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Ausgabe Q und 8 Für christliche Politik und Kultur ln dieser Frag« gezeigt haben. Auf das Gerücht hin, der deutsch nationale Abgeordnete v. Winterf-ldt sei als preußischer Mini- da er aus der SicherlM Frankreichs bestelle; auch beharr« er auf den Vertragsrechten, obwohl er bereit sei, Pläne zu einer wirklich friedfertigen Versöhnung zu erörtern Daily Telegraph meint, Herriots Bemerkungen über Reparationen entsprächen dem Geist des Zugeständnisses, den neulich Painleveös großzügige Aeußerungen zeigten; Aeußerungen, die vor gar nicht langer Zeit unmöglich gewe sen wären. Times schreibt, die Tatsaclie. das; Herriot in seiner Er klärung die Abrüstung nicht von der Annahme eines be stimmten Planes abhängig gemacht habe, bedeute ein be trächtliches und willkommenes Abiveicl-en von der Haltung seines Vorgängers. Es sei klar, das; die neue französiscl)« Re gierung dringend eine Verminderung der militärischen Aus gaben wünsä)«. Ein Schritt Frankreichs in dieser Richtung würde wahrscheinlich ivei ter reichend« Folgen haben als das Beispiel irgend eines anderen Staates. Selbst ein« Teilmaß nahme würde gegenwärtig viel bedeute». In der Reparations frage sei die ministerielle Erklärung fest. Aber niemand wür de diese verständnisvoll gemäßigt« Festigkeit bekritteln. Es sei unbedingt notwendig, daß Schulden anerkannt würden, selbst wenn sie nicht bezahlt werden könnten <?) Wenn man die Red« Herriots zusammen mit der Erklärung lese, die der neue deutsche Außenminister am Montag abge geben hat. dann bessere sich die Aussicht, daß in Lausanne ein Einvernehmen erreicht werd«. ; NSDAP, eine Hilfe des Zen- , , >P. keine Veranlassung, Ergebnis dieser Bestrebungen vorzugreifen." Von selten des Redaktion der Sächsischen VolkSzeltnna vreSdea.Uttjladt I. Polterltrabe 17. gernrw 2M1I und 21012. Das Ringen um Preutzen Geringe Aussicht auf Wahl eines Ministerpräsidenten im Landtag Nummer 1S2 — 31. Jahrgang erscheint «mal wöchtl. mit illustr. GratlöveUagen.Heimat und well' und der NInderdeilage .Mr unsre kl,inenLeute'.sotvi« den Lertdeiiagen »Unler-altnna und Missen'. »Di« hraktilch« Hau»« Iran', »Da« gute Buch'. Monailicher tvejugSpret» «uögade N mit St.<Benno-LIatt X 2,70 Nurgabe ll ohne Tt.-Venno-Blait 2,20 . Itnjelnnmmer 1» Z Sonnabend- n. Sonntagnummer >0 Henchilchristlelter Dr. D. DeSczyk, Dresden. Erzbischof Gröber in Freiburg «tb. Freiburg i. Br., 8. Juni. Erzbischof Dr. Tonrad Gröber ist gestern abend hier eingrtrossen. Die feierliche Inthronisation des neuen Erz bischoss findet am L0. Juni in der Freiburger Metropolitan- Kirch« statt. Geschäftsstelle, Druck und verlas, «ermanlL Buchdruckerei und «erlag vreSden-il. l, VaUerllr.1l! gecnrus 21012. Postscheckkonto Dresden 1028. Bank konto «tadtbank Dresden Nr.»l7S7. Konferenzen als System (Von unserem Vertreter.) H. Genf, Anfang Juni Dor -er Reise nach Lausanne London, 8. Juni. Der deutsch« Außenminister v. Neurath wird heute durch den Ministerpräsidenten Macdonald empsangen. „Times" meldet, Freiherr v. Neurath habe gestern im Foreign Ossic« «ine Denkschrift über die kommende Lausanner Konfe renz übergeben. Es verlautet, daß die Denkschrift die Gründ« enthalte, warum Deutschland außerstande sei, die Reparationszahlungen sortzusehen. Macdonald beabsichtigt am Sonnabend nach Paris zu rei sen, wo er am Sonntag mit Herriot zusammenzutresfen hofft. Am Montag oder Dienstag werde er nach