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Lan-esarbettsaml Sachsen 1931 Wie aus dem Geschäftsbericht des Landesarbeitsamtes Sachsen für die Zett vom 1. April 1931 bis 31. März 1932 hervorgeht, stand das Berichtsjahr durchweg im Zeichen der außerordentlichen Arbeitslosigkeit, die für das Lanoesarbeits» amt und die Arbeitsämter eine bedeutende Steigerung des Arbeitsanfalles in quantitativer wie qualitativer Hinsicht mit sich brachte. Troßdem ist das Dauerpersonal beim Lan desarbeitsamt und bei den Arbeitsämtern nicht verstärkt worden. Lediglich die Zahl der Hilfskräfte wurde zu Be ginn des Rechnungsjahres 1931 bei den Arbeitsämtern von 206 auf 490 erhöht. Die Zahl der Eingänge beim Landes arbeitsamt betrug inr Kalenderjahr 1931 165 267 und die der Abgänge 169 340. — Die Kassenverwaltung des Landes«» beitsamtes hatte im Kalenderjahr 1931 einschließlich des Be standes zu Ende des Jahres 1930 eine Gesamtenmahme von 258116 390 RM. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf 257 122 025 RM. Die 35 Arbeitsämter sind durch das Lan desarbeitsamt einmal vollständig außerordentlich geprüft worden. Bei drei Arbeitsämtern wurden Unregelmäßig keiten festgestellt, die in zwei Fällen die Entlassung der Schul digen zur Folge hatten, während mit dem dritten Fall sich noch die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Die öffentliche Arbeitsvermittlung ist im Bezirk des Lan desarbeitsamtes Sachsen durch die allgemeine außerordentlich ungünstige Arbeitsmarktlage in allen Berufsgruppen sehr erschwert gewesen. Die anhaltende Wirtschaftskrise wirkte sich arbeitsmarktpolitisch ganz besonders niederdrückend in den beiden sächsischen Hauptindustrien, dem Metallgewerbe und der Textilindustrie, aus. Die Einschaltung des Rund ¬ funks in den Dienst der öffentlichen Arbeitsvermittlung ha? sich bestens bewährt. — Der Sonderprüsdicnst des Landes, arbeitsamtes zur Ueberwachung der Unterslütznngscinpiä'iacr wurde auch im Berichtsjahr, wenn auch zeitweise in beschränk tem Umfang, durchgeführt. Einschränkung der öffentl. Gerichtsverhandlurigen Die Notverordnung des Reichspräsidenten zum Schul, der Wirtschaft vom 9. März 1932 enthält auch eine Acndcrung der 88 172 bis 174 des Eerichtsverfassungsgesetzes. Danach kann in allen Sachen das Gericht für die Verhandlung oder einen Teil davon die Oesfentlichkeit auch dann ausschließen, wenn sie ein« Gefährdung eines wichtigen Geschäfts- cdcr Betricbsgehcim- nisses besorgen läßt. Der Zweck der Neuerung ist, di« privalen Belang« der Beteiligten in solchen Fällen zu schlißen, in denen di« Verhandlung ein wichtiges Betriebs- oder Geschäftsgeheim nis zum Gegenstand hat. Durch den bisherigen Zustand, daß in solchen Fällen öffentlich verhandelt werden muß. ergibt sich d«r Widersinn, daß im Geseß gegen den unlauteren Wettbewerb zwar ein strafrechtlicher Schuß gegen Prcisgab« von Geschäfts« und Betriebsgeheimnissen gewährt wird, daß aber die ösiciil« lrche Verhandlung solcheGeheimnisse häufig erst derAllgemenihc-t preisgibt. Nachdem bereits 8 52 des Arvcitsgcrichtsgesetzcs für di« Verhandlung vor den Arbeitsgerichten