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Stifter des Gordon Bennettprcises ist der Bc- st^er des „New Uork Herald", der berühmte Sportsmann James Gordon Bennett, der schon im Jahre 1899 den nach ihm benann ten Preis der Automobile stiftete, der die berühmten Taunusrennen in Deutschland zeitigte. 1905 gab er den sicht von Deutschland gewonnenen Preis sür Ballonen bekannt, dem er 1909 den für Flugzeuge hinzusügte. Die Ge schichte des Gordvu Bennettpreiies ist zugleich die Geschichte des Aufblühens und Forrschreltens des Lustsahrwesens. Der Preis selbst besteht aus einer P l a st i k im Werte von 12500 Frauken und stellt einen Lenkballon dar, der eine weibliche Gestalt über dunkle Wolkenberge führt. Die Jungfrau, deren Rechte eine strahlende Fackel fuhrt, ver sinnbildlicht den Fortschritt des Luflfahrwesens. Außer dem wertvollen Kunstwerke, das als Wan derpreis gedacht ist, der erst nach dreimaligem Siege endgültiger Besitz des Gewinners wird, fallen dem jeweiligen Sieger 12 500 Franken in bar zu. Der Wettbewerb in sür Frei- und Lenk ballonen ofsen und wird alsWeitfahrt ausge- tragen, die je nach der Wetterlage in eine Dauerfahrt nmgewandelt werden kann. Als Nebenpreise werden die Nenn- und Neugelder unter die übrigen Bewerber verteilt. Da nach Punkt 9 und 10 der Bestimmungen des Wettbewerbes der nächste Kamps um den vielbegehrten klassischen Preis in dein Baterlande des Siegers stattsindeu must, wird Deutschland im nächsten Jahre zum zweiten Male die Ehren pflicht haben, das Gordon Bennettfliegeu zu ver anstalten. Wir wünschen schon jetzt unfern er probten Luftfahreru einen schönen Sieg für die deutschen Farben. Vielleicht — die Bedingungen stehen auch ihnen ofsen — werden sich im kom menden Jahre deutsche Lenkballonen an dem Wettstreit beteiligen. Denn die Errungenschaften eines Gros;, Parseval und besonders Zeppelin sichern uns die erste Stellung in der Welt und lassen ein Eingreifen der Lenrbaltonen, vor fünf Jahren, zur Zeit des ersten Gordon Bcnnctt- fliegens, noch ein aussichtsloses Beginnen, als berechtigt erscheinen. Einen schwachen Versuch dazu hatte bereits der um das Flugwesen hoch verdiente Santos Dumont im Jahre 1906 gemacht, indem er seinen Freiballon mit einem Motor und einer Hubschraube versah. Einen Er folg erzielte er jedoch nicht. Sp. 24. Genersloerlsmmlunn ües Lvsngettlchen Bunües. hx. Dortmund, 7. Oktober. Die 2-1. Generalversammlung des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen nahm heute ihren Anfang. Fast alle füh renden Persönlichkeiten des Bundes und zahlreiche Parlamentarier traben sich eingcfundcn, ebenso Dele gierte befreundeter Vereine des In- und Auslandes, und auch Vertreter der Kirchenbehörden. Die Gene nalversammlung wurde eingeleitet mkt einer un gewöhnlich stark besuchten Begrühungsversammlung. Zuerst begrüßte der Vorsitzende des Lokalkomitees Liz. Pfarrer Schnapp-Dortmund die auswärtigen Gäste. Der Evangelisch« Bund hat je länger er be steht um so mehr bewiesen, daß er der getreue Eck hardt des deutschen Volkes geworden ist. Möge es dem Evangelischen Bund gelingen, auch hier im Jndustriebezirk die Herzen zu entfachen. Aufrecht und tapfer, furchtlos und treu, mannhaft und wahr, das ist die Losung des Bundes! Möge der Evangelische Bund gedeihen zum Heile der Kirckf« und zum Wohle des Vaterlandes. (Stürmischer Beifall.) Hierauf begrüßte als Vertreter der Stadt Dortmund Oberbürgermeister Dr. Eichhoff die General versammlung. