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Leipziger Tageblatt s. Beilage. Mlttwach. IS. Nsoemver 1911 SU Ich hätte gern Iran ksuüx, tVZA 1l)Z. 1VLLL t0LLS iO4.- 10LN sveb Mül tuLTa I, -u«. p, tlM te2.zc Nr. 317. l0S. Isttrgsny 10LA 10L72 urio 1L1.7S UtP LS^> 101.25 99,- UZ.25 99,- 1vL?S P.Z.- tvLSo rtmätzifle nomie rn Sommer- e an der nversität : Vrivat- üoingen. ektor des öttingen, sollens — Zum -es Ver- rstor des in Prag tAü. i.L1L „Deutsche Frank- mgverein rhrichts osen Bei- iai.sc tH Ätz rob als inungs- eriöniich- idischen ihan, in >una der or seiner r lernen, ir seinen r dem er r. geben des indi- Rückgabe n beides, »r bereits e Straf- ;riff war, aftet. funken, kulsk die Personen n verletzt, incoupd Rolleston ekleideter ein Herr n wollte, olade ri tt sie auch nbons zu n tiefen ckte, war bck.- tüL- rroo 'M Z7b0 bZ/5 ruhig, meine kleine Szarolta, ich bin bei dir und wach« über dir!" Der Eindruck dieser Empfindung war ein so starker, das, sie mit einem leisen Aufschrei in die Höye sprang und entsetzt um sich schaute — sie war allein im Stübchen. Im gleichen Augenblick fast schlug es auf der kleinen Schwarzwälder Uhr an der Wand sieben, und einige Minuten später trat Margits herein, in den Händen das Anrichtebrett mit dem Kaffeegeschirr. „Euren Morgen, Szarolta!" sagte sie munter, um sogleich erschreckt hinzuzusetzen: „Was ist dir, du siehst la ganz verstört aus — bist du krank?" Das junge Mädchen berichtet« in fliegender Hast, was es soeben erlebt zu haben glaubte. Noch ein besorgter Blick in Szaroltas brennendes Gesicht, dann setzte die Medizinerin das Brett auf den Tisch und zo^ sie neben sich auf das harte, kleine Sofa nieder, auf dem sie während der letzten fünf Wochen so oft zusammen gesessen hatten. „Du bist masslos aufaeregt, Kleine", sagte sie, die Hand an der Freundin Puls, „und die überreizten Nerven haben dir das alles oorgetäuscht." „Nein, es war Wirklichkeit, ich weih es. Papa hat zu mir gesprochen, von Täuschung ist keine Rede!" rief das Mädchen ungestüm, beinahe zornig. „Rede keinen Unsinn, Szarolta, das mutz ich besser wissen!" „Was ich erlebt habe, kann mir kein Mensch aus reden, Margita!" Nach einem Augenblick d«s Ueberlegens sagte die Medizinerin in verändertem Ton: „Nun, w«nn es sich um ein wirkliches Erlebnis handelt, so wäre es sehr erfreulich! Dann weisst du dich unter dem besten Schutz, der dir werden kann und darfst hoffen, datz die jetzige schwere Zeit von keiner allzu langen Dauer sein wird." „O ja, Papa wird mir helfen, ich glaube es!" rief das junge Mädchen, verklärt vom Wiederschein innerer Glückseligkeit. „Gewiss wird er — durch andere, durch deine Freunde, weisst du. Geh' also getrost zu den Kon fektionären, Frau Szigeth soll gar nicht so übel sein: es werden sich schon Mittel und Wege finden, dich in nicht zu ferner Zeit in andere, dir besser zusagende Verhältnisse zu versetzen. Ich werde meine ganze Kraft daran wenden." „2 bitt«, Margita, tu's! Lehrmädchen sein ist doch zu schrecklich!" bat Szarolta mit Tränen in den Augen. „Du kannst dich auf mich verlassen. Aber du mutzt mir Vertrauen und Geduld versprechen, mutzt zunächst in deiner Stellung aushalten, damit man nicht sagen kann, du tätest nicht gut und was dergleichen mehr ist. Willst du?" „Ja", erwiderte das Mädchen, von neuem Mut belebt. „Hast du Geld?" „Nein. Wie ich gestern bei meinem Vormund war, ersuchte ich ihn um ein paar Kronen, er ver weigerte sie. Ich würde bei Szigeths alles Nötige erhalten und brauchte kein Geld." „So nimm hier fünfundzwanzig Kronen", sagte Margita, ein Papierpäckchen auf den Tisch legend: „du