den Ausschluß der Oesfentlichkeit zugelassen hat, wenn Betriebs-, Geschäfts- oder Erfindungsgehelmnisse zum Gegenstand der Verhandlung oder Beweisaufnahme gemacht werden, hat die erwähnt« Notverord nung diesen Gedanken fürs ordentliche Gerichtsverfahren — unter Beschränkung auf wichtige Geschäfts- und Betriebsgeheim nisse — übernommen. Die neuen Vorschriften sind am 1. April in Kraft getreten. brereten unei Umgebung Eine Autostraße in -er Dresdner Heide? ' Dresden. Zur Entlastung des Autoverkehrs über den Weißen Hirsch ist von der Regierung seit längerer Zeit der Bau einer Autostraße durch die Dresdener Heide beabsichtigt. In Kreisen der Natur- und Wanderfreunde begegnet dieser Plan starkem Widerstand. Die Abteilung Naturschutz des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz hatte ihre Mitglieder sowie Vertreter der Presse zu einer Besichtigung an Ort und Stelle eingeladen. Von Vertretern des Sächsischen Heimat schutzes wurde besonders betont, daß der Wert der Dresdener Heide für die Volksgesundheit den wirtschaftlichen Wert der geplanten Autostraße weit übertreffe. Die Dresdener Heide werde an einem Feiertag durchschnittlich von 60 000 Men schen besucht. Vom Heimatschutz wird als Ersatz für die geplante Umgehungsstraße der Ausbau der Grunostraße in Dresden-Loschwitz gefordert. Der Heimatschutz wird sich noch mals mit entsprechenden Eingaben an die zuständigen Stellen wenden Zur Tagung gegen den Berliner Zentralismus Die Kundgebung wird, wie wir erfahren, von den mehr als 2» Verbänden, di« sic trag«», und darüber hinaus von den verschiedensten Organisationen des amtlichen, kulturellen wie wirtschaftlichen Lebens Sachsens sehr stark besucht werden. Nach Informationen soll anläßlich der Vorträge Wertvolles, auf amtlichen Angaben beruhendes Material über die Verschlech terung der sächsischen Wettbewerbslage durch zentralistische Maßnahm«» auf verschiedenen Gebieten zur Verteilung ge langen. Tagung d<r sächsischen Bankbeamten M» »ergangenen Sonntag hatte der Deutscl-e Bankbe- MütMverein sein« örtlichen Vorstände aus Sachsen zu einer Dtzgung in Leipzig v. 'ainmell. Gauvorstel)«r Böttger konn- M 98 Vertreter a - i namhaften Banbpläßen des Landes «grüßen. Dem " : lsvcricht des (Saugeschäftssiihrers, des kandlagsabg. V o - t, war zu entnehmen, daß die gesamten prganisationsarb-i » noß der schweren Krise in jeder Bezie- MMg auf bewähr. che haben gehalten, ja sogar eriveilert werden bannen D ' rückläufige wirtschaftlick-r Entwicklung dab« vielerlei neue u - harte Aufgaben gestellt, die es zu mei- pern galt. In der Aussprache, kam durchweg der unbeugsame Mille zum festen Zusammenhalt und zu eifrigem Weiterarbei ten in der Fachorganisation für den Bankbeamtcnstand zum xluvdruck. Den Höhepunkt der Tagung bildete die Rede des ge- schäflssiikrenden Vorsitzenden F ii r sie » be rg-Berlin, der die im Deutschen Bankbeamten Verein wirksamen Kräfte treff lich Iwrausstellte. Aus Liebe zu Stand, Volk und Vaterland sei keine Arbeit geboren und zur heutigen Höhe getragen worden. Nichts habe vermocht, ihn von dieser bewährten Bahn cbzu- bringen. Er