Lausanne Weiterrei sen. Verschiedene Blätter weisen auf die Wichtigkeit der heu tigen Unterredung des Premierministers mit dem neuen deut schen Außenminister hin, und heben hervor, daß Freiherr von Neurath das Deutsche Reich in Lausanne vertreten werde. Englisches Echo Für Herriots Regierungserklärung. wtb. London, 8. Juni. Das gestern von Ministerpräsident Herriot bekanntgs- gebene Programm der französischen Regierung sWortlaut siehe nächste Seite!) findet in der Londoner Presse eine gün stig« Aufnahme. — News Chronicle sagt, die Erklärung sei voll guten Willens. Das Hervorheben des französischen Rech tes aus Reparationen brauchte nicht zu beunruhigen; denn es werde von niemandem bestritten. Die Hauptsache sei, daß die Erklärung alle Türen offen lasse. Morntng Post empfindet als konservatives Blatt eine natürliche Abneigung gegen ein radikales Kabinett und meint, das Programm Herriots sei darauf berechnet, allen Parteien zu gefallen. In seiner Außenpolitik zeige Herriot sich als guter Fran zose, Ivb Millionen fehlen Berlin, 8. Juni. Der Präsident des Preußischen Landtages hat aus die An regung des Reichskanzlers hin den Aeltestenrat des Landtags für Freitag, 10. Juni, 17 Uhr einberusen. In dieser Sitzung soll di« Entscheidung darüber getroffen werden, an welchem Tag« der Preußische Landtag zufammentreten soll. Di« Verhandlungen über die Regierungsbildung in Preußen, die der Reichskanzler am Montag mit dem Frak- tionsfiihrer der Deutschnationalen begonnen hatte, sind am Di.-nstag mit einem Beauftragten der NSD?lP. fortgesetzt worden. Im Laufe des heutigen Tages wird der Kanzler noch ein« Aussprache mit dem Führer der preußischen Landtags- sraktion des Zentrums, dem Abgeordneten Sieger, haben, der Dienstag abend wieder in Berlin «ingetroffrn ist. Es handelt sich dabei aber wohl nur noch um eine Formsache, da sich schon ;etzt starke Segensütze zwischen Deutschnationalen und Rational sozialist«,, Aeuralh bei Mac-onal- Lteberreichung einer deutschen Oenlschrist zur Reparationsfrage Entscheidende Finanzverhandlungen zwischen Reich und Preußen haben parallel mit diesen Verhand lungen über die Regierungsbildung stattgesunden. Diese Ver- l-andlungen sind bisher negativ verlaufen insofern als das Reich erklärt habe, im Augenblick nicht imstande zu sein, di.- von dem früheren Reichsfinanzminister Dietrich für die preußischen Siedlungsanteile zugesaglen INN Millionen Reichsmark zu überweisen. Vom Reich wird dabei betont, daß eine bindende Zusage dieser Art von der früheren Reichsrcgicrung nicht gegeben wokden sei. Das gcsihäftssührende preußische Staatsministerium ist darauf noch am Dienstagabend zusammengetreten, um Beschluß darüber zu fassen, in welcher Weise die infolge der Stellung nahme des Reiches sehlenden, für den Ausgleich des preußischen Staatshaushalts aber notwendigen INO Millionen beschafft werden sollen. Die Beratungen darüber hat das Staatsmini sterium am Dienstag noch nicht zu Ende geführt. Am Mittwoch vormittag ist das preußische Staatsministerium erneut zu einer Beratung über diese Frage zusammengetreten. Mittwoch abend dürfte eine preußische Notver ordnung erscheinen, die die durch Ausfall der 100 Millionen notwendig gewordenen Maßnahmen trifft. — Nach Abschluß der heutigen Reichsparieivorstandssitzung des Zentrums rech net man mit einer Fortsetzung der Verhandlungen zwischen Reichs- und Preußenregierung. Dabei dürste es sich aber nicht mehr um die