikel: Die Franzosen haben 7 Milliarden Mark verlangt, eine Lumme, deren Unsinnigkeit sich aus der Tatsackze ergibt, das; sie nicht viel weniger ausmachen dürfte als die Hälfte der kapiialfumme des Dawesplanes. Die Franzofen haben aber auch eine Sichcrungsklausel gefordert, wonach die deutsche Leistung erhöht werden soll, wenn Amerika aus Fortsetzung der franzöfls.i en Schuldenzahluugen besteht. Es darf angenommen werden, das; die britische Delegation diese Forderung, die aus mehreren Gründen nicht angebracht ist, nicht unterstützt Hai. Die beste 'Aussicht aus günstige Ausnahme eines europäischen Rcvisiousgesnches an Amcrila wäre die Auslöschuug aller europäischen Zahlungen. Eine abschliessende deutsche Zahlung verträgt sich durchaus mit einer solchen Auslöschung. Aber wenn Lausanne ein Erfolg sein soll, dann daif eine dahingehende Zusage Deutschlands nich' mu einem Retzmeck von Einschränkungen und Bedingun gen und Bvraussetzüng.n umgeben werden. Am Freitag: Nichts Neues! wtb. Lausanne, l. Juli Der äussere Berkaus der Dinge am heutigen Bormiltag ergab nach del» Besuch des Reichskanz lers und des Reichsjinanzministers bei Macdonald, der eine vertrauensvolle und ausrichtige 'Aussprache brachte, eine Sit- zung des Büros, an der Gras Schwerin v. Krosigk kurze Zeit teilnahm. Eine Beränderung in dem Sinne, dass handgreif liche neue Borschläge der Gegenseite vorgelegt worden wären, hat sich bisher nicht gezeigt. Kein deutsches Angebot Lau,anne, 1. Juls. Der Reichskanzler, Relchssinanzminister Gras Schwe rin und Skaalssekretär von Bülow werden in Fortsetzung der gestrigen Besprechungen heule vormittag 9 Uhr dem Vor- sitzenden der Konserenz, Blacvonald, einen Besuch abstatlcn. Die Bemühungen zur Schassung eines mit den dentschen Bedürfnissen in Einklang stehenden neuen Vorschlages sind bisher nicht zum Abschluss gelangt. Nachrichten, die von einem deutschen Angebot in irgendeiner Form wissen wollen, sind «nzulresfend. Die früheren Vorschläge der Gegenseite waren nicht geeignet, das Ziel einer definitiven Regelung zu erreiche». Frankreichs Antwort Wie sich das Kabinett Herriot -ie Lösung -er Reparationsfrage vorstellt cnb. Lausanne, t. Juli. lE. M.> Die französische Delegation übergab Henle abend der sran zösischen Presse die Anlivortrede, die gestern abend Germain Martin in Beantwortung der Rede des deutschen Reichssinanz- ininislers hülle hallen sollen. Frankreich gibt nach dieser Darlegung zu, das; eine Wie derherstellung der deutschen Wirtschaft endgültig sein muh und dah auch die wirlschnstliciien und kommerziellen Berhältnijse der anderen Länder geregelt werden müssen, um sa eine all gemeine Prosperität zu erzielen. Die bekannte französische Tl>ese wird wieder vertreten, dah ein einseitiger Abbau der deulscl>en Lchuld nur die Folge hätte, Frankreich die ganze Last der Zahlungen auszubiirden, wenn Amerika sich nicht bereit erklärt, Frankreichs Schulden zu streichen. Die Opfer mühten gleichmähig verleit! werden. Frank reich sei aber nicht nach Lausanne als unerbittlicl^r Gläubiger gekommen. Frankreich sei bereit, die Reparationszahlungen mit den mirlsclzastliäpm Möglichkeiten zu vereinigen. Grundlage für die französische Haltung sei der Baseler Sach verständigenbericht. Frankreich «volle den Frieden im Rahmen einer fortdauernden ZusammennrG'it. Es müsse seine Fnler- essen verteidigen, es habe aber auch den sehnlichen Wunsch, die deutschen Sorgen nnd Nöle zu verstehen. Frankreichs Bor schläge seien vernünftig. Die beiden grohen Völker Mittel enropas mühten sich näher kommen, um die europäische Wirt schast in einem universellen Rahmen wiederherzuslellen. Nur eine Entente zwischen Deutschland und Frankreich und gegenseitige Verständigung könne dem deutsctzen Volk seinen Wiederaufstieg sichern. Nunmehr iverden die französischen Vorschläge aufgezählt: Eine endgültige Regelung, die weder den deutschen Kredit untergraben noch Schwierigkeiten in den internationalen Beziehungen Hervorrufen könne, sei notwendig. Dieser Ge danke wird folgendermahen ausgesührt: 1. soll eine allge meine Suspension der Zahlungen mährend 2 oder 3 Fahren, um Deutschland die Zeit zu geben, seine Wirtschaft wieder aufzubauen, erfolgen. 