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Tagung des Evangelischen Bundes zur Minde rung des Klastenlampfes durch den Geist der Ver söhnung und zur Milderung des konfessionellen Zwistes durch den konfessionellen Frieden beitragen möge. (Lebh. Beif.) Konsistorialrat K u h l e m a n n - Münster über bracht« die Grüße des Konsistoriums in Münster: Der Bund hat die protestantische Selbstachtung und das evangelische Ehrgefühl gehoben. Er hat die Pro testanten dort auf die Schanzen gerufen, wo von der Pfeif' über reck'. Dann Melodie. Und ss-sss——S—jM schlänglet. Weite Felder und Wiesen, da und dort ein Kirchlein, so ein niederes Dorfgenist verriet, das hinter dem Netzwerk der ohnbleaubten Bäume hocken mocht'. „Wart Bruder", dacht' ich bei mir, „ich will dir dein mühsam Herz schon abgewinnen!" Zog also meine Pfeif' herfür, hing das Bündel an den Sauspieß und nahm den Schaft auf Schulter und zwischen die Ellenbeug, daß ich freie Hand krieget. Begann eine lustige Weis. Er war, da er mich auf der Straß' mußt', etlich' Schritt vor mir loszogen. Er griff vor seine kleine Person gewaltig aus. Als er meine liebe Pfeif' höret, gab» ihm dennoch einen Riß, allein er blicket nit dar, nur daß er sich in die Weis schicket. Nach einer Weil: „Jakob Böhme, wie gefallt dir das?" Er blieb stehen und ließ mich ankommen, dann hob er seinen Kopf und blinzlet mir in die Augen. „Du bist vielleicht nit so als die andern." „Und wie sein die andern?" .Hoffärtig." Ich dacht' mir: er zahlt also Hoffart mit gleichem, aber Heller hab ich sein Äug' gemacht. Wir gingen durch ein Dorf. Die Straß' lag höher denn die Hütten. Aus einer wusselt ein kleines Maidlein heraus und lief uns zu. Dor dem Jung gesellen Jakob fiel es bäuchlings nieder, indem die «ingetrinvert Straß' mit hohen Schroffcln bezogen war, als sie die Räder in der Regenweiche zuruck- lasten. Er blieb vor dem schreienden Gekrappel stehn, ohne ihn zu helfen. Da griff ich hurtig zu und stellet das Dreckfinklein auf Vie Füg', dieweil» kläglich beulet. Gab ihm den halben Weck, so ich in der Erl' nur in die Taschen geschoben, und es biß allsoaleich unter Schluchzen zu und die Zähren wuschen ihm blasse Rinnsale aus den Wänglein. Mich halt'» verdrossen, daß der Gesell dem Würm- lein nit geholfen, al o werf ich meine Pfeif' über die Schulter und wir gingen eine gute Streck. I— aber gelüftet mich fellbst nach einer Melodie. Und ich blres, bis ich müde war. Und er kam nahe heran. „Dir ist'» anher gut gangen, deine Pfeifen steckt voller Freud und, wenn sie sanft wird, ist's die Melancholei der Satten. Du springst schnell bet, zeigst dein gutes Herz. Und so du ein Armuts häuflein aufgelesen, wischest du hinterdrein deine Händ' an die Hosen. Schenkst ihm auch ein Weck, einen Schluck Branntwein, eine halbele Wurst , . . Kam mir ein Zorn. „Du bist noch im Rucken steif, Bruder. Und schmähest du meine Wurst, so hast nit ohngern drein gebissen." Da fuhr er sich mit zitternder Hand über die Stirn und ward duukelrot im Gesicht. Er flüstert kaum hörbar: „Ich hab einen argen Hunger gehabt, die drei Tag' von Görlitz her. Es rollet ihm gählings aus den Augen und er fuhr sich mit der Hand in eine fort über vie Lippen. . . So einer weiß nit, wie der Heißhunger tut, der eine seine Dunkelheit für's