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Ausaabe A und v Nummer 14» — si. Jahrgang «ktcheint «mal w»»ii. mit Ill>isIr.EraiiSb«iIall»».He>mal «n» «,It» und der Ninderdellaae,Fllr »»Ire Nelne« Lenle'. iowi» den ilerldetlagen »Nnlerhallmig >nid Wisse»' .Die vraNiirhe Häut' >iau'. .Da» «ui« Buch'. Monailicher BejunSPrel» NuSgade N mit St.-Vemia-Viaii 2,70 «uSgabe N ohne St.-Benno-VIaU o 2L0 Knjelmimmer 10 4 Eonnabend. u. Sonntagnummer SO 4» Haudischeistleiier Dr. G. De-ezyk, Dresden. Dlenslag, den 28. Juni 1932 iverlaaöorti Dresden «nzeigenpreise, Di- lgesvallene pellizeile »O FamUIrn- anzeia-n u.SI-llenaesnch-SO Z. Die peiUrettamezette. SV mm. breit. 1 Nr. Für Nnjetac» außerhalb der BcrbrciiunaSaed eie» 4« ^.dlepeMreNamezciiel.NO^. Briesgeb.»«»^. Im Falle HSHerer Sewall erlischl ,ede «erpNichtiui« aus vi-serung lowi« «rsllllimi, v. ilnzeiaen > Rustriigcn u. Lcisiun« v. Schadenersatz Seschlliilicher Le». G. Winkel, Dresden, öärßsWe D olksseiluny Für christliche Politik und Kultur Immer neue Bluttaten Lteberall im Reich politische Zusammenstöße, nur in Bayern Ruhe Trotzdem Uniform-Verordnung Limbach (Sa t. Am Sonntagnachmitkag kam es im be- nachbarlen Ruhdorf zu schweren Ausschreitungen. Kom munistische Trupr drangen in zwei nationalsozialistische verkehrslokale ein und zertrümmerten die Einrichtung fast ganz, nachdem sie vorher die Fensterscheiben eingeworsen hatten, vor dem Gasthof »Heiterer Blick" entspann sich eine heftige Schlägerei, wobei eine Person gelötet, sieben schmer- und weherer leicht verletzt wurden. Bei dem Toten handelt es sich um einen Reichsbannermann aus Lhemnih. Die Schwerverletzten wurden dein Krankenhaus zugeführt. Die Vorgänge stehen im Zusammenhang mit Reibereiten, die sich bereit» in der Sonnabendnacht in und bei Ruhdorf zugetra- aen hatten, wobei vielfach Fensterscheiben eingeworfen wur den. Ferner wurden Nationalsozialisten auf der Rückkehr von einer Versammlung in Meinsdorf auf der Strahe Meins dorf—Ruhdors beschossen, ohne dah cs bier Verletzte "ab. Bochum. 27. Juni. Zu verschiedenen kleineren politischen Zusammenstößen Kain es auch am Sonnabend und Sonntag in Bochum und seiner Umgebung. Zivei Nationalsozialisten er hielten lebensgesährliche Verletzungen, zivei wurden leicht ver letzt. Ein Kommunist wurde festgenommen. Essen, 27. Juni. Zivei Nationalsozialisten wurden in der Nacht zum Sonntag, als sie von einer Sonnenwendfeier in Essen-Borbeck einkehrten, beschossen. Der Nationalsozialist Bal- ting brach lebensgefährlich verletzt zusammen. Krefeld, 27. Juni. Nach Mitteilung des Polizeipräsidiums ist es am Sonnalnmdnachmittag in Uerdingen ziviscl>en Kom- nunisten und Nationalsozialisten zu einer Schießerei gekommen, bei der drei Nationalsozialisten und ein Kommunist durch Schüsse verwundet wurden. Magdeburg, 27. Juni. Zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerleutcn kam es gestern nachmittag und in der Nacht auf Sonnabend wieder zu ernsten politischen Zusammenstötzen. Ein von Polizeibeamten begleiteter Zug von Reichsbannerleu ten in Uniform geriet mit SA.