finanziellen Fragen handeln, die durch die gest rig« Besprechung in der Reichskanzlei in dem Sinne geklärt sind, daß Preußen sich zunächst selbst Helsen muß, sondern um die hochpolitischen Fragen der Regierungsneubildung in Preu ßen und die damit zusammenhängenden Probleme. Ts war einmal eine Zeit, da gab es keine oder nur sehr wenige Konferenzen. Vor dem letzten Kriege kamen wohl auch di« Staatsmänner gelegentlich auf internatio nalen Konferenzen zusammen, und da wir hier der Welt abrüstungskonferenz beiwohnen, denken wir natürlich zu nächst an die beiden Haager „Friedenskonferenzen", dann etwa an die Konferenz von Algeciras oder an den Ber liner Kongreß. Aber die Konferenzen der Vorkriegszeit waren nicht die Regel, sondern Ausnahmen unter den Formen zwischenstaatlichen Verkehrs, und in der über wiegenden Mehrzahl der Fälle gingen die Verhandlungen zwischen den Mächten den unpersönlicheren Weg d«s Notenwechsels, der Auseinandersetzung von Kabinett zu Kabinett. Nach dem Krieg ist ganz plötzlich eine Welle von Konferenzen Uber die Welt hereingebrochen. Sie begann mit der Pariser „Friedenskonferenz", — aber bald er wies es sich, daß die „Ordnung", welche die Vorortverträg« im Nachkriegseuropa geschaffen hatten, keine Ordnung war, iveil sie nicht den natürlichen Tatsachen und Not wendigkeiten der politischen, völkischen und wirtschaft lichen Entwicklung entsprach. In Paris war vieles „ge regelt" worden, aber diese „Regelungen" erwiesen sich nur zu bald als Stückwerk, und zwar zunächst von der empfind lichsten Seite, nämlich von der Reparationsfrago her. Es folgten die Konferenzen von Spa, von Genua, von London, vom Haag, und zwischen den großen Repa- rationskonscrenzen stehen zahlreiche Sachverständigem- Tagungen in London, Paris, Vase! und anderswo. Und in wenigen Wochen wird die Lausanner Konferenz zu sammentreten, um — hoffentlich — wenigstens unter dieses verhängnisvolle Nachkriegsproblcm den Schlußstrich zu ziehen und, wie der amerikanische Neparationssachver- ständige Montagu Norman sich einmal drastisch ausdrUckte, „den unangenehm riechenden Kadaver aus der Welt zu schaffen". — Aber seit 1919 hat es nicht nur zahl reiche Reparationskonferenzen gegeben, sondern es gab Konferenzen über Wirtschaftsfragen, Eetreidckonfcrenzen, Verkehrskonferenzcn, eine Weltwirtschaft-Konferenz, Zoll friedenskonferenzen, — kurzum, es gab den Völkerbund und die Internationale Arbeitsorganisation als die beiden ständigen „Apparate", die zu dem ausgesprochenen Zweck geschaffen wurden, immer neue Konferenzen zu veranstal ten. Es gab zwölf ordentliche und zwei außerordentliche Völkerbundversammlungen, es gab insgesamt an die sie- benzig Ratstagungen und sechzehn internationale Arbeits konferenzen. Svas ist auf diesen Konferenzen erreicht worden? Diese Frage läßt sich natürlich nicht mit einem Satz be antworten, und es .soll hier keinesfalls bestritten werden, daß viele dieser großen Genfer Konferenzen wenigstens kleine Ergebnisse gezeitigt haben. Ebensowenig soll ge leugnet werden, daß das persönliche Bei- und Nebenein andersein der Staatsmänner, das bei diesen Zusammen künften, namentlich bei den regelmäßigen Konferenzen in Genf, gegeben ist, unbedingt ein positives Element bedeutet. Die Frage aber, die sich in diesem Augenblick, nach vier Monaten Abriistungsberatungcn in Genf, auf drängt, heißt: Haben die zahlreichen internationalen Kon ferenzen der letzten Jahre wirklich zur