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Nummer 17V Sächsische Volkszeitung 2». Juli INI Keine Aussicht aus Abrüstung Nach -er französischen Denkschrift (Non unserem Vertreter) ». »en«, Tnde Jul«. In sene« vierzehn Punkten de» Prästdenten Wilson, di« bei den Friedensverhandlungen später restlos verleugnet wurden, obwohl Deutschland sich auf ihrer Grundlage zur Einstellung der Feindseligkeiten bereit erklärt hatte, heißt es u. a.: „Austausch angemessener Bürgfchasten dafür, daß die Rüstungen der Völker aus da» niedrigst« mit der inneren Sicherheit zu vereinbarend« Matz herabgesetzt werden . . Und die Einleitung zum Teil V de» Versailler Diktate, beginnt: „Um di« Einleitung einer all gemeinen Rüstungsbeschränkung aller Nationen zu ermöglichen, verpflichtet sich Deutschland . . Inzwischen war -war der Artikel S de» gleichen Versailler Vertrages, werter bekannt unter dem Namen de» Artikel, S des Völkerbundpaktes, entstanden und hier hatte man den Begriff der „inneren Sicherheit" erweitert zum verhängnisvollen Wort von der „nationalen Sicherheit". Aber nach wie vor besteht die Präambel des Teile» V des Versailler Vertrages, die ganz ein deutig und klar die Abrüstung der unterlegenen Mächte als „Einleitung einer allgemeinen Rüstungsbeschränkung aller Nati onen" definiert. Niemand scheint bisher daran gezweifelt zu '»oben: Um so überraschender mutzte es wirken, als in diesen nalen Sicherheit und mit der MSgltchte'r vereinvar ist, di« Ausführung der internationalen Verpflichtungen durch ein ge meinsames Vorgehen zu erzwingen". Was heitzt „nationale Sicherheit"? Frankreich sagt selbst in seiner Denkschrift, datz sie von der geographischen Lag« eines Landes, von der Be schaffenheit seiner Grenzen usw. abhäng». Demnach wäre Deutschland der Staat in Europa, dessen „nationale Sicherheit" am kleinsten und am meisten bedroht ist: denn es gibt außer Deutschland kein Land in Europa, das so leicht von allen Sei ten her zugänglich wäre. Wäre der Artikel 8 des Völkerbund paktes die alleinige Grundlage der Abrüstung, so wie es nach französischer Auffassung für alle anderen Länder ist, so müßte Deutschland bei der künftigen RUstungsregelung das größte europäische Heer erhalten, oder alle anderen Staaten in Europa müßten ihre Armeen unter 100 080 Mann herabsetzen. Aber Frankreich erklärt ausdrücklich, daß es nicht daran denke — denn die Beobachtung der Bestimmungen b.»s Teiles V des Versailler Vertrages durch Deutschland und die anderen ent waffneten Staaten soll, so sagt Paris, nur die Vorbedingung, nicht aber der Maßstab sllr die allgemeine Rüstungsherabsehung sein. Für Deutschland. Oestervrich, Ungarn und Bulgarien soll nicht der Artikel 8 des Völkerbundpaktes, sondern nnrder Frie- densvertrag gelten, auch wenn alle anderen Völkerbundsstaaten längst nicht im gleichen Maße abrüsten, wie sie. Zweierlei Recht für di« Mitglieder des gleichen Völkerbundes, die doch, wie der Nölkerbundpakt ausdrücklich betont, einander gleich sein sollen. Das ist der Siyn der französischen These. Diese These ist zwar schon einmal während der letzten Tagung der Abrüstungskom mission in Genf von Massig« vertreten worden aber es erschien unmöglich, sie mit der Präambel zum Teil V des Versailler Ver trags, dem wichtigsten Argument aller Abrllstungssreundr, dem Schuldschein der nicht abgerüsteten Länder gegenüber den Abge- rüsteten, zu begrüßen. Dieses unmöglich scheinende Kunststück haben die Franzosen fertiggebracht. Diese doppelte Ungerechtigkeit, einmal gegenüber dem klare« Wortlaut der Präambel zum Teil V, darüber hinaus aber auch gegen das Grunprinztp des