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14l Süchfifche Dolkszeikung 1» gun« «9S2 Zur Inlhronisalion Erzbischof Gröbers Ein Atikkblirk aus das Wirken Dr. Gröbers in unserer Diözese Von Ordinariatsrat Dr. W. Soppa (Bautzen). Am Montag, SV. Juni, vornilttags S Uhr fin- bet im Miinster Unserer Lieben Frau zu Freiburg i. Br. dl« feierliche Inthronisation Dr. Conrad Gröbers als Erzbischof von Freiburg statt. Aus diesem Auloh geben wir einem seiner nächsten Mit arbeiter zu einer Würdigung der Persönlichkeit Dr. Gröbers und seines Wirkens in unserer Diözese das Wort. Die Redaktion. Noch steht in lebendiger Erinnerung der Abend des 13. Februar 1931, als Bischof Dr. Conrad Grüber zum ersten Mal« seine Vischofsstadt Bautzen betrat und im Bildersaale des altehrwürdigen Domkapitels freudig begrüßt wurde. Freundlich, bescheiden und gewinnend war sein Austreten. Am 14. Februar überreichte er dem Domkapitel die päpstliä)« Er nennungsurkunde und bat, ihm Vertrauen zu schenken, wie auch er dasselbe jedem entgegenbringen wolle. Im Anschluß an die Vormittagsfeier besichtigte der neue Oberhirt die Amts räume des Ordinariats. Am Nachmittag bereits ließ er sich über den Stand der Diözese eingehend berichten. Den St.-Ben no-Kalender, den Schematismus und ein Werk, das auch di« katholischen Carilaseinrichtungen im Freistaat Sachsen behan delte, hatte er bereits durchgearbeitet. Am Sonntag, den 15. Februar 1931 fand die feierlich« Inthronisation im Dome statt. Am Montag nahm der neu« Bischof die Verwaltungsgeschäft«: fest In die Hand. Er legte Wert darauf, mitten unter seinen Mitarbeitern zu weilen und wählte ein Referentenzimmer zu seiner Arbeitsstätte. An jedem Morgen erschien er dort und arbeitete sämtliche Eingänge durch. Mit seinen Mitarbeitern hielt er ständig enge persönliche Fühlungnahme. Für alle, bis zum jüngsten Kanzleiangestellten hatte er ein freundliches Wort. Immer nahm er sich Zeit, die Referenten anzuhören und ihnen Bescheid zu geben. Am Nachmittag kam der Bischof gleichfalls wieder in das Amt und verblieb da zumeist bis in die späten Abendstunden In kurzer Zeit überschaute er sein neues Arbeitsfeld, überraschend schnell ersah!« er die neuen Verhältnisse und emp fand gar bald, wo Aenderungen oder Erneuerungen »otivendig waren. Noch klingt mir aus de» ersten Tagen das humorvolle Wort nach, als ich die Verhältnisse einer größeren Zahl von Pfarreien darstellen durfte: „Jetzt ist es mir, als ivenn ich «ine Gemäldegalerie gesehen hätte und nachher all« Bilder ver wechsle." Seine jahrelange Erfahrung in der Seelsorge und in Ur Verwaltung Kain ihm in seinem neuen Wirkungskreise sehr zugute. An stete Arbeit gewöhnt, war es ihm eine Freude, zu erkennen, daß im Bistum Meißen noch viel zu tun Ist. Der Bi schof fürchtete keine Schwierigkeiten. Diese waren für ihn da, um überwunden zu werden. Mit der Größe der Auf gabe wuchs sein« Tatkraft. Ein schnelles und klares Urteil zeichnete ihn aus. Bei aller Sachlichkeit und Gerechtig keit, aber auch bei aller Energie, mit der er an die Aufgaben herantrat, war er doch im Grunde tief beseelt vom väterlicl)c» Wohlwollen. Aus dem Bewußtsein, für die ihm anvertrauten Seelen haftbar zu sein, bemühte er sich unablässig, die Seel sorge modern, praktisch und lebendiger z» gestalten. Ein Oberhirt, der seiner Zeit gerecht wird. Die Jugend lieble er mit väterlichem Herzen. Sic war seine Hoffnung und Freude. Ihr galt sein letzter Fastenhirien- brief. Auf den Firmungsreisen begrüßte er stets kürzlich und freudig die Iugendvcrtretungen und erkundigte sich eingehend nach der Zahl der Mitglieder. Humorvoll und gütig kleidete er oft seine Mahnung zur weiteren Werbung unter den Jugend lichen In die Worte: „Wenn ich wiederkomme, dann seid ihr i nicht mehr 20, sondern 40." Jede Maßnahme zur Förderung der I Jugend unterstützte er opferwillig. Unter seiner Förderung I wurde die Rochsburg im Muldental gemietet und zu einem Treff- und Sammelpunkt der katholischen