stehe unverrückbar aus nationaler und sozialer Grundlage und halte sich frei von außsrgeiverkschaftlick>en Din gen. Die großen praktisckwn Auswirkungen dieser Einstellung zeigten sich im Zusammenhang mit den letzten Fusionen und den im Interesse der Bankbeamten von dieser Seite erzielten Erfolgen. Sinkende Kohlenförderung in Sachsen Im ersten Vierteljahr 1932 sind in Sachsen 783 923 (i. V. 860 716) Tonnen Steinkohlen, 2 551 927 (2 897 716) Tonnen Braunkohlen, 57 591 (55 533) Tonnen Koks, 17 971 (19 999) To. Preßkohlen aus Steinkohlen und 636 482 (711 287) Tonnen Preßkohlen aus Braunkohlen gefördert worden. Hauptversammlung des sächsischen Gastwirteverbandes Dresden. In der avgeyatlenen Hauptversammlung des Sächsischen Gastwirteoerbandes berichtete der Verbandsoirek- tor Wagner-Leipzig über die Verhandlungen mit dem Ver band sächsischer Saalinhaber wegen Verschmelzung beider Verbände. Der Vorstand wurde beauftragt, die Verhandlun gen weiterzuführen. Weiter wurde mitgeteilt, daß neuer dings Bestrebungen im Gange seien wegen Verlängerung der Polizeistunde an Sonnabenden und Sonntagen. — Dem Ge- famtvorstand und dem Schatzmeister wurde von der Ver- Begegnung im Mondschein Wenn man Kummer hat und nachts nicht schlafen kann — ja dann soll man lieber keine Mondschein-Par tien zu einem machen. Sonst kann man was erleben. Gehe ich da so kurz nach zwölf durch das Eeorgen- tor. Plötzlich hängt sich jemand in meinen Arm ein. Nein, nicht wie Sie denken. Sondern ein kleiner, dicker Herr. Gut aussehend, gut angczogen. Nur ein leichter Allasch-Geruch war nicht zu übersehen. „Entschuldigen Sie", murmelt der Dicke, leicht schluckend, „ich bin hier fremd in Dresden. Wollen Sie mir nicht die Stadt zeigen?" Worauf mir vor Erstaunen die Sprache versagt. Um Mitternacht ist ein solches Verlangen gewiß unge wöhnlich. Da stehen wir auch schon auf dem Schloßplatz. Der Kleine zeigt mit dem Spazierstock auf den Schattenriß der Hofkirche: „Was'n das?" „Die Hofkirche." „'ne Kirche mit 'nem Hof? Kann man den mal an sehn?" „Vedaure, fetzt nicht mehr. Da kommen Sie zu spät." „Skandal sowas! Und was'n das da?" „Das Ständehaus". „Ständehaus? Wer steht denn da?" „Niemand. Da tagt der Landtag drin." „Soso, liier tagt er? Und wo nächtigt er denn?" „Das ist verschieden, Herr, je nach Jahreszeit. Die KPD.-Abgeordneten mit Vorliebe auf dem Münchner Platz." „Ach, interessant!" (Wir sind inzwischen bis zum Neumarkt gependelt). „Und was'n das fiir'n Tafelauf satz?" „Die Frauenkirche." „Ach nee, 'ne eigene Frauenkirche! Und wo ist die Männerkirche dazu?" sannnlung Vie erbeiene Entlastung erteilt. Der Verbands- Vorstand wurde im wesentlichen wiedergewählt. Zweiter Vorsitzender ist künftig Schulz-Leipzig. Der nächste Ver bandstag soll in Borna stattfinoen. Im Jahre 1936, in dem der Gastwirtcverband 50 Jahre besteht, soll die Jubiläums tagung im Bereich der Kreishauptmannschast Chemnitz abge halten werden. . Dresden. Schrecklicher Selbstmord. Im Kel ler eines Hauses in der Schützenhofstraße übergoß die 54 Jahre alte Frau des Steuerinspektors Leschke in selbstmör- derischer Absicht ihre