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Sächsische Volkszeitung : 08.08.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193108089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310808
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-08
- Tag 1931-08-08
-
Monat
1931-08
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.08.1931
- Autor
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Nolizen Eine zeitgemäße Erinnerung. Dr. Bruno Menth schreibt in der „A. P": „Der Kroch von 1873, der mit den gegenwärtigen Vorgängen nuffoltende Aehulichkeit hat, schloß gewissermaßen die Gründerzeit ab. Durch die Literatur aller Länder geht noch heute, nach etwa 80 Jah ren, immer wieder die Erinnerung an das Meer von Elend, das dieser Krach über die Welt gebracht hat. Wie diesmal die Anregung zu den Börsenerschütterungen von den Wiener Bank gleiten ausging, so kam auch 1873, wie bereits erwähnt, der verderbenbringende Strahl aus Oesterreich. Die Welt hatte süns beispiellose Gründer- und Hochkunjunkturjahre hinter sich. Wien war damals der Mittelpunkt einer leichtsinnigen und verant wortungslosen Grohspekulation. Der Krach begann bei der Franko-Ungarischen Bank in Pest. Er setzte am 5. Mai 1873 ein und brachte in seinem Verlaufe ein furchtbares Erwachen. Das Messer ging nicht mehr bloß den Börsenmaklern und der- gleiclren Banken an die Kehle, sondern den ersten Instituten, insbesondere jenen ineinander verfilzten Bankanstalten. Die Papiere gerieten in eine abwärtsgleitende Wertbcwegung, welche auch der schwarzsichtigste Pessimist für geradezu unmöglich ge halten hätte. Die österreichische Zeitschrift „Der Aktionär" be ziffert allein die Kurscinbutzen des Wiener Aktienbankkapitals in der Zeit vom April bis Ende Oktober 1873 auf mehr als 1,2 Milliarden Mark. Für fene Zeit eine ungeheuerliche Summe. Die Verluste, die Europa in diesem Krack) erlitten hat. sind kaum zu schätzen. Europa hat sage und schreibe 20 Jahre gebraucht, um einigermassen wieder den Status vor dem Krach zu er reichen" Gesunde Lektlon. Die Absage, die Reichsfinanzminister Dietrich dem schwei zerischen Bundesrat Schulthes auf dessen Vorstellungen gegen die 190-Mark-Gebühr erteilt hat, hat in der Schweiz starke Miß stimmung hervorgerusen. So schreibt u. a. der schweizerische Nationalrat Meult in der Neuen Züricher Zeitung, daß diese Verordnung direkt als unfreundlicher Akt und als grobe Ner- lehmig bestehender staatsrechtlicher Abmachungen beicachtet werde. — Interessant sind die Statistiken, die aus Graubünden über den Rückgang des Fremdenverkehrs vorliegen. In der Woche vom 19. bis 25. Juli sind 35 000 Logiernächte !n Grau bünden weniger gezählt worden gegenüber dem Vorjahre. Ins gesamt hat das Jahr 1931 einen Rückgang des Verkehrs von 253 000 Logiernächten allein im Kanton Graubünden gebracht. An dieser Zahl sind die deutschen Reisenden mit mindestens 159 000 Logiernächten beteiligt. Einen starken Rückgang an Ein nahmen haben die schmeizerisck>en Bundesbahnen aufzuwcisen. Angesichts der außerordentlich unfreundlick-en Haltung, die Schweizer Wirtschaftskreise — insbesondere die Banken — während der Krisenlage in Deutschland gegenüber ihren deut schen Schuldnern eingenommen haben, halten mir diese fühl baren Nachteile, die die Schweiz durch die deutsche Ausreise- Gebühr erfaßt, für eine sehr gute Lektion. Neuorientierung -er Ores-ner Wohlfahrtspflege Dieser Tage wird in Dresden die Neuorientierung der städtischen Wohlfahrtspflege durchgesichrt sein. Damit reiht sich Dresden in die Großstädte ein, die aus Gründen der Verwal tungsersparnis, vor allem aber im Interesse der Betreuten selbst, von der Familie als der zu betreuenden Einheit ausgchen. Die Stadt wird in 20 Kreisstellen eingeleilt. in denen u. a. die Familicnfürsorgcrinnen die allgemeine Wirtschastssürsorge und auch die Jugendfürsorge ausüben. Ihnen zur Seite stehen in einigen Krcisslellen männlich« sozialgeschulte Kräfte, denen vorwiegend die Fürsorge der alleinstehende» männlichen Wohl- fahrtserwcrbslosen obliegen wird. Als Sondcrfürsorge wird künftig zunächst nur noch die Schulpflegc, Gefährdeten- und Tubcrkulosenfürsorge fortbcstehen. Wie bisher bleibt di« Be treuung der Kriegsbeschädigten und KriegerhintcrDliebonen durch das Ortsamt für Kricgerfürsorge und der hilfsbedürftigen Kran- kcnhauspatienten durch die soziale Krankenhausfürsorge. Während sich also auf dem Gebiet d«r allgemeinen Fürsorge eine Bercinheitlichung anbahnt, sollen in der städtischen Gesundheits fürsorge neben den bereits tätigen chirurgischen und inneren Spezialärzten auch solche der Kinderheilkunde nebenamtlich an gestellt werden. Ihnen wird die Behandlung der bisher einem praktischen Arzt überwiesenen Kinder obliegen. Immer melllo dl« Zahnpaste LHIorodont be nutzen. Noch nie hat sie im» rnttSuschtl wir hatten Immer weihe Zähne und »inen «»genehmen Delchnrack lm Munde, umsomehr, da wir schon länger« Zeit da» LHIorodont-Mundwasser benutzen. Auch benuhl di« ganz« Familie nur Lhlorodonl-Zahnbürsten", gez. T. Thudoba, Fr.... Man verlange nur dl« echte Thlorodont-Zahnpasl«, Tube bl Pf. u. SO Pf., u. welle feden Ersatz dafür zurück. „Seht, wie sie einander lieben.. Welche Wertschätzung die Oppositionsparteien für einander haben Das einträchtige Zusammengehen von Dcutschnationalen, Nationalsozialisten, Landvolk, Deutsche Bolkspartei und Kom munisten reizt zu dem Hinweis aus die massiven Liebens würdigkeiten, die sich diese Gruppen bei anderen Gelegenheiten zu sagen pflegen. Wir haben bereits kürzlich einige solcher Aeußerungen zitiert, hauptsächlich solck)« der Kommunisten über die Rechtsopposition und umgekehrt. Heute wollen wir diese Zitate ergänze» durch einig« Werturteile, die die Parteien der Nechtsoppofition übereinander gefällt l>abcn. Deutschnationale über Nationalsozialisten. „Hitlers Anhänger haben sich einen Gassenton und Manie ren angewöhnt, di« den kommunistischen Radaumachern in Keiner Weise nachstehen. Der Nationalsozialismus ist genau solch ein Un sinn wie Sozialismus und Kommunismu s Nur mit dem Unterschied, daß der Natio nalsozialismus mit seinen „nationalen" Schlagworten mehr Un heil anrichtet, als die sich offen zum Internationalismus Be kennenden. Der Nationalsozialismus ist genau so unduldsam, terroristisch und boshaft wie der Marxismus; der National sozialismus ist ebenso wenig durchführbar wie der Kommunis mus. Und wie die Oberbonzen roter Genossen nach der Futter krippe stürzen und drängen, so drängt auch bei den Hitlerleuten alles nach einem Pöstchen." Aus der Broschüre „Nationalsozialistische Arbeiterpartei" lDeutschnationale Schristenvertriebsstell«, Berlin, 1928, S. 1-t und 15). „Die Leute der „Nationalen Volkszeitung" scheuen sich nicht, den