Jugend im Bistum Meißen baulich ausgestaltet. Eine Sorge war es ihm, Geld für die Förderung der Jugend zu beschaffen. Nach auswärts wollte er Geistliche züm Betteln entsenden. Aus eigenen Mitteln be- soldet er eine Diözesansekretärin, die besonders unter der weib lichen Jugend tätig ist. In seiner Sorge um die Jugend führte er di« Christenlehre allgemein ein. Der Oberhirt war davon tief durchdrungen, daß di« schulentlassen« Jugend einer be sonderen religiösen Betreuung und Schulung bedarf. „Wir halten es deshalb für dringend geboten, daß die Weiterbildung der schulentlassenen Jugend nicht etwa bloß auf die sonnlägliclje Predigt oder auf Vorträge in Un einzelnen Vereinen beschränkt wird, denen erfahrungsgemäß leider nur ein kleiner Prozentsatz der katholischen jungen Leut« angehö ren, sondern in geordneter Weise für möglichst alle Iugend- liclM zwisäM 14 und 18 Jahren in Stadt und Land erfolgt." Eine Freud« war es ihm auch, noch ein« Anzahl katholi scher Schulen zu haben, an denen gut durchgebildete kirch lich gesinnte Lehrer tätig sind. Der Oberhirt unterließ es nie mals, dies bei seinen Ansprachen gebührend heroorzuheben. In jeder größeren Pfarrei wünschte er sich Kranken schwestern und eine Gemeindehelferin (Diaspora helferin). Zu seinem Schmerz mußt« er mancherorts erkennen, daß der Kirchenraum im Verhältnis zu der Seelenzahl unge nügend war. Sofort gab er praktische Ratschläge, wie der man- Erinnerung an di« Inthronisation in Bautzen: Bischof Conrad verläßt nach der Inthronisation den St. Petri-Dom. gelnde Kirchenraum durch Um- oder Anbauten gewonnen wer den kann. Bischof Dr. Gröber kennt sich in Bau- und Kunst sragen sehr gut aus. In seinem unermüdliä-en Eifer, die Seelsorge immer lebendiger zu gestalten, zeigt« er seinen Priestern immer wieder neue Wege und verwies aus neue Ausgaben. So in den Schrei ben, die der Oberhirt zum Jahresende und später nach Ueber- prüfung der Jahresberichte den Erzpriestcrn übersandte. Di« Priester versuchte er von unnötigen Büroarbeiten tunlichst zu entlasten. Es tat ihm iveh, daß einzelne Pfarrer fast nur in Schreibarbeiten aufgingen. Zuwider war ihm das rein For male. Er konnte es nicht gut leiden, daß einzelne Pfarrämter Kanzleistunden festgesetzt habe» Er war von dem Wunsche be seelt, daß ein Priester allen jederzeit zur Verfügung stehen muß. Ueber Tätigkeit und Ausbildung der Priester im Bistum Meißen hat er sich wiederholt anerkennend ausgesprochen. Er schätzte deren Fähigkeiten und würdigte gerecht deren Seel sorgeschwierigkeiten. Immer mehr war er davon durchdrungen, daß ein Diasporabistum wie Meißen nur die tüchtigsten Priester gebrauchen könne. Zu viel seitig und schwierig sind die Forderungen, die die Diaspora stellt. Um die Verdienste seiner Priester anzuerkennen, führt« er zu Weihnachten den Titel Bischöflicher Geistlicher Rat ein. Es war ihm eine herzliche Freude, damit verdiente Priester überraschen und auszeichnen zu können. Freude suchte er auch seinen engeren Mitarbeitern in der Verwaltung zu bereiten. Er mar davon durchdrungen, daß gerade diese vielerlei Ent sagung üben müssen. Ihr verantwortungsvolles Arbeiten voll zieht sich im stillen und erntet keine Anerkennung, wie dies bei der lebendigen Fühlungnahme zwischen Seelsorger und Gläu bigen nur selten ausbleiben dürste. Eine Erholung war es ihm, die einzelnen Priester in den näher gelegenen Pfarreien ksuclien zu können. Sein Wunsch ging dahin, daß jeder Pfarrer einmal jährlich zum Bischof komme und sich mit ihm über die Pfarrseelsorge auslauscl)«, falls nicht eine bischöfliche Amtshandlung die Gelegenheit zu einer persönlicl-en Aussprache bot. Unter den G«istliä)en wünschte er einen innigen persön- licl)en Zusammenhang. Er verordnete, daß die Hilssgeistlichen von, Pfarrer in voll« Verpflegung pflichtgemäß genommen iverden. Di« monatliche Geisteserneuerung (recollectio) für Priester wurde gleichfalls eingcsührt. Priester und Bischof. Ueberall, wo Bischof Dr. Gröber