kannst sie mir später einmal wiedergeben. Mehr Habs ich im Augenblick nicht. Du weitzt, ich studiere gegen Mamas Willen und mutz alle meine Ausgaben von dem kleinen Kapital bestreiten, das ich von Tante Ada erbte. Bist du fertig mit dem Geld oder kommt dir etwas vor, was Auslagen verursacht, so sag' es mir sogleich. Ich kann jederzeit Geld aufbringen, wenn es sein mutz." Szarolta schob das Päckchen zurück. „Nein, gute 6nr Ä). WsMrAväS ter ver- >er wegen urteilten attie ist en. Die rden. rt Per klon, der nen un- Personen urch den llionen ht die g, viele ir unter- icschädigt nk die Grad der Ilm sturm in in den jetzt nur lL?b lOLd Sus üer öshn gelchleuüert. A Roman von Carola ». Eqaaltea. (Nachdruck verboten.) „Würde ich einen solchen Prozetz gewinnen?" fragt« Szarolta nachdenklich. „Ich weitz es nicht und leg« vorerst auch kein be sonderes Gewicht darauf, weil ich nicht glaube, datz Ehrenmann Csallovary es bis zur Entscheidung kommen lasten würde. Er legte sich vorher wohl aufs Unterhandeln und opferte lieber einen kleinen Teil seiner Beute, als datz er diese Angelegenheit der Oeffentlichkeit preisqäb«. Es ist freilich traurig, sich mit Hundert- und Zweihunderttausend begnügen zu wüsten, wenn «inem alles zugedacht war, immerhin aber könntest du von einem solchen Kapital an ständig, wenn auch nicht luxuriös leben. — Ver schiedene meiner Studiengenossinnen verkehren viel in des Doktors Haus, und ihrer aller Urteil lautet: Doktor Csallooarn ist ein Mann des schönen Scheins, der Mittel und Wege findet, unter Wahrung aller Merkmale eines Ehrenmannes seine Klienten bis auf di« letzte Feder zu rupfen. — Willst du einen solchen Menschen schonen?" Szarolta, deren Lebenserfahrungen sich auf den engen Kreis des Schul- und Pensionslebens be schränkten, die noch nie über eine bedeutsame Frage hatte entscheiden wüsten, fühlte sich verwirrt und rat los. Als echte Ungarin lockte sie der Gedanke eher, sich ihr Recht auf dem Wege des Prozesses zu er kämpfen, als datz er sie erschreckte, sie war sich auch klar darüber, datz sie gegen Dr. Csallovary keinerlei Verpflichtungen habe, aber war er nicht ihres Vaters Bruder? — Durfte sie diesem das Mester auf die Brust setzen, wenn er auch unverwandtschaftlich, viel leicht schlecht an ihr gehandelt hatte, — durfte sie Gleiches mit Gleichem vergelten? Als sie diese Bedenken aussprach, erwiderte Mar gita lachend: „Hat er dich je als seine Nichte an erkannt, hat er die Absicht, es je zu tun?" Szarolta blieb stumm, es wollte nicht klar werden in ihrem Kopfe. Die Medizinerin aber fuhr, immer heftiger werdend, fort: „Er verleugnet dich nicht nur, er hat dich auch auf eine Svrosse der sozialen Leiter heruntergedrückt, die sich klaftertief unterhalb der be findet, auf die dein Vater dich stellen wollte. Das w«itz er, das mutz er wissen, denn er kennt seines Bruders Absichten mit dir an der Erziehung, die du erhalten -ast. Er weitz auch, datz du, di« du für keinen Broterwerb vorgebildet bist, in die trostloseste Lage geraten mutzt, wenn man dich ohne weiteres aus dem Boden reitzt, auf dem du aufgewachsen bist, und dennoch bedurfte es Fräulein Schusters Vermitt lung, um ihn zu einem Almosen von zehntausend Kronen zu bestimmen. Ich wollte noch nichts lagen, wenn er den sechsten Teil des geerbten Vermögens auf dich übertragen, dich also gleichgestellt hätte mit seinen Kindern, wenn er die Vormundschaft über nommen und dir einen Platz in seiner Familie ange wiesen hätte. So würde ein anständiger Mensch ge handelt haben: Doktor Csallovary aber hat sich als ein gesühlsroher und gewissenloser Patron erwiesen. Wahrscheinlich