-Leuten in Streit. Die Polizei griff ein, konnte jedoch nicht verhindern, datz mehrere Personen verletzt wurden. Saldin, 27. Juni. In der vergangenen Nacht wurde der Landsberger Führer des antifaschistisäxm Kampfbundes nach Verlassen des kommunistischen Verkehrslokals von unbekann ten Tätern erschossen. Vertin, 27. Juni. Vor dem „Vorwärts"-Gcbäude kam er am Sonnabendnachmittag zu Zusammenstößen. Ein Zei- tungshändler des »Alarm" wurde an der Ecke Friedrichstraße —Velle-Allianceplaß von etwa 30 bis 50 Nationalsozialistei, überfallen und mißhandelt. Der Zeitungsverkäufer flüchtet« nach dem »Vorwärts"-Gebäude. Er wurde von den National, sozialtsten verfolgt, die bis in den ersten Hof des »Vorwärts". Gebäudes gelangten, wo es zu einem Handgemenge mit dort anwesenden Reichsbannerleuten kam, die die Nationalsozia- ltchen wieder binauswarken. Ein Neichsbannermann und ein Nationalsozialist wurden durch Schüsse verwundet. Wer zu- erst geschossen hat, stehl bisher noch nicht fest. — Acht Natio nalsozialisten stellten sich freiwillig zur Zeugenaussage zur Verfüg' Neue zahlreiche Zusammenstösse vorwiegend zwifclM Na tionalsozialisten und Kommunisten haben sich in Berlin ferner hin in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag abgespielt. In Tempelhof wurde ein angeblich parteiloser Mann, der abfällige Bemerkungen über den Nationalsozialismus gemacht haben soll, von fünf Nationalsozialisten verprügelt. Alle Beteiligten wurden festgenomuien. Gegen Morgen wurde die Schaufenster scheibe der Lesehalle der SPD. in Neukölln eingeschlagen. Die drei Täter, angeblich parteilos, wurden verhaftet. Beim Ver teilen von Flugblättern am Sonntagmorgen wurde ein Natio nalsozialist in Pankow von Kommunisten zu Boden geschlagen. Sonntag mittag gegen l2 Uhr ülx'rfielen auf dem Heimhoitzplatz im Norden der Stadt Antifaschisten einen Nationalsozialisten und verletzten ihn durch Schläge am Kopf. In einem Schreiben an den Reichspräsidenten weist der Vorstand der SPD. auf die Ausschreitungen von SA.-Leuten während der letzten Tage hi». Diese Ueberfälle ständen im Wi derspruch zu der Erwartung des Reichspräsidenten, datz nach der Aufhebung oes SA.-Verbots Gemalltätigkiten unterbleiben würden. Sowelk die aktuellen innerpolilljchen fragen durch den Berliner Besuch des Kanzlers berührt werden, ist festzuslellcn, dah nun für Dienstag mit dem Erlaß der Notver ordnung zur Uniform- und Demonstrations- frage zu rechnen ist. Bis Dienstagvormitlag werden die Antworten aller Länder vorliegen, und im Anschluß daran wird der Relchslnnenmlnister dem Reichspräsidenten die Notverordnung unterbreiten. Dah sie kommt, daran wird nach der bayerischen Antwort nicht mehr gezweifelt. Der Reichsinnenminister dürste in der knbinetlssihung am Sonn abendnachmitlag auch bereits iu diesem Sinn ermächtigt worden sein. Vollkommen* Ruhe in München wtb. München, 27. Juni. Während des Sonntags hat sich in München keinerlei Zwischenfall ereignet. Der Sonntag verlief vollkommen ruhig. München ist gegenwärtig bekanntlich die einzige deutsche Großstadt in der »och Unisormverbot l>errscht. Datz in dieser Stadt alles ruhig bleibt, während in allen Teilen des Reiches, in denen die Parteiuinformen gezeigt werden, Zusammenstöße erfolgen — das beweist wohl mit aller Deutlichkeit, datz mit der Aufhebung des Uniformveib-Lcs eine wesentlick)« Vor bedingung des inneren Friedens weggesalten ist. In Berlin wird man diese Tatsache nicht übersehen können. „Geringe Meinungsverschiedenheit" Wie man in Snglant den Sian» »er Dinge in Lausanne beurieiii Verfrühter Optimismus wtb. London, 