Völkerbundes, di« Gleichheit seine« Mitglieder, ist der Gipfel im bisherigen Kampf Frankreich« gegen die Abrüstung, und eine schwer« Belastung für die kom- mrnde Weiterabrüstungskonferenz: denn wenn diese Denkschrift Frankreichs letztes Wort sein sollte, so stehen die Aussichten für di« Konferenz schlechter als selbst die ärgsten Pessimisten an nehmen konnten, und es muß fast gewiß erscheinen, daß sie schei tert. Frankreich hat durch diese Denkschrift schon seht und recht- zeitig dafür gesorgt, datz jeder, der sehen kann, erkennt, wer in Wahrheit verantwortlich zu machen wäre, wenn in der Tat di« Abrüstungskonferenz nicht zum guten Erfolg geführt werdeg könnt». Tagen di« französisch« Regierung, die bisher nie gern an di« Einleitung zum Teil V des Versailler Vertrages erinnert wurde, imn in einer ebenso knappen wie präzisen Denkschrift an den Völkerbund darlegte, wie st« di« Präambel zu Teil V des Vertrages von Versailles auslegt. Dies« Einleitung soll nicht etwa besagen, daß der deutschen Abrüstung auch dir Abrüstung der anderen Nationen im gleichen Umfang zu folgen habe, son dern datz di« Abrüstung Deutschlands und der anderen besiegten Länder zunächst einmal di« Grundlage für jede weitere Rüstungs beschränkung der anderen sei. Diese anderen Staaten hätten sich ihrerseits bei ihrer Rüstungsherabsehung nicht etwa danach zu richten, wie welt di« besiegten Länder abgerüstet seien. Für alle anderen Länder nutzer für Deutschland und sein« früheren Bundesgenossen soll vielmehr der Artikel 8 des Völkerbundpaktes allein gelten, und sie sollen auch nur dann irgendwelche Rüstungs beschränkungen vornehmen, wenn die vier Länder, die folglich unter Ausnahmerecht stehen, auf all« Fälle durch di« Versailler Bestimmungen gebunden bleiben. Sonst „verlier« der Artikel 8 des Völkerbundpaktes Sinn und Bedeutung." Das ist in kurzen Worten der französische Standpunkt zur Abrüstunqsfrage, — selbstverständlich spricht das Memoran dum noch von vielen anderen Dingen, von der mangelnden Sicherheit, von der Notwendigkeit eines allgemeinen Garantie paktes, dem selbst di« Neutralen beitreten müßten, von der Unentbehrlichkeit möglichst zahlreicher Beitritt« zur General akte swelche höchst einseitig und ungerechtfertigt dem System zweiseitiger Schiedsverträg« vorgezogen wird), — aber alle dies« französischen Urteil« und Meinungen sind schon so be- rannt, daß es nicht zu verwundern brauchte, sie auch in dieser Denkschrift wiederzutreffen. Sie sind uns schon früher in den Reden eines Paul-Boncour, eines Massig« und, wenn auch ge schickter umschrieben und vorsichtiger formuliert, eines Arland in Genf begegnet. Neu dagegen und überraschend ist di« fran zösische Auslegung d«r Einleitung zum Teil V des Versailler Diktates in dieser Form, der man mit der Bezeichnung „reak tionär" fast noch schmeichelt. Denn mit dieser Auslegung macht sich di« französische Politik einer derartigen Verfälschung des elementarsten Grundgedankens de» Völkerbundes schuldig, daß dagegen alle bisherigen Versuche französische, Politik in dieser Nichtiung bedeutungslos werden. Um die Reiserwkveror-nung Weitere Erleichterungen Der Reichsminister der Finanzen hat iin Anschluß an die Vefreiungsvorschriften des 8 3 der Durchführungsbestimmungen vom 21. Juli 1031 folgende weitere Erleichterungen getroffen: Die Ausreisegebühr von 100 Reichsmark wird nicht er hoben: 1. Für den Grenzübertrltt nach Danzig zum Zwecke des Besuches der Danziger Festspiele (Zoppoter Waldoper). Ein Besreiungsvermerk der Paßbehörde ist in diesen Fällen nicht er forderlich. Es genügt, wenn an der Grenzübergangsstelle der Paßnachschaubehörde