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Ausgabe und 8 Für christliche Politik und Kultur SächlWie oolkssettuns RedakUou der SSckiNlchen BolkSzeUuna vreSdea-NUgad! 1. PoUerNratze >7. genmi! 2M1l >ml> 21012. Nummer 129 — 31. Jahrgang Srlchelm vmal wöckM. m» Muf!r. TrallvbeNaaen.HeUnM und Well' und der MnderbeUaae ,gör nnlre Nelnen venle'. sowie den rertdettage» »Unlerhaitnng und Missen' »Die praltliche Hand» aau', ,Dad oule r-uch'. Monatlicher BezugSprelS Nn»gabe H mli Sl.-Dcnno<Blalt 2,70 OuSgabc N ohne Sl.-Benno-Dlatt -- 2L0 rlnzelminimer 1» 4 Sonnabend, n. Sonntagnnnuner SV 4 Haichlschrislleller Dr. w. DeSezh», Dresden. Sonntag» -en 8. Juni 1932 VerlaaSorti Dresden Slnselgenprelse! Die lae valtcne peiitzellc litt 4,gamIU«n- anzeiaen n.Slcilengesnche 1!» Z. Die peiilretlaniezetie, 89 mm. breit, 1 gür ilnzciaeli ansierhatb des PerbrctlnngSaeb eteS «a ^.die petilretlamezeil- l.!w>e. Bricsgeb.lw^. Im Jolle höherer Bemalt erlischt jede Nerpsilchliina aus Vlescrung sowie Erfüllung v. Anzeigen. iluströgen u. Lcisinng v. Schadenersatz «eschösllicher Detl: w. Winkel, Dresden. tSeschSst-ftell«, Druck und «verlagi SermantL Buchdrucker-! und »eriaa Dresden.«.!, Polierstr. 17. geninis 21012. Postscheckkonto Dresden 1025. Bans, konto Etadtbank Dresden Nr.947S7. SN iu'üjs! Wok )rc5ücn oohnunlieil n NM. 3.50. USll!..Ngdes»I!' lenr. Orolio a88eri.W.(.'.N2lieL dUr^erl.KUclieu. .Pivl8e. I -Ikn.von )e6 Lonni.naci'in. mes-Kummer l?. »^el,0borlelir.l.st. kN Lwoluns-z- -heimen, Kur- ii. s. rv. baden Kukuk 8ter» krkolg! lillMI ss vesn" wirklich billige Ls« jj psrisge um ^Valäe. leüendem V>'288vr. rls;e Pension. -Oaraee. r in Vor» u.Kack« - lnki.aii.kldeskrn. ck-ilotel cke t.sge. »m 8e«. ei. 18. iH^sre Ide; riaukkrel ^e» -lin. rum 8ee. >n>ea» bekak>!ck« rr mit Hick aul8ee. Parser. — Nad. «al«. erm«0. Preise. » « r.n. n iii Sie dille ngen: llntrrBe- ml Jnre Auzrige I. AlllSÄ. Die Auflösung -es Reichstages Verösterrlttchung -er Regierungserklärung -es Kabinetts v. Paperr Bester als Brüning? Die wichtigste innenpolitische Ent scheidung seit zwei Jahren ist in der vergangen nen Woche gefallen. Der Reichspräsident von Hindenburg hat sich von dem Kanzler, der seit 1930 der Mann seines Vertrauens war, getrennt. Dr. Brüning hat von der Wil- helmstratze Abschied genommen, und au seine Stelle ist Herr v. Papen getreten. Diplomaten, hohe Beamte und Wirt« schaftsführer haben ein Kabinett gebildet, dessen erste wichtige Amtshandlung die Auslösung des Reichstages ist. Die „nationale Opposition", die im April und Mai die Wiederwahl Hindenburgs aufs heftigste bekämpft hatte, hofft mit dieser ihr von dem Reichspräsidenten gebotenen Chance die Macht im Reiche zu erobern. Daß bittere und harte Worte über diese Borgänge ge sprochen worden sind, ist verständlich. Harte Worte über den Reichspräsidenten, der seine Wiederwahl in ersteh Linie den Gruppen verdankt, die er jetzt in die Opposition zwingt, und dem Kanzler Brüning, den er seht entlassen hat. Bittere Worte über den neuen Kanzler, der gestern noch in den Reihen der Zentrumspartei an sichtbarer Stelle stand. Wir sind mit solchen Worten in diesen ent scheidenden Tagen sehr sparsam umgcgangen. Durch pe r- sönliche Angriffe die sachlichen Gegensätze zu verwischen, halten wir für unklug. In eine Stunde, in der die Sturmkolonnen der Rechten zum Generalangriff gegen das Zentrum mobilgemacht werden, darf sich das Zentrum nicht in einer Polemik gegen Per sonen verlieren. Persönliche Verärgerung muh ganz und gar ausscheidcn in einem Kampfe, der das deutsche Volk davon überzeugen soll, das; es uns nur um die Sa ch e, um die Sache des Vaterlandes zu tun ist. Wir wollen stolz sein, stolzer als die „nationalen Männer", die jahrelang den für das Reich sich abschassenden Kanzler Brüning mit Kübeln von Schmutz überschüttet habe«. Wir können stolz sein, spricht doch das Werk die ses Dr. Brüning, der zwei