ekelerregenden Nagern gleich, in das Sterbezimmer «inzudringen und dort ihren Kot abznlagern. st) Wir stellen fest, daß die widerivärtigste Gesinnung, die größte moralisch« Verwerflichkeit und der nur irgendwie zu erreichende Tiefstand der politischen Meinung zum Wagnis einer solck-en Veröffent lichung gehören. Leute, die nur beim Geruch der Kanalabwässer journalistische Arbeit leisten können, müssen der allgemei- nen Aechtung anheim fallen. Eine solck)« Akro- batik der Unbildung wird nur als Schild vorgchalten, damit hinter ihm die persönliche Verworfenheit ihre Selb st befleck ung treiben kann." Der deutschnationale „Hofer Anzeiger" über das NSDAP.- Blatt „Nationale Volkszeitung" in Hof, zitiert nach „Koburgcr VolkSblatt" Nr. 239 vom 12. 10 1929. „Wer das Auftreten der Hitlerianer mit kühler Ueber- legenheit prüft, der muß sich mit einem bedauerlichen Achse! zucken von dieser angeblick-en „Partei der Zukunft" abivenden. Kampf gegen alles, und besonders gegen die. die sich zuerst ihren Reihen einverleiben wollen, ist die Parole, der sie huldi gen. Mit Haß und Geiser, mit Spott und Verleumdung sollen sie über die Dentschnationalen her." D«r deutschnationale „Kompaß" jKoburg) vom 22. 9. 1929 schreibt das aus Grund der Koburger Ersahrungen. Nationalsozialisten üb«r Deutschnationale. Göbbels „Angriss" sNr. 108 vom 2. 12. 1930) lehnte die einseitige Auswertung der für die Nationalsozialisten günstigen Wahlen in Bremen und Bielefeld durch die bürgerliche deutsch nationale Presse, die diesen Erfolg als Stärkung der bürger lichen Rechten betrachtete, mit folgenden für ihn charakteristischen Worten ab: „Wir verbitten es uns ein für allemal, mit dem stin kenden Nüst Haufen verwesender bürgerlicher Klassenparteien in einem Atem genannt zu werden. Wir sind keine Klassenpartei, weder eine bürgerliche noch ein« proletarische, sondern wir find die werdende Volksgemeinschaft. Und das ist das Geheimnis unseres Erfolges; denn das Volk ist die van Interessenten ewig geschürte innere Zerrissenheit endlich statt. . ." „In unserer Aufklärung über die wirkliche Lage der Dinge sollte niemals unterlassen iverden, mit aller Deutlichkeit darauf hinzuweisen, daß gerade die Dn. Vp. dem Marxismus auf das allerwirksamste in die Hand gearbeitet hat, und es heute noch tut." Graf Neventlow In „Diktatur" lPgrih) Nr. -18 vom No vember 1929. „Die Lösung jeder auch noch so losen Verbindung mit dieser Partei der Schamlosigkeit wurde daher ebenso ein« For derung des menschlichen Anstandsempsindens, wie der politischen Sauberkeit." „Schleswig-Holsteinische Tageszeitung" Nr. 82 vom 5. I. 1930 in einem Artikel „Antwort an die dentschnationalen Verräter". „Hugenbcrgs letztes Auftreten im Reichstag war der jai» mervolle Schlußakt einer Tragikomödie von mißver« stände nein Führer tum. der ihn selbst wohl Kops und Kragen, seiner sslartei aber bestimmt die Hälfte ihres Bestand«« kosten wird. Wir bedauern das nicht; wir haben seit je in der Dn. Vp. ein überflüssiges und damit schädliches Gebilde gesehen, und mußten deshalb auch ihr gegenüber in Zeilen gemeinsamer Durchfechtung eines gemeinsamen Teilzieles den Abstand wahren, der uns notivendig erschien, um bestellenden wcltansck)aulich«n Gegensätzen Ausdruck zu geben. . . ." Dr. Goebb«ls im „Angriss" Nr. 28 vom 6. -1. 