als Zweck des Grenzübertrittes der Besuch der Festspiele angegeben wird: 2. für Mitglieder solcher Vereine, deren ausgesproche ner Zweck die Pflege des Wandersportes in einem deutschen Grenzgebirge oder in einem Gebirge ist, das sich in einem an Deutschland angrenzenden Lande befindet, sür den Grenzüber tritt in das jeweils benachbarte Land. Als Vereine, die die Pflege des Wandersportes in diesem Sinne zum Zwecke haben, gelten: 1. der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein: 2. der Deutsche Alpenverein E. V., Berlin; 8. der Verein der Naturfreunde; 4. der Schweizerische Alpenklub; 8. der Erzgebirgsverein: 8. der Rtesengebirgsoerein; 7. der Beskidenoereln; 8. der Karpathenverein. Ein Befrelungsvermerk der Paßbehörde ist auch hier nicht erforderlich. Es genügt beim Grenzübertritt di« Vorzeigung der Mitgliedskarte des betreffenden Vereins. DI« Befreiung erstrecht sich auch aus Ehefrau und Kinder. Sonderschisf von Sch and an nach Großpriesen fahren zu lassen. Dieses Schiss kann also mit Grenzausweisen in bisheriger Weise (sür 50 Pf.s oder mit Paß benutzt werden. Das Schiss fährt täglich 6.30 Uhr abDresden nach HerrnskretsäM. Tetschen, Großpriesen und zurück. Der Reiseverkehr in das Ausland ist in den letzten Tagen allenthalben erheblich zurückgegangcn, doch ist der starke Rückgang des Verkehrs nicht allein aus die 100 Mark- Verordnung, sondern auch zu einem erheblichen Teil aus die gedrückte Wirtschaftslage zurückzuführen Es muß jedoch be achtet werden, daß die Nachfrage nach innerdeutschen Sommer frischen und Kurorten erheblich zugenommen hat. Jedenfalls teilen die Reisebüros übereinstimmend mit, daß die Nachfrage nach entsprechenden Prospekten ausfallend stark sei. Auch von der Reichsbahn wird sestgestellt, daß der innerdeutsch« Ferien verkehr durchaus normal ist. Der Auslandsreiseverkchr aus dem Dresd ner Hauptbahnhof ist stark z u r ü ck ge g a n g e n. Er beträgt höchstens noch ein Zehntel des normalen Verkehrs. Bis her sind die Einnahmen der Paßstelle der Dresdner Polizei aus der neuen Gebühr gering. Der Dresdner V e r ke h r s ve r e i n teilt mit, daß seit einigen Tagen die sonst üblichen Anfragen aus dem ganzen Reich wegen des Besuchs von Dresden und Umgebung fast ganz aus geblieben sind. Bei den Dresdner Reisebüros herrscht dagegen lebhafte Nachfrage nach Sommerfrisä)«» in der Sächsischen Schweiz und in der Lausitz, so daß teilweise die Prospekte schon ausgcgangen sind. Schwäclier ist die Nachfrage nach weiter entlegenen Orten. Für die sonst vernachlässigten sächsischen Sommerfrischen Hal also die vielgeschmühte Ausreisegebühr doch ihr Gutes! Oie Lausitzer Verkehrsvereine zur Grenzsperre Nach den Darlegungen der französischen Denkschrift zur Abriistungsfrage sollen nämlich die Bölkerbundsmitglieder in zwei Klassen zerfallen, — in jene vier Staaten, die 1018 unter lagen und die sämtlich — Deutschland, Oesterreich, Ungar» und Bulgarien — dem Völkerbund später belgetreten sind, und in alle anderen, für di« ausschließlich der Artikel 8 des Genfer Paktes gelten soll. Der Artikel 8 stellt f«st, daß di« „Aufrecht erhaltung des Friedens ein« Herabsetzung der nationalen Rüstungen auf da, Mindestmaß erfordert, daß mit der natio Die Milderungen der Reisenotoerordnung durch die Säch sische Regierung ermöglichen es, der Sächsisch-Böhmi schen D a m p f schi f fa h r t s - A. - G., ihre Fahrten von Sachsen nach Böhmen wie bisher durch z »führen und diejenigen Personen mitzunehmen, die den Dampfer nur zeit weilig verlassen, am gleichen Tage nach Sachsen zurückkehren und genügende Ausweispapiere für den Grenzübertritt bei sich haben. Nach Auffassung der sächsischen Regierung kommt für diese Fälle eine Bezahlung der 100-Mark-Gebühr nicht in Frage. Die Gesellschaft hat sich daraufhin sofort entschlossen, täglich ein Ebersbach, 24. Juli. Am Dienstag hielt hier die Arbeits gemeinschaft Lausitzer Verkehrsvereine «ine Sitzung des envei- terten Vorstandes ab. in der besonders zur Einschränkung des Grenzverkehks durch die 100 Mark-Verordnung Stellung ge nommen wurde. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der es lunßt, die Grenzsperre sei ein Ausbruch der ungeheuren deutschen Not, die es in einer Zeit größter finanzieller Anspan nung nicht gestatte, durch ausgedehnt« Ferienreis«n die heimische Finanzkrast zu schwächen. Die Arbeitsgemeinschaft sei jedoch der Meinung, daß Maßnahmen getroffen werden müssen, die auch Besuch beim Vogel Vock Von Friedrich Schnack. Dem Skelett eines Vogelriesen, der vor langer Zeit mit seinesgleichen im Süden der Insel Madagaskar lebte, habe ich «Inen Besuch abgestattet. Wie ein alter, hoher Würdenträger — und er war es vielleicht auch einstmals in seinem weiten Vogelstaat — empfing mich der ,LK>g«l Federlos" in seinem Museum, einem Schlotzzimmer zu Tananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar. Ich hatte schon viel von ihm gehört, und so war ich denn sehr begierig, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. In machtvoll würdiger Haltung baute sich das Gebein vor mir auf: die Knochensäulen der Beine, das saurierhafte Rück grat, der gewölbte Brustkorb, geräumig wie ein kleines Boots gerippe, die Knochenwirbclkette des langen Straußenhalscs, der meterhoch über mir, dem Menschcnzwerg, schwebende Kopf, dem die Schöpfung vermutlich nicht zu viel Gehirn mitgegeben hatte, als sein Träger noch auf Erden wandelte . . . Starr blickte der Entfleischte, eine Knochengestalt der Friihzeit, sern- bin in sein sagenhaftes Vogeljenseits, darin als lieser Gott der Geist LinnLs oder Darwins thronen mochte. Dieser kunstvoll durch Draht, Schrauben und Bänder zu- sommcngehaltene Riese konnte auf eine Körperhöhe von Uber vier Meter herabblicken. Sein langer Hals hatte ihm sicherlich erlaubt, die höchsten Bambustriebe zu schmausen und den Schnabel in die Fruchtrispen hoher Bananenstauden zu schlagen. Seine Oberschenkel hatten eine goliathhaste Dick« und Plump heit. Ihr neunundzwanzig Zentimeter meßender Umfang Uber- traf an Stärk« di« eines Ochsen um zehn Zentimeter, wie mir der malaiisch braune Museumsdiener versicherte, der als ein« Art Kammerherr mit diesem starren Ungdtiim auf vertrautem Futze stand. E« lag mir fern, solche Feststellung zu bezweifeln, so sehr bestürzt« und «»kannte mich der Anblick dieses Kolosses von Nkadaaaskar. Langsam abschäkend kletterte mein Aua« an diesem Nogelbau empor, und meine Vorstellung entzündete sich an der Vision uferlos hingcdehnter Savannen mit vom Wind gebürstetem Silbergras, die dieser Ober- und Fabelvogel auf seinen langen Stelzenbeinen, vielleicht mit der Geschwindigkeit eines Eilzuges, durchrast-hatte. Da kein Europäer iHv. lebendig gesehen hat, wird meine Schnelligkeitsvermutung füglich un bestritten bleiben. Ganz gewiß hätte das Ungeheuer, das sich durch eine ihm zu Füßen stehende Visitenkarte als äep>orni, msximu, vorstellte, was soviel hietz wie Riese unter Nogel rielen. mit einem einzigen Schlag seiner gewaltigen Klaue den Schädel eines Löwen zertrümmern können, wäre nur jemals die reißende Großkahc in Madagaskar vorgekommen. Da auch andere Groß-Raubtiere auf dieser alten und geheimnisvollen Insel nicht heimisch waren, hatte der Uebcrvogel nnr einen einzigen, allerdings