ist er noch Schlimmeres, denn datz dein Vater ohne Hinterlassung eines Testaments gestorben sein soll, kann ich niemals glauben!" Mit tief niedergeschlagener Miene satz Szarolta vor der eifernden Freundin. Jetzt entgegnete sie: „Es mag ja alles so sein, wie du sagst, aber was kann ich dagegen tun? Ich bin minderjährig, habe keine Rechte und kein Geld, selbst mein bißchen Schmuck hat man mir weggenommen, und «in Prozetz kostet viel — lehr viel, das habe ich oft gehört. Mein Vor mund wird keinen für mich führen, ich kann es nicht." lOI.75 ^q.2)ic42o 95L0 9SÄ lOI.- l0Z.5t tvz.- Margita, ich danke dir herzlich", sagte sie, „aber an- nehmen will ich das Geld lieber nicht. An Kleidern und Wäsche habe ich noch lange genug und —" „Unsinn! Du kannst nicht ohne «inen Heller in der Tasche existieren: man weitz nie, was sich ereignet und wie man in Verlegenheit kommen kann. Ver wahre das Geld — schnell, oder ich werde böse! — Und nun mach' dich fertig, ich begleite dich ins Geschäft." Jähes Rot schotz in Szaroltas Wangen. „Das willst du tun?" rief sie beglückt. „Na, ich werde dich doch nicht allein gehen lasten, das sähe zu schlecht aus. gerade als ob du keine Freunde hättest! — Bei Mama kannst du dich nicht verabschieden, sie ist nicht ganz wohl und bleibt länger zu Bett. Uebrigens kommst du ja auch jeden Sonntag zu uns." — Di« Freundinnen hatten das Damenkonfektions geschäft von Szigeth L Baczo am Neuen Markt in weniger als einer halben Stunde erreicht. Ehe sie eintraten blieben sie einen Augenblick an einem der sieben großen Schaufenster — es war ein Eckhaus — stehen, in denen nicht nur fertige Kleidungsstücke, sondern auch eine ganze Farbenskala in Samt-, Sei- den- und sonstigen Stoffen zur Schau gestellt waren. „Komm, je länger wir zögern, um so härter wird cs", sagte Margita. Szarolta nickte. Sie mutzte die äutzersten An- strengungen machen, um die Tränen zurückzudämmen, die sich ihr mit Gewalt in die Augen drängen woll ten. Ihr war elend zumute. Man betrat den Laden. Er war sehr grotz, sehr elegant, und mindestens ein Dutzend Verkäuferinnen und Verkäufer, all« dunkel gekleidet und modisch frisiert, standen un beschäftigt umher. Einer der Ladendiener kam auf die Freundin zu und erkundigte sich zuvorkommend nach ihren „Befehlen". „Wir möchten Frau Szigeth oder einen der Chefs sprechen: Fräulein Varos soll heute ihre Lehre an treten", entgegnete Margita, auf ihre Begleiterin weisend. Dieser Bescheid wirkte sehr ernüchternd auf den jungen Manu. Verwunderung und Aerger lösten die Dienstbeflissenheit in seinen Mienen ab. Er hatte in -en Damen vielversprechende Kundinnen gewittert — und nun entpuppte sich die «ine als das neue Lehr mädchen, die andere als besten Begleiterin. „Die Herren sind augenblicklich nicht anwesend, Frau Szigeth vor elf Uhr nicht zu sprechen: Sie können mit der ersten Verkäuferin reden, wenn Sie etwas zu sagen haben", entgegnete der junge Mann stark von oben herab, wendete sich und lietz die Mäd chen stehen. Margita vermochte ein belustigtes Lächeln über diese Verwandlung nicht zu unterdrücken, empfand cs aber doch peinlich, als die Minuten sich aneinander reihten uns die erste Verkäuferin noch immer nicht kam, denn sie und Szarolta waren der Zielpunkt aller Blicke. Endlich, es hatte gewiß zehn Minuten ge dauert, trat ein älteres Mädchen in sehr elegantem schwarzen Anzug an sie heran und fragte mit einem Blick auf Szarolta: „Das neue Lehrmädchen, die Varos?" Margita nickte, beifügend: „Ich hätte gern Frau Szigeth gesprochen, hörte aber —" „Die Prinzipalin hat die Varos bei der Vor stellung gesehen, das genügt: überhaupt bekümmert sie sich sehr wenig ums Geschäft. Die Lehrmädchen stehen unter mir. — Sind Sic eine Verwandte von der Szarolta — so heißt du doch?" wendete sich die Verkäuferin gegen das junge Mädchen. Ja, Fräulein", preßte es nüchtern heraus. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) „Ich habe unter den Juristen ein paar gute Be kannte. Zuerst rede ich mit ihnen, dann mit deinem Vormund!" erklärte Margita. „O nein, laß den aus dem Spiel, ich bitte dich, lieb«, liebe Margita! Wolltest du mit Herrn Iuharcz reden, so würde es dir nur Widerwärtigkeiten «in- tragen: er ist ein sehr ungebildeter, ein grober und — wenigstens glaube ich es — gewalttätiger Mensch!" rief das junge Mädchen, schaudernd in der Erinne rung an ihre wenigen Begegnungen mit dem Vor mund. Auf Margita Kissavla machte das nicht den leisesten Eindruck. „Ich werde fertig mit ihm, dar über brauchst du dir keine Sorg« zu machen!" sagte sie lachend. Was Szarolta auch noch einwenden mochte gegen diesen Plan, es blieb ohne jeden Einfluß auf die Entschließungen der Kandidatin, und schließlich sagte sie: „Tu, was du willst, ab«r du wirst sehen, daß ich recht habe, daß du nichts ausrichtest, nur Unannehm lichkeiten hast meinetwegen." Und leichter zumute war ihr auch nicht im Hin- blick auf die neuen Wirrnisse und Aufregungen, die ihr drohten. Drittes Kapitel. Es war der Montagmorgen, an dem Szarolta Varos für die nächsten drei Jahre in das Haus des Kaufmanns Szigeth. des älteren ver heirateten Chefs der Firma Szigeth <L Baczo, über siedeln sollte. Es war ein Morgen, so lachend und lenzesduftig, wie nur der Mai ihn bringen kann, kommt ihn ein mal die Laune an, sich als echter Wonnemonat zu er weisen. Wie empfänglich sie sonst für jeden Natur zauber war, heute sah sie weder den flimmernden Goldglanz, der Nähe und Ferne umwob, noch fühlte sie den blütendurchdufteten Hauch, der über ihre schmerzende, zuckende Stirn hinfächelte. Für sie mar alles — alles in trostloses Düster gehüllt, und weit unglücklicher noch als am Tage ihres Einzugs in das Kisfaloaskbe Dachstübchen, satz sic jetzt an dem kleinen Fenster, glanzlosen Blickes auf die wiedergepackten Koffer und sonstigen Gepäckstücke niederschauend, von denen ihr nur ein Teil in ihr neues Heim folgen sollte. Noch etwa eine Stunde, dann war sie Lehrmädchen und mutzte alle Arbeiten eines solchen verrichten, mutzte den Befehlen des Personals gehorchen, sich aus zanken und Herumstotzen lasten von Leuten, die an Bildung und auch wohl an Wissen tief unter ihr standen, mußte alle Demütigungen schweigend hin nehmen. Anast. Widerstreben und Entrüstung, die Früchte dieser Vorstellungen, erschütterten ihre Seele mächti ger denn je zuvor, und wäre Margita jetzt mit der Frage vor sie hingetrcten: Soll ich Doktor Csallovary das Mester auf die Brust setzen, sie würde „ja!" ge antwortet haben. — Er verdiente es nicht bester, er, der sie hineingestoßen in dieses Elend. Margita kam aber nicht, um ihr eine solche Frage vorzulegen, und im Gefühl ihrer gänzlichen Hilflosig keit brach Szarolta. geschwächt und überreizt durch eine in Jammer und Seelenpein hingebrachte Nacht, in krampfhaftes Schluchzen aus. „O Papa! Papa! Wenn du wüßtest, wie es deiner armen Szarola geht, wie man sie behandelt und quält! — O Papa, ich möchte sterben, möchte zu dir!" stöhnte sie, den Kopf auf die über der Stuhl lehne gekreuzten Hände legend. Während sie dalag, halb verzweifelnd, war es ihr plötzlich, als träte jemand an ihre Seite und flüstere eine liebe, wohlbekannte, wenn auch schon lange nicht mehr gehörte Stimme dicht an ihrem Ohr: „Sei sr M/Mr/VM