zum ersten Mal «In« Pfarrei anläßlich der heiligen Firmung betrat, umschlang gar bald ein Band liebenden Vertrauens Oberhirten. Priester und Gläubige. Unsere Diasporaverhältnisse bedingen es, daß die heilige Firmung nur an Sonn- und Feiertagen stattsinden kann. Im Jahre 1931 firmte der Bischof von April bis in den November, die Ferien ausgenommen, in der Regel in zivei, vereinzelt auch in drei Pfarreien an einem Tage. Auch in die sem Jahre ist bereits jeder Sonn- und Feiertag mit Beschlag belegt. In den seltensten Fällen übernachtet« der Bischof aus wärts. Tat er dies, dann kam er des Morgens in den Beicht stuhl aushelsen. Er wollte die Seelsorger ivenig in Anspruch nehmen, die mit den Vorbereitungen aus di« heilig« Firmung und anderen Seelsorgrarbeiten ohnedies hinreichend belastet sind. Er legte Wert darauf, daß ihm in den Pfarrhäusern der Tisch nur einfachst zubereitet wird. Nach vollzogener Firmung hielt er stets eine längere Anspraä)« an die Gläubigen. Drei Reden an einem Tage war kein« Seltenl>eit. Mit Bangen denk« ich noch an den 19. Juli 1931, wo der Oberhirt anläßlich einer Freiburg, -ie Bischofssla-k Von Professor Dr. Engelbert Krebs. Das Jahr 1932 ist denkwürdig für die Freiburger. Ein ehemaliger Mitbürger, Albert von Ballstädt, vor 700 Jahren Lesmeister im Freiburger Predigerkloster am Unterlin denplatz. ist zu Ende des vorigen Jahres heilig gesprochen wor den und wird in diesem Jahre zum ersten Mal« von der gan zen Kirche des Erdenrundes als Heiliger und Kirchenlehrer an seinem Todestag gefeiert werden. Albert der Groß« macht uns dieses Jahr 1932 denkwürdig. Aber noch denkwürdiger bleibt es uns. well wir nach halbjähriger Verweisung einen neuen geistlichen Vater in unserer Bischofsstadt begrüßen können, BI - schof Conrad von Meißen, Erzbischof von Freiburg. Die Art. wie der neu« Erzbischof bei uns seinen Einzug gehalten hat, rückt ihn von Anfang an in eine geistig« Höhe mit dem großen Albert. Denn als Papst Alexander der Vierte Im Jahre 1260 den Predigerbruder Albert zum Bischof von Re gensburg ernannt hatte, da kam dieser, wie uns die Geschichte berichtet, still und unerkannt eines Abends in der Donaustadt an und nahm Im Kloster der Predigerbrllder Aufenthalt für die Nacht. Erst am folgenden Tag« erschien er mit der päpstlichen Ernennungsbull« vor dem Domkapitel und ergriff die Zügel der bischöflichen Regierung. So Ist auch Erzbischof Gröber still und unl»emerkt des Abends In seiner Vischofsstadt eingekehrt, hat Im klosterähnlichen Bau des theologischen Konvikts ein Gastzimmer bezogen und am folgenden Tage sich seinem Dom kapitel oorgestellt, um die Last der Regierung der Diözese von den Schultern des treuen Stellvertreters, Kapitelsvikar Dr. Sester, auf sein« eigenen Schultern zu übernehmen. Im Alberts- iahre hielt der neu« Erzbischof seinen Einzug In die Bischofs stadt nach Albertinischer Weise. Albert der Groß« war seiner Diözese ein Vater und Wiederl-ersteller des kirchlichen Lebens. Möge seine Fürbitte dem neuen Oberhirten In der Bischofsstadt stets zur Seit« sein, damit er In ihr wie in der ganzen Diözese das kirchliche Leben frisch erhalte und, wo es zu heilen gibt, lallen könnet Das kirchlich« Leben in der Bischofsstadi! Es hat einmütigere Zeiten gekannt und friedlichere als in der Gegenwart, aber es hat auch schon in früheren Jahrhunder ten Unruhen und Schwierigkeiten durchgcmacht, die es zwar schwächen aber nicht ertöten konnten. . Schauen wir zurück in die Anfänge unserer Stadt (1. 3. 