2. Die Reichsbahn oder andere Fnstitulionen sollen die notiveudigen Summen für «inen Zin sendienst und die Amortisation von Bonds, die das Reich garantieren würde, der BFZ. zur Verfügung stellen. Diese Bonds würden «ine Rücklage für eine Regelungsgrundlage bil den. Durch diese Endregelung würden zukünftige Konsequen zen oder sonstige Schmierigkeiten ausgeschlossen. Die deutsch« These des „Schwammwisches" sek nur ein« theoretisch« Lösung. Der „Schwammwisch" enthalt« nicht die Elemente, di« für «in« Rezzelung mit d«n Vereinigten Staaten von Amerika notwen dig seien. Di« französische Delegation wisse, dah ein« Strei chung der Reparationen ihrerseits kg Amerik« falsch aufgesakt werden könnt«. Daher müsse man zu einer praktischen Lösung kommen. Das Mannskript der Rede analqsiert ferner die Natur der Kreditkrise in Deutschland nach der bekannten französischen Auffassung. Es betagt, dah Deutschland mit den Krediterleich lerungen, di« es genossen habe, sein« Wirtschaft in einen, sol chen Nia he rationalisiert habe, dah die Folge davon die Arbeit-:- losigkeit sei. Fedoch sei dies nicht allein in Dentschland dec Fall. Frankreich erkenne an, dah Deutschland im Augenblich keine Zahlungen leisten könne: doch solle Dentschland sich nicht auf die gegenwärtige Krise be rufen, um eine Reparalionsstreichung zu erlangen und um so alle Zahlungen auch nach Eintritt einer LK'sserung der Welt wirtschaft vermeiden zu können. Frankreich habe den besten Willen, im Rahmen eines allczedneinen Einvernehmens sich am Wiederaufbau des europäisäsen Kredits und der enropäischen Wirlschnsl zu beteiligen. Hcrriot in Paris. wtb. Paris >. Iul>. Ministerpräsident Herriot ist in Be gleitung des Handelsministers lzeu'e in Paris «ingetrossen. Gleichzeitig sind auch Kriegsminisier Paul Boncour und Ma- riueministcr Lengues aus Gens augetommen. — Minister präsident Herriot erllärte: Die französische Delegation ist sehr ruhig. Sie weih, was sie will und die Franzosen können genau so ruhig bleiben wie wir. — Um !> Uhr hat «in Kabiuettsral begrünen. Chamberlain fährt nach Lausanne zurück. London, l. Juli. Schatzkanzler Chamberlain wurde ge stern telephonisch ersucht, so bald wie möglich nach Lausanne zuriickzukehren, da gewisse Einzelheiten seine Anwesenheit er forderlich machen. Er reist daher heule nachmittag wieder von London nach Lausanne. UeberbMvngL»redit abseWofsen Berlin, 1. Juli. wie wir erfahren, hak da« Reich in den letzten lagen über einen Ueberbrückungskredlt verhandelt, der den Zweck Kat, über den Juni-llltlmo hinwegzuheljen. Die verhand- lungen sind auch bereit» zum Abschlufz gekommen. In unter richteten Kreisen verlautet, dah der Kräit sich auf 125 Mil lionen beläuft. Dieser Betrag reicht vollkommen au«, um alle Zahlungen für den Monat Juli sicherzustellen. Die Rück zahlung erfolgt bl« Ende de« Rechnungefahre». Der Kredit wird von dem vankenkonsortium vereitgeslelll, mil dem da, Reich auch l« früheren gleichen Fällen zusammengearbeile» hat. Die Verhandlungen sind natürlich auch diesmal durch Vermittlung d« Reich«bank geführt worden. Oer Weg des deutschen Katholizismus Von Friedrich Mukkermnuu T. F. K K. In Frankfurt an der Oder sagte der Regiernngsprä- sident bei seiner Begrüszung des Märkischen Katholikentages: „Wir scheu bei diesen» 'Austreten des Katholizismns in der Oei fentlichkeit, was eine Fdee vermag" Dieser Regierungs präsident ist nicht katholisch, wurde aber doch zu einer solche,> Aenszerung veranlag« durch das gewaltige Schauspiel, dessen Zeuge er war. Die lUväit und mehr Diaspora Katholiken, die da versammelt waren, erweckten den Eindruck geichlonener Kraft Tie waren voll Begeisterung für ihren Glauben, voll schöner Fen srenüe, eia Bild der Einheit, ein Vorbild echter Bolksgemeui schast. Das; es heute im össentlicl>en Leben vor allem auf die grosze leuchtende Fdee ankomme, hat man auch in anderen Lagern be c,rissen. Man erlebt ja, wie alles zerstreut nnd kraftlos wird, was nicht mehr einer inbrünstig geliebten Fdee folgt Alle Be, suche, ans rein praktischen Erwägungen heran - eine Bütte zu u,l den, sind bis jetzt