Entspannung der Geister, zur Beseitigung der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, zur Wiedergutmachung des — von der Mehrheit der Völker inzwischen unbs- streitbar erkannten — Unrechts von 1919 bcigetragen? Der gegenwärtige Zustand der Welt ist, so scheint uns, schon eine Antwort auf diese Frage, er müßte jedenfalls auch den geborenen Optimisten stutzig machen. Es ist selt- sgm, festzustellen, wie ost man gerade hier, in Genf, in diesen Tagen ähnlichen Fragen begegnet, und als Ant wort — ein Achselzucken findet. Ja, man fragt sich allen Ernstes, ob das System der Konferenzen uns wirklich weiterbringen kann, nachdem so viele Konferenzen ge scheitert sind, nachdem nach einer Frcmdenrechtskonserenz die Einwanderungssperren erst recht verschärft wurden, nach drei Zollkonferenzen die Handelsschwierigkeiten erst ihren Höhepunkt erreichten und die Abrüstungskonferenz nach viermonatigen Verhandlungen in uferlosen „tech nischen Debatten" zu versinken droht. > In der Tat hat das System der Konferenzen, neben dem unleugbaren Vorteil, die Verantwortlichen einäitder persönlich näherzubringen, auch manche unverkennbaren' Nachteile. Man hat viel über das Prinzip der „Oessent- lichkeit" geschrieben, besten Verwirklichung gewiß ein Fort schritt gegenüber den Auswüchsen der Kabinettspolitik ist, sich aber bei der Veranstaltung öffentlicher Konferenzen auch wieder nachteilig bemerkbar machen kann. Die Ge fahr. daß bei internationalen Konferenzen viele Reden mit d«r Absicht, „nach innen" zu wirken, gehalten werden, ilt Auch Herriot reist nach Genf Paris, 8. Juni. Ministerpräsident Herriot wird am Montagvormittag in Genf erwartet, wo er hauptsächlich mit den Finanzsachver ständigen und Außenministern, die in Genf anwesend sein werden, Verhandlungen aufzunehmen gedenkt, die sich auf das Programm der Lausanner Konferenz wie auf die Abrü stungskonferenz beziehen sollen. Icrpräsident m Aussicht genommen, haben die Nationalsoziali- ten folgende Erklärung veröffentlicht: „Ohne zu der Person >cs Herrn von Winterseldt Stellung zu nehmen, erklären wir Nationalsozialisten, daß wir für kein:» deutschnationalen Mi nisterpräsidenten stimmen würden. Abg. Kube hat den Preußi schen Pressedienst der NSDAP, ermächtigt zu erklären, daß für die Nationalsozialisten nur die Kandidatur eines National sozialisten zum Ministerpräsidenten in Frag« kommt." — Di: Deutschnationalen haben in einer ziemlich^ereiztcn Erklärung erwidert, in der es heißt: „Seitens der DNVP. ist «in Anspruch aus das Amt des preußischen Ministerpräsidenten nicht erhoben worden. W:nn, wie es den Anschein hat, di« NSDAP, eine Aenderung der Verhältnisse in Preußen mit Hilfe des Zen trums erreichen will, so steht die DNVP. keine Veranlassung, dcm Ergebnis dieser Bestrebungen vorzugreisen." Von feiten des Zentrums wird darauf hingewiesm, daß die bisher geplant« Verschiebung der Wahl des preußischen utinisterprästdenten in erster Linie dem Wunsche der National sozialisten entsprach, di« erst da» Ergebnis der hessischen Land- tagewahlon. von« IS. Juni abwarten wollten. M Donnerstag» den «.Juni 1832 »Verlags»»«! Dresden Die Igesvalleue peMzeile auzeigrn u.StcUeugeluche 20 z. Die petitrellaml'ietle. 8U mm. breit, 1 gür Nujeigeu ausierhaib dr» Vorbreitunaöacb et»4 W W W 40 z. die P-Mretlamezetle Brie,ned.noz. Entgälte höherer Gewalt erlischt ,cde Uieterimo lowie - Lchadcuerlah «elchtMIIcher DeU: w. Winkel, Dresden, üolkssettun