Kleider mit Petroleum und zündete sie an. Die Unglückliche trug fürchterliche Brandwunden davon, die kurz darauf ihren Tod unter großen Qualen herbeiführ ten. Andauernde Krankheit soll der Grund zur Verzweif lungstat gewesen sein. Dresden, 26. April. In Hosterwitz stieß heute ein Motor rad so heftig mit einem Möbelwagen zusammen, daß d«r Motor radfahrer und seine mitfahr«nd« Ehefrau schwer verletzt wur den. Beide mußten im Krankenauto dem Carolahause in Dres den zugcsührt werden. : Pater Georg von Sachsen spricht über „Katholizis- mus und nationaler Gedanke" am Freitag. 29. April, abends 8 Uhr im Konzertsaal des Ausstellungspalastes, Lcnnö- straß«. Chorgesänge, vorgetragen von Herren des Kath. Män- nergesangvereins Dresden, und einige Cücilicnchöre umrahmen den Vortrag. Veranstalt«! des Abends sind der Ortsverband der katholischen Vereine Dresdens, der Katholische Deutsche Frauenbund Dresden und der Verein für das höhere Bildungs wesen im Bistum Meißen. Karten bei Beck, Ncumarkt. Trüm- per, Schössergasse, und an der Abendkasse. : Katholischer Volksverein Dresden-A. Unsere Mitglie der innäjen wir auf folgende Veranstaltungen noch einmal auf merksam und bitten um Vesuch: Mittwoch, den 27. 4. 1932, abends 8 Uhr im großen Saale des Kolpinghauses, Käufferstr. 4. Lichtbildervortrag des Herrn Missionarbischoss Hermann Meyßing über seine Erlebnisse in Afrika. Bei freiem Ein tritt. Sonntag, den 1. Mai. abends 8.39 Uhr und Montag, den 2. Mai, abends 8 Uhr Filmvorführungen >m Pfarrsaale der Hofkirckre, Schloßstraße 32, 3. Es lausen: Unter Neudeutsch lands Wimpeln, der erste Großfilm der katholischen Jugend, So entstand dein Wagen, ein interessanter Lehrfilm der Opwl- Werke. Unkostenbeitrag: 39 Pfg. : Recottektio der Unio apostolica. Freitag, den 29. April, 15.39 Uhr in Käusferstraße 2. (H. H. P. Wolfgang). Alle Hoch würdigen (6eistlick)«n Herrn werden um ihr Ersckgünen gebeten. : Aus dem Konsulatsdienst. Dem Honorarkonsul der Re publik Guatemala für die Kreishauptmannschast Dresden, Josö „Ist wegen mangelnden Bedarfs nicht gebaut wor den. Und da vorn haben Sie das Konservatorium." „Was wird'n da konserviert?" „Konserviert? Verstehen Sie mich doch recht: Kon— ser—va—torinm!" Da löst der Dicke sich aus meinem Arm: „Verstehe schon! Aber dafür ist cs noch zu früh! Ins Krematorium laß ich mich noch nicht bringen. Auch von Ihnen nicht I" Sprach's und fauste im Laufschritt davon. Marabu. Dresdner Thealer Zentraltheater. Warum soll ein Singspiel nicht rührselig ausklingcn? Es gibt doch allerlei Romane, wo sie sich „nicht kriegen". Und «ine Gräfin kann wohl nicht gilt «inen Musi kanten heiraten. Wenn er auch noch so schön Geige spielt. Wem das nicht ohne weiteres einleuchtet, dem wird es tn „Böh mische Musikanten" klar gelegt. Julius Wilhelm und Peter Herz, die Librettisten, kennen das Rezept, daß «in bisserl Lieb und «in bisserl Leid, daß das Herabsinken eines Musikan ten zum fahrenden Volk und daß Aristokratin und Bauer keinen Bund fürs Leben schließen können, sich ganz gut für eine brauch bare Handlung zusammenmilchen lassen. Aber sie übrrschäßen die