Augenlicht breit, daß die hellst Sunn' vergeht. . . ." Vor sollicherlei halt ich mich nit versehen. Ich kunnt kein rechts Wort nit finden, mir war zu Mut als eine gescholtenen Kind. „. . . . Ich bin oft auf der Straßen gelegen, als ich so alt war, wie das Maidlein vor; hat mir keiner geholfen, also hab ich gelernt, mich ohn' Hilf' aufzu stellen. Bauernkinder. Armutskinder. Was nutzet ihnen das eitel Gefühl des Helfers, so sich hinter sichtbar wurde, an der Wende des 17. Jahrhunderts. Joachim Panfewang ist jedoch kein Schaffender, son dern nur ein Empfindender. Einer von jenen, auf die das fein« Fluidum ihrer Zeit stärker einwivkte, als auf andere Men,schon. In dem Tagebuch, daß er für Kinder und Kindeskinder geschrieben, kleidet er sein« tiefen Gedanken in eine ganz schlichte Form. In dieser Schlichtheit liegt Kolbenheyers Kunst. Ohne Spur von jenem Pathos, in dem fast all« Dichter historischer Roman« schwelgen, selbst die besten unter ihnen, erzählt er von Joachim Pansewangs Leben. Von der Kindheit auf der Wolfshufen, von seinem Vater Pätzke Panfewang, der so ganz anders war als Joachim, der Sohn einer stillen sinnigen Mutter. Von der Lehr-, Gesellen- und Wanderzeit, von Liebe, Ehe und Alter eines Bürgers, der ein deutscher Grübler war, wie es deren viele gab. Joachim Panfewang arbeitete mit Jacob Böhme in derselben Werkstatt und führte manches tiefsinnige Gespräch mit ihm. Und Böhme» Werk: Der Morgen röte Ausgang blieb für ihn zeitlebens das Buch, das gleich nach der Bibel kommt. Jedenfalls lernt man aus Kolbenheyers Roman die Zeit des Erwachen» unseres Volkes wert bester verstehen, als aus umfang reichen Geschichtswerken. Aus: Meister Joachim Pansewang, Die erste Begegnung mit Jakob Böhme. Nit weit hinter Leuthen saß er auf ei m Straßen stein mitten in der Sunn', so all bereits kräftig stach. Trug ein Wammes aus grauem Tuch, fast gering. Ein Bündel, nach Handwerkerart geschnürt, lag auf seinen Knien, daraus halt' er ein Brot geholt und hielt » in der Linken, mit der Rechten wühltet er durch den Schlitz hindurch in seinen Siebensachen. Er war halbet angewandt. „Wes Handwerks, Bruder?" Er wuschet mit dem Kopf auf und sähe mich aus eim schmalen Gesicht erschrocken an. Mein Sauspieß und allso die Kurzwehr schienen ihm bedenklich. Er »og langsam die Hand herfür und drucket seine Habselig keit schützend in den Schoß. Sein Lefzen zitterten, als hält er ein« schwere Zung und müsset um das Wort ringen. „Schuster!" „Desgleichen Bruder!" Ich bot ihm die Hand und er dupfet mit den Fingerspitzen drein. „Gehst auch auf Breslen zu?" »Ja!" In sein Gesicht war wieder Blut aufgestiegen, das durchleuchtet Stirn und Wangen, doch nit mit Röten eines Vollsaftigen. Er mocht ansunsten blaß sein und jetzt nur vom Weg erhitzet. „Kume, dort tn'n Schatten, sch will auch ein Bisten tun." Er nahm sein Stock und folget mir schweigsam und spähend. Indem wir aßen, bot ich ihm meine Flaschen, er nippet aber kaum daran. So man sein« Gestell maß, wars schier noch Kindsproportion u-nd zart stellet er sich für. Ich tat mich mit meinen achtzehn Jahren gar stattlich. Er luget jeweils zweifelnd auf mein Gewehr. — Mit seim Käsränftlein war er bald fertig und kauet ohnverdrosten uam tnuknen Brot. Ich Lot ihm Halb part von meiner Wurst. Lang wollt crs nit nehmen, allein ich sähe sein Gelüsten. „Darfst mir schon trauen, Bruder." „Hab dich