1930. „Der ganze Kampf der Deutschnationalen im Volks« begehren war Verrat, Mache. Stimmenfang. Seien wir ehr. lich heut und sagen mir es frei heraus: Wehe, wenn diese Deutschnationalen an die Macht gekommen wären! Weh« einem Staat, in dem dieser ohnmächtige Nußknacker Hugenberg etwas zu sagen gehabt hätte. Die ganze Mittel mäßigkeit dieser Bürokratennatur enthüllt sich in diesen Tagen. Die Politik Eeldtes und Hilgenbergs ist bürgerlicher Marxismus und nichts anderes." * „Schleswig-Holsteinische Tageszeitung" Nr. 81 vom 8. 4. 1930. Stahlhelm über NSDAP. „Ob die „Angriss"-Leser wohl glauben, man kann von den unreifen sozialistischen Phrasen des Dr. Goeb bels satt werden? Das einzige wirklich Große an der jaurnalistisck)«» Tätigkeit dieses Herrn ist die Arroganz seines Auftretens." „Der S-ahlhelm" Nr. 29 vom 20. 7. 1930. „Wir lehnen deshalb eine nationale Verbrämung des So» zialismus ab Wir verbitten es uns, Lenin als Vorbild vor gesetzt zu bekommen. Wir haben die berechtigte Befürchtung, daß aus den Lehren der Berliner Führer der 'Nationalsozialisten der Bolschewismus ges boren wird, aber nicht die Volksgcmeinsck-ast." Stahlhelmlandessührer a. D. von Stefani auf einer Ber liner Stahlhelmtagung Ostern 1930. Zitiert nach „Vorwärts'* Nr. 192 vom 25. 4 1930. „Die Nationalsozialisten betreiben «ine gewaltige sozia listische Prormganda. Das ist, gelinde gesagt. Betrug. Dey „Stahlhelm" lehnt den Sozialismus in jed«r Form ab." Erklärung des Sozialreserenten Dr. Vorwerk des Landes verbandes Groß-Berlin des Stahlhelm 16. 9. 1929. NSDAP, über Stahlhelm. „Die bürgerlich« Welt und ihre Prälorianergarde. der „Stahlhelm", ist drauf und dran, die letzten Perlen vor die Säue zu werfen, d. h. ihren ganzen reaktionären Plunder an Ansichten, Erwägungen, „We!tc-Sicht"-Politik. Staats« „Erneuerung" usiv. vor der breiten politischen Oefsentttckcheit abzuladen. Es scheint so als wollte das Bürgertum in der Alt« tcrausrüstung des „Reichsausschusses" den letzten heroischen „Kamps" gegen seine Widersacher führen, um sich dann — un bewußt — aus das Sterbebett der Geschichte zu legen, lind nirgends sieht man die politische Impotenz und Hirnlosi - ieit des Bürgertums so deutlich wie beim „Stahlhelm", der ene Hausknecht eince reaktionären, zum Untergang überr ^cn Fronde der Hnaenl>crg, Claß. Bang. Hohenzollcrnprinzcn und Schwert nduslriellen." - Gregor Straßer in seiner „Berliner Arbeiterzeitung" n» Oktober 1929. „Jede Entschließung der Stahlhelmleitung ist eine Spät geburt v a r a u s g c g a u g e n c n Kuhhandels — Ein« zielbewusste Führung ist nicht da! — Scldtes näßere Umgebung in Magdeburg war der valksixirieilich, Iuristenklub der auncr- dcm außerordentlich stark freimaurcriick gebunden m-r Auch sonst sehen wir Freimaurer als Führer. So ' B um nur einiae zu nennen, der General von Mallow. der - i !,-er in Halle, Hauptmann Gnade und >er Lande-n e l'er in Sachsen, Professor Pache. . Daß ü'ei H o h>e n zollern- Prinzen Slahlhelmer sind, ist an sich nichts besonderes. -- Was tut man aber? Alan stellt sie hinaus als e'was bedeuten des. Merkwürdig ist nur. daß diese Bon-en erst Kamen als die wilden nachrevolutionüren Z"ilen vorbei paaren'" „Nationale Volkszeitung" vom 2 5 1930 Nr 102 lOkos). „Ta Herr Stesani (Führer des berliner Stahlhelm D R.) sein« stark ramponierte Würde i» Gestalt eines Führcr-ieinens spazieren führt, so sagen wir es rnG gerade heraus, weshalb Das Tagebuch Don Sg«. Das