27. Juni. In den Blättern wird die Erwartung ausgesprochen, datz es sich nunmehr Mitte dieser Woche zeigen dürste, ob der in den bisherigen deutsch-französischen Besprechungen erzielte leichte Fortschritt ausrechterhalten werden kann. Im „News Ehronicle" schreibt Sir Walter Layton aus Lausanne, lein erster Eindruck sei, datz die Meinungsverschieden heiten zwilchen den Deutschen und den Franzosen oezüglich einer endgültigen Zahlung nur ganz geringfügig seien. „Time s" sagt in einem Leitartikel, Herriot leugnet nicht länger den schädlichen Charakter der nichttommerztellrn Zahlungen großen Umfangs. rlcber die Frage einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwi schen Deutschland und Frankreich sei Genaueres nicht mitae- teilt worden. Die übrigen interessierten Mächte würden ihr Urteil davon abhängig machen, ob der Plan geeignet sei, dem allgemeinen Interesse zu dienen. Eine klein« abschließende Zahlung sollte möglich sein, meint „Times", ohne den inter nationalen Handel zu stören. Für «ine Vereinbarung sei vor allem etwas mehr Kühnheit der Führer in Lausann« not wendig, auch wenn darauf «in« Rechtfertigung gegenüber einer zweifelnden oder empörten öffentlichen Meinung er folgen müsse. „Financial News" fordert in einem Leitartikel, wenn den Hoffnungen zuwider die französisch-deutschen Besprechun gen ergebnislos blieben, dann sollte England von sich aus erklären, dah es aus Reparationen verzichte, und jedem Lande, das die gleich« Erklärung für sich abgibt, seine politischen Schulden erlassen werden. An Frankreich wllrd« es dann lein, die Vorteile der Aufrechterhaltung eines theoretischen Anspruches gegenüber Deutschland und das Fort bestehen einer Zahlungsverpflichtung an England in Höhe von 12 Millionen Pfund Sterling jährlich gegen einander ab zuwägen. * An der Svg-Jahrfeier des Iohannishospitals in Dan zig nahmen -100 Mann der deutschen Marine unter Führung von Konteradmiral Förster teil. *Elli Beinhorn ist nach «iner Meldung der „Associated Pretz" am Sonnabend in Buenos Aires eingctro,fen. *Max Schmeling hat die Heimreise nach Europa ange- treten. Große Scharen der für den Boxsport begeisterten Be völkerung bereiteten ihm bei der Abfahrt in Neuyork stür. mische Kundgebungen Radikalismus oderAkitvismus Von Friedrich Muckermann S. I. Datz etwas Neues, Gröhes, Befreiendes durch all die Not, die Krisen, die Verziveiflung durchbreci>en möchte, fühlt man allenthalben bei uns wie in der ganzen Welt. Eine lpulige Un- geduld hat alle Kräfte ergriffen, die dieses Neu« in sich spüren und die es in immer greifbareren Gestalten aus dem Dunkel l)ervortrelen sel;en. Diese ihrer Natur nach jugendlichen Kräfte scl)«inen den Zustand des Abwartens, des Sichgeduldens nicht mehr ertragen zu können, sie möchten am liebsten alles Alte über den Haufen rennen, alles was schlecht ist an der Welt, mit Feuer und Schwert vernichten, das Neue aber erstehen lasten wie «in Zauberer, der das iinglaublick>e im Handumdrehen zu stande bringt. Es ist klar, datz man alle diese Menschen nicht mehr beruhigt mit den Kommandos „Ruhe da!" „Durchhalten!" „Fletschern!", so wie in den seligen Zeiten des Slcckriibenwin- ters, nein, man mutz dem Radikalismus schon zeigen datz etwas geschieht. Die einzige Antwort, für die bei ihm noch irgendein Interesse zu erwarten ist, kann nur heitzen: Akt!