vor einen Soldaten angesehen." Da wies ich ihm den Stolpener Gesellenbrief: er las genau, bis aufs letzte Wort und reichet rgir dann den seinen, doch hielt er ihn an ein Zipfel fest, also daß ich mich hiinübeugen mußt, und ich roch, daß er in eim Pferdstall genächtiget. Er hieß Jakob Böhme und mar zu Görlitz ge drein die Hand wischet ..." Das lispelt er mit einer matten Stimme für sich hin. Sein Kops war gesenkt, ich kunnt sein Gesicht nit erspähen. Mich grauet, daß ,ch nach dem Dreck finklein mir mit der Hand über die Hosen gefahren war. römischen Seite Angriffe erfolgten. Eigentlich sollten wir wünschen, daß man von Rom aus im Geiste der Borromäus-Enzyklika weiter regiere. Vielleicht wür den dann auch den Behörden die Augen aufgehen. (Stürmischer Beifall.) Es sprachen dann noch die Vertreter der Evange lischen in Oesterreich und Holland. Für den Bundes vorstand antwortete Stadtsuperintendent Wa e ch t le r - Halle: Wir haben, wie üblich, zu Beginn unserer Arbeiten dem Kaiser unsere Huldigung dargebracht und folgendes Telegramm an Se. Majestät abgefandt: „Die 24. Generalversammlung des Evangelischen Bundes sendet aus dem für Geschichte und Gegen wart bedeutsamen Vorort der roten Erde ehrfurchts vollen Gruß, erneuert das Gelübde unwandelbarer Treu« und erbittet Gottes Segen für Eure Majestät und das Kaiserliche Haus." (Stürm. Beifall.) Auch wir wollen den konfessionellen Frieden stiften und mehren. Wir wollen mit unseren lieben katho lischen Mitbürgern in Frieden leben. (Beifall.) Aber auf eine wahrhafte Verteidigung können wir nicht verzichten. Unser Herz ist empört, wenn wir den Kampf sehen, gegen di« Mischehen, wenn wir uns der bekannten Friedhofskandale erinnern, und wenn wir unser nationales Schulwesen in Gefahr sehen. (Leb hafte Zustimmung.) Wir kennen die Ziele des Ultra- montanismus sehr gut. Sie sind verkörpert in jener großen Partei über deren Einseitigkeit konfessionellen Charakter man nur in den eigenen Reihen im Zwei fel ist. (Heiterkeit und Beifall.) Wir haben die Pflicht, alle zur Arbeit heranzurufen, und geloben, nicht gleich Buben das Wort zu brechen, sondern das Wort dem Evangelischen Bund zu halten. (Stür mischer Beifall.) In der heutigen Mitgliederversammlung, die überaus stark besucht war, gab, wie alljährlich Reichstagsabgeordneter Direktor Everling eine Uebersicht über die gegenwärtig« Zeitlage: Wir kommen aus einem heißen Sommer und einem bewegten Jahre: Krieg oder Frieden. Vor diese schicksalsschwere Entscheidung schien unser« friedfertige und kampfgerüstete deutsche Nation zur Wahrung ihres unveräußerlichen Celbstbestimmungsrechtes ge stellt. Wir wissen uns als die Bannerträger der nationalen Aufgaben des dcutchen Protestantismus. Im Mittelpunkt unseres Wirkens stehen di« hohen Werte, die die ergreifende Voltstragödi« uns vor die Seele stellt: Glaube und Heimat. Wie unser Glaube unsere Heimat gesegnet hat, wie die deutsch« Reformation die größte Befreiungstat der deutschen Nation gewesen ist, so ist auch heute noch der deutsche Protestantismus mit seinen reichen Entwicklungsmög- lichkeiten die unentbehrlich« Grundlage der deutschen Kultur. (Stürm. Beifall.) Es gibt einen deut- fchen Protestantismus. Im Sommer 1910, als wir einen nur zu berechtigten Proteststurm wider di« unholden Papstbrief« erhoben, und einige Wochen lang ein lautes, treues Bekenntnis zu den Helden