Jahre lang Deutschland vor dem Sturz in den Abgrund bewahrt hat, für uns. Das; die neue Negierung das Vertrauen des Zentrums n i ch t hat, ist mit Klarheit gesagt worden. Der angemessene Abstand ist eingenommen. Und nun wollen wir abwartcn, was diese Negierung leisten wird.. Wir glauben, datz das deutsche Volk zwischen dieser Leistung und der Leistung des Kabinetts Brüning Vergleiche ziehen wird. Wie diese Vergleiche aus fallen, wird entscheidend sein für die weitere innenpoliti sche Entwicklung. Drei große Aufgaben sicht die neue Regierung vor sich: Einmal die Bekämpfung der ungeheuerlichen Arbeitslosigkeit, die im Gefolge der Weltkrise über Deutschland gekommen ist. Dr. Brüning hat immer wieder betont, das; diese Arbeitslosigkeit nur durch eine gemeinsame Aktion der großen Kulturländer eingcdämmt werden kann. Wird die neue Negierung etwas anderes sagen können? Welche Wege will sic einschlagcn, um mehr Menschen als bisher in den Arbeitsprozess einzuordnen? — Menn ihr aber das nicht gelingt, wie soll sie die zweite grohe Ausgabe lösen: die Erhaltung dieser arbeitslosen Massen sicherzustcllen? Dr. Brüning hat immer wieder be tont, das; die Mittel dafür nur durch gemeinsame Opfer aller ausgebracht werden können. Wegen der in diesem Sinne geplanten neuen Notverordnung ist er gestürzt worden. Wie will die Negierung ohne neue Opfer der Ge samtheit die notwendigen Mittel für die Erwerbs losen ausbringcu? — Die dritte grosse Ausgabe ist die ausseupolitischc Befreiung Deutschlands von den Tributen, die heute schon dank der Arbeit Brünings vorläufig äusser Kraft sind. Glaubt die neue Negierung einen kürzeren Weg zur endgültigen Lösung der Tribut frage zu wissen als Dr. Brüning? Klaubt die n e u e N c g i c r u n g cs besser ma che« zu können als Dr. Brüning? Das ist die grosse Frage, in die sich die hier kurz angcdeuteten drei Probleme zusammensasscn lassen. Wir glauben, das; im Urteil des deutschen Volkes sich an diese erste Frage sehr rasch eine zweite anknüpfen wird: Wenn die neue Ne« Neuwahl am 24. Juli? Berlin, 5. Juni. Das Reichskabinett hat in seiner Sitzung am Sonnabend vormittag di« Regierungserklärung fertiggcsteNt. Die Erklärung ist nach Abschluß der Beratungen in den Mittagstun den veröffentlicht worden. Die Auslösung des Reichstages ist bereits in der gestrigen Kabinettssitzung beschlossen und heute vom Reichskanzler dein Reichspräsidenten vorgeschlagrn worden. Das Auslösungsdekrct ist sür Sonnabendabend zu erwarten. Mit diesen Beschlüssen hat das Kabinett nur die un erläßlichen Konsequenzen aus der politischen Lage gezogen, wie sie sich nach dem Sturz des Kabinett» Brüning mit seltener Klarheit herausgebildet hat. Die Auslösung des Reichstages wird nach dein bekannte« Artikel der Reichs, Verfassung erfolgen, der besagt, daß der Reichspräsident den Reichstag auslöse« kann, jedoch nur einmal aus dem glei chen Anlaß. Die Neuwahl hat dann bis spätestens am 60. Tage nach der Auslösung zu erfolgen. Man rechnet damit, dak di« Auklökuna diesmal nicht im Parlamente selbst bekannt gegeben, sondern, wie es im Jahre 1924 schon einmal der Fall war, durch ein Schreiben des Reichs präsidenten an den Rcichstagspräsidentcn erfolgen wird. In einem Teil der Presse mar als vermutlicher Termin der Neuwahl der 26. Juni genannt worden. So wünschens wert an sich ein frühest möglicher Termin für die Neu wahl ist, um den aller Voraussicht nach außerordentlich scharfen Wahlkampf nach Möglichkeit abzukürzen und wieder geordnete parlamentarische Verhältnisse zu schaffen, so erscheint es doch einleuchtend, daß in so kurzer Frist, in nerhalb von drei Wochen, die formalen Vorarbeiten einer Reichstagswahl, Ausstellung der Kandidaten und Ein reichung der Wahllisten usw. überhaupt nicht zu bemerk- ttelliaen lind. Als Termin sür di« Neuwahl wird am häufigsten der 24. Juli genannt. Man glaubt, daß zu einem frühere» Termin die erforderlichen