« v i s m u s? In der Tat steht das deutsä>e Volk trotz aller der verschic- denartigen Wahlen, die mir erlebt haben, doch immer noch vor der einen Wahl: Radikalismus oder Aktivismus. Wir haben allen Grund, das zu betonen, um klar« Verhältnis'« zu schaffen. Jenen allzuvielen, die immer noch meinen, das «i-- zige Echo auf diese Zeit könne ein überlegenes weises Läche'n sein, das Achselzucken der Eriahrung, das Jammern über Hallsabzüge bei denen, die am Ende noch gar nicht wisse», Not ist, werden wir mit aller Deutlichkeit sagen müssen, datz ihre Zeit um ist, datz es heute um etwas ganz " ^eres geht, datz das Geknatter und das Gekrächz der morscl-en Bäume nicht den Ton der Musik des Frühlingswesens ist, das durch den jungen Wald geht. Aktivismus he itzt die Losung, Mut, Tätig keit, bauen, we i t« r sch re i te n . das Unmögliche möglich machen. Gab es nicht, wie Magnus Wehner in sei nem Buch von den „Sieben vor Verdun" sagt, in jenen grauen haften Schlachten Menschen, die im Feuer des Angriffs mutzten, datz sie den vollen Sieg erfechten würden, und die den General stab tadelten, der diese alles überwältigende Begeisterung nicht hinreichend begriffen hab«? Wir haben im öffentliclicn Leben am Ende allerlei Generalstäb« aus der guten alten Zeit, die wohl wissen, wie man ein Stabsquartier «inrichtet und wie man das Zeremoniell den Exzellenzen gegenüber wahrt, die aber keine Ahnung mehr halien von der frisck>«n frohen Feldschlacht, für die das Stabsquartier doch eigentlich da wär«. Ob es nicht heute weniger Radikalismus gäbe, wenn unser Aktivismus schon früher eingesetzt hätte? Wodurch unterscheiden sich Radikalismus und Aktivismus? Der Radikalismus bleibt l»ei Anschauungen und Kämpfen, die aus dem Gefühl liervorgel-en, die irgendwie magisch auf leuchten und berücken dis zu Zeiten eine ungeheure Dynamik entfalten könnten, di« aber doch dem Strohfcucr gleiclien, das in gewaltiger Lol>e aufflnmmt und nicht einmal eine solide Asche -urücklätzt. Der Aktivismus hingegen kommt aus einer tie- ieren Schicht des Mensck-en. Er ist das Feuer, das sich von Er kenntnissen nährt. Er ist die Tat eines Menschen, der sich innerlich gewandelt hat und nun mit starker und ruhiger Ener gie den neuen Weg beschreitet. Bei jenen Heiligen können wir diesen Aktivismus am besten studieren, die wie Ignatius von Loyola weltliche Ritter waren und nun auf einmal erkannten, was es ist um die Ritterschaft Gottes. Es gab keine Macht in der Welt mehr, die dem Sturmschritt solcl>er .Helden hätte wider stehen können. Mcnsclien, denen solcl>es widerfahren ist in un seren Tagen, nennen wir Aktivisten. Sind uns nicht durch die großen päpstlichen Enzy kliken der letzten Jahre geradezu wunderbare Erkenntnisse neu geschenkt worden? Sind sic nicht alle geboren aus einem tiefen Verständnis für Gegenwart und Zukunft? Sieht man nicht hinter jeder den ernsten stillen Vatikan aufragen rw da der Nachfolger Petri über die ganze Welt hinschaut und aus de: Höhe die Vision empfängt, die Christus von neuem als den Kö nig der Schöpfung zeigt? Wir sollen das ösfenlliche Leben des Christentums zurückgewinnen, wir sollen die Ordnungen dec Menschen wieder auf der G o t t e s o r d n u n g ausbauen, wir sollen die Not der Erde in der Gnade des Himmels zu neuem Segen wandeln. Das ist eine gewaltige Ausgabe, eine Idee, die