und Lehren der Reformation wagten, da hat kein Geringerer als Adolf Harnack uns die bedeutsame Erfahrung zngerusen: Es gibt einen deutschen Pro testantismus. Unser Bund muß seinen Glauben an den deutschen Protestantismus betätigen durch Zu sammenfassung aller Protestanten, aller kirchlichen und politischen Richtungen, di« mit ihm den idealen Protestantismus zur realen Machtentfaltung wie der Materialismus und Ultramontanismus auf allen Lebensgcbieten verhelfen wollen. (Stürm. Beifall.) Ein fanatischer Konsessionalismus, der den Weltanschauungskarnps der Glaubensgemeinschaf ten zum politischen machen, ihn umgestalten und auf dem Recht:qebict des Staates eine verhüllte oder un verhüllte Priesterberrsthaft erstreben will, ist für ein freies und edles Volk ebenso unerträglich und verwerflich, wie ein religionsloser Ma terialismus. Deshalb wollen wir dahin wirken, daß mit der Achtung vor der berechtigten religiösen Freiheit aller Konfessionen mit kraftvoller Ent schlossenheit ein staatlicher Grenzstein gegen all« ultramoutaiKN Machtanlvrüche eingerammt und Grenzüberschrcitungen nicht zu einem päpstlichen Ge wohnheitsrecht werden. (Stürm. Beif.) Der Reich«, toaspräsident Graf Schwerin-Löwitz äußerte sich kürz lich in der bekannten Weise über das Zentrum: er nannte cs „eine sehr unerfreuliche Erscheinung, welche unserem Deutschen Reich« stitleinerGründunganha ftet". Wie aber ist es diesem trefflichen Mann darob er- ganaen? Unier den vielen betrüblichen Zeichen für die heillose Verblendung auch protestantischer Kreise über das ultramoniane Wesen ist kaum eines so beschämend, wie die Behandlung, die Graf Schwerin ob seines jedem geschichtskundigen Protestanten selbst verständlichen Urteils über di« Zentrumspartei zu t«il wurde. Wir können auch nicht finden, daß der Ultramontanismus sich gebessert lmt. Mag seine Ver tretung in Presse und Parlament unter den Nach wirkungen der Blockerziehung und unter der Berück sichtigung der Mehrheitsverhaltnisse mit kirchenpoli tischen Forderungen auch etwas vorsichtiger sein, tat sächlich ist die Partei und die Presse dem römischen Klerikalismus in diesem Jahre so ergeben gewesen, wie nur irgend seit Bestand des Deutstlfen Reiches. Unter der Angst vor der Modernistenschnüf- felei sind Ansätze zu selbständigen Regungen be seitigt worden. Es hat sich eine Papstunter- würfigkeit durchgesetzt, die sich nicht nur zu der lieblosen und geschmacklosen Verteidigung der Borro mäus - Enzyklika hergab, sondern auch sonst be dauerliche Spuren zeigte. Wir denken nicht daran, unseren katholischen Mitbürgern ihre be rechtigte kirchlich« und bürgerliche Freiheit ?,u be schränken. Wer das behauptet, sagt di« Unwahrheit. Wir wollen ehrlich arbeiten an der Einigung, Ver tiefung und Zusammenfassung der .ittäfte des deut schen Protestantismus. Damit schaffen wir die Vor- bedingungen eines wahren konfessionellen Friedens, dann Helsen wir Zeiten herbciführen, wo ein reli giöser Katholizismus und ein vertiefter Protestan- tismuS in lebcnschasfendem Wettberverb einen edlen Geisteskampf führen (Lebh. Beifall). Hierauf sprach Prof. Tr. Wolf- Düsseldorf über da» protestantische und das ultramontane Schulideal: Unsere Schulen haben mancherlei Schwankungen erlebt, aber das charakteristische Zeichen unserer Zeit ist eine fortschreitende Entwicklung dec freien inner lich souveränen Persönlichkeit. Jeder