Tagebuch als Mode-Erscheinung ist au«zestorben. Das Tagebuch als persönlichster Ausdruck eines Menschen ist nach wie vor vorhanden. Das Tagebuch ist ein« besondere Form des Sich-aus-drückens. Wie in der Dichtung ist leine Voraussetzung «in inneres Erleb nis. Ebenso wie der Dichter unabhängig davon schreibt, ob das, was er gerade gestaltet, nun interessant oder uninteressant ge funden wird (das weiß er gar nicht), sondern gestaltet, weil er muß, well er in einer inneren Unruhe lebt, solange er das, was ihn bewLgt, nicht niedergeschrieben hat. so hat es auch zu allen Zeiten Menschen gegeben, die ihr Tagebuch geschrieben haben, nicht um Ordentliches oder Unordentliches auuuschreiben oder iüien Tag minutiös zu meßen wie er abläuft, sondern um den Menschen in sich sprechen zu lasten, sowohl >u den privatesten al, auch zu allen andern Dingen, Vorkommnissen und Angelegen heiten de» Lebens, di« plötzlich in den Kreis unsere, Erlebens irrten. Wie ein Dichter manchmal falsche Gewichte nehmen, seinen Handlungen falsche Motive anlchminken kann oder die Ereig nisse nach seinem Wunschbilde redigiert, so werden auch im Tage buch alle möglichen menschlichen Irrungen zutage treten — aber sie belästigen hier niemand. Die Dichtungen werde» gedruckt oder wünschen es zu wer den. Das Tagebuch ist für die Außenwelt nicht vorhanden. Es Ist weder etwas Romantisches noch etwas Sentimentales, son dern ein persönliches Bedürfnis. Der Sinn des Tagebuchs ist nicht der Gebrauchswert, nicht di« Nützlichkeit, sondern ein Aus sprechen nur mit sich selbst. Dadurch kann das Tagebuch mit unter zur ergreifendsten Dichtung werden. In der heute überhasteten Zelt, in der die Menschen immer weniger Zelt finden in sich selbst hineinzuhorchen, selbst von sich aus Stellung zu nehmen zu den Problemen der Zeit, wo selbst Dichter sich gezwungen glauben. Kompromisse schließen zu müssen und mit den Wölfen zu heulen, in einer solchen Zeit kann es kein Privatleben geben. Der Dichter soll und darf kein Einsiedler sein. Zumal heute nicht. Er muß Kämpfer und Führer sein. Er muß auch im Leben mit der Tat leinen Mann Kellen und Gesinnung zeiaen. Das aber bedingt gerade eine Zurückhaltung i» ictncm privaren Leben. Die laute Reklametrommel widerspricht seinem Wesen Der Dichter sieht die Zusammenhänge seiner Zeit. Er er kennt die Fäden, die zu den Verwicklungen im Leben führen Er formt in seiner Werkstatt aus dem reichen, bunten Material vcs Levens vie tvepchte, die in seiner Seele nach Ausdrua drängen. Es gibt aber Ereignisse, Gedanken, Beobachtungen, die ei ganz privat empfindet. Wie der Maler in seinem Skizzenbuch plötzliche Einfälle und Begegnui zen sesihält, die er nicht aue dem Grunde einer unbedingten Verwertung aufzeichnet, sondern weil es ihm Bedürfnis ist, so können auch die Auszeichnungen eines Tagebuches ein Bedürfnis darstcllen. Ohne jeden äußeren Zweck. Der Schreiber spricht sich aus. Ganz privat sich gegen über. Tagebücher in diesem Sinne setzen mitunter eine Zeitlang aus, berichten einmal über einen Tag mehr als sonst über Mo nate. Ein derartiges Tagebuch kann im Umfange anwachscn, ohne daß man sich als Schreiber ie um feine Existenz kümmert und etwa über frühere Tage nachznlesen braucht. Hie und da ergibt sich wohl einmal ein Anlaß, daß man nach etwas Bestimm ten darin blättert. Aber dann kann es wieder lange dauer», bis man einen