Wirkung und unterschätzen die Schwierigkeiten der folge richtigen Lösung. Die Macht der Musik auf Menschen, in denen «in fühlendes Herz schlägt, ist längst ergründet. Daß aber ein Musiker, dem die Macht der Töne di« Liebe einer Gräfin ge winnt. zum verkommenen Vagabunden herabsinkt, weil ihm das Schicksal die Geliebte raubt, das kann nur dichterische Konstruk tion herbeiführcn. An diesem träncncrprcsscnden Ausgang krankt das Singspiel, das im Zentraltlxater gestern abend über die Bretter ging. Es geht In der Handlung sehr lustig zu, aber auch sehr traurig. Der Zeitgeschmack fordert auch, daß einig« „Anstößigkeiten" mit «Ingeflockten werden. Die Notwendig keit liegt dazu aber durchaus nicht vor. Dadurch wird der Appell aus die verschiedenartig« Einstellung der Zuhörer zu deutlich unterstrichen. Aber die Verfertiger von Büynenmanuskripten wissen Bescheid, daß unser« Generation fortdauernd nach Neue rungen Bedürfnis tragt. So bleibt für das Ersinnen einer Handlung wenig Zeit. Die nächsten Monate bringen schon neue ävare auf den Markt. Es ist bedauerlich, daß unser heutiges Theaterleben an dieser Sensativnshah krankt. Rosenslein, ist namens des Reiches das Exequatur erteilt wer den. Ebenso ist dem zum chilenischen Generalkonsul in Hombuig ernannten Cesareo Alvarcz de la Rivera namens des Reiches das Exequatur erteilt worden. Der Genannt« ist siir das säch sische Staatsgebiet anerkannt und zugelassen worden. : Der 70. Geburtstag. Professor Dr. Gustav Brandes, der Direktor des Dresdner Zoologischen Gartens, kann am 2. Mai seinen 79. Geburtstag feiern. Der Jubilar leitet den Dresdner Zoo seit 22 Jahren. : Gefährliche Spielerei. Im Schulhof der 5. Volksschule wurde am Dlcnstagnachmittag beim Spielen ein sechs Jahre altes Mädchen von einem anderen Kind« durch einen Mejsersnch an der rechten Eesichtshälste verwundet. Die Verletzte wurde nach dem Krankenhause gebracht. : Todesfall. Am Dienstag starb hier im Alter von 68 Jah ren der Oberreglerungsrat i. R. Oskar v. Alberti. Er war lange Jahre Berginspcktor in Oelsnitz und später Kurdirektor in Bad Elster. Im Jahre 1921 wurde er ins Ministerium nach Dres den versetzt, schied aber bald daraus infolge Krankheit aus dein Staatsdienste ans. : Der Gastod. Heute vormittag wurden in einem Grund stück in Neugruna ein 76 Jahr« alter Mann und seine Tochter gasvergistet ansgefundcn. Während beim Mädchen die Wieder belebungsversuche erfolgreich waren, war der Mann bereits tat. Es sott sich um einen Unglücksfall handeln. : Flughafen Dresden-Heller. Aus Anlaß der Werbewoch« des Deutsck>en Luftfahrt-Verbandes ist der Flughafen Dre-dem Heller am 1. Mai 1932 genösfnet. : Straßenbahnnachrichten. Wegen Glcisbauarbeitcn in der Fiirstenslraße werden in den Nächten zum 28., 29. und zum un.4. von 9.15 bis 5 Uhr nmgeleitet die Linien 2 und 2<> zwischen Pirnaijcher Platz und Svartburgstrasj« In der Richtung land wärts über Amalien-, Marschall-, Gerok-, Blasemitzer, Hutten straße. Fluaiag der Sächsischen Fliegerschule Wilsdruff. Die Sächsische Fliegerschule Leipzig führte am Sonntag auf einem ausgedehnten Weidegcländ« auf