einzelne Mensch ist in allen eigenen Angelegenheiten, denkend und glaubend, sich selbst die höchste Instanz. Lüeitec sehen wir die fortschreitende Verweltlichung und V e r- staatlichung des Schulwesens. Der Staat ist eine große Kulturanstalt geworden. Dann sehen wir eine fortsckMitende Trennung von Kirche und Schule, was keineswegs eine Verdrängung der Religion aus der Schule bedeutet. Zwar ist zwi schen dem Bildungswesen zu den Zeiten der Refor mation und heute ein himmelweiter Unterschied, aber es läßt sicb doch eine Gesamtrichtung erkennen. Was Luther, Melanchton, Commenius, Franck«, Thomasius, Pestalozzi, Fichte und Humboldt, Ticsterweg und Minister Falk getan haben, bewegt sich auf der Bahn zur freien selbständigen Persön lichkeit und zu einer immer festeren Verbindung von Volkstum, Staat und Religion, wobei die Men schen nicht nur über ihre Rechte, soirdern auch über ihre Pflichten aufgeklärt werden. DaS ist das pro testantische Schulideal. Und das ultramontane Schulideal? Alle päpstliclren Kundgebungen der letzten 50 Jahre von der letzten Enzyklika und dem Skillabus deS Jahres 1864 bis zum Antimodernisteneid bewegen sich in derselben Richtung: Sie kämpfen gegen den mo dernen Staat, gegen Nationalismus und Individua lismus, gegen die freie Wissenschaft, vor allem aber gegen die historisckf-kritische Methode des Forschers. Die Ultramontanen wollen die Rückkehr znm 13. Jahrhundert. Tie Kirche soll nicht nur Mitwir ken, sondern die volle Herrschaft über die Schule haben. Ungestüm fordert man die Rück- berusung der Lehrgenossenschaften, besonders der Je suiten. Schon sind unsere höheren Töchterschulen größtenteils in den Händen der Nonnen. Nicht Wahr- beit erscheint als das Ziel ultramontaner Wissen- schäft, sondern Verteidigung kirchlicher Dogmen. Das zeigt uns ihre Geschichtsforschung. Welch ungeheuerliche Verdrehungen sind notwendig, um Geschlckste und Dogma in Einklang zu bringen, um das Dogma zu retten. Demgegenüber ist es ..Pflicht des ev-ngelijchWr-Molke», unermüdlich-aufzu klären. Protestanten und Ultramontane denken grundverschieden über Staat und Volkstum, Priester tum und Kirche, Religion und Wissenschaft, Freiheit und Gleichheit, über den Wert der Persönlichkeit, über Ehe und Familie- Ter Ultramontanis mus ist ein Fremdkörper in unserem Staate und in unserem deutschen Volke. In Schil lers Ton EharloS tauschen der Beichtvater des Königs und des .Herzogs Alba ihre Meinung über den Kronprinzen aus. Tas schlimmste, was der Mönch vorbringt, ist die schreckliche Wahrnehmung: „Ja, erdenk t." Alles kann die römische Kirche verzeihen, nur nicht freies selbständiges Denken. Wir aber sind überzeugt, daß Tenken und Forschen die edelste Kraft ist, die Gott uns Menschen gegeben hat, nickt zum Fluch, soudern zum Segen der Menschheit. t Dortmund, 8. Okt- (Privattelegr.) Heute morgen fanden in Tortmund aus Anlaß der Tagung des Evangelischen Bundes in 8 Kirchen Festgot- teSdienste statt, die sehr zahlreich besucht waren. Am Naclpnittag sand ein Festzug statt, an dem sich etwa 15 000 Personen — Mitglieder der Gewerkschaften, Knappschaften und der evangelischen Jünglingsvereine — beteiligten. Ter Festzug cudete am „Friedensbaum". Hier fanden in dem größ ten Saale Tvrtmunds und in einem 6000 Menschen fassenden Zelte Volksversammlungen statt. Eine dritte, von etwa 3000 Personen, die in den beiden