sehlgeschlagen, weil diese Bütte keine Falme hat. Wo aber der Radikalismus am Werke ist, wo er Million» und Millionen sammelt, da arbeitet er wenigstens mit dem Schein einer Fdee, mit einem Erfatzglanben Fn einer mittel deutschen nationalsozialistischen Zeitung war dieser Tage a.e Todesanzeige zu lesen: „'Aach langem schweren Leiden verschied mein lieber Bruder Werner im festen Glauben an unfern Adolf Hiller und sein drittes Reich." Das ist sehr dezeichnend. Uns kann es eine Lehre sein, das; nur mit einer wirkiiäum und greif baren Fdee der Sehnsucht des heutigen Menschen entsprochen iverden kann. Es sind vor allem zwei Gedankengänge, die heute unfern Weg bestimmen müssen. Ter erste kommt einfach ans Ser Er kenntnis heraus, das; der ganze Kamps gegen das Zen- t r u m nicht zuletzt aus dem bekannten a n t i r ö m i s che n 'Affekt hervorgegangen ist. Es gab eben Kreise in Deutsch land, die einen Einslus;, wie ihn die Ideen des Katholizismus im össenllichen Leben ansübten, einfach nicht mehr ertragen konn ten. Sie wollten ja auch den Papstfrieden nicht, den wir INI7 hätten haben können Sie entsetzten sich über ein paar 'neue katholische Dörfer i» Mecklenburg, obwohl sie doch wissen konn ten, das; ohne katholiscl>e Hilse grosze Teile des deutschen Osten» unweigerlich verloren gehen müssen. Es sieht wahrhaftig so ans, als gönnten diese Kreise den deutschen Vaden des Ostens lieber den Polen als den deutschen Katholiken. Hilgenbergs Romhafz ist bekannt und hat in den letzten Fahren wahre Or gien gefeiert. Selbstverständlich denken nicht alle Protestanten so. wahrscheinlich nicht einmal der groszere Teil Dies« kühlen, ivie ivir Katholiken die Notwendigkeit, dah man alle Kruste, bei denen der Glaube an Gott und das Bekenntnis zu einer sittlichen Weltordnung noch besteht, zuiammenfasien und gegen Gottlosigkeit und Unmoral einsetzen müsse... Tas hindert über nicht, das; der antirömische Assekt Henle in Tentschländ nmgeol und uns zwingt, zusammenzuslehen. wenn nicht olles wieder verloren gehen soll, was wir für die Sache des Christentums, snr die christliche Familie, sür die Konsessionsschule, sür die chrbl- liclx' Kultur überhaupt, in den letzten Jahrzehnte» erreicht bauen Tas; es unter diesen Verhältnissen, die völlig klar nnd durch sichtig sind, noch „nationale" Katholiken geben kann, die sich S e Spaltung des Katholizismus* im össenllichen Le Ium zum Ziel setzen, ersclzeint unbegreiflich Ter zweite Gedankengang kommt vom Sozialen her. Welch «ine bossnungsvolle Entwicklung ist durch die längsten Er eignisse unterbrochen worden! Tas Ziel einer neuen 'Volk gemeinschafi schien schon sehr in die Nabe gerückt Fn allen Ständen war die Erkenntnis am Wachsen, dasz an die Stellen des Klassenkampses eine friedliche Ordnung treten müsse Bl - l ungewöhnlicher propagandistischer Krast wurden die groszen Fdeen der letzten päpstlichen Enznkliken in alle Schichten getra gen. lind heilte ? Ti« „n niso r m ierl e Z w ielr a ch >" wird durch d«n Staat selber unterstützt Deutschland wird von einem Kabinett der „nationalen Konzentration" in alle möglichen La ger auseinai-dergesprengt. Die groszen Fragen, wie »vir zu Brak und ArcU'il kommen, treten znrück hinter den Feldwel-elioraen des Kasernenhosdrills. Knöpfe putzen. Griffe ulum. bZelände- erer,zieren — da») hat man auf die Tagesordnung gesetzt Glau ben diese Kommandenre wirklich, das; einer hungernden Berg- arbeilersamilie mit solclien mililärisclu'n Spielereien gedient ist? Glaubt man dem Volsclzeivismns gegenül>er sich mit lobt um Mützctpm sichern zu können? Gibt es wirklich keine G'ssere Ver wendung sür di« Unsummen, die diese neuen Uniformen nnd alles, ivas drum und dran hängt, kosten? Wir sind nicht gegen gewisse Notivendigkeiten der Landesverteidigung Aber es ist grade im Osten doch ein offenes Geheimnis, wer die eigentlichen Träger der nationalen Notwehr sind uuo wer mit Bürger« Kriegsideologien die denlsche Einheitssront der Landesvertei digung sabotiert! Der Katholizismus ist sich darüber klar, datz die Landesverteidigung in einer treu zu'ammenhalten» den V o lksg e m eins ch a f t ii>>e notwendige V o raussel«