Blick hineinwirft. Ein Tagebuch kann ein Freund sein. Besonders wenn man allein feinen Weg geht. Es wird zum Ankläger und zum Ber- teidiger, zum Mitstreiter und zum Ratgeber. So kann das Tagebuch zum Bestandteil eines Menschen ge bären. Daun offenbart es sich — zumal es nicht für die Oessent- lichkeit geschrieben ist — in vielen Fällen als ein klarer Spiegel in dem der ganze Mensch in all seinen Widersprüchen und Veran lagungen wahr und echt sichtbar wird. Weil er sich hier schildert wie er war, wurde und ist. z«m Zusammenbruch ver llltraphon Dieser Tage wurde bekannt, daß einer der großen deutschen Schallplattenkonzerne „Die deutsche Ultrapbon A.-G." in finan zielle Schwierigkeiten geraten ist und die Zahlungen ein gestellt hat. Der Grund des Zusammenbruches ist noch nicht ganz klar zu erkennen. Neben der expansiven Geschäftspolitik des w«n«raldirektor» wird vor allen Dinaen der Umstand, dak di« llltraphon in einer Zelt g -rundet murre in der r-äs oeultche Plattengescküjt schon srnr! r.cttänsig wer, mil enuckeidend sein für den Zusammenbrnch. Tie llltraphon hatte nicht die Möglich keit wie die anderen großen Sch stlplattenkvnzerne, in der Zeit der Hochkonjunltur di- nöligen Finanzreserven zu ichasjen, di« in der jetzige.! Krise den nöligen Rückhalt gegeben hätten Der Zusammenbruch der li'traphon ist insosern außerordent lich zu bedauern, als er eine Keselschafi betiofsen hat. die, wi< wir wiederholt beriüttelen in ihrem Vrodnkt:. --pro'ramm licht nur Wirjchaslspolitik, sondern auch Kulturpolitik zu be- Neil»,. >nu)i., r- ....e i. . . riotte bringt der Zusammenbruch der lliirapIm zweiseltos Schaden. Inwieweit von dem Zni.immenbcnn) auch die Tochiergssett» schast der llltraphon, die ..Zioia» Zm,-im"-Gesettschast bettoisen wird, stehl noch nicht sest. Wir fürchten allerdings, daß durch dieses Fallijs-ment selbst bei einer neuen F'nanzicrnng. die Ideen, die man mit der »iniia» d:»a,-»-Prodn!t-.on verwirk lichen wollte, einen herben Rückschlag erleide». Zum 59. Geburtstag von Ernst Bergmann. Vr >f. D». Ernst Bergmann, der Leipziger Philosoph, wird am Freitag (7. 8.) 50 Jahre. Bergmann hat besonders ans dem Gebiete der deulichen Bildnngsaesckirkte eine ganze Reihe mm anregen den Bücher» verössentlichl die in die Problemweli des 18. und 19. Jahrhunderts neeie Wege geössnet haben. In Leipzig und Berlin Kat er Germanistik und Philosophie studiert und mit einer Schrift über die Begründung der deutschen Aeltbetik eine viel beachtete Studie zur l^-ütesiesck'-.cklc des Auttlärnngszeit- alters gegeben Auch die Kunstphilosophie des !8. Jahr hunderts hat er dargestellt. Am bekanntesten wurden leine Bücher über die Grundla-gen der deutschen Bildung, über die klassisch-deutsche Bildungswelt über den Geist des 19. Jahr hunderts. Eine Geschichte der deutschen Philosophie bat Berg mann mit der Mystik zu schreiben begonnen. Sein Buch über Fichte 1915 erüoicncn licat heute in 2. Auslage vor. Seine Einführung in die Philoso'l'ie 19'5 veröffentlicht, erschließt in «Niel Bänden die NN» Me""-nhl«me Das 9. Orgelkonzert ti» Lingnerschtoß, veranstaltet vom Neichsverbanü Teutscher Ion Künstler und Mnsiklehrer. findet Sonntag, den !>. August, nachmittags 3 llhr, statt. W;ed«v» hottliig bei 'Noä)frage 4 15 Uhr. Orgel- und Gesangssoli. El» tritt gegen Programm zu 30 Pf.
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