Räumen nicht unterkamen, wurde im Freien abgehalten. In diesen Versammlungen kam eine Resolution zur Annahme, die gegen die Borro- mäus-Enzyklika protestiert und zum Zusa m- menschluß aller Protestanten auffordert. Deutsches Reich. Leipzig, 9. Oktober. » Erweiterung des Geltungsbereichs sür den Aus lieferungsvertrag zwischen Deutschland und Groß britannien. Wie man uns schreibt, beabsichtigt Groß britannien, dem mit dem Deutschen Reich abgeschlosse- nen Auslieferungsvcrtrag eine weitere Ausdehnung zu geben. Eine entsprechende Vorlage ist daher dem Bundesrat bereits zur Beschlußfassung zugegangen. Ein erster Auslieferungsvertrag zwischen Deutschland und Großbritannien wurde im Jahre 1872 abge schlossen, Lessen Bestimmungen auf die Kolonien und auswärtigen Besitzungen Englands Anwendung iiu den. Dieser Vertrag wurde durch einen neuen Ver trag vom Jahre 1894 auch aus die von Deutschland abhängigen Gebiete ausgedehnt, und zwar aus die Gebiet« in Afrika, in Neu-Euinea und im westlichen Stillen Ozean, die ourck Uebereinkommen zwischen Deutschland und Großbritannien als Interessen sphären, Schutzgebiete oder Besitzungen Deutschland vorbehalten worden sind oder noch Vorbehalten wer den sollen. In diesem Zusatzvertrag wurde die Be- stimmung des Artikels 3 des ersten Vertrages, nach der kein Deutscher von der deutschen Regierung an die englische und kein englischer Untertan von feiten seiner Regierung an eine Negierung des Deutschen Reiches ausgeliefert wird, für di« deutschen Schutz gebiete dahin abgeändert, daß die Verpflichtung zur Auslieferung aus Liesen Gebieten sich nicht auf deren Eingeborene, sowie auf Reichsangehörige, und die Verpflichtung der britischen Behörden »ur Ausliefe rung von Personen, dre in jenen Gebieten einer strafbaren Handlung beschuldigt oder schuldig bcfun den sind, sich nicht auf britiiä)« Untertanen erstreckt. Die Ausliefcrungsverträge sehen die strafbaren Hand lungen, wegen deren die Auslieferung zu erfolgen hat, genau fest. Die Ausarbeitung des Vertrages bot in dieser Beziehung seinerzeit große Schwierigkeiten, weil es in Großbritannien an einer kodifizierten Strafgesetzgebung fehlt. * Fiskalische Watdarbeiterstellen für deutsche Rück wanderer. Wie wir hören, hat das preußische Land Wirtschaftsministerium kürzlich an die beteiligten Re gierungsstellen Weisungen ergeben lassen, für die Be setzung fiskalischer Waldarbeiterstellen durch vom Fursorgeverein für deutsche Rückwanderer beschaffte Nückivandererfamilien nach Möglichkeit Sorge zu tra gen. Plan Hal bisher gute Erfahrungen mit der Führung und Leistungsfähigkeit der Rückwanderer als Waldarbeiter gemacht, so daß sich eine weitere Besetzung solcher stellen durch Rückwanderer emp fiehlt. Der Fürsorgeverein, der Rückwanderer, dir in Waldbezirken gelebt und gearbeitet haben, mit Unter stützung der Kgl. Forstverwaltung auf solchen Stellen unterzübringen bestrebt ist, hat nach Ablauf von 2 Jahren über 100 Rückwandererfamt- lien auf Waldarbeiter stellen mit Er folg angesetzt. Für alle Beteiligten ist es von Vorteil, daß es auf diese Weise immer mehr gelingt, deutsche Rückwanderer auf ihren Fähigkeiten ange paßten Stellen unterzubringen. Für Forstreviere, die unter großer Arbeiternot zu leiden hatten oder auf fremde Arbeiter angewiesen waren, bedeutet die Ver sorgung mit deutschen Familien eine wesentliche Er leichterung. * Verbesserung