Vorarbeiten noch nicht abgeschlossen sein können. Den Wortlaut der Rcgierungserblärung, der burz vor Redabtionsschluß eintrifft, bringen wir aus der folgenden Seit. Kerrwls neues Kabinett Unerwartet schmale Basis - Vernünftige Außenpolitik? Paris, 4. Juni. Der Präsident der Republik hat dem Abgeordneten Her- riot den Austrag zur Kabinettsbildung erteilt. Herriot will aus Grund seiner Besprechungen dem Präsidenten folgende Mi - nisterliste Vorschlägen: Ministerprästdent und Außenminister: Herriot. Oes sentliche Arbeiten: Da lädier, Inneres: Lhautemps, Krieg: Senator Paul-Bon cour, Lustschisfahrt: Pain- levö, Kriegsmarine: Lryghucs, Landwirtsrhaft: Senator Karden, Pensionen: Verthod, Justiz: Senator Äcnoull, Bud get: Palmade, Oesscntlicher llnterricht: Senator de Monzie, Kolonien: Senator Albert Sarraut, Arbeit: Dalimier, Han delsmarine: L-on Meyer. Volkswohlfahrt: Senator Kodard, bandel: Julien Durand, Post: Ouenille. Das Ministerium Herriot, das heute nacht gebildet wor den ist, hat, wenn man die Namen betrachtet, eine schmaler« Basis, als mau bis jetzt hatte annehmen können. Denn es gehören ihm außer den Radikalen nur wenig: Parla mentarier aus anderen Gruppen an. Ausfallend ist ferner, daß vor der Bildung des Kabinetts nicht einmal eine Untirrcdung -wischen Herriot und dem Sozialistensührer Blum stattfand, so daß also dieses Minderheitskabinctt sich gegenüber den Sozialisten eine Unabhängigkeit bewahrt hat, die bis jetzt kein einziges linksgerichtetes Kabinett hatte. Im übrigen wird man das neue Ministerium nach seinem Programm beurteilen müssen, das diesmal wegen der kritischen Lage in der Außenpolitik von ganz besonderer Bedeutung ist. Die Stellungnahme Herriots zur Außenpolitik ist hinlänglich bekannt. Er hat sich mit allen den Männern umgeben, die schon das letzte Mal, als er 1924 Ministerpräsident war, sein« Mitarbeiter gewesen sind. Für Lausanne kommt außer Herriot vor allen Dingen der Isinanzminister Germain Martin, von Beruf Professor jar Finanzwissenschast, in Frage, «in Mann, der ein außer- »rdcntlich reiches Wißen mit großem Wirklichkeitssinn verbin det und wie kaum einer innerhalb des Kabinetts von der Not- vcndigkcit einer deutsch-französischen Verständigung, für die ! Iiankreich Opfer bringen müsse, durchdrungen ist. Hoffentlich Klingt es ihm, seinen Standpunkt innerhalb der neuen Mini- üorkombination zur Geltung zu bringen. Herriot ist ein Mann der Verständigung, aber sein« inter nationale Politik leidet unter gewissen Hemmungen, die schon durch seine Erziehung — er ist ein Sohn eines Osfi- -iers und war selbst Eymnasialprofessor — und vielleicht auch durch die mehr doktrinär« Art seiner demokratischen Auslassung I icgeben sind. Im übrigen muß namentlich in d«r letzten Z«it bei ihm ein guter Wille anerkannt werden, nnd man kann nur hoffen, daß er sich sernhalten wird von jenen Ral.ebern, die vor der englischen Initiative einer WcUmir^chaftslonsercnz warnen, und den angelsächsischen Gedanken mit mehr Wärme und Begeisterung aufgreisen, als ihm anempsohlen wird. Mit der Fortsetzung der Negation ist nichts getan, die das charakte ristische Merkmal der Außenpolitik derer gewesen ist, die seit t!>26 in Frankreich wirkten. Man hat also einen kleinen Anlaß zur Hoffnung. Hosfentlich wird sie sich crsiillen und keine Ent täuschung cintreten. ' Der Danziger Senat ersucht in einer Note die polnische Regierung, die Verwaltung der p o l n i s ch - p o m m e re I l i - schen Eisenbahnlinien spätestens bis zum 31. Dezember 1922 aus dem Gebiet der Freien Stadt Danzig zu entfernen. * Die Federal Neservebank hat der Verlängerung des 90- Mitlionen-Dollar-Krcdits der Neichsbank um 3 Monate zugc- sti mmt. Am Sonntag: Landtagswahlen in Mecklenburg-Schwerin K. Eschenburg, der Ministerpräsident von Meoklenburg- Schwerin. Der Wahlausgang am Sonntag.wird sür das Weiler bestehen des bisherigen Kabinetts «ntsä)«idend sein.