ganz furchtbaren Feind, den Menschen, den braunen Wilden. Seinen Pfeilen und Lanzen siel er denn auch zum Opfer. Er ist ausgestorben, vernichtet, wahrscheinlich nicht lange vor dem Beginn der ersten naturwissenschaftlichen Forschnngs- und Tastversuche. Es ist also eigentlich noch gar nicht so lange her, daß sich der letzte dieser Riescnvögel ver blutend In den Sand legte, mögen auch im Süden der Insel unter den Eingeborenen noch Gerüchte von dem v«'.borgcnen Fortleben des Nogels in Busch und Röhricht herumgcistern. Kein wahres Wort daran. Die Welt ist kleiner geworden, seit dem solche Ungetüme ans ihr verschwunden sind — wo auch. In welchen Gegenden und Winkeln, wäre setzt noch Raum für sie? Urwelthauch umwitterte den beinernen Rest einer ab geschiedenen Wrlt, eine erstorbene Lust, non der nichts mehr 'N erhoffen war. Wie wunderlich wirkte da auf mich das Ver mächtnis des toten Nogels, dessen Fleisch sich verflüchtigt hatte als wäre es mit den Federn und den Kielen der flugunsähigen Flügel davongrflogen und weggeweht in den roten Staub der Madagaskarwüste. Nor seinem Tode hatte er — und wenn er es nicht war. so tat es ein anderer vor seinem Tod — noch ein Ei gelegt. Das stand nun da zwischen den großen Klanen in einem Eisengeftell wie in einem geschmiedeten Eierbecher, ein elfenbetngelbes Ricsending. Neben ihm mochte sich das Et eines Straußen aus Südafrika wie ein Gänseei ausnebmen. Man stelle sich nur vor: die Längsachse des Aepqornis-Eis ivar vier unddreißig Zentimeter groß. Als es noch frisch war. enthielt es an die neun Liter Eiweiß und Dotter, das sechsfache eines afrikanischen Straußeneis, und das hundertsechzigfache eines Hühnereis. Aus einem solchen Eigantenei war mein gewalti ger Laufvogel vor langer Zeit entstanden und ausgekrochen — und so, mit Ei und Gerippe, hatte er die Formen seines An fangs und seines Endes hinterlassen. - Aber nicht nur das ä. und das 0, das Ei und da» Knochengehäuse — er bat auch etwas andere« binterlasscn was Ihn wahrhaft unsterblich machte: ein wunderbares Märchen, die Fabel vom Vogel Rock. Damit lebt er auf magischer Erd«, in geistiger Luft. In Wirklichkeit mar er ja nur ein Laufvogel und trotz seiner Mächtigkeit nicht groß genug für die indischen Seeleute zwischen dem Festland und den Eewürzinseln und für vie arabischen Dichter im Schatten der Moscheetürme. In ihren Märchen ist er ein Flngvogel und so ungeheuer stark, das, er einen Elesanten durch jA Wolken und den Aelher entsiihren konnte. Die wcißbärtigeu Erzähler ans den Schifssplanken und in den Basaren haben ihn g.'schen, wie er mit Schwingen, di« die Sonne verdunkelten, über das Meer hinslog zu seinem fernen Nest. Er Halle es auf einem sab.'lhaften Baum mitten im Indischen Ozean gebaut. Niemand hatte den Sck-atten dieses großen Baumes auf den Kreuz- und Qnerfahrten erspäht. Aber wie man hörte, sollte eine Dunkelheit darunter auf dem Korallensockel und der Brandung liegen, wie die Dämmerung eines Regenhimmels. Zuweilen trieb eine Frucht dieses Meer baumes an die Küste an, wo die Märchendichtcr wohnten: es war die riesige Nuß der Seychcllenpalme. Und als ich dies bedachte, schien es mir, als blinkten hinter dem Vogelgcrippe blaue Lüfte, indisches Meerlicht und Glanz, darin er vor tausend Jahren gelebt hatte. Wie ich aber näher hinschaute, sah ich nur ein einfältiges ilvandgemälde, auf dem ein straußrnähnlich.'r, schwarzer Riesenvogel mit wehenden Pleu- reusen vor «inem ultramarinfarbenen Himmel von einer Rott« Eingeborener, beivasfnet mit Vogen und Speeren, durch ei« üppig grünes Dickicht gejagt wurde. Ich konnte ihm nicht bet- heben . ..