des Postverkehrs mit Kiautschau. Der Postverkehr zwischen Deutschland und Kiautschau hat jetzt, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" von kolonialer Seite mitgeteilt wird, dadurch eine bedeutende Verbesserung erfahren, daß die Schan- tung-Bahn in den Dienst der deutsch-ostasiatischen Post gestellt worden ist. Während die Zeit für die Mit eins hob er den Kopf, trucknet seine Augen am Aermel, sähe frei für sich bin. ..Armutskinder sollen sich beizeiten auf die Fuß stellen, dann werden sie also auch ihren Weg finden." „Hast du dein Weg?" „Ja, ich hab mein Weg. Und der ist mir rounder- barlich gnua gewiesen." Nichts Wechs war mehr an ihm, seine Augen späheten durch die gekniffenen Lider scharf in die Fern, sein Mund war dünn und gepreßt, seine Nüstern gespannt. „Und führet der durch unser ehrsam Handwerk?" „Weiß nit allein der Mann mit dem lichten Gesicht, des Augen wie Sunnen im Aufgang strahle- len, der mich aus des Meisters Werkgradem gerufen, er hat mir's verheißen: „Jakob, noch bist du ein kleiner Mann, doch wirst groß werden, dann das Größest soll dir ohnverborgen bleiben!" Das hab ich ehedem gewußt, da mich der Fremde noch nit angerufen . . . und so sie mich ge schlagen . . . mich zum Falzmann für ihr plumpes Sveiwerk gemacht ... ich Habs gewußt. Und du wirst einmal stolz auf den Bissen sein, den ich in großem Hunger von dir angenommen!" .Er war schier außer sich und keuchet. In seiner Jnorunst stürmet er vie Straßen auf, daß ich kaum folgen kunnt. Und so er mich nit in besagter Weis, des Handwischens halber, beschämet hält, ick möchc ibn vor einem puren Narren eracht Han. Doch meine Besinnlichkeit war erregt. Ich sah seine Zuversicht und Gewißheit, die so gewaltig brannt, daß der ganz Mann nichts schien, dann ein Zeichen seiner Zuversicht. Daneben mußt ich ihm glauben; er zwang mich. Und ich will's nit verhehlen, ich hab darnach manniqsmal einen spöttischen Zweifel getragen. Wir sein eben Zeichenmenschen und spielen stetig nach Bildhaftigkeit aus. Als ob der hohe Geist eines Mannes, so doch nur einem Blitz gleicht, der immer wieder aufleuchtet und wieder vergeht, allerweg für ihn daherbrausen und sich zu jeder Stund laur an sagen müsset! Und so ein sollicher Mann Wasser abichlägt, vermeinen wir, es kunnt durchaus nur auf sunverliche Weis aeschehn. — Derhalben gilt der Prophet im Vaterland nit viel und ein Scharletan, so sich in Zeichen und Wort versteht, gewinnt » ihm leicht ab. Jedennoch will mir erscheinen, daß sich da bei gut und schlecht die Wag halten, indem der Zweifel angesichts des Menschlichen aus der Ver ehrung des Göttlichen fleußt, so sich in sollich prophe tischen Menschen offenbart. — Ja, wir müßen gleich wohl im Hohen und Gemeinen nach dem Ewigen fahnden; das ist unser Fallstrick und Verhängnis, doch allso auch der heilige Weg. » bish wem föro, von Es Tag sehr durö die erlel Tier Tsin des Pukc nun Miss lang Paa met« bah anst« dre eimr der < fen Mur zur 1., 2 Seb, lichk East walt Bür, bestr den straf Stra dent richt beni seine men Verl Der die von vorb Tru: Söh Mig Vett fran Sie unte dierst falls und Er ) Anh Gel habe kan liche den. für j äuge stufe, berg. Leits, zum körpc terstt nnd Pfleg Bein Schü und täfel, Sehr, zurü, ist d< sprac Lehr, der Kind nur sicht- trieb Grur Eine selbst bezu. in dc Er s ein unte: oorkc ist. aewo Tie Kind Laß schaf nach! Rich!