1120), da sehen wir schon 26 Jahre nach ihrer Gründung eine mächtig« katholische Beivegung ihr« Wellen hereinschlagen in die Mauern der „Freien Burg": Bernhard von Clair vaux. der Kreuzzugprediger, predigte 1246 in der noch klei nen ersten Münsterkircl)«. Mit dem Worte der Predigt verband er di« Waffe des Gebetes. Ala die R«icl)«n und Angeseheneil' der Stadt dem Aufrufe zum Kreuzzuge sich anfangs verschlos sen, ließ Bernhard gleich am ersten Tage Gebete abhalten, damit Gott den Schleier von ihrem Herzen nehme. Der Bischos von Konstanz, der mit Bernhard war, erzählt uns in seinem Bericht: Das Gebet wurde erhört: auch die Reichsten und Schlimmsten an jenem Orte nahmen das Kreuz. Hundert Jahr« später flammte di« Glut des kirchlichen Lebens ne» auf In der Breisgaustadt. In den dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts siedelten sich die Dominikaner bei Unter, linden an und durften bald, wie schon erwähnt, den jetzigen Heiligen und Kirck^nlehrer Albert als Lesemeister in ihren Mauern beherbergen. 1142 schenkte Graf Konrad den Barfüßern die alte Mar- kuskapelle gegenüber dem Ratshof. die nun zur Kircl>« umge baut wurde und daneben erwuchs das Franziskanerkloster. Der Einfluß Ker Bettelmönch« hauchte neu« Glut in die Frömmig keit der Bürger, und damals, um 1250. begannen sie den herr lichen Rau zu errichten, der in jahrhundertelanger Arbeit ge fördert, heute dem Freiburger Erzbischof als Katlxdrale die.it. Schivere Zelten kamen für das katholische Deutschland und damit auch für die Stadt Freiburg durch Luthers Auftreten. Bis zum Jahr« 1524 fand di« Stimme des ungestümen Neue- rers auch unter den Freiburger Katholiken manchen geneigten Hörer. Als aber der gelehrte Rechtslehrer Ulrich Zos'us die Ge fahr der Neuerung erkannt« und seine ursprüngliche Zustim- mung zu Luther« Vorgehen in ernsten Widerstand verwandelt«, und als im Jahr« 1524 der Landesherr, Erzherzog Ferdinand, den Anhängern Luthers in der Stadt entgegvntrat. da war di« Glaubenseinlnnt der Bürgerschaft noch einmal gerettet Die Universität, die im Jahre 1160 „der ganzen Christenheit zum Trost und zur Hilfe wider die Feinde unseres Glaubens'' eröffnet worden war, behielt den alten Glauben bei und wurde später mit Professoren aus der Gesellschaft Jesu lx-setzt, die den streng katholischen Charakter der Hochschule durch die nächsten Jahrhunderte gewährleisteten. Der Anfall Freiburgs an Ba den bedroht« die alte Stiftung. Doch die Bemühungen des Heili gen Stuhles, den di« Universität selbst um Vermittlung dein, Landeslrerrn angerufen hatte, sowie die Bitten der Bürgerschaft und Professoren bewirkten, daß die katholische Universität Frei burg neben der protestantisclien Universität von dem kleinen Badener Land aufrechterhalten blieb. Den katholischen Cha rakter hat sie seither «ingebüßt, aber die katholisch-theologische Fakultät ist ihr geblieben, und die katholische Inkorporierte Studentenschaft bildet noch heute einen einflußreichen Ordnungs block inmitten der stürmisrlien Gegenwart, in der an so vielen Hochschulen der Radikalismus unreifer Burschen seine Sumps, blüten treibt. Am mächtigsten aber forderte den katholiscl>en Charakt« der Stadt die Errichtung des Erzbistums in Ihrer Mitte. Als die alte Diözese Konstanz durch die poliliscl-en Um wälzungen unhaltbar geworden war. pflog der Heilig« Stuh! Unterhandlungen mit den neuen protestantischen Landesl>«rreii der «liemals bischöflicl-cn konstanzcrischen, speyerischen, mainzi- sci-en und wiirzburgisclren Gebiete und suchte nach einem neuen Bischofssitz. Lange schwankte die Wahl zwischen Rastatt und Freiburg. Schließlich gab das herrliche Münster den Ausschlag für die Stadt am Schloßberg. Und im Jahre 1827 zog der erste Erzbischof In seine Kathedrale ein. Anfangs hatten die Erzbischöfe schn-er zu tragen an Ken Fesseln des Staatskirchentums, dessen aufklärerischer Geist auch viele Träger des priesterlichen Amtes angesteckt hatte. Da brachte das Jahr 1837 der Universität zwei theologisch« Lehrer von tiefer Weisheit und inniger Frömmigkeit: Johann Baptist von Hirsck>er und Anton Staudenmaier: und bald wurden dies« Lehrer des priesterliä)«» Nachwuchses auch Mitglieder des Dom kapitels und der Kirchenregierung. Unter ihrem geistigen Ein flüsse wuchs Alban Stolz zu seiner kirchlichen Wirksamkeit her. an und half bald cbensaUs als Professor an der Universität, einen kirchlich gesinnten Klerus l^ranbilden. So erstand den