Birkenhai- ner Flur bei Wilsdruff ihren ersten diesjährigen glugsporiiag durch, zu dem sich aus der Umgebung von Wilsdruff Tausend« von Zuschauern eingcsundcn hatten. Großes Interesse sanden die von dem bekannten Kunstslieger Dr. Gullmann, Cl)ei>>>I»t Rothe und Pilot Laßmann ansgeführten Kunstflttge. Den Höhe punkt der Veranstaltung bildete ein von der Fallschirmpiloli» Elfriede Beier aus 560 Meter Höhe ausgesiihrter Fallschirm absprung. Infolge eines plötzlich «insetzenden Gewitters mußt« die Vcräilstaltung abgebrochen werden. Und so flüchtig, wie die Librettisten arbeiten, jo übereilig müssen die Vertoner folgen. Da bleibt eben für die Tonsetzer wenig Zeit zu eigener Erfindung. V. Grüne hat zwar eine gaaj ansprechende, geschmackvolle Musik geschrieben. Aber aus der persönlichen Feder rst wenig geflossen. Zwar bietet die böh mische Volksmusik allerlei Stofs, indessen Dworschak. Smetana und die Operettenkomponisten der Wiener Schul« batten auch reichlich gute Einfälle. Und so hört man bet Grün viel Bekam,- tes. Er kann aNerdings gut und farbig instrumentieren, ichreibt einen flotten Walzer und verachtet auch einen Marsch und eine Polka nicht. Warum er aber diesen Stil durch ncnMlah« Operettenrhythmen verwässert, ist nicht recht erklärlich. Di« Aufführung unter der flüssigen musikalischen Leitung von Sylvia Mossee und einem ausgezeichneten Zusammen- spiel der mitwirkenden Darsteller erbrachte der Neuheit einen starken Erfolg. Johanna Schubert, gesanglich und darstel lerisch vornehm und von feinstem Empfinden, Willi Veylek, eine gesanglich und charakteristisch vorzüglich ausgefeilte Lei stung, Marry Brion und Poldi Harlanns als lust g« Gegenspieler, Hoff, Rainer, Frl. Cole man und di« übrigen Mitwirkenden in vortrefflicher Anpassung gaben der Vorstellung Geschlossenheit und Abrundung. Zur Belebung tru gen die Tänze, durch Gertrud« Baum-Grün dig einstudiert, und die stimmungsvollen Bühnenbilder Oskar Schotts ihren Teil wirksam bei. —Ist- Volkswohl-Theater. Di« letzt« Theatervorstellung der Sai son brachte ein Immer wieder dankbares und geradezu klassisch gewordenes Lustspiel: Kotzebues „Deutsche Kleinstäd ter". Di« Bedeutung Krähwinkels als des Inbegriffs der Klcinstädtcriums l-at von diesem Stück ihren Ausgang genom men. Aenne Schönstedt leitete die Aufführung und ließ so stark spielen, wie cs sich gehört, damit die „Spießercien" an den Pranger gelangen, dem di« Delinquentin entwichen ist. Di« tltelwütigen Krähwinkler Klatschbasen sind immer noch dank bare Rollen und die Darstellerinnen Nenne Schönstedt, Tony Nudenz und Trude Spalte ließen in Darstellung und Red« keine Point« durchfallen. Hans Walther war der großtopi«i« Bürgermeister mit stapfendem Humor. Die beiden Liebhaber, den Krähwinkler und den Residenzstädter, gaben Carl Zim mermann und Hanns Eggcrth, den Gegenstand ihrer Minne Eleonore Warstein sehr hübsch. In Episoden wirttcn noch Rocholl, der Gewiirzkrämer, Steinmetz, der Nair« diener. Nnack«, der Nachtwächter und Charlotte War« mund, die Magd, erfreulich. Der diesmal fast gänzlich au* verkauste Saal spendet« tumultuarischen Beifall r.